Es ging ihm also blähähärg? Ja, das glaubte Elfleda sofort. Mit beinahe genießerischem Lächeln lehnte sie sich leicht an eine andere Säule und wartete, bis Witjons Anfall vorbei war. Als er wieder aufblickte, ließ sie es verschwinden und sah ihn nur mit diesem skeptisch-wissenden Blick an, der die meisten zum Augen verdrehen brachte. Aber warum sollte sie in dieser Situation verbergen, dass sie wusste, dass sie recht hatte. Es gab auch genug Gelegenheiten, zu denen sie lieb und nett und schmeichelnd war, weil es der Situation förderlicher war, aber im Moment konnte sie so böse und gemein sein, wie sie wollte. Und es war ja nur zu Witjons Bestem!
“Oh, willst du dich von mir kurieren lassen? Bist du da ganz sicher?“ stichelte sie noch ein wenig weiter. Den Becher mit ihrem heißen Sud hatte sie ja bereits in Händen, von daher war es ja eigentlich offensichtlich, dass sie etwas für ihn hatte. Aber sie ärgerte ihn gern. Und nach all dem, was die Männer mit ihrer Tochter angestellt hatten – und vorsorglich für alles, was sie noch anstellen würden – ärgerte Elfleda ihn einfach gerne.
“Ich meine, ich hätte hier schon etwas...“ Mit einem geradzu süffisanten Lächeln reichte Elfleda den Becher an ihn weiter und betrachtete sein Gesicht, als er ihn nahm. Sie wusste, dass der Sud nicht unbedingt das wohlriechendste Gebräu war. “Mit Honig angedünstete Zwiebeln, mit Wasser abgelöscht. Dazu dann noch Bärwurzsamen, gemahlene Pflaumenkerne, getrocknete Holunderbeeren, ein wenig Dill und Liebstöckel. Und ja, es schmeckt wie es klingt, also austrinken.“
Elfleda lehnte sich wieder leicht gegen die Säule, während sie Witjon beobachtete, wie er mit dem Becher hantierte. Ob jetzt der passende Moment war? Gab es so einen Moment denn überhaupt? Elfleda war sicher nicht zimperlich, aber sie wusste nicht, wie der junge Germane ihre Nachricht aufnehmen würde. Und noch immer war sie sich unsicher betreffend ihrer Stellung. Aber andererseits, wenn sie ihm nichts sagte und dann etwas passierte, war das vermutlich noch schlimmer.
Mit nunmehr ernstem Gesicht, dem das fiese Lächeln von eben völlig zu fehlen schien, sah sie Witjon dann an und löste sich von der Säule. “Witjon. Ich muss noch wegen etwas anderem mit dir reden. Callista...“ Sie wartete erst einmal seine Reaktion ab, ehe sie weiterreden würde.