Beiträge von Germanica Calvena

    Kurz sah sie Calliphana fragend an, als sie Centho kennen gelernt hatte, waren die Beiden bereits gemeinsam unterwegs gewesen. Von daher konnte sie erst einmal nur für sich und Sabina antworten.


    "Ich hab Centho das erste Mal in einer Seitenstraße des Forums getroffen, ein Dieb hatte ihm seinen Geldbeutel entwendet. Ich hab dem Kerl dann ein Bein gestellt", erklärte sie. "Später bei den Ludi Romani sind wir ins Gespräch gekommen, er war auch Abends bei der cena in der Casa Iunia dabei", eigentlich war erst da die Freundschaft entstanden, vorher waren sie nur Zufallsbekannte gewesen.


    Dann deutete sie kurz auf Sabina. "Sabina hat deinen Herrn in der Casa Germanica kennen gelernt, als er mein Gast war. Er war so freundlich und hat sie vor ihrem Kindermädchen versteckt. Seitdem ist er ihr Beschützer", das dürfte den Sklaven wohl überzeugt haben, dass sie keine völlig Fremden für seinen Herrn waren. Nun war Calliphana an der Reihe, doch Sabinas Worte lenkten sie ein wenig ab. Valerian war auch hier? Nun war sie aber verwirrt, etwas ratlos suchte sie Calliphanas Blick.


    "Was macht denn Valerian hier?" fragte sie verdutzt, als sie ihre Neugierde nicht bändigen konnte. Das waren ja merkwürdige Zufälle an diesem Tag. Da sie den Sklaven nicht einfach stehen lassen wollte, blieb sie erst einmal wo sie war, sie würde später auch aus dem Fenster schauen wie Sabina.

    „Ich glaub nicht“, meinte sie zu ihm und sah Romana nur ganz nach. „Vielleicht hat sie ihre Stiefmutter entdeckt...“, mutmaßte sie. Claudia Ofella hatte sie gar nicht mehr gesehen, sie war ebenso wie Petronilla verschwunden. Kurz blickte sie noch einmal durch den Garten, doch mehr als dunkle Schemen, die sich im fahlen Licht der Fackeln bewegten, konnte sie nicht ausmachen. Was wohl auch besser war, denn so würden auch sie Beide von der Dunkelheit verborgen sein.


    Calvena verschwendete eigentlich gar keinen Gedanken mehr an ihre Freundin, aus den Augen aus dem Sinn, traf es wohl in diesem Augenblick am Besten. Sie war froh darüber nun Valerian ganz allein für sich zu haben und da auch keiner ihr Verschwinden bemerkte, genoss sie diesen Moment der Zweisamkeit, denn wer wusste schon, wann sie gestört wurden. Als er dann auch noch seinen Arm um sie legte, war sie die Glückseligkeit schlechthin. Ein Kuss hätte diesen Augenblick wohl perfekt gemacht, aber gewisse Dinge des Anstands wollten eingehalten werden.


    „Ein paar Augenblicke dürften uns wohl gegönnt sein“, lächelte sie und sah sich noch einmal um. Sie hatten sich von den meisten Gästen entfernt, nur das Summen von angeregten Gesprächen drang zu ihnen hinüber, doch verstehen konnte man nichts. Wieder sprach er Komplimente aus, diesmal sah er ihr dabei aber tief in die Augen. „Danke“, hauchte sie.

    Calvena sah sich neugierig in der Casa Iulia um, vom Stil her glich sie ein wenig der Casa Germanica, man konnte aber dennoch erkennen, dass hier eine völlig andere Familie lebte. Es gab andere Vasen und Mosaike und auch fehlte irgendwie ein Hauch von Weiblichkeit. Zumindest empfand sie das so.
    Schließlich erreichten sie das Tablinum und noch ehe sie es sich gemütlich machen konnten, war auch schon ein weiterer Sklave zur Stelle, welcher sie begrüßte und im selben Atemzug nach ihrem Begehr fragte. Umsichtig waren die Sklaven jedenfalls. Außerdem hatte sie nun endlich den Namen des nubischen Sklaven mit dem schlechten Latein erfahren: Wonga.


