Beiträge von Emilía Bantotakis

    Selbstverständlich schenkte sie ihrem Cousin ein Lächeln als sie sich dankend setzte. Es war nur eine Formsache, die sie hier noch klären wollten, aber da Anthi darauf bestand alles solle seine Richtigkeit haben. Dann machten sie das eben so. Emi nickte.


    "Ja, genau deswegen bin ich hier. Ich würde sehr gern deine Schreiberin werden."

    Emigriff wortlos nachder Karaffe und goß einen Becher für ihre Schwester ein, der sie ihr dann vorsichtig reichte. ZumTrinken beugte sich ihre Schwester wieder auf und dann fiel Emi etwas auf, über dass sie vorher gar nicht nachgedacht hatte,Nike war ja nackt! Jedenfalls bis zu den Hüften und bot damit beiden Männern einen gewissen Einblick, als sie sich aufrichtete. Noch hatten die das nicht bemerkt oder waren anständig genug, es nicht zu bemerken - doch Emi konnte einfach nicht anders als eins der Tücher zu nehmen und es so zu drapieren, dass es einen kleinen Wall ergab und so alles wichtige verbarg. Wäre ja noch schöner. Dann reichte sie ihrer Schwester etwas zu essen, während sie nicht widerstehen konnte, selbst zwei Oliven in ihren Mund zu schieben.


    SIe bugsierte sie mit ihrer Zunge zwischen Wangen und Zähne, eine Olive in jede Seite und blies dann ihre Backen auf, während sie ihre Augen verdrehte und mit der Nasenspitze wackelte. Ein reichlich dummer Anblick, aber das war Nike schon gewöhnt. Sowas konnte Emi einfach viel zu gut und sie mochte es, andere zum Lachen zu bringen. Zwar passte das Ganze nicht unbedingt zu ihrem jetzigen Gesprächsthema nur war der wilde Lockenkopf eben recht unkonventionell - in den meisten Situationen, wenn diese nicht gerade die Brüste ihrer Schwester beinhalteten. Oder ihre eigenen.


    "Können wir ihmdenn eins auswischen.Er konnte ja nicht wissen, dass Nike mit uns verwandt ist. Sonst hätte er sich vielleicht anders verhalten. Obwohl ich wirklich viel Lust hätte ihn auch mal auszupeitschen."

    Emilía hatte nicht mehr lange überlegen müssen, ob sie für ihren Cousin arbeiten wollte. Oder ihm zur Hand gehen - je nachdem wie man es denn ausdrücken wollte. Und so führten ihre ordentlich rasierten Beine, die in ledernen Sandalen steckten und sittsam mit einem langen peplos bedeckt waren gradewegs in die Räume von Ánthimos. Die anderen Scriba begrüßte sie mit einem freundlichen Nicken und der Lockenschopf wurde auch nicht aufgehalten, sodass sie selbst an die Tür klopfte und artig auf ein "Herein" wartete...

    Es war schwer für Emi zu wissen, ob sie bei Penelope richtig gelegen hatte mit ihrem Geschenk. Da es aber so aussah, als würden sie ihr Gefallen freundete sich Emi nun endgültig damit ab, ihre Lieblingshaarspangen hergegeben zu haben. Auch zu peinlich, dass sie nicht an die Braut gedacht hatte, wo sie abgereist war und etwas passenderes besorgt hatte. Und das, wo sie doch aufgebrochen war, um bei der Hochzeit dabeizusein!! Das war ja mal wieder typisch Emilía. Welch ein Glück sie doch hatte, dass die Herrin des Hauses so eine freundliche und höfliche Natur war.


    "Das macht überhaupt nichts, dein Mann hat sich ganz wunderbar um mich gekümmert. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich an der Tür stand. Eigentlich wollte ich ja schon zur Hochzeit dagewesen sein und es tut mir sehr leid, dass ich sie verpasst hab. Nur leider hat die Reise viel länger gedauert, als geplant war und deswegen bin ich so spät." gab Emi dann doch etwas kleinlaut zu verstehen. Sie zog ihre Beine an und massierte sich kurz über ihren Fußrücken. Die beiden Männern saßen zufrieden und eher etwas stiller im Garten und Emi wollte keine - peinliche - Stille entstehen lassen. "Anthi hat erzählt, du wärst Musikerin? Das finde ich toll. Mir selbst geht leider jegliches Talent ab, wenn es um Musik geht." Wobei sie jetzt lieber nicht sagte, wo ihre wirkliche Begabung lag - in der Küche. Wenn Penelope schon annahm, ihr Cousin kaufte eine Sklavin nur wegen ihrer Kochkünste, dann war die Hausherrin vielleicht nicht begeistert, wenn eine weitere Köchin hinzukam.

