Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Fluchtartige verließ Celsus das Haus. Er war kreidebleich und schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft. Tief sog er sie in seine Lungen.


    Er versuchte zu verkraften, was er da drinnen gesehen hatte. Abgeschlachtete Menschen, ein junges Mädchen in seinem Blut, die gebrochenen Augen. Ihn ekelte. Er überlegte, wer das getan haben könnte. Eines war für ihn sicher, Tiere waren es nicht, die konnten keine Kehlen durchschneiden, also waren hier menschliche Bestien am Werk. Und wenn das, was er hier sah, schon zu Friedenszeiten geschehen konnte, wie würde es dann erst im Krieg aussehen?


    Langsam beruhigte er sich wieder. Die, die die diese Verbrechen begangen hatten, mußten noch in der Gegend sein und er mußte ihrer habhaft werden, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.


    Er führte den Befehl des centurio, einen miles zur Curio zu senden, aus und wartete auf seinen Vorgesetzten.

    Celsus hielt sich auf der rechten Seite und tastete sich an der Wand entlang. Der süßliche Geruch, der ihm schon am Eingang in die Nase ging, wurde immer stärker und schließlich unerträglich. Er zog sein focale vom Hals und band es sich um die Nase.


    Dann sah er das Inferno. Wie festgewurzelt stand er da. Wer hatte hier gewütet. Er war der Überzeugung, daß er es hier nicht mit Menschen zu tun haben konnte. Und er wußte nicht, was er hier tun konnte.


    Endlich hatte er sich gefaßt. Hier mußte ein anderer entscheiden.


    "Centurio,"


    mehr brachte er nicht heraus.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Voluntarius ad inspektionem progredde!" ~ Freiwilliger zur Durchsuchung vortreten.


    Das mit dem voluntarius hätte er gar nicht zu sagen brauchen dachte Celsus. Für ihn war es nicht einmal selbstverständlich sich zu melden. Er war Soldat, ganz einfach! Und daß er der eine war, darüber verschwendete er keine weiteren Gedanken.


    Ohne mit der Wimper zu zucken trat er zwei Schritte vor.


    "Ecce me, centurio!" (*)




    Sim-Off:

    (*) Da bin ich, centurio!

    Celsus schien von der Wiedersehensfreude seines Bruders nicht so recht überzeugt zu sein. Aber bei genauerem Überlegen mußte er sich eingestehen, daß sie es auch nicht sein konnte. Sie waren zwar Brüder, deren Kontakt sich eben nur auf das Nötigste beschränkte.


    Er sah seinen nach draußen drängenden Bruder an.


    "Gehen wir an die frische Luft. Da redet`s sich besser."

    Celsus nickte.


    "Du hast recht. Daß ich nicht mehr bei den equites bin geht mir zwar an die Nieren, und das ganz schön heftig, aber Lamentieren bringt mich da nicht weiter. Es geht eben nicht anders und damit habe ich mich nicht nur abzufinden, sondern ich finde mich damit ab. Für mich ist das Thema beendet, aus, basta!


    Aber, wenn ich so richtig darüber nachdenke, hat die ganze Sache etwas sehr Positives an sich. Durch meine Zeit in der turma haben wir uns ungewollt aus den Augen verloren. Und nun, wieder zurück bei der Infanterie, lande ich wieder im gleichen contubernium wie du. Wenn das keine Fügung der ewigen Götter ist!"


    Er machte eine kurze Gedankenpause.


    "Und nun wollen wir mal sehen, was ansteht. Aber eines ist sicher, irgendwann bin ich wieder bei den equites!"


    Davon war Celsus überzeugt.

    Celsus feixte.


    "Na, na, na, heute mit dem linken Fuß aufgestanden, kleiner Bruder? Aber das kriegen wir schon wieder hin!"


    Dann wurde er ernst.


    "Um es kurz zu machen. Ich habe notgedrungen mein Reiterdasein aufgegeben. Du fragst warum? Ganz einfach, du hast bestimmt auch mitbekommen, daß es bei unserer Reiterei kein Weiterkommen geben kann. Also, was bleibt mir übrig um nicht eques im letzten Glied zu bleiben, ich muß wieder zu den Stoppelhopsern zurück. Letztendlich bin auch daher gekommen.


    Das ist alles. und nun bin ich wieder hier! Und was ist mit Dir? Wolltest du nicht auch zur Reiterei?"

    Celsus war damit beschäftigt seine Utensilien in den Abstellraum zu verbringen um sich anschließend erst einmal ein paar Mützen Schlaf zu gönnen als er seinen Namen hörte.


    Er drehte sich um und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Es war Titus wie er leibte und lebte. Die Freude des unvermuteten Wiedersehens mußte auf beiden Seiten gleich sein. Er umarmte seinen Bruder und schüttelte ihn.


    "Titus! Das gibt? s ja nicht. Du bist noch hier. Wie geht es Dir? Was hast Du gemacht? Wo bist Du so lange gewesen? ..."


    Die Fragen wollten kein Ende nehmen.


    "Wie dem auch sei. Wir müssen uns irgendwo in Ruhe zusammensetzen. Es gibt bestimmt sehr viel zu erzählen. Was meinst Du?"

    Celsus war wieder dem contubernium tertium zugeteilt worden. Er hatte die nicht mehr benötigten Ausrüstungsgegenstände für equites gegen die für legionarii eingetauscht und stieß, vollbeladen wie er war, die Tür zu seinem neuen und doch alten Domizil auf.


