Beiträge von Germanica Calvena

    (Tage nach dem sie in Rom waren)


    Aus dem Schatten eines kleinen Wäldchens erklang, getragen vom Winde, eine kleine Flöte, schwermütig und sanft. Folgte man den zauberhaften Klängen durch das Dickicht über umgestürzte Baumstämme einem kleinen fast verborgenen Pfade so konnte man nach wenigen Minuten ein kleines Lager erblicken.
    Bunte Wagen standen im Halbkreis um ein großes munteres flackerndes Feuer. Darüber gebeugt eine alte Frau, ihre unzähligen Falten erzählten eine einige Geschichte. Munter summend rührte die Alte in einem großen Topf. Drumherum Männer und Frauen jeden Alters in bunten Kleidern. Es waren die Schausteller die vor einigen Tagen in Rom aufgetreten waren. Sie waren weitergezogen und machten nun Rast.
    Geschichten wurden sich am Feuer erzählt, man lachte und weinte und teilte alles. Das Leben des bunten Volkes war zwar entbehrungsreich, aber sie waren alle im Herzen verbunden und würden für einander kämpfen.


    Ihr Anführer war ein großer Nubier, seine Haut so dunkel wie Ebenholz, seine Augen schwarz wie eine sternenlose Nacht und seine Zähne blitzend strahlend weiß, wenn er redete oder lachte. Für ihn waren die Menschen um ihn herum seine Familie. Er war ein ehemaliger Gladiator, man hatte ihm die Freiheit geschenkt und er war bei den Schaustellern voller Wärme und Liebe aufgenommen worden. In dieser kleinen Gemeinschaft gab es fast keine Vorurteile und nur wenig Misstrauen.
    Zu seinen Füßen spielte eine der sogenannten Musen die Melodie die man im Wald vernehmen konnte.
    Aoide wurde sie von allen nur genannt, denn sie hatte ein ungewöhnliches Talent für Musik. Mit ihrer Stimme allein konnte sie die Welt verzaubern. Flink und geschickt wanderten ihre Finger über die dunkle Flöte und entlockte ihr eine sehnsüchtige Melodie. Ihre Augen waren geschlossen und die unzähligen Perlen in ihrem Haar fingen das Licht des Feuers ein und glitzerten sanft. Mehr denn je wirkte sie wie eine Fee, entsprungen aus alten Legenden.
    Mneme, ihre Herzensschwester mit dem Silberblick wiegte sich sacht neben ihr im Takt der Melodie, die braunen Augen in die Ferne gerichtet, sah sie Dinge die kein Anderer sah. Auch sie war ein außergewöhnlicher Mensch, hin und wieder schien sie die Zukunft zu sehen und sie hatte ein unglaubliches Gedächtnis. Im Gegensatz zu Aoide war sie nicht im Lager geboren worden, sondern sie war ein Findelkind, ausgesetzt von irgendjemand, gefunden von den Schaustellern.


    Jeder der Menschen die um das Feuer saßen, hatten seine Geschichte zu erzählen. Die drei germanischen Brüder Dankrad, Odward und Volkhard waren auf der Flucht vor dem Hass in ihrer Sippe. Sie mochten zwar mit keinem Talent gesegnet sein, aber sie waren kräftig und wussten anzupacken. Jeder hatte seine Aufgabe und jeder brachte sich ein. Sie alle gehörten zu dieser Gemeinschaft, egal ob Nubier, Kelte, Germane, Ägypter oder Römer. Sie alle verband die Liebe zueinander und zu den Abenteuern. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten verstanden sie einander oftmals wortlos. Selten gab es so verschiedene Menschen, die ohne Hass neben einander sitzen konnten, sangen, tanzend und auf ihre weise feierten. Ihre Gefühle und Geschichten teilten. Zwar hatte jeder seine Geheimnisse, aber es gab auch viele Dinge die sie miteinander verbanden und erlebt hatten.


    Kurz bevor sie die Suppe untereinander teilten, erhob sich Adae, Aoides spiel verstummte und gebannt blickte sie zu dem großen Mann auf.


    „Freunde, Familie…. Bevor wir nun das Brot brechen und den Wein in unsere Kehlen rinnen lassen. Wollt ich mich nur wie immer bei euch bedanken. Ihr alle habt gute Arbeit geleistet. Rom war für uns besser, als die letzten drei Monate!“ erklärte er und hob seinen Becher in die Höhe. „Lasst uns auch in Zukunft Musik, Leidenschaft und Freude den Menschen näher bringen!“ erklärte er lachend und alle hoben mit ihm gemeinsam ihre Becher. Immer vor dem Essen hielt er eine kurze Rede und bedankte sich bei allen. Es war eine kleine Tradition geworden und es gehörte mit dazu.
    Kaum waren seine Worte geklungen und die Becher geleert, sprangen die Frauen, griffen nach ihren Instrumenten, spielten und tanzten und erfüllten das Lager mit ihrem hellen Lachen.
    Auch Aoide drehte sich im Kreis des Feuers und stimmte in die einfachen Lieder ein, die vom Leben selbst erzählten und von ihren Abenteuern.


