Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~


    Die Wände erbebten vom frenetischen Jubel der Massen. Bis auf den letzten Platz war der Circus angefüllt von Menschen sämtlicher Provenienz, neben Quiriten auch Hellenen, Iberer und Nubier, Ägypter und Germanen sowie zweifelsohne Vertreter jedes Volkes, welches unter dem Joch Roms sich beugte. Bisweilen drangen Fetzen der beschwingten Weisen der Tubicines durch die Front aus skandierten Namen, Sprechchören und animalischen Lauten, welche tausende rhythmisch Kehlen intonierten.


    Seine Nervosität wuchs, seine Muskel kontrahierten, sein Atem beschleunigte sich beinahe bis zum Hyperventilieren. Ein schmaler Lichtstreifen drang durch den schmalen Schlitz oberhalb des Tores und beschien seine Stirn. Noch war die Stunde nicht gekommen, denn während er in der Enge der Box von einem Bein auf das andere trat, wurden auf der anderen Seite des Tores noch Preise in die Menge geschossen, was die Stimmung der Plebs weiter exaltierte. So schwoll immer wieder der Jubel an, wenn die Schleuderer eine neue Kugel aufluden und ihr Geschütz aktivierten, ehe er prompt verstarb, kaum hatte ein Glücklicher das Projektil unter seine Kontrolle gebracht und sich damit die Hoffnung auf fabulöse Präsente gesichert.


    Wohlbekannt waren ihm die Fratzen der Anhänger der diversen Factiones, bestialisch verzerrt von der Gier nach Spektakel und Sensation und parat, sich an seiner Athletik zu ergötzen. Auch er hatte bereits seine Runde durch die Arena gezogen, um sich der Menge wie eine exotische Beute aus fernen Landen zu präsentieren, während vor ihm auf Tafeln seine Vorzüge in roten Lettern auf dem Album angepriesen wurden, hatte sich in vollem Schmuck, sauber gestriegelt und eingerieben von seiner charmantesten Seite präsentiert und damit seinem Rennstall bereits eine günstige Quote für die zahllosen Wettgeschäfte bereitet, die bei derlei Spektakeln abgeschlossen zu werden pflegten. Zweifelsohne würden nicht wenige jener Supporteure auf den Rängen gewaltige Hoffnungen in ihn setzen, hatte mancher seine letzten Sesterzen auf seinen Triumph verwettet, sodass der Ausgang jenes Laufes nicht allein sein eigenes, sondern zahllose Schicksale determinierte.


    All dies hingegen war keineswegs ein kalmierendes Bewusstsein, in welchem er dem Start entgegenzufiebern war genötigt. Zweifelsohne war er aufs Beste präpariert worden für jenen großen Tag, hatte er exerziert, Leib und Geist gestählt und dabei zahllose Runden des Trainings absolviert, stets unter den Augen seiner Trainer Artaxias, Quinctius Rhetor und selbstredend des Dominus Factionis Manius Flavius Gracchus. Sie alle hatten beschieden, dass er parat war für den Ernst des Rennsportes, doch war er niemals zu einem wahrhaftigen Rennen angetreten, ängstigte ihn die Härte der Konkurrenz und die Weite der Distanz, welche im größten Circus des Imperiums zu überwinden war.


    Plötzlich erschollen Fanfaren und das Krakelen der Massen verstummte, was nichts anderes konnte bedeuten, als dass der Editor der Spiele, der Imperator Caesar Augustus höchstselbst, an die Brüstung seiner Loge war getreten, um jenes Tuch zu präsentieren, dessen Auftreffen auf dem Boden den Lauf würde beginnen.
    Also begab er sich in Position, während die Nervosität in ihm einen weiteren Satz machte und nun jede Sehne und Faser seines Körpers aufs Heftigste anspannte gleich einem parthischen Kriegsbogen.


    Und gleich einem Pfeil schoss er davon, als schlagartig die Tore zu Boden katapultiert wurden und den Blick auf die Rennbahn freigaben, von welcher gleichermaßen gleißendes Sonnenlicht und die Anfeuerungsrufe seiner Anhänger auf ihn einströmten, ehe sein Leib inmitten von ihnen sich wiederfand, während er geradlinig auf die erste Gerade zuhielt, wo die Ehrengäste in den vordersten Reihen thronten, um sich am Sport des gemeinen Plebejers zu amüsieren. Nur in den Augenwinkeln vermochte er wahrzunehmen, wer in den Togae praetextae und Stolae steckte, deren farbenfrohe Pracht das Publikum zu einem gewaltigen Flickenteppich verschmelzen ließ, während er in höchster Velozität es passierte.
    Nur den Hauch eines Augenschlages wagte er es, den Blick von seiner Destination zu nehmen und in aller Kürze einen Blick in jene Reihen zu riskieren, wo, wie er trefflich wusste, sämtliche Sodales seiner Factio ihren Platz hatten, begonnen bei Marcus Flavius Romulus über sämtliche Flavii Vespasiani, die Divi Flavii, den getreue Flavius Aristides und den kecken Serenus bis hin zu Flavius Furianus. Und dennoch war es keiner von all jenen vornehmen Herren, den er suchte: Eine Frau war es, von welcher inständig er hoffte, dass sie heute zu seinem Debut war erschienen!
    Doch hatte sein verstohlener Blick sie nicht erspäht, lediglich alte, honorige Patriarchen, blass und ausdruckslos wie ihre Imagines aus dem Atrium, und spröde, gestrenge Matronen mit faltigem Antlitz hatte er erkannt. Sie alle konnten ihm gestohlen bleiben, ja er wollte lieber seinen Lauf vor leeren Rängen absolvieren, als jenen speziellen Gast zu missen!


