Beiträge von Charis

    Auch wenn die Einkaufstour mit Olin wesentlich streßfreier abblief, als mit dem Parther. Auch wenn Phraates sie dabei fast zum Wahnsinn getrieben hatte, so hatte diese jedoch eindeutig mehr Reize gehabt, dachte Charis bei sich.
    Zurückhaltend beobachtete sie den Sklaven beim Feilschen. Er hatte bei dem Händler einen einigermaßen akzeptablen Preis erzielt. Natürlich glaubte Charis, sie hätte es viel besser machen können. Von dem gesparten Geld hätten sie sich ganz locker ein Paar lukanische Würstchen kaufen können. Aber der Sklave hatte ja nicht um ihre Hilfe gebeten. Erst als es ans bezahlen ging, trat sie wieder auf den Plan und holte den Geldbeutel hervor.
    Leise seufzend folgte sie ihm auf den Heimweg. Anfänglich hatte sie gehofft, der Einkauf und somit auch der Aufenthalt in der Stadt würden etwas länger dauern. Doch daraus wurde wohl nichts, wenn esnach Olin ging.
    Als sie schon fast nicht mehr damit gerechnet hatte, brach Olin das Schweigen.
    "Noch nicht lange. Ich war sozusagen das Saturnaliengeschenk ihres Zukünftigen.", antwortete sie gleichmütig, als spräche sie über einen Gegenstand.
    "Du willst sie nicht enttäuschen, hm?", fragte sie schließlich nach einer Weile und kommentierte somit auch seinen Enthusiasmus. Sie sah dabei zu ihm hinüber, so daß sich ihre Blicke treffen mußten.

    Charis zuckte nur verständnislos mit den Schultern. Sie wollte eigentlich nur nett sein. Die Herrin hatte bisher nie etwas dagegen gehabt, wenn sich ihre Sklaven unterwegs eine Stärkung kauften. Aber auch auf ein beginnendes Gespräch, welches das Eis zwischen ihnen beiden hätte schmelzen lassen können, war der neue Sklave nicht sehr erpicht. Vielmehr schien er wie besessen davon, alle Bestandteile, die er für seine Kleidung brauchte, so schnell wie möglich zusammen zu tragen.
    Er hatte bereits einen weiteren Stand entdeckt, an dem er alles weitere finden konnte. Chris folgte ihm, damit sie ihn nicht verlor. Am Stand angekommen, blieb sie neben ihm stehen und wartete ab, was nun geschah.

    Sim-Off:

    Ganz ruhig, Brauner! Paßt schon! :D


    Nur ganz selten hatte sich Charis so wohl gefühlt, wie sie es in diesem Augenblick tat. Dieses ungewohnte Gefühl der Nähe und der Zuneigung zu einem anderen Menschen war nie so intensiv gewesen, wie es jetzt war. Sie war sich nicht sicher, ob das Liebe war, was sie empfand. Doch es war stärker, als alles was sie bisher gefühlt hatte. Längst hatte sie ihre Umgebung vergessen. Sie waren an einem anderen Ort, weit weg von der Realität. Sie waren ganz alleine, unter sich. Niemand störte sie.
    Charis, die niemals die Freiheit kennengelernt hatte, glaubte in diesem Moment, so müsse es sich anfühlen, wenn man frei war und niemandem verpflichtet war außer sich selbst. Sie wollte diesen Augenblick festhalten, damit er niemals mehr verging.
    Phraates kam noch etwas näher. Sie konnte seine Aufregung spüren, als er langsam ihre Hände berührte. Hätte er ihren Herzschlag hören können, so hätte er feststellen können, daß es ihr genauso ging. Sie überwand ihrerseits die letzte Distanz zwischen ihnen und schmiegte sich vorsichtig an seine Brust. Charis schloß ihre Augen und sagte nichts. Jedes Wort wäre überflüssig gewesen. Nur der Augenblick zählte. Wenn es für Sklaven so etwas wie Glück gab, dann war sie jetzt glücklich. Es hatte nicht viel dazu bedurft und es war mehr, als sie erwartet hatte.
    Sie hätte ewig so verharren können. Ganz nah bei ihm zu sein, seinen Herzschlag, seine Atemzüge zu hören und seine Wärme zu spüren. Das war das Leben! Sie war nicht nur ein Werkzeug, ein Gegenstand, der ihrer Herrin gehörte. Sie war ein menschliches Wesen und sie lebte.

