Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Ein Hauch von Weihrauch schwebte bereits in dem Gewölbe, welches die Feldzeichen der Legio umfasste, als Manius Minor und seine Ministri eintraten. Tag für Tag brachten die Priester der Legion dem Genius Legionis Opfer dar, doch am heutigen Tage hatte der junge Flavius sich für diese kultische Obliegenheit enrollieren lassen, da er es für erforderlich erachtete, zumindest einmalig auch dem divinen Numen, welches seine Einheit repräsentierte, seine Referenz zu erweisen. Dem alten Gebrauch gemäß trug er dabei das traditionelle Kriegsgewand der Quiriten, die Trabea, welche er auch als Salier bereits gewohnt war. Obschon weniger üppig geschnitten als die Toga, welche er für gewöhnlich zu tragen pflegte, sagte ihm der alternierend purpur und weiß gefärbte Stoff durchaus zu, zumal er seinem Dafürhalten seiner Figur schmeichelte.


    Derart profane Gedanken galt es nun jedoch abzuwerfen, als ein Glöcklein den Beginn des Opfers anzeigte. Patrokolos reichte ihm eine Schüssel mit Wasser, in welcher erstlich er seine Hände reinigte, um sodann den Zipfel der Trabea über sein Haupt zu legen. Erst nach jenen Präparationen blickte er auf:
    Sanftes Licht fiel auf die güldene Statuette des Adlers, der an der Seite des Imago Augusti seine Schwingen erhob, als setze er soeben an sich in die Lüfte zu erheben. Selbst wenn der junge Flavius im Morgenlicht nicht sämtliche Details jener kunstvoll gearbeiteten Figur zu identifizieren vermochte, verspürte er doch Ehrfurcht vor dieser Manifestation des soldatischen Kampfgeistes, welchen er selbst bisweilen bereits zu verspüren vermeinte.


    Selbstredend beherrschte Manius Minor, der heutig erstmalig jene Zeremonie vollzog, das Opfergebet nicht inwendig, weshalb einer der erfahrenen Aeditui des Sacellum ihm zur Seite ging und die Worte eingab, sodass der Jüngling lediglich nachsprechen musste.
    "O Genius Legionis, göttlicher Adler, Vermittler des Segens!"
    , intonierte er daher und öffnete die Hände hin zu der Figur.
    "Du führst uns in die Schlacht!
    Du erweckst in uns Mut und Stärke!
    Du schützt uns vor dem Schwert unserer Feinde und rufst den Segen des Iuppiter Optimus Maximus auf uns herab!
    Du verheißt uns den Sieg!
    Dafür ehren wir Dich, wenn wir aus- und eingehen und geben Dir gerechte Gaben an jedem Tag, der Deinem Geburtstag folgte!"

    Der junge Flavius hatte vernommen, dass der Dies Natalis Aquilae als großer Festtag innerhalb der Legion galt, sodass ihm bereits danach verlangte, an jener Festivität noch zu partizipieren.
    An diesem Tage erhielt der Genius Legionis auch üppige Opfer, während im Alltag die Priester und Offiziere lediglich mit bescheidenen Gaben aufwarteten. So reichte ein Minister ihm auch diesmalig lediglich einen bescheidenen Opferkuchen.
    "Nimm diesen Kuchen als unsere tägliche Gabe."
    , präsentierte Manius Minor das Gebäck und hielt es hinauf, obschon er sich fragte, ob es nicht adäquater wäre, einem Adler ein Mäuslein oder dergleichen zu offerieren. Dennoch legte er die Gabe auf den entzündeten Altar, wo sie den Duft frisch gebackenen Brotes verbreitete und den jungen Flavius erinnerte, dass er nicht gefrühstückt hatte.

    Als Wulf aufs Neue in feindlicher Manier dazwischenrief, zuckte der junge Flavius vor Schreck ein wenig zusammen, doch als er die konfirmierende Geste der Duccia erkannte, beschied er, sich den Gebräuchen der Chatten zu unterwerfen, zumal auch Gunar, das augenscheinliche Haupt jenes Stammes, jenen Modus offerierte, welchen Manius Minor zwar weniger als Mos Maiorum denn als ungebräuchlichen Archaismus ästimierte, der indessen durchaus suffizient sich mochte erweisen, wenn die germanisch-römische Seherin ihm nicht entgegen stand.


