Beiträge von Duccia Elva

    Aus Platzgründen bitte einmal Exil für mich.


    SimOn ist Elfleda noch immer in der Casa Duccia in Mogontiacum, scheucht noch immer ihr Mannsvolk durch die Gegend und arbeitet auch immer noch beim Cursus Publicus! Das wird auch so weiter ausgespielt bleiben, nur brauch ich momentan ein wenig Platz. :D

    Bitte meine Betriebe umverteilen wie folgt


    Freya Mercurioque - Braeka Albihalluz: Marmorbruch bitte an Numerius Duccius Marsus
    Freya Mercurioque - Heiljawaisa Marga: Taberna medica bitte an Albin
    Freya Mercurioque - Skaeha Maka: Schuster bitte an Lucius Duccius Silvanus


    ausgespielt hier


    Danke

    Elfleda fühlte sich ein wenig kränklich. Nichts wirklich ernstes, aber doch so ernst, dass sie beschlossen hatte, erst einmal kürzer zu treten. Ein wenig zumindest. Und nur vorübergehend. Die Männer hier sollten ja nicht denken, dass diese kleine Erkältung, mit der sie sich herumplagte, sie außer Gefecht setzen würde. Der ganze Haushalt war generalstabsmäßig durchgeplant, und Elfleda würde in ihrer gewohnt liebenswürdigen Art schon dafür sorgen, dass keine allzu großen Abschweifungen davon stattfanden.
    Landulf war noch nicht ganz alt genug, als dass sie ihm einfach alles übertragen hätte können. Auch wenn es höchste Zeit wurde, dass der Junge ein wenig mehr Verantwortung übernahm! Aber noch hielt Elfleda es für keine gute Idee, ihn einfach ins kalte Wasser der Wirtschaft zu werfen, um zu schauen, ob er denn schwamm. Also mussten die anderen Männer des Hauses dran glauben.


    Den Marmorbruch wollte sie Witjon aufs Auge drücken, den Schuster... Rodrik. Ja, der Junge hatte ein Händchen für Handwerker, beim Goldschmied machte er sich wohl auch ganz ordentlich. Dann würde er auch mit einem Schuster für ein paar Wochen klarkommen. Zuletzt blieb ihre kleine medizinische Praxis. Da würde sie einfach Albin bitten, ihr zur Hand zu gehen. Dann würde das schon gehen.


    Gesagt, getan. Die Männer wurden da gar nicht erst gefragt.

    Rodewini von den Mattiakern
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    Rodewini war klug genug, nicht sofort auf die Provokation des Chatten einzugehen. Im ersten Augenblick begnügte er sich mit einem abschätzigen Blick in Richtung des Mannes, der hier unter den ganzen Fürsten eigentlich nur deshalb sprechen durfte, weil der Gode es ihm erlaubte.
    Erst nachdem er die Worte hatte in Ruhe verhallten lassen, wandte er sich an den Mann. “Du vergisst dabei eine Kleinigkeit. Die Stärke des Wolfes liegt im Rudel. Der einsame Wolf erfriert im Winter. Und hier vor mir sehe ich keinen Wolf, nur einen räudigen Köter, der brav das kläfft, was seine Herren ihm aufgetragen haben.“


    Catasach von den Treverern
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    Nur der Anflug eines Lächelns war bei Catasach zu erkennen. Natürlich gefiel ihm, wie der Chatte gegen den Mattiaker vorging. Allerdings wurde diese Freude doch dadurch getrübt, welcher Chatte das sprach. Der Mann war eine Beleidigung für das gesamte Thing, und trotz seiner Worte, denen Catasach eigentlich zustimmen konnte (sie hätten auch von ihm stammen können), war das ganze Auftreten des Mannes eine einzige Provokation. Und die galt allen Teilnehmern hier, also auch ihm.


    Ratmar von den Tungerern
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    “Und vielleicht solltest du dich im Namen deines Volkes auch an die alten Sitten erinnern, und überlegen, bevor du sprichst.“ Ratmar hatte schon viel gesehen und gehört. Als Gode blieb das nicht aus. Immerhin war man dazu da, um Rat zu geben, und dazu musste man auch erst einmal eine Sache begreifen. Und so fühlte er sich wie ein alter Mann, der mit einem Kind sprach, und hörte sich auch ein wenig danach an, als er den Chatten zur Ordnung rief.


    “Wenn du also nicht gekommen bist, um mit uns im Namen deines Volkes zu beraten – oder dich aushorchen zu lassen, wie du es nennst – weshalb hat man dich dann geschickt? Es scheint mir fast etwas geschmeichelt, wenn du die weite Reise nur auf dich genommen hast, um mir zu sagen, dass die Chatten noch am Leben sind.“ Es klang eher amüsiert als beleidigt.

    Rodewini von den Mattiakern
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    “Ich bin sicher, der ein oder andere von euch hat schon gehört, dass der Winter unser Gebiet härter getroffen hat als andere. Und bestimmt hat auch der ein oder andere von der Krankheit gehört, die viele in meinem Stamm das Leben gekostet hat.“ Es zu leugnen wäre theoretisch möglich gewesen, aber würde wohl wenig bringen angesichts der offensichtlichen Umstände.


    Catasach von den Treverern
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    “Es muss schwer sein“, fiel der alte Kelte seinem Lieblingskontrahenten ins Wort, “...in einem Winter den Bruder und den Sohn zu Grabe zu tragen.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    Natürlich war es nichts als Stichelei von dem Treverer, und er erntete von Rodewini nur einen hasserfüllten Blick.
    “Sicher, große Verluste. Doch wer annimmt, dass die Mattiaker nun geschwächt sind. wird sich eines besseren belehren lassen müssen. Nicht zuletzt dank unserer treuen Freunde sind unsere Dörfer gut befestigt und wehrhaft.“


    Catasach von den Treverern
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    “Ach, das ist der Grund, warum deine Tochter an die Nemeter verschachert wurde?“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Treue Freunde bindet man mit Blut an sich. Genauso wie Feinde.“


