Beiträge von Berenike Bantotakis

    Nachdem sie einen Moment lang überlegt hatte, war ihr die naheliegende Idee gekommen, wie sie sich am besten einen Überblick über die Situation des örtlichen Marktes machen konnte:


    "Nun, wie schon erwähnt bin ich selbst ja recht neu hier in der Stadt. Auf dem Markt kann man sich zwar einmal umschauen, aber ich glaube es könnte schwierig werden den Bedarf für eine ganze Legion über den lokalen Markt abzudecken. Die Händler dort dürften eher kleinere Mengen im Angebot haben. Vielleicht kennt dort aber jemand auch jemanden, der größere Mengen liefern kann.


    Ich denke, ich könnte aber auch meinen Cousin einmal fragen, ob er jemanden weiß. Schließlich sollte er als Agoranomos einen recht guten Überblick über die Wirtschaft der Stadt haben.


    Davon abgesehen. Weißt Du eigentlich, wer bisher für die Versorgung der Legion zuständig ist? Derjenige dürfte kaum darüber begeistert sein, aus dem Geschäft gedrängt zu werden."


    Sim-Off:

    Kein Problem, wir bekommen das schon hin.

    Auch Nike war verwundert, dass die männlichen Schüler so ruhig und schweigsam blieben. Nun, sie waren jünger als Nike und auch ihre Schwester und Pasiphaë, aber dennoch konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen, dass sie allein von der Präsenz der drei Frauen eingeschüchtert waren


    Obwohl keine der Jungen bisher das Wort ergriffen hatte, so schien der Gymnasiarchos sich nun direkt an Nike zu wenden und so antwortete sie mit ruhiger, aber deutlicher Stimme:


    "Eine weitere der Pflichten des Bürgers ist es auch ein Amt im Dienste der Polis auszuüben, wenn die Mehrheit der Volksversammlung ihn für geeignet hält und wählt. Denn so soll sichergestellt werden, dass die Polis in den Zeiten zwischen den Volksversammlungen gemäß dem Willen ihrer Bürger regiert wird."


    Sie machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:


    "Bei der Ausübung eines Amtes sollte dann selbstverständlich das Wohl der Polis maßgeblich für Entscheidungen sein und nicht persönliche Vorteile. Denn wer sein eigenes Wohl über das der Polis stellt, ebnet leicht den Weg zu Willkür und Thyranei."


    Als sie geendet hatte blickte sie erwartungsvoll zum Gymnasiarchos und war gespannt, wie dieser ihre Antwort beurteilen würde.

    Mike folgte aufmerksam dem Dialog zwischen dem Lehrer und ihrer Schwester. Emi wirkte ein wenig unsicher, obwohl, dass was sie sagte in Nikes Augen richtig war und so nickte sie ihrer kleinen Schwester kurz beruhigend zu, als diese ihren Blick suchte. Danach wartete sie gespannt auf die weiteren Ausführungen des Gymnasiarchos.

    Inmitten der vielen Knaben kam sich Nike mit ihren 24 Jahren fast schon wie eine Greisin vor, und auch die Anwesenheit ihrer jüngeren Schwester änderte daran nicht viel, lagen doch etliche Jahre zwischen den beiden.


    Als Pasiphaë zu ihnen kam, nickte sie ihr freundlich zu, sagte aber nichts, um nicht den Unterricht zu stören. Auch als der Gymnasiarchos seine Frage stellte, blieb sie erst einmal ruhig. Sie hatte zwar durchaus eine Antwort auf die Frage, wollte aber zunächst sehen, ob einer der anderen etwas dazu zu sagen hatte. Und so überraschte sie es nicht sonderlich, dass ihre Schwester das Wort ergriff und in der ihr eigenen Art ihre Gedanken einfach äußerte.

    Nike hörte Scipio aufmerksam zu und antwortete sachlich, als er fertig war:


    "Wäre es nicht sinnvoll, sich zumindest einmal ein grobes Bild über mögliche Leiferanten zu machen, bevor wir gleich einen Liefervertrag mit der Legion abschließen?"