    Folglich trat der Tribun vor, strauchelte dabei ein wenig, als sein Fuß sich an einer im Grase verborgenen Wurzel stieß, ohne jedoch zu stürzen oder sich weiter beirren un lassen, und reichte Gunar die Hand.
    "Dann schließen wir jenen Vertrag über vier Jahre Frieden, besiegelt durch die Stellung eurer Söhne und die Lieferung von Getreide."
    , reproduzierte er dabei den Inhalt ihrer Übereinkunft, ehe er mit einem genanten Lächeln zu dem signifikant größeren Germanen aufblickte.

    Die Stabsbesprechung im Zelt des jungen Flavius nahm keine sonderlich lange Zeit in Anspruch, da sie doch lediglich einen routinierte Marschübung ohne Scheingefecht absolvierten, weshalb lediglich Absonderlichkeiten des vergangenen Tages aufs Tableau gebracht und die geplanten Abläufe des kommenden zu referieren waren. Im Folgenden verabschiedete Manius Minor seine Collegae sowie die führenden Centurionen, welche nun zweifelsohne die Nachtwachen ihrer Untergebenen einzuteilen und sämtliche übrige Obliegenheiten für das laufende Quartier zu bewerkstelligen hatten.


    Zuletzt salutierte der Tribun schließlich Tiberius Verus:
    "Vale Tiberius."
    Der Jüngling ergriff die Hand des erfahrenen Veteranen, welcher auch diese Besprechung durch seine Kommentare bereichert hatte, als schlagartig ihm eine Frage in den Sinn kam, die ohne weiteres Erwägen er verbalisierte:
    "Gehörst du im Übrigen der patrizischen Gens der Tiberii aus Rom an?"
    Konträr zu jenen innumerablen Iulii, Claudii, Flavii etc. zählte der Gentilnomen "Tiberius" nicht eben zu den verbreitetsten des Imperiums, was jenen Vorwitz erweckte. Womöglich hätte Manius Minor die Standesabzeichen des Centurionen identifizieren können, welche in Form kleiner Lunulae an den Caligae des Tiberius hingen, doch seine Hypermetropie verbot ihm, jene korrekt zu identifizieren, was letztlich ihn nötigte, sich verbal diesbezüglich zu erkundigen.

    Als der Stab den Limesturm erreichte, hatte die Vorhut unter Aufsicht von Tribun Severus in der Tat bereits mit den Präparationen des Lagerbaues begonnen. Neben stumpfen Rodungsarbeiten, wie sie Pioniere sie während des Marsches zu vollführen gehabt hatten, waren bereits pedantische Agrimensores in Aktion getreten, welche mit Hilfe ihrer Gromata die Insulae des zu errichtenden Lagers absteckten, sodass bereits ein Gewirr an Schnüren, geheftet an divers gefärbte Fähnlein, den planen Grund zu Füßen des Wachturmes überzogen. Während die Arbeit mit dem Groma den jungen Flavius durchaus zu faszinieren geeignet war, evozierte die Einsicht, dass eine Unzahl an Fallstricken das Lager nunmehr durchzog, in ihm eine gewisse Insekurität, nachdem er zu Füßen des Turmes abgesessen war. Folglich beschied er, jene Bauphase besser aus sicherer Distanz zum Boden von der Plattform des Turmes zu verfolgen, was ihn zwar nötigte, eine überaus schmale leiter zu erklimmen, ihn jedoch immerhin mit einem fantastischen Ausblick belohnte: Die Wolkendecke war über dem Barbaricum aufgerissen und während die Sonne langsam sich dem Horizonte zuneigte, tauchte selbige die Baumwipfel, Moore und gelegentlich aufscheinenden Lichtungen in ein warmes Licht. Als er sich umwandte, erwarteten ihn dagegen weiter jener sinistre Himmel, welcher sie den ganzen Tag bereits mit dicken Tropfen torquiert hatte, was beinahe seine kritischen Reflexionen hinsichtlich der römischen Zivilisation zu konfirmieren schien. Während die heimischen Götter augenscheinlich das unter den römischen Caligae gequälte Land beweinten, lächelten sie milde über den ungezähmten Hängen des Taunus Mons und die dortig hausenden Mattiaker!


