Beiträge von Emilía Bantotakis

    Die neue Arbeit als Scriba machte Emi viel Spaß und sie erledigte ihre Aufgaben sehr gewissenhaft, weswegen es etwas länger gedauert hatte als erwartet. So kam sie zwar in dem Sinne nicht zu spät zum Sklavenmarkt, eher genau zeitig um mitzukriegen, dass ihr Cousin eine Sklavin ersteigert hatte. Oder viel mehr gekauft, denn wirklich geboten wurde auf die Ägypterin nicht. Der Lockenkopf kämpfte sich durch die Reihen der anderen Marktbesucher, schubste hier und da, fragte freundlich nach Durchlass und schenkte dem ein oder anderen ein Lächeln, bis sie neben Anthi stand. Ohne die üblichen Worte der Begrüßung sah sie ihn von der Seite an.


    "Was hast du jetzt wieder angestellt?" fragte sie gespielt schockiert und grinste ihn dann an.

    Ha! In ihrem Kopf hörte Emi feurige Trompeten, die eine Fanfare zu ihren Ehren ertönen ließen. Ihre Antwort war richtig und der Lehrer zufrieden, was wollte man denn mehr!?
    Aber natürlich bog er auch schon mit der nächsten Frage um die Ecke und suchte demonstrativ den Blick der Anderen. Somit würde sich Emi nun zurückhalten.

    Natürlich trat Emi sofort zu ihrem Cousin und sie warteten eine Weile. Dann frischte auf einmal ein Wind auf, der sich in dem Inneren des Tempels wirbelnd fing und die dunklen Blumen vor ihnen wild durchschüttelte. Für wenige Sekunden rüttelte er regelrecht an ihnen und sie schwangen hin und her, doch dann war der Wind abgelfaut und die Blumen hielten wieder still. Emi nahm daher an, dass die Göttin ihre Gebete erhört hatte und grinste Anthi freudig an.


    "Na das war doch gut. Was und wann wollt ihr eigentlich jagen?"

    "MAn sollte die Götter niemals warten lassen!" sagte Emi mit extrem tiefer, verstellter Stimme und hob ermahnend einen Finger, ihren eigenen Vater imitierend. Er hatte regelmäßige Götterhuldigungen immer äußerst ernst genommen und tat es sein ganzes Leben schon, immer nach dem gleichen Schema. Allerdings hatte seine jüngste Tochter, Emilía, da ganz eigenen Vorstellungen, die eher zu ihrem wilden und lebensbejahenden Charakter passten. So auch jetzt.


    "Vielen Dank, etwas Weihrauch wäre wirklich gut. Ich habe nicht daran gedacht, als ich mich auf dem Weg zu dir gemacht habe, wenn ich ehrlich sein soll. Eigentlich hatte ich gedacht, mir etwas zu kaufen, nach unserem Gespräch und vor meiner Erkundungsrunde durch Alexandria. Aber es geht schon, Vater sagt immer, es kommt nicht darauf an wie viel wir opfern, sondern wie viel wir beten."


    Mit diesen Worten wandte sie sich an den steinernen Altar, der mit Blümen geschmückt war und die einen trägen, süßlichen Geruch ausströmten. Sie waren sehr dunkel, was Emi gut gefiel, wahrscheinlich sollten sie an die Nacht erinnern. Das Herrschaftsgebiet von Bendis. In einer fließenden Bewegung warf Emi das bisschen Weihrauch in die glimmende Opferschale, sofort stieg etwas Rauch herauf und verteilte sich in der Luft. Emi sah einen Moment zu, wie sich die dunkelgrauen Wolken empordrehten und zog dann ein kleines Taschenmesser, dass sie meistens am Gürtel trug. Es war mehr ein Küchenmesser denn alles andere, aber hin und wieder einfach nützlich. Mit diesem Messer ritzte sie schnell und relativ unbekümmert in einen riesengroßen Pfirsich, der eigentlich ihr Nachmittagsimbiss hätte sein sollen. Sie zerschnitt ihn in zwei Hälften und tat dasselbe mit einer Orange. Die Fruchthälften legte sie vor die Füße der Bendis Statue, die mittig auf dem Altar stand und mit Jagdutensilien dargestellt war.


