Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Der Jüngling verwunderte sich ein wenig ob der partikulären Arbeitsatmosphäre im Officium des nunmehrigen Consul, da er doch niemals hatte gesehen, dass ein Magistrat im Stehen arbeitete, wo es doch so viel kommoder war, liegend einem Sklaven seine mentalen Ergüsse zu diktieren, respektive sich rezitieren zu lassen (sofern man nicht den Schreibtisch präferierte). Indessen erinnerte ihn jenes Mobiliar ein wenig an einen dozierenden Gelehrten, was ihm insofern in gewisser Weise adäquat erschien, als der Claudius in der Tat für das kommende Jahr sein Lehrmeister würde sein.


    Auch seine lakonische Weise, immediat in medias res sich zu bewegen, schreckte Manius Minor nicht sonderlich, da insonderheit im vergangenen Jahr unter dem Adler er nicht wenige Bekanntschaften geschlossen hatte, die in militärischer Kürze sich zu exprimieren pflegten, was aufs Neue darauf verwies, dass auch der greise Menecrates im Herzen stets ein Soldat war geblieben. Generell waren auch die Projekte seiner Amtszeit ihm nicht unbekannt, hatte er doch während des Wahlkampfes bereits davon berichtet, sodass final nur das verblieb, was jedoch er ebenfalls schon angekündigt hatte, sodsas der junge Flavius auch in diesem Metier rudimentär präpariert war:
    "Nun, generell gilt mein Interesse natürlich dem, worin ich Rom am meisten zu dienen vermag."
    , begann er daher mit einem Locus communis, ehe er seine Replik ein wenig individueller spezifizierte:
    "Womöglich wären dies vor allem die Orte, an welchen es zu reden und zu formulieren gilt."
    Dies nun war eine Qualifikation, welche er nicht allein theoretisch hatte unter Beweis gestellt, als er einerseits unter dem gelehrten Quinctius Rhetor eine Diploma errungen, andererseits den Chatten einen respektablen Frieden abgerungen hatte.
    "Hinsichtlich meiner Interessen erscheint mir hingegen jedes deiner Projekte nicht unattraktiv, da einerseits der Cultus Deorum mir als bedeutsame Aufgabe erscheint, ich, wenn auch bisherig eher als Publikum, Wagenrennen schätze, jedoch ebenso nach meinem Tribunat auch Fragen der Sekurität für reizvoll erachte."
    Spontan memorierte der Quaestor die Debatten mit den Tiberii auf seiner Heimreise, wo er die Partei jener hatte vertreten, die gedachten ihr Gesinde mit Milde zu regieren, während seine Gefährten die harte Knute präferiert hatten. Noch immer hatte Manius Minor sich die epikureisch inspirierte Einsicht bewahrt, dass auch Sklaven Menschen waren, welche zwar wie er selbst an ihren Platz waren gestellt, die jedoch keine unnotwendige Grausamkeit hatten verdient und prinzipiell mit demselben Verstand gesegnet waren. Eine Partizipation an der Untersuchungskommission würde somit womöglich im die Option offerieren, mäßigend auf die politischen Konsequenzen jenes grässlichen Aufstandes einzuwirken.
    "Insofern sei es dir gänzlich freigestellt, bei welchem Projekt du meiner Assistenz am dringlichsten bedarfst."

    Die Opferhandlung erschien dem jungen Flavius durchaus würdevoll, obschon sie eine Weile in Anspruch nahm, während der dem Candidatus nichts verblieb, als ebenso würdevoll auf seinem Platz zu verharren, während weniger ambitionierte Senatoren in den vorderen Reihen die Pause nutzten, um zischelnd sich mit ihren Nachbarn auszutauschen und damit das Gebot des Praeco zu übergehen. Bei Gracchus Minor hingegen bot jenes Schweigen die Gelegenheit, seine Gedanken auf Reisen zu senden, sodass in ihm die Frage sich formierte, ob nicht auch derartige Literationes existierten, um ihn vom Makel jenes divinen Fluchs zu erlösen, der ihn allzeitig grämte. Noch immer hatte er nicht gewagt, einen professionellen Priester, sei es einen Pontifex, Haruspex oder Auguren mit seinem Problem zu belasten aus Furcht, man nehme ihn nicht ernst oder mache seinen unwürdigen Wandel gar publik. Mochte er in juvenilem Leichtsinn noch vor einer gefühlten Äternität weitaus riskantere Anliegen an die Priesterschaften herangetragen, ja gar illegale Aktivitäten in Anspruch genommen haben, die bereits die Zehn Tafeln der Väter mit dem Tode hatten bedroht, so genierte die Furcht um seine Fama ihn heute in weitaus höherem Maße. Final kam er zu dem Schlusse, womöglich sich seinem Vater anzuvertrauen, welcher als Pontifex pro Magistro zweifelsohne profunde Kenntnisse des Sakralrechtes hatte und ihm zumindest würde verraten können, ob derartige Purgationsrituale überhaupt existierten, sobald es ihm würde erlaubt sein, Rom den Rücken zu kehren und nach Baiae zu reisen.


