Beiträge von Cultus Deorum

    Die Kalenden des Martius waren zweifelsohne ein Tag, an welchem kein stadtrömischer Einwohner dem Trubel der Feierlichkeiten entkommen konnte. Nicht nur, dass an diesem Tage das neue Jahr begann und die Sacerdotes Vestales ob dessen das Feuer im Tempel der Vesta neu entfachten, gleichwohl wurde Iuno Lucina von Ehemännern und Frauen mit den Matronalia gefeiert, da sie ihren Sohn Mars an diesem Tage das Leben geschenkt haben soll - so dass auch und insbesondere dessen Geburtstag zelebriert wurde.

    Da Männer an den heiligen Matronalia-Riten nicht beteiligt waren, nicht einmal darin eingeweiht werden durften, und auch der Tempel der Vesta nur einer kleinen Schar zugänglich war, wurden für die Öffentlichkeit an diesem Tage vorwiegend der dies natalis Mars Pater Victor und die Feierlichkeiten zum Neujahr begangen. Der Imperator Caesar Augustus Cornelius Palma hatte keinerlei Kosten und Mühen gescheut, das neue Jahr mit einem großen Fest im Zentrum der Stadt einzuläuten. Foren, Straßen und Gassen waren geschmückt mit bunten Fahnen und Girlanden, die Altäre der Götter und Indigitamenta, welche viele Ecken und heilige Plätze säumten, waren übersät mit den Blüten der ersten Frühlingsblumen, und überall spielten Musikanten auf, gaben Straßentheater kleine Stücke zum besten oder vollführten Akteure die waghalsigsten Kunststücke. Selbstredend suchten auch die Garküchen ihren Vorteil an diesem Feste zu erlangen, so dass es bereits am Morgen schon nach unterschiedlichen Leckereien und Naschereien, deftigen und süßen Speisen, exotischen Getränken und warmem Gewürzwein duftete.

    Ein Höhepunkt des Tages stellte das Opfer an Mars Pater dar, welches im größten und schönsten Mars-Tempel Roms, dem Tempel des Mars Ultor am Forum Augustum, wurde begangen. Der von einem Säulenumgang gesäumte Platz vor dem Tempelgebäude war bereits angefüllt mit Menschen aus allen Ständen, denn obgleich das Opfer an sich nur eines von vielen öffentlichen Opfern des Jahres war, so galt es doch als besonders glückbringend im Anschluss an den Ritus ein Stück Fleisch aus einem der Tiere zu ergattern, dessen vitalia dem Mars Pater waren geopfert worden. Zudem war kein geringerer als Cornelius Palma persönlich der Opferherr und die Möglichkeit einen Blick auf den Augustus zu ergattern, tat ihr übriges, um das Forum bereits zeitig zu füllen.

    Während im Hintergrund des Tempels die letzten Opfervorbereitungen vonstattengingen, der Flamen Martialis in seinem vollen Amtsornat am Opferstein dem Beginn des Opfers harrte, hatten sich am Fuße des aedes bereits die beiden salischen Bünde versammelt. Gerüstet in archaisch Kriegstracht, die heiligen ancilia und Lanzen mit sich führend waren die Salii palatini von ihrer Curia auf dem Palatin, die Salii collini von der Curia auf dem Quirinalis durch die Straßen Roms gezogen, hatten an einigen Plätzen ihre Tänze aufgeführt, welche sie auch nun vor dem Tempel noch einmal darboten.

    M'.F.G.

    Obwohl Lanatus sich nur sehr bedingt mit der augurischen Disziplin auskannte, beobachtete auch er angestrengt das Templum, das der Verginier in den Himmel gezeichnet hatte. Tatsächlich erschien ein Vogel und stieg auf - was aber an sich noch nichts zu bedeuten hatte, denn je nachdem, um welchen Vogel es sich handelte und wo genau er aus der Pespektive des Auguren auftrat, konnte dies auch ein negatives Zeichen darstellen.