    Sim-Off:

    Reserviert!

    Hätte Aoide geahnt das sie just in diesem Augenblick ihrem Onkel gegenüber saß, wäre sie wohl noch unsicherer gewesen und hätte mit Sicherheit kein Wort mehr heraus gebracht. Da sie dies aber nicht wusste, musste sie nur ihre übliche Schüchternheit und Unsicherheit überwinden. Wobei sich bei den Komplimenten des senators ihre Wangen rosa färbten und ihr das Blut in den Kopf stieg.


    "Danke!" sagte sie und lächelte etwas verlegen. Während Mneme neben ihr in ihren Becher kicherte und ein breites Grinsen verbarg. Sie versprüte eine gewissen gehässige Genugtuung wenn Aoide vor Verlegenheit rot anlief. Sie missgönnte ihr keineswegs das Lob und die Bewunderung, aber auch Aoide war nicht ohne Fehler.


    An Labeo gewandt nickte sie bestätigend. "Misenum! Meist suchen wir uns große Plätze mit viel Publikum, Soldaten sind meist sehr großzügig!" erklärte sie und so langsam taute sie auf und ihre Unsicherheit machte dem üblichem Gehabe eines Schaustellers platz. Leichte Überheblichkeit, gepaart mit Selbsbewustsein und Liebreiz, mit dem sie fast jeden Mann um den Finger wickeln konnte. Sirene so hatten Sedulus und Labeo sie im Spaß betitelt und ein wenig passte dies wirklich auf sie. Aber meist tat sie dies eher unbewusst.


    "Ihr seid Soldaten?" fragte sie an Verus gewandt, neugierig mit wem sie es nun genau zu tun hatte, zumal dieser sie immer noch leicht dümmlich anstarrte. Sicher sie war ein faszinierendes Geschöpf, aber sie konnte nicht ganz nachvollziehen, warum die Männer scharrenweise ihr das Herz schenkten.

    Mneme unterdrückte ein Kichern, schon oft hatte sie beobachten können, wie Jünglinge sich Hals über Kopf in Aoide verliebten und ihr doch glatt das Herz zu Füßen legten. Aoide hingegen schien das oft einfach zu übersehen und vorallem zu ignorieren, zumal ihre Zieschwester eh schüchtern war und nur selten freiwllig auf die Menschen zu ging.
    Verus hingegen benahm sich wie all diese vor Liebe blinden Jünglinge und himmelte die Muse an und verschlang diese auch mit den Augen.
    Arme Aoide, durchzuckte es Mneme, ihre Stimme ist Fluch und Segen zu gleich! Sie nippte am Wein und überließ es ihrer Schwester zu Antworten.


    "Wir waren schon fast überall....." antwortete sie. "Vom Britania bis Ägypten.... wir sind Wanderer und folgen dem Ruf des Windes!" versuchte sie zu erklären. Die meisten konnten nicht nachvollziehen, welche Faszination sie antrieben.
    "Als nächstes geht es anch Ostia und dann nach Misenum... erst einmal an der Küste entlang!"berichtete sie.

    Aoide und Mneme neigten Synchron höflich die Köpfe zur Begrüßung und setzten sich dann anmutig auf die dargebotenen Plätze. Es bedurfte jahrelanger Übung und wortloses Verständnis um sich so zu bewegen und da sie wie Schwestern aufgewachsen waren, war es nicht schwer für sie.
    Auch wenn Mneme etwas schielte, hatte sie ihre eigene Schönheit und Aoide war ebenfalls nicht gerade unscheinbar, zumal ihre Kleider eine Menge ausmachten. Mneme trug ein taubenblaues Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reicht, Aoide ein rotes Gewand, welches in vielen Falten ihre Figur umschmeichelte und ihr einen überirdischen Hauch von Ewigkeit verlieh. Dies alles war dazu gedacht um die Illusion der Musen aufrecht zu erhalten und das Publikum zu verzaubern.


    "Es ist uns eine Ehre euch kennen zu lernen!" sagte Aoide melodisch, selbst wenn sie sprach hatte ihre Stimme einen musikalischen Klang. Aoide meinte ihre Worte ernst, denn einem Senator hatte sie in ihrem Leben noch nicht gegenüber gestanden.


    "Was wollt ihr über uns wissen?" fragte sie schließlich Verus. "Wir können euch viele Geschichten über ferne Länder erzählen!" sagte sie. Mneme nickte eifrig.