    Als Scipio aufstand, erhob sich auch Nike aus ihrem Stuhl. Da sie im Moment nichts zu tun hatte, konnte sie im Prinzip mehr oder weniger sofort anfangen. Sie sollte natürlich besser noch ihre Cousins informieren. Obwohl, da war ja noch die Ephebia. Aber sie hoffte beides miteinander verbinden zu können.


    "Nun, ich denke ich kann morgen anfangen, wenn Dir dies recht ist.", antwortete sie selbstsicher, "Allerdings werde ich in den nächsten Wochen ab und an im Gymnasion zu tun habe, da ich die Ephebia hier in der Stadt anstrebe."

    Nike war mit der Antwort des jungen Rhomäers zufrieden, entsprach dies doch dem, was sie eigentlich haben wollte und den höhren Betrag nur genannt hatte, um ein wenig Spielraum zum Handeln zu haben. Sicher hätte sie ihn jetzt noch ein wenig hochhandeln können, aber dies fand sie unangemessen und so nickte sie ihm freundlich zu: "Gut, einverstanden."

    Die Ephebia war für Berenike äußerst wichtig und so hatte sie sich rechtzeitig und gut ausgerüstet mit Schreibgerät auf den Weg zum Gymnasion gemacht. In der Tat war sie soagar eher ein wenig zu früh angekommen und hatte sich so noch ein wenig im Gymnasion umgesehen. Doch schließlich war es soweit, dass der Unterricht beginne sollte und so gesellte sie sich zu den anderen Schülern zu dem Platz, an dem der Gymnasiarchos wartete.


    Eher ein wenig zurückhaltend und distanziert grüßte sie die Anwesenden und lediglich bei ihrer Schwester fiel die Begrüßung ein wenig herzlicher aus, als sie ihr ein sanftes Lächeln schenkte. Sie setzte sich neben sie und wartete geduldig auf das weitere Geschehen.

    Oha, der Wunsch klang so einfach und dennoch fiel Nike eine Antwort darauf recht schwer. Wie soll man jemand das Leben zeigen in einer Stadt, die man selbst kaum kennt? Sicher, sie war ein Kind der hellenistischen Kultur und kam daher hier gut zurecht. Aber auf der anderen Seite wußrw sie daher auch nicht, wie es in fremden Kulturen war, was dort genauso selbstverständlich war wie hier und was komplett anders.


    Nike lächelte die Keltin an: "Nun, ich denke einen guten Einblick in das Leben der Menschen hier bieten die Märkte. Dort kommen viele Leute aus vielen Schichten zusammen. Oder interessieren Dich eher Museion und Gymnasion als Stättten der Kunst und Bildung, für die diese Stadt hier so berühmt ist?"

    Nike erwiederte freundlich Ilias' Begrüßung, als dieser eintrat. Dann wandte sie sich wieder an Timos: "Ich muß gestehen, jetzt machst Du mich neugierig. Aber Du hast recht und wir sollten zunächst erstmal die reichhaltigen Speisen hier genießen."


    Dann nahm sie sich von dem verdünnten Wein und machte es sichauch auf einer der Clinen bequem und antwortete ihrem Cousin: "Oh, es geht schon wieder ganz gut, danke der Nachfrage.", und leicht sarkastischem Unterton fügte sie hinzu: "Ich bin hart im Nehmen."

    Nike mochte die Frage nicht. Nannte sie einen zu hohen Betrag, würde sie die Stellung nicht bekommen, nannte sie einen zu niedrigen, würde sie sich unter Wert verkaufen. Auch wußte sie nicht, inwieweit ihr Gegenüber bereit war zu Handeln. Nach außen ließ sie sich aber nichts anmerken und blieb ruhig.


    "Nun, es handelt sich ja durchaus um eine anspruchsvolle Aufgabe mit einer gewissen Eigenverantwirtung. Da sich das Geschäft ja noch im Aufbau befindet, würde ich vorschlagen vielleicht ein eher bescheidenes Gehalt von 30 Drachmen anzusetzen, aber zusätzlich eine Beteiligung am Gewinn, von sagen wir 15%, zu vereinbaren."


    In Erwartung seiner Antwort lächelte sie Scipio freundlich, aber bestimmt an.

