Unschlüssig, ob es einem Jüngling anstand, gemeinsam mit einem honorigen Senator, zu welchem er eine nicht eben vertrauliche Relation hegte, ein derart infantiles Spiel zu treiben, erhob Manius Minor zögerlich und machte einige, genante Schritte nach links. Auch den Zugriff des Greisen unterstützte er lediglich durch ein Innehalten und einen merklich konfundierten Blick in Richtung ihrer Destination. Dort entdeckte er nun in der Tat Claudia Silana, was ihm nicht gerade größere Sekurität verlieh. Das Mädchen war unkonventionell in vielerlei Hinsicht, obschon weibischer Vorwitz womöglich noch relativ gewöhnlich mochte erscheinen, selbst wenn er in dieser spezifischen Situation die Frage evozierte, warum sie ausgerechnet für eine Unterredung ihres Großvaters mit dem jungen Flavius sich interessierte.
Diese Frage zu erörtern verweigerte sich der Jüngling jedoch und nötigte sich, in die amüsante Situation jenes vermeintlichen Spieles einzustimmen, indem er ironisch kommentierte:
"Welch ein Triumph! Eine derart anmutige Beute ging mir während des vergangenen Jahres niemals ins Netz! Es ist doch stets wieder lehrreich, an der Seite eines derart erfahrenen Kommandanten zu dienen!"
Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor
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Manius Minor schwieg eine Weile, als Scato ihn so direkt bezüglich seiner Relation zur aurelischen Natter befragte, konnte er wohl kaum in gänzlicher Offenheit seine infantile Furcht vor jener fremden Favoritin Manius Maiors formulieren, zumal er selbst erst genötigt war, seine Gedanken hinsichtlich ihr zu ordnen. Noch trefflich memorierte er den Schrecken, welcher ihn hatte befallen, als sein Vater ohne jedwede Konsultation seiner Kinder sich an einer Verbindung mit Prisca interessiert gezeigt hatte, jenen überaus heftigen Streit mit ihm hinsichtlich ihrer Person, welcher final in eine beiderseitige Absage aneinander hatte gemündet, seine erfolglose Aktivierung diviner Mächte, um zur rechten Zeit ihrer ledig zu werden, und seinen erschröcklichen Verdacht, sie trüge Schuld am Tod seiner Schwester, den final er in Opium und Wein hatte verdrängt. Während er so nachsann, erwachte jedoch auch eine überaus unrühmliche Remineszenz an jenen Brief an Scato, den er infantiler Machtlosigkeit von Alexandria nach Rom hatte gesandt. Noch immer, und insonderheit nach jenem Empfang, hegte er Argwohn hinsichtlich der Todesumstände seiner Schwester, doch musste retrospektiv sein Alarmruf geradehin paranoid gewirkt haben, weshalb er es vorzog, ihn nicht weiter zu thematisieren in der Hoffnung, ein dreimalig aufgegebener Brief mit expliziter Mahnung zur persönlichen Zustellung hätte seine Destination schlicht nicht erreicht.
"Nun, als Erstgeborener meines Vaters erachte ich es als meine Pflicht, für das Wohl der Familie zu sorgen."
, begann er und sog ein wenig der heißen Luft ein, während zugleich er im Geiste weitere Worte präparierte:
"Und ich erachte die Verbindung meines Vaters zu Aurelia als schädlich. Ihr Empfang hat lediglich konfirmiert, dass sie bestrebt ist, nicht wie es einer guten Matrone wohl ansteht, ihrem Gatten eine Stütze zu sein, sondern vielmehr von Machtgier getrieben ist, um nicht das Wohl unserer Familie, sondern lediglich ihr eigenes zu mehren. Mein Vater will dies augenscheinlich nicht akzeptieren, doch nun, da er seit geraumer Zeit fern von Rom weilt, fürchte ich umso mehr, dass Aurelia unkontrolliert ihr Regiment in unserem Hause führt und womöglich selbst unseren Besitz zum Nutzen von ihr und ihrer Familie veruntreut."
Nichts von jenen Anschuldigungen war durch irgendwelche Fakten zu konfirmieren. Dennoch fühlte Manius Minor sich genötigt, seiner Haltung eine leidlich intellegible Justifikation zu verleihen. -
Zitat
Original von Sextus Aurelius Lupus
Erst nachdem nun also die förmliche Begrüßung und der Dank ausgesprochen waren, kam Sextus dann auch gerne ihrer Bitte nach, sämtliche übrigen Gesichter einander vorzustellen. “Wie ich gerade gehört habe, ist euch Senator Flavius Scato bekannt, ebenso wie selbstverständlich seine Verlobte Claudia Sassia. Daneben steht der edle Flavius Gracchus Minor, jüngst zurück von seinem Tribunat in Germania und seinerseits Sohn des edlen Pontifex pro Magistro und Senator Flavius Gracchus. Dann noch einen Klienten des Flavius Scato, Duccius Callistus. Und selbstverständlich eine weitere Dame dieses Hauses, meine Nichte Aurelia Corvina.“ Sextus hoffte, nun niemanden zu übersprungen haben. Bei der Menge an Gästen den Überblick zu bewahren, fiel manchmal schwer.
Dass der greise Menecrates seinen Weg nicht hierher würde finden, fand nicht weiter die Aufmerksamkeit des jungen Flavius, denn schließlich hatte sein Nomenclator ihn informiert, in welcher prekären Relation Aurelius Lupus und Menecrates standen, was ihn jedoch nicht weiter grämte, da er doch nur mäßig Sympathie gegenüber ersterem, dagegen geradehin eine infantile Zuneigung gegenüber letzterem empfand.ZitatOriginal von Aurelia Lentidia
Dass sich Lupus Sabinus gegenüber derartig freundlich gab, erfreute die junge Aurelia. Natürlich war ihr Cousin ein politischer Profi, der sich in sozialen Kreisen zu geben und verhalten wusste, aber dennoch konnte sie erkennen, dass sein Groll scheinbar lediglich auf den claudischen Senator und nicht auf dessen Nachfahren gerichtet war. Fortan stellte Lupus beiden nun die übrigen Gäste vor, welche Lentidia höflichst begrüßte. Die knappe Begrüßung Sassias empfand sie dabei fast schon als Sieg, hatte die Rothaarige doch endlich verstanden, dass sie sie nicht leiden konnte. Sie verschwendete aber keine Gedanken mehr daran, sondern wandte sich den ihr bislang noch unbekannten Gästen zu. "Oh, wie aufregend!" entgegnete sie dem jüngeren Flavier. "Flavius es freut mich, dich kennen zu lernen. Ich hoffe, ich werde im Laufe des Abends noch von deinen jüngsten Taten im Norden hören können, hörte ich doch furchtbares aus dieser Region von meiner lieben Freundin Tiberia, der Frau des Statthalters Duccius." Lentidia war immer interessiert an den schaurigen Zuständen im Umland des Limes, von denen sie bisher nur gelesen hatte. Die flavischen Männer wohl alle zielstrebig und tätig zu sein! Den Klienten des ihr bereits bekannten Flavius begrüßte sie mit einem höflichen aber nichts sagendem Lächeln, handelte es sich dabei doch nur um einen Begleiter zweiter Klasse. Zudem war er folglich ein Verwandter des Duccius Vala, was große Unsympathien in ihr hervorbrachte, hatte sie doch immer noch Mitleid mit ihrer Freundin Tiberia Lucia, da sie mit diesem barbarischen Homo Novus zusammen im kalten Norden leben musste. Wenigstens schien der junge Duccius etwas gepflegter zu sein, was nicht ganz zu ihrer Vorstellung eines Duccius passte, sodass sie diesbezüglich wenigstens etwas Wohlwollen empfinden konnte.
