Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Er hatte schon seine ganze Privatsammlung durchstoebert. Es waren schon einige Schriftrollen, die er in seinem Raum gehortet hatte, doch nichts nuetzliches war dabei gewesen. Das, was am Ehestem dem entsprach, was er suchte, trug den schwungvollen Titel "Eine Abhandlung ueber die wirtschaftlichen Moeglichkeiten der Provinz Noricum" und war verzweifelt von ihm an die Wand geschleudert worden.
    Nun gab es aber noch eine Alternative, die Bibliothek. Achtlos liess er seine Schriftrollen in seinem Cubiculum liegen und hastete zur Bibliothek, vermutlich etwas schneller, als es seinem Stande angemessen war. Er hatte, den Goettern sei Lob und Dank, nicht mehr die selben Schwierigkeiten, sich in der Villa zurecht zu finden, wie noch vor einigen Tagen, als er angekommen war. Zielsicher schlug er den richtigen Weg zur Buecherei ein. Fast haette er den alten, griesgraemigen Mago, den flavischen Bibliothekar, welcher in den Fluren herumlatschte, auf der Suche nach von desinteressierten Lesern irgendwo liegen gelassenen Buechern, ueber den Haufen gerannt, was ihm mit einem erzuernten Blick und einem protestierenden Murmeln gedankt wurde - mehr traute sich kein Sklave, nicht einmal Mago. Piso scherte sich nicht um den Unmut des Sklaven, sondern ging zielstrebig weiter, bis die Tuere zur Buecherei in Sicht kam. Hier muesste es etwas geben. Es musste so sein.
    Er blieb vor der Tuere stehen, drueckte die Klinke herunter und warf die Tuere mit ganzer Kraft auf, nicht die Gefahr bedenkend, dass hinter der Tuere jemand stehen koennte.
    Jenes Risiko, welches Piso fahrlaessigerweise ausser Acht gelassen hatte, realisierte sich.
    Er wurde einer Frau von umwerfender Schoenheit gewahr, wiewohl man in ihrem Gesicht ohne Zweifel einen gewaltigen Schrecken feststellen konnte. Dass sie etwas zu verstecken versuchte, fiel Piso gar nicht auf, er war selber relativ erschrocken.
    "Oh! Ist dir etwas passiert! Habe ich dir weh getan?", rief er aus. Nicht anders konnte man sich erklaeren, warum sie so bleich war.
    In diesem Moment fiel ihm etwas auf. Er kannte die Frau nicht. Wer war das? War das vielleicht diese, wie hiess sie, Sellerie, oder Celeritis, die er noch nie kennen gelernt hatte?

    Ja, einen Gefallen wuerde er seiner Familie sicher tun, eher weniger den Renovierungsarbeitern... Piso nickte nur und laechelte, als er einen begeisterten Abnehmer von Fischen gefunden hatte. "Ich bin auch ein grosser Freund von Fischen. Sie sind koestlich. ich mag ja vor allem Suesswasserfische. Forellen, Felchen, Hechte, Karpfen, hmmm..." Ihm rann schon beim Gedanken das Wasser im Mund zusammen.
    Kurz schien sich eine Art... Schatten ueber das Gesicht des Imperiosus zu legen. Piso wollte schon fast fragen, was dies war, doch es fiel ihm noch gerade ein, dass dies ihn wohl einen feuchten Kehrricht angehen wuerde. Deshalb widmete er sich der Beantwortung von Imperiosus' Frage.
    "Weisst du, was ich gerne nachher sein wuerde? Procurator." Er hob die rechte Hand und rieb Zeigefinger und Daumen gegeneinander, waehrend sich ein Grinsen auf seinem Gesicht bildete.
    "Es gibt ja momentan nur einen provosorischen Procurator a memoria. Vielleicht kann ich den irgendwann ersetzen." Er zuckte mit den Schultern. "Vielleicht.", wiederholte er und liess sich die Gehaltsliste eines solchen Posten durch den Kopf gehen. "Oder vielleicht gehe ich irgendwohin, die die Provinzen, um Erfahrungen zu sammeln. Vielleicht nach Aegypten, ich habe Freunde dort. Ich schaetze, Primicerius wirst du auch nicht bis zum bitteren Ende sein wollen? Was willst du nachher machen?"