    Als Nike in den Raum kam, war sie doch ein wenig überrascht. Solch ein Festmahl hatte sie nicht erwartet, als Timos sie zu einem gemeinsamen Essen eingeladen hatte. Sie bedauerte es, dass sie bisher weder das Geld noch die Muße gehabt hatte, sich für einen solchens Anlaß passend einzukleiden und so trug sie nur einen einfachen Peplos und war auch nur recht dezent geschminkt.


    Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen trat sie an ihren bereits anwesenden Cousin heran und begrüßte ihn: "Chaire, Timos. Was hat denn dies alles hier zu bedeuten?"

    Nike war innerlich hin und her gerissen. Auf der einen Seite war es ihr, die eigentlich immer die Starke unter ihren Geschwistern gewesen war fast schon peinlich so in den Arm genommen und getröstet zu werden. Auf der anderen Seite tat es aber auch gut, all das, was sich in ihr aufgestaut hatte einmal los zu werden und sich, in dem Wissen, dass jemand da war, der sie auffangen würde ein wenig fallen zu lassen.


    Lngsam gewann sie ihre Fassung wieder und löste sich vorsichtig aus der Umarmung. En wenig trotzig wischte sie die Tränen beiseite und lächelte Timos sanft an: "Danke, ich denke es geht schon wieder."


    Sie atmete einmal tief durch und ergänzte dann: "Ich danke Dir für Deine Hilfe. Leider wird es nicht einfach sein, mein kleines Mädchen wieder zu finden. Wer weiß, wo sie inzwischen sein mag."

    Sim-Off:

    Also wegen mir kann es gerne losgehen. ;)


    Da ich nicht abschätzen kann, wie lange das ganze dauern wird und wie lange Du Zeit hast Dich uns zu widmen, wäre es vielleicht besser, wenn wir gleich mit dem Unterricht einsteigen. Wenn Du aber denkst, dass Du auch genügend Zeit für eine persönliche Vorstellung hast, dann beteilige ich mich auch gerne daran.

    Berenike war für den Themanwechsel dankbar, auch wenn sie dies nicht direkt zeigte. Statt dessen antwortete sie einfach freundlich auf die Frage: "Naja, wirklich auskennen ist vielleicht übertrieben. Wie schon gesagt, bin ich auch erst wenige Wochen hier. Suchst du denn etwas bestimmtes?"

    Nike atmete tief durch. Ihre eigene Vergangenheit bestätigte die Worte von Alaina. Sie hatte sich im Gespräch mit der Keltin in etwas hineingesteigert, was ihr nun langsam unangenehm wurde, denn es öffnete wieder einmal, wie nur allzu oft, die Wunden, die ihre Ehe in ihr hinterlassen hatte.


    Und daher lächelte sie nur sanft und nickte: "Ja, da hast Du sicher recht."

    Nike atmete tief durch. Sich das Geschehene wieder vor Augen zu führen war nicht einfach für sie. Dennoch fuhr sie nach einem Moment der inneren Sammlung in ihren Schilderungen fort: "Leider ging es von da an sogar noch immer weiter bergab. Im Weinrausch muß Ioannis irgendwann die brilliante Idee bekommen haben mit Hilfe des Würfelspieles seinen verlorenen Reichtum zurück erlangen zu können. Doch wie nicht anders zu erwarten war, kam es genau zum Gegenteil."


    Nike machte eine kurze Pause und trank nochmal aus ihrem Becher: "Seine sogenannten Freunde, mit denen er spielte und sein Geld verlor, waren alles andere als ehrenwerte Mitglieder der Gesellschaft. Er häufte einen Berg von Schulden bei ihnen an, der so gigantisch war, dass er ihn niemals zurückzahlen konnte."


    Nike stockte kurz, denn nun folgte der schmerzhafteste Teil ihrer Schilderungen: "Seine 'Freunde' machten ihm unmißverständlich klar, dass sie ihr Geld zurück wollten. Und so verkaufte er alles, was uns noch geblieben war. Alles, am Ende sogar mein kleines Mädchen."


    Nike wollte tapfer sein, aber die Erinnerungen an diesen schmerzlichen Moment waren im Moment doch zuviel für sie. Tränen traten in ihre Augen und für den Moment mußte sie diese erst bekämpfen, bevor sie weiter reden konnte.

