Auf dem Forum hatte man eine Art mobile Culina errichtet, wie sie dem jungen Flavius von den Feldküchen bei der Legion waren vertraut, obschon die Dimensionen durchaus differierten, da auf dem Marsche lediglich eine limitierte Personenzahl umfangreichere Rationen genoss, die ein separater Koch mit expandierter Ausrüstung bereitete, während der hiesige Ofen das Korn sämtlicher stulti aufzunehmen hatte und somit einer gewissen Weitläufigkeit bedurfte. Somit war das Equippement einerseits limitierter, da hier lediglich nach uraltem Rezept ein Speltbrot wurde bereit, das der Fornax als Gabe diente, andererseits übertraf seine Größe die mobilen Feldöfen, die mit Rädern waren versehen, beiweitem.
Bereits vor Beginn der Zeremonie hatten fleißige Staatssklaven unter einem Gebet des Quaestor den Ofen entzündet und damit aufgeheizt, um nun endlich das Holz beiseite zu schieben und auf der geglätteten Fläche das Korn auszubreiten. Zuvor bedurfte dieses jedoch der Weihe, wie sie auch bei Opfertieren dem Usus entsprach:
"O Fornax, backende Glut und wärmende Hitze!
Du röstest den Spelt und verleihst ihm Kraft.
Du wandelst den weichen Teig zu kräftigem Brot, unserer notwendigen Nahrung.
Du bewahrst Korn und Brot vor dem Verbrennen.
Du erhältst unsere Öfen, aufdass die Hitze sie nicht breche.
Seit den Tagen des Numa geben die Curiae dir ihre gerechten Gaben zum Dank. Wir weihen dir diesen Spelt, den wir in deinem Heiligtum rösten und backen zu einem Brot, das dir als gerechte Gabe gefalle."
, intonierte der junge Flavius also das Gebet und griff sodann in den Scheffel, um mit beiden Händen das Korn in die geöffnete Ofenhöhle zu streuen. Zischend landete manches von ihm auch hinten, wo die Sklaven die Glut hatten zusammengeschoben, doch die Majorität bildete einen dünnen Teppich von Korn auf dem heißen Stein.
"O Fornax, dein sei das Rösten dieses Korns."
, sprach der Quaestor nun, um sodann bereits wieder beiseite zu treten, sodass die Sklaven das kurz angeröstete Getreide mit geeigneten Schiebern wieder in das vor dem Ofen stehende Behältnis transferieren konnten. Trotz seiner Fehlsicht vermochte Manius Minor zu erkennen, dass die hinteren Körner weitaus dunkler waren geraten, bis zuletzt lediglich schwarz verkohlte Exemplare in den Scheffel fielen und damit jene Bedeutsamkeit jener Obliegenheit der Fornax, das Backgut vor dem Verbrennen zu bewahren, sinnlich erkennbar machten.
Kaum war der Ofen entleert, heizten die Sklaven den Ofen aufs Neue an, während an anderer Stelle eine große Mühle zum Einsatz kam, die innerhalb der Legion weniger gebräuchlich war, da jedes Contubernium sein Korn separat zu mahlen pflegte. Als nächster Schritt erfolgte dann das Anrühren eines simplen Teiges aus Wasser, Mehl und ein wenig Salz, während ein Chor eine Hymne zu Ehren der Fornax intonierte.
Final schließlich reichte man dem Quaestor die flachen Teiglinge, von denen er einen vor dem Ofen in die Höhe hielt, um das eigentliche Opfergebet zu sprechen:
"O Fornax, backende Glut und wärmende Hitze!
Nimm an unsere gerechte Gabe, dieses Brot, bereitet aus den durch deine Hitze gerösteten Spelt!
Röste den Spelt und verleihe ihm Kraft auch im kommenden Jahr!
Wandle den weichen Teig zu kräftigem Brot, unserer notwendigen Nahrung, auch im kommenden Jahr!
Bewahre Korn und Brot vor dem Verbrennen auch im kommenden Jahr!
Erhalte unsere Öfen, aufdass die Hitze sie nicht breche, auch im kommenden Jahr!
Dann werden wir dir gerechte Gaben geben, wie wir sie geben seit den Tagen des Numa."
Ein wenig furchtsam ob der Hitze warf der junge Gracche sodann das Erstlingsbrot in den Ofen und trat zurück. In den Teigbottich zwischen sich griffen nun die Sklaven hinein, formten mit jener Routine, die lediglich professionellen Bäckern zueigen war, kleine Fladen und warfen sie in die Glut, bis der Trog geleert war.
Noch ehe sie geendet hatten verbreitete sich der wohlige Duft frischen Brotes auf dem Forum, der Manius Minors Magen in freudiges Knurren versetzte, obschon ihm bewusst war, dass vor der abendlichen Cena noch der Tanz der Salier war zu bewerkstelligen.