Beiträge von Pasiphaë

    Mit Erleichterung signalisierte ich das Nicken des Cleonymus. Nicht, dass ich mir ernsthaft Sorgen gemacht hätte, dass ich die ephebia nicht noch einmal hätte versuchen dürfen, aber so ein bisschen unruhig war ich doch gewesen. Nun, es hatte sich als unbedgründet herausgestellt und was noch schöner war, ich war anscheinend nicht die einzige junge Dame, die sich an die ephebia wagen wollte.


    "Es freut mich, zu hören, dass ich die ephebia so schnell beginnen kann." Gleich morgen früh war zumindest sehr zeitnah. "Und dass ich nicht die einzige Frau sein werde." fügte ich hinzu. Konnte sein, dass ich mich irrte, aber ich glaubte, dass es die Frau war, die Cleonymus kurz zuvor einen Besuch abgestattet hatte.
    "Ansonsten gibt es keine Probleme oder Fragen. Danke." schloss ich das Gespräch.

    Unglaublich! Er erinnerte sich an mich. Ich muss zugeben, dass ich in diesem Moment ehrlich überrascht war. Ich selbst konnte eigentlich, in den meisten Fällen, recht gut Gesichter und Namen behalten, aber es erstaunte mich dann doch immer wieder, wenn ich anderen begegnete, denen es ebenso erging.


    "Khaire, Cleonymus." grüßte ich den Mann, der mir natürlich ebenso bekannt war. "Wie soll ich sagen? Ich habe die ephebia damals begonnen, du erinnerst dich richtig, aber leider hatte ich sie nicht zu Ende gebracht." Warum, wusste ich nicht mehr so genau. Es war auch so lange her. "Doch nun" fuhr ich fort "möchte ich Begonnenes gern zu Ende bringen bzw. einen Neuanfang wagen."


    Eine Zeit lang hatte ich überlegt, aus Alexandria fortzugehen, in eine andere Stadt zu ziehen oder gleich ganz weit weg, nach Rom oder so. Doch Rom kannte ich auch nur vom Hörensagen und nach einer Weile kam mir der Gedanke, dass es als Neuling in einer fremden Stadt, in der man niemanden kannte, sicher auch nicht leichter war, als hier.

    Ich hatte noch nicht lange gesessen, doch lange genug, um in Tagträumen zu versinken. Hach, wie herrlich waren die doch. Sie verkürzten jede Wartezeit und ließen manch einmal sogar ein verträumtes Lächeln auf den eigenen Lippen aufblitzen, obgleich alles, was in Gedanken geschah eben nur in Gedanken geschah. Schade eigentlich, dachte ich dann manches Mal, wenn ich daraus "erwachte". Es waren eben doch nur Träume.


    Aber nun war Zeit für die Realität. Anscheinend hatte der gymnasiarchos nun Zeit für mich und ich wollte seine Kapazitäten nicht mit einem Bummeln meinerseits ausreizen.
    Beim Erheben fiel mir ein, dass ich jemanden hatte vorbeihuschen sehen. Eine junge Frau und vermutlich die, die vor mir im Büro des gymnasiarchos war. Doch sie war schon entschwunden und so erbot sich mir keine Möglichkeit mehr, einen genaueren Blick auf sie zu werfen. "Danke." sagte ich zu Pryphios, als er mir mitteilte, dass ich nun eintreten konnte und trat gleich darauf durch die mir zugewiesene Tür.

    Täuschte ich mich oder sah der Schreiber des gymnasiarchos ob meines Anliegens irgendwie enttäuscht aus? Natürlich hatte ich die Enttäuschung nicht direkt aus seinem Gesicht lesen können, aber irgendetwas sagte mir .... doch sicher irrte ich mich.
    Freundlich war er immerhin, daran gab es nun gar nichts auszusetzen. "Danke." sagte ich zu ihm, als er auf einen Sessel wies und setzte mich und wartete.

    Von den Gedanken des Pryphios nichts ahnend und somit auch nicht wissend, dass ich ihn enttäuschen würde, trat ich durch die Tür, die mir geöffnet wurde. Natürlich war ich nicht aus dem Antrieb gekommen, mir einen Ehemann zu suchen, schließlich hatte ich meine große Liebe bereits gefunden, wo auch immer sie sich gerade herumtrieb. Nein, mein Ansinnen war ein anderes.


