Der Zug wandte sich dem Vicus Armilustri zu, jener uralten Straße, die seit der Zeit der Könige der Weg dieser Prozession war. Sie führte auf relativ direktem Wege vom Platz der Literatio hinab in das Tal, in dem majestätisch der Circus Maximus lag. Heute durfte die sonst eher traurige Gasse in vollem Glanz erstrahlen, als zuerst die Weihrauchträger voranschritten, dicht gefolgt von den Tibicines, deren Flöten im Wechsel mit den folgenden Hornisten spielten und mal eine träumerische, dann spannungsgeladene Atmosphäre entwickelten.
Nun folgten die Opfertiere, deren Schmuck im Wind des jungen Tages wehte, während die Tiere selbst gleichmütig einen Huf vor den anderen setzten und den Opferdienern keine Probleme bereiteten, sie in Schach zu halten. Von ebensolcher Ruhe waren die beiden Flamines, die heute wieder einmal auf die Anwesenheit ihres Collega, des Flamen Dialis verzichten mussten. Wie üblich strahlte Genucius Cipus die männliche Potenz des Mars aus, während Curiatius Fistus, der neue Flamen Quirinalis wesentlich rundlicher war - was vermutlich auch dahingehend passend wirkte, da Quirinus ja die friedliche Form des kraftstrotzenden Mars war. Die würdevolle Miene beider wurde nur einen Augenblick unterbrochen, als sie ausscheren mussten, um dem weichen Fladen aus dem After des Stieres auszuweichen (offenbar hatte man ihn derart stark beruhigt, dass auch seine Verdauungsmuskulatur sich entspannt hatte).
Den beiden Hauptdarstellern folgten die Pontifices, jeweils geleitet von einem Calator und dann schließlich die Salii, gehüllt in archaische Rüstungen, bewaffnet mit dem Ancilium und seinen Kopien, sowie uralten Lanzen. Während dem Marsch vollführten sie ihre Tänze und mochten dabei auf den einen oder anderen Unwissenden leicht befremdlich wirken.
Erst jetzt marschierten die, die eigentlich der Anlass jener Feierlichkeit waren: Traditionell in abwechselnder Reihenfolge hatten diesmal die Cohortes Urbanae die Ehre, den Zug anzuführen. Ihnen folgten die Praetorianer und erst dann jene Einheit, die bereits seit der Königszeit das Rückgrat der römischen Armee bildete: Stellvertretend für die etwa dreißig Legionen durfte die Abordnung der Legio I Traiana Pia Fidelis voranschreiten und damit eine Tradition fortführen, die viele Jahre, während keine einzige Legion in Italia stationiert gewesen war, unterbrochen worden war. Erst danach waren die Seeleute der Classis an der Reihe (die als überwiegend nichtrömische Einheit jedoch niemals die Ehre der vorderen Plätze genossen hatte). Dennoch fanden sie große Bewunderung bei den Passanten, die voller Begeisterung "ihren Jungs" zujubelten - kannte man in Rom doch nur wenige Seeleute oder traf sie auch nur in den Straßen.
Den Abschluss der "offiziellen Prozession" bildeten weitere Angehörige des Cultus Deorum, darunter Ministri, Popae und Victimarii, aber auch Discipuli und Aeditui der Mars- und Quirinus-Tempel.
Das Volk schließlich tappte ihren kultischen Repräsentanten weitaus weniger würdevoll hinterher, viele fröhlich schwatzend oder sogar Kleinigkeiten essend, sodass die Masse der Menschen, die vom Aventin herunterkam, eher den Eindruck einer Menge auf dem Weg zu einem Volksfest als zu einem Staatsopfer machte.