Indessen war es ihm ohnehin nicht gestattet, sonderlich viele Gedanken in jener Hinsicht zu verschwenden, denn auch Aurelia zeigte sich höchst interessiert an seinen germanischen Abenteuern, sodass der Jüngling, gefangen zwischen Hochmut ob jenes reißenden Interesses und Genierlichkeit ob dessen mäßiger Justifikabilität, bereits als Perspektive des Abends zu sehen glaubte, wie er stundenlang seine Erfahrungen in Germania zu berichten haben würde.
Artig erwiderte er dennoch die Salutation:
"Die Freude ist ganz auf meiner Seite!"
, und bemerkte, als sie die Statthalterin des Legatus erwähnte, mit freundlichen Worten:
"Leider war es mir nicht gestattet, Tiberia persönlich kennen zu lernen. Ihr Gatte war nahezu beständig auf Reisen und allein zu Hause schien es ihn wohl unschicklich, eine Abendgesellschaft zu geben."
Tatsächlich hatte auch Manius Minor nach seiner Einstands-Festivität nicht mehr die Energie aufgebracht, eine weitere Gesellschaft auszurichten, zu welcher er die Tiberia zweifelsohne eingeladen hätte. Doch war er selbstredend auch nicht in den Norden gereist, um pseudourbane Feierlichkeiten zu frequentieren, sondern um seinen Dienst für Rom zu leisten, weshalb ihn jener Umstand nicht sonderlich grämte.ZitatOriginal von Claudia Silana
Wurde der junge Mann etwa nervös? Schon wieder (Wie damals?)?! Silana schmunzelte, verkniff zwei mal die Augen und wartete seine erste Reaktion ab. Ja, er begrüßte sie - aber sehr förmlich und gepresst. "Keine Angst," sagte sie leise zu ihm, indem sie sich einen weiteren Schritt näherte und ihm ein wenig Nähe zeigte aber nicht auf unschickliche Weise, sondern dezent und behutsam. Silana geriet so auf eine handbreit Abstand. Sie wollte nicht, dass er sich derartig angestrengt fühlte. Er sollte sich frei fühlen, wie seine Gedanken auch frei waren. Silana kannte seinen Kopf und seine Gedanken. Beide verband eine gewisse Lust am eloquenten Wort und den klugen Gedanken. Die anderen Gäste ignorierte sie nun und blickte in das sanftmütige Gesicht des Flavius. "Ich habe deinen Brief mehrfach gelesen und bin gespannt auf unser heutiges Gespräch," sagte sie und legte ihre eigenen Hände abwartend ineinander. Ja, sie war neugierig. Sehr neugierig sogar, denn dieser Flavius hatte Potenzial anders zu sein, als die meisten ignoranten Rundengänger ihrer Kreise.
Da das Zwinkern der Claudia dem jungen Gracchen entgangen war und sodann die übrigen Gäste ihn zur Gänze okkupiert hatten, was ihm hingegen eine willkommene Zerstreuung von jener mysteriösen Neigung, welche er gegenüber Silana verspürte, gewesen war, traf die Approximation des Mädchens ihn aufs Neue ein wenig unerwartet, obschon er, einer Gefechtslinie gleich, nicht zurückwich. Beständig schien die Claudia sich zu mühen, ihn aus der Reserve zu locken, doch vermochte der junge Flavius nicht zu erkennen, was sie mit selbigem Verhalten bezweckte, zu schweigen von der bohrenden Frage, wie er auf dieses am trefflichsten zu reagieren hatte. Zwar hätte er seine Emotionen keineswegs mit Angst assoziiert, sondern eher mit einem ratlosen Unbehagen hinsichtlich ihrer Präsenz, doch war er doch recht sicher, dass ihre Bemerkungen hinsichtlich seiner Epistel ihn durchaus erfreuten, sodass er ein genantes Lächeln präsentierte.
"Wie erfreulich! Ich hoffe, es ergibt sich heutig die Gelegenheit für eine kleine philosophische Disputation!"Ehe die zahlreichen Gesprächspartner ihrer stetig gewachsenen Runde jedoch weiter sprechen konnten, erstarb das vergnügte Schwatzen aus sämtlichen Direktionen, als die Augusta höchstselbst erschien. Sogleich verschwand Aurelius Lupus, um als Gastgeber zuerst die prominenteste aller Matronen zu salutieren, und auch Manius Minor blickte zu der imposanten Entourage hinüber, inmitten welcher sich Veturia Serena gleich einer Bienenkönigin inmitten ihres Schwarms bewegte.
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Der junge Flavius trug kein Handtuch, sodass sein feister, von Schweiß und Wasser glänzender Leib zur Gänze zu inspizieren war, da doch zum einen dies keineswegs als anstößig galt, zum andern die Sklaven die Marmorstufen, auf welchen sie sich platziert hatten, ohnehin zu reinigen hatten.
"Oh, ich muss sagen, die Heimkehr war ein wenig... ernüchternd."
, erwiderte er freimütig auf die initiante Frage Scatos, da erstlich er seinem Vetter durchaus hinreichend Vertrauen entgegenbrachte, um ihm jenen Konflikt nahezubringen, zum zweiten jedoch es ohnehin vergebens war, ihn innerhalb der eigenen vier Wände verbergen zu wollen.
"Mir scheint, zwischen meiner Stiefmutter und mir bestehen gewisse Differenzen, welche meine Absenz augenscheinlich nicht zum Verschwinden brachte." -
In der Tat war der junge Flavius in diesem Hause noch niemals zu Gast gewesen, mochte man von seiner knappen Visite anlässlich des Vigintivirats-Wahlkampfes absehen, weshalb er mit gewissem Interesse das zu dieser Tageszeit mäßiger frequentierte Anwesen inspizierte, während der Sklave ihn ins Tablinum geleitete. Selbstredend entsprachen die Räumlichkeiten, obschon in ihrer basalen Funktion analog gebaut, in puncto Größe und Prunk nicht zur Gänze den flavischen Hallen, doch konnte es einem Gast mitnichten entgehen, dass hier ein Consular hauste.
