Beiträge von Furia Calliphana

    Calliphana war mal wieder in Eile. Dass sie sich nie rechtzeitig fertig machen konnte, dafür war sie ja schon berühmt berüchtigt... Und ausgerechnet heute, am wichtigsten Tag ihrer Carissime. Sie versuchte schneller zu gehen, aber daraus wurde eher ein langsames Laufen, sie versuchte sich noch mehr zu beeilen, da sie schon die ersten Schwüre hörte. Also war sie schon ganz in der Nähe.


    Als sie endlich ankam, sah sie einen Mann Mitte dreißig sprechen. Während sie ihm zuhörte suchte sie in der Menge nach Centhos Verwandten. Das war ja fast unmöglich sie zwischen all den Menschen wieder zu finden! Wie eine Nadel im Heuhaufen suchen ist das! Verzweifelt schüttelte sie ihren Kopf.


    Sie hatte keine Zeit mehr zum suchen gehabt, denn jetzt kam Centho an die Reihe. Den Göttern sei Dank, sie hat noch nichts verpasst. Sie sah zu ihrem Liebsten mit Bewunderung hoch. Wie er da stand, so selbstsicher und glücklich. Es war ihm an zu sehen, dass er wirklich an das glaubte, was er sich vorgenommen hatte. Ihn dort zu sehen, sprechen zu hören machte Calliphana so stolz wie noch nie zuvor.


    Als er zu Ende sprach, entschied sie sich wieder nach den anderen zu suchen. Nach ein paar Minuten ist es ihr auch gelungen Proximus in der Menge zu entdecken. Er war aber nicht alleine dort, auch Musa war dabei. Sie hatte sie seit diesem Vormittag nicht mehr gesehen, wo sie sich im Atrium trafen.


    "Salvete, schön euch zu sehen!"

    "Das ist eine hervorragende Idee! Mir ist es nicht gelungen, aber hoffen wir mal dass du mehr Glück hast!" Hoffentlich vergrault er das Mädchen nicht.


    Calliphana versuchte die Gesichtszüge von Musa zu deuten, welche sie machte, als sie über ihr Lieblingspferd in der Casa sprach, aber sie konnte die selbe Begeisterung nicht aufweisen. Wenn sie ihn aber schon mal gesehen hätte, würde das anders aussehen. Sie kannte noch keinen Menschen, dem Arfum nicht gefallen hätte. "Bestimmt, wir könnten uns ja alle in der Stadt einmal treffen. Eventuell auch eine kleine Stadtbesichtigung machen, ich weiß nicht wie sehr du Rom schon kennst? Hier hat sich in den letzten paar Jahren ganz schön viel verändert. Ok, die Gebäuden stehen immer noch an dem selben Platz wie vorher, aber es gibt auch ein paar neue."


    "Ich bin so froh, dass ich frei entscheiden konnte wen ich heirate. Stell dir vor, mein Vater hätte mich einem alten, hässlichen Mann zur Frau gegeben, ich hätte ihm das nie verziehen, egal wie gut er es gemeint hätte!" - kicherte sie vor sich hin. Es war ein deutlich schöneres Gefühl so in die Ehe zu gehen, als wenn man dazu gezwungen ist. Auch wenn das Tradition war, den zu heiraten, den der Vater oder der Gewalthaber ausgesucht hatte. Sie wusste, sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, den richtigen Mann ausgewählt.


    "Jetzt hast du dann umso mehr Zeit Rom wieder für dich zu entdecken. Aber du kannst doch deine Heimat doch manchmal besuchen oder etwa nicht?" - stellte sie naiv die Frage.


