Beiträge von Titus Tarpeius

    Die Rede des Optio war zwar kurz, aber trotzdem beeindruckend - besonders weil Titus solche Vorträge nicht kannte. Zusammen mit seinen Kameraden verinnerlichte er, was ihnen ihr Vorgesetzter sagte.



    '...ihr seid ewig', drang durch seinen Kopf und brannte sich dort in sein Gedächtnis ein.

    Erleichtert lief Titus zurück zu den anderen und stellte sich in die Formation. Physisch war er fast am Ende, aber geistig putzmunter, nachdem er keine Sonderstrafen erhalten hatte, weil er stehen geblieben war. Der Optio war sicherlich streng, aber ansonsten schien er ganz in Ordnung zu sein.


    'Mit Vergnügen', dachte sich Titus und begann mit seinen Liegestützen. Seine Laune hatte sich soweit gebessert, dass ihn diese Anstrengung nach dem Lauf nicht mehr übermäßig belastete.

    Titus wusste nicht so recht, was er von dem plötzlichen Sinneswandel seines Ausbilders halten sollte. Vielleicht war er ja doch kein Ungeheuer? Andererseits konnte es sich aber auch um eine Falle handeln...


    Titus entschied sich erst einmal dafür, die Ratschläge des Optio zu befolgen und etwas langsamer zu laufen.


    Seine Ausdauer trainieren, ja, das hatte er wirklich nötig. Er hatte nicht einmal 5 Runden geschafft und stand vor der existenziellen Frage, ob er noch weiter laufen oder auf der Stelle zusammenbrechen sollte; das Marschgepäck war auf seinem nassen Rücken inzwischen so unendlich schwer geworden.


    Zitat

    "Du hast mich überzeugt. Du darfst dich kurz ausruhen. Ich möchte, dass du jeden Tag deine Ausdauer ausbaust, denn sie wird dir eines Tages dein Leben retten."
    Optio Germanus blieb stehen und nickte ernst.


    Titus wusste nicht so recht, ob er diesem - zweifellos verlockenden - Angebot folgen sollte. Er überlegte kurz, sein Körper schien "JAAA!" zu schreien und so riskierte er, dieser Forderung nachzukommen. Er blieb stehen und sagte:


    "Ja, Herr"


    Der nächste Augenblick würde zeigen, ob er in eine Falle getappt war.

    'Langsam geht mir der neue Optio mächtig auf den Keks',
    Titus schluckte seinen Ärger stumm hinunter - ohne etwas "Verdächtiges" nach außen hin zu zeigen. Dann schlug ihn der Optio in die Seite.
    'Verdammter... was soll das denn!? Und warum kümmert DER sich bitte nur um mich? Noch 22 Runden, wenn der alle naselang auf mich einschlagen will, brech ich noch vor der Hälfte zusammen - wenn ich überhaupt so weit komme!'


    Zitat

    "Du darfst dich gerne setzen, wenn du eine Pause brauchst," sprach Germanus zynisch.


    'Mich hinsetzen, dass hätte der wohl gerne! Ich setz mich erst hin, wenn ich meine 25 Runden beendet habe oder unterwegs zusammengebrochen bin. Und wenn der jetzt wieder auf mich einschlägt, beschleunigt er das nur noch.'


    Titus war schon klar, dass es eine Freikarte für seinen Ausbilder wäre, alles mögliche mit ihm anzustellen, wenn er sich jetzt einfach hinsetzen würde
    - und das wollte er auf keinen Fall riskieren.


    Also sah Titus einfach stur gerade aus vor sich auf den Boden und lief weiter, während ihm das alles durch den Kopf ging.

    Titus war sich sicher, dass der neue Optio ihn nur provoziert hatte, um den anderen zu demonstrieren mit wem sie es nun zu tun hatten.
    Zudem brauchte er wohl oder übel ein Versuchskaninchen. Als Titus loslief, fragte er sich trotzdem, warum er gerade IHN ausgesucht hatte...