Selbiger empfing ihn augenscheinlich recht freundlich und erhob sich gar von seinem Platze, was den Jüngling mit gewisser Zuversicht hinsichtlich des Ausganges ihrer Unterredung erfüllte. Freundlich reichte er somit dem Gastgeber die Hand und erwiderte:
"Salve, Consular Purgitius Macer. Durchaus nicht, doch muss ich konzedieren, dass dein Anwesen mir durchaus zusagt!"
Obschon Manius Minor nicht zu imaginieren vermochte, in einem anderen als dem Hause seiner Väter zu leben, so entsprachen seine Worte doch durchaus der Wahrheit, da der Domus Purgitia doch ein harmonisches Gesamtkonzept nicht abzusprechen war.
"Ich denke, zuletzt hatten wir vor meinem Vigintivirat das Vergnügen."
, fügte er sodann an. Selbstredend hatte die Präparation dieses Treffens bereits Remineszenzen an jenen Bittgang erweckt, welchen er damals, noch gefangen von Opium und Epikur, eher widerwillig angetreten hatte, um dennoch auch für seine heutigen Ziele pretiose Ratschlüsse und womöglich einen weiteren, nützlichen Kontakt davon mitzunehmen.
"Wir sprachen damals über Tribunate und militärische Kommandos. Und in der Tat bin ich von einem solchen soeben erst zurückgekehrt."
Er lächelte, als er der Implikationen seiner Wortstellung gewahr wurde.
"Von einem Tribunat selbstredend." -
Zitat
Original von Sextus Aurelius Lupus
Ohnehin spielte auch Gracchus Minor just auf die jüngsten Umstände an. Vermutlich würde sich das Thema von diesem Abend schlicht nicht verbannen lassen, da war es fraglich, ob Sextus überhaupt den Versuch unternehmen sollte. Zumindest ein paar Worte allerdings musste er wohl dazu verlieren, da das Thema nun schon so angeschnitten war. Wenngleich es dem ebenfalls anwesenden Scato sicherlich auch ein Dorn im Fleische war. “Glücklicherweise nicht ganz im Ausmaße eines Krieges, Flavius Gracchus Minor. Wenngleich die Ereignisse einige Familien härter getroffen hat. Falls es noch nicht bekannt sein sollte, viele Tiberier sind heute ebenfalls zu Gast und verweilen auch länger in der Villa Aurelia. Ich hoffe, dass dieses Fest auch gerade ihnen zeigt, dass sie in Rom nicht ohne Freunde sind.“ Dies war für die Flavier vielleicht ein kleiner Hinweis, die Vorlage zu nutzen und im Verlauf des Abends Freundschaftsbande mit den geschundenen Tiberii zu erneuern.
"Nun, in jedem Falle hätte ich Derartiges für impossibel erachtet, hätte man mich vor einem Jahr diesbezüglich befragt."
, vollendete der junge Flavius das Thema vorerst, flankiert von einem bedächtigen Runzeln der Stirne, da jene Worte doch in der Tat seinen wahren Regungen entsprachen.
Dennoch wandte er sich dann erquicklicheren Themen zu, welche Lupus prompt offerierte:
"Oh, ich hatte bereits das Vergnügen, mit Tiberius Merula und seinem Bruder hierher zu reisen. Insofern hatte ich nichts anderes erwartet."
Er blickte um sich und identifizierte tatsächlich in einiger Distanz die hagere Figur mit dem wallenden Haar, bei welcher es sich um niemand anderen als Tiberius Merula handeln konnte. Indessen zog sodann eine andere Person seine Appetenz gänzlich auf sich, weshalb er nicht sogleich sich seinem ehemaligen Reisegefährten zuwandte:ZitatOriginal von Claudia Silana
Ihre Schwester, Flavius Scato und der knuddelige Flavius Gracchus Minor waren ersichtlich. Die junge Claudia lächelte auffallend ehrlich, fast schon so, als ihr eine Sonne durch beide Augen schien. "Salvete," grüßte sie melodisch, hob ihre Hand zu einem dezenten Winken an, während sie die andere Hand betont schlenkern ließ. "Es ist mir eine besondere Freude, hier zu sein!" - war der Anbeginn ihrer Begrüßung und sie vertat die Chance sich zu entschuldigen. Sie wollte sie eigentlich auch nicht entschuldigen, da es die Peinlichkeit nur betonen würde. Silana wollte sie einfach übergehen. Es galt: ignorieren und weiter machen. "Mein Bruder wird auch gleich erscheinen. Er ist direkt hinter mir," meinte sie und nickte dann freundlich zu ihrer Schwester. Sassia würde verstehen, dass Silana nun Hilfe gebrauchte. Die beiden Schwestern halfen sich ohne dies bewusst zu benennen oder zu fordern. Man verstand sich auch ohne Worte. Sassia sollte das Gespräch am Laufen halten, damit Silana ihrem Bruder Zeit erkaufte. "Ich bin Claudia Silana," stellte sie noch vor, obwohl diese Vorstellung primär den nicht bekannten Gesichtern galt. Sie ließ die winkende Hand herab fallen, so dass beide Arme elegant herabhingen und ihre Finger sanft auf dem Stoff ihrer Robe spielten. Das Kleid war anders geschnitten als üblich aber nicht unrömisch oder unsittlich, sondern frech und leicht verrückt. Silana wollte positiv auffallen, damit man sich positiv an die Claudier erinnerte.
Claudia Silana war ebenfalls präsent, wobei ihre Präsenz umso extravaganter erschien, als ihr Kleid sowohl hinsichtlich der Farbe, als auch des Schnittes über die eher ennuyante Kleidungsnorm einer römischen Matrone hinausragte. Selbst wenn es dem jungen Flavius nicht vergönnt war, die Details jener Aufmachung zu inspizieren, die ob der Proximität der Claudia in einförmigem Rot verschwommen, so erschien ihm allein die Imagination jenes beachtlichen Dekolleté überaus inspirierend, weshalb sogleich er ein wenig nervös Luft einsog und sich mühte, sie nicht allzu sehr anzustarren, mochte jedoch ein wenig erschrocken wirken.
"Salve, Claudia!"