    „Salve“, grüßte sie freundlich. „Mein Name ist Germanica Calvena und dies ist Furia Calliphana“, stellte sie sich und ihre Freundin vor. Kurz sah sie sich um, denn Sabina hatte ihre Hand losgelassen und sah sich neugierig um. „Und die junge Dame dort hinten ist Germanica Sabina“, erklärte sie und ließ ihre Cousine erst einmal allein. Sie würde schon nichts anstellen.


    „Wir wollten deinem Herrn Iulius Centho einen Überraschungsbesuch abstatten“, erklärte sie dann. „Deswegen wollten wir nicht, dass Wonga gleich zu ihm eilt“, fügte sie hinzu, kurz warf sie Calliphana einen Blick zu. Ob Phocylides wusste, wer sie war? Vielleicht, am Ende würde es sich schon herausstellen.

    Immer noch lächelte Calven dem großen dunklen Sklaven. Schade, dass er ihr nicht verraten hatte wie er hieß. Von daher nickte sie nur.


    "Danke, sehr freundlich!" bedankte sie sich artig. Wobei sie aber einen kurzen verwirrten Blick mit Calliphana tauschte. Wer war denn bitte Phocylides? Kurz zuckte sie mit den Schultern, am Ende würde sich alles schon aufklären. Sie nahm Sabina an die Hand und gemeinsam folgten die jungen Frauen dem Sklaven ins Tablinum.

    Mit einem Male wirkte der große Nubier nicht mehr so Furcht einflössend aus. Er hatte plötzlich einen recht dümmlichen Gesichtsausdruck und es wunderte sie doch gewaltig, dass eine so bekannte Gens einen so naiven Sklaven an der Tür hatte. Mit Mühe verbarg sie den Anflug von Heiterkeit und drängte ein kindisches Kichern beiseite.


    „Sag wie heißt du?“ fragte sie ihn erst einmal und gab sich alle Mühe nicht zu lachenn, damit er besser verstand was sie von ihm wollte. Kurz warf sie Calliphana einen amüsierten Blick zu.


    „Ich mach das schon“, sagte sie zuversichtlich an ihre Begleiterinnen, denn sie ahnte, dass sie, wenn sie nun zu zweit auf ihn einreden würden, den armen Kerl nur noch mehr verwirren würden. Fast hatte sie das Gefühl mit Saldir zu reden, der dummen aber hübschen Dekosklavin der Germanica.


    „Also hör zu“, sagte sie. „Wir wollen deinen Herrn, Iulius Centho überraschen. Du weißt doch was überraschen ist, oder?“ fragte sie freundlich und lächelte dem Nubier zu. „Und deswegen darfst du ihm nicht verraten, dass wir da sind!“ fügte sie im ruhigen erklärenden Ton hinzu. Kurz zeigte sie ihre Hände. „Sieh her, wir sind nicht bewaffnet und wollen auch nichts Böses. Versprochen!“ erklärte sie ihm weiter. Kurz überlegte sie, ob sie ihm eine Belohnung versprechen sollte, wenn er sie einfach herein ließ.

    Calvena verkniff sich einen bissigen Kommentar darüber, dass sie mit einigen dieser dummen Patrizier befreundet war und somit nicht der selben Meinung wie Laevina war. Aber man konnte die Worte der alten Germanica schon fast als ein Lob auswerten. Doch noch wollte Calvena dem Frieden zwischen ihnen nicht trauen, wollte aber nicht diejenige sein, die diesen vorläufigen Waffenstillstand brach.
    In einem Punkt stimmte sie ihr dann zu. „Du hast Recht, der CD sieht hat leider nur wenig junge Leute die sich engagieren. Zu wenige“, sagte sie nachdenklich. Aber das war nicht der Grund gewesen, weswegen sie sich für den Dienst an den Göttern entschieden hatte. Sie hatte nach einer Erfüllung gesucht und da sie schon immer das Gefühl gehabt hatte, das Iuno ihre schützende Hand über sie hielt, war ihr dieser Weg als richtig erschienen.


    Ob ihre Worte über Serrana bei Laevina angekommen waren, konnte sie nicht beurteilen, denn der Drachen fixierte mit grimmigen Blick ihre Sklavin und fragte recht rüde nach, woher sie komme. Auch wenn Elissa sich ruhig gab und sich auch unterwürfig gab, konnte sie doch das auf blitzen von Protest in den Augen der Keltin sehen. Anscheinend war es vorbei mit dem Frieden.
    „Hast du dich bereits eingelebt?“ wechselte sie eilig das Thema.