    Schon nahte das Ende jenes Abschnittes, in welchem realistischerweise sie mochte platziert worden sein, und damit die Kurve, die seine gesamte Appetenz würde in Anspruch nehmen, um die Duelle mit seinen Konkurrenten zu überstehen, welche sich bereits an seine Fersen hatten geheftet. Er musste nun einen weiteren Blick riskieren, selbst wenn dies seine Konzentration würde schmälern und die Distanz zu seinen Feinden eine Handbreit verringern mochte!
    Also blickte er neuerlich nach rechts, sah Diva Flavia Nyreti, Claudia Silana und... da war sie! Sie lächelte und applaudierte voller Stolz!


    ~~~


    Manius Minor erwachte. Noch immer war ihm Claudia Antonias Antlitz klärlich vor Augen, ihre leuchtenden Augen, ihre vornehm blasse Haut, ihr zu einem Lächeln halb geöffneter Mund, welcher ihre strahlenden, ebenmäßigen Zähne präsentierte und geradezu ihm ermunternde Worte wollte zurufen. Und doch verschwand jenes nokturne Trugbild ebenso rasch und unerwartet, wie er es inmitten des Publikums hatte erspäht. An seiner Stelle verblieb nichts als das verschwommene Bild der wohlvertrauten hölzernen Decke seines Cubiculum.


    Mit einem leisen Ächzen richtete der Jüngling sich auf und griff nach dem Wasserbecher, welchen Patrokolos neben seinem Bett hatte präpariert. Zweifelsohne hatte er antizipiert, dass es seinen dürsten würde, sollte er des Nachts erwachen, nachdem er am vergangenen Abend in überaus großer Heiterkeit zu Bett war gegangen. Indessen hatte der junge Flavius beschieden, dass jene Berauschtheit durchaus adäquat war, nachdem an jenem Tage die Wahlresultate waren publiziert worden, welche für ihn überaus positiv waren ausgefallen, sodass er nicht nur mit größter Sekurität die Quaestur hatte errungen, sondern gar einen beinahe doppelt so hohen Anteil der Wähler auf sich vereint hatte wie Manius Maiors bei seiner ersten Wahl.


    Nachdem er seine Lippen benetzt und eine tiefen Schluck genommen hatte, platzierte er den Becher wieder auf dem Tischlein und sank zurück in seine Kissen, um sodann kurz seine Decke zu lüften, da sein Leib von Schweiß benetzt war, als wäre er soeben wahrhaftig bei einem Wettlauf angetreten. Erst als er wieder ein wenig getrocknet und retemperiert war, bedeckte er sich wieder, um seinen Schlaf fortzusetzen.


    Indessen bereiteten die Nachtgespinste ihm durchaus Irritationen: Seit beinahe drei Jahren nun war Claudia Antonia ihm nicht mehr im Traume erschienen, weder in Gestalt jener abhorreszierenden Gestalt, welche als Kind ihn mit größter Regularität hatte heimgesucht, noch in der durchaus realen und adorablen Version, die ihn aus der Düsternis der Unterwelt und der Gewissheit des Tartaros zurück in die Welt der Lebenden hatte gestoßen. Zweifelsohne sehnte er noch immer sich nach ihr und wünschte in der Tat, dass sie nicht lediglich seinem imaginierten Rennen, sondern vielmehr auch seinem Cursus Honorum mit Wohlwollen beiwohnte. Doch war jene Vision wahrhaftig eine neue Botschaft aus dem Jenseits? Wollte seine Mutter ihn ermuntern, jenen Weg fortzusetzen, mit welchem so desperat er aus der Verstrickung der Ira deorum zu retten sich mühte?

    Prompt erweckte der Anblick der marschierenden Soldaten Reminiszenzen an das vergangene Jahr, in welchen nicht nur einmalig Manius Minor eine vollständige Legion hatte aufmarschieren gesehen, was im Gesamtumfang in etwa den hiesig vereinigten Stadteinheiten zu entsprechen schien. Sein Blick haftete indessen an den Tribunen, welche an vorderster Front sich positioniert hatten und damit jenen Platz einnahmen, den er selbst bei der Legio II hatte besetzt. Dort auch erblickte er Stertinius Quartus, dessen mahnende Worte ihm noch in den Ohren klangen, obschon sie sich in seinem Falle augenscheinlich als gegenstandslos hatten erwiesen.


