Zitat aus meiner PN-Box:
"Es sind 96% Ihrer Ordner belegt."
Ich habe aber noch ein paar rausgehaut.
Zitat aus meiner PN-Box:
"Es sind 96% Ihrer Ordner belegt."
Ich habe aber noch ein paar rausgehaut.
Piso, der, nachdem der Kaiser zu seinen weiteren Ausführungen über die Arbeit nichts mehr zu sagen hatte, auch nichts mehr sagte, denn was denn, freute sich durchaus über das Lob, das er vom Kaiser erhielt. He, dachte er sich, der Kaiser ist doch ein ganz lässiger Typ. Ist halt mit Archias verwandt, das merkt man ihm in solchen Situationen an! Piso beschloß, mit dem Kaiser nicht mehr so hart ins Gericht zu gehen wie zuvor, und horchte weiter zu.
“Aber sag so etwas doch nicht, Imperator Caesar Augustus“, versuchte er ein bisschen tröstlich zu sein. “In Rom erfreust du dich noch großer Popularität“, versicherte er, der wirklich noch nie eine direkte Hasstirade gegen den Kaiser gehört hatte (wohl aber gegen Vescularius), dem Monarchen. “Die Masse wäre äußerst begeistert, würdest du zurückkehren.“ Bevor Salinator ein zweiter Seianus werden würde.
“Aber es freut mich zu hören, dass es deinem Sohn gut geht. Wann gedenkst du, ihn zum Caesar zu ernennen?“, forschte Piso ein bisschen weiter.
Piso lächelte. “Dann bin ich richtig gelegen mit meiner Annahme. Wie konnte es auch anders sein.“ Ja, wie konnte es auch anders sein? Der Kaiser würde wohl alles schlucken, was Salinator so trieb. Immerhin konnte Piso sich jetzt endgültig im Gedanken wiegen, was er in letzter Zeit gemacht hatte, das war nicht für Salinator gewesen, sondern für den Kaiser. Ja, er hatte für den Kaiser geschuftet, das war um einiges besser. Er grinste bescheiden.
“Es fiele mir nicht im Traum ein, für dich, mein Kaiser, nicht tüchtig zu arbeiten.“ Herrje, das war jetzt schmalzig, aber gerade deshalb mochte Piso seine Wortkreation. Alles für den Kaiser, jawohl, und mochte der Kaiser noch so wenig Flavier sein wie der Bärtige.
“Ich bin froh, dass mir Fortuna zumindest bei der Arbeit treu war, obwohl sie auch vom Tod meiner Schwester Vera unterbrochen wurde.“ Ja, Vera. Vielleicht wäre es der rechte Dienst an ihr, wenn der Kaiser einmal nur von ihrer Existenz erfuhr. Wenn er wusste, dass sie gelebt hatte. Dass es sie gab. Und dass ihr Tod etwas Schlechtes gewesen war. Nebenbei würde Piso so auch wohl seinen Aufzug rechtfertigen. “...“, begann er, es fiel ihm dann aber ein, nach dem Wohlbefinden Aelius Quartos zu fragen wäre wohl ungeschickt, er konnte auch andere fragen als den Kaiser! “Ich hoffe doch, dein Sohn befindet sich wohl. Ganz Rom freut sich schon auf den erhabenen Tag, da du ihn als Caesar ausrufen lässt“, begann er etwas anderes anzusprechen.
Während Sermo damit beschäftigt war, die Sklavin vor seinen Augen innerlich auszuziehen – was alles andere als schwer war, schließlich gab es da nur sehr wenig und nur sehr Luftiges zum Ausziehen – füllte ebendiese ihm den Wein ein. Genau zu diesem Zeitpunkt 1903 Jahre später würde übrigens die Person hinter Piso ein Wisimangebot an Falerner für die ID Sermo erstellen. (:D)
Die schöne Arschtorte – eigentlich war sie ja die Ornatrix hier, aber Piso hatte irgendwie seinen Gefallen an ihr gefunden, der Vorbau lieferte einen hervorragenden Grund dafür – derweil stellte sich artig in eine Ecke, auf einen weiteren Befehl von einem der beiden Herren wartend; nebenbei den Beweis liefernd, dass die Flavier sicherlich nicht arm waren, denn sonst würden sie sich solche Busenwunder sicherlich nicht leisten können.