    "Ja, ja,…natürlich…" stammelte der Händler. Erst als Olin auf einen roten Stoff zeigt, begann er wieder zu lächeln. Es war einer der teureren Stoffe, die er in seinem Angebot hatte. Schnell war er zur Stelle und suchte auch sogleich den passenden schwarzen Stoff heraus. Er schnitt den Stoff zurecht, nach den Angaben, die er von Olin bekam.
    Charis stand nur daneben und verfolgte alles mit. Der Stoff, den er ausgewählt hatte ein gute Qualität. Die Herrin würde zufrieden sein.
    "Darf es noch etwas sein? Einen schönen Stoff für die Dame?" fragte er Händler übertrieben freundlich und blickte von Olin zu Charis und wieder zurück. "Nein, ich glaube das war alles. Was macht das?" Der Händler wirkte etwas enttäuscht, hatte er doch mit einem noch besseren Geschäft gerechnet. "Fünfzig Sesterzen für die beiden Stoffe."
    Charis holte den Beutel hervor und bezahlte den Stoff, sah zu Olin und ging dann weiter.
    Nach einer Weile sah sie sich zu dem Sklaven um. "Du hast einen wirklich guten Stoff gewählt." Sie lächelte, zum ersten Mal seitdem sie unterwegs waren. "Hast du hunger?"

    In einer Schatulle aus Ebenholz verwahrte Celerina einen Teil ihres Geldes auf. Charis entnahm daraus einige Münzen und steckte sie in einen ledernen Beutel. Bevor sie zu Olin zurück ging, holte sie sie sich aus ihrer Kammer eine Palla und legte sie sich um.
    An der Tür wartete bereits der neue Sklave. "Komm, laß uns gehen!"
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    Es war mittlerweile schon später Nachmittag. Der Himmel war wolkenverhangen. Aber nichts deutete darauf hin, daß es bald regnen sollte. Charis blinzelte, als sie auf die Straße hinaustrat. Ihre Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die neuen Lichtverhältnisse Der neue Sklave folgte ihr.
    Die Makedonierin sah sich noch einmal zu ihm um und begann dann zielstrebig die Straße hinunter zu laufen. Inzwischen kannte sie sich recht gut in der Stadt aus. Fast täglich hatte sie Besorgungen zu machen und kannte sich daher auch gut auf dem Markt aus.
    "Laß uns zuerst nachdem Stoff schauen!“ meinte sie schließlich, nachdem sie den ganzen Weg über nichts gesprochen hatte. Sie führte ihn zu einem Stand, der verschiedene Stoffe in allen Farben führte. "Hier, kannst du dich umsehen." Kaum hatten sich die beiden dem Stand genähert, kam auch schon ein geschäftstüchtiger Händler herbei. "Werte Dame, kann ich dir helfen? Suchst du etwas Bestimmtes?" Charis sah zögernd auf. "Er hier sucht etwas Bestimmtes." Sie deutete auf Olin. Der Händler sah zu dem schwarzen Hünen und musterte ihn. Sein Lächeln schwand allmählich aus seinem Gesicht.

    Indem er seine Geschwindigkeit nicht drosselte, machte er sich nicht unbedingt zu Charis´ Freund. Sie begaben sich ins Haus und erreichten den Sklaventrakt. Die Tunika des Sklaven war viel zu kurz. Charis hatte es schon im Garten bemerkt, hatte sich aber nichts anmerken lassen. Doch nun hatte sie Gelegenheit, ihn darauf hinzuweisen, obwohl er es ja schon wußte. Nur war es ihr unangenehm, sich mit ihm so in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die letzte Einkaufstour mit dem Parther lag ihr noch schwer im Magen. Aber Olin schien aus einem anderen Holz geschnitzt. "Jetzt warte doch mal! Du solltest dir besser was drüber ziehen. So siehst du ganz schön peinlich aus. Ein Umhang wäre gut!" Sie verschwand kurz in der Wäschekammer und kam mit einem Umhang aus grobem Wollstoff heraus. "Der ist nicht schlecht!" Auffordernd hielt sie ihm den Umhang entgegen. "Ich muß noch das Geld holen. Wir treffen uns dann an der Tür.“ Ohne seine Antwort abzuwarten, lief sie davon, zum cubiculum ihrer Herrin.

