Beiträge von Furia Calliphana

    "Ich fürchte ich habe auch keine andere Wahl. Es regnet da draußen sehr heftig. Aber könnte ich dich um was wichtiges bitten? Ich möchte nicht, dass meine Mutter sich sehr sorgen macht, ich bin ihr alles. Könntest du einem Sklaven diese Nachricht geben, und sie meiner Mutter überbringen lassen? Wäre mir sehr wichtig..." - sagte sie, und schaute sich nach einem kleinen Stück Papyrus um. Sie fand ein unbeschriebenes Blatt, schrieb das nötigste drauf, faltete es sorgfältig zusammen und gab es Centho in die Hand.


    "Und sag bitte dem Sklaven nur wohin er dies bringen sollte, und dass er ihn nicht lesen darf. Danke dir..."


    Sie küsste ihn zärtlich bevor er sich auf dem Weg machte um einen Sklaven zu suchen. Es schien ihr wie eine Ewigkeit, bis er zurück war. Solange sah sich Calliphana in seinem Cubiculum um. Sie war schon sehr müde, aber das Bett und die Liege wo sie beide schlafen wollten war voller Tafeln und Papieren. Sie wusste nicht, was auf diesen stand, oder von welcher Wichtigkeit sie waren, also nahm sie immer einen Stapel, und legte sie genau so neben dem Bett, wie sie da drauf lagen. Sie wollte ihm keine Unannehmlichkeiten bereiten und alles durcheinander bringen.


    Sie hörte leises Rascheln an der Tür, und schrak zusammen. Es war ihr ungewohnt bei jemandem zu übernachten, geschweige denn, dass es ein Mann war. Aber dann öffnete sich die Tür und Centho kam rein. Aus seinen Haaren tropfte Wasser, seine Tunika war auch vom Regen durchnässt. Sie lächelte ihn an, griff nach einer Decke, legte sie um ihn und umarmte ihn lächelnd, fast schon lachend.


    "Jetzt bin ich an der Reihe mit dem Trockenreiben, weil du für mich raus in den Regen gegangen bist."


    Mit den Worten nahm sie seine Hand, führte ihn zum Kohlebecken, setzte sich und zog in an der Hand auch nach unten. Sie saß mit dem Rücken an der Wand, ihre Knie hochgezogen, und reichte ihre Hand nach Centho aus. Zog ihn näher an sich ran, er legte sich hin, mit dem Kopf in ihrem Schoss. Und so unterhielten sie sich eine weile...

    Calliphana war heil froh, dass er ihr nicht böse war, und dass sie wieder in seinen Armen war. Sein Kuss gab ihr die Liebe, Wärme und Geborgenheit, nach der sie sich in diesem Moment mehr als sehnte. Wie seine Hand ihren Nacken umfasste, streichelte. Sie bekam eine Gänsehaut, sie fühlte sich an, als würden tausende von Federn ihre Haut streicheln und kitzeln. Sie wünschte ihn immer mehr zu küssen, seine zarten Lippen zu berühren, welche sie küssten, als würden sich ihre Lippen liebkosen. So feurig als spüre sie glühenden Kohlen auf ihren Lippen, so süß, als würde sie Honig schmecken, so leidenschaftlich, als ob dieser Kussgenuss der Weg zur unerreichbaren Herrlichkeit wäre.


    Als ihr Centho in die Augen schaute, wirkte er ernst. Sie hörte ihn sagen, dass es ihm ernst mit ihr war. Daran hätte sie auch nicht gezweifelt, denn er war ein aufrichtiger Mann, so hat sie ihn auch kennengelernt.


    "Centho, bitte hör mir gut zu. Ich habe nie daran gezweifelt, dass du mich nicht als Spielzeug benutzen möchtest. Und ich schätze deine Ehrlichkeit sehr, dass du es so offen gesagt hast. Heute ist alles so schnell passiert, ich möchte das alles nicht überstürzen, ich bitte dich um deine Geduld, und versichere dir, dass du weder an mir, noch an meinen Gefühlen für dich zweifeln brauchst. Ich meine das hier ebenfalls alles ernst, denn ich schätze dich sehr!"