    Sim-Off:

    Ich hoffe, du erlaubst, dass ich dich mal aufsuche? ;)


    Weich, leise, in grossen Intervallen, hallten Schritte durch den Flur. Es war Piso. Der Grund fuer die gedaempften Schritte waren die neuen Schuhe, die an Pisos Fuessen waren.
    Die Schritte hoerten schlagartig auf, als Piso vor einer sehr gewissen Tuere zum stehen kam. Er blickte sich vorsichtig um, fast so, als ob er etwas Verbotenes tun wuerde. Dabei war es komplett normal, einen Vetter aufzusuchen.
    Allerdings nicht unbedingt einen Vetter, den er in den letzten Wochen aus dem Weg gegangen war.
    Er hob die Hand, ballte sie zur Faust, wollte anklopfen und verharrte. Wollte er dies wirklich tun? Es gab keinen Weg darum herum. Es war zum aus der Haut fahren. Doch es musste getan werden, je frueher, desto besser.
    Er dachte an die Worte seines Vaters. Wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, sprich mit Marcus Aristides. Er wird dir helfen koennen. Jetzt wuerde es sich zeigen, ob sein Vater recht hatte.
    Also hob er seine Hand, welche er schon etwas gesenkt hatte, wieder und pochte an die Tuere an. Sie war nicht richtig geschlossen, und so ging sie ein bisschen auf, was nicht die Absicht Pisos gewesen war, jedoch nuetzte er sie aus.
    Er beugte sich vor und lugte durch die Ritze, die sich offenbart hatte.
    "Arist...", er atmete kurz tief ein, "Marcus. Hast du die Zeit, dass ich einmal kurz mit dir sprechen kann?"

    Zitat

    Original von Quartus Flavius Lucullus


    "Wundervoll, dass du einige Tage bei uns bleibst! Ich lebe jetzt schon seit einiger Zeit hier in Rom, seit 3, 4 Monaten. Und trotzdem, ich habe dich noch nie hier bei uns gesehen. Wir treffen uns dann sicher noch in der Villa. Und sei dir gewiss, ich werde mich deiner Sorgen annehmen. mach dir da mal keine Gedanken.", versprach Piso. Er wuerde viel fuer Lucullus tun, schon allein, weil er ihm wenigstens so etwas wie Schaetzung entgegenbrachte, was man ja von anderen Familienmitgliedern nicht so ohne weiteres sagen konnte. Ausserdem, man tat viel fuer die Familie. Blut war dicker als Wasser.
    "Ich muss jetzt aber gehen, meine Mittagspause ist vorbei. Vale, ich sehe dich spaeter.", meinte Piso und wandte sich ab, um zu gehen...

    Es schien so zu sein, dass vinicische und flavische Opfertraditionen nicht ganz so krass abwichen, wie es hie und da den Anschein hatte. Piso stiess an und trank auch aus seinen Becher. Als er absetzte, war der Wein leer, und Piso fuellte nach.
    Waehrend Piso die Krankheit des Kaisers nicht sehr juckte, schien Sabinus deswegen ehrlich bedrueckt zu sein. "Natuerlich.", prostete Piso zurueck und behielt dabei, so wunderlich es klingen mag, ein ernstes Gesicht. Vielleicht wuerde der Kaiser ja auf einen Schlag gesund werden und vor Freude einen Herzschlag erleiden? Sodass endlich wieder ein flavischer Kaiser den Thron besteigen konnte? Kaiser Piso der Erste, hihi. :D
    Der arme Piso schien schon ein bisschen vom Wein beeintraechtigt zu sein. Er grinste dem Vinicier breit auf seine Glueckwuensche zurueck. "Ich danke dir. Vielleicht kommt das ja noch. Mit dem richtigen Patron."
    Der Mann, der sein Arbeitskollege sein wuerde, schien die Wahl durchaus vernuenftig zu finden, und war auch schnell damit, herauszudeuten, wer der Patron des Aureliers war.
    "Natuerlich. Hungaricus. Wer kennt ihn nicht? Der vielleicht herausragendeste Jurist seiner Zeit. Und dazu noch gewesener Soldat, sowie Consular. Welche Dinge gibt es, wofuer dein Onkel nicht bekannt ist? Und dazu noch vormaliger Ehemann einer Frau adeliger Herkunft.", tat Piso seine ehrliche Mienung ueber Hungaricus kund. "Somit wuerde ich zwei Patrone zum Preis von einem kriegen. Das koennte nuetzlich sein.", gab er zu Bedenken und zwinkerte uebermuetig zurueck.