    Dann jedoch ergriff der Princeps das Wort und der junge Flavius war genötigt, auf jene Worte zu lauschen und seine eigenen Gedanken hintan zu stellen. Gräuelich erschien es ihm, dass im vergangenen Jahr hier, inmitten der Urbs, Raub und Mord hatten dominiert, wie es zuletzt während des grässlichen Bürgerkrieges der Fall war gewesen. Obschon seine engste Familie augenscheinlich außerhalb Roms war geweilt, rührte ihn die Erinnerung an die Sitte der Spartiaten insonderheit an, als er bedachte, dass seiner geliebten Mutter es weder vergönnt gewesen war, ihn hinaus zum Kriegsdienst zu entsenden, noch, ihn wieder zurückzuerhalten. Als er indessen in die tristen Mienen der Angehörigen jener Heroen blickte, deren Memoria der Augustus ehrte, tröstete ihn ein wenig der Argwohn, Claudia Antonia hätte niemals ihm gestattet, überhaupt jenes nicht-obligate Tribunat zu ergreifen in der Furcht, seiner verlustig zu gehen.


    Doch war er, konträr zu jenen deplorablen Gefallenen, wohlbehalten zurückgekehrt, nicht auf dem Schilde liegend (obschon er dieser Perspektive nicht nur einmal zumindest mental hatte ins Auge geblickt), sondern selbiges in Händen, respektive seinem Gepäck vorhaltend. Während er mit Worten für Frieden in der Peripherie gesorgt hatte, hatten die Männer der Cohortes Urbanae und Praetoriae mit ihrem Blute Meriten verdient, welche weitaus verdienstvoller waren als jene schnöde Inscriptio, die das Andenken seiner leeren Worte gegen die chattischen Barbaren pflegen würde. Und doch musste sich der junge Flavius fragen, ob nicht auch jener Sklavenaufstand wäre zu verhindern gewesen, hätten die Herren Roms ein wenig milder das Szepter ihrer Herrschaft geschwungen und mehr Acht gegeben auf jene, welche ihnen anvertraut waren.

    Zitat

    Original von Claudia Silana
    Als auch noch ihr Lieblings-Flavius auftauchte, schien für Silana der Tag gerettet. Stets war den beiden etwas dazwischen gekommen, so dass ein sinniges Gespräch nie möglich gewesen war, so denn sie nun sehr froh war, ihn hier zu erblicken. Mit ausgestrecktem Arm winkte sie den Flavii zu. "Hier," schrie sie stürmisch und lächelte in ihrer typischen Art breit. "Salve," grüßte Silana freundlich. "Ach', es freut mich, dass ihr alle hier seid," sagte sie und strahlte Flavius Gracchus Minor an. Doch bevor sie ein Gespräch beginnen konnte, kam wieder etwas dazwischen. Nämlich der Beginn der Veranstaltung. Mist. Silana verfiel eine vermaledeite Stille, denn wieder konnte sie nicht ausführlich kommunizieren. Mit verschränkten Armen blickte sie nun zur Arena.


    Der Jüngling erwiderte das Lächeln der Claudia und platzierte sich ein wenig verschämt an ihrer Seite, ehe bereits der Herold zu schweigen gebot und jedwede Konversation unterbrochen wurde.
    "Die Freude ist ganz auf meiner Seite!"
    , erwiderte er sodann, als endlich die Ministri das Schlachtopfer von der Rennbahn transportierten, als bereits die nächste Attraktion in Form der Pompa circensis sich aus den Boxen ergoss und dem Publikum somit gestattete, endlich die Partizipanten des heutigen Spektakels zu studieren, was aufs Neue die Appetenz des Jünglings von seiner Gesellschaft fort und hin zu den Geschehnissen im Sande der Arena zog.
    "Seht nur, Amasis tritt an!"
    , rief er erfreut auf und erhob sich, als er einen der Lenker als seinen persönlichen Favoriten identifizierte, welcher zu den besten Lenkern Romas zählte. Bereits mehrfach hatte er erwogen, selbst sich in der Factio Russata zu engagieren, selbst als er noch den epikureischen Lehren war gefolgt und somit jedweder professionellen Kongregation höchst kritisch gegenübergestanden war, doch hatte selbiges sich niemals ergeben.
    Ein knappes Studium der übrigen Aurigae offenbarte ihm, dass keiner von ihnen Amasis an Erfahrung gewachsen sein konnte, selbst wenn nicht sämtliche ihm identifikabel erschienen.