    "Ob es sich lohnt ist eine andere Frage. Es ist meine Pflicht. Aber leider auch ein lästiges Muss. Ich muss die Casa verwalten, zumindest so lange bis ich jemand anderes dafür gefunden habe, aber ich will es nicht dem erst Besten in die Hände drücken, du verstehst. Hilfreich wäre es wenn ich wenigstens wüsste, wann unsere Hochzeit sein wird. Wobei... Da hätte ich mehr Stress als sonst, also lebe ich lieber in Ungewissheit... Und ja, ich werde dann auch in der Casa Iulia wohnen." - beantwortete sie ihre Fragen der Reihe nach. Sie streifte die kitzelnden Strähnen aus ihrem Gesicht und versuchte mit den Händen einen leichten Knoten hinten zu machen. Vergeblich... Sie konnte ihre Haare einfach nicht bändigen. Die Locken kringelten sich nach Lust und Laune und fielen wie ein rot-brauner Wasserfall auf ihre Schultern und auf ihren Rücken. Sie nahm einen bunten Band aus ihrer Tasche und geschickt wickelte sie um ihre Haarpracht.


    "Meine Aufgabe ist die Bibliotheka zu verwalten, den Katalog der Rollen und Tafeln auf den neuestem Stand zu bringen und wenn jemand sich was ausleihen möchte, oder ein bestimmtes Exemplar sucht, dann wendet derjenige sich an mich, und ich versuche ihm so gut ich kann zu helfen. Du glaubst gar nicht wie viele fleißige Schüler die Schola hat. Viele von ihnen bestehen einen Kurs sogar mit einer Diploma. Das ist beeindruckend." Selbst ihr Liebster hat eine Diploma ergattert. Wie viel er dafür geübt und gelernt hatte weiß Calliphana noch all zu gut. Die Augenringe waren mit keinem vergleichbar. Nicht mal wenn er lange gearbeitet hatte sahen sie so aus. "Das ist eine lobenswerte Entscheidung. Gibt es was, wofür du dich sehr interessierst?"

    Calliphana sah zu dem großen Mann hoch.


    "Salve, ich möchte zu Sabina, ist sie zu Hause? Ich hätte ein kleines Geschenk für sie." - sagte sie und hob ihre Hände so weit nach oben, dass der Sklave gut sehen konnte was es war.

    Calliphana bedankte sich bei Proximus für diesen Abend. Sie war schon recht müde wegen der Feier letzte Nacht und den heutigen anstrengenden Tag. Ihr fehlte wirklich die Kraft noch etwas selber auf die Beine zu stellen, außer sich selbst. Oder sie bat auf dem nach Hause Weg um eine Sänfte, es konnte gut möglich sein, dass sie unterwegs einschlief.


    "Danke für die Einladung Proximus, ich hoffe du hast dich letzten Abend auch gut amüsiert. Ich muss gestehen, ich hab den einen oder anderen von euch aus den Augen verloren bei der Feier. Es gab dort selbst für mich einige neue Gesichter."


    Sie erinnerte sich zurück was alles einen Tag zuvor passiert war. Sie ist Centho kaum von der Seite gewichen, außer sich mal - mal mit ihren Freundinnen zu unterhalten. Manchmal fragte sie sich, ob so was ihrer Beziehung gut tat. So viel von dem anderen Weg und dann wie unzertrennlich für ein - zwei Tage. Später würde sie mit Centho darüber reden müssen, denn er wirkte in letzter Zeit ein wenig angespannt und gestresst. Calli wusste, dass Teils auch sie schuld dran war. Nicht direkt schuld, das klang sehr negativ, eher hat sie ein Teil dazu bei getragen. Anhänglichkeit ist ja was schönes, aber neigt dazu dass man sie übertreibt.


    Vorerst drückte sie nur Centhos Hand und streichelte mit den Fingerspitzen seine Handfläche.

    Calliphana war ein wenig enttäuscht darüber, dass die kleine Sabina nicht zu ihrer Verlobungsfeier kommen konnte, da sie krank im Bett lag. Das war für Kinder ganz schlimm. Es war ja schon Strafe genug dass sie krank waren, aber dass sie deswegen auch noch eine Feier verpassen mussten, das war das non plus ultra der schlimmen Sachen.