    Mneme stieß Aoide unsanft den Ellbogen in die Rippen. Nun lag es an ihr die Einladung anzunehmen oder auszuschlagen. Sie selbst jedenfalls würde einen Becher Wein nicht ablehnen.


    "Euer Angebot ehrt euch! Wo es doch an mir liegt euch einzuladen, schließlich habt ihr mich aus einer unangenehmen Situation befreit!" endlich hatte sie sich einigermaßen wieder uner Kontrolle, auch ihre Stimme klang wieder fest und sicher, auch wenn ein merkwüdiges Gefühl im Bauch hartnäckig blieb.


    Sie lächelte liebreizend. "Gern nehmen wir euer Angebot an!" fügte sie hinzu und folgte seinem Fingerzeig zum Tresen, wo zwei weitere Männer saßen und tranken. Nichts ahnend das einer der Männer ihr Onkel war.

    Mneme starrte von einem zum anderen und versuchte zu begreifen was gerade geschah... sicher sie wusste das Aoide so ihre Schwieirigkeiten damit hatte auf die leute zu zu gehen, aber so dümlich wie diese im Moment in die Welt starrte, schien es fast, als habe sie den verstand verloren.


    Ehe Aoide sein Angebot annehmen konnte, ergriff Mneme das Wort. "Edler Herr, das ist ein großherziges angebot, doch nennt uns erst einmal euren Namen. Das gebietet die Höflichkeit. Dies ist unsere Aoide, die Muse des Gesanges und mein Name ist Mneme! Auch ich zähle zu den Musen!" sagte sie und verneigte sich überschwenglich. Wobei sie Aoide am Saum zupfte und diese auch zu einer Verbeugung zwang, die nicht ganz so anmutig wie sonst war.


    Aoide lächelte schüchtern und vergrub ihre zarten Finger in den Falten ihres Kleides, wobei ihre Wangen noch eine Spur roter wurden.

    Aoide hob wieder den Blick und musterte nun den Mann offen. Er hatte ein freundliches Gesicht, markante Züge und leuchtende Augen, die sie in den Bann schlugen. Die Augen waren das Tor zur Seele und man konnte in den Augen der Menschen ihre Absichten lesen. Ihr Gegenüber hatte nur im Sinn, ihr zu helfen, hatte keine Hintergedanken und schien genauso verlegen zu sei wie sie selbst. Auf der Bühne mochte sie eine stolze Muse sein, doch im wahren Leben war sie schüchtern und es fiel ihr schwer auf die Menschen zu zu gehen.


    Sie lächelte verlegen und suchte nach Worten. Ebenso wie er. Mneme stand zwischen ihnen und beobachtete die Beiden mit einem amüsierten Grinsen.


    Aoides Wangen färbten sich leicht rosa und Hitze stieg ihr ins Gesicht, als sie stotterte: "Mir geht es gut... Danke!" brachte sie leise hervor und wusste nicht was sie mit ihren Händen anstellen sollte. In diesem augenblick konnte sie sich nicht ausstehen, wieder einmal kam sie sich unbeholfen und ungeschickt vor und vorallem unsicher. Eigentlich hatten die Menschen eine Erwartungshaltung ihr gegenüber und wieder einmal enttäuschte sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre gesamten Freunde.

    Aoide seufzte und taste verstohlen nach einem winzigen kleinem Messer, das sich in den Falten ihres Kleides versteckte. Nur selten neigte sie dazu sich aufdringliche Männer mit solch einer Methode vom Hals zu halten, aber da ihre Beschützer und Brüder gerade andeeweitig beschäftigt war, sah sie sich zu dieser Maßnahme gezwungen.
    Mneme hüpfte nervös von einem Fuß auf den Anderen suchte verzeifelt den Markt nach Adea oder den germanischen Brüdern ab. Auch sie wollte nicht das Blut floss, oder das Aoide sich in einer Situation wiederfand, die ihnen schaden würde. Denn leider waren Schausteller Vogelfrei und nicht vom Gesetz geschützt.


    Doch ehe es dazu kam das sich Aoide des aufdringlichen Verehrers zu erwähren, trat ein Mann an sie heran, packte den Anderen recht ruppig und unfreundlich und scheuchte selbigen dann seines Weges.
    Schüchtern starrte Aoide ihn einen Moment an, ehe sie sich besann und ihm dankte. "Danke, Herr!" sagte sie freundlich und senkte den Blick. Mneme an ihrer Seite nickte eifrig.


    "Es ist sehr freundlich das ihr mich beigestanden habt!" sie drückte sich leicht geschwollen aus, es war einfach so einstudiert durch das Leben als Schausteller und Sängerin.