    Ratmar von den Tungerern
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    “Und da wir hier alle zum RAT zusammenkommen und nicht als FEINDE wird hier kein Blutvergießen geduldet!“
    So langsam beneidete Ratmar seinen Vorgänger darum, sich in Hels Reich nicht dieses Gezänk anhören zu müssen. Catasach und Rodewini waren wie zwei alte Bären auf der Suche nach einem Kampf,d er ihr Leben beenden würde. Und wenn Catasach so fortfuhr, würde wohl am Ende noch der beleidigte Nemeter hitzköpfig ihm diesen Wunsch erfüllen.
    “Wir alle bedauern sicher deine Verluste, Rodewini.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Ich danke dir, Gode.“ Noch ein letzter Blick zu Catasach, der aber schwieg. “Und so schwer die Verluste auch gewesen sein mochten, sie sind nichts, was sich nicht ausgleichen ließe.“
    Im Grunde waren die Worte nur dazu da, um den Nachbarn der Mattiaker deutlich zu machen, dass es sich definitiv als kostspielig herausstellen würde, die Gunst der Stunde nutzen zu wollen, um in das Stammgebiet dieses Volksstammes einzufallen. Auch ein geschwächter Bär konnte die eigene Höhle verteidigen.

    Catasach von den Treverern
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    Natürlich schaute Catasach, wen der rothaarige Weichling aus Confluentes meinte, und war nicht sehr erfreut über das, was da kommt.
    “Ich wusste nicht, dass auch Römer eingeladen werden. Da hätt ich mir vielleicht überlegt, zu kommen.“
    Das Begrüßungsgeplänkel unter den Mattiakern betrachtete er mit Abscheu und spie einmal auf den Boden, als der junge Bursche in Rodewinis Gefolge da lang und breit die Kinder seiner Schwester begrüßte.
    “Ich dachte, wir sind hier, um zu reden unter MÄNNERN.“



    Ratmar von den Tungerern
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    “Und genau das werden wir tun, sobald alle eingetroffen sind“ beschwichtigte der Gode. Immer dasselbe Spiel.
    “Und nein, noch sind nicht alle da“, beantwortete er die Frage des Ubiers.



    Rodewini von den Mattiakern
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    “Brauchst du einen bequemeren Stuhl, Kelte, oder warum so griesgrämig?“ gesellte sich Rodewini mit spöttischer Bemerkung dazu und suchte sich einen bequemen Platz an einem der Monolithen, gegen den er sich lehnte. Es waren viele gekommen, und offenbar fehlte noch immer jemand.


    Catasach von den Treverern
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    “Wenn ich mit Römern sprechen will, Rodewini, dann geh ich zu ihnen mit dem Schwert in der Hand.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Und rennst in deinen Tod mit all deinen Männern. Niemand wird gegen Rom oder seine Verbündeten bestehen.“


    Catasach von den Treverern
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    “Sagst du, du Söldnerseele.“


    Ratmar von den Tungerern
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    “Könntet ihr eure Streitereien unterlassen? Wir sind hier, um uns zu beratschlagen, wie es Sitte ist. Und nun, da die Chatten auch eingetroffen sind, können wir beginnen.“
    Der Gode deutete auf die Abordnung, die eingetroffen war, und erhob sich.


    Er wartete einen Augenblick, bis die letzten Stimmen verstummt waren und all die, die nur als Zuschauer hier waren, sich zurückgezogen haben, ehe er das Thing wie üblich eröffnete. Der alte Mann trat an die kleine Steinplatte zwischen den Steinen, nahm ein kleines Kaninchen und schnitt diesem mit einer flüssigen Bewegung zwischen Gürtel und Kehle diesselbe durch. Das sich windende Tier zuckte sterbend auf dem kalten Stein.


    "Den Rabengott ruf´ ich und alle Berater,
    Odin und alle Asen und Vanen:
    Gewährt uns Weisheit und heilsames Wirken,
    Rede und Rat und richtige Runen,
    Heil allen, die hier sind, und Heil ihren Sippen."

    Nichts in der Welt hätte Elfleda davon abbringen können, hier heute mitzukommen. Natürlich wusste sie, dass sie als Frau nicht die Stimme erheben durfte, egal, wie sich das Mannsvolk auch anstellte. Aber es gab einige Dinge, die sie klarstellen musste, was nur durch ihre Anwesenheit ging. Erstens, dass der Tod Landos die Duccier nicht geschwächt hatte und sie keine Angst hatten. Elfleda demonstrierte Sicherheit durch ihr Hiersein in einer unübersehbaren Selbstverständlichkeit. Sie hatte auch ihre Kinder mitgenommen, nicht zuletzt, damit diese sahen, wie ein Thing funktionierte. Die Zeit würde kommen, da würden sie auch an solchen teilnehmen.
    Zweitens, dass sie Witjon unterstützte und das Verhältnis zwischen Mattiakern und Ducciern nicht im Mindesten gelitten hatte. Nicht einmal ein klitzekleines bisschen, wofür ihre Kinder ebenfalls als lebender Beweis angetreten waren. Und sie an Witjons Seite war wohl eindeutig genug, auch wenn sie sich dezent zurückziehen musste, sobald der Gode das Thing eröffnet hatte.
    Und drittens stellte sie den Stämmen neue potentielle Fürsten vor. Sie hatte ihren Kindern nicht nur eingebleut, sondern regelrecht eingeimpft, dass sie sich heute mustergültig zu verhalten hatten. Und sie hatte sie herausgeputzt und dabei nicht gespart. Am aufwändigsten waren aber wohl die Mäntel aus Eichhörnchenfellen, die die beiden zu tragen hatten. Dutzende der Nager hatten ihr Leben ausgehaucht für diese Mäntel, aber sie waren ein reiner Ausdruck von Herrschaftlichkeit. Die Goten im Osten hatten andere Tiere, Zobel genannt. Aber hier an der Grenze zum Reich waren es Eichhörnchen und Wiesel, wenn man angeben wollte. Tiere, die man nicht zum Essen jagte, (auch wenn man Eichhörnchen Essen konnte, nur war da so wenig dran, dass es kaum lohnte) und die auch nicht die heimischen Viehbestände gefährdeten wie Bären und Wölfe. Und Elfleda wollte eindeutig angeben. Stärke zeigen und Furchtlosigkeit.