    Kaum hatte er mit jenem Gedanken sich kalmiert, fuhr das Zeremoniell indessen bereits fort, die Suovetaurilia wurden hingeschlachtet und endlich die Überlebenden mit Ehrungen versehen. Als einer der Tribunen die Hasta pura erhielt, dachte Manius Minor an sein eigenes Exemplar, welches nun in einer Ecke seines Arbeitszimmers präsentiert wurde und das er sich gänzlich ohne das Vergießen von Blut hatte erworben. Als hingegen im Weiteren primär Clipei die Hände des Princeps verließen, erschien es ihm doch adäquater, hätte er ein derartiges Untensil als Prunkwaffe erhalten, nachdem sein Verdienst doch ebenso durchaus defensiven Charakter hatte, obschon selbstredend nicht zu ästimieren war, ob die chattischen Auxiliae, deren Erwerb er gesichert hatte, nicht auch offensiven Einsatz würden finden und somit mittelbar aus seinem diplomatischen Triumph auch militärischer würde ersprießen.
    Zwei der Geehrten erweckten hingegen prompt seine sonderliche Appetenz und lenkten seine Gedanken ab von den Ehrungen hin zu den Personen, welche sie zurück an ihren Platz trugen: Der eine war ein Tribun der Cohortes Urbanae, dessen Antlitz und Haltung ihm seltsam vertraut erschien, der andere hingegen Octavius Maro, der ihn für eine kurze Zeit in der Villa Flavia Felix mit militärischen Übungen torquiert hatte, nun jedoch augenscheinlich seine Qualitäten auch im Kampfe unter Beweis gestellt hatte. Gern hätte er dem Optio persönlich gratuliert und sich vernehmlich glücklich geschätzt, durch die Lehre eines derart kompetenten Recken gegangen zu sein, doch hatte jener selbstredend wieder seinen Platz in der Formation einzunehmen, sodass eine persönliche Unterredung exkludiert war. Immerhin jedoch spendete der flavische Jüngling besonders frenetischen Applaus, während die Torques ihren Besitzer wechselten, und riskierte damit sogar einige irritierte Blicke seiner Nachbarn.





    PROXENIOS - ALEXANDRIA

    Nach dem Leisten des Eides sowie der Partizipation am Processus Consularis kehrte der frisch erkorene Quaestor in die Villa Flavia Felix zurück, um sich einerseits ein wenig Rekreation bis zum abendlichen Festmahl zu gewähren, zum anderen jedoch die dringlichsten Präparationen für seine nunmehr begonnene Amtszeit zu vollbringen. Dazu zählte nicht zuletzt der Empfang seines persönlichen Scriba Quaestoris, welchen die Decuriae der Apparitoren ihm zugelost hatten und der bereits im Atrium ihn erwartete, kaum dass er die Villa betreten hatte.
    "Salve, du bist?"
    , begrüßte ihn der junge Flavius in bester Laune, doch Unkenntnis jener Person, welche augenscheinlich nach Abschluss der Salutatio noch eingelassen worden war. Wie Manius Minor erkannte, handelte es sich um eine feiste Gestalt von kleinem Wuchs, deren Haupt ein voller, tiefschwarzer Haarkranz schmückte.
    "Ave, Quaestor! Ich bin Numerius Scribonius Mundus und wurde von der Decuria der Scribae als dein persönlicher Schreiber entsandt."
    , erwiderte der Fremde und setzte den Jüngling damit ins Bild, da doch bereits kurz nach der Wahl einer der Scribae des heute geschiedenen Consuln über die administrativen Kontexte seines erworbenen Amtes in Kenntnis hatte gesetzt, selbst wenn der Umstand, dass sein Officium ihn am Tage seines Amtsantrittes würde aufsuchen, ihm wieder entgangen war.
    "Dies hier sind Quintus Cornelianus Clarus, dein Praeco, und Arminius Celer, dein Viator."
    , präsentierte der Scriba sodann seine eigene Entourage, welche der Quaestor ebenfalls kurz musterte, um sodann seinen drei neuen Mitarbeitern einen Fingerzeig zu geben, ihnen in sein Officium zu folgen.

    Nachdem man den jungen Flavius eingelassen hatte, begab sich dieser, seinen Leibsklaven Patrokolos sowie seinen neuen Scriba im Schlepptau, in das Arbeitszimmer des Consuls. Als er dort eintrat, erblickte er sogleich den greisen Claudius und sandte ihm ein Lächeln entgegen.
    "Ave, Consul! Ich bin gekommen, um meinen Dienst anzutreten."
    , erklärte er prompt.

    Auf dem Forum Romanum reihte sich der frischerkorene Quaestor Consulum in den Processus Consularis ein, wo er direkt vor dem Consul auf seiner Sella Curulis zu wandeln die Ehre hatte. Während sie das Capitolium erklommen und den greisen Claudius auf die Sella curulis erhoben, reute es ihn, nicht auch im Jahre des Consulats seines Vaters in Rom gewesen zu sein, sondern währenddessen im dekadenten Orient sich fern jeder Pflicht der reinen Muse hingegeben zu haben, sodass er nun all jene Versäumnisse durch umso größeres Engagement zu ersetzen würde haben.