    Fuer einige Sekunden mussten beide, nachdem sie seinen Namen gesagt hatte und sich nun anstarrten, ausschauen wie zwei Wachsfiguren aus dem Kuriositaetenkabinett von Madame Tussaudia. Titel der Figuren: Personen, die bloed aus der Waesche schauen. Erhaeltlich als Maennlein und Weiblein.
    Doch die Starre wich, und sie versuchte, mit seinen Fragen klarzukommen.
    In der gleichen Sekunde, in der er seine letzte Frage stellte, tat es ihm schon Leid, so viele Fragen an die Arme abgefeuert zu haben. Sie wirkte eingeschuechtert, als ob sie mit der Situation heillos ueberfordert waere.
    Dass Verus etwas damit zu tun hatte, draengte sich auch in Pisos Hirn auf, wusste er doch nicht, dass er in Misenum war. Doch er waere ihm nicht boese gewesen, war dies doch eine so angenehme Ueberraschung.
    Waehrend Serrana sich wunderte, wieso sie Piso gerade getroffen hatte, als sie an ihn gedacht hatte, wunderte sich Piso, wieso er sie gerade an einem Moment getroffen hatte, in welchem er nicht an sie gedacht hatte. Solche Momente waren rar gewesen in den Tagen seit der Hochzeit des Aurelius Corvinus und der Flavia Celerina.
    "Schoen, dass es so ist!", meinte Piso, auch wenn die Antwort etwas tollpatschig und nicht hundertprozentig glaubhaft daherkam. Doch Piso wollte sie jetzt einmal nicht darauf ansprechen.
    Auf die Frage nach seinem Wohlbefinden antwortete er - natuerlich - mit einem veritablen Wortschwall. "Danke! Mir geht es ausgezeihnet, Decima Serrana! Mir ging es schon gut, als ich hier alleine am Markt war - weisst du, es ist mein Lieblingsplatz hier in Rom! Doch jetzt, wo ich dich so ganz zufaellig sehe, geht es mir noch einmal so grossartig. Es ist wundervoll, dich zu sehen, vor allem... nun... nun, hier." wuergte er die Flut von Woertern, die aus seinem Mund stroemten, ab. Er hatte gehoert, Frauen mochten Maenner nicht, die zuviel ueber sich selber quatschten.
    "Sag, wuerde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich etwas ueber den Markt begleiten wuerde?", schlug er vor. Vielleicht fand er ja auch etwas Angemessenes fuer sie... was vielleicht gut ankommen wuerde, so hoffte er.