    "Chaire, Bendis, Göttin und Jägerin der Nacht. Ich, Emilía Bantotakis, erbitte deinen Beistand für unsere Familie, auf dass sie sich vermehre, gedeihe und wachse. Schenke allen ihren Mitgliedern Fruchtbarkeit und Glück in der Jagd und schütze uns vor Unglücken."


    Fertig. Nicht schön, aber ehrlich. Und Emi war zufrieden, daher ging sie von dem Altar fort und stellte sich wieder in die Nähe zu Anthi. Sie lächelte ihn an und nickte, um zu zeigen, dass er jetzt dran war.

    Natürlich hatte die junge Cousine und Scriba des Agoranomos brav gewartet, nachdem sie auch ganz offiziell ihr Arbeitsgespräch beendet hatten. Sie wurde auch sogleich entlohnt, denn Anthi nahm sich ihrer an und sie schlenderten durch die Stadt, aber beileibe nicht so unwillkürlich wie es Emi alleine getan hätte. Nein, Anthi kannte die Stadt und die schönsten Ecken schon und führte seine Verwandte auch direkt zu einer, einem kleinen aber wunderschönen Tempel. Interessiert und aufmerksam verfolgte der Lockenkopf die Ausführungen und nickte.


    Die Göttin Bendis war ihr bekannt und sie wußte auch, dass man sie Artemis oder auch Diana nannte und sie auch im römischen Reich bekannt war. Ihre Attribute waren neben der Jagd die Nacht und die Fruchtbarkeit, was generell gesehen gut zusammen passte, wie Emi fand. Dass ihre Cousins selber jagen gehen wollten, wußte sie nicht, aber sie konnte gut verstehen, wenn Anthi ein Opfer bringen wollte. Götterglauben war in ihrer Familie immer hoch angesehen worden, auch wenn man nicht alle Götter gleich viel beachtete und beachten konnte, dazu waren es erstens zu viele und zweitens gab es bestimmte Bereiche, mit denen man einfach nicht so viel zu tun hatte. Aber Bendis war eine Göttin die für Frauen und Männer gleichermaßen interessant war und so lächelte sie Anthi zu.


    "Der Tempel ist wirklich schön, aber er liegt etwas versteckt. Ich glaube nicht, dass ich ihn alleine gefunden hätte. Wenn es dir nichts ausmacht, dann bringe auch ich ein kleines Opfer dar. Ich fände es sehr unhöflich mich hier nur umzugucken ohne etwas dazulassen. Aber du hast natürlich den Vortritt."

    "Ja, davon habe ich gehört. Fürchterlich! Weißt du genaueres darüber? Timos war doch bestimmt auch da, oder? Also, als Befehlshaber der Stadtwache ist genau das doch sein Einsatzgebiet."


    Emi nickte und blieb noch sitzen.


    "Ich warte gern auf dich. Zu zweit macht ein Spaziergang eh mehr Spaß und du kannst mir direkt alles erklären, wenn ich Fragen hab. Das ist doch praktisch!"

    Da, sie hatte es gesehen! Ganz genau gesehen! Emi grinste das Familienoberhaupt ganz unschuldig guckend an und blickte dann zu Pasiphaë, sie wurde das Gefühl einfach nicht los, dass die beiden mehr verband. Sie kannte sich - selbstverständlich - in diesen Dingen nicht so aus wie eine verheiratete Frau, aber ihrer Meinung nach wurden dort ganz eindeutig Signale ausgesendet. Was ihr im Grunde aber auch gut passte, schließlich war Pasiphaë wirklich nett. Familienzuwachs war immer gut und Timos hatte es wirklich verdient. Außerdem machte der Neuzugang den Eindruck es mit ihrem Cousin aufnehmen zu können. Aber jetzt war sowieso Essenszeit und Emi langte ordentlich zu. Bei ihrer schmalen Statur mußte man sich teilweise wirklich fragen wo sie all das Essen eigentlich hinsteckte, denn sie sah aus wie ein Spatz und aß wie eine Sumpfkuh. Nur benahm sie sich dabei besser und kleckerte nicht so viel. Das Fleisch war besonders köstlich und Emis heißgeliebte Oliven rundeten die cena ab. Sie beteiligte sich hin und wieder an dem sanften Gespräch der Frauen, während sie darauf wartete, dass Timos endlich das Wort ergriff.


