Und Valerian sollte recht behalten, genau diesen Augenblick schien der Alte nutzen zu wollen um erst über seinen Bart zu stolpern, dabei ließ er den Topf fallen und ein kleiner Schauer goldener Münzen ergoss sich über die Bühne. Unflätig fluchend, rannte Euklio seinen Münzen nach, sammelte diese hektisch ein und sah sich immer wieder verstohlen um. Schließlich war es ihm gelungen alle Münzen aufzuheben und wieder sicher zu verstauen. Keine Minuten zu früh wie es schien, denn nun tauche Megadorus wieder auf. Zunächst sah er den Alten nicht, wie er dort auf der Bühne kauerte und seinen Goldtopf umklammerte. Der junge Man redete beflissentlich mit sich selbst.
Mit vielen Freunden sprach ich schon von meinem Plan,
Die Tochter unsers Euklio zu ehlichen.
Sie finden's löblich, nennen den Entschluß gescheidt.
Nach meiner Meinung, machten's Alle so wie ich,
Daß reiche Bürger armer Leute Töchter sich
Zu Frau'n erkören, ohne nach der wackern Braut
Mitgift zu fragen, wäre mehr Eintracht im Staat;
Die Reichen träfe minder auch, als jezt, der Neid.
Auch unsre Frauen hielten dann auf größre Zucht,
Und minder Aufwand machten wir, als jezt geschieht.
Dem größten Theil der Bürger wohl gefiele das;
Streit wäre nur noch mit den wenigen Geizigen,
Für deren unersättlich ungemess'ne Gier
Kein Pfleger Schranken sezen kann, kein Volksgesez.
Denn sagst du: räumt man dieses Recht den armen ein,
Wo sollen dann die reichen Mädchen hin? Je nun!
Freit, wen ihr wollet, nur die Mitgift bleibe weg!
Geschähe das, sie brächten sanftre Sitten mit
Anstatt des Heiratgutes. Ich steh' euch dafür,
Daß Mäuler, die jezt theurer als die Pferde sind,
Wohlfeiler würden, als die Mähren Galliens.
O wahr mich Zeus – dem hör' ich gar zu gerne zu. Recht artig sprach er von dem Glück der Sparsamkeit.
Dann könnte Keine sagen:
»Mann, ich habe dir Bei weitem mehr, als du besaßest, zugebracht. So kann ich billig fordern, daß du Purpur, Gold, Maulthiere, Maulthiertreiber, Kammerzofen mir, Auch Wagen, um zu fahren, und Bediente schaffst.«
Wie der die Art der Frauen aus dem Grunde kennt! Zum Sittenmeister über sie bestellt' ich den.
Jezt, wo du hinkommst, kannst du mehr Fuhrwerk im Haus,
Als auf dem Lande draussen seh'n im Meierhof.
Doch schöner ist's noch, wenn der Mann erst zahlen soll.
Da siehst du Walker, Sticker, Wollarbeiter steh'n,
Goldschmide, Bortenwirker, Hemdenmacher, dann
Die Spizenweber, Färber dann in Gelb und Blau,
Puzhändler, Balsamkrämer, Handschuhmacher, dann
Kaufleute, Schneider, Leineweber allzumal,
Pantoffelmacher und verhocktes Schustervolk.
Dann steh'n die Solenschneider und Rothfärber da;
Der Lockenkräusler will sein Geld, wie Jener, der
Die halben Gürtel fertigt, und der Andere,
Der Kränze flicht und Bänder webt. Und glaubst du die
Bezahlt. so sind sie wieder da und wollen Geld.
Nun steh'n im Vorsaal Hundert noch wie Presser fest
Man führt die Weber, Falbelmacher, Tischler ein;
Die zahlt man aus. Jezt glaubst du endlich frei zu sein;
Da kommen noch die Safranfärber. Immer ist
Ein Plagegeist zur Stelle, der noch Geld verlangt.
Ich unterbräch' ihn gerne; doch dann hört er auf, Die Frau'n zu schildern, fürcht' ich. Darum bin ich still.
Wenn jeder Possenkrämer nun das Seine hat,
Dann kommt zulezt der Söldner auch und fordert Geld
Man geht, man schließt die Rechnung mit dem Wechsler ab
Indessen steht der Söldner da mit leerem Bauch,
Und hofft und wartet, daß man ihm das Geld erlegt.
Doch wenn die Rechnung mit dem Wechsler fertig ist,
So kommt's heraus, daß dieser noch zu fordern hat.