    "Ich werde persoenlich dafuer sorgen.", meinte Piso. War es doch schoen, wenn man es in der Hand hatte, ob das Wasser warm oder kalt war. Das konnte man doch prima als Druckmittel einsetzen, dachte er sich. Er musste Aristides von dieser genialen Idee erzaehlen.
    Er konnte sich sogar vorstellen, was in ihrem Kopf vorging. Sie hatte ihm ihre Intentionen ja schon klar gemacht. Sehr, sehr schlechter Schachzug, meine Liebe, dachte er sich. Auf Neue pflegte man besonders gut zu schauen. Insbesondere, wenn es solche waren, die sich damit bruesteten, wie superschnell und ratzfatz ihr Verschwinden ueber die Buehne gehen wuerde.
    "Ja, in den Apeninnen.", meinte er kurz angebunden auf ihre Ansage mit dem Schnee. "Oft ganz ordentlich. Hast du schon einmal Schnee gesehen? Wirst du noch.", meinte er und lehnte sich zurueck, seine linke Hand wieder auf seinen Schoss gleiten lassend.
    "Dein Baruch scheint ein vermoegender Kerl zu sein." Wieder ein Schluck vom Wein. "Es stehen wertvolle Stuecke hier in meinem Zimmer. Nimm doch einmal die Lyra hier. Brandneu." Er zeigte auf sie. "Habe ich dir schon erzaehlt, dass ich... entschuldige meine fehlende Bescheidenheit, doch ich spreche die Wahrheit... ein ziemlich guter und auch bedeutender Lyraspieler bin? Dementsprechend exquisit ist meine Lyra.", meinte er mit hoch erhobenen Kopf.
    Auf ihren Kommentar zum Wein hin zuckte Piso mit den Schultern. "Rotwein ist nicht jedermanns Sache." Er leerte seinen Becher und stellte ihn ab. Bloederweise, fuer Semiramis, war Piso schon realtiv erfahren in punkto Wein, so schnell wuerde er nicht von nur einem Becher betrunken.
    Er hoerte sich ihre Punkte an und meinte nachher salbungsvoll: "Danke. Das war durchaus lehrreich. Nur muss ich dir sagen, dass ich dich am Markt von deinen Fesseln befreit habe, obwohl es wenig Gruende gibt, wieso ich es machen haette sollen. Dass du meine Sklavin bist, das stimmt, wieso sollte ich es abstreiten? Ich habe mich fuer die Memme entschuldigt. Das Laecheln ist ein Zeichen von Freundschaft und Abwesenheit von Agression. Das mit dem nicht nach Hause gehen lassen hat mit der Sklaverei zu tun." Seine Litanei beendete er mit einem irgendwie gekuenstelt wirkenden Zuschlagen seiner Lider.
    "Du wolltest die Villa anschauen. Sollen wir gehen? Weder der Wein noch mein Zimmer scheinen dir zu gefallen."

    Fuer eine Sekunde dachte Piso wirklich, der Prudentier wuerde nicht ihn ansprechen, sondern... ausgerechnet!... das Fenster, welches hinter ihm war. Er blickte unwillkuerlich zurueck und verwarf den stupiden Gedanken. :D
    "Also habe ich einen doppelten Grund, zum procurator a rationibus zu gehen. So viele Kompetenzen... ich werde erst langsam schlau aus den Arbeitsverteilungen hier." Es war schon etwas konfus, aber war hatte er sich erwartet? Er war hier, in der Verwaltung des roemsichen Reiches. Da konnte nicht alles einfach sein.
    "Dann werde ich gehen, wenn du nicht noch etwas brauchst."

    Imperiosus laechelte nur bescheiden, als Piso ihm erzaehlte, welch grosse Stuecke Balbus auf ihn hielt. Nun, wenn das nicht so waere, haette der Pompeier sicher nicht den Sprung vom Notarius zum Primicerius gemacht.
    "Ich wuensche dir da natuerlich ein gutes Gelingen!" Es schien so, als ob die Casa Pompeia noch gerade so eben stehen wuerde. Recht sollte es sein. "Ein amtlicher Brief? Nun, wieso nicht?", meinte Piso, verschweigend, dass er die Vorstellung, bei diesen gierigen Leuten konnte man etwas rausholen, sehr fantastisch und weit hergeholt fand.
    Er trank erneuert etwa von seinem Becher und fuellte etwas nach. Ja, ein Notarius, der das machte, fehlte wirklich. Beim naechsten Mal wuerde er einen der Schlappschaenze seines Officiums mitschleppen.
    Er wandte sich an die Frage, welche ihm der Mann stellte. "Fischen! Ich habe schon immer gerne gefischt!" Erfolglos, doch das verschwieg er. "Ich weiss schon, wo ich meine Fischerei bauen werde. Am Lacus Volsinii, nicht weit weg von Rom. Wenn du einmal Fische moechtest, von mir wirst du sie zu einem Spezialpreis kriegen.", versprach er. "Hast du schon daran gedacht, einen Betrieb einmal aufzubauen?"