    Während sie all dies sagte, streichelte sie sein Gesicht mit ihren Händen, strich mit ihren Fingerspitzen das eine oder andere Locke aus seinem Gesicht. Als sein Kopf sich ihr in ihre rechte Hand schmiegte, zeichnete sie mit dem Zeigefinger der anderen Hand die Konturen seiner Lippen nach. Sie neigte ihren Kopf ein wenig, näherte sich seinem Mund, und küsste dessen Linie mit zarten Küssen nach. Als Krönung drückte sie ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen, zog ihren Kopf ein wenig zurück, sah ihn mit Bewunderung an, und wartete auf seine Antwort...

    "Apropos Arbeit, hast du nicht viel zu tun, halte ich dich wirklich nicht davon ab, sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen deswegen..."


    Calliphana konnte einfach nicht still sitzen, sie stand immer wieder auf, und ging im Officium rauf und runter. Sie wirkte ein wenig unkonzentriert und lebhaft. Kein wunder... Centho war bei ihr. In seiner Nähe war sie so unbeschwert, so kindlich.


    "Trink doch nicht so hastig, sonst verschluckst du dich noch..." - sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Sie sah ihn liebevoll an, und überlegte nicht lange mit der Antwort auf seine Frage :


    "Du kennst mich doch, ich zwischen so vielen Rollen und Tafeln, die alle mit wunderbaren Geschichten, Dichtungen und Geschichtlichen Fakten voll sind? Ich fühl mich im Himmel! Eine wundervollere Arbeit hätte ich mir nie erträumen können!"

    Während Calliphana ihm frisches, kühles Wasser einschenkte, bemerkte sie, dass er ein wenig nachdenklich wirkte und vor sich hinstarrte. Worüber er wohl nachgedacht hat wollte sie wissen, und ohne zu zögern, fragte sie ihn danach :


    "Wie ich sehe beschäftigt dich was, was geht dir im Kopf vor?"


    Sie schenkte sich selber ebenfalls Wasser ein, ging zu dem Stuhl der neben ihm stand und nahm Platz. Sie wollte sich nicht zu ihrem Schreibtisch setzen, das hätte viel zu förmlich gewirkt, aber sie waren ja Freunde, da konnte man manchmal die eine oder andere Förmlichkeit weglassen.

    Calliphana glaubte kaum was um sie herum und mit ihr passierte, alles geschah so plötzlich. Der Regen auf den Straßen, dass sie anschließend zu Centho ins Cubiculum vor dem Regen geflohen waren. Und nun standen sie beide da. Sie waren allein. Dieser Gedanke machte Calliphana sehr nervös. Nicht desto trotz, wollte sie in dem Moment nirgendwo lieber sein. Mit niemand anderem als mit ihm. Zwar fror sie von außen, denn der kalte Regen hat sie am ganzen Leib durchnässt, ihr Haar hing in triefenden Locken herunter, verspielte Locken kringelten auf ihren Schulter und um ihr Hals und Nacken. Aber in ihrem Inneren verbreitete sich eine noch nie da gewesene Wärme, ein Gefühl, welches ihr flüsterte zu bleiben. Da sie so zitterte, gab ihr Centho eine Decke um sich wieder aufzuwärmen und im Kohlebecken Feuer gemacht. Nach und nach füllte sich der Raum mit wohltuender Wärme. Während er dies tat, sah sich Calliphana bei ihm im Cubiculum um. Es war nicht sehr groß oder geräumig, und überall lag Papyrus auf dem Boden, auf dem Tisch, auf dem Bett. Calliphana fühlte sich ein wenig schuldig, da es meist sie war, die ihn von der Arbeit abhielt.