    Ihre Stimme verklang sanft und die letzten Töne ihres Liedes wurden über den Platz getragen. Ein Seufzen ging durch die Menge die dann wenig später in Jubel und Applaus ausbrach. Ihr Auftritt war erfolgreich gewesen, von dem Geld das sie eingenommen hatten, würden sie einige Monate leben können, sogar besser als sonst. mit dem geld würden sie einige Mäntel, Stiefel und auch Kleider kaufen, sowie Lebensmittel und Futter für ihre Esel und die Ziege.
    Elegant und anmutig verneigte sie sich vor dem Publikum, ließ geduldig die Liebeserklärungen und die Komplimente über sich ertragen, ehe sie von der Bühne kletterte und sich im Schatten des bunten wagens drückte. Mneme reichte ihr einen Becher mit Wasser und lächelte freundlich.


    Adae und die drei germanischen Brüder und auch der gesamte übrige Trupp machte sich daran, die Bühne abzubauen und die Sonnensegel im Wagen zu verstauen, während die Mädchen sich durch die Menge drängten und weitere Münzen einsammelten. Noch würden sie eh nicht die Stadt verlassen können, schließlich durfte man mit Furhwerken nur Nachts durch die Straßen Roms fahren und bis dahin würden sich die Schausteller ihre Zeit auf dem makrt vertreiben und die nötigen Dinge kaufen, die sie brauchten.
    Aoide und Mneme war die Aufgabe zu Teil geworden, Stoffe zu kaufen, für die Kleider der Tänzerinen und für sich selbst. Bunte und auffällige Farben suchten sie.


    An einem Stand blieben sie stehen und betrachteten prüfent die ausgelegten Waren, als ein junger mann ihr näher kam, als ihr Lieb war. Wortreich gestand er ihr seine unsterbliche Liebe, doch in seinen Augen war zu erkennen, dass er nur vorhatte sie zu betatschen und sie wohl in sein Bett zu bekommen. Lästig waren solche Verehrer und es war schwer sie wieder los zu werden, die Männer aus ihrem Trupp waren leider alle nicht in Reichweite und so bedrängte der Kerl sie weiter.

    Aoides Lippen umspielten ein sanftes Lächeln, als sie das Versprechen erhielt, das er wieder da wäre, wenn sie wieder in Roma waren und sie sang. Es freute sie wirklich, dass der Groll, den er gegen sie gehegt hatte, verflogen war und Respekt gewichen war. Aus Erfahrung wusste sie, wie schwer es war, Fehler zuzugeben und sich selbst einzugestehen, dass man nicht Vollkommen war und Schwächen hatten.
    Vor allem Männer taten sich schwer über ihren Schatten zu springen und einmal ihren Stolz zu vergessen.
    Freunde würden sie vielleicht niemals werden, aber zumindest würden sie bei ihrem nächsten Zusammentreffen nicht schlecht über den Anderen denken.


    „Auf Wiedersehen!“ sagte sie und winkte den ungleichen Paar von Herr und Sklave kurz nach. Leicht schüttelte sie den Kopf. Manchmal begegnete man auf seinen Reisen wirklich seltsamen Menschen. Aber es waren eben jene Begegnungen, die das Leben interessant gestalteten. Das Leben und die Menschen mit all ihren Facetten, Gefühlen und Gedanken.
    Kurz fiel ihr Blick auf die drei Männer an der Theke, mit begeisterten Blicken folgten sie dem Auftritt der Tänzerinnen, welche sich zu den Klängen von Trommeln und Flöten sinnlich bewegten. Die Magnifica Fabulae hatten ihr ganzes Konzept darauf ausgelegt, zu verzaubern und zum träumen zu bringen. Sie spielten mit den Sehnsüchten des Publikums. Der Sehnsucht von fernen Ländern, exotischen Frauen und schöner Musik.


    Dankend nickte sie dem Wirt zu, der sie auf den Wein eingeladen hatte und drängte sich dann durch die Menge zur Bühne hin. Adae nickte ihr zu und winkte sie zu sich heran.
    „Steig noch mal auf die Bühne, Liebes! Ein letztes Lied und dann werden wir zusammen packen. Wir haben mehr klingende Münzen gesammelt, als in den letzten zwei Monaten!“


    Aoide nickte. So war ihr Leben, sie zogen von einer Stadt in die nächste, sangen und tanzten für Geld und folgten dann anschließend dem Wind. Sie sah nichts Schlechtes an diesem Leben, kannte sie doch nichts anderes. Aber hin und wieder wurde auch sie von einer fernen Sehnsucht ergriffen. Die Gefahren die überall lauerten hätte sie gern gegen ein friedliches Leben in einem der unzähligen Häuser Romas eingetauscht, aber auf der anderen Seite fürchtete sie sich davor, eingesperrt zu sein und nicht mehr das tun zu können, was ihr so sehr am Herzen lag.