    Im Augenblick ging es völlig an Calvena vorbei, dass Romana nicht wirklich auf Valerian einging und ihm immer noch nicht über den Weg traute. Sie war berauscht von dem Wein und dem vielen Lobgesang, sodass sie im Augenblick nicht in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen. Zumal sie nur Augen für Valerian hatte. Schon den ganzen Abend versuchte sie allein mit ihm zu sein, doch ihre Verpflichtungen hatten sie bisher ein wenig davon abgehalten. Und auch jetzt wollte sie Romana nicht zu nahe treten, in dem sie einfach ihre Freundin stehen ließ, nur um sich dann in irgend einer dunklen Ecke herum zu drücken.
    Das Rot ihrer Wangen verdunkelte sich noch ein wenig, als Valerian weitere Komplimente aussprach. Irgendwie fiel es ihr leichter, seine Komplimente einfach anzunehmen, währen sie bei fremden Gesichtern immer verlegen wurde. Es musste etwas mit seiner Ausstrahlung zu tun haben, da war sie sich sicher. Dennoch wusste sie nicht wirklich, was sie darauf sagen sollte. Just in diesem Moment entschuldigte sich dann Romana und sie sah ihr einen Augenblick völlig verblüfft nach. Nur einen Herzschlag später, ging ihr auf, dass sie und Valerian nun allein waren, zwar nicht ungestört, da noch einige Gäste sich im Garten aufhielten und mit einander redeten, aber keiner schien dem Pärchen Aufmerksamkeit zu schenken. Kurz sah sie sich verstohlen um und suchte den Garten nach ihren Verwandten ab, aber diese schienen hinreichend abgelenkt zu sein. Die Möglichkeit würde sie sich nicht entgehen lassen. Auch wenn ihnen nur ein kurzer Augenblick gegönnt sein würde, so wollte sie diesen doch genießen.


    Noch einmal vergewisserte sie sich, dass keiner zu ihnen herüber sah, dann nahm sie einfach Valerians Hand und zog ihn dann mit sich. „Kommt mit“, flüsterte sie ihm zu und ehe es jemand bemerken konnte, waren sie Beide auch schon in den Schatten verschwunden. Nach einigen Schritte erreichten sie eben jene Bank, auf der sich zuvor schon Macer und Septima herum gedrückt hatten. Nur ahnten sie Beide nichts davon.
    „Ich glaub kaum, das es jemandem auffällt, wenn wir nicht da sind!“ meinte sie zuversichtlich, denn die Gäste schienen sich auch gut ohne ihre Anwesenheit zu unterhalten.


    Sim-Off:

    @Romana: *lol*

    Breit grinste sie und nickte leicht bestätigend, als er behauptete sie würde ihm nicht glauben. Doch im nächsten Moment kreischte sie kurz auf und versuchte seine Finger abzuwehren, welche sie nun hartnäckig kitzelten. „Das ist unfair!“ bekundete sie atemlos zwischen ihrem Gelächter und kringelte sich bereits auf der Decke. An seinem übermütigen Grinsen konnte sie sehen, dass er seinen Vorteil voll und ganz ausgekostete. „Hör auf“, bat sie dann und es gelang ihr dann doch zumindest eine Hand zu fangen und so fest zu halten, dass er sie nicht so ohne weiteres wieder befreien konnte.


    Irgendwie wollte sie ihm nicht so recht glauben, als er ihr beteuerte, er wolle dass sie artig und brav war. Ein skeptischer Blick musterte ihn, dann lachte sie, als er dann doch zugab, dass er sie so liebte wie sie war und es ihm auch so viel lieber war. „Dabei kann ich dich nicht mal so viel Ärgern“, meinte sie und schmiegte sich an ihn. Wie herrlich doch das Gefühl war von seinen Armen gehalten zu werden. „Wir sehen uns doch nicht oft“, fügte sie verschmitzt hinzu, wusste aber, dass sie Beide schon jede freie Minuten miteinander verbrachten, die sie hatten. „Ich glaub kaum, dass wir ein langweiliges Leben führen werden. Da ist auch noch Melina, die uns sicherlich auf Trab halten wird. Außerdem sind wir Beide nicht gerade langweilig“, behauptete sie dann. „Und wenn ich uns Beide so ansehe, ich glaube kaum das unsere Kinder uns Ruhe lassen würden. Wenn sie auch nur nach einem von uns schlagen, dann fürchte ich, dass eine Horde Soldaten im Haus das kleinere Übel wären!“ scherzte sie ein wenig, aber auf der anderen Seite war sie schon ein wenig gespannt darauf, wie sich ihre gemeinsam Zukunft gestalten würde. Wie sich Valerian wohl als Vater machen würde? Aber zunächst einmal wollte sie alle Zeit die sie gemeinsam hatten auch genießen und mit niemandem teilen.