    Und so ging sie auch auf ihren Onkel mit einer Selbstverständlichkeit und einem freudigen Lächeln zu, die anwesenden Herren ignorierend. Lediglich der Gode erhielt einen freundlichen, wenngleich stummen Gruß – wie gesagt, sie war nicht hier, um vor dem Thing zu sprechen – aber ansonsten konzentrierte sie sich auf Rodewini, ihre Kinder im Schlepptau.
    “Es ist schön, dich wieder zu sehen, Onkel.“


    Rodewini von den Mattiakern
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    “Es ist auch schön, dich zu sehen, Elfleda.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn, wie es einer Mutter zustand, und erwiderte dann die Begrüßung von Witjon.
    “Heilsa, Witjon, Fürst von Mogontiacum. Ich danke dir für deine Worte, aber wir sollten meines Bruders Leben gedenken, nicht seines Todes. Und sein Sohn ist ein würdiger Erbe.“


    Bertwini von den Mattiakern
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    Eben jener lächelte Witjon zur Begrüßung nur einmal schief zu, und war dann auch schon in der Begrüßung seiner älteren Schwester gefangen.
    “Elfie! Lass dich umarmen.“ Er zog sie an sich und flüsterte ihr weitaus leiser zu: “Du hast mir gefehlt, Schwesterherz.“


    Elfleda von den Mattiakern

    “Du mir auch, Bruder. Wo ist Folcrat?“


    Bertwini von den Mattiakern
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    “Gestorben im Winter. Wasser in der Lunge. Deshalb bin ich jetzt bei Rodewini.“


    Elfleda von den Mattiakern

    Elfleda verstand, und kurz flackerte ihr Blick, als sie überlegte. Ihr kleiner Bruder, Rodewinis Nachfolger. Sofern der sich nicht noch eine junge Frau nahm und nochmal einen Sohn zustande brachte. Aber kein Wunder, dass Bertwini so herausgeputzt war, auch er wurde präsentiert.
    “Wer hat dir überhaupt erlaubt, so erwachsen zu werden? Mein kleiner Bruder, jetzt ein großer Mann. Da fühl ich mich beinahe alt.“ Nur ein wenig Necken, und ihm ein verlegenes Lächeln und ein Kompliment entlocken.


    Bertwini von den Mattiakern
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    “Du bist doch nicht alt, Elfleda. Und außerdem wart ich schon seit Jahren darauf, dir endlich auch mal auf den Kopf spucken zu können.“ Was er nicht tat, aber endlich war er größer als seine große Schwester, die gegangen war, als er noch ein halbes Kind war. Und jetzt Kinder hatte, die so alt waren wie er damals.


    Elfleda von den Mattiakern

    “Trau dich!“ drohte sie mit hochgehobenem Finger, und wurde dann ernster.
    “Kennst du eigentlich schon meine Kinder? Das ist Naha, und das ist Landulf.“ Die beiden wurden vorgeschoben. Naha war jetzt auch in einem Alter, wo sie bald verheiratet werden konnte, sofern Elfleda das wollen würde.


    Bertwini von den Mattiakern
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    Bertwini war auch nicht blöd, und ein Blick in das Gesicht seiner Schwester reichte ebenso, um zu wissen, was sie erwartete. Also begrüßte er sowohl Naha als auch Landulf und strich beiden einmal für alle deutlich sichtbar über die Wange. “Wirklich prächtige Kinder. Und wie es Sitte ist, sollen mir die Kinder meiner Schwester so viel bedeuten, als wären es meine eigenen.“


    Elfleda von den Mattiakern

    Elfleda lächelte ihrem Bruder dankbar zu. Das hatte sie hören wollen. Damit war die Stellung ihrer Kinder ohne Zweifel gesichert, sowohl links wie auch rechts des großen Flusses.

    Catasach von den Treverern
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    Auch wenn die Jahre nicht gerade gnädig zu dem alten Kelten waren, er war gekommen. Diesmal aber nicht so beschwingt und so überpünktlich wie noch vor Jahren. Das nasskalte Wetter wirkte sich gar nicht gut auf seinen Rheumatismus aus. Er wurde alt. Viele solcher Treffen würde er nicht mehr überstehen, das wusste er. Aber welcher Bär war gefährlicher, als der, der wusste, dass er sterben musste?
    Mit einem Ächzen stieg er vom Pferd und ließ das Tier von seinem jungen Begleiter festmachen. Lauter junge Leute hier. Die Zeiten änderten sich. Nun, fast alles junge Leute. “Heilsa, Gode. Du hast gerufen, und so sind wir gekommen.“
    Der Ubier bekam noch ein erkennendes Nicken. Wenigstens einer der alten Zweckverbündeten, ein bekanntes Gesicht unter dem ganzen jungen und viel zu liberalen Pack.


    Rodewini von den Mattiakern
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    Auch der nächste Ankömmling gehörte mittlerweile zum alten Eisen, auch wenn man es ihm noch nicht ansah. Das rote, lange Haar und das weiße, fast strahlende Gewand, dazu die imposante Größe von Rodewini machten den Mattiakerfürsten gänzlich unübersehbar.
    “Heilsa“, fiel dagegen die Begrüßung der versammelten Runde schon regelrecht knapp aus. Begleiten ließ er sich von ein paar Kriegern, keine wirklich große Abordnun. Einzig auffällig war, dass nicht sein Sohn ihn begleitete, sondern Bertwini, der Sohn seines Bruders, und dass dieser in tiefem blau gekleidet nicht wirklich weniger auffiel.



    Ratmar von den Tungerern
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    “Heilsa, Freunde, die ihr meinem Ruf gefolgt seid“, begrüßte der Gode all die Ankömmlinge ruhig und gefasst. Viele neue Gesichter, viele junge Geblüter. Die Zeiten wandelten sich ebenso wie die Jahreszeiten, und auf den Herbst der einen folgte der Frühling der anderen.


    Catasach von den Treverern
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    “Sag an, Gode, warum hast du uns gerufen zu dieser kalten Zeit?“ Ein Blick in die Runde sagte Catasach, dass genug Leute da waren, um diese Frage zu stellen. Sein Sohn brachte ihm einen Hocker, auf den er sich trotz seines Stolzes erst einmal nieder ließ.