    Geschickt wurde sie von Adae auf die Bühne gehoben und sie ließ sich von Mneme eine kleine Lyra reichen. Dasselbe Instrument, mit dem auch Piso seinen Vortrag gehalten hatte. Mit einigen schnellen Handgriffen stimmte sie das Instrument nach und begann dann eine bezaubernde Weise zu spielen. Ein Liebeslied:


    „Si la mar fuera de tinta
    y er sielo fuera papé,
    no se podria escribir
    lo mucho que es mi querer.”


    Nach nur wenigen Worten hatte sie die Menge bereits wieder gefesselt und in den Bann geschlagen, fast so wie einst die Sirenen Odysseus, nur dass sie es nicht beabsichtige die Männer in ihr Unglück zu stürzen.


    „Yo te quiero más arróbas
    que hojitas menea el aire,
    que estreyitas tiene er sielo
    y arenas tienen los mares.“


    „Si la mar fuera de tinta
    y er sielo fuera papé,
    no se podria escribir
    lo mucho que es mi querer.“


    Wieder einmal drückten sich vornehmlich junge Frauen Tränen aus den Augen weg. Denn jede junge Frau wusste wie es war, wenn man unglücklich verliebt war und sich den ganzen Tag Schwärmereien hingab. Das war das Geheimnis ihrer Stimme, sie sang von den menschlichen Gefühlen und das machte ihre Faszination so sehr aus.


    „Yo te estoy queriendo más
    que arenas tienen los rios
    y péses tiene la mar.“


    „Si en mi corasón entratas
    y mis sentimientos bieras,
    más satisfecho quedaras
    y mucho más me quisieras.“


    „Si la mar fuera de tinta
    y er sielo fuera papé,
    no se podria escribir
    lo mucho que es mi querer.“


    Ihr Lied endete wie immer mit sanften Klängen und viel Applaus und Jubel.


    Sim-Off:

    Tinta von Faun. Spanisch: Wäre das Meer die Tinte und der Himmel das Papier könnte man selbst dann nicht schreiben, wie groß meine Liebe ist. Ich liebe dich mehr, als Blätter in der Luft herumwirbeln, als der Himmel Sterne hat und Sandkörner die Meere. Ich liebe dich mehr, als es Sandkörner in den Flüssen gibt und Fische im Meer. Wenn du in mein Herz eintreten würdest und meine Gefühle sähest, wärest du viel zufriedener und liebtest mich noch viel mehr.

    Ihre offene und ehrliche und freundlcihe Art schien ihn ein wenig zu verändern. Er blickte sie mit einem Male nicht mehr ganz so grimmig an und wirkte sogar etwas entspannter. MIssgunst versprüte sie eigentlich nie und auch verspotten wollte sie ihn nicht. Ihre Geste war ehrlich gemeint, ohne Hintergedanken.
    Sanft läheltem sie ihm zu, al er zugab, das er neidisch gewesen war. "Ich hatte nie vor dich zu beleidigen oder in die Neid zu wecken. Ich will nur Leben und die Leute mit meiner Stimme erfreuen. Ich danke dir für deine Ehrlichkeit!" sagte sie und neigte respecktvoll den Kopf.


    "Mögen die Götter über dich wachen!" sagte sie zu ihm zum Abschied und erhob sich um ihm in die Augen zu sehen und auf gleicher Höhe zu begegnen Dieser Gruß kam aus tiefstem Herzen.


    "Wir werden Morgen weiter ziehen. Wir bleiben selten, als ein paar Tage längern an einem Ort! Wann wir wieder in Roma sein werden, weiß ich nicht. In einigen Wochen, Monaten oder auch erst nächstes Jahr. Das kann ich nie genau sagen, wir folgen dem Wind!" erklärte sie ihm und zuckte mit der Schulter.

    Über ihre Antwort schien sich Cassivellaunus zu freuen und sie lächelte ihm aufmunternd zu. Doch seine Stimmung wurde getrübt, als sein herr an sie heran trat und ziemlich kühl grüßte und seinen Sklaven wie einen Hund zu sich befahl. Sicher, sie evrstand die Notwendigkeit von Sklaven, aber immernoch waren diese Menschen und sollten zumindest auch mit Respeckt behandelt werden. Aber anstatt was zu sagen, blieb sie still und ncikte nur kurz.