    Charis folgte ihm. Sie hatte fast Schwierigkeiten mit dem Sklaven Schritt zu halten, holte ihn aber ein, noch bevor sie das Haus erreicht hatten. Es schien fast, er floh vor etwas. Dabei konnte er sich doch glücklich schätzen, denn die Herrin hatte ihm einiges durchgehen lassen, was sie nur sehr selten tat. "He, warte auf mich! Du hast sie gehört! Ich soll dich begleiten." Die Makedonierin war etwas außer Atem gekommen. "Was brauchst du alles außer dem Tuch?" Nicht daß sie es interessiert hätte, doch sie wollte heraus finden, zu welchen Läden sie mußten. Insgeheim war sie aber schon neugierig, wie dieses seltsame Gewand aussehen würde, wenn es fertig war.

    Charis zuckte etwas zusammen, als sie wieder ihren Namen vernahm. Die Herrin schien heute nicht in bester Laune zu sein, oder lag es an etwas anderem?
    Phraates, der parthische Kriegsgefangene, der erst seit einigen Wochen hier war, war am Morgen bereits in die Stadt geschickt worden. Bisher war er aber noch nicht zurückgekehrt.
    "Er ist in der Stadt, Herrin! Phraates holt dort deine neuen Gewänder ab, die der Schneider fertig gestellt hat." Besser war es, wenn sie vorerst nicht erwähnte, daß er längst überfällig war. Noch nicht. Wahrscheinlich war ihm wieder ein Unglück widerfahren.

    Charis hatte von Eintreffen des neuen Sklaven schon gehört. Ein riesiger schwarzer Mann sei es, hatte man ihr gesagt. Kurz nach Olins Ankunft lief die Gerüchteküche der Sklaven bereits auf Hochtouren. Doch nicht nur deswegen hatte es mit dem Heraustragen des Tablettes so lange gedauert. Unterwegs hatte sie auch noch den Krug fallen lassen und hatte dafür vom Koch Schelte bekommen.
    Nun war sie neu ausgerüstet worden und hatte sich auch noch beeilt. Sie war darauf bedacht gewesen, nicht noch einmal etwas fallen zu lassen. Aber es hatte alles nichts genutzt. Die Herrin war trotzdem unzufrieden.
    "Es tut mir sehr leid, Herrin." Mehr konnte sie zu ihrer Entschuldigung nicht sagen, was auch nicht nötig war, denn Celerina hatte bereits einen weiteren Auftrag für sie. Dabei wurde ihre Aufmerksamkeit wieder auf den schwarzen Sklaven gelenkt. Sie musterte ihn kurz und wirkte dabei recht angespannt. "Wie du wünschst, Herrin!" antwortete sie undsenktedabei wieder ihren Blick. Sie blieb bei der Kline stehen, um allseits bereit zu sein, für die Wünsche ihrer Herrin.

    Von den Spuren am Boden hatte Charis nichts bemerkt. Sie wusste nichts von dem, was in Phraates vorgegangen war, als er auf sie ganz ungeduldig gewartet hatte. Hätte sie es gewußt, so hätte sie ihn verstehen können, denn sie kannte auch das Gefühl, auf etwas warten zu müssen, wonach man sich sehnte. Hätte sie anfangs nicht so viele Bedenken gehabt, wäre es ihr ähnlich ergangen.
    Ganz angetan hörte sie seinen Erklärungen zu. Die parthischen Namen der Sterne und deren kehlige Aussprache, klangen für sie so ungewohnt und fremd, als kämen sie aus einer anderen Welt. Sie waren genauso geheimnisvoll, wie Phraates selbst. Der Parther deutete auf die Sterne, die er ihr benennen konnte und war ihr damit noch ein ganzes Stück näher gekommen. Dabei flüsterte er in ihr Ohr. Charis wehrte sich nicht gegen diese Nähe, warum hätte sie auch? Sie mochte es sogar. Längst hatte sie die Befürchtungen etwas unrechtes zu tun, in ihrem Kopf ausgeknipst. Sie waren hier alleine. Niemand störte sie und niemand würde sie im Augenblick vermissen. Sie konnte getrost loslassen und sich mitreißen lassen, sofern sie das wollte und sich dabei wohl fühlte. Im Augenblick tat sie das.
    Langsam drehte sie sich zu ihm um, damit sie in seine dunklen Augen blicken konnte, in denen sich der Schein des Mondes spiegelte. "Ich liebe es auch, mir die Sterne zu betrachten. Als Kind habe ich das oft getan. Ein alter Sklave hat mir manchmal die Geschichten von den Sternbildern erzählt. Wenn ich dann wieder zum Himmel geblickt habe, dann wurden diese Geschichten wieder lebendig. Ja, manchmal scheinen die Sterne zum greifen nahe. Als müsse man einfach nur zugreifen." So wie er jetzt. Aber dazu hatte sie nicht den Mut, noch nicht.