    Auf einmal geschah wieder alles so plötzlich. Centho stand auf und kam mit schnellen schritten zu ihr, fasste ihre Hände, legte sie um sich, und mit seinen beiden Armen umarmte er sie so zärtlich. Und dann dieser Kuss. Das verwirrte sie sehr. Zu gleich bekam sie Angst, was der in ihr auslöste, und dennoch fühlte sie ein Kribbeln den sie auf einmal in ihrem ganzen Körper verspürte. Ihre rechte Hand hatte sie auf seiner Brust gelegt gehabt, und dabei fühlte sie, wie sein Herz immer schneller schlug, als würde er versuchen sich aus seinem Körper zu befreien. Auf einmal löste sich ihre Umarmung, sie sahen sich in die Augen, und Centho küsste sie auf die Stirn.


    Mit einer schnellen Bewegung drehte sie sich um, und dachte darüber nach was gerade geschehen war. Ihre Gefühle spielten verrückt, sie wusste nicht wo ihr Kopf war, konnte kaum klar denken. Zwei sich gegensätzlicher nicht mehr sein könnenden Gefühle zerrten an ihren Gedanken. Einerseits, das gut erzogene Mädchen, das sie war, so tugendhaft, so pflichtbewusst. Sie wusste, dass sie gar nicht hier sein durfte. Andererseits, die Gefühle die gerade wie schlagartig in ihr klar werden ließen, was sie für diesen Mann empfand. Ihr Kopf und ihr Herz führten ein nicht enden wollenden Machtkampf in ihr. Sie hoffte nur, sie würde die richtige Entscheidung treffen.


    Sie drehte sich wieder zu Centho. "Bitte verzeih, aber ich kann nicht... Verlang bitte nicht mehr von mir, als ich dir jetzt in diesem Moment bieten kann..."


    Sie wartete nicht ab, bis er eine Antwort gab und ging zum Fenster, und schaute auf den Regen, der mit riesigen Tropfen auf die Erde runterfiel. Sie drehte sich wieder um, sah Centhos Blick auf den Boden sinken, und unerwartet trat sie wieder vor ihn, nahm sein Gesicht zwischen ihre Zarten Hände, sah ihm liebevoll in die Augen, lächelte ihn an, und küsste seine warmen Lippen...

    Zum Glück war ihre Sklavin heute früh da, denn sie hatte ihr Officium in Unordnung gelassen am vorigen Tag, aber jetzt war alles wieder an seinem Platz, frische Blumen waren auf den Tisch gestellt, und die Vorhänge ließen nur ein wenig Licht rein, damit im Zimmer nicht so unerträglich heiß ist. Eine wunderbare Atmosphäre zum arbeiten.

    Sie schloss die Türe im Officium, und bat Centho Platz zu nehmen.

    "Bitte nimm doch Platz. Möchtest du etwas zu trinken?" - fragte sie, und deutete mit der Hand auf den Krug Wasser der auf ihrem Tisch stand.

    "Ja stell dir vor, meine Cousine hat auf einmal gekündigt, sie hatte so viel zu tun, und dann habe ich mich am nächsten Tag schon hier beworben als ich das gehört habe. Zwar finde ich es schade, dass sie kündigen musste, aber ich freue mich auch darüber, dass ich eine Arbeit habe!" - antwortete sie lächelnd, während sie die Tür zu ihrem Officium öffnete.

    Calliphana schlug dieser Satz wie ein Blitz in ihren Verstand... In ganz Rom gibt es niemanden dem ich mehr vertrauen würde. Das würde ja aber heißen... Er vertraut ihr mehr als allen anderen... Etwa auch mehr als seiner Familie?


    Seine Handbewegungen waren zu gleich sanft und kümmernd, aber dennoch irgendwie verkrampft und zurückhaltend, als hätte er Angst davor seine Gefühle offen zu zeigen. Sie fragte sich, ob er unter anderen Umständen ganz anders wäre, oder er das nicht mal zeigen könnte, wenn sie alleine sind?