    Nach kurzer Zeit nahm der Augur aber die Hand von der Glatze des Kaisers und gab sein Ergebnis bekannt. Die Verkündigung war dann wieder Sache des Rex Sacrorum selbst:


    "Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Pontificem Maximum. Eminentissimum ac reverendissimum dominum, Dominum Imperatorem Caesarem Appium Cornelium Palmam Augustum, Filium Appii Cornelii Lentuli!*", erklärte er mit lauter Stimme und die Anwesenden begannen zu jubeln. Auch der Menenier war ein wenig entlastet, dass alles gut gegangen war und drehte sich zu dem Cornelier. "Alles Gute, Pontifex Maximus! Der Cultus wird viel von deiner Aufmerksamkeit benötigen!"


    Gemeinsam traten sie zu den anwesenden Priestern und der Kaiser hatte endlich Zeit, jeden von ihnen persönlich zu begrüßen.


    Sim-Off:

    * "Ich verkündige euch große Freude: Wir haben einen Pontifex Maximus! Den herausragendsten und hochwürdigsten Herrn Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus, Sohn des Appius Cornelius Lentulus."




    Tatsächlich hatte der Rex Sacrorum keine Hintergedanken, sondern war schlichtweg höflich. Da der Kaiser es aber hinter sich bringen wollte, nickte er knapp und führte ihn an den Ort, an welchem der Legende nach schon seit einem halben Jahrtausend die obersten Priester des römischen Volkes inauguriert wurden.


    Die Herolde riefen zur Ruhe und Verginius Esquilinus, der inzwischen außerordentlich greise Magister Augurum trat hervor. Auch wenn er normalerweise kaum mehr selbst seinen Dienst verrichtete, hatte er es sich nicht nehmen lassen, den Mann selbst zu inaugurieren, der dem verhassten Salinator ein Ende bereitet hatte.


    "Im Namen des Senates und der Bürgerschaft der Quiriten erkläre ich hiermit auf Geheiß des Collegium Pontificum, dass der Quirite Appius Cornelius Palma Augustus berufen werden möge zum Pontifex Maximus der Urbs Roma, aufdass er Aufsicht führe über den Cultus Deorum, zum Pater der Virgines Vestales werde und den Göttern diene." sprach Menenius Lanatus und sah zu Verginius, der mit zwei unsicheren Schritten nach vorn trat.


    Mit dunkler Stimme begann Esquilinus mit dem Gebet, das ebenso uralt war wie der Ort, an dem es gesprochen werden musste. Dann hob er leicht zitternd die Hände, in der Linken den Augurenstab, die Rechte auf die Glatze des neuen Imperators (eine Parallele zum letzten Pontifex Maximus, wie manch ein Zuschauer leicht amüsiert feststellen mochte).



    Sim-Off:

    Namen ersetzt.

    DM

    "Sehr gut!" erwiderte der Menenier mit einem strahlenden Lächeln. "Was ich gestern ganz vergessen hatte: Vielleicht möchtest Du zuerst deine Collegae kennen lernen? Oder bringen wir erst die Zeremonie hinter uns?"


    Mit weitaus mehr Hoffnung als beim letzten Mal hatte das Collegium Pontificium sich auch heute vor der Curia Calabra auf dem Capitolium versammelt, um die Inauguratio des neuen Pontifex Maximus vorzunehmen. Neben ihnen waren aber auch Vertreter aller Priesterschaften erschienen, um den höchsten Priester Roms in ihrer Mitte zu begrüßen. Allen voran wartete Menenius Lanatus, der Rex Sacrorum.




    Nach den Vestalinnen waren die Pontifices an der Reihe. Auch hier ging die Befragung schnell, denn viele Plätze waren ja unbesetzt. Deshalb erklärte Menenius Lanatus: "Ich stelle fest, dass die Cooptatio des Pontifex Maximus eindeutig ist. Der Zustimmung der Sterblichen ist klar, nun brauchen wir die der Götter. Aus diesem Grund setze ich eine Inauguratio vor den Comitia Calata für den morgigen Tag an."


    Damit war auch schon alles Wesentliche der Sitzung beschlossen. "Augustus, ich danke Dir für Dein Kommen. Das Collegium erwartet Dich morgen auf dem Capitolium, um die Inauguratio vorzunehmen!"