    Ja, das hatte sie tatsächlich und mit flinken Füßen sprang sie wieder in das Obergeschoss, in ihr Zimmer und griff sich die zwei Haarspangen. Dann huschte sie, etwas langsamer diesmal, wieder herunter und raus in den Garten. Ihr breites Grinsen war ein Spiegel für ihre gute Laune und der Alkohol, der immer noch in ihrem Körper steckte, sich aber nicht mehr durch Wanken oder Schluckauf bemerkbar machte, vertiefte dieses Grinsen noch. Sie reichte Penelope feierlich die beiden Haarspangen, kunstvoll auf dunklem Kirschholz gefertigt und das Ende, welches man sehen konnte wenn sie im Haar waren, in verschlungenen Weinranken mit einigen Trauben verziert. Emi war sich nicht sicher, damit den Geschmack der Griechin zu treffen, aber sie hoffte auf das Beste.


    "Die sind für dich Penelope, ich wollt sie dir eigentlich schon zur Hochzeit reichen, aber leider hat die Anreise länger als erwartet gedauert. Hoffentlich gefallen sie dir." Sie setzte sich wieder und trank noch etwas Wein, dabei ihre alte, neue Familie beobachtend.

    Emi blickte zwischen Timos und Nike hin und her und lehnte sich dann zurück, mit ihrem Daumen sanft über Nikes Hand streichelt. Sie freute sich und war irgendwo traurig gleichzeitig, das alles war einfach viel auf einmal und vor allem breitete sich jetzt wieder die Neugier in ihr aus. Sie hätte Nike so gerne gefragt wie es überhaupt dazu gekommen war, dass sie bei Menas gelandet war. Allerdings wollte sie keine Wunden aufreißen, nicht jezt schon, wo Nike doch erst ein paar Minuten in ihrer Obhut war.


    "Vielleicht sollten wir zusammen, als Familie, ein großes Opfer bringen? Ich habe jedenfalls viel um das ich danken will und ich denke, ihr doch sicher auch oder? Wenn es Nike besser geht, dann besuchen wir einen Tempel zusammen. Du wirst Alexandria mögen, Nike, es ist wunderschön hier. Ich kenn zwar auch erst einen winzigen Teil, aber es gefällt mir hier sehr."


    Den ersten Teil hatte Emi noch mehr als Timos gerichtet, denn schließlich war er das Familienoberhaupt und auch wenn Nike älter war als er, hatte er sozusagen das Sagen über die beiden Schwestern. Es lag also an ihm, sich für oder gegen eine Idee zu stellen - vor allem, wenn man bedachte das weder Emi noch Nike sich finanziell an einem solchen Opfer beteiligen könnten. Den letzten Teil ihres winzigen Monologes sagte sie dann aber mehr an Nike gewandt.

    Noch bevor Emi die Gelegenheit hatte Timos Gesichtsausdruck zu studieren - ob ihm das Geschenk auch gefiel - trat eine junge hübsche Frau in den Garten und begrüßte sie. Noch immer etwas angeheitert grinste Emi sie freundlich an und beobachtete dann wie Ánthi sie begrüßte. Spätestens jetzt war ihre Vermutung bestätigt, es war Penelope, seine Frau. Die beiden sahen großartig zusammen aus und auch wenn der anderen Bantotakis die Skepsis ins Gesicht geschrieben stand, machte sie einen netten Eindruck. Außerdem war sie unglaublich hübsch und innerlich gratulierte Emi ihrem Cousin noch einmal. Dann stand sie auf und ging auf die zwei zu.


    "Chaire Penelope, freut mich dich kennenzulernen." Sagte Emi sanft und gab ihr eine kurze Umarmung, da sie sich nicht sicher war, ob Penelope davon allzu begeistert war. Dann grinste sie aber schelmisch. "Da werd ich wohl direkt noch mal in mein Zimmer huschen müssen." Gesagt, getan. Sie nickte ihnen kurz zu und ging dann los um ein weiteres Geschenk zu holen, dass sie dabei hatte.