    Sodann folgte die Verlosung von Preisen, wofür Manius Minor wieder seinen Platz einnahm, da er doch kaum ein Talent für sportliche Aktivitäten besaß, wie sie auch das Fangen der Kugeln darstellte, und ohnehin eher das Verlangen hegte, die kurze Unterbrechung vor dem Rennen zur Konversation mit Silana zu nutzen.
    "Nun, ich bin überzeugt, dieses Rennen wird-"
    Ehe es ihm vergönnt war, den Satz zu vollenden, traf ihn eines jener Geschosse am Hinterkopf, wohin die Wucht der Schleuder es hatte abprallen lassen, nachdem es in den höheren Reihen augenscheinlich an einer Kante war abgeprallt. Der junge Flavius griff sich instinktiv an das schmerzende Haupt, während Patrokolos bereits behände das Geschoss inspizierte, öffnete und die Kompensation für die leiblichen Unzulänglichkeiten seines Herrn verkündete:
    "Domine, du hast eine Amphore Wein gewonnen!"
    Ein wenig missmutig ob der Disturbation seines Zwiegespräches, des Schmerzens seines Hauptes und der Mäßigkeit der Prämie (so erwartete der Jüngling keinen sonderlich edlen Tropfen von einer dergestalten Tombola) erwiderte er:
    "Nun, ich hätte mir eine solche lieber in anderer Weise erworben!"


    All jene Zwischenfälle verhinderten somit ein eingehendes Gespräch, ehe endlich das Rennen begann. Obschon es nicht dem Naturell des jungen Flavius entsprach, lautstark seiner Elation Ausdruck zu verleihen, fieberte er mit den Gespannen seiner Factio mit und jubilierte zumindest in bescheidenem Maße bei jedem Male, wenn Amasis zum Angriff ansetzte, und zeigte sich empört, als Perikles den Auriga attackierte und final doch Hamaris an ihm vorbeizog. In der letzten Runde sprang der Jüngling vor Anspannung gar auf und lehnte sich an die Brüstung, um jede Regung seines Favoriten exakt zu verfolgen, welcher jedoch nur als zweiter ins Ziel galoppierte.
    "Welch Glück, dass ich nicht zu wetten aufgelegt war!"
    , verkündete er mit einem ironischen Lächeln in Direktion der beiden Claudiae und ließ sich neuerlich auf seinen Platz fallen.

    Noch immer erfreut ob Purgitius Macers Zusage, welcher imprävisiblerweise indessen keine Resultate würden folgen, begann der junge Flavius zu berichten:
    "Mein Vater weilt in Baiae auf Rat seiner Ärzte. Indessen scheint ihm die Seeluft formidabel zu bekommen, obschon er aus Umsicht gedenkt, noch eine Weile dort zu verweilen."
    Dies zumindest war der Kenntnisstand, welchen Manius Minor hinsichtlich des Befindens seines Vaters hatte.
    "Ich gedenke jedoch ihn nach den Wahlen aufzusuchen, um mich persönlich über sein Befinden zu informieren."
    Seit seinem Traum während der Heimreise aus Germania verlangte ihm dessenungeachtet danach, seinen Vater zu sprechen, um all jenen Unbill, welcher seit Jahren ihre Relation hatte vergiftet, auszuräumen, was jedoch seine Obliegenheiten, die ihn auch in dieses Haus hatten geführt, bisherig verhindert hatten.

    Der Jüngling war genötigt zu konzedieren, dass die Einwände des Aurelius durchaus einsichtig erschienen, wie dies auch Purgitius Macer konfirmierte. Faktisch war es dem Jüngling auch gleich, wer jeweilig jene Regularien kontrollierte, welche ihn ohnehin nicht im geringsten tangierten.


    Sein Blick wandte sich somit sehnsüchtig hinüber zum Tisch der Damen, wo Claudia Silana zweifelsohne einen weitaus erquicklicheren Abend würde verbringen.

    Der Jüngling schüttelte irritiert sein Haupt, erschien es ihm doch inimaginabel, wegen schnöder Speisenrestanten ein derartiges Spektakel zu initiieren.
    "Bisweilen frage ich mich, ob eine Bestrafung verleumderischer Klagen nicht ein geschicktes Regularium wäre."
    , bemerkte er hinsichtlich jener derart gegenstandslosen Akkusation, welche zweifelsohne politischer Natur war gewesen.
    "Indessen bleibt zu hoffen, dass Sciurus' Umsicht mich vor derartigen Nihilitäten bewahrt."
    Der Jüngling hegte keinerlei Interesse an der Administration der schnöden Ökonomie, weshalb selbstredend er all jene diesbezüglichen Obliegenheiten weit von sich und dem Vilicus der Familia Flavia Graccha hatte zugewiesen, über dessen Amtsführung hingegen weder unter der Ägide seines Vaters, noch seiner eigenen jemals Klagen waren aufgekommen.


    Einen Augenblick schwieg er, ehe er sodann das Gespräch aufs Neue aufnahm:
    "Gibt es weitere Novitäten aus der Urbs?"