    Ratmar von den Tungerern
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    “Gedulde dich noch ein wenig. Wir werden es besprechen, wenn der Rest auch angekommen ist.“


    Catasach von den Treverern
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    “Wen hast du denn noch alles geladen?“

    Ratmar von den Tungerern
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    Noch war es kalt hier draußen, auch wenn die Tage beständig länger wurden. Die Fackeln zwischen den gewaltigen Monolithen konnten nicht ernsthaft gegen den Rest des Winters ankämpfen, und doch war Ratmar nicht kalt. Er war dick eingemummt in seine warmen Wollkleider, darüber noch ein Fell zum Schutz gegen den Wind. Der Frühling lag in der Luft, der Schnee war geschmolzen, aber noch war es kalt.
    In einigen Tagen würde Tagundnachtgleiche sein, einer jener Tage von Bedeutung und natürlicher Macht. Eine gute Zeit, um ein Thing zu halten. Ratmar zog das Fell um seine Schultern fester und blickte hinaus in die karge Landschaft. Noch war er allein, abgesehen von seinem Enkel, der ihm mit allem half und sich gerade mühte, einen Stuhl für seinen Großvater aufzustellen. Ein braver, kräftiger Bursche, der eines Tages vielleicht selbst einen passablen Goden abgeben würde. Aber noch nicht jetzt.


    Jetzt war erst einmal die Zeit, um abzuwarten. Aber die anderen würden kommen. Ratmar hatte sie zum Thing gerufen. Sie würden kommen.

    Zunächst blieb die überschwängliche Reaktion auf ihre Antwort aus, und Elfleda wollte schon erleichtert sein. Die ganze Situation war doch etwas seltsam, vor allem, wenn man den Anfang des Gesprächs und den eigentlichen Grund nicht aus den Augen verlor. Witjon war gekommen, um sich zu entschuldigen, und nun ging er mit einem Eheversprechen. Unter anderen Gesichtspunkten wäre dies wohl eine Konstellation gewesen, die von Elfleda mit tiefstem Spott bedacht worden wäre.
    Doch die Erleichterung hielt nur kurz, als Witjon sich schon einen Vorgeschmack auf das Eheleben einfach holte und sie küsste. Und nicht nur flüchtig und kurz, wie es unter Verlobten schon gestattet wäre, nein, sondern so, dass Elfleda glaubte, er würde sie gleich vollständig in die Federn drücken und noch ein wenig mehr kosten wollen. Und er küsste ja gut, Elfleda müsste lügen, wenn sie etwas anderes behaupten würde. Dennoch kam das für sie nicht in Frage, heute schon gar nicht.
    Als Witjon sie wieder los ließ, bedachte er sie mit diesem speziellen Blick. Elfleda kannte den schon. Wenn Lando diesen gehabt hatte, hatte sie entweder sehr energisch nein sagen müssen, oder eben... tja. Aber Witjon war nicht Lando, sie beide (noch) nicht verheiratet und das hier sicher weder Ort noch Zeit dafür. “Ja, hast du“, antwortete Elfleda ruhig und sah Witjon streng an. “Und habe ich dir vorhin gesagt, dass ich heute erfahren habe, dass mein Vater gestorben ist?“ Das Mannsvolk hatte schon sehr seltsame Vorstellungen davon, wie Erregung bei einer Frau funktionierte. Selbst wenn sie beide verheiratet gewesen wären, wäre so ein Tag sicher nicht dafür prädestiniert, mit unverhohlener Leidenschaft zu enden.
    Elfleda stand auf und strich sich ihr Kleid glatt. Vielleicht sollte sie doch noch eine Sache klarstellen. Sie meinte es ja nicht einmal böse, aber sie wollte nun die Zeit bis zur Hochzeit, so sie denn stattfand – so ganz traute sie Witjon da noch nicht – nicht damit verbringen, Annäherungsversuche abzuweisen. “Und eine ehrbare Frau tut das nur mit ihrem Ehemann. Noch bin ich Landos Witwe und niemand anderes Frau.“ Vielleicht etwas weniger zärtlich, als Witjon erhofft hatte, aber Elfleda musste hier eine ganz klare Grenze ziehen.

    Das konnte nicht der Grund sein, oder doch? Elfleda ließ ihren Blick auf Witjons Gesicht liegen, musterte ihn, während er beinahe nervös ihre Hand ergriff und seinen Antrag wiederholte. Schlimmer noch, er wiederholte es nicht nur, er gab dem ganzen eine Erklärung, die so vollkommen unlogisch und gleichzeitig so bestechend schlüssig war, dass Elfleda sich fragte, ob das wirklich sein konnte. Witjon klang verliebt. In sie. Er sagte es zwar nicht so, aber dennoch klang es so. Der Bund zwischen den Mattiakern und den Ducciern musste man nicht zwangsläufig erneuern. Als Elfleda ihn um das gebeten hatte, waren Landulf und Naha noch in einem Alter, bei dem man annehmen musste, dass sie nicht sehr alt werden würden. Jedes zweite Kind starb, ehe es fünf Jahre alt war. Selbst bei Familien, die so wohlhabend waren wie die ihre, starb dennoch jedes Fünfte. Damals hätte eine Ehe den Bund gefestigt, hätten weitere Kinder den Bund gesichert. Irgend eines hätte sicher überlebt. Aber jetzt waren die Kinder älter, und sie waren gesund. Es war nicht mehr so zwingend.
    Und doch sagte Witjon, dass er sie wollte. Er unterstrich es sogar mit einem Punkt. Elfleda sah ihn also nachdenklich an und überlegte, ob er wirklich in sie verliebt war. Und wenn ja, seit wann. Schon früher? Hatte er sich deshalb gegen eine Ehe mit ihr gesträubt, weil er gedacht hatte, Lando damit zu betrügen? Hatte er sich später gegen andere Ehen gesträubt, weil er doch eigentlich sie wollte? War das wirklich der Grund? Es klang so furchtbar schlüssig.
    Ein klein bisschen regte sich Elfledas Gewissen. Ja, sie hatte eines. Sie hatte Witjon wirklich sehr, sehr gern, aber sie hatte nicht so ein Gefühl von Verliebtheit. Und da er auf ihre Kinder zu sprechen kam, Elfleda wusste nicht, ob sie noch so viele haben würde. Sie war kein junges Mädchen mehr. Witjon hatte definitiv größere Chancen auf Nachwuchs, wenn er sich ein hübsches, vierzehn Jahre altes Kaufmannstöchterchen suchte, die ihm noch zwanzig Jahre lang Kinder gebären könnte, wenn sie nicht vorher starb. Elfleda hatte erst recht spät geheiratet, und ihre Kinder waren nun auch schon älter. Sie hatte keine zwanzig Jahre mehr, um Kinder auf die Welt zu bringen.
    Und doch würde es ihren Kindern in jedem Fall ihre Stellung sichern, wenn sie zustimmte. Keine neue Frau würde neue Ansprüche stellen und versuchen, ihre Kinder über die von Elfleda zu stellen. Es würde Einigkeit in der Familie bringen, Streit vermeiden, ihre eigene Stellung sichern. Und es würde Witjon wohl glücklich machen. Und sie selbst hätte auch wieder einen Mann...
    “Einverstanden“, meinte sie vorsichtig, nicht wissend, wie Witjon reagieren würde. Sie hatte schon nicht mit dem Antrag gerechnet, da wollte sie nicht voraussagen versuchen, wie er auf dessen Annahme reagierte. “Eike könnte noch bleiben, um es für meine Familie zu bezeugen. Aber... vielleicht sollten die Kinder vorher ein neues Zimmer bekommen.“ Elfleda war sicher nicht spröde geworden oder gar so verrückt wie die Römer. Aber Naha und Landulf schliefen bei ihr im Bett, und das könnte mit Witjon zum einen etwas voll werden. Und zum anderen hatte Elfleda das Gefühl, dass Naha nicht sehr erfreut sein würde.