    Emi hielt ihre große Schwester für unheimlich tapfer, dass sie es erstmal ohne Schmerzmittel versuchen wollte und nickte ihr aufmunternd zu. Es tat so gut sie wiederzusehen, wenn auch unter solch grässlichen Umständen. "Du brauchst dich nicht bedanken. Ich würde mir lieber die Zunge abschneiden, als dich dort liegen zu lassen." sagte sie ernst und sie meinte das auch so. Natürlich mussten sie alle den Göttern danken, die ihre Wege heute gekreuzt hatten, aber alleine anzunehmen sie hätten Nike dort liegen lassen können war Emi zuwider. Sie strich Nike noch einmal liebevoll durchs Haar und blickte dann zu Timos, der auffallend still war. Was er wohl von der ganzen Geschichte hielt?

    Auch Emi traten wieder Tränen in die Augen, als ihre Schwester so verbissen die Schmerzen zurück zu drängen versuchte. Sie konnte nur hoffen, dass Ánthi in seinen schlauen Büchern etwas gefunden hatte, wie man ihr über die gröbsten Schmerzen hinweg helfen konnte. Emi drehte sich halb um, als plötzlich Timos im Zimmer stand und lächelte ihm einmal kurz, traurig zu. Er wußte ja auch noch nicht was geschehen war und deswegen würde sie es direkt erklären.


    "Ich habe große Dankbarkeit für die Götter, die unsere Wege heute kreuzten Schwesterherz. Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, jemals wieder etwas von dir zu hören, nach dem du diesen Händler geheiratet hattest. Oh, Nike, es tut mir so leid." Sie wischte sich die Tränen, die sich langsam mit der Schminke in ihrem Gesicht vermischte, ab und holte nochmal tief Luft. "Vor einer Woche bin ich bei den Bantotaken in Alexandria angekommen, du weißt schon, unsere Cousins. Die Söhne von Onkel Kyriákos und Tante Leándra, das da ist Thimótheus und Ánthimos hat dich verarztet. Ich war mit ihm auf dem Markt und da hab ich dich wiedererkannt, direkt nachdem du ausgepeitscht wurdest. Aber ich glaub, du hast mich nicht erkannt, nicht richtig jedenfalls, auch wenn du mich beim Namen genannt hast. Also haben wir dich dann hierhin gebracht und Ánthi hat erstmal deinen Rücken versorgt." Sie zeigte auf Ànthi und Timos, als sie diese sozusagen vorstellte und schenkte beiden nochmal einen dankbaren Blick. Alles wichtige hatte sie erzählt und Nike würde die Situation jetzt verstehen können. Timos ebenso, aber über den Kaufpreis sollten vielleicht die beiden Brüder auch nochmal alleine sprechen. Es war zwar nicht viel, aber Emi hielt sich aus den Geldgeschäften der Brüder lieber raus. Obwohl sie auch bereit war für die 300 drachmen erstmal zu arbeiten, da würde sich sicherlich eine Möglichkeit finden.

    Der Schrei war herzerweichend und Emi presste ihre Lippen aneinander, während sie Nike dabei beobachtete, wie sie endlich aufwachte. Ihr Blick glitt durch den Raum und blieb an Ánthi hängen, den sie natürlich nicht (wieder-)erkannte. Emi nahm nun auch ihre zweite Hand und legte diese sehr sanft auf den Oberarm ihrer Schwester. "Schhh. Schhh. Keine Angst, Nike, du bist in Sicherheit. Ich bins, Emilía. Deine kleine Emi." Beruhigend strich sie ihr übers Haar und lächelte ihr zu. Es war offensichtlich, dass sie sich schlecht fühlte und sie wollte ihre Unruhe nicht bestärken. Es blieb sowieso abzuwarten, ob sie ihr nun so ohne weiteres glaubte.

    Es schien fast, als wäre Nike irgendwo in ihrer Vergangenheit. Emi kannte den Ton noch gut, einen ganz bestimmten Unterton, wenn sie sprach, wie ihn wohl alle großen Schwestern hatten. Sie wußten nunmal viel schneller viel mehr und waren sich auch meistens dieser Tatsache bewußt, so dass sie den Kleineren mit einer Art gewisser Herbalassung beibrachten. So war es auch hier. Wahrscheinlich waren Emi und sie noch Kinder, in Nikes Vorstellung, denn damals hattedieser Zweig der Familie tatsächlich nicht in Alexandria gelebt.


    "Doch die drei leben in Alexandria. Wach auf, Nike und schau es dir an. Es ist herrlich. Mach die Augen auf, dann zeig ich es dir." Emi flüsterte sanft, aber sehr eindringlich. Es war Zeit, dass sie aufwachte.