    Ein sublimes Lächeln kräuselte die Lippen des jungen Gracchen, als Macer seine ironische Annotation aufgriff, ehe die nunmehr ein wenig ernsteren Worte des Consulars ihn zu einer Prolongation seiner nunmehr weitaus substantielleren Heiterkeit motivierten.
    "Dies ist mir durchaus eine Ehre, werter Purgitius, zumal mir bekannt ist, dass viele im Senat, darunter auch mein Vater, dein Urteil sehr schätzen."
    , erwiderte er schließlich. Nachdem damit die Intention seiner Visite vollendet war, wusste er indessen nicht, ob es adäquat wäre, den Consular noch weiter zu okkupieren, weshalb er es selbigem überließ, das Zwiegespräch fortzuführen oder es zu beenden.

    Die Worte des Purgitius klangen, als sei der junge Flavius nicht lediglich ein kleines Rädchen innerhalb der komplexen Mechanik provinzialer Herrschaft gewesen, sondern höchstselbst als Proconsul aus dem Kriege heimgekehrt, was selbigen durchaus zu amüsieren vermochte, weshalb er lächelte und jene Pointe mit seinen eigenen Worten fortzuführen versuchte:
    "Nun, anstatt wie Divus Caesar immediat das Consulat anzustreben, hoffe ich doch, dass mir die Zeit genügt, um zuerst einige weitere Ämter des Cursus Honorum zu durchlaufen."
    Er griff nochmalig nach den Keksen und spülte das süße Gebäck mit einem Schlücklein Weines hinab und verabschiedete zugleich den Jux des vergangenen Satzes, sodass nunmehr durchaus ernst er erklärte:
    "Zuerst steht im kommenden Jahr die Quaestur an und es wäre mir eine Ehre, wenn ich für dieses Unterfangen deine Unterstützung erhielte."
    Überaus gern hätte Manius Minor nun erkannt, mit welcher Mimik der Consular auf jene Anfrage reagierte, doch blieb ihm ob seiner Hypermetropie lediglich, die Nuancen seiner Stimme zu analysieren, wollte er ergründen, wie jener potente Politiker zu seinem Gesuch stand.

    Einen Augenschlag war Manius Minor genötigt, angesichts des Kommentares Silanas zu memorieren, dass die Legionen in der Provinz ebenfalls regulär nicht allein ob ihrer superioren Taktik, sondern insonderheit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit obsiegten (selbst wenn sie es womöglich auch aus ersterem Grund mochten bewerkstelligen können). Indessen war dies nicht der Ort, um über militärische Strategien zu spintisieren, da doch nun jenes anmutige Wesen den Raum dominierte und damit zwangsläufig die Aufmerksamkeit weg von militärischen und diplomatischen Erfolgen hin zu jenem Spiel der Claudia zog, mit welchem sie sich aus der Affäre zu ziehen gedachte.


    Bestärkt durch die Präsenz des greisen Menecrates und dessen Admiration fühlte Manius Minor am heutigen Tage sich beinahe kapabel, der schleichenden Attraktion jenes Mädchens sich zu stellen, welche augenscheinlich nun aufs Neue durch nebulöse Bemerkungen ihn aus der Fassung zu bringen versuchte.
    "Eine besondere Person..."
    , reagierte der Jüngling mit gemimter Nachdenklichkeit, um sodann ironisch fortzufahren:
    "In diesem Falle muss es zweifelsohne sich um deinen verehrten Großvater handeln. Wobei es doch überaus verdächtig erscheint, dass du, anstatt dein Interesse in der offenen Konfrontation zu stillen, im Verborgenen kundschaftest."
    Selbstredend ahnte Manius Minor, dass jene Anspielung mitnichten sich auf den greisen Claudius bezog, sondern er selbst augenscheinlich die Destination ihres Interesses war. Jedoch wagte er es nicht, auf dieses Schäkern einzugehen, da erstlich er bereits eine Verlobte besaß und zum Zweiten es sich seines Erachtens überaus unschicklich ausnahm, in der Präsenz eines Großvaters seiner Enkelin auch nur schöne Augen zu machen, zumal er selbst nicht zu erkennen vermochte, welche Relation er sich zu dem claudischen Mädchen erhoffte oder erwünschte.

    Die harschen Worte des Gastgebers für die Lex Mercatus waren durchaus geneigt, den jungen Gracchen ein wenig zu irritieren, denn obschon er wenig Interesse für die profanen Fragen der Ökonomie hegte, so war er doch geneigt, ein Gesetz, welches über Jahre die Märkte Roms hatte reguliert, nicht als 'reinsten, schwammigen Unsinn' zu titulieren.
    "Ist es nicht doch Sache des Staatswesens darauf zu achten, dass jene, die ihm dienen, dieses auch mit voller Aufmerksamkeit tun? Mir zumindest erscheint es höchst irritierend, wenn ein Soldat, welcher etwa am Limes seinen Dienst verrichtet, nebenbei seine Felder bestellt und deren Früchte zu Markte trägt. Ebenso verhält es sich mit einem Aedituus, der anstatt seinen Tempel zu pflegen, seinen privaten Geschäften nachgeht."
    , thematisierte er direkt die letzte Kritik des Aurelius und dachte zurück an seinen Dienst, wo keineswegs jeder Soldat ausschließlich seinem Solddienst nachging, wie einer seiner Mittribunen ihm hatte berichtet. Solange er seine Handwerkskünste indessen auf den Schattenmärkten Mogontiacums offerierte, konnte jenes private Geschäft zumindest keinen allzu großen Umfang annehmen.
    "Und mag es bei den kommunalen Angestellten der Civitates dubitabel erscheinen, so sehe ich doch durchaus eine Berechtigung, die Nebenverdienste jener durch den Senat zu regulieren, welche ihren Sold aus der Staatskasse beziehen."