Nachdem er mit dem Quintilier angestoßen hatte und vom Wein getrunken hatte – ah, gute Qualität, wie üblich – wanderte sein Blick hinauf zu Caelyn, um zu sehen, wie sie auf seine Worte reagierte.
Zuerst blickte Caelyn wohl etwas ratlos drein. Ja, verstand sie denn nicht, was er sagte? Sicher doch nicht wegen seines Akzentes. Denn das der da war, das wusste sogar Piso, obwohl er so erfahren war in der Kunst der Illusionen. Freilich hieß das, dass Piso kein Freizeitzauberer war, sondern nur das sah, was er sehen wollte. In dem Sinne war er ein typischer Sohn seines Vaters.
Doch nach etwas Zeit zum Nachdenken – die Gute war wohl etwas langsam, die Evolution hatte wohl die Ressourcen, die an ihr Hirn gehen sollten, zu ihren Busen und ihrem Hintern gelenkt – antwortete die Gallierin sehr freundlich, dass es sie freute, dass es ihr gut ging, und dass sie Piso ein langes und erfülltes Leben wünschte. Sie lobte sogar sein Haar! Piso freute sich sehr.
“Diolch!“, bedankte er sich strahlend (und ja, das heißt wirklich danke) und legte seinen Kopf wieder gerade auf die Kline hin.
“Eine geradezu bezaubernde Sklavin hast du da! Stell dir vor, sie hat mir eben ein langes und erfülltes Leben gewünscht. Das ist absolut wunderbar. Viele Sklavinnen hätten mir ja wohl Beleidigungen entgegengeworfen und dann nachher gesagt, ich hätte sie missverstanden! So ein süßer Fratz, ich könnte sie abschnuddeln.“ Er schnurrte leise vor sich hin, als die Keltin massierte, und schloss vor Wonne die Augen. “Eine ganz wundervolle Idee, sie zu bringen, Quintilius, wundervoll. Darf ich dich Sermo nennen?“ Denn Piso wollte das ganze formale Getue erstmal hinter sich bringen.
"Und was ich dich fragen wollte, wie geht der Census in Ostia voran?"
Er würde es lernen, lernen würde er es also. Piso nickte eifrig. “Du wirst es lernen, jawohl, das wirst du, und zwar geschwind. Nichts leichter wie Latein. Sogar die barbarischen Germanen haben es gelernt.“ Gar nichts einmal gegen die Germanen, schließlich war ihre Wildheit durchaus sartyresk. Wenn auch Piso Bärte als sehr unästhetisch vorkamen. Nung, gut, dass Shayan keinen Bart hatte, denn wie er gehört hatte, waren Bärte in Parthien durchaus gang und gäbe. Gut war es, dass er an einen Parther der bartlosen Sorte geraten war, was gut war, bedachte man das weit gefächerte Assortiment an Parthern am Markt. Wiewohl ein Parther mit Bart einen validen Grund liefern hätte müssen, um seinen Bart zu behalten.
Der Sklave ließ ihn auch reden, als er herumtrabte und seine mehr als nur wundervolle und glänzende Rede hielt. Bis auf eine Ausnahme. Ist das so. Piso hielt inne und wedelte dem Parther mit seinem Zeigefinger von der Nase herum. “Ja, das ist so!“, bellte er auf Latein. Was dachte sich dieser Typ! Glaubte er, Piso scherzte? Wollte er eine Kostprobe von Pisos Kunst? Doch nein! Die Ohren des Knilches waren zu unwürdig, um seiner Musik zu lauschen. Als Schuhabtreter war der Typ aber hoffentlich noch gut genug. Er blickte ihn indigniert an, bevor er in normaler, salbungsvoller Stimme fortfuhr, wie oben zu lesen.