    Er sagte nichts und hörte zu. Elfleda war sich ziemlich sicher, dass sie einen Nerv bei ihm getroffen hatte, sie war sich lediglich nicht sicher, wie er reagierte. Eine Möglichkeit wäre gewesen, dass er wie ein bockiges Kind nun zu greinen anfing und sie anschrie, dass sie unrecht hatte. Oder kurz, so weitermachte wie auf dem Fest, nur etwas lautstarker. Eine andere Möglichkeit war, dass er doch entschloss, wieder auf sie zu hören, brav kuschte und sich erst einmal aus der unangenehmen Situation mit einer Entschuldigung wand. Die Möglichkeit, die allerdings eintrat, die hatte Elfleda nicht so ganz vorhergesehen.
    “Du willst was?“ fragte sie sichtlich perplex nach. Ein Zustand, der äußerst selten passierte, meistens hatte sie sich doch gut unter Kontrolle. Selbst als Naha verkündet hatte, sie wolle in kindlichem Alter heiraten, hatte sie das nicht sprachlos gemacht. Dass Witjon aber so auf sie zutrat und ihr einen Antrag machte, und das, nachdem sie ihm eine Woche aus dem Weg gegangen und jetzt hier den Kopf zurecht gerückt hatte – das war so nicht geplant gewesen.
    Gut, Elfleda war eigentlich nicht böse darum. Vor Urzeiten hatte sie diesen Gedanken bei ihm angestoßen. Allerdings hatte er damals recht eindeutig darauf reagiert: Mit Ablehnung, besser mit panischer Flucht. Und auch ein paar folgende Anspielungen waren im Sande verlaufen, bis Elfleda das schließlich aufgegeben hatte. Natürlich hatte sie es versuchen müssen, um die stellung ihrer Kinder nach außen zu sichern und noch mehr, um die Macht zu konsolidieren und nach außen größte Einigkeit zu zeigen. Direkt nach Landos Tod war das wichtig gewesen. Nur hatte sich Witjon geschickt davor gedrückt und war auf Abstand geblieben.
    Schließlich hatte Elfleda sich darauf beschränkt, ihm junge hübsche Mädchen vorzuschlagen, die ihm bestimmt ein Dutzend Kinder schenken würden. Es war einfach undenkbar, dass Witjon unverheiratet blieb in seiner Stellung. Eine Hochzeit war ein zu wichtiges, politisches Mittel, um es ungenutzt Brach liegen zu lassen. Und sie hätte Witjon des öfteren erschlagen können, weil er nicht gewillt war, es einzusetzen. Weil er lieber allein bleiben wollte. Weil er... Elfleda hatte keine ahnung,w arum er sich so dagegen gesträubt hatte, nochmal zu heiraten. Daher war ihre Anspielung eben sicher gezielt gewesen, um ihn dazu zu bringen, über das Thema nachzudenken und sich endlich zu entscheiden. Aber doch nicht für SIE!
    Auch wenn sie bei näherer Überlegung dem ganzen nicht abgeneigt war.

    Dass er das nicht zu schätzen wusste. Soso. Also dachte er, dass es ein Danke war, was sie hören wollte? Natürlich sollte er Dankbarkeit zeigen für das, was sie tat. Aber viel wichtiger war, dass er ihr Respekt entgegen brachte und sie in ihrer Stellung stützte, und nicht selbige untergrub! Dieses... Kind hier vor ihr bemühte sich so sehr darum, ein Mann und ein Anführer zu sein, dass es nicht einmal sah, dass es nicht der einsame Wolf an der Spitze sein musste, sondern sehr wohl ihren Schultern auch eine gewisse Last zutrauen konnte.
    Am liebsten wollte Elfleda das tun, was er befürchtete: Ihn mit Anlauf und Effet unangespitzt in den Boden rammen, in der Hoffnung, dass ihn das auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte und er vielleicht endlich einmal zugeben konnte, dass er ihre Hilfe nicht nur bemerkte, sondern dass er sie brauchte. Verdammte Axt!
    Und doch blieb er ziemlich heil, als Elfleda nur einen genervten, schrillen Knurrlaut von sich gab und sich aufs Bett setzte. “Weißt du, ich hätte nach Landos Tod so ziemlich jeden Fürsten der Umgebung heiraten können. Wenngleich sich die meisten meine Munt kaum hätten leisten können, aber und denen, die es gekonnt hätten, hätte ich die freie Wahl gehabt. Und doch bin ich geblieben, hab meine Kinder – und auch dein Kind! - hier großgezogen und hab alles getan, um die Macht dieser Familie zu erhalten. Und du stößt mich in aller Öffentlichkeit von deiner Seite, weil das deine Familie ist und deine Angelegenheit. Jetzt will ich dir mal was sagen, Witjon: Das ist es nicht. Ich habe lange und hart dafür gearbeitet, dass alles so ist, wie es jetzt ist. Und was ich dafür haben will, ist nicht deine Wertschätzung! Ich will deine Unterstützung.“
    Bäm! Dass man Männern immer alles haarklein erklären musste, bis sie es verstanden! “Und ich dachte, dass du das vielleicht in den letzten Wochen gelernt hättest. Aber bitte, mach du nur allein weiter. Vielleicht fängst du mal damit an, dich nicht länger vor den überfälligen Entscheidungen zu drücken.“