    Im Anschluss wurden noch ein paar Fragen bezüglich der anstehenden Feiertage besprochen, dann erklärte der Rex Sacrorum die Sitzung für beendet. Am nächsten Tag würde man sich aber wiedersehen...




    Wie stets begrüßte Menenius Lanatus jede einzelne Vestalin persönlich und auch bei dem neuen Herrn des Imperiums hielt er es nicht anders. Kaum wurde ihm angekündigt, dass der Augustus das Forum betreten hatte, erwartete er ihn an der Porta der Regia, sprach ein paar Begrüßungsworte und geleitete ihn dann in den Sitzungsraum. Kurz darauf begann die Sitzung mit den üblichen Opfern und Formalien, ehe Palma aufgerufen wurde und seine Kandidatur bekannt gab.
    "Es freut uns, Deine Kandidatur entgegennehmen zu dürfen, Augustus!" erwiderte der Rex Sacrorum. Er wählte bewusst diesen Titel, der dem Cornelier erst vor kurzem verliehen worden war - immerhin war dies ein Prädikat, das seine Nähe zu den Göttern anzeigte.


    Dann sah er in die Runde. "Ihr alle wisst, welch schwere Zeiten hinter uns liegen und wie dringend der Cultus Deorum einer Renovatio bedarf, die nur durch einen tatkräftigen Pontifex Maximus geschehen kann. Umso mehr freut mich diese Kandidatur, denn wie wir alle wissen, hat der Augustus bereits angekündigt, das Haus der Res Publica neu zu erbauen. Und ich bin guten Mutes, dass dort auch für ein Lararium oder gar einen kleinen Haustempel Platz sein wird." Er blickte verschmitzt zum Kaiser hinüber.


    Dann kam der zentrale Akt: "Hat irgendjemand von einer weiteren Kandidatur gehört?" Diesen Part kürzte er wie üblich stark ab. Nach einem kurzen Schweigen fuhr er deshalb gleich fort: "Dann kommen wir zur Abstimmung. Möge jeder seine Sententia abgeben!"


    Zuerst war traditionsgemäß der Flamen Dialis an der Reihe. Dann gaben der Flamen Quirinalis Curiatius Fistus und der trotz seines Alters noch immer recht virile Flamen Martialis sein Statement ab. Anschließend waren Vestalinnen an der Reihe. Auch hier wurde nach dem Ehrenrang abgestuft gefragt: Zuerst die Virgo Vestalis Maxima, dann bis hinab zur Discipula: "Decima, stimmst Du der Wahl zu?"




    M Menenius Lanatus Rex Sacrorum
    Imp Caes A Cornelio Palmae Aug s.p.d.


    Gemäß der Mores Maiorum hat das Collegium Pontificum die Absicht, Dir als erstem Mann des Staates das Amt des Pontifex Maximus anzutragen. Wir bitten Dich deshalb, zur nächsten Sitzung des Collegium zu erscheinen, um Deine Kandidatur selbst bekanntzugeben.


    Mögen die Unsterblichen dich stets mit Wohlwollen betrachten.


    M Menenius Lanatus

    Nachdem das Collegium in den Wirren des Bürgerkriegs seit längerer Zeit nicht mehr zusammengetreten war, hatte man sich wenige Tage nach dem Einzug Palmas erneut versammelt - oder zumindest den traurigen Rest, der verblieben war. Von den Günstlingen Salinators hatte es keiner mehr gewagt, der Einladung von Menenius Lanatus, dem Rex Sacrorum, zu folgen. Damit waren die Verbliebenen aber eigentlich sehr zufrieden, denn unter der Knute des Hosidius Pannonicus als Pontifex pro Magistro hatte regelrechtes Chaos in den Religionsdingen geherrscht. Es konnte also nur besser werden - und gerade der Name Cornelius bürgte ja für Sittenstrenge und Wahrung der Traditionen.


    Diesen Cornelier erwartete man also nun, um ihm die Möglichkeit zu geben, auch sein religiöses Programm vorzutragen und dann die Wahl wohl direkt anzunehmen.


