Ein lautes Klatschen war zu hören als Valas linke Hand mit Wucht gegen die eigene Stirn knallte, weil das schmerzverzerrte Gesicht und das entnervte Stöhnen nicht mehr ausreichte um die Dummheit des decimischen Konsuls zu ertragen. Nein, das war einfach zuviel... der Konsul ließ offensichtlich alle Zurückhaltung fahren und gefiel sich in den letzten Wochen seiner Amtszeit als quengelndes Kleinkind, pubertärer Rebell und altersstarrer Rentner zugleich.
Ernsthafte stellte sich ihm nun die Frage, ob es überhaupt Sinn machte sich auf diese Farce einzulassen, immerhin konnte man die Chance gen Null einschätzen, den Decimus aus seiner eigenen Welt zu befreien, in welcher er selbst ohne jeden Tadel war und einfach alle anderen waren, die ihn mit unsäglicher Ungerechtigkeit bedachten.
Hier, in dieser Form allerdings bestand eine viel größere Gefahr... andere, die weniger Erfahrung mit diesem zentnerschweren Riesenbaby hatte, konnten tatsächlich Gefahr laufen ihn ernst zu nehmen. Der Schaden für das Allgemeinwesen konnte immens sein... und das zwang ihn förmlich zur Handlung.
So erhob Vala sich in der festen Absicht, dass der Decimus das einzige Opfer seines wirren Selbst bleiben sollte: "Flavius, ich will dir nicht den Schmerz zuteil werden lassen bei deiner ersten Rede zwischen die Fronten eines offensichtlich gerade losgetretenen Krieges zu geraten, für welchen du nichts kannst und von dem du auch nichts weißt. Und doch muss, durch die Äußerungen des Decimus provoziert, zu eben jenen Stellung bezogen werden... weil man sie nicht auf keinen Fall so stehen lassen darf. Du kannst dich folglich einen Moment lang zurücklehnen, denn hier geht es nicht um dich... meine Unterstützung hast du nicht, aus Gründen die ich dir bereits genannt habe... und die des Decimus bekommst du, weil der Decimus so ziemlich alles unterstützt was ihm den Gefallen tut ihn toll und wichtig zu finden."
Mit diesen Worten wandte Vala sich vom Flavius ab und dem Decimus zu, wobei er bei seinen folgenden Worten sicher ging, dass er auch im letzten Winkel des Senats (und des Reichs) gehört wurde: "Decimus, du hast in deiner Amtszeit und der Zeit davor kaum eine Gelegenheit ausgelassen zu beweisen, dass du entweder überfordert von oder desinteressiert an den Veränderungen bist, die sich im Reich seit deinen Anfangstagen zugetragen haben. Ich will garnicht leugnen, dass es viele Menschen gibt die ähnlich denken... die glauben, sie hätten früher ein besseres Leben... ein einfacheres Leben im Reich gehabt, eins das mehr Spaß gemacht hat. Ich kann sogar nachvollziehen, warum das so ist. Nachdem was ich über die Zeit weiß, mag die heutige Zeit wirklich unübersichtlicher, komplizierter und viel anspruchsvoller wirken.
Die Veränderungen haben einen einfachen Grund: wir gewinnen stets an Kenntnissen über uns selbst, über das Reich und unsere Geschichte. Dass diese hier nicht einfach ignoriert, sondern eingebracht werden um uns unserer Art entsprechend näher an den vergessenen und vernachlässigten Traditionen Roms zu orientieren und das Leben im Reich dadurch zu bereichnern.
Dass dies allerdings den einen oder anderen zu überfahren scheint, sich frustriert von diesen Entwicklungen abwenden lässt und ihn den Anschluss verlieren lässt ist kein Problem dem gegenüber ich meine Augen verschließen möchte, und ich bin mir sicher dass es all den anderen, die zu dieser Entwicklung beitragen ebenso wenig egal ist.. egal sein kann.
Das, was man uns zurecht vorwerfen kann ist, dass wir Veränderungen und Rückbesinnungen herbeigeführt haben ohne dafür Sorge zu tragen den Großteil der Bevölkerung mitzunehmen. Unsere Anliegen verständlich zu machen und für diese zu begeistern... oder auch nur deutlich zu machen wie man mit diesen Veränderungen umgeht.
Es macht mich durchaus nachdenklich und lässt mich überlegen, eben dies in den nächsten Wochen verstärkt in Angriff zu nehmen, eben weil wir und Rom nur ein Interesse daran haben kann für ALLE die gleichen verständlichen Voraussetzungen zu gestalten an denen man sich ohne weiteres orientieren und mit denen man arbeiten kann.
Denn, und das werde ich nicht müde zu betonen: es geht bei diesen Veränderungen NICHT darum einzelne über andere zu erheben.. es geht um die Bereicherung unseres Lebens im römischen Reich. Es geht NICHT darum alles komplizierter zu machen als nötig, und es geht NICHT darum nur hochgebildete Gelehrte an die Spitze des Reichs gelangen zu lassen und alle anderen als drittklassige Bewohner abzutun. Aber geht EBENSO WENIG darum die Laufbahnen für alles und jeden zu öffnen der es nur versteht drei sinnvolle Wörter aneinander zu reihen. Die Cursu Honorum sind Laufbahnen für die Elite und man muss sich einiges aneignen und noch viel mehr leisten um sie erfolgreich zu absolvieren. Ohne jede Frage... und mein ureigenes Anliegen ist es, FÜR ALLE DIE GLEICHEN Möglichkeiten zu schaffen... aber eben auch die gleichen Anforderungen.
Ich bin sicherlich nicht das Maß aller Dinge... aber ich weiß über viele, aber längst nicht über alle Dinge gut genug bescheid. Ich verurteile sicherlich niemanden, der das nicht tut... ich weise nur auf die gleichen Voraussetzungen für alle, auf welche ich aber BEDINGUNGSLOS bestehe!
Und dies kann ich nur allen sagen: diese Voraussetzungen sind alles andere als schwer zu erfüllen.
Ich verurteile niemanden... außer einen alten Mann, der sich bockig wie ein kleines Kind weigert einzusehen, dass die Bedeutung, die er sich selbst zuschreibt sich leider nicht mit der Realität deckt. Ich verurteile einen alten Mann, der die Veränderungen der letzten Jahre mit Verachtung bedenkt und unfähig zur Selbstkritik und Selbstveränderung einfach auf den Verhaltensweisen beharrt, die ihn zu seinen Anfangszeiten groß gemacht haben. Ich verurteile eine alten Mann, dessen größte Triebkraft die Befriedigung seines eigenen Egos ist... und der nicht im geringsten die Fähigkeit zeigt Niederlagen und Rückschläge wie ein erwachsener Mensch zu verkraften und zu reflektieren. Ich verurteile einen alten Mann, der stattdessen bockt wie ein kleines Kind und mit Händen und Füßen um sich tritt nur um sich durch einen noch so kleinen Treffer einreden zu können, er hätte sich gerächt. Ich verurteile einen Mann, der sich durch all diese Punkte vollkommen disqualifiziert und fern dessen ist, was man einen ernstzunehmenden Erwachsenen nennt.
Ich verurteile dich, Decimus. Mit dem Verhalten, das du in letzter Zeit gezeigt hast, bist du nicht weniger als eine Schande für dein Amt und deine Familia."