    Charis seufte erschrocken auf, als sie Phraates Stimme vernahm. Auch wenn sie niemand anderen erwartet hatte, so war sie dennoch schreckhaft, weil sie eigentlich nicht hier sein sollte.
    "Ja, ich bin da.", flüsterte sie ihm ganz leise zu. Sie hielt das Lämpchen vor sich, damit sie sein Gesicht erkennen konnte und auch sein schönes Lächeln, das sie trotz all seiner gelegentlichen Unbeholfenheit doch so lieb gewonnen hatte. Auch sie lächelte ihm jetzt zu, wenn auch etwas genant.
    Charis´ Herz pochte vor Anspannung. Sich unerlaubt mit einem Mann, einem anderen Sklaven auch noch, zu treffen, war sehr ungewohnt für sie. Bisher hatte sie sich niemals zu eigenwilligen Handlungen hinreißen lassen. Aber ihr eigener Wille war dieses mal stärker gewesen. Jetzt war sie hier, mit Phraates alleine und nur die Götter wußten, was die Nacht noch bringen würde.


    Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich fort zu einem Platz, wo man eine freie Sicht auf die Sterne hatte. Sie richtete ihren Blick zum Himmel, so wie sie es früher als Kind in Griechenland getan hatte. Der Himmel war klar und abertausende Sterne funkelten zur Erde herunter. "Schau, dort, ist das nicht Kassiopeia?" rief sie plötzlich aus und deutete gen Himmel, wo sie das Sternbild entdeckt hatte.

    Von den Antworten seines Landsmannes so hingerissen, steigerte sich der Händler immer tiefer in das Gespräch und vergaß dabei völlig, wo er sich gerade aufhielt. Für die römischen Passanten musste ihr Gespräch wie der Austausch gutturaler Wortfetzen geklungen haben, die wenig Sinn machten. Den Händler jedoch freute es sehr, in der Diaspora jemanden getroffen zu haben, der nahezu die gleiche Sprache sprach, wie er selbst. "Ich bin Ahasver aus Medien. Ja, da hast du genau ins Schwarze getroffen, Bruder!" , entgegnete er grinsend, daß dabei sein lückenhaftes Gebiß zum Vorschein kam. Er freute sich wie ein kleines Kind, weil der andere so leicht seine Herkunft erraten hatte. Doch dann trübte sich sein Blick, als er erfuhr daß auch sein Landsmann das Schicksal so vieler junger parthischer Männer teilen mußte, das der Sklaverei. "Beim allmächtigen Simurgh, es ist ein Jammer und eine Schande, was dir widerfahren ist!" Ahasver schüttelte zornig seinen Kopf. Diese verdammten Römer! Verflucht sollten sie sein!
    Geschickt wurde er, von einer Römerin auch noch, verflucht sollte sie sein, um Gewürze zu kaufen.
    "Bei Ahura Mazda, möge er deinen Fluch erhören! Was suchst du genau ,mein Bruder? Und die da, gehören die zu dir?" Der medische Händler deutete auf Charis und Diomedes, die ganz fasziniert dem Treiben der beiden Parther zugesehen hatten.