    Was dann auch bald geschah.


    Zuerst hieß er sie und Nike nocheinmal willkommen und das verursachte, dass Emi ihm ein warmes Lächeln schenkte. Er war sehr nett zu ihnen und sie dankte es ihm, besonders im Hinblick auf ihre Schwester. Es war ein Geschenk der Götter jetzt mit ihr hier sein zu dürfen, bei ihrer Familie, in dieser Stadt und nicht zuletzt die Ephebia zu machen und zu lernen. Was gar nicht üblich für Frauen war und ihr daher viel bedeutete. Ihr Ehrgeiz war groß und sie würde nicht nur als Scriba erfolgreiche Arbeit abliefern, das hatte sie sich fest vorgenommen. Als Timos dann auch Pasiphaë begrüßte, lächelte ihr Emi noch einmal zu. Sie hatten bisher kaum miteinander gesprochen, aber das ließ sich ja einfach und schnell ändern. Aber nicht jetzt, denn das Familienoberhaupt hatte noch mehr zu verkünden.


    Mit Besorgnis und immer größer werden Augen hörte Emi zu und konnte gar nicht verhindern, dass sie Ilías anguckte, der reichlich geknickt aussah. Über das geld konnte sie sich nicht wirklich freuen, denn ihr wäre lieber gewesen ihr Cousin wäre in Alexandria geblieben. Aber Timos hatte entschieden und er sah wirklich nicht aus, als ließe er sich umstimmen. Wobei ihm Emi eh nicht in die Politik innerhalb der Familie reingeredet hätte. Ein ganz kleines bisschen neugierig war sie schon, was der jüngste der männlichen Bantotaken angestellt hatte. Aber fragen traute sie sich dann doch nicht, obwohl es nicht viel gab, dass sie sich nicht traute.


    "Das ist schade, Ilías, wirklich. Ich hätte mir gewünscht, dass wir uns noch besser kennengelernt hätten. Aber du bistj a nicht aus der Welt und kommst bestimmt irgendwann mal wieder." Sagte sie und schenkte ihrem Cousin ein aufmunterndes Lächeln. Dann wandte sie sich an Timos. "Wann reist er denn ab?"

    Das hatte sie nun davon! Da sagte Emilía mal wieder, was ihr so durch den Kopf flog udn natürlich setzte der Lehrer nach und stellte eine Folgefrage. Der Lockenkopf wandte ihren Blick zu Nikolaos und blickte ihn wenige Sekunden stumm an. Welche Pflichten? Ja, welche denn!?


    "Also..." Pause. Emi überlegte noch eine kleine Sekunde. "Nach Aristoteles' berühmter Definition ist der Bürger durch seine `Teilhabe am Richten und an der Herrschaft` bestimmt. Demnach ist die politische Selbstverwaltung und Selbstregierung durch die freien Bürger eine der wichtigsten Pflichten."


    Naja, es klang gut und Emi wußte auch, was sie damit meinte. Aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie irgendwas ganz dummes gesagt hatte. Der Unterricht war zwar nicht wirklich schwer und ihr Lehrer nicht so streng, wie sie befürchtet hatte, dennoch sah sie die Blicke der Jünglinge und warf dann selbst einen zu ihrer Schwester. Sie hoffte der Lehrer würde noch mehr Leute in die Diskussion einladen, denn sonst gingen ihr bald schon die Antworten aus.

    "Also wenn es heute nichts mehr zu tun gibt, dann würd ich jetzt noch einen kleinen Stadtrundgang machen. Es ist ja noch etwas Zeit bis zur Cena und da wollt ich vorher noch die Tempel und den Leuchtturm anschauen gehn. Da bin ich nämlich immer noch nicht gewesen!"