Der Flavier harrte dann gespannt schon der Antwort. Die ein wenig... hmm... unenthusiastisch ausfiel. Ungebegabt? Piso runzelte seine Stirn. “Niemand, Sklave, ist musikalisch unbegabt, nicht einmal du! Jeder hat das Zeug in sich, aus einem musikalischen Instument etwas Wundervolles, etwas Schönes, etwas Extraordinäres hervorzuholen!“ Er kicherte verloren in sich rein. “Jeder, tief drinnen, Parther, ist ein Künstler! Ein Künstler, denn sein Genie speist sich komplett aus der Scheiße... äh, verzeih, aus dem Schweiße seines Angesichts! Nur durch Mühe kann man die Position erreichen, die ich erreicht habe unter den Künstlern Roms!“ Er machte eine ganz und gar grandiose Geste. “Ja, mein musikalischer Custos Corporis sollst du sein... von den Musen geküsster Streiter... Bewahrer des Verfechters der Kunst...“ Künstlerisch würde Piso austeilen! Ganz real würde Shayan einstecken! Was für wundervolle Gedanken! Ganz und gar spektakulär wunderbar!
“Heute noch sollst du zu Paris, dem Artifex gehen. Nachdem du dein Quartier bezogen hast. Die Lyra soll er dir lehren. Die Lyra, Göttin aller Instrumente! Und nun gehe, gehe los, Parther!“ Er stemmte die linke Hand in die Hüfte, hob sein Becken links leicht an, deutete auf die Türe und grinste albern. “Husch! Kusch!“, demandierte er mit weicher Stimme, als ob er dem griechischen Laster anheim gefallen wäre – was nicht stimmte, wiewohl Piso den Burschen durchaus ästhetisch Ansprechendes zuschrieb.
Publius Curatius Pulcher
“Piso, Piso, Piso. Das nenne ich Luxus.“ Curatius Pulcher, der „Schöne“, sprach die Wahrheit, und zwar ziemlich genau, als ihm ein Sklave neuen Wein einschenkte.
Denn luxuriös war das Triclinium schon von vorne herein. Schließlich hatten die Flavier acht darauf gegeben, die Taten ihrer Vorfahren akribisch an der Wand aufzuzeichnen. Da war Vespasianus, ein charismatischer General und Ochsenschädel, dessen Schädel wohl nicht einmal der Druck von den größten Zangen des Reiches aufgebrochen hätte. Nun, Vespasianus hatte schon etwas, was Piso anmachte, denn geilerweise waren seine letzten Worte gewesen: „Weh mir, ich werde ein Gott“ – und das trat auch prompt ein.
Daneben Titus, aussehend wie sein Vater irgendwie. Im Triumphzug zurückkehrend von Jerusalem. Und zwar in einem pompösen Triumphzug, wie Piso ihn gerne einmal sehen wollte.
Domitian hatte man nicht abgebildet. Denn offiziell war er ja unter der Damnatio Memoriae. Aber das hielt freilich die Flavier nicht davon ab, über ihn zu sprechen, ganz frank und frei. Aber trotzdem, haben wollte man ihn nicht im Triclinium. Denn dort waren Gäste. Aber auf einer Wand war noch immer genug Platz für einen Kaiser. Den passenden Hintergrund, eine germanische Landschaft, den gab es schon.
Doch Piso hatte nun seinen eigenen, temporären, leicht abzuziehenden Touch hinzugefügt. Und zwar hatte er, unbenommen der eleganten Farbe der Klinen, sie mit rosa Stoff beziehen lassen (freilich würde er den Stoff anschließend wieder abnehmen lassen, er wollte ja keinen Ärger mit den übrigen Flaviern). Zudem hingen diverse fliederfarbene, gelbe und hellgrüne Stoffstreifen vom Mobiliar.