    "Khaire." grüßte ich so, ganz freundlich, den Mann, der mir geöffnet hatte. Hatte ich ihn bereits gesehen? fragte ich mich nach diesem ersten Wort. Schließlich hatte ich dem alexandrinischen gymnasion bereits vor einiger Zeit einen Besuch abgestattet, aber damals war Nikolaos Kerykes gymnasiarchos, wenn ich mich recht erinnerte und außerdem war es nie sicher, ob die Angestellten der Amtsinhaber nicht einfach auch so manchmal wechselten. Um nichts falsch zu machen, stellte ich mich einfach vollständig vor.
    "Mein Name ist Pasiphaë." erzählte ich weiter. "Ich bin vor bereits einiger Zeit nach Alexandria gekommen, hatte vor nicht ganz so langer Zeit mit der ephebia begonnen, sie aber nicht zu Ende geführt und nun bin ich gekommen, weil ich einen Neuanfang wagen möchte."

    Ich kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie direkt vor meinen Augen eine junge Frau das Büro des gymnasiarchos betrat, das auch mein Ziel war. Wäre ich nur eine Minute, ach was sage ich, eine halbe eher gekommen, dann hätte ich vielleicht zusammen mit ihr Einlass finden können, aber so ließ es sich wohl nicht mehr ändern. Schnell noch hinterherstürmen könnte ich wohl kaum.
    Deshalb beschränkte ich mich darauf, an der Tür zu klopfen und geduldig zu warten, bis mir geöffnet wurde.

    Ich habe vor einiger Zeit schon einmal damit angefangen, die ephebia auszuspielen, aber aus irgendwelchen Gründen wurde das nie zu Ende gebracht.
    Aus diesem Grund würde ich noch einmal von vorn beginnen und werd mich mal in die Wartschlange vor Cleonymus Büro einreihen, dann ist Sergia Plotina auch nicht so allein. :D

    Hallo, das RL hat mich gerade fest im Griff, deshalb ist Pasiphaë wohl in den Desideratus-Zustand entschwunden.
    Ich bitte darum, sie wieder freizuschalten.


    Danke.

    Nun war es also soweit. Diese Geste war so unmissverständlich, dass selbst ich mir nicht mehr einreden konnte, dass ich mir alles nur einbildete. Nicht dass ich Timos nicht als Filou in Erinnerung gehabt hätte, aber so würde er sich nicht verhalten, wenn es ihm nicht tatsächlich ernst wäre.


    Wie soll ich beschreiben, was ich in diesem Moment empfand?
    Ich fühlte Timos Lippen auf meinen und war im ersten Moment starr vor seiner plötzlichen Impulsivität. Es war nicht der erste Kuss und doch ein ganz spezieller, denn dieses Mal stand ein Versprechen hinter der Berührung. Ich schloss die Augen und genoss. Ja, es war gut und es fühlte sich richtig an. Plötzlich wurde mir klar, dass ich schon auf dem Schiff nach Alexandria gehofft hatte, dass genau das geschehen würde, was in diesem Augenblick tatsächlich geschah.
    Als kleines Mädchen hätte ich gekichert und die Realität nicht wahrhaben können, doch nun fühlte ich mich ihm so nah und nahm die Umgebung so deutlich wahr, dass ich erkennen musste, dass alles nicht nur Einbildung, sondern Wahrheit war.


    "Timos." sagte ich, als er von mir abließ und ich in seine erwartungsvollen Augen sah. "Ich will Deine Frau werden, von Herzen gern. Tief in mir drin wollte ich es schon die ganze Zeit."

    Ich war keine Kennerin der menschlichen Psyche im Speziellen und auch konnte ich nicht so gut in Menschen hineinsehen, dass ich all ihre unterschwellig ablaufenden Gefühlsregungen, die manchmal, ganz schwach, in kleinen Zeichen, an die Oberfläche drangen, verstand. Aber eines wusste ich: Timos war aufgeregt!