    Jetzt sein Mitleid zu ertragen war doch noch einmal schwer für Elfleda. Sie wollte nicht, dass irgendwer sie bemitleidete. Sie war eine Fürstentochter, sie hatte zwei gesunde, kräftige Kinder, hatte mehr Einfluss, als sie sich je erträumt hatte (zumindest, wenn Witjon hier ihr den nicht in aller Öffentlichkeit streitig machte); es hätte sie wahrlich schlechter treffen können. Sie brauchte kein Mitleid. Auch nicht wegen des Todes ihres Vaters, der ein erfülltes und gutes Leben gehabt hatte. Er hatte acht Kinder gezeugt, von denen noch fünf lebten. Er hatte zwei Frauen gehabt, die ihn geliebt hatten. Er hatte gekämpft. Er hatte gelacht. Er hatte gelebt. Das einzige, worüber man traurig sein sollte, war, dass er nicht mit dem Schwert in der Hand gefallen war.
    Und doch nützte all dieses Wissen nur, die Fassade aufrecht zu erhalten. Es war hilfreich, allen Schmerz in sich zu begraben und sich hart und kalt zu machen. Es nützte aber rein gar nichts, es wirklich zu fühlen.


    “Entschuldigen?“ griff Elfleda Witjons Worte auf, und es grenzte an ein Wunder, dass sie nicht den spitzen und spöttischen Ton anschlug, den er üblicherweise nun erhalten hätte. Es klang wirklich nach einer Aufforderung, sich etwas mehr darüber auszulassen, und nicht wie der Vorwurf, der es eigentlich hätte sein müssen. Sie wurde weich.
    “Ich bin mir sicher, dass du ganz wunderbar ohne meine Hilfe ausgekommen bist“, folgte also doch noch eine sarkastische Spitze. Eigentlich war Elfleda nicht nach streiten, aber auf irgendein Ziel musste sie ihre Kälte lenken. Und Witjon hatte sie wirklich gekränkt mit seinem Tun.

    Es reichte ein Blick, und Elfleda wusste, dass ihre Bemühungen zu kläglich gewesen waren. Verdammte Axt! Sie hasste es, wenn irgend jemand sie so sah. Dass es ausgerechnet Witjon war, war natürlich doppelt und dreifach schlimm. Sie hatte gehofft, dass er in der letzten Woche vielleicht das ein oder andere gelernt hatte, dass er vielleicht erkannt hätte, dass er sie irgendwo auch brauchte. Es gab viele Dinge, die sie ihm einfach vom Hals hielt, indem sie sie selbst regelte. Sie war hier die Hausherrin, und so verwaltete sie ihren Hof auch. Sie war es nicht anders gewohnt und nicht anders erzogen. Vielleicht hatte sie ihm sogar weit mehr abgenommen, als sie hätte müssen. Nein, bestimmt hatte sie ihm mehr abgenommen, als sie hätte müssen, und sie hatte gut daran getan.
    Bis auf die letzte Woche, in der sie keinen Finger gerührt hatte. Gar nichts hatte sie getan. Wenn es ein Problem gegeben hatte, war ihre einfache, durchaus zickige Antwort gewesen: ''Fragt Witjon.''


    Und jetzt war es ausgerechnet er, der hier nicht eine selbstbewusste Frau vorfand, sondern ein Häuflein Elend, das mit rotgeweinten Augen dasaß. Und Elfleda hasste sich für diese Schwäche, die sie besser in sich vergraben hätte müssen, noch besser unterdrücken und verbergen müssen. Und nicht ihr nachgeben wie ein kleines Kind, das noch nicht verstand, dass das verdammt noch mal zum Leben dazu gehörte.
    Sie wischte sich noch einmal leicht mit der flachen Hand über die Wangen, wischte noch verbliebene Reste von Tränen weg und drehte sich ganz leicht seitlich. Sie wollte sich diese Schwäche nicht geben, und vor allem nicht zeigen. “Ja, mir geht es gut. Alles in Ordnung. Es ist nur...“ Früher oder später erfuhr er es ja ohnehin. Spätestens, wenn er Eike in der Küche fand und sich zum Abendbrot allerspätestens mit ihm unterhielt. “Es gab ein Fieber in Rodewinis Dorf, das einige Tote gefordert hat. Mein Vater ist auch daran gestorben.“ Sie atmete einmal sehr tief durch, um nicht Gefahr zu laufen, wieder zu weinen anzufangen. Wobei es jetzt, wo jemand bei ihr im Raum war, weitaus einfacher war, sich selbst zu einem Stein zu machen.
    “Was gibt es?“ fragte sie dann schnell, um Witjon in die Defensive zu drängen. Jetzt musste er antworten, und konnte so nicht weiter nachbohren. Zumindest, wenn er so höflich war und ihre Frage nicht einfach beiseite wischte.

    Es klopfte, und Elfleda schreckte ein wenig zusammen. Sie wollte eigentlich niemanden sehen. Nicht jetzt, nicht wie sie gerade war. Nicht, wenn man ihr noch ansehen konnte, wie sie sich fühlte.