    Während er auf einem Stück herum kaute, gönnte sie sich ein paar Datteln im Speckmantel. Der Koch hatte ihr verraten das er einige Rosmarinzweige mit anbriet, was diesen einen ganz besonderen Geschmack gab.
    „Es wird sich schon etwas ergeben. Im Notfall verwerfen wir deine Verwandtschaft für einige Stunden aus dem Haus“, schlug sie ihm kichernd vor. Sie bezweifelte, dass sie Avarus, Laevina und Avarus aus dem Haus bekommen würde. Auch Sabina würde sich nicht vertreiben lassen, selbst wenn es nur ein paar Stunden waren.


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    Saldir Dekosklavin


    Wie so häufig wurde die hübsche Sklavin als Botin missbraucht, auch so heute an diesem Tag. Das gefiel ihr gar nicht, daher klopfte sie etwas missmutig am Büro an und steckte dann kurzerhand den Kopf herein.


    "Dominus, ein Volubilis Vitale möchte dich sprechen!" erklärte sie. Wieder einmal hatte sie vergessen, weshalb man Avarus zu sprechen wünschte. War ja auch eigentlich egal, zumindest sah sie das so.


    "Er wartet an der Porta, Gundi hat ein Auge auf ihn!" fügte sie dann noch hinzu. Sie wusste das der Türsklave es hasste, wenn man ihn Gundi rief. Aber das war ihre kleinliche Rache dafür, dass er sie immer schickte.


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    Gundhraban Türsklave


    Der Germane runzelte die Stirn musterte den Fremden noch einmal eindringlich. Schließlich machte der das kleine Fenster zu und öffnete die Porta. Knapp winkte er Vitale hinein.


    "Warte hier! Ich werde jemanden schicken der Germanicus Avarus fragen wird, ob er Zeit für dich hat!" Kurz sah er sich um und winkte dann Saldir zu sich. Die hübsche Sklavin nickte nur kurz und eilte dann davon.

    Noch einmal frischte der Wind auf und dann wurde auch schon die Tür geöffnet. Recht verdutzt starrte sie dann ebenfalls einen Augenblick den großen dunklen Sklaven an, dessen Aussprache furchtbar war. Es klang wirklich leicht bedrohlich und sie drückte Sabinas Hand aufmunternd, ehe sie ein freundliches Lächeln aufsetzte.


    "Salve, meine Name ist Germanica Calvena, dies ist Furia Calliphana und dieser Sonnenschein Germanica Sabina. Wir wollen zu Lucius Iulius Centho!" stellte sie sich vor und erklärte ihr Anliegen.


    "Wir haben keinen Termin, aber die junge Dame hier", sie deutete auf das Kind, welches sich hinter ihr versteckte, "will unbedingt ihr Kindermädchen besuchen!" sie kicherte, als sie auf die Fontinalien anspielte. Der Sklave indess konnte nicht wissen, was sie meinte.


    "Ist Iulius Centho zu Haus?" fragte sie dann.

    Sabinas Begeisterung war förmlich zu spüren und noch ehe sie oder Calliphana irgendwas weiteres sagen konnten, lief das Kind davon und kam gestiefelt und gespornt zurück. „Warte lass mich noch etwas überziehen!“ lachte sie, als Sabina sie zur Tür zerrte. Eilig griff sie nach einem Mantel und zog ihn sich über.


    „Komm Calliphana, ich fürchte Sabina sollten wir nicht warten lassen!“ lachte sie. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu der Casa Iulia.