    Der junge Flavius fühlte sich durchaus geehrt durch die anerkennenden Worte des Princeps, unter dessen Augen zu sprechen dem Jüngling stets als eine gesonderte Herausforderung erschien, da doch jener Mann über Wohl und Wehe seiner Karriere letztlich würde das Urteil fällen.


    Die Frage, welcher jener stellte, traf den jungen Gracchen hingegen unvorbereitet, sodass er in einem erstlichen Impuls schlicht erwiderte:
    "Derzeitig ist nichts dergleichen in Präparation."
    Dann jedoch, als er erkannte, welch reservierten Eindruck jene Worte vermitteln mochten, fügte er hinzu:
    "Indessen werde ich selbstredend meine Pflichten auf mich nehmen und stehe bereit mit meinen Amtskollegen Spiele zu geben, sollte dies erforderlich sein."

    Nachdem ein weiterer erfahrener Gouverneur nun ihm aufs Neue seine Admiration für jenes diplomatische Husarenstück zollte, kalmierte sich nun langsam die Furcht des Jünglings, einem faulen Beteug seitens verschlagener Barbaren aufgesessen zu sein.
    "Erstlich wollten sie mir lediglich ein Jahr offerieren, doch gelang es mir von ihnen vier volle Jahre zu erhandeln."
    , explizierte er daher nicht ohne Stolz.

    Sim-Off:

    Gemäß meiner Rechnung handelt es sich zumindest um drei Amtsjahre des Cursus Honorum...


    "Nun, aus meiner Perspektive herzlich gern, doch obliegt es eher deinem Herrn oder dem Vilicus, dir deine Dienste zuzuweisen."
    , replizierte der junge Flavius, welcher sich selbstredend auch nicht unbedingt bemüßigt fühlte, auf die Assistenz jener augenscheinlich ein wenig naiven Sklavin zu insistieren, nachdem sie ihm ja bisherig eher peripher bekannt war.


    Die folgende Frage war indessen wieder ein wenig sehr vorwitzig und motivierte Patrokolos, dem Mägdlein einen mahnenden Blick zuzuwerfen, welchem lediglich keine verbale Intervention folgte, weil Manius Minor höchstselbst diesbezüglich Position bezog:
    "Möglich wäre manches, doch verfüge ich wohl kaum über die Expertise, jenes mirakulöse Bauwerk in adäquater Weise zu präsentieren, weshalb ich die eher den örtlichen Aedituus empfehlen würde."
    Selbstredend war dem Jüngling jenes Heiligtum durchaus vertraut und seine Expertise überragte diesbezüglich zweifelsohne die meisten seiner Standesgenossen, da die Gens Flavia doch überaus regelmäßig in diesen Hallen Opfer an ihre Ahnen darbrachte, sodass Manius Minor gleichsam unter den Augen der Divi Flavii war aufgewachsen. Indessen erachtete er es doch als eine inadäquate Okkupation für einen jungen Aristokraten, einer gemeinen Sklavin gegenüber den Fremdenführer zu mimen.

    Überaus erfreulich erschien es dem jungen Flavius, dass prompt zwei der Senatoren, welche er während des Wahlkampfes hatte gesprochen, ihre Unterstützung verkündeten und somit die Meinung des Auditoriums zweifelsohne zu seinen Gunsten beeinflussten.
    Da der Aurelius, seinerseits Kandidat ihm jedoch den Raum eröffnete, weitere Explikationen zu seiner Rede anzufügen, nutzte er jene Offerte sogleich:
    "Ich danke euch für eure Unterstützung."
    , erklärte er somit erstlich an die Adresse beider Patrizier.
    "und ebenso danke ich für die Frage: Selbstredend bin ich geneigt, jedem Magistraten zu assistieren, welchen dieses hohe Haus für mich erwählt. So mir die Wahl gegeben wäre, würde ich jedoch einen Einsatz an der Seite der Consuln präferieren, oder zumindest in Rom meinen Dienst gern verrichten."
    , fügte er dann an und blickte neuerlich zu Claudius Menecrates, welcher ihm, wie er bereits eröffnet hatte, als ein überaus adäquater Vorgesetzter erschien, obschon selbstredend er auch mit dem Princeps selbst Vorlieb nehmen würde, würde die unwahrscheinliche und überaus deplorable Situation eintreten, dass sein bisheriger Protektor nicht triumphieren sollte.