    Als Eike heute am Vormittag gekommen war, hatte sie sich erst noch gefreut. Sie hatte ihn umarmt und fast wie eine Jugendliche auf ihn eingeredet. Sie hatte ihn so lange nicht gesehen, und irgendwer hatte ihm erlaubt, ein paar graue Strähnen zu bekommen, die ihm aber ganz und gar nicht standen. Was Elfleda ihm auch gleich gesagt hatte, ohne dass er zu Wort gekommen wäre. Es war ein halbes Leben her, dass sie ihn gesehen hatte. Das letzte Mal war bei ihrer Hochzeit gewesen, wo er mit ihrem halben Dorf mitgereist und nach ein paar Tagen wieder zurück über den Fluss nach Hause gegangen war. So viel Zeit, die so gnadenlos verging...
    Doch er war nicht nur hier hergekommen, um Elfleda eine Freude zu machen. Natürlich war er das nicht, welcher vernünftige Mensch entfernte sich schon von seinem Heim und seinen Lieben, wenn es nicht notwendig war. Elfleda hatte das anstehende Frühjahrsthing als Grund vermutet, dass Rodewini einige Dinge im Vorfeld schon einmal besprechen wollte. Ihr Onkel hatte gern einige Trümpfe in der Hand, ehe er irgendwo einen Vorschlag machte.
    Aber Rodewini war nicht der einzige Grund gewesen. Zwar hatte ihr Onkel durchaus ein paar Punkte, die er auf diesem Weg gleich mitteilen ließ, aber der eigentliche Grund für die Reise war ein anderer. Einer, der Elfleda das Herz schwer machte. Einer, der sie dazu gebracht hatte, Eike in die Küche zu schicken, um sich nach der langen Reise aufzuwärmen und etwas zu essen, während sie sich erst einmal zurück zog. Zum Glück waren ihre Kinder heute beschäftigt, und zwar alle. Die, die sie geboren hatte, und die, die sie nicht geboren hatte. Vor den Kindern gab sie sich keine Blöße, niemals. Vor den Kindern war Elfleda immer stark, wusste immer Antwort und hatte immer alles im Griff, selbst wenn das nicht so war. Ihre Kinder konnten sich darauf verlassen, dass sie wusste, was zu tun war. Sie weinte nicht vor ihren Kindern. Sie war eine Mama. Und Mamas weinten nicht, oder wurden krank.
    Aber hier im Zimmer war sie allein. Hier hatte sie ihre Ruhe. Ein Luxus, den sie in ihrer Jugend nie gehabt hatte, und den sie immer noch zu schätzen wusste. In ein paar Stunden, wenn ihre Kinder wieder lärmend um sie herumtobten, oder etwas anderes anstand, dann musste sie wieder stark und auf alles vorbereitet sein. Aber jetzt, diesen einen Moment der Ruhe, diese kleine Auszeit, die hatte sie es nicht gemusst. Und in der hatte sie geweint, einfach nur sich auf das Bett gesetzt und geweint.


    Sarwolf war tot. Ihr Vater war gestorben. Ein Fieber, an dem auch einige andere im Dorf erkrankt waren, und das ein paar wenige das Leben gekostet hatte. Hauptsächlich kleine Kinder. Und ihren Vater, dessen Lungen sich mit Wasser gefüllt hatten, trotz aller Kräuter, und der vor wenigen Wochen seine Reise nach Hel angetreten war.
    Ihre Stiefmutter Smilla war mit ihm gegangen, hatte Eike noch erzählt. Ihr jüngstes Kind, Elfledas Halbbruder, den sie nach Elfledas Hochzeit mit Lando bekommen hatte, war nun auch kurz vor dem Mannesalter. Er war nun auch unter Rodewinis Fittichen. Aber das hatte Elfleda schon nicht mehr interessiert. Nicht mehr wirklich.
    Sie war nur nach ein paar Worten gegangen, hatte sich zurückgezogen, und hatte geweint. Geweint um ihren Vater, an dessen Gesicht sie sich nach so viel Zeit nicht immer erinnern konnte. Geweint um Lando, der auch nicht mehr bei ihr war. Geweint um die Zeit, die sie einfach verloren hatte.


    Und jetzt saß sie hier, auf dem Bett, mit geschwollenen Augen, und wischte sich bemüht, über die Augen, um alle verräterischen Spuren zu beseitigen. “Einen Moment“, meinte sie nur und bemühte sich, ihre Stimme fest klingen zu lassen. Sie wusste, es würde nichts nützen, ihre Augen würden sie wohl verraten. Dennoch wollte sie sich diese Blöße nicht geben.
    Wer klopfte da überhaupt? Ihre Kinder waren es wohl nicht, die hatten von Anklopfen noch nie etwas gehört. Oder vergaßen es mit regelmäßiger Beständigkeit gerne wieder. “Was ist denn?“ fragte sie durch die geschlossene Tür hindurch und hoffte, die schlimmsten Spuren beseitigt zu haben.

    Ein schöner ruhiger Abend nach einem dank der Wintermonate nicht allzu langem Tag war etwas erholsames. Einfach im Warmen sitzen, etwas Suppe löffeln, sich darüber freuen, dass die Kinder nicht mehr permanent mit dem Essen herumkasperten, sondern auch einigermaßen ruhig ihre Suppe löffelten – abgesehen von dem kleinen Krieg unterhalb der Tischkante, wo vor allem Landulf und Audaod einen Wettstreit daraus machten, wer dem anderen härter vors Schienbein treten konnte.
    Nur dann, aus heiterem Himmel, hielt Naha eine kleine Rede. Wohlweißlich legte Elfleda schonmal den Löffel aus der Hand. So hatte man beide Hände frei, sollte es nötig werden. Nicht, dass sie vorhatte, die freien Hände zu benutzen, aber bei Landos Kindern wusste man nie, in welcher Art und Weise sie dem Vater nachzueifern gedachten. Elfleda wartete ja eigentlich nur auf den ersten Großbrand, den einer ihrer Sprößlinge versehentlich verursachen würde.