    Der "neue" war ihm jedenfalls trotzdem (und aus leicht verständlichem Grund) auf Anhieb unsympathisch:


    Sim-Off:

    Nicht böse gemeint :D


    25 Runden, mit Marschgepäck, das sah böse aus. Schon nach der ersten Runde begann er unregelmäßig zu atmen, was innerhalb der nächsten Runden fatale Folgen haben sollte...


    Noch dachte Titus jedoch darüber nach, wieso dieser Mann nicht seinem Idealbild eines römischen Offiziers entsprach - irgendwie hatte er ein anderes Benehmen erwartet -.^.

    Kurz vor Ende der zweiten Stunde hingen dutzende Uniformen (Tunikas und Rüstungsteile) vor, an und hinter der Baracke und was nicht mehr auf die Leinen passte lag auf dem heißen Boden Süditaliens.


    Wessen Sachen auf dem Boden lagen, stand daneben und passte auf, dass im letzten Moment nicht doch noch ein anderer darüberlief.


    Etwas weiter entfernt standen und lagen von Abfällen befreite Schilde, die in der Sonne trocknen sollten.


    Pünktlich nach zwei Stunden waren die Probati wieder in voller Montur angetreten und bereit, um zum Exerzierplatz zurückzugehen. Einige von ihnen mussten hoffen, dass ihre Ausrüstung unterwegs in der Sonne noch trocknet... schließlich sollte der Optio keinen neuen Grund zum Zetern haben :]

    Völlig verdreckt betraten die Probati ihr Quartier.
    Ein einziger Gedanke begleitete ihren Marsch zur Waschstraße: 'Warum?'


    Schon nach den ersten Minuten roch es fürchterlich in der Baracke - und genau so sah es auch aus: Überall faules Obst auf dem Boden, Küchenabfälle, beschmutzte Kleidung.


    Die Männer rieben und schrubbten wie verrückt, aber die Abfälle erwiesen sich als hartnäckig...


    Nach einer 3/4 Stunde hatte der erste wieder ein sauberes (und klitschnasses) Hemd; blieben weitere 45 Minuten für die anderen und zum Trocknen - nur wo?

    Die stinkenden und versifften Probati gehorchten ;)


    Erst hörten sie aufmerksam ihrem Ausbilder zu, dann trotten sie, schmutzig wie sie waren, in Richtung Baracken.


    Wenigstens hatten sie richtig gehandelt - und ihre Uniformen waren deshalb auch nicht vollständig verdreckt.
    Das Auswaschen der bisherigen Flecken konnte trotzdem heiter werden...

    "Ich wusste es, ich hab's geahnt, die lassen sich ihren Spaß daran nicht nehmen!", raunte Titus vor sich hin, als seine Kameraden und er von ekligen Geschossen nur so eingedeckt wurden.


    "Hey, Mann, was jetzt?", fragte einer der Probati von hinten.


    "Was schon? Wir lassen uns bewerfen, dass gehört einfach dazu", antwortete ihm ein anderer.


    "Ich würde sagen", meinte Titus, "wir machen genau das, was der Optio von uns erwartet. Also Schilde und Speere raus, zusammenrücken und aufpassen, dass wir nicht mehr getroffen werden; was die da hinten jetzt schmeißen, kriegst du aus der Uniform ansonsten nicht mehr 'raus"


    Titus dachte zwar nicht, dass die anderen auf ihn hören würden, aber versuchen musste er es wenigstens - die Ausrüstung und Kleidung ohne Widerstand derart beschmutzen zu lassen, dass sie danach stundenlang würden schrubben müssen (und er war sich sicher, dass sie sie selbst zu waschen hatten) war es ihm einfach nicht wert.


    "Wenn du meinst", gaben ihm einige Stimmen zur Antwort und die Probati rückten enger zusammen, nahmen ihre Schilde vor und duckten sich hinter ihnen. Die zweite Reihe hatte sichtlich Schwierigkeiten damit, ihren Schild über sich zu halten und gleichzeitig mit ihrem Speer zu hantieren, dennoch prallte ein Großteil der verfaulten Wurfgeschosse am Pseudo-Schildwall ab.