    Es war stürmisch draußen und drohend hingen graue Wolken über ihren Köpfen. Aber Sabinas Fröhlichkeit ließ keinen Platz für trübe Gedanken. Schon bald hatten sie die Casa Iulia erreicht und Calvena klopfte an die Tür an. Aufmunternd lächelte sie Calliphana an.


    „Das wird sicher lustig werden!“ meinte sie an ihre Begleiterinnen. „Bin ja gespannt ob der Türsklave wirklich so beängstigend ist, wie Centho beschrieben hat“, lachte sie. Die drei Mädchen konnten ja nicht ahnen, dass sie auch auf Valerian treffen würden. Denn die Herren hatten sich just an diesem Tag zu einem kleinen Trainingstag verabredet. „Hoffentlich lässt man uns nicht solange warten!“ sagte sie, als der Wind auffrischte.

    Breit grinste, sie als Calliphana zugab, dass sie wohl noch viel üben musste. Aber Calvena war zuversichtlich, dass ihre Freundin sicherlich auch bald wirklich gut spielen konnte. Es mangelte ihr eben nur an Übung und da sich auch herausstellte, dass sie kein eigenes Instrument hatte, war auch klar warum. „Sollte Chaerea keine Lyra haben, kann ich dir ein Instrument leihen!“ lächelte sie und überlegte sich, ob sie Calliphana dann nicht zu ihrer Hochzeit ein solches Instrument schenken sollte. Aber noch stand ja nicht fest wann und ob Centho die Furia fragen würde. Hoffentlich bald, denn sie konnte Calliphana ansehen, wie sehr sie darauf hoffte und wartete.


    Nachdem sie der Furia ihr Beileid bekundet hatte, kam die Frage nach ihrem eigenem Kummer. Ein wenig zögerte sie. Zwar wusste sie, dass sie Calliphana vertrauen konnte, doch kannte diese nur die abgewandelte Version ihrer Vergangenheit und sie wusste nicht wie sie ihr erklären sollte, wie sie ihre Ziehfamilie verloren hatte.
    Noch ehe sie dann auf Calliphanas Frage eingehen konnte, tauchte Sabina auf und lächelte sie Beide fröhlich an. Ein wenig erleichtert war Calvena schon darüber, dass sie nun erst einmal ein anderes Thema ansprachen. Aber früher oder später würde sie Calliphana wohl etwas erzählen. „Sabina“, lächelte sie ihrer Base zu. „Komm nur her“, winkte sie das Mädchen näher heran. „Wir wollen Centho besuchen gehen und wollten fragen ob du mitkommst!“ erklärte sie, warum sie die kleine Germanica hatten sehen wollen.


    „Du weißt doch noch wer Iulius Centho ist, oder? Ihn hast du auch bei den Fontinalien kennen gelernt“, sagte sie.

    Als er sich in Pose warf und laut proklamierte, er sei der Beste, glitzerte es in ihren Augen schelmisch. „So, so. Du bist also der Beste....“, sie legte den Kopf leicht schief und musterte ihn dann einmal aufmerksam. „Beweis es!“ forderte sie ihn dann grinsend auf und war gespannt, was er sich einfallen lassen würde, um sie zu Überzeugen.


    Es war wunderbar von ihm gehalten zu werden. Kaum das er sie an sich heran gezogen hatte, schmiegte sie sich vertrauensvoll an ihn. „Och... ich kann schon brav und artig sein. Nur seh ich dafür gerade jetzt keinen Grund!“ kicherte sie und stupste diesmal auf seine Nase. Wieder warf sie ihm diesen Blick voller Unschuld zu und klimperte ein wenig mit den Wimpern. „Es sei denn, du willst es?“ meinte sie dann leicht hin. Es war ihr aber durchaus damit.


    Kurz sah sie sich um und fütterte ihn dann mit etwas Huhn. „Wir werden sicherlich etwas finden“, lächelte sie recht zuversichtlich. Aber auf Anhieb wollte ihr kein neues Ziel für den nächsten Ausflug einfallen. Sie würde sich mal umhören, oder Elissa losschicken, sie war eine zuverlässige Verbündete für solche Pläne.