    Nike konnte die Keltin wegen ihres eigenen Schicksales nur zu gut verstehen. Hatte Alaina ähnliches erlebt wie sie selbst? Nun, aber trotz all ihrer schlechten Erfahrungen war es nun mal eine Tatsache, dass Männer die Welt beherrschten und Nike kam es gar nicht in den Sinn an deren Stelle treten zu wollen. Ihr ging es einzig darum, dass Mann und Frau Partner waren, die sich aufeinander verlassen konnten und ihr Schicksal gemeinsam bestimmten.


    Sie lächelte Alaina sanft an und sprach ein wenig wehmütig: "Und dennoch brauchen wir die Männer, so wie sie uns brauchen. Und so wie die Mutteri ihr Kind mit ihrem Blut schützt, so schützt der rechtschaffene Mann mit seinem Blute aus Liebe und Verantwortung seine Familie, sorgt für Schutz, Unterkunft und Nahrung." Sie seufzte kurz. "Nur sind leider nicht alle Männer rechtschaffen."

    Nike nahm den Becher mit einem dankbaren Lächeln und trank einen Schluck. Dann fing sie an zu erzählen: "Nun, wie Du sicherlich weißt habe ich vor etwa sieben Jahren geheiratet. Ioannis, der Mann, den Vater mir ausgesucht hatte war der Sohn eines Tuchhändlers, der Vater vor einiger Zeit einmal geholfen hatte. Ich kannte Ioannis nicht, habe aber als brave Tochter die Wünsche meines Vaters erfüllt und in die Ehe eingewilligt."


    Nike trank einen weiteren Schluck. "Ich zog mit ihm zu seinen Eltern, die mich freundlich in ihrem Heim aufnahmen, nach Rhodos. Nun, es war keine Liebeshochzeit, aber ich hoffte, dass sich entsprechende Gefühle noch einstellen würden. Und am Anfang schien es auch noch recht gut zu laufen. Ich wurde schwanger und nach einem Jahr, schenkte ich meiner kleinen Arsinoë das Leben."


    Bei Gedanken an ihre Tochter rann eine einsame Träne über Nikes Wange. Um sich zu beruhigen, trank sie erneut aus ihrem Becher. "Doch danach kam ein Unglück nach dem anderen. Ich wurde wieder schwanger, doch mein Sohn kam schon tot zur Welt. Dann starben meine Schwiegereltern kurz hintereinander und Ioannis, der sich in Geschäften zuvor immer auf den Rat seines Vaters verlassen konnte, war mehr oder weniger auf sich allein gestellt und überfordert. Das Geld zerann nur so in seinen Händen und das wenige, was noch übrig blieb trug er in die Taverne und 'investierte' es in Wein."


    Nikes Stimme wurde nun von einer tiefen Bitterkeit geprägt. "Während er betrunken in der Taverne lag versuchte ich notgedrungen so gut es ging die Geschäfte weiter zu führen und mich gleichzeitig um den Haushalt und meine Tochter zu kümmern. Und natürlich konnte ich ihm nichts recht machen und er ließ seine ständige schlechte Laune an mir aus."


    Nike machte eine kurze Pause und während sie einen weiteren Schluck Wein zu sich nahm, schaute sie zu Timos um zu sehen, wie er all dies so aufnahm.

    Nike war durchaus als ein Kind ihrer Kultur augewachsen und hatte von daher die dominante Rolle des Mannes nie in Frage gestellt. So hatte sie auch ohne Widerstand den Mann geheiratet, den ihr Vater ausgesucht hatte und versucht eine gute Ehefrau und Mutter zu sein. Anfangs war sie so dumm gewesen und hatte die Fehler, dass sie in ihrer Ehe nicht glücklich wurde noch bei sich selbst gesucht. doch schließlich war auch ihr klar, dass es ihr Gatte war, der an ihrem Unglück Schuld war. Nun ja, er hatte seine gerechte Strafe erhalten. So seufzte sie nur einmal kurz, bevor sie antwortete.


    "Wahre Worte, die Du da sprichst. Wenn sie nur einmal am eigenen Leibe erfahren würden, was sie uns so alles antun, würden sie wahrscheinlich alle heulend am Boden liegen."