    Ein kleines Lächeln setzte sich auf sein Gesicht, 'lasst sie ruhig werfen' - aber der Gestank von Schilden, Kleidung und Haaren war grauenhaft...

    Sim-Off:

    Ich wusste nicht, dass Schilde im Marschgepäck enthalten sind ;)
    Bei der Gelegenheit: Haben die Nautae Legionärsschilde, Rundschilde oder eine ganz andere Sorte?


    Die ganze Szene war für die Probati etwas abstrus - jedenfalls für den zweiten Tag ihrer Grundausbildung.
    Ein wenig irritiert und von Abfällen beschmiert, nahmen die Probati wieder ihr Marschgepäck, ihre Schilde und Speere auf und liefen in Zweierreihen auf das Tor zu.


    Dort angekommen machten sie kehrt und trabten im langsamen Laufschritt zurück.
    Die beim Optio gebliebenen Nautae sahen dagegen nicht so aus, als hätten sie die Freude am Gammelobst-Werfen verloren.


    Titus hatte da so ein GANZ mieses Gefühl im Bauch...

    Angesichts der drohenden Gefahr durch heranfliegende Küchenabfälle kamen Titus und einige andere auf die Idee, ihr Marschgepäck abzunehmen und vor sich als "Schutzschild" einzusetzen.


    Die ganze Szene musste aus der Entfernung furchtbar komisch aussehen: Eine Truppe Nautae bewirft einen ungeordneten Haufen Probati mit Müll, die sich daraufhin verzweifelt in eine Line drängen und versuchen, den Geschossen auszuweichen oder sie mit ihren Rucksäcken abzufangen.


    Bis ein ziemlich rauher Zeitgenosse, Titus kannte seinen Namen nicht, von dem ganzen Spaß die Nase (buchstäblich) voll hatte. Wie ein Berserker rannte der füllige zwei-Meter-Mann in die angreifende Meute und griff sich den erstbesten Nauta den er kriegen konnte, um ihm kräfig seine Anitpathie gegen verdorbene Lebensmittel "einzubläuen".


    Die anderen Probati starrten beschmutzt und wie gebannt auf die sich nun entwickelnde Eskalation...


    Sim-Off:

    Hab so eine Idee überhaupt nicht erwartet => Überraschung gelungen. Toll, danke!

    'Was bei Hades...!?',
    schoss Titus durch den Kopf, als eine Horde wildgewordener Soldaten plötzlich auf sie zustürmte.


    Eine brüllende Meute, die mit Stöcken, Knüppeln und 'was ist das denn?? Obst?' bewaffnet war, rannte mit Höchstgeschwindigkeit (und -lautstärke!) auf sie zu.


    "Bei Zeus!", rief Titus - bevor *Splash* ein faules Ei wohlplatziert auf seiner Stirn seine letzte Ruhestätte fand.


    Ziemlich erbost überlegte er, was zu tun sei; leider konnte er mit dem Befehl

    Zitat

    Testudo!!

    (noch) nicht viel anfangen, und so verließ er sich denn ganz auf sein Bauchgefühl.


    Instinktiv rückte er näher an die Gruppe seiner Leidensgenossen heran, einige taten es ihm gleich - andere waren zu verdutzt, um überhaupt irgendwie zu reagieren.


    Innerhalb kurzer Zeit hatten sie, d.h. diejenigen die a) noch Kraft hatten und b) geistesgegenwärtig genug waren, eine zwar unordentliche, aber doch als solche erkennbare, Schlachtlinie gebildet.


    Das Problem war nur: Einige der Probati standen irgendwo, nur nicht in der Linie und zweitens half eine solche "Formation" nichts gegen fliegendes, faules Obst, im Anflug befindliche Küchenabfälle und einen geschmissenen - Küchenhocker?! ('Wer hat da bitte einen Hocker geworfen?')


    Sim-Off:

    Mir ist schon klar, dass die Schildkrötenformation gemeint ist, aber es wäre ziemlich unrealitisch, wenn Titus Tarpeius das wüsste...