    Der Tempel des Mercurius und der Rosmerta liegt auf einer Anhöhe bei Fontanetum, einem kleinen Gehöft vor den Toren der Stadt an der Straße nach Bingium. Es gehört zu den beliebtesten Heiligtümern der Region, zumal Mercur bei den Gallier und Germanen vielfach als wichtigster Gott gilt und damit besondere Verehrung genießt. Rosmerta dagegen wird hauptsächlich in Germania Superior und Gallia Belgica verehrt.


    Zentrum des Tempelbezirks ist ein Umgangstempel mit einem überdachten Gang für rituelle Prozessionen, der die Cella komplett umrundet. Dort stehen die fast lebensgroßen bronzenen Götterstatuen der Götter: Mercur thront ähnlich wie auf römischen Bildnisse Iuppiter auf einem Sessel, gehüllt in einen Hüftmantel und ausgestattet mit dem Heroldsstab in der Linken und dem Geldbeutel in der Rechten. Zu seinen Füßen stehen ein Hahn und ein Ziegenbock. Rosmerta sitzt neben ihm und hält eine Patera und ein Füllhorn, aus dem der Reichtum des Landes ströhmt. Gemeinsam werden sie so von allen angerufen, die irgendwelche Künste und Handwerke ausüben, die sich auf Reisen begeben oder schlicht als Händler oder Arbeiter ihren Lebensunterhalt verdienen.


    Das eigentliche Tempelgebäude liegt auf dem höchsten Punkt der Anlage. Darum gibt es ein größeres ummauertes Areal, auf dem sich unter anderem zwei Brunnen und Gruben für die Entsorgung von Opfergaben befinden. Viele Besucher bringen den beiden Gottheiten nämlich neben Speiseopfern Votivgaben wie kleine Statuetten oder Heroldsstäbe, Gefäße wie Bronzekessel oder auch Fingerringe dar, die eine Weile im Tempelgebäude ausgestellt und irgendwann eingeschmolzen und vergraben werden. Schließlich fallen noch zahlreiche kleine Opferaltäre und Weihesteine auf, die ebenfalls zu Ehren der beiden gestiftet werden - nicht selten ex iussu, d. h. auf Befehl der Gottheit, die sich nach keltischer Vorstellung den Gläubigen gelegentlich auch selbst offenbart.


    Bildurheber: drhenkenstein
    Text: Marcus Petronius Crispus

    Marcus Veranius, der leitende Aedituus des Mars-Tempels und zugleich Hohepriesters der Aresaker, übernahm hier die Ausbildung des Discipulus Asius. Dieser hatte bereits einiges theoretisches Wissen erworben, besaß aber nicht genug, um den Pontifices ein Opfer auszurichten, bei dem er seine praktischen Kenntnisse hätte unter Beweis stellen können. So musste er nochmals in die Ausbildung, wo er sich zumeist recht gut schlug. Als er dann aber für das Amt des Magister Vici kandidierte, erschien er nicht mehr zur Ausbildung, sodass die Pontifices ihn schließlich offiziell entließen, ehe er seine Ausbildung komplett abgeschlossen hatte.


    MPC


    Der Tempel des Mars Leucetius und der Nemetona ist das Stammesheiligtum der Aresaker, der keltischen Bewohner der Civitas Mogontiacum. Da beide aber nicht nur in der Gegend, sondern auch bei den Vangionen rund um Borbetomagus und Treverern hohes Ansehen genießen, finden sich hier nicht nur lokale Stiftungen. Basierend auf einem uralten Kulthain der Nemetona, steht das Heiligtum allerdings etwa eine halbe Stunde vom Vicus Apollonensis entfernt an der Straße nach Alteium, unweit von einer herrschaftlichen Villa Rustica, die einst einem Consular gehörte.


    Wie üblich in dieser Region, ist auch dieser Tempel als Umgangstempel gestaltet, in dessen Cella die Götterstatuen stehen. Die beiden gelten hier als Paar, wobei Leucetius nicht nur Kriegs-, sondern auch Lichtgott ist, während Nemetona den Sieg symbolisiert und deshalb mit Victoria gleichgesetzt wird. Die Statuen selbst sind entsprechend römisch: Mars Loucetius bärtig mit Lanze und Schild, Nemetona gefügelt und mit einem Helm.