Die Fenster waren mit durchsichtigem roten Stoff überzogen, sodass der Raum eine rote-Laterne-Atmosphäre bekommen hatte. Paris, der Artifex, zupfte unwillig in einer Ecke an seiner Lyra vor sich hin. Leicht bekleidete Sklavinnen eilten herum. Zwei von jenen massierten, statt zu eilen. Phrima massierte Pisos Körper, Astarte Pulchers.
Piso und Pulcher derweil lagen auf ihren rosa bezogenen Klinen herum und stießen miteinander an. “Auf die Schönheit!“, lallte Pulcher, und Piso grinste. “Und auf dich“, erwiderte Piso, denn das mit der Schönheit, das nahm er auf sich bezogen wahr.
“Aber Trauben wären nicht schlecht...“ “Ja! Ich habe da so eine Idee...“ Er winkte eine Sklavin heran. “Hol uns mal Semiramis. Loslos.“ Er klapste ihr recht fest auf den Hintern, bevor er sich grinsend wieder Pulcher zuwandte. “Wenn sie kommt, weiß ich schon ganz genau, was sie dann auch mit den Trauben tun wird.“ Pulcher lachte besoffen, bevor er den Rest seines Weines leerte.
Reserviert
Piso lächelte höflich. “Die Freude ist ganz auf meiner Seite, mein Kaiser.“ Hmm. Es wäre gut gewesen, Caligula hier vor ihm zu sehen. Das war noch ein Kaiser, der auf die Schöngeistigkeit wert legte. Oder Nero, der größte Künstler von allen! Oder noch viel besser, einer der drei flavischen Kaiser, so a la, he, Titus, altes Haus und Kollege, wie geht’s, wie steht’s?
Doch das war nur Wunschdenken. Er musste hier mit einem ulpischen Kaiser eine Konversation betreiben, und er musste sich damit zufrieden geben.
Er linste auf den Brief, der vorm Bärtigen am Schreibtisch lag. So, bekommen hatte er ihn? Aber geantwortet hatte er nicht.
“Dann weißt du, Imperator Caesar Augustus, was die Pflichten sind, die dein eminenter Stellvertreter in Rom, Potitus Vescularius Salinator, mir übertragen hat.“ Er musste sich zusammenreißen, nicht Salinus Potinarius Vesculus oder Vescius Salinularius Potentator zu sagen, denn den Namen hatte er zum Schmäh in seiner Reise herumgewürfelt in seinem Kopf; die Ergebnisse waren manchmal recht hübsch. Und Hübschheit gefiel Piso.
“Ich gehe von der Annahme aus, dass du die Maßnahmen, die der Praefectus Urbi mir übertragen hat – namentlich die Volkszählung und die Inspektion niederer Beamte im Cursus Honorum – bestätigst und für gut befindest.“ Wenn nicht, dann bekam Piso vielleicht eines auf den Deckel. Und zwar nur er, denn Vescularius war ja der Günstling des Kaisers. Ohne Valerianus kein Salinator.
“Ich kann dir nämlich mit Freuden mitteilen, dass meine Arbeit schon fast abgeschlossen ist. Ich warte noch auf Germania, Syria, Britannia und diverse Städte in Italien – Ostia, Brindisium, Caere, Aquileia und Arretium. Ansonsten steht die Volkszählung schon.“
Piso nickte verstehend, als der Scriba ihm vortrug, was er zu erwarten hatte. Nun ja. Er war Flavius Piso. Was sollte schon schief gehen, wenn er die Stimme erhob? Trotz seiner Trauerkluft zeigte sich ein gewinnendes Lächeln auf Pisos Lippen – die schmierigen Grimassen, die er für so ästhetisch erachtete, sparte er sich lieber für die Sklaven, denn diese würden zwangsläufig vor ihm auf die Knie fallen, ihm die Füße abschlecken und ihm beteuern, wie hübsch er war.