    Nachdem sie endlich entlassen war, zog sich Charis vorerst in ihr Kämmerchen zurück, welches sich gleich neben dem cubiculum ihrer Herrin befand. Dort sank sie zunächst erschöpft für einige Minuten auf ihr Bett und ruhte sich von ihrem langen Tag aus. Eigentlich war es Unfug, jetzt nicht sofort zu Bett zu gehen und zu schlafen. auch morgen kündigte sich wieder ein langer arbeitsreicher Tag an - der Hochzeitstag ihrer Herrin. Den langen Weg nach Ostia am frühen Morgen würde sie zu Fuß zurück legen müssen, genauso wie der Brautzug am Abend zurück nach Rom. Zwischendurch gab es auch wenig Luft, um sich ausruhen zu können. Aber andererseits hatte sie selbst Phraates auf den Plan gerufen und ihn für Mitternacht in den Hof bestellt. Sich zu drücken, ging nicht!
    Seufzend erhob sie sich wieder, wusch ihr Gesicht mit etwas kaltem Wasser ab, das noch in einer Schüssel vorhanden war und schlich sich auf Zehenspitzen hinaus, nur mit einem Lämpchen bewaffnet. Unterwegs blieb sie plötzlich stehen, nachdem sie geglaubt hatte, etwas zu hören. Nein, da war nichts! Bevor sie weiter ging, begann sie sich zu fragen, was sie eigentlich hier machte! Sie tat etwas unerlaubtes, etwas wofür sie bestraft werden konnte, käme es erst einmal ans Tageslicht. Wenn ihre Herrin davon Wind bekam, dann.. Was war dann? Charis war noch nicht so lange da, um das selbst herauszufinden. Sie hatte nur das wütende Geschrei und das Gezeter miterlebt, als Celerina erfahren hatte, daß ihr Sklave geflohen war. Wie allerdings die Herrin reagierte, wenn die Sklavin sich anders verhielt, als sie das erwartet hatte, darauf konnte sie sich keine Antwort geben. Entzückt würde sie bestimmt nicht sein!
    Charis war im Begriff das zu tun, was sie wollte. Alleine das war schon ein Novum. Die Makedonierin hatte sich niemals gefragt, was sie selbst wollte. Eine Sklavin hatte keinen Willen und doch zog es sie jetzt in den Hof hinaus zu dem Parther, den sie dort treffen wollte. Einfach nur deshalb, weil sie ihn treffen wollte und weil sie etwas gefühlt hatte, was ihr bisher fremd gewesen war.


    Sie war mutig und ging weiter. Bald erreichte sie den Hof. Mittels ihres Lämpchens leuchtete sie sich ihren Weg. Sie hatte keine Ahnung davon, daß sie längst nicht mehr alleine war. Charis blieb stehen, sah sich um und wartete. Sie hatte nichts erkennen können. Da, hörte sie etwas! Sie zitterte. Sollte sie nicht doch besser weglaufen? Nein, sie blieb stehen und wartete weiter.

    Zitat

    Original von Silko


    Ich meine wenn man überlegt, dass für Sklaven schon Preise von bis zu 15.000 Sesterzen gezahlt werden, und wie schnell die meist wieder weg sind, sollte man sich vielleicht einmal Gedanken machen wie man das Ganze ein wenig schmackhafter für Sklven machen könnte.


    Ich wäre da sicher durchaus auch nicht abgeneigt, ein WiSim-Konto zu beantragen. Doch kann alleine die Teilnahme an der WiSim einen Sklaven zum bleiben bewegen, wenn sonst nichts im Spiel läuft?
    Es ist richtig, es werden zuweilen utopische Summen für Sklaven geboten und auch gezahlt, die dummerweise in kürzester Zeit danach wieder verschwinden. Was meiner Meinung alleine nur daran liegt, daß es den Herrn mehr darum geht, mit ihrer finanziellen Power zu protzen, als sich hinterher ihrer Neuerwerbung, in einem für beide Seiten interessanten Spiel, zu widmen.
    Ob da die WiSim den Gang ins Exil aufhalten kann, ist fraglich!

    Was nun kam, bewies Charis einmal mehr, wie vielseitig der Parther doch war. Jetzt, da er den Händler als einen der seinen identifiziert hatte, begann er sofort in einem Kauderwelsch auf ihn einzureden, den außer den beiden niemand verstand. Auch Diomedes, der endlich wieder normal atmen konnte, sah Charis ganz verstört an. Die Makedonierin, die den Parther in den letzten Tagen, mehr als ihr lieb war, kennen gelernt hatte, war sehr gespannt darauf, was aus diesem Gespräch resultieren würde. Doch vorerst wurde, wie ihr schien, ein Widersehensfest gefeiert, was unter den gegebenen Umständen ja auch verständlich war. Nur sollte der Parther die Zeit nicht aus den Augen lassen. Celerina würde es keinesfalls dulden, wenn sich ihre Sklaven den ganzen Tag auf dem Markt herumtrieben und mit unverrichteten Dingen nach Hause kamen.