    Der junge Flavius lächelte ein wenig amüsiert ob jener vollendeten Ankündigung an Erwartungen und Perspektiven, wie sie in späteren Millenien womöglich als adäquate Inhalte einer Stellenausschreibung für eine Ausbildung würden gelten, während sie ihm für einen offiziellen römischen Magistraten beinahe ein wenig despektierlich erschienen. Indessen überwog die Freude angesichts der Akzeptanz seiner Offerte, zumal die Worte ihn gar ein wenig kalmierten, da der greise Claudius augenscheinlich gedachte, den Jüngling nicht zu überfordern, sondern behutsam an die Arbeit eines wahrhaftigen Magistraten heranzuführen.
    "Nun, es wäre mir in jedem Falle eine Ehre, an deiner Seite zu dienen."
    , erwiderte er somit und nickte.





    PROXENIOS - ALEXANDRIA

    Das Amtsjahr hatte begonnen, weshalb der frisch erkorene Quaestor Consulum erstlich Consul Claudius aufsuchte, welchem er immerhin zugewiesen worden war. So erschien er mit einer kleinen Schar an Assistenten, wie sie selbst einem subalternen Magistraten zustanden, vor der Villa Claudia.


    "Der Quaestor Manius Flavius Gracchus Minor wünscht den ehrenwerten Consul Herius Claudius Menecrates zu sprechen."
    , präsentierte Patrokolos seinen Herrn.

    Der Morgen des jungen Flavius hatte, ebenso wie der seiner Collegae und Vorgesetzten, an diesem Tage früh begonnen, denn neben dem ordinären Morgenzeremoniell hatte er am heutigen Tage eine spezielle Traktierung erfahren, war durch den Tonsor seines Vertrauens nicht lediglich rasiert, sondern ebenso frisiert worden, hatte eine sonderlich voluminöse Toga pura angelegt, den Laren, Penaten und Maiores geopfert und schließlich eine Reihe von Klienten empfangen, welche dem Sprössling des Hauses ihre Gratulationen vorgetragen hatten.


    Konträr zu seinem letztmaligen Amtsantritt in Rom hatte all dies Manius Minor jedoch einige Freude bereitet, weshalb er in bester Laune und in Begleitung von Familiaren und Klienten der Familie auf dem Forum erschien, wo die scheidenden Consuln des Vorjahres die Magistrate, darunter nicht zuletzt den jungen Gracchen, ernennen sollten. Sein formidables Resultat bei den Wahlen hatte ihm Freude bereitet und ebenso eine gewisse Zuversicht, dass angesichts derartigen Zuspruchs seitens des Senates auch die Unsterblichen ihm nicht allzu vehement mochten fluchen, respektive ihn womöglich gar auf seinem Lauf der Ehren selbst begünstigten.


    Als sodann der Processus Consularis das Forum erreichte, nickte er dem nunmehrigen Consul Claudius respektvoll zu, ehe Quintus Ninnius Hasta mit der Ernennung begann, deren Behäbigkeit in dem jungen Flavius Unrast evozierte, als zuerst die Consuln (ihnen voran Menecrates), die Praetoren, die Aediles, die Tribuni Plebis und final die Quaestores Principis aufgerufen wurden, ihren Eid zu leisten.
    Dann endlich war auch Manius Flavius Gracchus Minor, Sohn des Manius, aus dem edlen Geschlechte der Flavii an der Reihe:
    Ego, Manius Flavius Manii Filius Gracchus Minor, hac re ipsa decus Imperii Romani me defensurum et semper pro Populo Senatuque Imperatoreque Imperii Romani acturum esse sollemniter iuro."
    Feierlich sprach er die Worte, verkostete jedes von ihnen auf seiner Zunge und sandte es sodann in die wartende Menge. Noch immer wusste er nicht recht zu deklinieren, was die Essenz jener Glorie des Imperiums sein mochte, deren Defension er beeidete, doch umso klarer seinen Dienst für Volk, Senat, Kaiser und Imperium, welcher nicht nur irdischen Ruhm, sondern auch die Gnade der Götter ihm würde vermitteln.
    "Ego, Manius Flavius Gracchus Minor, officio Quaestoris Consulum accepto, Deos Deasque Imperatoreque Romae in omnibus meae vitae publicae temporibus me culturum, et Virtutes Romanas publica privataque vita me persecuturum esse iuro.
    Ego, Manius Flavius Gracchus Minor, Religioni Romanae me fauturum et eam defensurum, et numquam contra eius statum publicum me acturum esse, ne quid detrimenti capiat iuro."

    Jene Worte nun erschienen ihm gleichsam als Beeidung seiner Purgation, aus welcher er eben jene Obligationen auf sich hatte genommen, sodass sie nicht lediglich für das kommende Jahr, sondern sein gesamtes Leben würden gelten.
    "Ego, Manius Flavius Gracchus Minor, officiis muneris Quaestoris Consulum me quam optime functurum esse praeterea iuro.
    Meo Civis Imperii Romani Honore, coram Deis Deasque Populi Romani, et voluntate favoreque eorum, ego munus Quaestoris Consulum una cum Iuribus, Privilegiis, Muneribus et Officiis comitantibus accipio."