“Ich danke dir recht herzlich.“ Nun denn, nachdem dieses Zeremoniell abgeschlossen war, trat Piso durch die durch einen Notarius aufgemachte Türe.
Das erste, was Piso am Kaiser auffiel, war der Bart. Freilich gab es viele Büsten des Ulpiers in Rom, und somit hatte Piso auch schon einen Eindruck bekommen können – aber ein Bart, das war doch eher selten unter den vielen glattrasierten Römern, auch wenn man schon dann und wann den einen oder anderen sorgfältig gestutzten Bart in Rom schon herumlaufen sah. Trotzdem, das war nicht alltäglich. Hier manifestierte sich wohl eine gewisse Spur von Gräkophilie – oder viel eher von Gallophilie? Germanophilie? Wie dem auch sei, Piso holte tief Luft.
“Salve, Imperator Caesar Augustus.“ Er hätte ihn sich schon eher etwas beeindruckender vorgestellt. Majestätischer. Aber irgendwie drängte sich der Vergleich mit einem abgefackten Provinzbeamten, ehemals Soldat, den man als Kaiser verkleidet hatte, auf.
“Ich danke dir vielmals für die Zeit, die du für mich erübrigt hast. Mein Name ist Aulus Flavius Piso, Quaestor Principis dieser Amtszeit.“ Guten Eindruck machen, dachte er sich, das war wichtig! Er erwähnte besser nicht, warum er in der Toga Pulla einherging – sicher würde der Kaiser selber fragen, wenn es ihn interessierte, auch wenn Piso der Tod seiner Schwester schwerwiegend genug schien, um darüber endlos zu jammern.
“Vielleicht hast du ja den Brief bekommen, den ich dir gesendet habe?“, fragte er. Denn wenn es so war, müsste er dem Kaiser nicht große Erklärungen vortragen.
Ich habe mir da irgendeine Krankheit zugezogen und fuehle mich ziemlich kaesig. Man moege das bedenken, wenn ich in den naechsten Tagen nicht so oft zu etwas komme.
Villae, Casae, Insulae, heruntergekommene Bruchbuden, die jeder Beschreibung spotteten, Domi, Güter, Atrienhäuser, Ställe, Höhlen, Katakomben – was Pisos Notariusgruppe nciht abarbeitete in Rom, das gab es nicht. Natürlich nur die Notariusgruppe. Piso selber bewegte sich nicht aus der Villa Flavia heraus. Wozu auch? Er hatte dort drinnen genug zu tun. Während das Vigintivirat noch ein kleines lustiges Ämtchen gewesen war, war das hier richtig viel Arbeit. Arbeit, verbunden mit aufkeimender Panik. Denn von der Amtszeit blieb nicht mehr viel. Und er hatte von einigen wichtigen Städten un Provinzen die Listen noch nicht! Und so trieb Piso die Notarii immer mehr, immer hektischer an. Manch ein Notarius ging im Stress unter und tauchte 2 Tage später wieder auf, sich in der Subura schreiend im Dreck am Boden suhlend, vor lauter Arbeit ganz deppert im Hirn geworden. Denn die von Natur aus schreckhaften Mitarbeiter der Kanzlei wurden nun mit etwas konfrontiert, was sie so nicht kannten – dem wahren Leben. Gar mancher fiel beim Anblick einer schlecht hergerichteten Insula in Ohnmacht. Manch anderer beim Anblick einer protzigen Villa.
Und doch ging es vorwärts. Die Notarii, nicht an Druck gewöhnt, arbeiteten sich trotzdem langsam vorwärts. Wenn Rom einmal abgehandelt war, würde Piso erst einmal ausschnaufen können.