    "Es war auch für mich eine Freude, dich kennen zu lernen...." sagte sie und strich sich über ihre Kleidung. Ihre Hand glitt dabei über einen kleinen Beutel an ihrer Hüfte. Vorsichtig zog sie eine kleine polierte Flöte heraus und reichte sie Piso.
    "Du warst Mutig!" sagte sie lächelnd. "Nimm die Flöte, als Erinerung an mich! ich bin mir sicher sie bringt dir Glück!" forderte sie ihn auf.
    Es war eine Geste der Versöhnung. Sie wollte nicht als schlechter Gewinner da stehen, nur weil sie eben eine Gabe der Götter erhalten hatte und er nun, nur ein großes Selbstbewustsein.
    "Ich bin mir sicher, du wirst jemanden finden, der deine Lieder und deinen Gesang mag!"


    Schausteller waren im algemeinen meist immer ffreundlcih und offen und wollten niemanden ewtas Böses. Auch ihr Groll gegenüber dem aufgeblasenem Flavier war verschwunden. Sie meinte ihre Worte ehrlich und hoffte ihm eine kleine Freude zu machen.

    Aoide musste über seinen dümmlichen Gesichtsausdruck grinsen, verbarg ihr Grinsen jedoch hinter ihrem Becher. Sie wollte ihn nicht beleidigen, aber er wirkte nun einmal ziemlich albern, wie er sie so anstarrte.


    Leise seufzte sie, als er sie missverstand. "Ich meine nicht das Lied ist unausngereift, sondern meine Stimme... ich muss üben, damit ich die Klangmuster genau übernehmen kann." Erklärte sie ihm Es war schwer anderen ihre Vorstellung von 'Perfekt' zu übermitteln. Sie war dann erst mit einem Lied zufrieden, wenn es so klang, wie es auch in der Heimat des Liedes gesungen wurde und wenn sie die Eigenschaften eines jeden Textes auf das Beste heraus gearbeitet hatte. Jedes Lied war Einzigartig und verdiente es auch, das es so blieb. Ebenso wie die Menschen. Aber auch ein Lied veränderte sich mit der Zeit und eben auch dies musste übernommen und eingearbeitet werden.


    "Lieder, Melodien ähneln den Menschen, sie sind Einzigartig und man muss darauf achten, dass man diesen Liedern eine Seele gibt, wenn man sie singt und rezitiert. Ehe ich ein Lied in unser Programm aufnehme, mache ich mir Gedanken über Text, Bedeutung und Aussage und versuche dann anschließend es alles in dem Lied zu vereinen. Ein Lied ist mehr als nur ein paar Strophen und eine Melodie... ein Lied ist ... etwas wunderbares!" erklärte sie ihm. Ihre Augen leuchteten dabei und sie wirkte leicht entrückt. Hin und wieder lebte sie eben in ihrer eigenen Welt und hatte ihre eigenen Vorstellungen, auch wenn sie durchaus realistisch war. Das Leben war hart und man musste kämpfen.

    Auch wenn Aoide so einige Talente hatte, lesen und schreiben gehörte nicht zu ihren Fähigkeiten, sie hatte es nie gelernt. Warum auch, als Musikerin zählte ihre Fingerfertigkeit an Instrumenten und ihre Stimme. Sie konnte zählen, aber lesen und schreiben nicht.
    „Es ist nicht schwer sich den Text zu merken… ich kenn einige hundert Lieder und bisher habe ich die meisten nur einmal gehört und ich konnte sie Wort für Wort wiederholen. Be Sprachen ist es ähnlich. Musik und Sprache haben viel gemeinsam und wenn man so viel reist wie wir, dann lernt man sie irgendwann. Ich lerne meist über Melodien und Lieder!“ erklärte sie ihm und sang ihm anschließend hell und rein die erste Strophe des Liedes vor:


    „Holl amrantau'r sêr ddywedant,
    Ar hyd y nos.
    Dyma'r ffordd i fro gogoniant,
    Ar hyd y nos;
    Golau arall yw tywyllwch,
    I arddangos gwir brydferthwch;
    Teulu'r nefoedd mewn tawelwch,
    Ar hyd y nos.“


    Bei ihr bekam das Lied gleich einen anderen Klang, eine andere Färbung und vor allem etwas Tiefgründiges und nachdenkliches. Es war allein ihre Stimme die dem Text Leben einhauchte und zu etwas besonderem machte. Sie brauchte keine begleitende Musik, eigentlich reichte ihre Stimme aus.
    Einige Leute drehten den Kopf zu ihr, als sie die Strophe vortrug und applaudierten anschließend begeistert. Sicher, ihr Gespräch hatte man nicht belauscht, aber ihre Stimme, wenn sie sang, trug sich weit. Selbst in einer Taverne.


    Als sie merkte, dass sie Zuhörer hatte, färbten sich ihre Wangen hauchfein rot und sie lächelte verlegen. „Du siehst….“ sagte sie leise, „ich kann mir dein Lied merken!“ Um ihre Verlegenheit zu verbergen nippte sie an ihrem Wein. „Ich muss nur an der Melodie noch arbeiten... sie ist etwas unausgereift!“ fügte sie hinzu.