, presste er lediglich hervor, ehe bereits ein weiterer Schwung an Gästen erschien, um sich ebenfalls ihrer Konversation anzuschließen:ZitatOriginal von Aurelia Lentidia
Als sie mit dem jungen Claudier bei der Gruppe um Lupus ankam, wartete sie anstandshalber, bis die übrigen Gespräche beendet waren und sie alle Blicke auf sich hatte. "Cousin, ich möchte dir und unseren Gästen Claudius Sabinus, Enkel des Senators Claudius Menecrates, vorstellen." Silana würdigte sie in diesem Moment noch keines Blickes. Wichtiger waren zunächst die übrigen Gäste. "Senator Flavius, Claudia, wie schön euch endlich unter schöneren Umständen in der Villa Aurelia begrüßen zu dürfen." begrüßte sie dann den ihr schon bekannten Senator und seine Verlobte, welche sie bei den schief gelaufenen Spielen kennen gelernt hatte. Als sie Sassia, Silana und Sabinus nun aus nächster Nähe vergleichen konnte, staunte sie innerlich erneut – wie konnte ihre hübsche Freundin und deren stattlicher Bruder mit dieser Rothaarigen verwandt sein? Vermutlich ein anderer Vater, ein Missgeschick oder gar ein Streich der Götter selbst! "Claudia!" in diesem Rahmen benutzte sie lieber den nomen gentile für ihre Freundin. "Ich habe dich gar nicht kommen sehen." gefällig lächelte sie Silana zu, welche dadurch hoffentlich interpretierte, dass Lentidia es ihr krumm nahm, sie nicht sofort begrüßt zu haben. Ihre Cousine Corvina begrüßte sie natürlich nicht, hatten sie sich doch vor der Feierlichkeit noch kurz unterhalten, warf ihr aber ein familiäres Lächeln zu. Nachdem sie die ihr bekannten Gesichter begrüßt hatte, war sie daran interessiert, wer die übrigen Gäste waren. "Cousin, willst du mir nicht unsere anderen Gäste vorstellen?" Gespannt und lächelnd nahm sie schon einmal den Blickkontakt auf.
Claudius Sabinus war dem jungen Flavius selbstredend noch ein Begriff, war dieser doch bei der letzten großen Festivität vor seiner Abreise aus Rom, der Wahlfeier Scatos, in der Villa Flavia Felix zu Gast gewesen und obschon Manius Minor die Festivität verfrüht verlassen hatte, vermochte er sich dennoch des Jünglings zu entsinnen. Dennoch wartete er mit einem Gruße selbstredend, bis Lupus sie seiner Cousine präsentiert hatte. -
Nicht lange darauf lag die gesamte Gesellschaft zu Tisch und nachdem Cornelius Scapula in extenso die Geschehnisse in Roma, insonderheit selbstredend jenen grässlichen Sklavenaufstand hatte beschrieben, wandten sich die Fragen den Erlebnissen des jungen Flavius zu.
"Nun, Flavius, wie ist es dir währenddessen ergangen? Wie man hört, hat Rom im letzten Jahr ja mehr Tote gesehen als der ganze Limes!"
"In der Tat. Es erscheint mir geradehin als ein ironischer Winkelzug Fortunas, dass ich in meinem Kriegsdienst in geringerer Gefahr mich wähnte, als wäre ich zu Hause geblieben."
Selbst wenn die Villa Flavia Felix nicht zum Ziel terroristischer Akte geworden war, hatte doch der Bericht über wahllos dreinschlagende Mörder inmitten der Spiele seines Vetters ihn durchaus bestürzt.
"Womöglich ist es gerade die Präsenz unserer Armee, welche den Frieden in den Provinzen stabilisiert. Zumindest in Germania war das vergangene Jahr ausgesprochen friedlich."
"Zumindest, wenn sie an ihren Posten bleiben. Vater hat die Großmacht-Träume Iulianus' mit dem Leben bezahlt."
, warf Cornelius Philonicus, der jüngere Bruder Philonicas düster ein. Selbstredend war dem jungen Flavius das Schicksal seines verschiedenen Schwiegervaters in spe bekannt, welcher auf dem Parthia-Feldzug als Tribun auf dem Feld der Ehre geblieben war, weshalb er eine betrübte Miene machte. Scapula Minor schnaubte hingegen indigniert und kritisierte mit scharfer Stimme:
"Publius, du solltest nicht so respektlos über den Imperator deines Vaters sprechen!"
Augenscheinlich bestand eine gewisse Diskrepanz hinsichtlicher der Ponderation des paternalen Lebensopfers, weshalb der junge Flavius sogleich sich mühte, einen womöglich aufbrandenden Disput im Keime zu ersticken. Er begann somit direkt, zum Glanzstück seines Dienstes vorzudringen, welcher bisherig zumindest stets einige Admiration gezeitigt hatte:
"Nun, wie das vergangene Jahr uns trefflich dargelegt hat, besteht nirgends im Imperium absolute Sekurität, sei es am Limes, sei es inmitten der Urbs.
Indessen scheint es auch mir als eine kluge Strategie, den Krieg zu vermeiden, so er durch diplomatische Medien zu ersetzen ist. Dies war wohl die prinzipale Lehre, welche ich aus meinem Tribunat ziehen durfte: Ich selbst hatte die Ehre, an Verhandlungen mit den Chatten zu partizipieren und mit ihnen einen Frieden auszuhandeln, welcher Rom im Ganzen, wie auch der Salubrität unserer Soldaten zum Wohle gereicht."
In der Tat vermochten jene Worte die Appetenz der Gesellschaft von der Disputation über die Historie ab- und zu dem juvenilen Gastgeber hinzuwenden. Cornelia Philonica war es schließlich, welche ungläubig fragte:
"Du allein? Sind die Chatten nicht ein besonders wilder und unzähmbarer Stamm der Germanen?"
Nicht ohne Stolz erwiderte der junge Gracchus:
"In der Tat, in beiden Fragen: Duccius Vala vertraute mir diese Mission persönlich an, obschon jener Stamm seit den Tagen des Arminius mit dem Imperium in beständigem Krieg verharrt. Doch wie ich bereits sagte, war ich erfolgreich: Die Bedingungen des Friedens sehen vor, dass wir den Chatten einige Lieferungen an Getreide zukommen lassen, im Gegenzug jedoch statt militärischen Verlusten sogar zusätzliche militärische Potentiale erschließen können, denn jede chattische Familie wurde verpflichtet, einen Sohn in unseren Kriegsdienst zu stellen."
Obschon der junge Flavius die Mimik seiner Gäste nicht recht zu identifizieren wusste, offenbarte die angespannte Stille, nachdem er geendet hatte, doch ihr Staunen, ehe final Cornelius Scapula (Maior) als erster wieder Worte fand:
"Ein Tribun als Diplomat? Beim Hercules, das klingt abenteuerlich! Scheinbar hat Duccius Vala sich nicht selbst zu ihnen getraut, weil sein Stamm mit ihnen im Krieg liegt!
Oder hast du etwas vergleichbares bei der Adiutrix erlebt, Caius?"
Der ältere der jungen Cornelii, aus dessen Worten ein wenig des Neides träufelte, erwiderte:
"Nein, so etwas ist mir nicht bekannt. Ich hatte zwar einige Gerichtsreisen in die Wüste zu unternehmen, aber größere Verhandlungen übernahm der Proconsul selbst."