Von wegen Christen in Alexandria gab es sogar einmal einen Thread... hier.
Mach's gut, Furi! Hoffentlich bis bald!
Piso ersparte sich nicht ein gehaltsloses Grinsen, als der eine Soldat ihn gründlich abtastete. Die Prozedur war für ihn schon viel, viel zu vertraut, um noch in irgendeiner Weise diesen Ausdruck von fehlender Ästhetik zu repräsentieren, der er darin früher gewähnt hatte. Möglicherweise wuchs Schönheit mit Gewohnheit? Es könnte sein. Wenn man einen fürchterlichen Schragen von Weib heiraten, und am ersten Morgen richtig über ihre Hässlichkeit erschrecken, aber dies würde wohl in einem Monat, wenn man sich über die grässliche Fratz mit drangeheftetem Kleid gewöhnt hatte, wohl niht mehr so sein. Nun ja, dieses Gedankengut war von subjektiven Gedanken durchdrungen – und Piso, der sich selber als Pythagoreer sah, einmal zu einem gewissen Ausmaß, wusste, bei solchen Sachen gab es ganz offizielle Kriterien, die nur geschulte und begabte Personen erkennen könnten.
Nachdem das ganze vorbei war, ließ man ihn durch. Ein Miles wurde ihm beigestellt – der Kaiser vertraute wohl nicht einmal mehr den Quaestoren – und Piso schritt durch, zum Schreiber, den er schon vor 2 Tagen gesehen hatte.
“Salve. Ich bin Quaestor Principis Flavius Piso und habe einen Termin beim Kaiser.“ Denn so lästig Scribae sein konnten, so notwendig war es, sich bei ihnen anzumelden, wenn man einen Termin hatte.
So kam also Piso von der Kanzlei, eingedeckt mit dem, was man wohl als Arbeitspensum bezeichnen konnte, und einer Auswahl von Kanzleibeamten, keine unsubstanielle Menge von ihnen seine eigenen Klienten, die er damals schon als Primicerius sich verschafft hatte. Es schwärmten sie nun aus, durch die ganze Stadt. Straßenzug um Straßenzug wurde abgearbeitet, Stadtviertel um Stadtviertel. Immer mehrere Notarii nahmen sich ein Stadtviertel vor, zogen durch die Straßen, klopften bei jedem Haus an und nahmen eine Liste der römischen Bürger auf, immer darauf bedacht, jeden Bürger zu erfassen und die Ritter und Senatoren getrennt aufzuschreiben. Die Ianitoren waren viel beschäftigt zu jener Zeit, ebenso die, die bei den Insulae unten lebten und deren Gedächtnis nun auf die Probe gestellt wurde. Voll und völler wurden die Wachstafeln, und ein immer größerer Berg stapelte sich auf Pisos Schreibtisch. Groß und lang zu beschreiben, was hier an Arbeit vorging, wäre verdrießend und ermüdend, doch sollte man wissen – es ging viel schneller voran, als Piso es sich erträumt hätte. Er und die Haussklaven, die ihm halfen, kamen kaum noch nach mit der Arbeit, auch, weil immer mehr Volkszählungen von Städten und Provinzen eintrudelten. Als erstes kam Material aus Hispania und Illyricum, womit Piso wieder einmal sehr lange beschäftigt war – wie gut, dass es sich nur um Bürgerlisten handelte!
In Rom derweil arbeiteten die Notarii die inneren Stadtvierteln ab, wühlten sich durch die Subura, durch Trastevere und über den Esquilin mit seinen prunkvollen Villae. Bald schon hatten mehr als halb Rom abgearbeitet.