Man tröstet nun den Söldner auf den andern Tag.
Die Ungebührlichkeiten und viel' andre noch,
Nebst manchem Aufwand, welcher unerschwingbar ist,
Bereitet eine reiche Frau dem armen Mann.
Die, welche nichts hat, bleibt dem Mann stets unterthan;
Die reiche stürzt ihn in Verlust und Ungemach. –
Doch siehe da, mein Schwäher Euklio! Wie steht's?
Mit großer Gier verschlang ich deine Rede.
So? Du hörtest, sagst du?
Jedes Wort von Anbeginn.
Doch stände dir's nach meiner Meinung besser an, Dich mehr zu puzen für der Tochter Ehrentag.
Puz, wie man's kann; Pracht, wenn's der Ueberfluß erlaubt.
Wer etwas hat, gedenke, welches Stamms er ist.
Mir, Megador, wie jedem armen Schlucker, ist Der Schaz im Haus nicht größer, als die Welt sich's denkt.
Ei, was! Warum nicht? Und die Götter mögen dir Das, was du jezt hast, segnen und vermehren, Freund!
»Das, was du jezt hast.«
Dieses Wort gefällt mir nicht.
Der weiß so gut von meinem Topf hier, als ich selbst.
Die Staphyla hat's ihm geschwazt.
Was schleichst du dich Allein aus unserm Rathe fort?
Ich dachte nach, Ich könnte dir wohl zürnen, und mit Recht.
Warum?
Das kannst du fragen, da du doch mit Dieben mir Die Winkel alle vollgestopft in meinem Haus?
Fünfhundert Köche sandtest du mir Armen her,
Und jeden mit sechs Händen, wie Geryones
Die selbst ein Argus welcher doch ganz Auge war,
Der Io Wächter, welchen ihr einst Juno gab,
Nicht hüten könnte; dann dazu die Flötnerin,
Die mir die Quelle bei Corinth, Piren allein
Austränke, flösse statt des Wassers Wein daselbst.
Dann noch das Essen –
Für ein Regiment genug: Und auch ein Lamm hab' ich geschickt.
Ja, dieses Lamm! Noch sah ich nirgends solch ein kummervolles Thier.
ßwegen nennst du's kummervoll? Das sage mir.
Ganz Haut und Bein ist's: also zehrt's der Kummer ab.
Lebendig kannst du, wenn du's in die Sonne stellst, Ihm die Gedärme zählen; so durchsichtig ist's, Gleich einer Hornlaterne.
Nun, ich hab' es ja Zum Schlachten hergesendet.
Dann bestelle nur, Ich rathe dir's,
Jemanden, der es ungesäumt Bestatte; denn ich glaube fest, jezt ist es todt.
Ich will mit dir heut zechen, Euklio.
Ich mag Nicht zechen.
Auf der Stelle wird aus meinem Haus Ein Fäßchen alten guten Weins hieher geschafft.
Nein, nein, ich mag nicht. Wasser trinken will ich nur.
ich nez' ich heute wacker ein, so wahr ich bin,
Dich Wassertrinker!
Was er vorhat, weiß ich schon.
Mich unter'n Tisch zu trinken, darauf steht sein Sinn, Und was ich habe, wandert dann in fremdes Land.
Dem will ich vorbau'n, will es außerm Hause wo Verstecken, daß er Müh' und Wein zugleich verliert.
Ich gehe badenwenn du sonst nichts willst von mir,
Um dann zu opfern.
Guter Topf, fürwahr, du hast Viel Feinde, wie das' blanke Gold, das du verwahrst.
Nun ist es wohl das Beste, Topf, ich bringe dich In's Heiligthum der Treue da versteck' ich dich.
Du, Treue, kennst mich, und ich dich. Bewähre dich
Werth deines Namens, wenn ich dir den Schaz vertraut!
Auf deine Treue trauend, tret' ich ein zu dir.
Megadorus geht in sein Haus und Euklio zum Tempel. Der lange weiße Bart schleift hinter ihm her und nur mühsam schleppt der Alte sich von dannen.
Somit endete der Dritte Akt ersteinmal und die Schauspieler suchten sich einen Becher Wein um ihre trockenen Kehlen zu benetzen. Calvena wandte sich ihrem Begleiter zu. "Also, bisher sieht es für mich recht gut aus, noch geht das Stück seine gewohntenn Bahnen!" zwinkerte sie ihm zu. Doch am anderen Ende brachen mal weider Unruheherde aus. worum es diesmal ging, konnten sie nicht wirklich erkennen.