    Nach der Leistung des Eides war er bereit, sich in den Processus Consularis einzureihen, um seinem nunmehrigen Dienstherren für diesen Tag wie das kommende Jahr getreulich zu assistieren, wie er mit seinem Eid bereits bekundet hatte.

    Der junge Gracchus runzelte ein wenig die Stirne, als Scato erklärte, jenen gemeinen Centurionen trotz seiner mangelnden Eignung auf ihre Festivität zu laden (zumal ein plebejischer Spross noblen Hauses ihm eine weitaus willkommenere Gesellschaft war), indessen verließ er sich auf das Urteil seines älteren Vettern und kalmierte sich mit dem Gedanken, dass die Saturnalia ohnehin eine Zelebration der gesellschaftlichen Nivellierung war, sodass es womöglich adäquat war, auch die gefallenen Sprösslinge der Tiberia zu laden, obschon der Stern jener Gens mit dem Verschwinden des Tiberius Lepidus rapide war gefallen.


    Die Erwähnung Scatos, Tiberia Corvina einestags für ihn als Gattin erkoren zu haben, wandelte seine spintisierende Miene hingegen in ein amüsiertes Lächeln:
    "Nun, ich gedenke nach meine Aufnahme in den Senat sogleich meine nun bereits lange Jahre Verlobte Cornelia Philonica zu ehelichen. Ich nehme an, du kennst sie von meinen Geburtstagen?"
    Alljährlich war der junge Flavius genötigt gewesen, seine Angetraute zumindest anlässlich seines Dies natalis in die Villa Flavia Felix zu laden, obschon er all seine Kinder- und Jugendtage wenig Neigung zu ihr verspürt hatte, was nicht allein an ihrer unansehnlichen Gestalt geschuldet war. Noch immer hegte er lediglich mäßige Gefühle für das Mädchen, welche am ehesten mit Mitleid waren zu titulieren, doch hatte er sich in sein Schicksal gefügt.


    Dennoch war es die weitere Frage seines Anverwandten ihm ein willkommener Anlass, das Sujet zu wechseln:
    "Selbstredend, er war mein Vorgesetzter. Allerdings hatte ich weitaus weniger Kontakt zu ihm, als ich vermutet hatte, da er beständig sich auf Reisen durch die Provinz befindet. Zur provinzialen Elite fielen die Kontakte ebenfalls eher spärlich aus, sieht man von meinen eigenen dienstlichen Exkursionen, wo ich stets von den Stadtvätern zum Gastmahl geladen wurde. Die Decuriones Germania Superiors sind allerdings eher primitive, bäuerliche Gestalten. Herzlich und gastfreundlich durchaus, doch wenig geistreich."
    Er dachte an die Warnungen, welche Manius Maior ihm hinsichtlich Duccius Valas gegeben hatte, fühlte sich jedoch bemüßigt, ein wenig zur Ehrenrettung der Duccii beizutragen:
    "Indessen hatte ich die Gelegenheit, in Mogontiacum einige Anverwandte des Statthalters kennenzulernen, welche überaus umgängliche Zeitgenossen waren. Sie offerierten mir gar, mich auf eine Jagdpartie mitzunehmen."





    PROXENIOS - ALEXANDRIA

    Was Menecrates da so wortreich projektierte, erschien dem jungen Flavius überaus interessant, zumal es die beiden Schwerpunkte umfasste, welche die Zeit seit seiner Purgation hatten bestimmt: der Kriegsdienst auf der einen, der Götterdienst auf der anderen Seite. Ersteres lag als Necessität seit dem Sklavenaufstand auf der Hand, zweiteres in mindestens demselben Maße seit seinen visionären Begegnungen.
    "Der Senat wird deine Projekte zweifelsohne unterstützen."
    , bemerkte er daher und nickte konfirmierend.


    Ein wenig insekur blickte sodann er zu Boden, neuerlich zu der Claudia und endlich zurück in das Antlitz des consularen Kandidaten, als er zu einem weiteren Vorstoß sich wagte, zu welchem sein Kommentar lediglich den Introitus hatte dargestellt:
    "Indessen frage ich mich... ob dir nicht womöglich auch meine Unterstützung von Nutzen wäre, sofern auch ich mein Amt erlangen würde und als Quaestor Consulum kandidieren würde."
    Manius Minor war keine Zeit verblieben, Manius Maior bezüglich der Wahl der Quaestur zu konsultieren, sodass lediglich er höchsteigene Reflexionen hatte angestellt, welchem Magistraten für ihn zu dienen schicklich sein würde. Seinem Stande gemäß kamen selbstredend lediglich die angesehensten der Ämter infrage, vornehmlich das des Quaestor Principis, doch hatte er, nachdem der Kaiser ihn hinsichtlich seiner insuffizienten Amtsführung als Vigintivir, wenn auch sanft, gerügt hatte, nicht gewagt, den Augustus selbst um die Gnade seiner Unterstützung zu bitten. Somit war das Amt des Quaestor Consulum verblieben, welches zumal die Option bot, Bande zu einer potenten Familie wie der der Claudii zu knüpfen.