“Wir sollen jetzt wieder Discipuli zuteilen“, begann Opimius Naso seine Ankündigung, nachdem er wieder einmal die Septemviri eingeladen hatte in sein Haus, um über eine neue dramatische Entwicklung zu sprechen, und nachdem er sie begrüßt hatte. Sein weißes Bärtchen wippte lustig herum, als er redete, Piso folgte den Bewegungen des Bärtchens des Magisters sorgsam. “Nach dem Tod des Aurelius Corvinus, der die Discipuli zugeteilt hat, hat das Collegium Pontificorum wieder entschlossen, uns die Zuteilung der Discipuli zu überantworten.“
Der Magister schloss und blickte die schweigende Menge der Septemviri an. Nun ja, schweigend nur bis zu jenem Augenblick, da sich ein zorniger Fulvius Frugi aufsetzte. “Also haben die Pontifices wieder einmal Arbeit an uns abgewälzt! Nur Arbeit! Wie soll ein alter Mann das noch aushalten?“ Nun stand Piso auf. “Fulvius, was die Pontifices uns hiermit gegeben haben, sind mit den Pflichten zusammen auch mehr Rechte. Wir werden von Zukunft an entscheidenden Einfluss haben über die Besetzung der Aeditui!“ Er räusperte sich kurz.
“Collegiengenossen, das hier ist die Übertragung von Macht. Die Institution des Discipulates, kopiert von den Vestalinnen, hat seit seiner Einführung unter dem vorherigen Kaiser enormen Anklang gefunden. Die meisten Aeditui, die heute dienen, waren zuvor Discipuli. Wer bestimmen kann, wer Discipulus wird und wer nicht, hat die Tempelverwaltung unter Kontrolle. Wir können uns aussuchen, wer in Zukunft Tempelverwalter wird – und wie diejenigen unterrichtet werden. Das ist ein Privileg, eine Möglichkeit für unser Collegium, mehr Macht auszuüben. Bedenkt, es wird Arbeit sein, ja, aber nicht viel. Vielmehr wird es unserem Collegium eine noch höhere Bedeutung geben, noch mehr Einfluss, noch mehr Macht! Und wer wären wir, das zu verschmähen?“ Er setzte sich wieder. Naso rümpfte die Nase. “Flavius, du klingst wie ein Politiker.“ “Nun ja, ich bin Politiker. Und der Cultus Deorum ist Politik. So wie vieles andere in Rom. Warum sich also nicht das, was man an Macht infolge einer Aufgabe gewinnt, zunutze machen?“ Er grinste leicht. “Ich nehme auf jeden Fall diese Aufgabe mit Freuden an, und bin auch bereit, die meisten Zuteilungen vorzunehmen.“ “Das kommt ja nicht in die Tüte!“, rief Fulvius Frugi, sichtlich nun auf den Geschmack gekommen. “Das teilen wir uns auf!“ Piso grinste über den Sinneswandel, sagte aber nichts mehr.
Die folgende Diskussion entspann sich um die okkulten Methoden, nach denen die Discipuli je nach Septemvir bedient werden sollten. Es dauerte noch eine Weile, bis das aussortiert war, schließlich wollten manche Septemviri mehr und manche weniger, aber schließlich war es soweit, dass eine Einigung erzielt wurde. Ausgestattet mit neuen Rechten, Pflichten und Machten, ging ein jeder Septemvir nach der Sitzung nach Hause.
@Venusia: eh klar, Chefin. Denn:
Der Posteingang von Benutzer »Iullus Quintilius Sermo« ist bereits voll.
Sehr passend, dass du da von mangelndem Organisationstalent redest.
Lieber nicht... ich will ja nicht, dass mein schöngeistiges Gesicht von dir Antiästheten eingehauen wird!
Sei froh, dass ich so nett bin, dich nicht aus der Villa Flavia zu hauen.