    Emi grinste. Sie war zwar noch nicht lange hier, aber irgendwie war es doch Pflicht sich diese Bauwerke anzusehen. Und sie hatte bisher einfach nicht die Zeit dazu gefunden.

    Emi begrüßte Timos Freundin mit einem Lächeln, als diese sich zu ihnen gesellte. Sie hatte ja gedacht, dass Nike und sie gleichzeitig ankämen, aber sie war froh, dass Pasiphaë doch noch da war. Nicht auszudenken, wenn sie ihre erste unterrichtsstunde verpasst hätte, nur weil die Mädels ihr den Weg nicht gezeigt hätte. Wobei sie mit Mädels ihre Schwester und sich selbst meinte, Timos wäre sicherlich sauer geworden. Emi hatte gestern beim Essen schon bemerkt, dass zwischen dem Familienoberhaupt und der neu angekommenen Frau eine gewisse Chemie herrschte.


    Doch dann ging es auch schon los und ihr Lehrer stellte sich vor. Nachdem geklärt war, ob auch wirklich alle lesen und schreiben konnten, fragte Nikolaos auch schon die erste Frage und Emi überlegte einen Moment. Die bedeutend jüngeren Männer hier - oder waren es nicht eigentlich noch Jungs? - machten ein fragendes Gesicht und so beschloss Emi, einfach mal anzufangen. Wie immer redete sie eher, wie ihre Gedanken es ihr auferlegten, etwas wirr und schnell und immer frei heraus.


    "Der griechische Ausdruck für Tugend ist aret und bedeutet Tauglichkeit oder Tüchtigkeit. Demnach würde ich Tüchtigkeit als höchste der Tugenden einschätzen. Man soll das was man tut, gut machen und sich daran begeistern können, ob man nun Handwerker ist oder Athlet oder auch Lehrer. Durch seinen Beruf hat man die Pflicht, fleißig zu sein und seinen Teil zur Polis beizutragen."


    Soviel dazu, gespannt wartete sie darauf, was Nikolaos dazu sagen würde.


    Sim-Off:

    Edit: Rechtschreibfehler und die Formatierung der wörtlichen Rede

    "Wäre es nicht besser, du machst das in zwei Besuchen? Das Einkaufen also nicht zeitgleich mit der Prüfung? Irgendwie macht das einen seltsamen Eindruck." Emi überlegte laut und suchte nach den passenden Worten. "Wenn doch eh bekannt ist, dass du sie magst, dann könnte es vielleicht wie Bestechung aussehen. Ich mein, ich werd ja nichts rumerzählen oder so. War nur mein erster Gedanke." Und Emi sprach eben immer sofort aus, was ihr durch den Kopf ging.

    "Wenn sich einmal herumspricht, dass es in meiner Taberna nur gutes Essen gibt und keine Gesellschaft, dann dürfte das wohl hoffentlich in Ordnung gehen. Man müsste sich eben in Ausstattung etwas hervorheben und vielleicht keine allzu junge und hübsche Bedienungen einstellen." Emi grinste noch einmal und behielt auch ein sanftes Lächeln bei, als das Gespräch zum nächsten Thema überging.


    "Spannend." Die so unterschiedlichen Augen der jungen Griechin begannen zu leuchten. Betriebsprüfungen, am liebsten noch unangemeldet. Das würde sicherlich interessant werden! "Ich weiß ja nicht ob eine Frau grundsätzlich mehr sieht als ein Mann, aber vielleicht haben wir einen anderen Blick. Wir achten auf andere Dinge und ich glaube schon, dass ich dir eine Hilfe sein kann. Hast du denn schon einen bestimmten Betrieb im Auge, wo ich mitsoll? Oder bin ich bei allen dabei?"

