Da standen sie also vor ihr wie zwei begossene Stubenhunde und übten sich darin, möglichst unschuldig aus der triefenden Wäsche zu schauen. Aber so leicht war Elfleda noch nicht abzuhalten.
“Aha, das Kind beruhigen also...? Das Kind beruhigen?! Wovon musste es denn beruhigt werden, dass es hier so krakeelt hat, als wolltet ihr die arme Naha umbringen, hm? Nein, sag nichts, sag einfach nichts!“
Elfleda war nicht blöd. Schon vor Wochen, als hier draußen noch alles so gefroren war, dass man bis zum Grund des Teichs das Eis hätte hacken können und dennoch nicht auf flüssiges Wasser gestoßen wäre, hatte Lando gemeint, er wolle ihre Kleine mit Eiswasser taufen, um sie hart zu machen. Da brauchte es nicht viel Kombinationsgabe, was ihr treudoofer Ehemann hier draußen am Teich machte, was ihre Tochter so hatte schreien lassen.
“Und du!“ drehte sie sich jetzt zu Phelan um, der wohl nicht rechtzeitig begriffen hatte, dass sein kleiner Versuch ihn nicht retten würde. “Wenn du dich schon anschleichst, dann wenigstens auf einen Feind mit einem Schwert, und nicht auf deinen Vetter mit meiner Tochter in Händen! Und wenn du dann schon dafür sorgst, dass der da...“, dabei fuchtelte sie mit einer Hand unbestimmt in Landos Richtung, ohne ihren Blick auch nur eine Sekunde von ihm zu nehmen “...mein Kind schmeißt, dann fängst du es gefälligst und wartest nicht, dass Ragin sich nochmal alle Knochen bricht!“
Aprospos, wo war der eigentlich. Saß immer noch auf dem Boden mit Naha in den Händen, die sich scheinbar wieder beruhigt hatte. Sie sah nochmal funkelnd zu Lando. “Ich schwör dir, wenn sie sich erkältet hat, schläfst du eine Woche auf dem Fußboden“, schimpfte sie ungehalten weiter und stapfte dann zu Ragin.
“und du...“ Ein drohend erhobener Zeigefinder zitterte einen Moment vor Ragin in der Luft, dann nahm Elfleda ihm die Tochter ab und gab ihm einen Kuss auf den Blonden Haarschopf. “Danke, dass du sie nicht hast fallen lassen.“
Sie nahm das Töchterchen hoch auf den Arm, stützte sie halb an ihrer Taille ab und sah sie kurz an, als müsse sie prüfen, ob noch alles dran war. Ganz beiläufig, aber dennoch stechend, fügte sie dann noch an: “was nicht heißen soll, dass wir beide nicht nochmal über das fröhliche Herumhumpeln im Garten reden werden und darüber, wie lange es gedauert hat, den Knochen einzurenken, dass er gerade zusammenwächst, und was passiert wäre, wenn er nochmal gebrochen wäre.“
Sie wippte die Kleine ein wenig im Stehen, was der zu gefallen schien. Offenbar war alles noch heil. Trotzdem bedachte sie das versammelte Mannsvolk mit einem finsteren Blick.
“Die hen se doch net elle, dia Amisvaria. Schmeißet kloane Kinder... erschreckat sich vor ihre Vettra...ersaufat iahre Dechter... Und I be no s greeschte Rindvieh von elle, dass i mir nommal a Kind han macha lao von sellem Ochs...“, bruttelte sie recht ungehalten in ihrem Heimatdialekt dahin, während sie das tropfende Mannsvolk erstmal stehen ließ und in Richtung Kräutergarten abzischte. Callista brauchte noch ein paar Kräuter zur Stärkung ihres Kreislaufs, und dieses Mal würde Elfleda ihre Tochter mitnehmen. Oder noch besser! Marga geben! Die freute sich immer, wenn sie Naha in der Nähe hatte. Und wenn sie der erstmal erzählt hatte, was die duccischen Männer wieder gemacht hatten, dann konnten sie sich gemeinsam daran machen, diese Kerls verbal – oder mit der Teigwalze – zur Vernunft zu bringen.