    Während sie darüber nachdachte, gab sie ihm ein kleines Zeichen, dass sie jetzt los gehen würden. Sie führte ihn ganz vorsichtig, und sagte immer sofort, wo es lang geht.


    "Es dauert nicht lange, wir sind schon gleich da, nur noch da vorne kurz links abbiegen" - führte sie ihn langsam die Gänge entlang. Da blieben sie kurz danach vor einer riesigen Tür stehen. Calliphana nahm langsam ihre Hände von Centhos Augen, aber er durfte sie noch nicht öffnen. Sie stellte sich neben ihm, nahm seine rechte Hand, und bat ihn die Augen wieder zu öffnen.


    "Wir sind da Centho, jetzt darfst du die Augen öffnen!" - sagte sie voller Nervosität und zeigte dabei mit der anderen Hand auf einen Schild an der Tür :


    SCHOLA ATHENIENSIS


    OFFICIVM CVRATOR LIBRIS


    FVRIA CALLIPHANA

    Calliphana musste sofort loslachen, auf so eine Antwort war sie nicht vorbereitet. Auf Verwirrung ja. Wobei, es handelte sich schließlich um Centho, bei ihm konnte man sich wirklich auf keine Reaktion vorbereiten.


    "Ich habe doch keinen Schatz gefunden, sei doch nicht so albern, obwohl ich davon schon mal geträumt habe" - lächelte sie mit einer dramatischen Handbewegung.


    "Außerdem ist nicht die Bibliothek die Überraschung, es ist innen drin. Komm mit, ich führ dich hin. Schließe deine Augen!" - sagte sie mit sanfter Stimme zu ihm und während er die Augen schloss, schritt sie ganz nah von hinten an ihn heran, legte ihre warmen Hände auf seine Augenlider. Dabei kam sie ihm sehr nahe, und konnte somit den Duft seiner Haut einatmen. Sie schloss für einen kurzen Moment selber die Augen, und ließ ihren Sinnen freien lauf, und sein Duft durchwanderte ihren Körper. Sie zuckte von der Gänsehaut leicht zusammen, und das entriss sie aus ihrer Traumwelt. Sie befand sich geistig wieder vor der Bibliotheka, hinter Centho und davor ihm was zu zeigen.


    "Können wir? Aber du musst mir vertrauen und darfst die Augen nicht öffnen! Ich werde schon darauf achten, dass du nicht stolperst oder in die falsche Richtung gehst. Vertraust du mir?"

    Calliphana konnte ihm jetzt echt nicht mehr böse sein... Seine Art, seine Worte, und dazu noch dieser liebevoller Blick in seinen Augen... Das zusammen ließ ihre Gesichtszüge weicher werden, und kurz darauf lächelte sie schon wieder.


    Aber endlich konnte sie jetzt Centho auf die Folter spannen, sie schien wirklich seine Interesse geweckt zu haben. Sehr gut, sie wollte noch ein wenig mit der Wahrheit zögern, diesen Moment von Ungeduld bei Centho erst auskosten.


    "Jetzt warte doch noch eine kleine Weile, wir sind ja schon fast da. Ich verspreche auch auf dein Herz acht zu nehmen, aber die Überraschung wird ihm auch nicht missfallen, da bin ich mir sicher. Aber sag, hast du jetzt auch wirklich ein wenig länger Zeit? Nicht, dass ich dich von deiner Arbeit abhalte."


    Während sie sich so unterhielten, machten sie sich auf dem Weg zur Bibliotheka. Als sie dann da waren, blieb Calliphana kurz stehen und zeigte auf das Gebäude.


    "Da wären wir, hier ist die Überraschung!" - sagte sie mit einem mysteriösem Lächeln. Und als sie dann Centhos fragenden Blick sah musste sie Schmunzeln.

    Calliphana machte ein erstauntes und zu gleich etwas böses Gesicht. Der Mann nimmt sich doch glatt frech eine Traube!