    So dachte sich Calliphana, dass sie sich auf den Weg zu ihr macht, mit einer riesigen Stück Kuchen in der Hand, schön eingepackt, um sie auf zu muntern. Eine kleine Entschädigung dafür, dass sie nicht dabei sein konnte. Über Kuchen würde sie sich bestimmt freuen, dachte sie. Zeigt mir nur ein einziges Kind, welches sich für einen Stück Kuchen nicht begeistern kann. Sowas gibt es gar nicht...


    An der Porta angekommen zupfte sie noch ihr Kleid zu recht und klopfte an der Tür.


    *klopf klopf klopf*

    Als Chaerea dann wirklich die Karten auf den Tisch packte, wie, wann und mit wem sie das hier alles organisiert hatte, kam Calli gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Der ganze Aufstand wegen zu Erst zu Casa Germanica und dann hier her, umgezogen und hübsch frisiert und geschminkt.


    "Aber nein, wir sind nicht böse auf dich, im Gegenteil, aber es war wirklich, WIRKLICH etwas überfordernd. Ich meine Centho in seine eigene Casa zu locken ist ja nicht schwer, aber mich hierher, obwohl ich jetzt ganz am anderen Ende der Stadt sein sollte? Ich muss sagen, das hast du ganz geschickt eingefädelt meine Kleine, und ich bin auch sehr stolz auf dich, und beeindruckt was du alles geleistet hast."


    Sie umarmte ihre Freundin und ihr kamen schon fast die Tränen. So ein schönes Geschenk hat ihr noch keiner bereitet. Sie trat dann wieder zu Centho und drückte seine Hand. Während er dann verschwörerisch ihr zu zwinkerte war ihr im ersten Moment gar nicht bewusst, worauf er hin wollte. Dann aber die Erleuchtung.


    "Aber natürlich, Carissime, solche ein Gefallen wird uns überhaupt nicht zur Last fallen. Es wird mir eine Freude sein etwas für Chaerea aus zu denken." - lächelte sie verschmitzt.


    Und schon traten einige Gäste zu ihnen. Es war ja höchste Zeit sich unter die Leute zu mischen, sonst dachten sie noch, dass es eine separierte Feier ist.


    "Septima! Ich freue mich dich hier zu sehen! Wie geht es dir?" - bombardierte sie ihre Freundin gleich mit Fragen. Das hat sie sich in all den langen Monaten von Chaerea abgeguckt. Ob das aber nun gut war oder nicht...?


    Septima hatte einen sehr gut aussehenden Begleiter dabei, etwa ihr Liebster? Oder nur eine flüchtige Bekanntschaft? Würde sich wohl gleich heraus stellen...


    "Salve, ich bin Furia Calliphana, und das ist mein Verlobter, Iulius Centho. Ich hoffe ihr genießt die Feier bisher." - lächelte sie freundlich den beiden entgegen.

    "Nein nein, keine Sorge!" Sie musste schmunzeln über die Aussage. "Kennst du denn euren Verwalter Serapio schon? Im Grunde genommen ist er sehr nett und höflich, aber irgendwie auch launisch und mürrisch. Ich habe ihn noch nie Lächeln gesehen. Ich frage mich was er wohl hat..." Sie dachte kurz darüber nach, wie ein Mensch bloß ohne Lachen und Lächeln auskommen kann. Hat der Mann überhaupt eine Familie? Er ist schon in die Jahre gekommen, und fast Tag und Nacht in der Casa, da bleibt nicht viel Freizeit für Privatleben.