Für eine Winzigkeit schien Lupus unschlüssig. Für eine Winzigkeit, einen Augenschlag, schien es so, als ob Lupus aus dem Konzept gebracht worden wäre. Doch bevor Piso frohlocken konnte, ja, bevor die schiere Möglichkeit des Frohlockens von seinen Augen an sein Hirn gesendet wurde, begann das Lachen. Es veranlasste Piso dazu, kurz mit seinen Augenlidern verweiblicht zu zwinkern. Huch? Was war denn das? Was war denn... in diesem Moment legte der Aurelier Piso den Arm um die Schultern. Der Flavier blickte mit unverhohlener Irritierung auf Lupus, als dieser plötzlich davon was zu reden anfing, dass er froh war, ihn als Schwager zu haben.
Und dann, dan klopfte er Piso auf die Schulter, ziemlich feste. Piso HASSTE es, wenn man ihm fest auf die Schulter klopfte. Er mochte es nicht, betrachtete es als eine Verletzung seines Rechtes auf körperliche Unversehrtheit. Und dieser Giftzwerg – Piso nannte ihn einmal so, obwohl beide Männer gelich groß waren, wiewohl Piso mit seinem fast schon mädchenhaften Körper deutlich schmächtiger daherkam als Lupus – fasste ihn nun so an.
Der Flavier schnaufte aus. So war das also. Freundlichkeit half auch nichts. Es war bewiesen. Dieser Mann war ein Arsch, der nur Verachtung für seine Gens (Piso schloss einfach mal von sich auf alle Flavier) hegte. Und an sowas kam seine Schwester. Tja. Sie hatte es sich selber ausgesucht. Und Vala, der würde einwandfrei nun in der Villa Flavia herumschwirren dürfen. Weil Lupus ihn eingeladen hatte. Hui, Lupus! Als Nächstes würde Piso eine Barbarenhorde in die Villa Aurelia einladen.
Aber eines war zu bedenken. Piso hatte seine Schäfchen noch nicht im Trockenen. Er stand kurz davor. Aber es war noch nicht soweit. Er war noch nicht Senator. Er war noch nicht mit Prisca verheiratet.
Also verzog er sein Gesicht nur zu einer unästhetischen Fratze, die man vielleicht als Grinsen interpretieren könnte. “Mich freut es auch, mein Freund, vor allem, da ich sehe, wie wichtig dir meine Meinungen und mein Befinden sind. Man merkt, wie sehr du deinen künftigen Schwager schätzst. Ich bin mir sicher, ich werde mich in Bälde für deine zuvorkommende Art revanchieren können“, machte er, wieder in normaler Stimmlage. Und bevor er dem Aurelier zuzischen konnte, er solle seine Drecksfinger von ihm nehmen, tat dieser das auch schon und wandte sich Nigrina zu. Fein. Sollte er. Denn seine Schwester hatte sich den ausgesucht. Sie war da ziemlich deutlich gewesen. Sollte sie doch. Piso würde die Tage zählen, bis sie weinend zu ihm gekrochen käme, und Piso somit die moralische Lizenz gäbe, gegen diesen Intrigenheini echte Sanktionen zu setzen. Denn Piso lag etwas an der Erziehung des Menschengeschlechtes. Und dieser verzogene Heini musste auf jeden Fall die Tunika stramm gezogen werden.
Er blickte kurz zu Nigrina hinüber. Wieso lasse ich mir das bloß gefallen, dachte er sich. Wieso bloß? Weil er seiner Schwester die Sponsalia nicht versauen wollte, redete er sich hastig in Gedanken ein und wandte sich wortlos von den zu Verlobenden ab, hoffend, dass Nigrina die Unterlassung von angemessenen Maßnahmen von seiner Seite aus verdammt noch mal zu schätzen wusste.
Ein paar Schritte trat er zurück, ließ sich von einem Sklaven einen Becher Wein reichen und schüttete ihn mit einem Zug herab.
Die Zeit für erzieherische Maßnahmen war noch nicht gekommen. Noch nicht.
Der Posteingang von Benutzer »Titus Duccius Vala« ist bereits voll.
Das stoert unsere Konversation ueber Fische zu einem elementaeren Ausmass, Sherlock!