    PROXENIOS - ALEXANDRIA

    Als der Claudius seine nebulösen Andeutungen sogleich begrub, hinterließ dies bei dem jungen Flavius nur umso größere Konfusion, obschon selbstredend er nicht wagte, diese durch weitere Rückfragen zu klarifizieren.


    Stattdessen fügte er sich gehorsam in die Rekalibrierung des Sujets, welche ohnehin ja seiner originären Intention entsprach.
    "Nun, ich hörte bereits davon und wünsche dir selbstredend auch viel Erfolg."
    , griff er somit den Faden hastig auf und erwog für einen Augenschlag, wortreich seine Inkapabilität zu beklagen, die Unterstützung Menecrates' nicht in selbiger Weise erwidern zu können, nahm davon jedoch Abstand, um nicht zusätzlich die Schuld zu betonen, in welche die Flavii sich durch sein Ersuchen begaben.


    Er räusperte sich also ein wenig nervös, nahm einen Schluck aus dem zuletzt ein wenig verwaisten Weinbecher und fragte sodann in Ermangelung wahrhaftiger Projekte, die er selbst für seine Amtszeit hätte vorstellen können:
    "Verfügst du bereits über konkrete Pläne, denen du dich im Falle einer Wahl zu widmen gedenkst?"
    Wieder schweifte sein Blick kurz hinüber zur Enkelin des Praetorius, deren Mimik sich ihm indessen ob ihrer Proximität nicht recht erschloss.

    Mitnichten kam ihm Manius Maior entgegen, als er sich dem Portale approximierte, was das Unbehagen Manius Minors amplifizierte, da doch zweifelsohne ein eiliger Melder bereits den Hausherrn über sein Erscheinen in Kenntnis musste gesetzt haben, kaum hatte er die Tore des Anwesens passiert. Im Schatten des Portikus wartete jedoch lediglich ein ihm unbekannter Fremder, der indessen sich als der Verwalter* jenes Anwesens präsentierte, und ihm beflissentlich den Mantel abnahm und hinein ins Atrium führte, wo ebenfalls niemand ihn erwartete, sondern man lediglich ihn bat, eine Weile sich zu gedulden, ehe sein Vater würde erscheinen.


    Folglich verblieb dem jungen Flavius hinreichende Zeit zu bangen und sich zu verwundern, warum sein Vater ihn derart mochte warten lassen, ob er womöglich erst durch seinen getreuen Sciurus überredet werden musste, seinen Sohn überhaupt zu empfangen, ob er selbst in der Muse jener ruralen Ländlichkeit seine Okkupationen als zu bedeutsam erachtete, um sie wegen der Visite seines seit mehr denn einem Jahr nicht mehr gesehenen Sohnes zu unterbrechen. In jedem Falle schien jene Wartezeit Unerfreuliches zu verheißen, was den Jüngling nicht nur ob der Novemberkühle des Atriums frösteln ließ, während er die noch ein wenig kahlen Wände inspizierte. Gefangen in jener Furcht dehnten sich Sekunden zu Minuten, füllten sie sich mit horriblen Spekulationen, welche beinahe den jungen Gracchen wieder bemüßigten, den augenscheinlichen Wunsch seines Vaters zu respektieren und diesem Haus und dem Leben des Hausherrn umgehend wieder den Rücken zu kehren, als plötzlich sein Kosename durch den Raum hallte.
    Erschrocken über jene unerwartete Störung der bangen Stille wandte Manius Minor sich um und erblickte in der Tat die vertraute Gestalt seines Vaters, obschon jener nicht unbedingt in bester Konstitution sich zu befinden schien, was dem Sohne einen weiteren, besorglichen Schrecken einjagte, während seine soeben noch so intensiv kultivierten Sorgen in der vernehmlichen Freude des älteren Flavius zerstoben. In der Tat vermochte der Jüngling lediglich einige, zaghafte Schritte seinem Vater entgegen zu gehen, ehe dieser bereits eilend ihre Distanz hatte überwunden und ihn inniglich herzte.
    "Welch eine Freude, in der Tat!"
    , hauchte Manius Minor bewegt und drückte seinerseits den ein wenig verhärmten Leib seines Vaters an seine trotz der verlorenen Pfunde noch immer feiste Brust, als er realisierte, dass seine Befürchtungen und Ängste in der Tat gegenstandslos waren gewesen, dass sein Vater trotz der neuerlichen Separation noch immer ihm prinzipiell gewogen war und selbst das Jahr ungehinderte Einflussnahme der aurelischen Natter nicht vermocht hatte, sie aufs Neue zu entzweien. Schlagartig wuchs seine Zuversicht, dass seine Intention dieses Besuches von Erfolg würde gekrönt sein.