    "Ja das war sie, ich dachte auch nicht dass so viele Menschen dort erscheinen würden. Aber keine Sorge, in unserem Freundeskreis vergeht kein Monat ohne irgend eine Feier. Ich glaube wir müssen nicht mehr lange darauf warten, schon sind wir wieder zu einer eingeladen!" - lächelte sie viel sagend und hoffte, damit Musa aufmuntern zu können wegen des Verlustes nicht an dieser Feier teil genommen zu haben. "Meine Freundin heißt Chaerea. Sie hat übrigens die schönsten Pferde in ganz Rom wenn du mich fragst! Sie hat einen Hengst, der heißt Arfum, und sein Fell ist so glänzend, als ob er mit Gold überzogen worden wäre..." - seufzte sie leicht. Es war ihr an zu sehen, dass sie Pferde sehr mochte, sie schwärmte Förmlich von diesen Tieren. So oft sie konnte ging sie in der Casa Sergia zu den Ställen und sah nach den Pferden.


    "Nein, überhaupt nicht! Reiten ist das schönste was es gibt finde ich! Ist mit gar nichts vergleichbar. Als einfachstes Beispiel, der Wind in den Haaren, oder einfach das Gefühl in der Freien zu sein, mitten in der Natur und überall hin zu kommen wohin man will." - schwärmte sie ununterbrochen. Wie ein Kind ließ sie sich vom Thema mitreißen.


    "Wenn es deine Bestimmung ist neben dem Webrahmen zu sitzen, dann bekommst du noch einen krummen Rücken und es wird dann keinen Attraktiven Mann geben der um deine Hand anhält!" - scherzte sie. Und da fiel ihr ein, sie wusste noch gar nichts über sie. Außer ihren Namen natürlich. "Ich hab ganz vergessen danach zu fragen, wie alt du bist und wo du aufgewachsen bist! Magst du mir etwas erzählen darüber?"


    Dass Proximus ihre Nichte über seine Abreise und Wohnsitz nicht informiert hatte wunderte Calliphana doch sehr. Er war bestimmt keine weitere Verwandtschaft gewohnt, aber dennoch. Sie würde nachher Centho danach fragen.


    "Jetzt wohne ich noch als Mieterin in der Casa Sergia, aber bin am umziehen in eine alte Familiencasa von uns. Die gehörte einem Onkel von mir, aber da er in der Castra wohnt, hält er es für eine bessere Idee sie uns zu geben, anstatt dass das Haus leer dar steht. Mein Bruder ist schon eingezogen, ich packe erst morgen alles zu Ende. Das ist eins der Gründe wieso es bei mir in letzter Zeit so hektisch zugeht. Der andere Grund ist die Hochzeit, so viel zu planen, und wir haben immer noch keinen festen Datum ausgemacht! Wir können uns einfach nicht entscheiden. Entweder steht bei ihm was wichtiges an, oder bei mir. Aber das Leben ist nie langweilig!" - verzog sie das Gesicht zu einem Halblächeln, denn obwohl sich das alles sehr lustig angehört hatte, war es mehr Stress als Spaß. "Noch dazu arbeite ich. Ich bin Curatrix der Bibliotheca in der Schola Atheniensis. Wenn dir das Weben keinen Spaß mehr bereitet, könnte ich dir einige Kurse empfehlen die du besuchen könntest!"


    Und da war wieder das Strahlen in ihrem Gesicht. Was sie noch mehr mochte als die Pferde war ihre Arbeit. Von Rollen und Tafeln umgeben zu sein, die laute Geschichten, Märchen und historische Texte verbargen war für sie wie ein Geschenk der Götter an sie.

    "Was, so schnell? Aber warte doch auf mich!!!!" - rief sie Calvena hinterher. Vergeblich, denn sie spazierte schon gerade Wegs auf die kleine Gruppe zu.


    Ihr blieb nichts anderes übrig als sie zu folgen. Sie hatten ähnliche Figuren, und in zehn - fünfzehn Schritten Entfernung konnte sie sich genau ihn ihren Schatten stellen. Sobald Calvena die Männer ansprach, bremste sie ihre Schritte ein wenig, und wurde langsamer.