    Verus sprang sofort auf den Themenwechsel an, um die etwas eigenartige Situation schnell hinter sich zu lassen. Piso hoerte ihm zu, hie und da von seinem Becher trinkend. Einmal fuellte er sich selber etwas nach. Als der frischgebackene Ritter geendet hatte, dachte Piso nach. "Also. An was fuer einen Beruf hast du gedacht? Lass mich mal schnell nachdenken. Verwaltung und Ritterwesen. Weisst du, was mir spontan einfaellt? Der Posten des Procurator a rationibus. Der Momentane ist ein unvertraeglicher alter Sack, der unbedingt ersetzt werden muesste. Voraussetzungen fuer deisen Beruf ist der Stand eines Ritters... nur so, dass du darueber Bescheid weisst. Einen Versuch ist es sicherlich wert.", schlug Piso vor. Der Procurator a rationibus hatte ein laecherlich hohes Gehalt. Verus koennte das Geld sicher brauchen.
    "Ja, schon komisch, dass sie die Curia aufgeloest hatten. Dabei hat sie gute Arbeit geleistet. Vermutlich wollten sie Geld sparen.", mutmasste er und zuckte die Achseln. Anschliessend trank er noch etwas Wein.
    Er spuerte nun durchaus, wie ihm der Alkohol in den Kopf stieg. Von der Kanne, die er am Anfang bekommen hatte, war schon ein guter Teil des Inhalts verschwunden.

    "Das Baden funktioniert. Ganz im Gegensatz zur Hexerei.", lehrmeisterte Piso ganz im Geiste der Aufklaerung. "Nike macht immer einen gewaltigen Eindruck beim ersten Mal. Du wirst lange genug bei uns bleiben, um sie zu durchschauen.", meinte er freundlich.
    Er hoerte ihren Drohungen wieder zu. Jetzt habe ich aber Angst, dachte er sich, doch er wollte den zivilisierten Anschein aufrecht erhalten. "Ich tue gaaar nichts." Er betonte das "gar" und liess demonstrativ die linke Hand hinter seinem Stuhl verschwinden, waehrend er in der rechten den Becher hielt.
    Stolz betrachtete auch er sein Zimmer. Liebevoll verharrte sein Blick auf dem Regal, auf einem kleinen grauenvollen Porzellanelefanten von einer verwaschenen Beigefarbe, welche er einmal zum Sonderpreis gekauft hatte - ein Schnaeppchen, dachte er, als er zurueckdenken musste, ohne zu realisieren, dass der niedrige Preis sehr gerechtfertigt war, wahrscheinlich noch immer zu hoch.
    Sie akzeptierte seinen Trunkspruch ohne Widerstand, doch er Wein schien nicht zu munden. Piso raeusperte sich. "Das hier ist erlesener Caecuber aus Sardinien. Uebertroffen wird dieser Tropfen nur noch vom weltberuehmten Falerner aus Kampanien!", den sich ohnehin keine Sau leisten konnte, am allerwenigsten Piso. Er roch kurz am Becher. Hmm, wie gut das war. Er kippte eine ordentliche Portion vom Wein hinunter und blickte dann wieder Semiramis an. "Was hast du denn gegen mich? Konstruktive Kritik ist immer gern gesehen. Konstruktive." Wie er "konstruktiv" interpretierte, enthuellte er nicht.

    "D... danke. Ich weiss das zu schaetzen.", sagte Piso erleichtert und nahm hastig einen sehr, sehr grossen Schluck aus seinem Becher. "Nein, nein, nein! Wieso auch?", log er ihm faustdick auf seine Frage hin vor. "Ich verstehe ja deine Sorgen. Ich werde so schnell wie moeglich zu einer Entscheidung kommen, das verspreche ich dir.", fuegte er hinzu, froh, dass das Thema fuer die naechste Stunde aus der Welt war.
    Verus philosophierte ueber die Ehe, Piso starrte auf seinen leeren Teller. Die Ehe. Er hatte sich nie Gedanken darueber gemacht. Doch er wurde aelter. Baelder, wie er es sich denken konnte, wuerde er 30 sein. Und bis dahin sollte man eine Frau haben.
    Er nickte also nur zu Verus' Worten, ohne sie gruendlich zu absorbieren. "Natuerlich. Aber es sollte auch gut ueberdacht sein.", sagte er am Ende und blickte schnell seitlich zu Verus' Schiff hin. 10000 Sesterzen. Ein unglaublicher Preis.
    "Nein, nein, das tust du nicht.", beschwichtigte er abermals, und um einer Stille zwischen den beiden vorzubeugen, sagte er: "Du bist jetzt also Ritter. Was hast du jetzt vor zu machen? Willst du ewig bei der Armee bleiben?"