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    ......


    Ein wenig Anstand und Benehmen schien Cassivellaunus doch zu besitzen, denn er entschuldigte sich etwas Kleinlaut für seine unangenehme Ausdünstung. Es mag merkwürdig erscheinen, dass ausgerechnet eine Schaustellerin darauf wert legte, aber schließlich hatten auch Schausteller, akrobaten und fahrendes Volk einen Ruf zu verlieren. Zumal sie genug mit Vorurteilen zu kämpfen hatten, das sie schmutzig und ungepflegt seinen, Diebe und Wegelagrer. Sicher einige Voruteile hatten ihre Berechtigung, aber sie mussten ja nicht sofort bestätigt werden.
    Aoide hätte niemals zugegeben, das sie eine kleine diebische Elster war. Was wohl ihre größte Charakterschwäche war.


    Der Sklave sang ein kurzes Lied, nicht mal schlecht, aber auch nicht besonders gut. Seine Stimme war angenehm, aber nicht aufdringlich. Besser zumidnest als sein Herr und wenn er üben würde, könnte er sicher auch ein wneig geld damit verdienen. Aber vermutlich traute er sich nicht in Anwesenheits eines Herrn zu singen, nun gut, Piso bildetete sich auf sein nichtvorhandenes Talent eine Menge ein.


    "Wenn wir die Melodie ein wenig verändern, können wir es sicherlich in unser Reportoir aufnehmen!" lächelte sie und klatschte Beifall, als er geendet hatte.

    Aoide verzog angewidert das Gesicht. Sicher sie war zwar einiges gewöhnt, aber das sich jemand in aller Öffentlichkeit dermaßen daneben benahm, war selbst unter den Schaustellern nicht üblich. Im Gegenteil, sie legten den größten Wert auf ein gutes Auftreten. Sie hatten schon zur Genüge mit Vorurteilen zu kämpfen, einige mochten auch berechtigt sein, aber unflätiges und keinerlei Benehmen oder Höflichkeit, gehörte nicht dazu.
    Sicher einigen Männern schwoll die Brust voller Stolz, wenn sie solch einen Gestank produzierten, weil sie ansonsten Unfähig und Talentlos waren, aber sie empfand dies nur als ziemlich unhöflich.


    Das sie anscheinend mühelos erraten hatte, woher er kam schien einen ungehörigen Redefluss auszulösen, der sich wohl auch nicht mehr stoppen ließ im ersten Moment. Begeistert erzählte er von seiner Königin und seiner Abstammung. Dies war wohl kein günstiger Augenblick dem Sklaven zu erklären, das ihr Vater ein römischer Soldat war, zwar kannte sie dessen Namen nicht, aber ihre Mutter hatte es ihr erzählt, ebenso wie alle Anderen.
    Er redete und redete und sie hörte schweigend zu.. irgendwas an ihrer Art schien andere Menschen anzuziehen und vor allem in ihnen das Bedürfnis zu wecken sich ihr zu öffnen und das Herz auszuschütten.


    Sie nickte als er sie fragte ob er ihr ein Lied vorsingen sollte. „Gern, ich bin immer auf der Suche nach neuen Texten!“ erklärte sie ihm auffordernd.
    Aoide winkte ab, als er ihr sagte, es gäbe wohl niemanden der sie übertreffen könnte. Sie war anderer Meinung, aber widersprach ihm erst einmal nicht. Insgeheim hoffte sie, dass der Sklave nicht genauso grauenvoll sang wie sein Herr.

    Das Opfer war beendet und Calvena verspürte ein angenehmes Prickeln im Körper. Ob dieses Gefühl nun von der Göttin selbst kam, wusste sie nicht zu sagen, aber sie war mit sich selbst höchst zufrieden, dass sie der Göttin ein Opfer dargebracht hatte. Ob Iuno ihr Lied gefallen hatte, wusste sie nicht, aber zumindest schien ihr Iuno nicht zu grollen und auch sonst kein schlechtes Zeichen gesendet zu haben.


    Calvena lächelte Ennia Iuniana zu und nickte ihr dankend zu. "Vielen Dank für eure Hilfe! Ich werde nun Versuchen Iuno öfters zu opfern!" sagte sie. "Vale, Ennia Iuniana! Möge Iuno auf dich herab lächeln und ihre schützende Hand über dich halten!" verabschiedete sie sich und verließ den Tempel mit beschwingtem Schritt und einem guten Gefühl, der Göttin nun gedankt zu haben.