    Die Antwort war leise und so beugte sich Emi noch ein Stück näher. An was dachte ihre Schwester da bloß? "Das sind unsere Cousins, Thimótheus, Ánthimos und der junge Ilías. Erinnerst du dich an sie? Sie leben in Alexandria." Emi blickte erneut zu ihrem Cousin, nicht wissend ob sie Nike wirklich in ihrem Traum bestätigen sollte oder nicht. "Warum schläfst du nicht ein bisschen, wenn du müde bist. Das wird dir gut tun, Aderfí* "


    Sim-Off:

    aderfí = schwester

    Einen Moment sah Emi verwirrt auf den Lockenkopf, doch es kam keine weitere Reaktion. Anscheinend war sie immer noch bewußtlos, denn ihr Kommentar war so zusammenhanglos, dass er einfach nicht in dieses Zimmer passte. Wenigstens war sie wach und konnte sprechen, wobei sie anscheinend träumte oder so. Emi sah kurz zu Anthi und sprach dann weiter. "Ja, ja ich hab Spaß. Und du, geht es dir gut?"

    Den angebotenen Stuhl nahm Emi dankbar und nickte nur, als Ánthi seine medizinischen Ausführungen hielt. Es klang alles einleuchtend, was er sagte und doch musste sie schlucken, als er die Narben erwähnte. Sie hatte ihre Schwestern immer für deren Schönheit bewundert, etwas, dass man allen Bantotakis Frauen nachsagte. Aber grade Berenike war immer so nett und freundlich gewesen und so zuvorkommend und sie hatte ihr immer geholfen. Woran sie wohl gedacht hatte, als sie im Verschlag geredet hatte!? Hatte sie Emi wirklich erkannt? Wohl eher nicht, sie war da bereits so tief ins Delirium abgerutscht, das es Emi wundern würde sollte Nike sie erkannt haben. Aber da Anthi es vorgeschlagen hatte und die Stille ihr immer noch etwas gespenstisch vorkam, begann Emi mit ihr zu sprechen. Sanft strich sie dabei über den Kopf der Verletzten und blickte zu ihr herunter.


    "Oh Nike, louloudi mou*, was sag ich denn jetzt am besten? Es tut mir so schrecklich leid was passiert ist. Ich wünschte nur du hättest eine Möglichkeit gehabt uns irgendwie bescheid zu sagen, babás* hätte bestimmt irgendwas tun können, um dich zu retten oder zu holen oder irgendwas. " Sie seufzte einmal laut und lehnte sich zurück, die Streicheleinheiten nicht aufhörend. "Der Tag, an dem du uns verlassen hast, an den kann ich mich noch gut erinnern. Ich war vielleicht grade elf und du 17 und es gab ein großes Fest bei uns, bis du dann abends mit deinem Mann mitgegangen bist. Mama hat allen Wein ausgeschenkt und es waren Musiker da, die richtig schön gespielt haben. Und natürlich hatten wir tagelang Essen vorbereitet, weil es so viele Menschen gab, die dich heiraten sehen wollten. Ich glaub, der ein oder andere Bursche aus unserem Dorf war sehr unglücklich. Aber ich war damals noch zu jung, um das wirklich zu begreifen. Und jetzt schau uns an. Ich danke allen Göttern auf ewig dafür, dass du wieder da bist, Schwesterherz. Jetzt werden wir uns gut um dich kümmern und du wirst wieder gesund werden. Und dann schreiben wir unseren Eltern einen langen Brief, sie werden sich sehr freuen. Sie werden außer sich vor Freude sein!"





    Sim-Off:

    louloudi mou = meine Blume, als Kosename
    babás = Vater

    Da sah man mal, wie Emilías Talent reichte, um vielleicht Ärztin zu werden. Nicht weit. Denn ganz gegensätzlich zu ihrer Annahme hatte Ánthi tatsächlich den Wein zum ausreinigen genommen und machte aus dem Sud eine Paste. Die sah wenig appetitlich aus und erinnerte Emi eher an etwas schleimiges, nur eben zäher und klebriger. Doch sie half beherzt mit und strich Nike erst ihre langen Locken aus dem Nacken, drehte sie schnell zusammen band sie mit einer Kordel fest. So waren sie aus dem Weg und würden es auch bleiben, wen sie ihre Schwester verbanden. Mit geschickten Handgriffen hatte sie auch die dreckige Stoffbahn, die man den Sklaven anscheinend als Kleidung zugestand, bis zur Hüfte herunter gezogen. Sie würde ihrer Schwester eins ihrer alten Kleider geben, später, aber das war im Moment alles noch nicht so wichtig.