    Sim-Off:

    PN kommt fuer dich.


    Auch Piso verzehrte seinen Fisch gaenzlich. Die Graeten liess er am Tellerrand stehen. Er steckte sich noch etwas Brot in den Mund, und hoerte Verus zu.
    Er hatte ja Recht. Natuerlich, engstirnige Geister konnten das durchaus so sehen. Doch er widersprach sich. Zuerst schlug er eine Beschnupperungszeit vor, und dann suggerierte er, Piso und Serrana sollten so schnell wie moeglich heiraten, oder sich verloben, was auf die lange Dauer auf das selbe hinauslief.
    Piso fuehrte seinen becher zum Mund, spuerte aber, dass er leise zitterte. Wuerde dies jetzt der bedeutenste Augenblick seines Lebens sein?
    Seine Tochter waere unsicher, sagte Verus. Und Piso? Wer wuerde ihn mit dem Argument verteidigen, dass er unsicher waere (was stimmte)? Er konnte Verus auch verstehen. Sogar sehr gut. Er war Patrizier. Er hatte einen sicheren Beruf (und fuer den Fall der Faelle Grundbesitz). Vielleicht war es sogar nicht vermessen, ihn zu der aufstrebenden Schicht zu zaehlen. Verus wollte seine Tochter bei ihm unterbringen, und er scheute nicht davor zurueck, ordentlich zu draengeln.
    Und Piso? Er hatte sich sein ganzes Leben davor gescheut, gebunden zu sein. Und nun, einfach so, fuhr Verus mit seiner Frage durch sein ganzes Leben hindurch.
    "Natuerlich finde ich sie attraktiv, ich habe Augen.", sagte Piso. Er rueckte etwas mit dem Stuhl zurueck.
    "Es ist nur so... es kommt sehr ploetzlich. Sehr, sehr ploetzlich.", meinte er und trank noch einen Schluck Wein. "Ich weiss, aber es ist trotzdem ein sehr einschneidendes Ereignis... oeh..."

    Er zuckte die Achseln. "Leute, die Arbeit suchen, gibt es immer. Die Geldmittel werde ich dem Procurator a rationibus aus der Nase zu ziehen versuchen. Und das Fenster muss ja nicht aus Glas sein, Schildpatt reicht.", entgegnete er. "Wenn sich gar nichts machen laesst, dann! Ja, dann. Dann werde ich die Provision Nummer eins streichen.", sagte er. Dann sollten halt die Notarii elend ersticken, auch wurscht.
    "Nein, die wilden Tiere hat niemand bestellt. Darum geht es ja. Mein Vetter will wilde Tiere an den Kaiser, sprich, an den Staat liefern. Zu diesem Zweck will er gerne mit dir sprechen, um Moeglichkeiten, dies zu bewerkstelligen, zu besprechen. Er waere sicher ein zuverlaessiger und guter Lieferant.", versichterte Piso dem Procurator.

    Sim-Off:

    Noe, ich studiere in England, dort ist sowas Alltag... :D Daher auch meine Unfaehigkeit, Umlaute zu schreiben.