    "Also na warte... Das war jetzt ein fieser Zug von dir!" - und mit diesen Worten griff sie den Bund an Trauben mit beiden Händen und versteckte sie hinter ihren Rücken. "So jetzt wollen wir mal sehen wie du an die anderen Trauben kommst, von mir bekommst du freiwillig keine mehr!" - antwortete sie streng, immerhin hat er sich erlaubt einfach eine Traube zu stibitzen! Aber in Wirklichkeit war sie ihm nicht böse, sie kannte schon seine kleinen "bösen" Taten und das liebevolle Necken. War ja nicht wirklich böse gemeint von ihm.


    "Aber wollen wir nun endlich los? Die Überraschung darf leider nicht so lange warten... Sonst gibt es am Ende auch für mich eine böse Überraschung!" - antwortete sie lachend. Sie wollte ja in der ersten Woche erst ja nicht zu spät zu ihrer Arbeit kommen, was würde das denn für einen Eindruck hinterlassen! So kuckte sie Centho, immer noch mit den Trauben hinter ihrem Rücken erwartungsvoll an.

    Calliphana sah ihn prüfend an.


    "Jetzt bin auch noch ich schuld dran? Wehe... Werd mir nicht frech Centho! Sonst bekommst du hier von wirklich nichts..." - spielte sie den Beleidigten, und wedelte mit den Trauben in der Hand vor Centhos Nase. Dabei lächelte sie ihn auch frech an.


    Sie sei auch noch schuld dran, was für einen Schabernack er sich erlaubt... Aber sie war ihm ja nicht wirklich böse, das gegenseitige Necken gehörte schon zu ihrer täglichen Routine.

    Calliphana blieb fast ihr Herz stehen, als sie sich plötzlich umdrehte und Centho vor ihr stand ohne Vorwarnung. Sie hätte sich beinahe an den Trauben verschluckt, die vorhin die Sklavin ihrer Mutter ihr hinter her gebracht hatte. Calliphana hat sich dann aber schnell wieder beruhigt und kuckte Centho streng an:


    "Mach das ja nie wieder! Aber was red ich denn da, das machst du doch ständig. Du magst es wohl sehr die Leute zu erschrecken, oder?


    Gebieterin des Wissens? Damit liegst du ja nicht mal so weit, aber dazu später..." - lächelte sie ihn geheimnisvoll an.


    "Wo warst du denn so lange, ich warte hier schon seit einer Ewigkeit!... Ich müsste schon längst im..." - verbiss sie gerade noch rechtzeitig das Satzende. "Ach nicht so wichtig, aber nu komm, lass uns beeilen!" - hetzte sie ein wenig. Es kam ihr schon vor, als würden sie beide sich immer verspäten. Von irgendwo immer zu spät kommen, wie auch vor zwei Tagen als sie sich das letzte mal gesehen haben. Ihre Mutter hat mit Calliphana auch ein wenig geschimpft, weil sie schon fast eine Stunde zu spät war, aber zum Glück ist sie nicht nachtragend, und ließ sich mit den eingekauften Früchten schnell entschädigen.


    Calliphana reichte mit der einen Hand Centho die frischen Trauben, und streckte ihre andere Hand zu ihm aus. Sobald er ein paar Trauben nahm, machten sie sich auf dem Weg.

    Calliphana trat in ihr Officium. Sie war begeistert. Vor ihr in einer Ecke stand ihr Schreibtisch, mit einer Vase voller Sommerblumen, deren betörender Duft den Raum erfüllte. Im Zimmer war alles ordentlich, und sehr sauber; das gefiel Calliphana sehr, denn sie mochte es nicht, wenn um ihr herum Unordnung herrschte. Sie ging durch den Raum, schaute sich alles genau an. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und lächelte fröhlich.