    Emilía war wirklich nicht die pünktlichste, dazu war sie zu begeisterungsfähig und zu schnell abgelenkt. Auf dem Weg zum Gymnasion gab es viel zu sehen in der immer noch fremden und großen Stadt, außerdem hatte Emi gern ein offenes Auge für alles, was vielleicht für ihre Position als Scriba interessant sein konnte. So war es auch nicht wirklich verwunderlich, dass sie nicht die Erste war. Aber immerhin auch nicht die Letzte. Eigentlich hätte sie mit Nike und Pasiphaë gehen können, denn die beiden wollten auch am Kursus teilnehmen und ihre Ephebia machen. Allerdings war Emi ein Frühaufsteher und hatte schon einen Rundgang über den Markt gemacht. Daher war vereinbart worden, sich erst zum Unterricht zu treffen. Aber der wilde Lockenkopf hoffte, dass die drei dann später zusammen zurück gehen würden. Wahrscheinlich hatte sie von den drei Frauen sogar schon die größte Stadtkenntnis, auch wenn das nicht wirklich viel war.


    Mit ihren Schreibgeräten bewaffnet und einige Wachstafeln aber auch Papyri unterm Arm geklemmt suchte sich die junge Bantotakin ihren Weg und sah mit Genugtuung, dass ihre Gruppe sich bereits im Schatten versammelte. Sie lächelte einmal freundlich in die Runde und besah sich die vielen Jungen, die ebenso am Unterricht teilnehmen würden. Sie hatte keinen eigenen Sklaven dabei, aber sie konnte schon verstehen, warum die meisten anderen es hatten. Neben der eigenen Faulheit Einzelner wars einfach sicherer, denn die blutjungen und hübschen Epheben waren ein beliebter und heißbegehrter Zeitvertreibt älterer Griechen. Irgendwie entspannend, dass sie als Frau da eher außen vor war. Dann konnte sie wenigstens in Ruhe lernen.


    Sie begrüßte auch denjenigen, von dem sie dachte er sei der Lehrer, mit einem Lächeln und einem Kopfnicken, dann wartete sie auf den Rest ihrer Sippschaft.

    Fröhlich pfeifend erreichte Emilía das Tablinum, nachdem sie gerade erst von einer Stadterkundung zurück war. Allerdings nahm sie sich die Zeit sich die Füße zu waschen und etwas den Staub von den Armen, außerdem wechselte sie in eine einfache Peplos. Auf Sandalen verzichtete sie hier im Haus - wie immer. Timos hatte sie alle zu einem Essen geladen und Emi freute sich sehr darauf, besonders, weil sie von Ilías noch nicht viel gesehen hatte und die Gelegenheit wahrnehmen wollte, etwas mehr mit ihm zu plaudern.


    Als sie eintrat, waren Nike, Timos und auch Ilías schon da und sie grinste alle drei an. "Guten Abend." Mit einem gespielten Seufzer ließ sie sich auf eine der Clinen fallen und langte nach den Oliven, von denen sie die Finger eifnach nicht lassen konnte.

    Sim-Off:

    Da stimm ich meiner Schwester zu, wenn es passt, macht eine persönliche Vorstellung das Ganze etwas "runder". Zur Not kommen Nike und ich auch gleichzeitig. Aber man kann auch direkt mit dem Unterricht anfangen, das geht auch völlig in Ordnung.

    Der kurze BLick ließ Emi stocken und sie schluckte die Oliven herunter, ohne eine weitere Grimasse zu ziehen. Auch nach dieser langen Zeit reichte ein strenger Blick noch aus, damit sie mit dem Unsinn aufhörte, auch wenn sie sich nicht mehr so zurechtweisen ließ wie früher. Stattdessen hörte sie lieber Thimos zu und nickte.


    "Ich halte ein Lamm oder auch ein Füllhorn für wirklich angemessen." Thimos war das Oberhaupt und sie ging davon aus, dass er schon richtig entscheiden würde. Emi hatte keine Probleme damit, ihm die Entscheidung zu überlassen, zumal sie sowieso alle an dieser beteiligt waren. Nicht überall wurde den Frauen oder den jüngeren Bruder das ermöglicht und sie mochte ihr neues Leben schon jetzt. "Ich werde noch heute einen Brief an unsere Eltern schreiben." meinte sie dann noch, an niemanden bestimmtes gerichtet - wenn, dann eher an sich selbst, damit sie es nicht vergessen würde.