    Der Händler hatte unterdessen natürlich auch sofort gemerkt, dass es sich um einen Landsmann handelte, der ihn angesprochen hatte. So gab auch er sich mit seinem Dialekt Mühe, damit ihre Konversation nicht an so unwichtigen Dingen wie der Verständigung scheiterte.
    "Oh, mein Freund! Du bist auch Parther? Sag, bist du einer von den Kriegsgefangenen? Was führt dich her, Freund.", rief er erfreut in seiner Sprache aus und riß dabei beide Hände in die Luft, als hätte er einen alten Kumpel getroffen, den er seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    Vorher jedoch hatte der Händler hatte sich vorsichtig umgesehen´und vergewissert, daß niemand ihn und seinen Landsmann beobachtete. Er wollte nicht so viel Aufheben um seine Person machen, denn die Römer waren noch immer schlecht auf die Parther zu sprechen. Schließlich hatte er ja auch noch seine Familie zu versorgen.

    Ob die Tür tatsächlich von selbst zugefallen war oder ob Phraates nachgeholfen hatte, rutschte allmählig in die Bedeutungslosigkeit hinab. Wichtig war jetzt, so schnell wie möglich zu der Herrin zurückzukehren. Charis war noch nicht sehr lange in ihrem Besitz. Doch die kurze Zeit hatte genügt, um ihr zu zeigen, was ihre Herrin mochte und was nicht. Verspätungen und warten zu müssen gehörten zu den Dingen, die Celerina überhaupt nicht mochte. Dies war zudem noch der Abend vor ihrer Hochzeit. Das bedeutete, daß sie an diesem Abend noch ungeduldiger war als sonst.


    Charis übersah einfach die Orientierungslosigkeit des Parthers und übernahm wieder die Führung. Sie trat aus der Kammer hinaus und bedeutete Phraates, ihm zu folgen. Ohne größere Schwierigkeit fand sie den Weg zurück, zum cubiculum der Herrin. Bevor sie die Tür öffnete, blieb sie noch einmal stehen und drehte sich zu ihm um. Sie wusste nicht, ob es richtig war. Gefährlich war es allemal.
    "Wenn du möchtest, dann komm heute nach Mitternacht in den Hof." Mehr sagte sie nicht. Es hatte sie schon genug Überwindung gekostet, überhaupt etwas in diese Richtung zu sagen. Bis um Mitternacht war sie hoffentlich fertig. Wenn Celerina sie dann nicht mehr brauchte, stand diesem geheimen Treffen nichts mehr im Wege, außer sie sich vielleicht selbst.
    Dann öffnete sie die Tür und trat ein. Celerina war bereits ungehalten und warf ihr einen mahnenden Blick zu, was Charis dazu veranlasste, sich sofort wieder ihrer Aufgabe zu widmen.

    Da war es wieder, dieses Lächeln, mit dem er sie ansah! Charis platzte fast der Kragen, denn nach all dem Chaos, das dieser Irre hinterlassen hatte, war ein Lächeln das allerletzte, was sie sehen wollte. Sie schnaubte vor Wut. Selbst dann noch, als er beteuerte, nicht weglaufen zu wollen. Er faselte etwas von einem Versprechen und dann von dem Gewürzstand. Ganz unauffällig sah sie sich um. Endlich konnte sie es riechen. Der Duft von allerlei exotischen Gewürzen, deren Namen sie gar nicht kannte. "Aha, die Gewürze! Ja! Ähm, gut." Ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder. Eigentlich konnte man diesem Verrücken ja nicht lange böse sein. Besonders dann nicht, wenn er sie wie ein kleines Hündchen anschaute.
    Endlich kam auch Diomedes angelaufen. Er war völlig außer Atem und die Schweißperlen rannen an seinem Gesicht herunter. Er war definitiv an seine Grenzen angelangt. "Jungelchen, was machst du denn bloß?", japste er. "Du bist mir ja eine große Hilfe!"
    Charis hatte ein neues Opfer gefunden und herrschte zur Abwechslung Diomedes an. "Er hat die Gewürze gefunden." Sie deutete auf den Stand vor ihnen und war gespannt darauf, was nun geschehen würde.
    Hinter dem Stand trat ein Mann hervor, der in seltsame Gewänder gehüllt war. Er ähnelte jenen Menschen, die aus dem Osten des Imperiums kamen. Charis hatte solche Händler schon einmal in Griechenland gesehen. Der Händler begann mit seinem starken Akzent auf die Sklaven einzureden. "Salvete! Womit kann ich dienen?"