    Das Gelände ist leicht abschüssig und der zentrale Tempel wird von einem Hain umgeben - Nemetona sind nämlich Wälder heilig. Um ihn herum befinden sich mehrere rechteckige Wirtschaftsbauten, darunter ein Wohngebäude für einige Sklaven, die hier ständig Dienst tun. Außerdem stehen - wie üblich auf Tempelarealen - zahlreiche Weihesteine verteilt, darunter auch von angesehenen Männern wie Legionslegaten und Statthaltern, die dem Hauptgott ihrer Gastgeber stets Respekt zollen.


    Bildurheber: Lokilech
    Text: Marcus Petronius Crispus

    Es waren jetzt schon mehrere Tage, dass sein eigentlicher Schüler nicht mehr aufgetaucht war. Veranius hatte noch eine Weile gewartet. Vielleicht war der Mann ja krank geworden und hatte nur vergessen, Nachricht zu schicken? Oder hatte einen kranken Verwandten besucht, der etwas außerhalb wohnte?
    Als allerdings die Zeit doch so voranschritt, und sein Schüler Asius nach wie vor nicht wieder auftauchte und auch auf Nachfrage in der Stadt ihn niemand auch nur gesehen hatte, war die Hoffnung wohl dahin, dass Veranius bald einen Ersatzmann für sich selbst gefunden haben würde. Offenbar war Asius abgereist, oder aber es war ihm etwas zugestoßen. In jedem Fall schien er unauffindbar. Was allerdings auch hieß, dass er von der Zahlungsliste des Tempels gestrichen werden musste.


    Marcus Veranius setzte dazu ein kleines Schreiben auf, um es dem Pontifex der Stadt dann auch zukommen zu lassen.


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    ET IN NOMINE CIVES MOGONTIACI


    ENTLASSE ICH
    Asius
    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VII KAL MAI DCCCLXIII A.U.C. (25.4.2013/110 n.Chr.)



    AUS DEM DIENSTE DES PROVINZKOLLEGIUMS ALS
    Discipulus - Mogontiacum


    Marcus Veranius
    Aedituus Templi Martis


    Damit sollte allen Formen genüge getan sein. Veranius seufzte leicht, gab den Brief einem Tempeldiener und fegte dann weiter seinen Tempel.

    Der CD kauft große Mengen Landwein (Kanne) zum STANDARDPREIS (das überteuerte Zeug könnt ihr behalten).
    Ebenfalls nehmen wir gern in regelmäßigen Abständen Gebäck und Weihrauch zu den Standardpreisen

    Der Kaiser war offensichtlich nicht amüsiert. Duilius Verus zuckte einmal ganz leicht unter der frage zusammen und bemühte sich um möglichst diplomatische Wortwahl.
    “Ein entfernter Verwandter, mein Kaiser. Ich erwähnte sein Gesuch nur der Vollständigkeit halber, da ich nicht ohne deinen weisen Schiedsspruch eine Entscheidung treffen wollte. Soll ich demnach deine Ablehnung des Gesuches mitteilen?“ Vielleicht hätte der Duilier das auch gleich selber machen sollen und sich nicht der vagen Hoffnung hingeben, dass Salinator erkennen würde, auf welch niedrigem Posten man den Patrizier hatte zappeln lassen.