    Mit leichter Besorgnis in den Augen erwiderte sie sein schelmisches Grinsen. Auch wenn er seine Schülerinnen mit seinen Worten hatte beruhigen wollen, so war es doch offensichtlich, dass sein Leben sich langsam dem Ende widmete. Zumal er bei fast jedem Schritt das Gesicht ein wenig vor Schmerzen verzog. Verus hatte ein schönes Leben gehabt, dass sagte sie sich immer wieder, aber er war ihr ans Herz gewachsen und sie würde ihn wohl schmerzlich vergessen, wenn die Götter sich seiner endlich erbarmten.


    Stolz blitzte in seinen Augen auf, als sie die richtige Antwort gaben. Aufmerksam hatte sie seinen Lektionen gelauscht, unzählige Fragen gestellt und sich in den Bibliotheken vergraben. Sie hatten gemeinsam diskutiert, debattiert und unterhalten über die Götter, ihre zukünftigen Aufgaben und die menschliche Natur.
    Aufregung durchströmte sie, als er meinte sie würden ihm helfen das Opfer darzubringen. Kurz warf sie Serrana einen nervösen Blick zu und lächelte aufmunternd. Calvena nickte, als er erklärte welche Aufgaben sie übernehmen sollten. Ihr Blick wanderte durch den Tempel, zu dem Altar und der großen Statue des Iupiters. Das Gewand des Gottes war aus Elfenbein und Gold gestaltet. Sie wandte den Blick von den gütigen Zügen der Statue ab und sie betrachtete die cella, welche Minerva und Iuno gewidmet waren. Schon bald würde sie ihrer gewählten Gottheit ein Opfer darbringen.
    Als ihr Lehrer geendet hatte nickte sie und legte sich die Worte zurecht, welche für das Gebet und die Bitten benötigt wurden.


    Nach einem kurzen Moment des Schweigens sagte sie dann recht leise, aber zuversichtlich:


    „Ich bin bereit!“


    Calvena sah Serrana kurz an.

    Auch ohne ihr zu tun, schienen sich die Gäste gut zu unterhalten, also konnte sie ohne schlechtes Gewissen, sich ihrem eigenem Vergnügen widmen. Kurz lächelte sie noch in die Runde, ehe sie sich in den dunklen Garten abwendete und dann an Romana und Valerian heran trat. Auch hier wurde sie von Komplimenten überhäuft. Etwas verlegen lächelte sie Beide an, war aber ihrem zukünftigem Ehemann einen glühenden und liebevollen Blick zu.


    „Wenn ich euch alles verraten würde, dann könnte ich euch nicht überraschen“, sagte sie an Beide gewandt und lachte leise. „Ein paar Geheimnisse muss ich ja auch haben!“ zwinkerte sie mehr zu Valerian, als zu der Vestalin.
    Als Romana die Muse Aoide erwähnte, wurde das rot ihrer Wangen etwas dunkler. Aber sie klärte ihre Freundin erst einmal nicht auf, das war wohl nicht der rechte Ort und rechte Zeitpunkt dafür. Auch das Romana zugab, ihr zunächst geglaubt zu haben, dass Sie singen konnte, kommentierte sie nicht. Es war ja auch eine recht bewegte Geschichte, welche sie ihr anvertraut hatte. Böse war sie ihr nicht, sie konnte Romana verstehen, denn das was sie ihr auch anvertraut hatte, war ebenso unglaublich gewesen. Stattdessen überlegte sie fieberhaft, wie es ihr gelingen konnte, mit Valerian einige Augenblicke völlig allein zu sein. Kurz fing sie eine kritischen Blick von ihrer Freundin auf, irgendwie ahnte sie, das es ihr nicht gefallen würde, wenn sie Valerian kurz entführen würde. Dabei hätte sie sich nur zu gern in seine Arme geworfen und für einen Augenblick einfach nur seine Nähe genossen.


    „Ich werde es den Köchen ausrichten, sie werden sich sicherlich über dein Kompliment freuen“, griff sie das Thema ihrer Freundin auf. Doch sie war nicht wirklich mit Herzen dabei, stattdessen warf sie Valerian immer wieder kurze glühende Blicke zu. Es war offensichtlich, dass sie gern ein paar Minuten mit ihm allein gewesen war, aber sie wollte ihre Freundin auch nicht verprellen.