"Nun, dies war auch eine überragende Exzeption während meines Tribunates. Soweit ich verstand, waren derart weitreichende Konsultationen auch nicht vorgesehen. Vielmehr ging es ursprünglich lediglich um einen kleineren Zwischenfall, hinsichtlich dessen Duccius Klarität gewinnen wollte. Ich erwischte die Chatten wohl eher zufällig auf dem rechten Fuße."
Er präsentierte ein bescheidenes Lächeln, um nicht allzu großspurig zu wirken, zumal er durchaus erkannte, dass Philonicas älterer Bruder, dessen Tribunat bereits einige Jahre zurück lag, ihm sein Abenteuer neidete. -
Augenscheinlich vermochte Gracchus Minor die Appetenz des alten Claudius bis zuletzt zu bannen, denn weder Kommentar, noch Zwischenfrage disturbierten seine Narration, bis er zu einem Ende gekommen war. Erst dann zeigte Menecrates seine Admiration, welche den Jüngling durchaus kalmierte und zugleich ein wenig genierte, da jene spärlichen Worte sofort seine Remineszenzen an die extensiveren Preisungen seiner Offizierskollegen aktivierte.
"Ich vermag nicht recht zu ponderieren, inwieweit ihnen zu vertrauen ist. Doch scheint es mir doch ein kalkulierbares Wagnis, das sämtliche Familien sich bereit erklärten, ihre eigenen Söhne für die Dauer des Friedens als Soldaten in den Dienst Roms zu stellen, und wohl selbst einem Barbaren daran gelegen sein wird, seine eigenen Kinder zu defendieren."
Zweifelsohne war es der Perspektive eines Feldherrn geschuldet, dass Menecrates prompt bei diesem Punkt nähere Informationen erfragte, welche Manius Minor bereitwillig zur Disposition stellte:
"Soweit mir bekannt ist, bilden sie einen gemeinsamen Auxiliarverband, welcher jedoch voraussichtlich nicht in der Provincia Germania Superior zum Einsatz kommen wird. Um einen Betrug zu exkludieren und sie zugleich unter der Aufsicht anderer Verbände zu bewah-"
Seine Sentenz fand kein Ende, denn in jenem Augenschlag erscholl ein Schlag, gefolgt von blechernem Scheppern in der Halle, sodass der junge Flavius erschrocken zusammenzuckte, selbst wenn die rationalen Partien seines Geistes selbstredend wussten, dass in einer claudischen Villa, konträr zum germanischen Feindesland, keine wahrhaftigen Gefahren lauerten. Dennoch blickte er ein wenig furchtsam in die Direktion der Lärmquelle und erblickte einige umherrollende Becker inmitten eine Pfütze, doch vermochte er im Schatten der Säule den Urheber jenes Malheurs nicht zu erblicken. Lediglich dem amüsierten Unterton in der Frage des alten Claudius entnahm er, dass selbiger bereits eine Hypothese gebildet hatte, welche ihn nicht zu Enerviertheit, wie er sie zweifelsohne angesichts eines Fauxpas seines Gesindes an den Tag gelegt hätte, sondern zu paternaler Jovialität motivierte. Dies wiederum erweckte den Vorwitz des jungen Gracchen aufs Neue und er reckte den Hals, um doch etwas zu entdecken.Da auch jene Ambition jedoch vergeblich war, wandte er sich neuerlich Menecrates zu und erwiderte:
"Nun, ich würde ihn in einer Zangenbewegung umfassen und die Falle sodann zuschnappen lassen."
Obschon er während seines Tribunats nur äußerst spärliche taktische Schulung hatte erhalten (zumal er ihrer für seinen alltäglichen Dienst auch nicht bedurft hatte), wäre wohl der tumbeste Legionär dieser Strategie kapabel gewesen. Rätselhafter mochte indessen sein, wie diese sich auf die aktuelle Situation akkomodieren ließ. -
Zitat
Original von Sextus Aurelius Lupus
Nach der holden Damenwelt und dem gewesenen Aedil erhielt aber der angehende Quaestor und Sohn seines Freundes den Vorzug gegenüber einem Klienten, was die Aufmerksamkeit anging.
“Flavius Gracchus Minor! Es ist mir eine besondere Freude, dich begrüßen zu dürfen. Zunächst war ich nicht sicher, ob dein Tribunat in Germania rechtzeitig beendet sein würde. Umso mehr war ich erfreut, von deiner Rückkehr nach Rom zu hören und konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, den Sohn eines meiner ältesten Freunde hier einzuladen. Du musst später unbedingt von deinen Eindrücken von Germania berichten.“ Sextus' eigenes Tribunat damals war eher unfreiwillig zustande gekommen, ebenso wie sein Eindruck von Germania, wenngleich dieser ohnehin eher kurz war. Da war es sicherlich nicht nur eine nette Gelegenheit für den jungen Flavius, mit seinen Taten anzugeben, sondern auch für alle Gäste zu hören, wie jemand, der diese Bürde freiwillig auf sich nahm, dies empfunden hatte.
...
Nachdem nun die Gäste begrüßt waren, war er wieder an der Reihe, die Unbekannten auf Seite des Gastgebers vorzustellen. “Darf ich euch noch die anderen vorstellen. Diese bezaubernde Dame hier an meiner Seite ist meine Nichte Aurelia Corvina. Dort etwas abseits steht meine Cousine Aurelia Drusilla mit Tiberius Merula und einer Freundin, und neben dem Oleander sehe ich gerade meine Cousine Aurelia Lentidia. Ich denke, im Laufe des Abends werden sich noch einige Möglichkeiten zur Konversation ergeben.“ZitatOriginal von Aurelia Corvina
Allerdings zu den Herren gar nichts zu sagen wäre auch grob unhöflich gewesen, also schon Corvina noch eine kleine Begrüßung hinterher. “Flavius Scato, auch ich gratuliere dir und heiße dich, Flavius Gracchus Minor und auch deinen Klienten Duccius herzlich willkommen.“
Die Netiquette der Damen verfolgte Manius Minor mit einem artigen Lächeln, obschon er nicht recht darauf achtete, da doch die Schönheit der Kleider, die Anmut ihres Prunkes wie die Kunstfertigkeit ihrer Haarpracht ihm auf jene Distanz ohnehin weitgehend verschlossen blieb. Erst als Lupus ihm sich zuwandte, zeigte er eine Regung der Anteilnahme und erwiderte:
"Nun, während ich zum Kriegsdienst in die Ferne zog, scheint der Krieg nach Rom ausgewichen zu sein, wie es scheint."
, spielte er auf den Sklavenaufstand an, in welchem ja auch der Aurelius den Gerüchten zufolge eine rühmliche Rolle gespielt hatte.Doch selbstredend war ihre Ankunft nicht der rechte Ort, um tiefer in die Materie sich zu versenken, weshalb er sich weiterer Kommentare enthielt und stattdessen den Hinweisen des Gastgebers bezüglich seiner Anverwandten und Gäste folgte, welche fortunablerweise partiell in etwas größerer Distanz sich aufhielten, sodass es dem jungen Flavius auch vergönnt war, ihre Gesichtszüge ein wenig intensiver zu studieren.