    Ich fing gerade an, mich zu wundern, was ihn wohl in diese plötzliche Rastlosigkeit versetzt haben mochte, wo der Tag doch so schön war und die Umgebung so ruhig. Dass es mit mir zu tun haben konnte, darauf freilich kam ich nicht, denn zwar wusste ich und hoffte, dass der Bantotake mich sehr mochte, jedoch nicht, dass seine schon seit Jahren unveränderten Gefühle nun ihren Höhepunkt finden sollten.
    Also stand ich da, ans Geländer gelehnt und sah ihn ganz ruhig an. Innerlich aber hielten mich meine Gedanken beschäftigt. Was wollte er sagen? fragte ich mich und fing an, zu rätseln.
    Musste er weg, aus Alexandria, geschäftlich? Würden wir uns lange Zeit nicht sehen? Konnte ich doch nicht weiter im Hause seiner Familie wohnen? Oder bewarb er sich am Ende um ein neues Amt, wollte er seine politische Karriere vorantreiben, sich ein Schiff kaufen?
    So stand ich da, überlegte und aß noch ein paar Weintrauben, um überhaupt etwas Sinnvolles zu tun.


    Ich hatte mich gerade gesetzt, als Timos mir seine Hände reichte und mich zum Aufstehen aufforderte. Ich kam der Geste nur gern nach, erhob mich und schenkte ihm meine volle Aufmerksamkeit.
    Wenn ich es richtig einschätzte, würde er mir wohl sagen, was ihn so beschäftigte und ich war schon gespannt, worum es nun eigentlich ging.
    Ich wartete also, geduldig und dann platze es förmlich aus ihm heraus.


    Er will mich heiraten! Mich! dachte ich, stand wie vom Donner gerührt da und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

    Es freute mich, zu hören, dass Timos offensichtlich bemerkt hatte, dass mein Lob über sein Haus tatsächlich von Herzen kam und nicht nur eine dieser leeren Floskeln war, die man so zu sagen pflegte, wenn man nette Belanglosigkeiten austauschte. Er verstand mich eben oder zumindest hoffte ich das.


    "Den Gestank bin ich von Memphis gewöhnt." sagte ich. "Ich glaube, meine Nase hat schon viel Widerliches wahrgenommen. Also musste du dir keine Sorgen machen, dass ich dir im nächsten Sommer davonlaufe." fügte ich scherzend hinzu.
    Ich nahm von dem Wein, den er mir anbot. Er schmeckte köstlich. Rein und gut und ich glaubte, dass es nicht allein am Wein, sondern vor allem an der Gesellschaft, in der ich mich befand, lag und am Ort, es war wirklich schön hier. Timos hatte Recht, wenn er sagte, dass dies ein guter Ort zum Entspannen sei.


    Wir saßen eine Weile so beieinander, redeten, doch plötzlich fühlte ich, dass mein Freund nervös wurde. Es war nur ein leichter Anflug von Unruhe. Doch ich nahm sie wahr, denn er leerte sein Glas nun härter, wie von einer Willenskraft getrieben, die noch keine Worte fand.
    Ruhig saß ich da und beobachtete ihn, dann wieder die Umgebung, dann wieder ihn und wartete auf das, was kommen mochte.


    Ich mochte seine letzten Worte noch nicht kommentieren. Die Anspielung war so deutlich. Die Leere, von der er sprach. Natürlich hatte ich verstanden, aber was sollte ich sagen? Ich hoffte zwar, ja, aber töricht wollte ich am Ende doch nicht sein.

    Er schien etwas ungeduldig, der Mann vor mir, der mir schon die ganze Zeit nur knappe Fragen stellte, vielleicht aber war er auch nur der Bewerbungen lästig. Wer weiß, wie viele hier täglich hereinspazierten, um eine Anstellung zu erlangen.


    Gedanklich zuckte ich mit den Schultern und harrte der Dinge, die nun kommen mochten.
    Da ging plötzlich die Tür auf und ein Mann trat heraus, den ich grüßte, sobald er mir vorgestellt worden war.

    "Ich komme aus Memphis." antwortete ich dem Fragensteller frei heraus. "Mein Vater war ein Kaufmann, meine Mutter hütete das Haus für ihn. Sie haben mir etwas Geld hinterlassen und mich Loyalität und Zuverlässigkeit gelehrt, bevor sie von mir gingen." fügte ich hinzu.

    Zitat

    Original von Thimótheos Bantotakis
    "Oh doch, in Memphis gab es eine solche Person ebenfalls. Jemanden, dessen Schönheit die willensstärksten Männer zu bezaubern vermag. Jemanden, der mit seinem Scharfsinn selbst die weisesten Herren auszustechen imstande ist. Jemanden, der in diesem Moment unter uns ist."[/color] Er sah Pasiphaë vielsagend an und zeigte auf sie, ohne jedoch einen weiteren Kommentar abzugeben. Sie würde schon wissen, was er meinte.