    Calliphana wartete wie verabredet auf Centho. Sie war schon ganz früh aufgebrochen, da sie auch noch einige Einkäufe tätigen musste. Sie hatte den Sklavin ihrer Mutter aber schon vorausgeschickt um eine Überraschung vor zu bereiten. Calliphana war schon ganz aufgeregt. Sie hatte Centho noch nichts von ihrer neuen Arbeit erzählt. Und das wollte sie heute tun. Sie wollten ja selber ein paar Rollen in die Bibliotheka zurück bringen, wo sie jetzt Curatorix war. Ach das hörte sich für sie so prächtig an. Curatorix Libris. Ihre Mutter war auch ganz stolz auf sie als sie nach Hause kam und ihr von ihrem neuen Posten erzählt hatte. Alleine für die Freudentränen die ihre Mutter vergoss, hat es sich gelohnt, um die Stelle zu werben.


    Calliphana sah um sich, aber Centho war nirgends zu sehen. Er hat sich noch nie verspätet, was er gerade noch zu tun hatte... ? Oder ist ihm was dazwischen gekommen? Aber da hätte er ja einen Sklaven mit einer Nachricht geschickt. Sie fing schon an sich sorgen zu machen, ob sie vielleicht was falsch verstanden hätte wo sie sich treffen wollten, oder wann, als plötzlich jemand ihr von hinten die Augen zu gehalten hatte...

    "Aber gewiss doch, ich war auch schon sehr oft dort, seitdem ich wieder zurück in Rom bin. Ohne zu übertreiben kann ich behaupten, dass Lesen meine größte Leidenschaft ist. Herrlich, ich freue mich schon, dort zu arbeiten. Also in zwei Tagen. Werde ich dann auch in dem Officium arbeiten, wo auch meine Cousine Stella bisher gearbeitet hat?"

    Calliphana errötete ein wenig, sie war wohl ein wenig zu übereifrig gewesen. Aber sie war auch sehr froh, dass der Senator sich entschied sie einzustellen.


    "Das wäre wunderbar, ich nehme gerne an. Wann könnte ich denn anfangen?" - fragte sie erleichtert.

    Calliphana wartete bis der Curator mit seiner Arbeit fertig war. Was zu feststellen war, er hat sich dabei nicht unterbrechen lassen und im gemütlichem Tempo beendete er so langsam seine Arbeit. Als er seinen Stempel auf das Pergament drückte, roch es im ganzen Raum nach erhitztem Wachs. Dieser Geruch bekam Calliphana zu diesem Zeitpunkt gar nicht gut. Ihr Magen war immer empfindlich, wenn sie nervös war. Sie schwankte ein wenig, und hoffte, dass der Rector dies nicht bemerkt hatte. Damit sie nicht in Ohnmacht fiel, stützte sie sich an dem Stuhl, der vor dem Tisch stand.


    Der Rector beendete seine Arbeit, legte es bei Seite und stellte ihr eine Frage.


    "Ich weiß, es wird keine leichte Arbeit, für eine so große Bibliotheka die Verantwortung zu tragen, aber ich stelle mich gerne dieser Herausforderung, auch wenn ich nur wenig Erfahrung auf diesem Gebiet aufweisen kann. Die Bücherei in Ordnung zu halten, Einträge zu kontrollieren, den Menschen behilflich sein wenn sie einen Rat oder meine Hilfe in der Bibliotheka brauchen sind Aufgaben, denen ich mich gewachsen fühle. Ich hoffe Ihr habt das Vertrauen in mich und überlässt mir diesen verantwortungsvollen Posten." - antwortete Calliphana. Sie war selber überrascht über ihre Wortgewandtheit in diesem Moment.

    Calliphana öffnete langsam die Tür und trat herein. Die Tür kam ihr diesmal so schwer wie Blei vor, aber das hing sicherlich mit ihrer Nervosität zusammen. Sie machte ein paar Schritte in die Richtung zum Schreibtisch des Rectors, blieb kurz davor stehen, nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich vor :


    "Salve, Rector. Mein Name ist Furia Calliphana, und ich möchte mich für die Stelle als Curator Libris bewerben, welches bis vor kurzem meine Cousine, Furia Stella ausgeübt hat. "