    Er sah sich um und, was er nicht für möglich gehalten hatte, sein altes Bett war nicht belegt. Nun blieb nur zu hoffen, daß einer der alten Kameraden noch im contubernium war.


    Was wohl aus Titus, den er aus den Augen verloren hatte, geworden war?

    Celsus sah den centurio wegen dessen erhöhter Stimmlage erstaunt, dann aber verständnislos an. Seiner Meinung nach hatte er die ihm gestellten Fragen beantwortet. Wurde er nicht verstanden, wollte man ihn nicht verstehen oder sollte er nicht verstanden werden?


    Um seine zweite infanteristische Laufbahn nicht schon zu Beginn durch den Unmut eines Vorgesetzten zu gefährden, beantwortete er die von diesem nun präzise gestellten Fragen.


    "Es gibt nichts, das du nicht wissen solltest. Ich habe kein Liebchen in der Stadt, ich habe keine besonders guten Kontakte zu jemanden von der Versorgung und ich habe keine persönlichen Feinde, centurio."


    Um bei seiner Antwort nichts falsch zu machen, hatte er die Wahl der Worte des centurio übernommen.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    " ... Warum wolltest du zurück zur Infantrie? Gibt es sonst etwas, was ich wissen sollte, das aber nicht zum offiziellen Teil gehört?"


    Celsus setzte sich und anwortete.


    "Ich bin ein Reiter und werde es auch bleiben. Aber das alles hilft mir nicht weiter. Ich will vorwärtskommen und das geht nun mal nur bei der Infanterie. Das ist alles, nicht mehr und nicht weniger, centurio."


    Die Frage nach etwas, was der centurio wissen sollte, überging Celsus. Wie lautete sie noch? Nicht zum offiziellen Teil gehörig? Und da war Vorsicht angesagt!

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Wer und warum?"


    Celsus war eingetreten. Er machte korrekt Meldung und beantwortete gleichzeitig die ihm gestellte Frage.


    "Legionarius Decimus meldet sich auf Befehl des legatus, centurio."


    Somit war für ihn die Frage nach dem Warum abgegolten, zumal davon auszugehen war, daß sein neuer Vorgesetzter diesbezüglich in Kenntnis gesetzt worden war.

    Celsus ergriff die ihm dargebotene Hand des legatus und erwiderte dessen festen Druck.


    "Ich danke Dir, daß Du mich als Deinen Klienten angenommen hast, legatus."


    Mehr brachte er, der sich mit seiner Annahme zum Klienten nicht ganz so sicher war, nicht heraus.


    Auch jetzt hoffte er wieder auf das Abi, aber nur aus einem Grund. Er mußte das Gespräch mit dem legatus noch einmal im Geiste durchgehen.

    Celsus wurde nachdenklich. Langsam antwortete er.


    "Wenn Du mir zutraust, daß ich eine allgemeine Stimmung und die herrschende Meinung richtig zu verstehen weiß, dann habe ich keine Bedenken. Das mit schwelenden Gerüchten ist eine andere Sache. Wie gerne und wie schnell beginnen sie als Latrinenparolen, werden von Wiedergabe zu Wiedergabe weiter aufgebauscht und fallen schließlich in sich zusammen oder enden in einem vom Urheber beabsichtigten Chaos.


    Des weiteren. Ob Du ein Militär bist oder ein Politiker sein wirst, wenn Du mich als Deinen Klienten angenommen hast, dann bin ich Dein Klient.


    Übrigens, Decimus Mattiacus ist mein Onkel, legatus."

    An das erhoffte Abi dachte Celsus nicht mehr. Für seine Antwort brauchte es keine Überlegung.


    "Daß ich Dir dienen möchte, wollte ich mit meiner Bitte, mich als Deinen Klienten anzunehmen, bekunden. Inwieweit ich Dir wie, wann und wo auch immer nützlich sein kann, das liegt dann in Deiner Hand, legatus."


    Kam da so etwas wie Stolz in dem legionarius auf?

    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    " ... Inwiefern meinst Du, daß Du mir nützlich sein könntest?"


    Auf diese Frage war Celsus nicht gefaßt. Er mußte an sich halten, um nicht lauthals aufzulachen. Wie sollte ausgerechnet er, der gerademal vom eques wieder zum legionarius avanciert war, dem legatus legionis nützlich sein?


    Die Ernüchterung kam schnell und Celsus hatte verstanden.


    Und resigniert folgte die Antwort.


    "Wie könnte ich Dir nützlich sein!"


    In seiner Überschwenglichkeit hatte er sich der Lächerlichkeit vor seinem Vorgesetzten preisgegegen. Er wollte weg, nichts wie weg, und das so weit wie möglich!


    Seine Bitte ließ im Hintergrund eine Entschuldigung nicht verkennen.


    "Legionarius Decimus bittet wegtreten zu dürfen,legatus."


    Noch nie hatte er sehnlicher auf das Abi gehofft.

    Celsus straffte sich und zögerte noch ein wenig, als wolle er das, was er als Bitte vorzubringen gedachte, noch einmal überdenken. Dann sah er mit festem Blick seinem Vorgesetzten in die Augen und brachte ohne lange und viele Worte seine Bitte vor.


    "Ich bitte Dich darum, mich als Deinen Klienten anzunehmen, legatus."


    Nun war es heraus. Nun konnte er nur hoffen, mit seinem Ansinnen nicht zu weit gegangen zu sein.