    Mit einem Verschwörerlächeln auf den Lippen beugte ich mich in seine Richtung. Jedoch nur soweit wie es der Anstand während einer öffentlichen Veranstaltung zuließ. "Du meinst also." wisperte ich. "Lycidas hat einen Zwillingsbruder in Memphis, der jetzt gerade im Publikum sitzt?"
    Grinsend und mit einem lebhaften Funkeln in den Augen setzte ich mich wieder gerade.
    Auf seine Bemerkung mit der Verabredung jedoch ging ich nicht ein. Unnötig, hier zu erwähnen, dass ich an solchen halben Sachen kein Interesse hatte und unnötig, Timos zu sagen, dass nur er mein Interesse zu wecken im Stande war. Das wusste er sowieso. Da war ich mir sicher.

    Ich musste lachen, als er das sagte. Aber es war ein aufrichtiges, nicht verhöhnendes Lachen. Eines, das seiner Vermutung recht gab. Ich hatte tatsächlich Freude an seiner Gesellschaft. Wie auch hätte ich dem grammateos sonst mit einer solchen Mischung aus Vorfreude und Grübelei hierher folgen können?


    "Ich habe mich sehr gut eingelebt, ja." sagte ich, als er das Gespräch wieder aufnahm. "Besser, als ich erwartete hatte. Denn nach einem ganzen Leben in Memphis hätte ich nicht erwartet, dass ich mich so schnell mit einer neuen Stadt arrangieren könnte." Ich hielt einige Sekunden inne und schaute auf die Umgebung. "Es ist sogar mehr, als nur ein Arrangement." fügte ich nach der kurzen Pause hinzu. "Es gefällt mir wirklich gut hier und es war eine große Freude und gänzlich unerwartet für mich, dass man mich in deinem Hause so nett aufgenommen hat." Tatsächlich hatte ich damit gerechnet, dass ich weit abgeschlagen in einem der billigeren Viertel hätte hausen müssen. Jetzt, wo ich auf mich allein gestellt war und ich hatte mich vor meiner Ankunft schon so an den Gedanken gewöhnt, dass ich regelrecht erstaunt war, als es doch anders kam. "Dein Haus gefällt mir auch gut. Ich habe noch nicht alles gesehen, aber was ich bisher entdeckte, hat mein Wohlgefallen errungen. Es ist ein hübscher Anblick und es lässt sich gut darin leben. Wirklich, du hast dir ein schönes Heim errichten lassen."

    "Welch gelungene Überraschung." sagte ich, als Timos mich in die Arme schloss und ich nah genug war, um die kleine Festlichkeit zu betrachten, die er da errichtet hatte. "Vor einigen Minuten noch ging es mir gut." antwortete ich und grinste schelmisch. "Und nun geht es mir blendend." Ich zeigte noch einmal dieses strahlende Lachen, mit dem ich ihm gegenübergetreten war.


    "Ist das alles nur für uns?" fragte ich und sah mich um. "Es ist so ruhig hier, so abgeschieden und so schön." fügte ich hinzu. "Es wäre mir eine Freude, hier etwas Zeit mir dir zu verbringen."
    Zufrieden lauschte ich dem Gesang eines Vogels und ließ mich zu einem der Korbsessel geleiten. Er war gemütlich, ausgepolstert, und bescherte mir das wunderbare Gefühl eines haargenau zum Ambiente der Umgebung passenden Komforts.
    Ich wartete, bis auch Timos sich niedergelassen hatte und schaute ihm mit einer Mischung aus Vertrauen und Neugierde in die Augen.

    Der Mann vor mir war also auch Schreiber, stellte ich fest und hoffte, dass er mich nicht als Konkurrentin ansehen würde. Doch diese Sorgen kamen gar nicht auf, denn unfreundlich wirkte er nicht. Höchstens ein wenig skeptisch, aber diesen Blick hatte ich schon öfters gesehen und verband damit nichts Übles, lediglich Vorsicht.


    "Ich bin beider Sprachen mächtig." antwortete ich. "Griechisch und Latein kann ich lesen und schreiben."