    Es war ja klar gewesen, dass wenn Calvena sich ihnen näherte, sie ab dem ersten Moment an nur Augen für Valerian hätte. Aber das lenkte auch die Aufmerksamkeit aller anderen auf sich gezogen so konnte sie sich der Truppe unbemerkt nähern.


    "Der wirkliche Grund für den Besuch bin eigentlich ich..." - sprach sie und trat hinter Calvena hervor. "Ich hoffe wir stören euch nicht wirklich..."


    Sie sah Centho liebevoll an, und lächelte verlegen. Sie konnte nicht mal blinzeln, sah ihm nur wortlos in die Augen. Wenn er jetzt wüsste, was ihr alles im Kopf durch geht. Sie schaute auf seine verletzte Schulter und Sorge war in ihren Augen zu sehen.


    Der arme Saturninus. Beide Frauen hatten nur Augen für ihre Liebsten, und er stand da ganz alleine da. Na ja, wie mans nimmt. Sabina war ja auch noch da...

    "Gut, dann haben wir wirklich Zeit. Spätestens wenn es schon dunkel wird gehe ich dann hoch." - zwinkerte sie der jungen Iulierin zu. Dann würde es ja eine ganze Weile dauern. Centho machte Abrechnungen sehr gerne, aber Serapio konnte manchmal eine echte Nervensäge sein. Sie würde denen noch eine halbe Stunde oder so rum geben.


    "Das freut mich aber zu hören. Wie schade dass du zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Casa warst. Es war wirklich grandios. Mit allem hätte ich gerechnet, nur mit einer Überraschungsfeier nicht. Meine Freundin hat es ganz geschickt eingefädelt. Ich stelle sie dir das nächste mal gerne vor, dann kennst du noch jemanden in Rom!" - machte sie den Vorschlag. Es konnte nie schaden viele Bekannte zu haben. Musa war auch eine nette Person, sie würde sicher schnell Freunde finden.


    "Ich hoffe ich störe dich auch nicht bei deiner Arbeit am Webstuhl. Ich wünschte ich hätte wieder Zeit für so was, als Kind hab ich oft bei meiner Mutter gesessen, als sie webte. Ich selber habe aber leider nicht immer die Geduld dazu... Ich mag es, aber ich bin sehr ungeduldig und lebhaft. Für mich kommen also Tätigkeiten mit viel Bewegung in Frage. Ich liebe es aus zu reiten! Kannst du auch reiten?"


    Oh da hast du es, gut gemacht Calliphana, mitten ins Schwarze. Zwar konnte sie das nicht wissen, dennoch fühlte sie sich schlecht darüber, dass sie danach gefragt hatte.


    "Es... es tut mir Leid, was mit deiner Familie passiert ist." - sprach sie voller Verständnis und Mitleid mit ihr wegen ihres Verlustes. Sie wusste ja nur all zu gut, wie das Gefühl ist, jemanden zu verlieren. "Meine Familie ist bis auf einen Bruder von mir auch Verstorben. Meine Schwester und mein anderer Bruder sind in einem Brandfall ums Leben gekommen, da war ich noch drei. Und erst vor kurzem habe ich meinen anderen Bruder wieder bekommen, der seit damals verschollen war. Ich habe von seiner Existenz bisher nichts gewusst! Mein Vater starb vor 3 Jahren, und meine Mutter letzten Monat. Ich vermisse sie alle so sehr...."


    Nun wurde auch ihr Blick für einen kurzen Moment sehr finster, und sie riss sich zusammen, um Musa nicht in eine noch traurigere Stimmung zu versetzen.


    "Ja ich kenne ihn, er ist sehr nett, aber er wohnt doch in Misenum wenn ich mich recht erinnere... Oder?"

    Sie errötete leicht bei den Glückwünschen, sie war es noch nicht gewohnt verlobt zu sein, aber es war jeden Tag ein wundervoller Gedanke auf zu wachen und daran zu denken, dass sie bald neben ihrem Liebsten aufwachen würde und sie ihn nicht mehr so missen muss, weil sie beide so viel zu tun haben.