    Piso hoerte aufmerksam Verus' Worten zu und quittierte sie mit einem verstaendnisvollem Nicken. "Ich koennte ohne guitem Essen nicht ueberleben.", meinte er wahrheitsgemaess. Er kam immer mehr zu der Ueberzeugung, dass er wirklich nicht als Soldat seine Broetchen verdienen sollte. Doch am Ende lachte er auch mit. "Pfui, igitt.", grinste er. "Und sowas sagst du beim Essen?" Er brach etwas Brot ab, tunkte es ins Garum und ass es.
    Doch die Frage des Decimers traf Piso wie eine kalte Dusche. Er hatte sich auf diese Frage vorbereitet... doch es war schwer, sie zu beantworten. "Aeh...", fing er an. "Deine Tochter... ich muss sagen, ich mag sie wirklich gerne... aber... ich kenne sie erst seit Kurzem und will mir etwas Zeit lassen... ausserdem will ich, dass sie da noch etwas zum Mitreden hat..." Er blickte Verus an. Hoffentlich wuerde er dies nicht als Affront werten. Es war einfach nur so, dass Piso es noch nicht wusste, und in dieser Hinsicht keine uebereilten Entscheidungen faellen wollte.

    Piso lehnte sich zurueck und ein wohliger Schauer durchfuhr ihm bei jedem entsetzten Keuchen des Procurators. Wenn man etwas macht, das nicht vollstaendig revolutionaer ist, hat es sich nicht gelohnt.
    "Ja, das habe ich vor.", entgegnete er der Frage des Procurators. "Es scheint der allgemeine Wunsch der Notarii zu sein. Es waere sinnvoll. Viel mehr Licht. Viel mehr frische Luft. Es wuerde fuer die Arbeitsatmosphaere von unschaetzbarem Wert sein. "Wer koennte dafuer zusatendig sein? Der Procurator a rationibus, oder? Der verwaltet ja das Geld.", mutmasste er.
    Der Procurator gab den weiteren Vorschlaegen aber ohne zu Zoegern das OK, und Piso atmete auf. Jetzt konnte die Arbeit beginnen. Er freute sich schon drauf.
    "Dann werde ich einen Notarius dazu verdonnern.", meinte er. "Der koennte dann auch zusaetzlich dafuer sorgen, dass unsere Verzeichnisse, die dem Procurator a memoria uebertragen werden, in Ordnung sind.", meinte er. "Dann werde ich das tun. Und, ach ja! Noch etwas wollte ich sagen. Heute am Morgen habe ich einen Bittsteller getroffen. mein Vetter, wie das Leben so spielt. Er fragt um eine Audienz bei dir an. Es geht um die Lieferung von wilden Tieren.", erlaeuterte er noch schnell.

    Er schraubte sein Grinsen hinunter. Seine Lippen nahmen wieder normale Dimensionen an, doch seine Augen strahlten noch immer Heiterkeit aus. Da hatte er sich einen wirklich lustigen Knopf zugelegt. Er dachte sich noch, er wuerde sicher noch viel Freude an der Sklavin haben. Wie das zu interpretieren war, das wuerde Piso vermutlich nicht einmal selber richtig zu beantworten wissen.
    "Dann weisst du ja... glaube ich...", er wiederholte ihre Formulierung, "wie das funktioniert. Ich werde dich ungestoert lassen. Und zu den Thermen werde ich dich sicher auch einmal nehmen. Und wer redet von so einer Beziehung? Dafuer ist es noch ein bisschen zu frueh. Aber gute Ideen hast du." Er verkniff sich ein Grinsen, wusste er doch, dass dies ein Gesundheitsrisiko darstellen koennte - welches sich durch eine wohl gezielte syrische Ohrfeige manifestieren koennte.
    "Schoenes Zimmer, oder?", meinte Piso freundlich, als Semiramis sich umsah. "Habe ich selber eingerichtet." Aus altem Krempel in der Dachkammer, die sonst kein Flavier mehr brauchte, doch dies wollte er ihr nicht unter die Nase reiben.
    Er freute sich wirklich ausgesprochen ueber ihre Faehigkeiten. Da ist Potential. Vielleicht wuerde er sie einmal zu seinem Vilicius... beziehungsweise seiner Vilicia ernennen. Die Gruetze dafuer schien sie zu haben.
    Sie schien zwar noch immer veraergert zu sein, aber immerhin akzeptierte sie das Angebot von Piso. Er fuellte den zweiten Becher und laechelte leicht in sich hinein.
    "Hier.", meinte er, haendigte ihr den zweiten Becher aus und hob seinen in die Hoehe. "Auf die Gens Flavia.", rief er aus.