Ob sich ihr Leben nun ändern würde, würde sich zeigen. Sicherlich ein wenig Hoffnung hatte sie, aber bisher hatte sie nicht wirklich etwas Handfestes. Sie kannte den Senator nicht, sie wusste nichts über diesen und Theomitus hatte bisher nur wenige Worte über seinen Herrn fallen lassen. Im Grunde lag alles bei ihr, sie musste sich selbst verkaufen, wie Ware auf dem Markt. Das war etwas, das sie konnte. Sie nickte, als ihr der alte Mann erklärte wo sie die Bäder fand.
„Rot ist wunderbar!“ antworte sie mit einem Lächeln und folgte mit ihren Blicken der Sklavin die eilig dem befehl nach kam. Dies holte sie wieder auf den Boden der Tatschen zurück. Dieser Senator hatte Geld, viel Geld. Er hatte sicher mehr als zwei Dutzend Sklaven, es würde schwer werden ihn davon zu überzeugen, dass sie eine Anstellung bekam.
„Ich danke dir Theomitus! Ich werde mich dann einmal frisch machen!“ erklärte sie ihm und erhob sich. Nachdenklich betrat sie eines der größten Bäder das sie jemals gesehen hatte. Der Reichtum dieser Familie verschlug ihr erneut den Atem.
Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, verstaute sie ihr Messer in ihrem Bündel, es musste ja vorerst niemand wissen, dass sie eines bei sich trug.
Ehe sie sich ihrer Kleidung entledigte bewunderte sie das Bad. Mosaike von fantastischen Meereswesen zierten Boden und Wände, das wassergefüllte Becken war riesig und hier und da war auch Gold verarbeitet worden. Es war schon fast mehr, als sie verkraften konnte.
Als es klopfte zuckte sie zusammen, die Sklavin kam zurück, in den Armen hatte sie eine wundervolle rote Tunika.
„Hier, dies ist für euch!“ sagte sie und legte es sorgfältig in eine Nische auf eine Bank.
„Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“ fragte sie und Alaina schüttelte den Kopf. „Nein, Danke!“ antwortete sie nur. Sie füllte sich leicht erschlgane von all dem Prunk.
Sie Sklavin verneigte sich leicht und eilte dann wieder davon, um sich einer anderen Arbeit zuzuwenden. Zu spät fiel Alaina es ein, sie hätte die Sklavin nach ihrem Herrn ausfragen können, damit sie diesem nicht völlig unvorbereitet entgegen trat.
Nun war es zu spät und sie verdrängte erst einmal das anstehende Gespräch. Jetzt galt es erst einmal das Bad zu genießen.
Sie streifte ihre alte verblichene Tunika ab und ließ sich dann in das angenehm warme Wasser gleiten. Ein Seufzen der Wonne entfloh ihren Lippen. Es war lange her, dass sie sich solch einen Luxus hatte gönnen können. Es war herrlich und mehr als befreiend den Staub der Straßen wegzuwaschen.
Wie immer, wenn sie allein war, sang sie leise vor sich her.
„Si la mar fuera de tinta
y er sielo fuera papé,
no se podria escribir
lo mucho que es mi querer.” *
Das Lied hatte sie von einigen Musikern aufgeschnappt die in Tarraco auf einem Markt gestanden hatten. Die Melodie hatte sie sich gleich eingeprägt. Anhand ihres musikalischen Gehörs hatte sie sich auch ihre Sprachkenntnisse angeeignet. Jede Sprache hatte ihre eigene Melodie und wenn man diese einmal kannte, konnte man auch eine Sprache sprechen.
„Yo te quiero más arróbas
que hojitas menea el aire,
que estreyitas tiene er sielo
y arenas tienen los mares.„ *
So sehr sie auch das Bad genoss, ermahnte sie sich dennoch Theomitus nicht länger als nötig warten zu lassen. Schmutz und Erschöpfung waren fürs erste einmal fortgespült worden. Während sie sich abtrocknete legte sie sich ihre Worte genau zurecht. Sie musste von sich überzeugen.
Bewundernd strichen ihre Hände über den Stoff der Tunika bevor sie diese überzog. Theomitus hatte mehr als richtig gelegen, das rot umschmeichelte sie, der Stoff fiel in eleganten Falten.
Ihr Messer ließ sie erst einmal in ihrem Bündel, das war besser.
Erfrischt, sauber und wesentlich hübscher als vorher verließ sie das Bad und kehrte zu Theomitus zurück. Als sie ankam war sie nur eine arme Bittstellerin gewesen, nun war sie eine junge selbstbewusste Frau, die sich nur ungern aufhalten ließ und die ein Ziel vor Augen hatte.
Sim-Off:* Wäre das Meer die Tinte
und der Himmel das Papier
könnte man selbst dann nicht schreiben,
wie groß meine Liebe ist.
Ich liebe dich mehr,
als Blätter in der Luft herumwirbeln,
als der Himmel Sterne hat
und Sandkörner die Meere.
„Tinta“ von Faun