    Emi nickte, auch wenn sie vom schwanger sein keine eigenen Erfahrungen hatte. Aber sie hatte bisher immer genug mit anderen Fraun zu tun gehabt um wenigstens gehört zu haben, wie man sich fühlte. Nicht jede Frau kam gleich gut - oder schlecht - mit der Schwangerschaft zurecht und wo manche über Übelkeit klagten, hatten andere Heißhunger auf seltsame Sachen, Rückenschmerzen, Schmerzen in den Füßen oder waren voller Tatendrang und man mußte sie zum ausruhen zwingen. Sie hoffte einfach nur, dass Penelope da gut auf ihren Körper achten würde und seine Zeichen zu deuten wußte. Sorgen dahingehend machte sie sich allerdings absolut keine. Anthi würde so oder so gut auf seine Frau aufpassen.


    "Ja, danke, ich habe schon gegessen. Das ist sehr nett aber Anthi hat mich schon längst versorgt." Sie grinste in die Runde und wußte nicht so recht was noch sagen. Und, gegen ihre sonstige Art, schaffte sie es sogar mal den Mund zu halten, bevor sie sich in sinnfreiem Geplapper ergab.

    "Ja, das verstehe ich. Noch habe ich weder ein bestimmtes Amt noch ein bestimmtes Unterrichtsfach am Museion ins Auge gefasst. Aber es ist schon mal sehr schön zu wissen, dass ihr hinter mir steht. Das bedeutet mir viel. Mir kam auch schon der Gedanke, dass ich mein größtes Talent, also das Kochen, irgendwie verwenden könnte. Vielleicht kann man eine Taberna oder etwas ähnliches eröffnen. Mal sehn. Das eilt ja alles nicht."


    Dann grinste sie ihn an.


    "Im Moment bin ich erstmal froh deine anderen Scriba auszustechen."

    Emilía grinste, 30 Drachmen hörte sich doch wirklich gut an. Fair sowieso. Daher beschloß sie auf gar keinen Fall zu handeln, zumal der Lockenkopf das innerhalb der Familie eher als unhöflich empfinden würde. Sie nickte daher nur und hörte zu, was ihr Cousin noch weiter zu erzählen hatte.


    "Ja, ich würde schon sagen, dass ich mich eingelebt habe. Noch habe ich nicht alle Ecken in Alexandria kennengelernt, aber ich denke das kommt mit der Zeit. Und wenn ich als deine Scriba unterwegs bin werde ich eh noch viele DInge sehen. Bisher weiß ich noch nicht was ich machen will, vielleicht ein Amt oder als Schülerin zum Museoin. Es gibt soviele Möglichkeiten, da fällt das Wählen schwer."

    "Ja, du hast recht. Die Überfahrt war nicht so sanft wie ich es mir gewünscht hatte, aber das Schaukeln macht mir nichts aus. Das Schiff und die Mannschaft machten einen fähigen und soliden Eindruck, daher habe ich mir keine großen Sorgen gemacht. Schade war es nur, dass es viel länger gedauert hatte und ich eure Hochzeit verpasst hab."


    Emi blickte die Brünette offenherzig an und fühlte sich dennoch etwas zu streng beobachtet. Sie merkte sehr wohl, dass Penelope nicht wirklich warm mit ihr zu werden schien und ihre Bemerkung über Apoll war auch deutlich. Dennoch hoffte sie, dass es einfach nur eine Mischung aus ihrer Schüchternheit und der Schwangerschaft war. Schließlich hatte Anthi ihr ja gesagt, dass seine Frau schüchtern war. Jedenfalls machten sie und ihr Cousin einen tollen Eindruck zusammen und das war wohl das Wichtigste.


    "Ja, das sollten wir. Gibt es einen kleinen Altar im Haus oder geht ihr zu den großen Templen zum beten? Ich habe heute noch nicht viel von Alexandria gesehen und werde erstmal eine genaue Stadtführung brauchen, bis ich weiß, wo alles ist."