"Salve et tu!"
, replizierte er final den Gruß jener Aurelia, welche als einzige tatsächlich ihm als ein amorpher Scheme erschien, dessen geringe Höhe und blonde Bekrönung indessen doch in gewisser Weise ihm als adäquate Eigenheit erschien, um sie im Laufe des Abends wieder zu identifizieren. -
Nach dem unerquicklichen Empfang im Atrium suchte Manius Minor eiligst die hauseigenen Thermae auf, um sich von den Mühen der Reise zu erholen, insonderheit jedoch seinen aufbrandenden Zorn über jene aurelische Natter zu kühlen, welche es wagte sich als Herrin seines Vaterhauses aufzuspielen. Was fiel ihr ein, ausgerechnet im Angesicht des Sohnes des Hausherrn sich als Matrone aufzuspielen und ihm gar unterschwellig zu drohen, jenes familiäre Refugium in einen Tartaros zu verwandeln? Glaubte sie etwa, mit ihm einen ihrer servilen Diener vor sich zu haben, mit welchen sie doch umzuspringen pflegte, als handele es sich bei ihnen nicht um Menschen, sondern um tumbes Vieh? Vermeinte sie sich den Respekt eines Flavius zu erwerben, indem sie ihm drohte, ja zugleich jedweden Anstand missen ließ und selbst ihren Stiefsohn, welcher soeben vom Kriegsdienst heimkehrte, mit Gift und Galle zu empfangen?
Es verlangte ihn geradehin, in die kühlenden Fluten des Frigidariums abzutauchen, um all jenen heißen Zorn zu dämpfen, während ein Sklave ihn mit dem Strigilis traktierte. Dann jedoch war es endlich so weit. Achtlos sprang der feiste Flavius in das Becken, dass die Wogen über die marmorne Umfassungen traten und die parat stehenden Sklaven benetzten. Der Jüngling verblieb abgetaucht, um die Kühle auch auf seinem Antlitz und zwischen den Haaren zu spüren, als ließe sich der Groll durch das kühle Element hinfortspülen. Doch in der Tat schienen seine sinistren Gedanken, die Aurelia womöglich durch einen gedungenen Mörder auszuschalten, zurückzutreten, während die Kälte von ihm Besitz ergriff und seine Haut jener des Federviehs approximierte. Als sein Schaudern schließlich in beständige Muskelkontraktionen sich wandelte und zähneklappernd er wieder auftauchte, war die erste Wut verraucht und er wandte sich den ihm bekannten Sklaven zu, die bereits emsig damit begonnen hatten, das aquarelle Malheur ihres Herrn zu bändigen.
So erkundigte er sich hinsichtlich der Geschehnisse in der Villa Flavia Felix und ganz Rom während des vergangenen Jahres, ehe er endlich ins Caldarium wechselte, wo er Scatos Ankunft erwartete.
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Zitat
Original von Sextus Aurelius Lupus
Als der Flavius also an der Reihe war, wandte sich Sextus auch mit voller Aufmerksamkeit ihm zu. “Ah, Flavius Scato. Schön, dass du kommst. Aber sag, wer ist die bezaubernde, junge Dame an deiner Seite?“ schenkte er der Dame ein Lächeln. Bei den Blicken, die sie Scato zugeworfen hatte, glaubte er zwar nicht eine Sekunde daran, dass sein Charme bei ihr irgendetwas bewirken würde. Dennoch gehörte es irgendwo einfach zum guten Ton dazu, jungen Damen dementsprechende Komplimente zu machen und selbstverständlich anerkennend zu bemerken, wenn diese sich für ein Fest herausgeputzt hatten. Da Sextus mit ganzen drei Damen im entsprechenden Alter im Hause lebte, bekam er auch völlig ungewollt sehr genau mit, welche Dramen sich bei der Auswahl der passenden Garderobe abspielten und welche Qualen sich beim Frisieren der Haare erduldet werden mussten. Da hatten es Männer wesentlich einfacher, indem ihre Pflicht nur darin bestand, entsprechend freigiebig mit Komplimenten zu sein.
Die Entourage Scatos umfasste auch den Sohn des Consulars Flavius Gracchus, welcher gar namentlich zu dieser Festivität geladen worden war. Nicht sonderlich vermochte der junge Flavius Sympathie für den Aurelius zu entfachen, welcher einst des Princeps höchsteigener Klient war gewesen, nach dem Wechsel auf dem Caesarenthron hingegen augenscheinlich in Ungnade war gefallen und nun noch immer auf formell niederem Rang innerhalb des Senates verharrte. Indessen war jene Antipathie weniger der Person des Gastgebers geschuldet als vielmehr seiner Anverwandten, jener aurelischen Natter, welche so listig sich in das Leben der Familia Flavia Graccha hatte gedrängt, die jedoch auch heute auf dieser Festivität zu erscheinen gedachte.Ihre Person mochte fortunablerweise jedoch untergehen in der Masse der flavischen Gesandtschaft, welche nicht lediglich aus Familiaren und Sklaven, sondern ebenso einigen Klienten seines Vetters sich zusammensetzte, deren Bekanntschaft Manius Minor ebenfalls bisherig bestenfalls flüchtig hatte gemacht. Ihnen gegenüber erschien der Jüngling jedoch desinteressiert, da auch auf dem heutigen Wege zur Villa Aurelia Scato es versäumt hatte, die augenscheinlich aufstrebenden Männer vorzustellen, was zweifelsohne nicht zuletzt seiner Verlobten war geschuldet, die sie ebenfalls vor der Ankunft in der Villa Claudia hatten abgeholt (deplorablerweise nicht jedoch ihre Schwester Claudia Silana).
Indessen waren sie nun endlich vor Ort und nachdem sein Vestiarius die Toga hatte zurecht gezupft (sie war, einer Variation der saisonalen Modefarbe entsprechend, himmelblau gefärbt und mit feinen, marineblauen Mustern bestickt), betrat er in respektvollem Abstand hinter Scato und Sassia das Atrium, wo bereits eine große Schar an prominenten Persönlichkeiten Roms waren erschienen. So identifizierte der Jüngling in der Ferne bereits Consular Purgitius und die Tochter Iulius Centhos, welche ihm von jenem Opfer für Iuno Februata vor mehr als einem Jahr noch im Gedächtnis war. Irritierenderweise hatte jedoch auch Tiberius Verus sich unter die Gesellschaft gemischt, welcher mit seinen plumpen Soldatenstiefeln und der simplen Toga geradehin ridikulös auf einer derartigen Veranstaltung wirkte. Ehe er jedoch weitere missbilligende Gedanken über jenen durchaus adäquaten Soldaten, doch gänzlich inadäquaten Patrizier zu formulieren wusste, hatte bereits Aurelius Lupus sie ausgemacht und initiierte die Begrüßung.