    Ein wenig widerwillig trennte er sich somit wieder und blickte in das Zerrbild jenes vertrauten Antlitzes, dessen Züge er aus jenen Tagen, als sein Augenlicht noch nicht ihm seine Dienste hatte limitiert, noch vorzüglich memorierte.
    "Es gibt in der Tat vieles zu berichten, in der Tat."
    , kommentierte er dann Gracchus Maiors Wunsch und fragte sich bereits, mit welcher Episode er zu beginnen hätte, als er bereits mit weiteren Offerten wurde überhäuft:
    "Nein... oder womöglich eine Kleinigkeit."
    Die Nervosität der letzten Etappe seiner Reise hatte ihn doch ein wenig exhaustiert, sodass einige Süßigkeiten ihm zweifelsohne neue Kraft würden verleihen. Zu schlafen vermochte indessen in seiner Exaltiertheit ob jenes herzlichen Empfanges ohnehin nicht.
    "Verfügt deine neue Villa über eine Therme? Womöglich könnten wir ein Bad nehmen, sofern du ein wenig Zeit erübrigen kannst."
    , offerierte er dann, da der Tag im Sattel ihm doch zweifelsohne diesen oder jenen Schweißtropfen hatte abverlangt.

    "Nun, Tiberius Merula schien mir ein agreabler Zeitgenosse zu sein. Sein Bruder Verus könnte dagegen womöglich eine gewisse... Provokation für die übrigen Gäste sein: Er hat den Pflichten und Rechten seines Standes entsagt und lebt nun als ein gemeiner Centurio bei der Legion... respektive dem Cohortes Praetoriae."
    , erklärte der junge Gracchus, als Scato prompt in medias res ging und bereits die Gästeliste zu disputieren begann. Von jenen beiden Tiberii hatte er sich ja vor einigen Stunden erst getrennt und mit ersterem einige erquickliche Stunden in dessen Reisewagen verbracht, mit letzterem dagegen manchen Moment im vergangenen Jahr, welcher ihn zweifeln ließ, ob dieser nicht sonderlich alte Offizier sich noch für die Hautevolée Roms eignete.
    "Die weiteren Tiberii sind mir hingegen nicht bekannt. Merula erwähnte noch eine Schwester, die bereits hier ist, wenn ich mir recht erinnere... Corvina oder dergleichen? Ist sie dir bekannt?"
    Die übrige Gästeliste vermochte Manius Minor hingegen kaum zu kommentieren, da Scato zweifelsohne weitaus besser zu ponderieren wusste, wer für eine derartige Festivität geeignet war und wer nicht.
    "Wenn du diesen Duccius für geeignet erachtest, warum nicht? In Mogontiacum hatte ich das Vergnügen, einige durchaus akzeptable Duccii kennen zu lernen."

    Silana nahm vorerst eine passive Rolle ein, was Manius Minor ein wenig kalmierte, nachdem bisherig ihre Fragen und Gesten nicht selten ihn aus der Reserve gelockt hatten. Dennoch genügten weiterhin ihre Blicke, um den Jüngling aus dem Konzept zu bringen.


    Fortunablerweise erwiderte Menecrates seine ob der Genanz so unverhüllte Anfrage indessen positiv, was dem flavischen Jüngling gestattete, seine emotionale Perturbation durch die darob aufkeimende Freude aufs Neue zu dirigieren. Die Unterstützung eines potentiellen Consuls zu genießen, würde der flavischen Hausmacht zweifelsohne eine pretiose Verstärkung sein, obschon der Claudius ob seiner bisweilen zu beobachtenden Unzugänglichkeit gelegentlich ein wenig isoliert im Senat wirkte.


    "Ich danke dir!"
    , erwiderte er somit mit einem relaxierten Lächeln, ehe die weiteren Ausführungen des greisen Flavius neuerliche Irritation evozierten, da zwar ihm wohlbewusst war, dass ihm der Aufstieg in den Senat bevorstand, dass ebenso Manius Maior dem hohen Hause bereits angehörte, ja gar zu höchsten Würden war aufgestiegen und dennoch weiterhin sein Vater und Gewalthaber blieb. Welche Verbindung hingegen zwischen jenen Fakten bestand, auf die Menecrates augenscheinlich anzuspielen gedachte, erschloss sich ihm nicht recht, weshalb fragend er erstlich zu seinem Opponenten blickte, sodann einen kurzen Blick auf die Claudia riskierte und sodann wieder zu ihrem Großvater zurück ging.
    "Verzeih, werter Claudius, ich fürchte, ich verstehe nicht recht..."
    Die paternale Gewalt repräsentierte für ihn keinerlei Hindernis, sodass für einen Moment er erwog, ob der Alte ihm nahezulegen gedachte, selbst zu einem Familienoberhaupt zu avancieren, indem er sich verehelichte, ja womöglich gar auf verschleierte Weise dazu ansetzte, seine Enkelin ihm als Gattin zu offerieren, was doch ihn in größte Nöte würde bringen, nachdem sein Herz durchaus in jene Direktion ihn zu ziehen schien (obschon er dessen höchst insekur mochte sein), er jedoch bereits seit Kindestagen einer anderen war versprochen, mit der man bereits einen Hochzeitstermin hatte anberaumt.