    Titus lief los. Seine Kondition war wiederhergestellt, aber es brannte immer noch etwas in seinen Beinen.


    Am Tor liefen sie möglichst geornet wieder zurück, was allerdings nicht ganz gelang, da einige wankten wie ein Schiff im Sturm.


    Vor ihrem Ausbilder blieben sie schließlich stehen...

    In der Tat, dass das hier keine Spielerei war, hatten sie jetzt erkannt ;)


    Titus hatte zwar keine gute Langzeit-Kondition, dafür erholte er sich aber in der Regel ziemlich schnell wieder. Lange Strecken in gemäßigtem Tempo (also gehen) waren genauso wenig ein Problem, wie besonders kurzzeitige Anstrengungen - seinen Muskeln sollte er in nächster Zeit allerdings wieder ein bisschen mehr Aufmerksamkeit gönnen, das hatte er bei den Liegestützen gemerkt.


    Den Rest der halben Stunde machte er sich Gedanken darüber, dass er seine Ausdauer dringend trainieren musste, wenn er hier bestehen wollte.


    Auf Kommando nahmen seine Kameraden und er ihr Marschgepäck auf, stellten sich zum Abmarsch bereit auf und warteten nur noch auf das Signal zum Lostraben...

    Sim-Off:

    Ich nehme mal an, dass „decem lectus statumen“ 10 Liegestützen sind, also:


    Es brannte in seinen Beinen.
    Titus war froh, endlich anhalten zu dürfen, da waren zehn Liegestützen keine große Schwierigkeit, schließlich hatten sich seine Arme ja die ganze Zeit ausgeruht.


    Besser wäre natürlich, wenn sie jetzt überhaupt nichts machen müssten, nur...
    „Beim nächsten Mal fällt keiner hin - auch wenn ich ihn dann Huckepack nehmen muss“, knirschte Titus etwas übermütig, aber leise seinem Nebenmann zu.


    Nach den zehn Stützen lagen einige keuchend auf der Wiese, andere setzten sich auf, wieder andere stellten sich langsam hin. Titus überlegte noch, ob er aufstehen oder sitzen bleiben sollte, schließlich wollte er dem Optio keinen Grund dafür liefern, eine neue Kollektivstrafe zu verhängen.

    Seine Beine schmerzten, er schwitzte und Seitenstiche hatte er auch noch. Aus seinem ganzen Körper empfing Titus Signale, die ihm verrieten, dass er das nicht mehr lange durchhielt.
    In Hispania hatte er des öfteren weite Strecke zurückgelegt, allerdings gehend und nicht im Dauerlauf - dazu bestand ja auch überhaupt kein Anlass.
    Er sah sich kurz um. Den anderen musste es ähnlich gehen und wenn er sich einige von ihnen genauer ansah, wollte er nicht mit ihnen tauschen.
    'Die fallen garantiert jeden Moment um', ging ihm durch den Kopf.
    Einige wenige hatten etwas mehr Kondition als er und liefen beinahe genauso schnell wie zu Beginn. Dazu zählte z.B. der Grieche, mit dem er am Abend kurz gesprochen hatte.


    Als sie gerade dabei waren, den letzten Hügel zu erklimmen und Titus darüber sinnierte, warum Nautae eigentlich hunderte Stadien weit rennen können mussten, geriet der Zug der Leidenden ins Stocken: Etwas weiter vorne war der erste entkräftet zu Boden gegangen. Als Titus an ihm vorbei lief, fragte er sich, was der Optio wohl im nächsten Moment dazu sagen wird...

    'Diesen Optio habe ich schon irgendwo einmal gesehen; nur wo?', dachte sich Titus, als er mit den anderen zusammen eine Doppelreihe bildete und im Dauerlauf in die Richtung loslief, die der Optio vorgegeben hatte.


    'Ausdauereinheit - klingt gar nicht so übel', dachte er sich noch, während er mit den anderen um die Ecke bog, 'es gibt sicher Schlimmeres'.


    Sicherlich gibt es Schlimmeres - nur nicht allzu viel.