Nachdem der senatorische Flavius und seine Angetraute an der Reihe gewesen waren, ergriff auch Manius Minor das Wort:
"Salve, Aurelius. Ich danke dir für diese Einladung!" -
Zur Visite bei dem Consular Purgitius hatte Gracchus Minor die schlichte Toga eines römischen Bürgers gewählt, denn obschon zur vierten Stunde, zu welcher er geladen worden war, die Salutatio bereits ihr Ende gefunden haben mochte, so schien es doch als respektvoll, einem eher entfernten politischen Freund seines Vaters im Staatskleid seine Aufwartung zu machen, zumal die Tageszeit nicht erwarten ließ, dass ihre Unterredung im Rahmen einer Cena würde erfolgen.
Der Jüngling entstieg also der Sänfte, als ginge er nicht zu einem Senator, sondern direkten Weges in den Senat, während seine Entourage aus Sklaven, Leibwächtern und Klienten seines Vaters ihn umgab und einer aus dieser bereits beim Ianitor anmeldete.
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Wenige Schritte nur vermochte der junge Gracchus zurückzulegen, gefangen im Groll über jenen drohenden Tartaros auf Erden, welchen die aurelische Natter ihm zu bereiten gedachte, ehe Scato ihn adressierte, noch ehe er das Atrium gänzlich hatte verlassen. Ein wenig irritiert hielt er inne und fragte sich bange, was sein Vetter von jener Unterredung mit Prisca vernommen hatte und was er ob dessen urteilen mochte, gedachte jedoch dann des Umstandes, dass Scato nicht erst seit heute in diesen Mauern wohnte und folglich bereits in den vergangenen Jahren Notiz davon genommen haben musste, dass seine Stiefmutter und er keine sonderlich harmonische Relation pflegten.
Einen Augenschlag erschien ihm somit der Gedanke attraktiv, sich mit Scato immediat zu retirieren, um sein Leid zu klagen und zugleich von seinen Erfahrungen zu berichten, als er unschlüssig sich umwandte und die Aurelia stehen sah, gegen welche ein dergestalter Sinneswandel wohl eben jene fragile Hülle der Cordialität würde bersten lassen, die er mit seinem Wunsch nach Reinheit errichtet hatte: Selbstredend würde Prisca wohlbewusst sein, dass er lediglich einen Vorwand darstellte, ihrer Gesellschaft ledig zu werden, doch war sein Wunsch dennoch legitim und somit kaum zu refutieren.
"Nun, gern..."
, füllte er schließlich das irritierte Schweigen mit lavierenden Worten, als schlagartig ihm eine günstige Alternative erschien:
"Wenn du einige Zeit abkömmlich wärst, könntest du mich jedoch auch ins Bad geleiten und wir sprechen dort ein wenig."
Für einen Quiriten waren die hauseigenen Thermen schließlich durchaus ein Ort der Sozialität, wohin man Freunde und Anverwandte laden konnte (selbst wenn Gracchus verhoffte, niemals mit seiner Stiefmutter sich dortig wiedersehen zu müssen, weshalb sie womöglich auch als ein Rückzugsort mochten dienen).
"Respektive... könntest du nachkommen."
Wenn Scato heute bereits ein Bad genommen hatte, wollte er womöglich nicht nochmalig sich der extensiven Reinigung hingeben, doch würde Manius Minor zweifelsohne eine Weile sich der wohligen Wärme des Caldariums hingeben, um seinen unerquicklichen Empfang in dieses Haus verrauchen zu lassen. -
"Selbstredend."
, erwiderte der junge Flavius, welcher keineswegs mit seinem Kommentar darauf abgezielt hatte, das Sujet zu wechseln, sondern lediglich den Geboten der Höflichkeit gemäß nicht prompt mit seinen eigenen Novitäten herausbrechen hatte wollen. Doch da nunmehr Menecrates, wie Manius Minor bereits geargwöhnt hatte, nicht seine eigenen Erlebnisse vorzuziehen gedachte, weshalb er ja auch sein Tribunat zum Anlass jener Visite hatte erkoren, setzte er doch zu einem extensiveren Rapport an:
"Fortunablerweise nicht. Die Grenzen Roms sind ruhig wie seit geraumer Zeit nicht mehr, wie mir scheint. In der Tat war es mir sogar vergönnt daran mitzuwirken, dass jener Zustand womöglich noch ein wenig länger währen wird."
Er wusste nicht, inwiefern seine diplomatischen Triumphe bereits in Rom die Runde gemacht hatten, doch gedachte er, der Spannung wegen nicht sogleich auf sie zu kommen:
"Wie ich erfahren durfte, besitzt Mars nicht lediglich ein kriegerisches, sondern ebenso ein friedliches Antlitz. Die längste Zeit meines Dienstes okkupierten administrative Belange die Legion, sowohl hinsichtlich des Stabsdienstes, als auch in Unterstützung des Statthalters Duccius Vala. Wie dieser weithin sich auf Gerichtsreisen durch die Provinz befand, so oblag es auch mir eher mit Worten als mit Waffen Gerechtigkeit herzustellen. Dennoch darf ich dir versichern, dass deine alte Einheit sich durchaus in kampfbereitem Zustand befindet. Ich selbst durfte Übungsmärsche organisieren und partizipierte an diesem und jenem Manöver."
Aufs Neue gestattete er sich eine kurze Pause, um seine Kehle ein wenig mit verdünntem Weine zu befeuchten.
"Das für mich eindrücklichste Ereignis war jedoch eine diplomatische Mission, auf welche mich Duccius Vala entsandte. Es handelte sich um einen Zwischenfall in den Gebieten der Chatten. Aus diesem Grunde wurde ich zu einem Thing jenes Stammes geladen, bei welchem ich mit den Fürsten jenes Volkes immediat zu verhandeln hatte. Durchaus mit Erfolg, wie ich nicht ohne Stolz konstatieren kann: Wir einigten uns auf einem vierjährigen Frieden, besiegelt durch Kornlieferungen an die Barbaren, im Gegenzug jedoch die Stellung von Geiseln, welche als Auxiliartruppen sich für die Dauer jenes Friedens in das Exercitus Romanus eingliedern und dem Kommando des Princeps unterwerfen werden."
Iulius Licinus hatte sich höchst saturiert mit jenem Resultat gezeigt, ebenso der Praefectus Alae und sämtliche Militärs, welche er diesbezüglich hatte gesprochen. Da es sich bei seinem Gastgeber indessen um einen wohl noch erfahreneren Feldherrn handelte, verspürte der Jüngling durchaus einen gewissen Vorwitz, was jener zu seinen adventurösen Erfolgen würde bemerken, sodass er seine Rede unterbrach, um einem Kommentar Raum zu gewähren. -
"Ave, Praetorius Claudius Menecrates!"