    Als Scato nicht prompt das Wort erhob, argwöhnte der junge Gracchus, seinem Vetter behage seine Idee nicht recht, weshalb er sich anschickte, seiner dürren Offerte ein wenig Farbigkeit zu verleihen:
    "Womöglich könnte man gar eine Jagdpartie veranstalten und des Abends sich in die Villa zurückziehen. Falls unseren edlen Gästen ein wenig nach Bewegung zwischen den Schlemmereien der Feiertage wäre..."
    Noch immer behagte Manius Minor allzu vehemente Bewegung kaum, doch war er wohl niemals in besserer Konstitution gewesen, um eine derartige Jagdpartie zu absolvieren, weshalb es ihm geboten erschien, jene Option nun zu nutzen, ehe die Trägheit und die Annehmlichkeiten des stadtrömischen Alltags seine erworbene, zumindest leidliche Körperform wieder überformten.

    Bereits die kurz angebundenen Grüße, welche der Consular seinem Vater auszurichten bat, ließen den jungen Flavius antizipieren, dass ihr Zwiegespräch sich dem Ende zuneigte, weshalb er, kaum setzte Macer seinen Becher an, ebenfalls sein Getränk leerte, um sodann artig den offerierten Anlass zum Abschied zu ergreifen:
    "Durchaus, durchaus. Die Freunde meines Vaters im Senat sind zahlreich und jeder von ihnen erwünscht eine Visite seines kandidierenden Sohnes, wie du dir zweifelsohne denken kannst."
    Ein wenig zögerlich erhob er sich.
    "Insofern danke ich dir für die Zeit, welche du für mich erübrigt hast, und insonderheit selbstredend für deine Unterstützung. Ich und ebenso mein Vater werden dir dies zweifelsohne vergelten, sollte sich die Gelegenheit ergeben."

    Nachdem Silana keinerlei Anstalten machte, durch Interrogationen immediat ihr Ansinnen zu verfolgen, beschloss er, seinen Faden aufs Neue aufzunehmen, obschon ihn die Präsenz jener doch so unergründlichen Gestalt durchaus irritierte. So bedurfte er einigen Spintisierens, ehe er sich zu entsinnen vermochte, wo sie vor jener unerwarteten Jagd stehen geblieben waren.
    "Nun, dann... wollen wir dir doch ein wenig Studienmaterial offerieren."
    , bemerkte er somit ein wenig insekur an die Adresse der Claudia, um das Schweigen zu füllen und mühte sich dann aufs Neue, seine Appetenz weg von der attraktiven Präsenz an seiner Seite hin zu den profanen Motiven seiner Visite zu wenden, was neuerlich ein kurzes Schweigen mit sich brachte.


    Da jene durch seine Konzeptlosigkeit vernehmliche Perturbation seines Geistes ihn genierte, beschied er schließlich, schlichtweg einen gänzlich neuen Faden aufzunehmen, indem er prompt in medias res ging, zumal Menecrates ohnehin ihm geneigt erschien:
    "Nun, in jedem Falle war die Intention meines Besuches, dich um deine Unterstützung für meine Kandidatur zum Quaestor zu bitten."

    Ein partikuläres Gefühl umfing Manius Minor, als er hoch zu Ross das Tor zu jenem neuen Anwesen Manius Maiors durchquerte, welches weit entfernt lag von jener Villa, in welcher als Knabe er zahlreiche Senatsferien hatte verbracht und ihm doch, da in den vergangenen Dekaden lediglich ein Vilicus dort (augenscheinlich im Namen des Princeps) die Geschicke geleitet hatte, weshalb zweifelsohne es auch niemals zu Einladungen war gekommen, ihm gänzlich unbekannt war. Jenes benachbarte Haus, auf welches er nun, gefolgt von seinem Reisewagen und der Bagage, die einen Aristokraten auf Reisen zu geleiten pflegte, auf einer schnurgeraden Straße zuhielt, erschien ihm gleichsam als treffliche Metapher zu ihrem Bewohner, zu dessen Besuch er den langen und beschwerlichen Weg von Roma her auf sich genommen hatte: Wie im Grunde jedes der Sommerresidenzen am Golf von Neapolis über ein similäres Interieur verfügte, so mochte auch sein Vater den übrigen Consularen, ja gleichsam sämtlichen Aristokraten Roms und damit auch dem jungen Flavius gleichen, mochten gewisse Distrikte seiner Persönlichkeit jenen essentiellen Funktionen entsprechen, welche die Gesellschaft erwartete und derer sie bedurfte. Doch obschon er zahllose erquickliche Momente seiner Kindheit in nächster Nähe von diesem speziellen Gemäuer hatte gefristet, so galt selbiges auch für den älteren Gracchus, der gleichsam als Betrachter das Heranreifen seines Sohnes hatte verfolgt, bisweilen integriert, doch auch dann nicht mehr als eine Kulisse wie die betagten Mauern, an denen er im Rahmen infantiler Spiele mehrfach war vorbeigeeilt ohne sie jemals erklommen zu haben, nicht selten jedoch absent, sei es in räumlicher oder geistiger Hinsicht. So nah war jenes Anwesen, so nah war sein Vater, und doch vermochte er nicht recht zu ponderieren, ob er sich in ihm würde zurechtfinden, ob er zu antizipieren wusste, welche Räume und düsteren Kammern es verbarg.