    Es war noch keine Minute vergangen, da sie sich selbst zu beruhigen versucht hatte, indem sie sich eingeredet hatte, sie sei nur aus einem bestimmten Grund hier, nämlich der Putzgerätschaften wegen, als sie fast schon entsetzt feststellen musste, dass die Tür zugefallen war. Oder hatte der Parther sie vorsätzlich geschlossen, um leichteres Spiel mit ihr zu habe? Zugegebenermaßen war dies eine äußerst pikante Vorstellung. Doch so schnell konnte Charis nicht über ihren Schatten springen. Sie war keine von dieser Art Frauen.
    "Du hast die Tür zu gemacht", klang es fast unterschwellig aus ihrem Mund. Oder war das ihre Enttäuschung? Sie starrte ins Dunkel. Sie empfand diese Gesamtsituation als irreal. Ohne Zweifel war sie noch niemals zuvor in eine solche Lage geraten, und trotzdem empfand sie aber nicht als unangenehm, eher sogar aufregend. War das verwerflich? So bot die Dunkelheit ihren Gedanken noch einen zustzlichen Schutz.
    Doch die Banalität der Sache hatte sie ganz schnell wieder auf den Boden zurückgebracht. Die Tür ging auf. Ein Lichtstrahl traf sie in der Kammer. Nichts Anstößiges war geschehen. Rein gar nichts. Dadurch wurde Charis nur wieder daran erinnert, weswegen sie da war.
    Sie räusperte sich verlegen. "Gut, dann laß uns zurückgehen! Sie ist bestimmt schon ungeduldig!"

    Charis war ob des plötzlich sich ändernden Verhaltens des Parthers leicht irritiert. Doch noch dachte sie sich nichts dabei. Phraates Gesicht sah schön aus, wenn er lächelte. Seine fremdländischen Züge hatten etwas Faszinierendes an sich, so daß es Charis schwer fiel, ihre Blicke von ihm zu lassen.
    Dem Parther hatte es gefallen, wie sie ihr Verhältnis zu ihrer Herrin charakterisiert hatte und sie als sie bezeichnet hatte. Sie konnte so etwas wie Fraternisierung bei ihm spüren, denn offenbar tat er es ihr gleich. Wie hätte es auch anders sein können? Ein Mann, ein Soldat auch noch, der nach der Pfeife einer Frau, einer Römerin auch noch dazu, tanzen mußte. Ob es sie allerdings beruhigen sollte, als er meinte, er würde nichts wegen ihr tun, nur wenn sie wollte, darin war sie sich noch unschlüssig. Gleichermaßen empfand sie es als nobel, daß sich der Parther nicht wie ein wild gewordener Stier auf sie stürzte, sondern ihr ein gewisses Maß an Freiraum gewährte.


    Charis trat ein Schritt in die Kammer hinein. Sie wusste selbst im Dunkeln, wo sich Eimer Besen und Schippe befanden. Phraates war ihr gefolgt und befand sich jetzt in ihrer unmittelbaren Nähe, direkt hinter ihr. Sie konnte förmlich seinem Atem in ihrem Nacken spüren. Sie merkte, wie ganz plötzlich diese, wie aus dem Nichts kommende Nervosität, die in ihr aufstieg und die quälende Frage, was sie wollte, oder vielmehr, was er wollte, wenn er denn etwas wollte. Denn im nächsten Moment schien ihre Nervosität bereits unbegründet. Nein, Charis war lediglich in dieser Kammer, um Phraates den gewünschten Besen, die Schippe und den Eimer zu reichen, damit der seines Amtes walten konnte und die Unordnung, die er geschaffen hatte, wieder zu beseitigen.
    "Hier hast du alles!" Sie hatte dich gebückt und mit einem geübten Griff alle drei Gerätschaften an sich genommen, die sie ihm jetzt hin hielt.