Der Jüngling lächelte, als der alte Claudius ihn so warm empfing und hielt der Musterung stand. In der Tat hatte er, wenn auch in beschränktem Maße Pfunde verloren, sonst jedoch keinerlei Blessuren von seinem Tribunate davon getragen.
"Ich danke dir."
, erwiderte er dann sogleich und nahm Platz, während zugleich er nach einem Keks fischte.
"Wie ich hörte, war auch die Zeit meiner Absenz hier in Rom nicht eben ereignisarm." -
Sim-Off: Well, that escalated quickly
Konträr zu ihm selbst schien die Aurelia vor einem Skandalon im Angesicht des Gesindes mitnichten zu abhorreszieren, denn unerwartet reagierte sie mit einer Vehemenz, die selbst den jungen Flavius irritierte, da er doch mit den Akzentuierungen seiner Replik genauso gut seiner Perturbation ob einer derartig mysteriösen Frage hätte Ausdruck verleihen können. Augenscheinlich war das Timbre seiner Stimme verräterischer ausgefallen, als er erwartet hatte.Dennoch war erstlich er kaum imstande, jene bittersüßen Explikationen zu erwidern, erschien jene offene Hostilität ihm doch als absolut ungerechtfertigt, da er bisherig niemals jener Natter gegenüber offen seine Missgunst hatte verbalisiert und glaubte, ihr lediglich mit größter Reserviertheit begegnet zu sein. Doch wie bereits Claudia Antonia in seiner Kindheit es vermocht hatte, jedwede Emotion ihm anzusehen, independent davon, ob er sie zu verbergen sich mühte oder nicht, so verfügten offenbar sämtliche Frauen über jene clairvoyanten Qualitäten (auch Claudia Silana hatte ja auf der Verlobungsfeier von Scato erkannt, worüber er nachgesonnen hatte).
So blieb ihm nichts als dem Blick Priscas, deren Antlitz bei jedem Schritt näher mehr verschwomm, standzuhalten. Eine Weile schwieg der Jüngling also, während er in Wahrheit über eine adäquaten Antwort spintisierte, ehe endlich er beschied, es nicht auf einen Disput mit der Aurelia ankommen zu lassen, dennoch sich jedoch nicht ihren Prätentionen zu fügen, indem er schlicht die Flucht ergriff.
"Einen erquicklichen Tag noch, Mutter."
Diesmalig betonte er jene absurde Titulatur, welche er einer Frau entgegen zu bringen hatte, welche ihn an Jahren kaum übertraf und damit allzu deutlich machte, in welch groteske Situation Manius Maior seinen Sohn durch jene Eheschließung manövriert hatte. Sodann wandte er sich seinem Leibsklaven zu und erklärte:
"Patrokolos, sieh zu, dass mein Gepäck zeitig verräumt wird. Ich bedarf eines Bades."
Mit diesen Worten ließ er die Aurelia schlicht stehen und schlug der vertrauten Weg in Direktion seines Cubiculum ein. Hatte er verhofft, durch seinen Vorsatz, sein Schicksal zu akzeptieren, nun endlich ein unbeschwerteres Leben zu führen, so hatte sich jene Hoffnung bereits jetzt als Irrtum erwiesen. -
[Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png] | Acanthus
Wie stets öffnete Acanthus die Pforte, um allmorgendlich die Klienten der Familie einzulassen. Hinter ihm bereits hatte der Nomenclator sich postiert, um die Namen der Besucher zu notieren. -
Selbst einem Flavius war es nicht erspart, sich dem Straßenwahlkampf zu entziehen, welcher, obschon das Volk seit vielen Dekaden nicht mehr zu den Urnen wurde gebeten, noch immer auf den Senat gewissen Eindruck machte. So eilten Diener der Villa Flavia Felix eines Nachts durch die Urbs und dekorierten prominente Flächen mit den Sentenzen ihres jungen Herrn, welche die familiäre Tradition der Flavii als die besondere Qualität des Kandidaten hervorhoben:
QUAERITE QUIS QUAESTOR SIT?
CREATE GRAVITATEM GRACCHORUM*!Sim-Off: * Ihr suchet, wer Quaestor sein mag?
Erkiest die Gravitas der Gracchen! -
Selbst einem Flavius war es nicht erspart, sich dem Straßenwahlkampf zu entziehen, welcher, obschon das Volk seit vielen Dekaden nicht mehr zu den Urnen wurde gebeten, noch immer auf den Senat gewissen Eindruck machte. So eilten Diener der Villa Flavia Felix eines Nachts durch die Urbs und dekorierten prominente Flächen mit den Sentenzen ihres jungen Herrn:
QUIS MELIUS AUXILIUM MAGISTRATUM
QUAM QUIDAM FILIUS CONSULARIS*?Sim-Off: * Wer ist eine bessere Hilfe des Magistrates
denn ein gewisser Sohn des Consulars? -
Kurios erschien Gracchus Minor an diesem Tage die altertümliche Staffage, welche er anlässlich des Armilustriums an der Curia Saliorum Palatinorum anlegte, differierte sie doch substantiell von allem, was im vergangenen Jahr er während seines Tribunates an Kriegsrüstung getragen hatte oder was irgend ein anderer Miles des Exercitus zu tragen pflegte. Überhaupt wurde dem jungen Flavius bei diesem ersten Einsatz seit dem Ende seines Kriegsdienstes, bei welchem die Sodalität vom Palatin hinab über feste Stationen bis hin zum Armilustrium auf dem Aventin marschierten, bewusst, wie vehement das gesamte Auftreten von dem differierte, was das Soldatentum dieser Tage bedeutete: Keines der Accessoirs eines Saliers war dieser Tage bei einem römischen Legionär zu finden, womöglich würden jene tumben Soldknechte, mit denen der Jüngling in den Castella Germanias zu Genüge Bekanntschaft hatte gemacht, die antiken Enses, welche sie in ihrem Tanze führten, für barbarische Waffen halten und nichts denn Spott für den Dreischritt-Tanz aufbringen, den sie an ihren Stationen zu vollführen hatten.
Dennoch bemühte Manius Minor höchste Seriosität, als er im Schweiße seines Angesichtes seine Füße im Takt der Schläge bewegte, welche sie selbst durch die Schläge auf die Ancilae produzierten und durch den Gesang jenes uralten Carmen Saliare begleiteten. Obschon er seit seinem letzten Einsatz einiges an Sekurität gewonnen und in bescheidenem Maße gar ein paar Pfunde hatte verloren, so erwies sich seine saltiarische Pflicht als durchaus exhaustierend und er gedachte mit Verwunderung des Umstandes, dass selbst einige höher betagte Patrizier sich ihrer Pflicht in der Sodalität nicht entzogen.