    Ihre Füße trugen sie vom großen beeindruckenden Tempel fort. Nur einmal drehte sie sich noch um, betrachtete das sonnenbeschienene Gebäude und dankte der Göttin noch einmal ganz im Stillen, bevor sie sich zu ihrer Familie dem fahrenden Volk begab.

    Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso
    [Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpgCassivellaunus


    "Aoide.", wiederholte Cassivellaunus dumpf. "Ich heisse Cassivellaunus.", stellte er sich mit seinem langen, unhandlichen Namen vor. Freudig reagierte er auf ihre Aufforderung, sich zu setzen. Da Cassivellaunus nun so nahe bei Aoide war, konnte dieser nicht dieser unverwechselbare Geruch, welcher eine Mischung aus Achselschweiss und Knoblauchgeruch darstellte, entgehen, der nicht einmal durch jene frequenten Baeder, welche ihm sein Herr verordnet hatte, komplett aus der Welt geschafft werden konnte.
    "Ich glaube schon, dass mein Herr zufrieden ist mit dem was, er hat. Er haelt sich selbst fuer den besten Kuenstler aller Zeiten. Aber ich kann mich nicht beklagen. Ich haette es viel mieser erwischen koennen. Zum Beispiel haette ich totgepeitscht werden koennen, wenn er mich damals nicht gerettet haette.", meinte er und grinste der Muse zu.
    Er blickte kurz zum Wagen hin, dann wieder zu Aoide. "Weisst du, ich habe frueher mal gesungen. Habe es sogar ganz gut koennen. Habe es schon lange nicht mehr getan.", meinte er mit einem Bedauern in seiner Stimme. "Und ich weiss nicht, wieso man noch singen sollte, wenn man dich erst gehoert hat. Dann will man nie mehr irgendetwas anderes hoeren."


    "Cassivellaunus..." so stellte sich der Sklave des Falviers vor. Langsam ließ sie seinen Namen melodisch über die Zunge rollen. Es gelang ihr fast auf anhieb ihn richtig ausszusprechen, wer ein Talent für die Musik hatte, konnte auch sich Sprachen aneignen, weshalb ihre Lieder alle diese besondere Note hatten. Sie beherrschte die Färbung einer jeder Sprache, sie brauchte sie nur zu hören und schon konnte sie das Muster erkennen. "Es freut mich dich kennen zu lernen. Du musst von der großen Insel stammen, nur dort haben sie solche melodischen Namen!" lächelte sie ihm freundlich zu. Sicher sie konnte seinen Herrn nicht ausstehen, aber Cassivellaunus schien völlig in Ordnung zu sein.
    Sein Körpergeruch stieg ihr in die Nase, aber es störte sie nicht, sie hatte schon schlimmeres gerochen. Meist dann wenn sie lange unterwegs gewesen waren, an heißen Tagen in den stickigen Wagen und kein Fluss weit und breit. Dann konnten vorallem Männer mitunter wirklich schlecht riechen.


    Leise lachte sie, als ihr der Sklave eröffnete, das sein Herr sich für den besten Künstler weit und breit hielt. Selbst sie war nicht so vermessen, dies von sic zu behaupten. Auch sie hatte einige Schwächen undd as gab sie offen zu. "Dein Herr scheint sehr von sich überzeugt zu sein... dann wird ihm diese Lektion durch die Menge wohl nicht auf den Boden der Tatsachen holen!" meinte sie und nippte am Wein. Der Wirt stellte vor Cassivellaunus einen Becher hin und sie bedeutete dem Sklaven das er eingeladen war.
    "Jeder hat sein Schicksal, die Götter leiten uns und das du ein gutes Leben führst, hast du ihnen zu verdanken!" erklärte sie, überzeugt von dem Einfluss der götter auf die Welt. Als herumziehende Musikerin war sie abergläubisch, das waren alle, nur glaubten sie alle an andere Götter, aber sie waren davon überzeugt, dass es die Götter gab.


    "Du kannst singen?" fragte sie freundlich. "Dann kennst du sicher auch einige Lieder!" sie lächelte bezaubernd, sie war immer auf der Suche nach neuen Melodien.
    Sie winkte ab, als er sie in höchsten Tönen lobte. "Ich weiß meine Stimme nur gut einzusetzen!" sagte sie schüchtern, ihre Wangen fäbrten sich leicht rot. Auch wenn man es kaum glauben wollte, sie machte sein Lob wirklich verlegen, weswegen sie sich kurz hinter ihrem Weinbecher versteckte. "Meine Mutter hatte schon gesungen..." berichtete sie leise. "Von ihr und den Götter hab ich dieses Talent. Aber wie jeder Andere musste ich lernen meine Stimme zu schulen." Das ihr dies leichter gefallen war, als vielen anderen Menschen erwähnte sie nicht.