    "Danke dir. Gesprächsthema? Ich?"


    Sie wirkte sehr überrascht darüber, und sie fing an sich Gedanken darüber zu machen, welche Worte gefallen sind.


    "Centho kann ein bisschen warten, ich bin sowieso zu früh dran. Und so wie ich den alten Serapio kenne, sind sie mit den Abrechnungen immer noch nicht fertig. Oder hast du ihn schon herunter kommen sehen?"


    Musa wirkte sehr nett, Calli wollte auch nicht unhöflich sein. Und in dieser großen Stadt war es wirklich nicht einfach gemütlich und entspannt sich zu unterhalten bei dem Trubel welches sie umgab. Sie nahm also dankend auf dem Schemel Platz und legte ihre Tasche neben sich auf den Boden. Sie lehnte sich zu Musa rüber und fragte eher scherzhaft nach dem Grund.


    "Und was sagen sie so? Ich hoffe nichts schlimmes!" - flüsterte sie mit einem schelmischem Lächeln.


    "Wie schön, sind deine Eltern auch hier? Ich würde sie auch gerne kennen lernen. Hast du auch Geschwister?"


    Ohne zu wissen, dass sie gerade ganz tief ins Fettnäpfchen getreten ist, stellte sie haufenweise Fragen an die neue Einwohnerin der Casa.

    Calliphana fühlte sich dennoch ein wenig mies, trotz der aufmunternden Worte Calvenas und schwieg eine Weile. Sie würde nachher die Gelegenheit finden sich bei Sabina zu entschuldigen. Aber vorerst mal diese Mission überleben.


    "Du hast recht. Ehe sie deinem Onkel Sedulus eine Sorge bereitende Nachricht zukommen lassen, sollten wir unser Versteck lieber Preis geben. Aber was machen wir? Einfach hervortreten und nett lächeln und sagen, Huhu, hier sind wir doch?!"


    Calliphana schüttelte den Kopf. Es musste doch einen besseren Weg geben. Calliphana sah sich im Garten nochmal um. Einen anderen Weg schien es aber nicht zu geben. Dort wo sie standen war ja die letzte Reihe von Säulen, davor gab es ja nur kleine Büsche. Sie konnten sich ja schlecht so klein machen dass sie dahinter passten. Calli schluckte groß, und sah keinen anderen Ausweg.


    "Ich befürchte, wir haben keine andere Möglichkeit. Wollen wir dann?"


    Sie streckte ihre Hand zu Calvena aus und ihre Knie fingen an zu zittern. Sie bekam jetzt irgendwie doch noch kalte Füße und wollte am liebsten weg rennen. Aber doch nicht. Sie haben es sich ja selber so gestaltet also mussten sie auch bis zum bitteren Ende durchhalten. Voller vertrauen blickte sie ihre Freundin an.

    Also war sie auch eine Iulia... Als würden die Verwandten von Centho nur so wie Regen vom Himmel fallen. Erst bei der Feier neulich hat sie gleich vier oder fünf bisher unbekannte Mitglieder der Familie kennen gelernt.


    "Ich bin die Verlobte von Iulius Centho. Wir haben uns erst vor zwei Wochen verlobt."


    Sofort als sie dies sagte wanderten ihre Tagträume kurz zurück zu diesem Ereignis. Es war in diesem Haus. Sie erinnerte sich an jedes kleine Detail, als wäre es erst vor fünf Minuten gewesen. Wie Centhos Stimme einen ernsten Ton annahm und sie bat seine Frau zu werden.


    Nach diesem kurzen Abstecher in die Vergangenheit war sie schon wieder bei der jungen Frau.