    Sim-Off:

    Ist dies nicht ein wenig unrealistisch, dass du nach mehreren Jahren niemals den Hausherrn auch nur begegnet bist? So kolossal erscheint mir die Villa Flavia Felix nun auch wieder nicht und nur weil nicht jede Szenerie ausgesimmt wird, sollte sich doch diese oder jene Begegnung ereignet haben ;)


    "Wie ich bereits sagte, erscheint mir dein Fauxpas mitnichten gravierend, sodass ich keinen Grund zu erkennen vermag, Scato damit zu beschweren."
    , explizierte der junge Flavius mit einem jovialen Lächeln, obschon er ernstlich erwog seinen Vetter bezüglich seines Umgangs mit seinen Unfreien genauer zu beobachten, da Atticas Gebahren doch ein wenig argwohngebietend ihm erschien.

    "Nun, gänzlich kostenfrei war jener Friede selbstredend nicht zu erwerben."
    , replizierte der Jüngling und führte die Konditionen sodann näher aus:
    "Wir werden den Chatten mit Getreide zu Hilfe kommen. Im Gegenzug werden sie jedoch uns ihre Kampfkraft zur Verfügung stellen: Jede Sippe wird einen der ihren in den Dienst Roms stellen, solange der Vertrag währt. Dies wird einerseits einen Teil jenes kriegslüsternen Stammes okkupieren, andererseits uns als Faustpfand dienen, sollten die Fürsten der Chatten ihre Haltung ändern."

    Der junge Gracchus hatte beschlossen, zur Toga candida heutig eine rote Tunica zu tragen, welche seine Präferenz für den Rennstall der Russata exprimierte, zu welchem sein Vetter Serenus ihn vor einigen Jahren bereits konvertiert hatte. Deplorablerweise hatte Patrokolos erst beim Verlassen der Sänfte vor dem Circus entdeckt, dass die Toga seines Herrn einen Fleck hatte, mit welchem er keinesfalls sich in der Öffentlichkeit präsentieren konnte, weshalb sie eine Weile auf Ersatz hatten warten müssen.
    Ein wenig spät war der junge Flavius somit, als er erst nach der Rede Menecrates' seinen Platz in den consularen Reihen des Circus einnahm, während er seiner Indigniertheit über die Verspätung Ausdruck verlieh:
    "Sieh nur, Patrokolos, nun haben wir die Pompa circensis verpasst."
    , klagte er seinem Diener, welcher indessen gleichmütig die Lamentationen seines Herrn ignorierte und ihn stattdessen mit knappen Worten vor einer Unebenheit im steinernen Boden der Ränge warnte:
    "Vorsicht, Kante!"
    Der so gewarnte Jüngling hob den Fuß ein wenig höher als gewöhnlich und überwand das Hindernis ohne zu straucheln, ehe er unweit von seiner Position die claudischen Schwestern erblickte und erfreut aufrief:
    "Sieh nur, die Claudii! Lasst uns uns zu ihnen setzen!"
    Zielstrebig hielt Manius Minor nun auf die claudische Gruppe zu, welche ja ebenfalls unweit der Rangklasse seiner eigenen Familie platziert war und grüßte sie:
    "Salvete! Mir deucht, ich bin ein wenig verspätet."
    Ein wenig reuevoll blickte er hinab in die Arena, wo Menecrates soeben bereits das Opfer präparierte.

    Nicht zum ersten Male sprach der junge Flavius am heutigen Tage vor dem Plenum des Senates, sodass seine Nervosität diesmalig im Vergleich zu den vorherigen Malen eher limitiert blieb, selbst wenn sie keineswegs gänzlich absent blieb, als er nach dem Aufruf durch die Consuln nach vorn trat und den Blick über die oftmals bereits ergrauten Häupter der Senatorenschaft schweifen ließ. Sein Vorredner war nach dem Dafürhalten Manius Minors von eher mäßiger Qualität gewesen, was ihm die Gelegenheit bot in Kontrast zu diesem umso mehr zu glänzen, jedoch argwöhnte er, dass man an ihn als Patrizier und Spross der Nobilität weitaus höhere Maßstäbe würde anlegen als an jenen Sohn eines Homo novus.


    Mit umsichtigem Optimismus ergriff er somit nach einem kurzen Räuspern das Wort:
    "Patres conscripti!
    ein volkstümlicher Aphorismus sagt: Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen.