    Das, was Naha zu verkünden hatte, war nun nicht ganz eine infernale Feuersbrunst, kam dem ganzen aber doch schon nahe. Und Elfleda war froh, den Löffel schon beiseite gepackt zu haben, so dass sie sich gerade nicht verschluckt haben könnte. “Heiraten?“ wiederholte sie nach der ersten Sekunde ungläubigen Schweigens ruhig und sachlich und ließ ihren Blick auf Naha ruhen.
    Um sich verliebt zu haben, war Naha zu jung. Eigentlich war sie in dem Alter, wo so langsam für ein Mädchen zu spüren war, dass Jungs einfach anders waren. Langsamer. Kindischer. Kurz gesagt, in Nahas Alter waren Jungs allesamt doof und uninteressant, mit einigen wenigen Ausnahmen vielleicht. Wäre sie vier, fünf Jahre älter, wäre Elfleda wahrscheinlich nicht so ruhig geblieben. Da aber ausgeschlossen war, dass Naha mit einer Botschaft wie 'Ich liebe ihn und kriege ein Kind von ihm' rausplatzen konnte – zumindest letzteres war eindeutig ausgeschlossen – war die Sache noch in einem justierbaren Rahmen, der es nicht nötig machte, auszurasten. Noch nicht.
    Blieb die Frage, warum Naha meinte, dass es eine gute Idee wäre, Valgiso zu heiraten. Mit ihrer kleinen Rede hatte sie ja schon hübsch erwachsen getan. Ganz offensichtlich wollte sie etwas erwachsenes tun und erwachsen gelten. Die Frage war nur: Warum?
    Elfleda war sich sicher, dass ihre Kinder wussten, dass ihre Ehepartner einmal für sie ausgesucht werden würden. Das wurde nicht extra in deren Erziehung betont, aber es wurde eben auch kein Hehl daraus gemacht. Es war schließlich ganz normal. Und Naha wusste, dass sie nicht mit irgendwem Dahergelaufenen verheiratet werden würde, sondern mit jemandem, der der Familie auf die eine oder andere Art nützte und von dem Elfleda dachte, dass es sinnvoll wäre, ihn enger an sich zu binden. Wie Naha jetzt auf die Idee kam, das würde zum jetzigen Zeitpunkt auf Valgiso zutreffen, das wusste wohl nur ihre Große allein.


    Rodrik stellte eine Frage in die Stille hinein, wer dieser Valgiso überhaupt war.
    “Ein Händler, mit dem Witjon Geschäfte macht und der an unseren Ständen auch verkauft. Er ist noch Scriba für die Verwaltung.“ Elfleda antwortete ein wenig abgelenkt, denn sie war damit beschäftigt, Naha nicht aus den Augen zu lassen. Im Moment fixierte sie sie wie die Schlange das Kaninchen. Wie kam Naha nur auf diese Idee, ausgerechnet Valgiso heiraten zu wollen?
    “Nun, Naha, zu heiraten ist eine ziemlich erwachsene Entscheidung. Warum denkst du, dass Valgiso derjenige ist, den du heiraten solltest?“ Elfleda vermied bewusst jegliche Zukunftsform ihrer Aussage. Wenn Valgiso nicht noch ein paar Sprünge nach oben machte, kam er nicht wirklich in die engere Auswahl. Und ganz herzlos war Elfleda ja auch nicht, sie würde ihrer Tochter einen Mann suchen, der ein bisschen jünger war. Wahrscheinlich.

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    Die dicke Frau beugte sich wieder zu ihm herunter und fing an, in irgendeinem komischen Dialekt auf Landulf einzureden. Er hatte keine Ahnung, was sie von ihm wissen wollte, aber es interessierte ihn auch nicht besonders, war er doch damit beschäftigt, sich aus dem Griff des Mannes zu befreien. Er verstand nur irgendwas von doof und Mutter, der Rest aber war irgendwas, das er nicht verstand. War ja nicht so, als ob alle Kelten und Germanen nur einen Dialekt sprechen würden. Schon gar keine kleinen Kinder.
    Landulf entschloss sich zu einer verzweifelten Tat. Er würde den Kerl beißen, und dann treten. Wenn er dann nicht losließ, dann... dann... dann wusste Landulf auch nicht weiter. Also, Atem geholt, seelisch und mental auf die schlimmste Tracht Prügel eingestellt, und dann... ließ der Kerl ihn einfach los. Landulf fiel nach hinten, der dicken Frau vor die Füße, und guckte kurz verwirrt. Aber er war frei. Er war endlich frei, und hatte niemanden dafür beißen müssen!
    Bevor noch jemand auf die Idee kam, ihn festzuhalten, machte er das, was kleine Jungs am besten konnten: Schnell weglaufen. Ohne auf die beiden Erwachsenen Rücksicht zu nehmen oder zu warten, dass sie ihn wieder fingen, rappelte er sich schnell auf und verschwand, so schnell ihn seine kleinen Füße tragen mochten.
    Das würde er Mama petzen, dass Naha ihn entführen lassen wollte!

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    Und wie doof Erwachsene waren, zeigte sich nur einen Augenblick später. Der Mann ließ ihn nicht los, und plauderte stattdessen munter mit der Fremden Frau. Die wiederum fragte ihn erst was, und noch ehe er auch nur die Chance hatte, darauf zu antworten, tat sie auch gleich schon wieder so, als wäre er gar nicht da, und plauderte statt dessen munter mit dem Kerl, der ihn hier festhielt. Die wollte doch gar nicht mit ihm reden, die wollte mit dem Kerl reden, und auch noch über ganz langweiligen Erwachsenenkram. Und dann fragte sie ihn nochmal was, und schwupps, bevor er antworten konnte, redete sie schon wieder mit dem Mann!
    Landulf, der inzwischen schon eine Weile nicht mehr weinte, sondern eher entnervt diese ganze Geschichte notgedrungen mitverfolgte, verdrehte gut sichtbar die Augen. Beständig zerrte er weiter an der Hand, die ihn festhielt. Er wollte nicht bei diesen doofen und langweiligen Erwachsenen bleiben.
    “Lass mich loooohoooos!“ greinte er lautstark in breitem mattiakisch und stemmte das ganze Gewicht seines kleinen Kinderkörpers gegen die Hand, in der Hoffnung, der Kerl würde ihn einfach loslassen. Dann würde er zwar hinfallen, aber das war egal. So schnell könnte der gar nicht gucken, so schnell wäre er weg. “Dann kannst du mit der dicken Frau weiterreden, aber lass mich loooooooos!“