    Seit seinem Traume auf der Reise nach Roma hatte es dem Jüngling danach verlangt, seinen Vater wieder zu sehen, um mit ihm jenes Gespräch zu führen, welches er vor so vielen Jahren schon hätte führen müssen, als er in Verblendung und Desillusion sich von jenem Mann, der ihn selbst hatte gezeugt, immer weiter entfernt hatte. Waren es nicht just jene Jahre der Adoleszenz, in welchen die Sprösslinge nobler Häuser sich ihren Vätern für gewöhnlich anzunähern pflegten, da nun endlich sie über den Verstand verfügten, die komplexen Dependenzen des politischen Lebens und der geistigen Muse zu erfassen und damit nicht lediglich zur Stütze des familiären Unternehmens, sondern ebenso zu einem interessanten, zunehmend ebenbürtigen Gegenüber wurden?
    Doch was hatte Manius Minor in jenen Jahren getan? Er hatte Manius Maior mit stummen Vorwürfen überhäuft, hatte sich seiner Feigheit geschämt, während dieser parallel doch zu höchsten Ehren war aufgestiegen, von allen respektiert und niemandem sonst seines Versagens wegen getadelt! Anstatt sein größter Bewunderer zu sein war er sein schärfster Kritiker gewesen, hatte all seine Verdienste abgetan als hohle Fassade. Anstatt seine Nähe zu suchen, um von ihm das zu lernen, wessen er zur Erfüllung seiner Pflichten bedurfte, hatte er ihn gemieden und die Einsamkeit gesucht. Anstatt seinem Namen und Vermächtnis gemäß sich ihm stetig zu approximieren, war ihre Distanz gewachsen bis schließlich ein ganzes Imperium und eine gänzlich konträre Philosophie hatte zwischen ihnen gelegen.


    All dies nun wollte der junge Flavius nun überwinden, indem er Schritt um Schritt auf das unbekannte Haus zuritt, um jenen Weg der Versöhnung zu vollenden, welchen er vor mehr als einem Jahr hatte angetreten. Und doch wusste er nichts rechtes von der Welt hinter den kleinen Fenstern, ob dortig überhaupt ein Bewusstsein für jene Differenz existierte, ob Interesse an jener Vereinigung bestand oder nicht doch eine tiefe Sehnsucht, die Bande zwischen Vater und Sohn neu zu knüpfen...

    Jurisprudenz zählte bisherig nicht zu den favorisierten Objekten der Aufmerksamkeit des jungen Flavius, indessen offenbarte sein gesunder Menschenverstand ihm bereits, dass Scato durchaus im Recht lag. Es erschien absurd, sämtliche Sklaven die Subtilitäten des römischen Rechtes einzuführen, zumal ja auch ein gemeiner Plebejer nicht bessere Kenntnis darüber besaß.


    Folglich schwieg er zustimmend und wandte sich erfreulicheren Thematiken zu:
    "Welch erfreuliche Novitäten! Ist bereits ein Termin für die Hochzeit anberaumt?"
    Der junge Gracchus schätzte die Claudii und verspürte geradezu eine enkelsgleiche Admiration für den alten Menecrates, welcher stets ihn mit größtem Wohlwollen hatte traktiert. Dessenungeachtet verlangte es ihn jedoch danach, Claudia Silana wiederzusehen, deren Brief er nicht beantwortet hatte in der Hoffnung, ihr auf irgendeinem gesellschaftlichen Anlass persönlich zu sehen. Zweifelsohne würde dies noch einige Zeit beanspruchen, da er ja erst vor wenigen Stunden Rom wieder hatte betreten, doch verspürte er Zuversicht, baldig im Hause der Claudii zu Gast zu sein. Oder sie in ihrem.
    "Oh, ein Gastmahl wäre wahrhaftig eine gute Idee. Womöglich auf Onkel Furianus' Villa suburbana?"
    Ob der Reihe von Feiertagen zu den Saturnalia pflegten ja nicht wenige römische Aristokraten, sich auf ihre Landgüter zu retirieren, um in der Ruhe Latiums ihre wohlverdienten freien Tage zu verbringen, obschon selbstredend jene, die kultische Pflichten zu erfüllen hatten, eher in der Nähe der Urbs verblieben.
    "Ich vermute, Catus wird keine Einwände dagegen haben."
    Scato war derzeitig der ranghöchste der Flavii in Rom und verwaltete somit den Besitz der Familie in und um die Stadt, zumal Catus Atilianus ja Rom hatte verlassen, nachdem sein Vater vor einigen Jahren verstorben war. Obschon seine Remineszenz an jene Ortschaft ein wenig getrübt war ob der dortigen Reitstunden, mit welchen er für einige Zeit sich hatte torquieren müssen, memorierte er doch ein agreables Anwesen, das leichtlich eine kleine Festgesellschaft würde aufnehmen können.