    “Dann kommen wir zum nächsten Anliegen...“ setzte Duilius Verius die nunmehr schon geraume Zeit andauernde Sitzung des Collegium Pontificum möglichst zügig fort. Heute war einer der wenigen Termine, bei welchen auch das Staatsoberhaupt sich die Ehre gab, anwesend zu sein und als Oberster unter den Ihren somit seine Meinung zum ein oder anderen die Kulte betreffenden Themen auch direkt diktieren konnte. Nur so langsam glaubte der Duilier, dass die Geduld seines bislang größten Gönners sich bei all diesen Themen so langsam aber sicher dem Ende neigen könnte, was das Ansprechen des nächsten Anliegens nicht unbedingt einfacher machte.
    Etwas zögerlich sah Duilius Verius zu Imperator Vescularius auf, nur um gleich seinen Blick wieder auf das ihm vorliegende Schriftstück zu heften. Er konnte schlecht einschätzen, wie der Kaiser reagieren würde. Überhaupt war er nicht sicher, ob Salinator sich bewusst war, dass er, Duilius, einen Tiberier überhaupt zum Dienst an den Göttern aufgenommen hatte, wenngleich auch nur als einfacher Aedituus. Mit etwas Glück sah Salinator, welch niedrige Stellung das für einen Patrizier sein musste. Allerdings war damit nicht unbedingt zu rechnen.
    Bevor die Pause allzu groß zu werden drohte, sah sich der Pontifex dann aber doch gezwungen, das Thema anzusprechen, und hoffte einfach auf das beste. “Tiberius Lepidus, der nun seit geraumer Zeit als einfacher Aedituus im Capitolinum arbeitet. Er bitten um Kooptation in das Collegium Pontificum als Pontifex minor. Weitere Referenzen außer einem Verweis auf seine Arbeit liegen dem Bittgesuch nicht bei.“
    Ein wenig nervös räusperte Duilius sich am Ende seiner doch recht knapp gehaltenen Ansprache und wartete auf Kommentare des Pontifex Maximus, oder Rückfragen. Denn wenn er schon hier war, oblag ihm natürlich auch die Meinungsfindung des Collegiums. Keiner der anwesenden Männer hatte den Schneid, ihm wirklich zu widersprechen.

    Der Tag der Tiberinalia war gekommen, gleichsam schloss dieser Tag die Festlichkeiten der Faunalia ab. Der Tiber ist ein bedeutender Teil Roms und untrennbar mit dem Schicksal der Stadt verbunden, wenn nicht sogar der Tiber selbst die Geschicke der Stadt zu lenken pflegte. Nicht zuletzt trieben auf ihm Romulus und Remus in einem Korb und wurden nach einiger Zeit sicher an Land gespült, weshalb auch Romulus persönlich für die Einführung des Kultes für den Flussgott Tiberinus in Rom gesorgt hatte.


    Das fließende Wasser des Tibers bestimmt das Schicksal der Stadt, weshalb es umso wichtiger war den Gott Tiberinus zu ehren und ihn stets zu besänftigen, denn der Zorn des Tiberinus konnte sich durch einen gefährlichen und ungestümen Strom äußern, der alles mit sich fortriss, so dass es in der Vergangenheit auch hin und wieder dazu kam, dass eine Brücke einfach hinweggefegt wurde und erst nach einer Vielzahl von Ritualen wieder aufgebaut werden konnte. Furchteinflößend und mächtig mit seinen Hörnern, die aus dem Schildkranz hervorragten, würde der göttliche und bläuliche gefärbte Wassergreis stets darauf achten, dass ihm die Römer eine angemessene Ehrerbietung entgegenbrachten oder sie andernfalls mit seiner Flut strafen.


    An den Tiberinalia sammelten sich die römischen Bürger nun auf der Tiberinsel. Diejenige Insel, die erst entstanden sein soll, als das Volk den Etrusker-König Tarquinius Superbus aus der Stadt jagte. Das Volk soll die auf dem Marsfeld geplünderten Kornähren, die dem König gehörten, in den Tiber geworfen haben, welche dann den Grund für die Insel bildeten. Hier befand sich auch das Heiligtum des Tiberinus, welches an jenem Tage reich geschmückt war. Direkt an der Grenze zum Wasser, waren bereits einige Opfergaben vorbereitet, die insbesondere Wein und Blumen enthielten, denn den Fluss- und Quellgöttern opferte man beispielsweise edle Getränke nicht in irgendeiner Schale, sondern man goss den Wein direkt in das Wasser und übergab ihn damit der Gottheit. Auch ein Opfertier hatte man an das Flussufer geschafft. Ein Pontifex, der das Opfer an jenem Tage leiten würde, bereitete sich bereits innerlich auf die Opferung vor, während immer noch vereinzelt Bürger herantraten, um dem Ereignis beizuwohnen.


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