    Leicht drehte sie den Kopf, als Elissa auf gälisch vor sich hin flüsterte und sie vor Laevina warnte. Das war nicht nötig gewesen, aber sie wusste die Geste zu schätzen und nickte unauffällig in ihre Richtung. Sie hatte verstanden und würde darauf aufpassen, was sie sagte und tat. Auch sie hatte ihren Kopf wieder auf den Beckenrand gebettet, ein Handtuch als Kissen zwischen ihrem Kopf und Fliesen, und die Augen geschlossen. Mit etwas Glück konnte sie dadurch die Anwesenheit der Großtante verdrängen und das Bad doch noch halbwegs ungestört genießen. Dennoch, die Stimmung hatte sich merklich geändert, aus der vertraulichen und recht fröhlichen Atmosphäre, war eine angespannte Situation geworden, denn die beiden Germanica fürchteten wohl, dass sie nicht lange friedlich miteinander auskommen würden.


    Erst als Laevina ein recht unverfängliches Thema anschnitt, öffnete Calvena ihre eisblauen Augen und erwiderten ruhig den Blick der älteren Frau.
    „Es geht gut voran!“ berichtete sie, sorgsam auf ihre Worte achtend. „Ich werde bald meine Prüfung zur Priesterin ablegen“, kurz zögerte sie, ehe sie hinzufügte: „Serrana wird ihre Ausbildung auch bald beenden!“ Sie konnte sich nicht so recht erklären, warum sie Laevina dies erzählte. Vermutlich, damit der alte Drachen doch irgendwie auf seine Enkelin stolz sein konnte. Ihre Freundin musste nicht darunter leiden, dass sich die beiden Germanica nicht ausstehen konnten. Außerdem hatte Serrana schon oft genug unter ihrer Großmutter gelitten, es wurde Zeit, dass Laevina sah, dass die Iunia sich alle Mühe gab und ein selbstständiges Leben nun führte. Nachdenkliches schweigen folgte auf ihre Worte und sie suchte nach einem weiteren Thema, über das sie gefahrlos reden konnten. Unbewusst biss sie sich kurz auf die Unterlippe, da ihr nichts einfallen wollte.


    „Es geht Serrana gut“, sagte sie dann sehr leise. Warum sie das gesagt hatte, wusste sie nicht, aber vermutlich würde es Laevina freuen. Sie hatte den Blick abgewendet und spielte stattdessen kurz mit einer ihrer dunklen Strähnen.

    Elissa war zu ihr ins Wasser gekommen und genoss nun das ebenso das warme Wasser wie sie. Besonders an solch einem grauen und ungemütlichen Tag war ein herrliches Bad das Beste was man machen konnte. Während sich die Keltin noch fragte, wie es ihr gelungen war, die Sprache dieses wilden Volkes zu lernen, öffnete sich die Tür und sie zuckte leicht zusammen. Für einen Moment dachte sie, dass Avarus oder Sedulus herunter gekommen war, doch es war jemand anderes: Laevina. Der Hausdrachen. Sie unterdrückte ein gereiztes Seufzen, denn für sie war die alte Germanica immer noch wie ein rotes Tuch. Wahrscheinlich wollte diese sie jetzt aus dem Bad graulen. Aber sie nahm sich fest vor, sich nicht vertreiben zu lassen. Leicht richtete sie sich auf und erwiderte den Blick der entfernten Verwandten mit festem Blick.


    Zu ihrer Überraschung schien Laevina es nicht auf Streit abgesehen zu haben, sondern fragte stattdessen doch in einem recht freundlichen Ton, ob sie dazu kommen dürfe. Kurz spielte sie mit dem Gedanken Laevina raus zu ekeln, aber es war wohl besser für den häuslichen Frieden, wenn sie guten Willen zeigte. Nach einem kurzen Zögern machte sie dann doch eine einladende Geste.
    „Lass dich nicht aufhalten“, sagte sie im ruhigen Ton, betont höflich. Sie selbst ließ sich wieder ein wenig tiefer ins Wasser sinken. „Das Bad ist groß genug für uns Beide“, stimmte sie ihr zu. Eine Strähne löste sich aus ihrem Zopf, welche sie dann hinters Ohr schob.


    Kurz überlegte sie, ob sie ein Gespräch mit Laevina beginnen sollte, doch sie wusste nicht worüber. Sie hatten nur wenig gemeinsam und gingen sich ja eigentlich aus dem Weg.