    "Ja, gut, dass Timos auf dem Weg ist." sagte sie knapp, denn eigentlich wollte sie soviel sagen und wußte einfach nicht wie. Sie wollte ihrem Cousin danken und Tyche natürlich auch, sie wollte gerne helfen, ihre Schwester trösten und getröstet werden. Gefühlschaos war es, was sie ergriffen hatte und sie war froh, dass Ánthi so eine gute Führungsperson war. Es half, dass sie etwas zu tun hatte und nicht einfach nur zusehen musste.

    Emi stand auf und nickte, die Wünsche die ihr Cousin verlauten ließen waren nicht sonderlich schwer zu erfüllen und sie machte sich auf den Weg in die kouzina, die Küche. Dort schürte sie das Feuer und setzte einen Topf mit Wasser auf, es würde dauern bis dieses kochte und die Zeit nutzte die junge Griechin damit, den Wein und den Honig herauszusuchen. Sie war erst eine Woche im Haus und hatte zwar eine Ahnung wo alles war, aber sie kannte sich noch nicht so gut aus, wie sie es jetzt in dieser Situation gewünscht hätte. Doch sie brachte erstmal das Gewünschte zu Ánthi, bevor sie zurück ging und den Zwiebelsud vorbereitete.


    Ihr Wissen was Medizin und Wundversorgung anging war bei weitem nicht groß, aufgeschlagene Knie oder mal ein Kratzer, weil ihre Nichten oder Neffen beim Spielen irgendwo langeschrabbt waren, ja. Aber Nikes Rücken? Sie war ja so froh, dass Ánthi hier war und sogleich wußte, was es zu tun gab. Sie hatte vollstes Vertrauen in ihn und sein Können.


    Langsam, damit der noch sehr heiße Sud nicht aus dem Topf schwappte, machte sie sich auf den Rückweg und stellte ihn dann zu den anderen Dingen, die sie bereits vorbeigebracht hatte. Wahrscheinlich brauchte Ánthi den Sud zum Wunden auswaschen, aber ihr war noch nicht klar, wozu er den Wein brauchte.

    Die kleine Gruppe, bestehend aus Ánthi und Emi, dazu den zwei Sklavenaufsehern und die verletzte Berenike, erreichten das Haus der Bantotaken schnellen Schrittes, denn es galt sich zu beeilen und Nike in die Obhut ihrer Familie zu schicken. Weg von Menas, dem drakischen Sklavenhändler, bei dem sie Emis ältere Schwester gefunden hatten. Die aufgeplatzte Haut an ihrem Rücken blutete immer noch stark und die wenig sanfte Trageweise der beiden Helfer tat ihr übriges, doch schien Nike immer noch bewußtlos und darum war Emi froh. Ihr Herz pochte immer noch wie wild, wenn sie daran dachte, wen sie dort durch einen dummen Zufall gefunden hatten. Nicht nur, war Nike seit sieben Jahren eigentlich in Rhodos, man hatte irgendwann keine Nachrichten mehr von ihr erhalten. Schreckliches musste geschehen sein, dass sie in der Sklaverei geendet war und Emi war nicht gespannt darauf, welche Geschichte sie ihr erzählen würde.


    Allerdings gab es wichtigeres zu tun und Ánthi ließ Nike direkt in sein Arbeitszimmer bringen, wo Emi half sie bäuchlings auf die Cline zu legen, nachdem sie mehrere Lagen Tücher ausgebreitet hatte. Mit einer herrischen Geste entließ sie die Helfer und sah zu, wie einer ihrer eigenen Sklaven diese hinaus begleitete. Dann sah sie zweifelnd zu Ánthi, würde er wissen, was zu tun war? Wie konnte sie helfen? Was sollte sie tun? Besorgt strich sie Nike über die Stirn und nun konnte sie nicht verhindern, dass einzelnen Tränen ihre Wange herunter rollten. Sie hatte sich den ganzen Weg über zusammen gerissen, weil sie den Sklavenhändler nicht noch zusätzlich auf sich aufmerksam machen wollte. Schließlich mussten sie ihm ihre eigene Verwandte für 300 drachmen abkaufen! "Alles wird gut, Nike." flüsterte sie leise. "Du bist zu Hause."