    "Es ist schön zu wissen, dass wenn ich zu dieser Familie gehöre, ich nicht die einzige weibliche Person in diesem Haus sein werde. Ehrlich gesagt, das habe ich schon befürchtet, denn die Verwandtschaft die mir bisher vorgestellt wurde bestand nur aus Männern. Wie beruhigend, dass hier auch weibliche Familienmitglieder wohnen!" - fuhr sie das Gespräch fort.


    "Bleibst du länger oder bist du auf der Durchreise?"

    Calliphana war auf dem Weg zu Centhos Cubiculum, denn sie mussten einige Details wegen der Hochzeit besprechen. Es war noch so viel zu tun! Kaum einige Tage vorher haben sie noch fröhlich geplaudert und eine Feier zu ihrer Verlobung gehalten, aber nun war schon der Alltagstrott wieder in ihr Leben getreten.


    Ihre Tage verliefen seitdem folgendermaßen : aufstehen, sich anziehen, ins Officium zu hetzen - sie war berühmt dafür dass sie immer zu spät losgegangen ist -, Schreibkram erledigen, nach der Arbeit die Hochzeit planen...


    "Wann hört das denn endlich auf mit der Planerei?!" - fragte sie sich selbst als sie durch die Gänge irrte. Das Haus war groß genug um sich zu verlaufen wenn man nicht aufpasste. Genau wie dieses Mal auch.


    Sie kam auch am Atrium vorbei, obwohl sie den Hinterausgang genommen hatte. Da saß gerade eine junge Frau am Webstuhl und sah eher gelangweilt als erfreut darüber aus, dass sie dieser Tätigkeit nachging. Wie ihr schien saß ein Sklave neben ihr und las ihr vor. Ovid... Sie hat es sofort erkannt. Schließlich arbeitete sie in der Bibliotheka der Schola Atheniensis, als Curatrix musste man sowas erst recht kennen!


    Wer könnte denn diese Frau denn sein? Etwa ein weiterer Verwandter Centhos? Wie viele Verwandte hat denn der Mann noch?! Als er hier einzog war er ganz alleine und nun siehe da, er könnte eine Armee aus den vielen Iuliern aufstellen. Sie beschloss Centho eine Weile warten zu lassen und wenigstens den Namen der Frau heraus zu finden.


    Langsamen Schrittes ging sie auf die beiden zu, sie wollte sie ja nicht erschrecken oder überrumpeln.


    "Salve, mein Name ist Furia Calliphana, ich habe dich hier noch nicht gesehen. Gehörst du auch zu der Familie?" - lächelte sie die Fremde freundlich an.

    Phocylides brachte Calliphana zur Tür rein, nachdem er sie aus ihrem Officium auf Wunsch von Centho abgeholt hatte. Es gab ein gemeinsames Abendessen in der Casa, hauptsächlich für die Familie selbst, aber da sie ja auch bald dazu gehörte, war sie ebenfalls dazu eingeladen.


    Sie stellte ihre Tasche wie üblich auf den Stuhl neben dem Eingang, und ihre Gesichtszüge entspannten sich, als die Wärme sie im Gesicht berührte, wie eine leichte Sommerbrise. Draußen war es bitter kalt, seit 3 Jahren war es ihr nicht so kalt gewesen. Und dazu auch noch dieser eisiger Wind! Als hätten tausende von Messern aus Eis ihre Wangen gestochen.


    "Oh ihr Götter ich danke euch für diese Wärme!"


    Sie wurde direkt ins Triclinium geführt wo schon ihr Liebster, Antoninus, Saturninus und Proximus sich unterhielten.


    "Salve euch allen, ich hoffe ich habe mich nicht all zu sehr verspätet! Wie geht es euch?"


    Sie trat an Centho heran, setzte sich neben ihn und griff nach seiner Hand während sie ihn ununterbrochen anlächelte.


    "Salve meo Carissime!" - flüsterte sie kaum hörbar, nur er konnte sie jetzt verstehen. Ihre Lippen bewegten sich kaum als sie diese lieblichen Worte sprach.