    , begann er seine präparierte Rede mit einem eher nebulösen Bezug, welcher ein irritiertes Schweigen des Plenums evozierte, welchem der Jüngling einen kleinen Raum durch eine Redepause einräumte.
    Dies lehrt uns die Natur, doch gilt dies für sämtliche Bereiche des Lebens, insonderheit auch für die Politik.
    Beinahe zwei Jahre sind vergangen, seit zuletzt es mir vergönnt war, vor dieser ehrwürdigen Versammlung zu sprechen und in der Tat verfolge ich mit dem heutigen Male die Intention, selbst ein Teil von ihr zu werden, denn nichts geringeres will ich mit dieser Rede zum Ausdruck bringen als meine Kandidatur um die Quaestur, welche ja gemeinhein als Eintrittspforte in den Senat gilt."

    Nach jener Insinuatio aus zwei geradehin zusammenhanglosen Bereichen begann der junge Gracche mit der Narratio, welche dem Lob seiner eigenen Vorzüge dienen musste:
    "Nun scheint es wahrlich ambitioniert für einen Mann, so jung an Jahren und gering an Erfahrung, einem derart ehrwürdigen Gremium anzugehören. Dennoch will ich es wagen, denn wie es mir scheint, entspricht nichts einem Flavius mehr, als seinem Staat als Senator und Magistrat zu dienen. Bereits anlässlich meiner Kandidatur zum Vigintivirat vor einigen Jahren nannte ich meine zahlreichen senatorischen Ahnen, darunter Namen wie Titus Flavius Vespasianus, Diva Flavia Nyreti, Marcellus Claudius Macrinius und selbstredend mein geschätzter Vater Manius Flavius Gracchus. Jede und jeder von ihnen erwarb sich höchste Ehren durch die Bekleidung von Ämtern und ruhmvolle Taten im Dienste von Senat und Volk von Rom.
    Demgegenüber mögen sich meine eigenen Verdienste bescheiden ausnehmen: Statt mit dem Consulat wie mein Vater vermochte ich lediglich als Tresvir auro argento aere flando feriundo Expertise zu sammeln. Statt durch Flottenkommandos und Statthalterschaften konnte ich im vergangenen Jahr lediglich ein bescheidenes Tribunat bei der Legio II Germanica absolvieren und für meine Dienste eine Hasta pura erwerben. Statt Regierungskrisen zu überwinden, war es mir lediglich vergönnt, in diplomatischer Mission mit dem Stamm der Chatten zu verhandeln und in zähen Unterredungen jenem alten Feind unseres Imperiums einen vierjährigen Frieden zu günstigen Konditionen abzuringen. Statt Statuen und magistratischen Ornamenta weise ich lediglich eine Inscriptio Minor auf, welche Titus Duccius Vala für meinen diplomatischen Erfolg bei den Chatten anbringen ließ."

    Nun erst war es an der Zeit, die Sentenz vom Anfang seiner Rede aufzugreifen, sodass der junge Flavius mahnend den Digitus salutaris erhob.
    "Doch wie der eingangs erwähnte Aphorismus lehrt: Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen.
    In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr mir die Gelegenheit erweist, in die Fußstapfen meiner Ahnen zu treten und meine Fähigkeiten in euren Dienst zu stellen. Insonderheit das Amt eines Quaestors, welcher ja traditionell einem erfahreneren, höherrangigen Magistraten zur Seite steht, erscheint mir prädestiniert, um auch meine eigenen Qualifikationen zu entwickeln und zu lernen, wie es mir bereits als Tribun bei der Legion vergönnt war."

    Nachdem nahezu sämtliche Personen, mit welchen er in den vergangenen Tagen gesprochen hatte, insonderheit Interesse für sein Tribunat hatten präsentiert, hatte er entschieden, jenen Aspekt nochmalig hervorzuheben, um das Wohlwollen des Auditoriums zu erwerben, ehe er zum Abschluss seiner Rede ansetzte:
    Mit der Gnade der Götter und unter der Protektion eines geeigneten Lehrmeisters, mag es ein Consul, ein Proconsul oder der Princeps selbst sein, will ich dann hoffen, in eigener Kraft zu erster Blüte zu gelangen, zum Schmucke Roms wie zur Ehre für meine Familie.

    Ein wenig enttäuscht musste Manius Minor feststellen, dass er anstatt an der Seite Silanas an der des Hausherrn selbst seinen Platz zugewiesen bekam, obschon er dies angesichts des heutigen Publikums wie des politischen Sujets des Abends beinahe hätte antizipieren können. Indessen erschien sein weiterer Nachbar Claudius Sabinus als eine agreable Option des Divertiments, sofern die judikativen Projekte des Aurelius sich doch als ein wenig ennuyant würden erweisen, wie der junge Flavius bereits argwöhnte, nachdem weder Jurisprudenz, noch Ökonomie sein sonderliches Interesse genossen.


    Dennoch gebot die Höflichkeit selbstredend, zumindest für eine Weile den politischen Plänen des Gastgebers zu lauschen, ehe man sich anderen Themen zuwandte, sodass er vorerst mit halbem Ohr lauschte, während er zugleich bereits sich der Vorspeise zuwandte und ein Ei in die präparierte Sauce tauchte, um es, veredelt durch die süße Masse, sich folgend genüsslich einzuverleiben.