    Nur mit einem Seufzen vermochte Manius Minor endlich den Blick von jenen infiniten Weiten zu nehmen und sich den Geschehnissen zu seinen Füßen zuzuwenden. Dort erreichte Kohorte um Kohorte den vorgesehenen Lagerplatz, welcher sogleich in Besitz genommen wurde: Hinter dem Rücken der Wache, welche sich dem Feindesland zuwandte, hoben die Männer mit stupender Velozität einen Graben aus und häuften dahinter einen Erdwall auf, welcher mit Rasensoden der Lichtung und Steinen befestigt wurde, stießen obig ihre Pila Muralia und gefällte Bäume aus dem inneren der geschaffenen Fläche in den gestampften Boden, um eine Brustwehr zu schaffen, sodann erst errichteten sie die Zelte für ihre Offiziere und final ihre eigenen Unterkünfte. Gleich einer komplizierten Maschine schien jener einzelne Soldat eine separate Funktion auszufüllen, welcher er unter den Augen seines Centurio wie ein Zahnrad nachging. Nirgends vermochte der junge Flavius ruhende Milites zu entdecken, wie sie im Castellum nicht selten zu erblicken waren, jeder beugte sich augenscheinlich widerspruchslos der Knute seines Vorgesetzten.


    Einzig die Auxiliarsoldaten, welche den Dienst auf diesem Posten versahen, schienen nicht tangiert vom geschäftigen Treiben zu Füßen ihrer Heimstatt: Als der Tribun einen Blick in die Wachstube des Turmes warf, erblickte er zwei von ihnen, wie sie die Astragale warfen, was dem Jüngling ein Lächeln entlockte. Seit jenem Tage, als jene Instrumente des Glücksspieles sein präferiertes Amt als Vigintivir hatten entschieden, hatte er sich nicht mehr ihrer bedient, doch verlangte ihm nun durchaus danach, an jenem Spiel zu partizipieren. Deplorablerweise sprangen die beiden Soldaten jedoch sogleich auf und nahmen Haltung an, als sie seiner gewahr wurden, und der Zauber des unschuldigen Zeitvertreibs entfleuchte unter der militärischen Oberfläche ihrer Existenz. Mit einem Seufzen fügte auch der flavische Jüngling sich wieder jenem Kontext und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
    "Nun, Milites, alles ruhig?"
    "Jawohl, Tribunus!"
    , erwiderte einer der beiden, dessen dunkler Teint auf eine Herkunft aus fernen Landen schließen ließ.
    "Formidabel! Ich hoffe, wir disturbieren eure Wache hier nicht allzu gravierend."
    "Nein, Tribunus! Es ist... ehm... eher eine willkommene Abwechslung!"
    "Dann lasst euch nicht ablenken!"
    , finalisierte Manius Minor jene kurze, doch wenig erquickliche Unterredung. Inzwischen mochte sein Zelt errichtet sein und die Tribunen zur Stabsbesprechung sich versammeln. Selbst wenn er kaum über eine Expertise verfügte, welche bei der Administration jenes militärischen Kolosses etwas beitragen mochte, durfte er sie impossibel verpassen, wollte er mehr Kenntnis über die Necessitäten und Gebräuche des soldatischen Betriebes gewinnen!

    Schon fürchtete der junge Flavius, die Früchte der Präparationen der Duccia wie seiner umfangreichen Explikationen annihiliert zu haben, als Baldur in überaus provokanter Weise auf seine Einwände reagierte. Wenn jener Kaufmann unter den Barbaren bereits seine Offerte ausschlug, wie mochten kriegslüsterne Narren wie Baldur darauf reagieren? Zweifelsohne war Rom keineswegs auf einen formellen Friedensvertrag mit den Chatten angewiesen, zumal auch in den vergangenen Jahren seines Wissens kaum Konflikte waren aufgetreten, die die Kräfte des Imperiums überspannt hatten, doch würde ein Erfolg in jenen Konsultationen ihm besser zu Gesicht stehen als ein Scheitern, welches letztlich gar die Chatten zu einem desperaten Versuch inspirieren mochte, jene benötigten Vorräte mittels Gewalt an sich zu bringen.


    Doch fortunablerweise lenkte Einar ein und stellte seine Gravität gegenüber seinen Stammesgenossen unter Beweis. Vier Jahre mochte zwar nicht eben dies sein, was er sich erhofft hatte, doch verspürte der Tribun doch nach jenen überaus exhaustierlichen Initiativen einen gewissen Kleinmut, die Erträgnisse der Verhandlungen durch weitergehende Forderungen zu riskieren. Letztlich war bereits jene Übereinkunft durchaus zu Roms Gunsten: Der Imperator erhielt eine beachtliche Einheit von Soldaten, welche gewöhnlichen Auxiliarverbänden gleich zum Einsatz zu bringen und auszustaffieren war. Da mitnichten von einem regulären Sold, sondern lediglich der Unterbringung und Verköstigung der werdenden Milites war gesprochen worden, würden sie sogar geringere Kosten verschlingen als reguläre Verbände, sodass die "Gewinne" sich zur Finanzierung der Getreidelieferungen an die Chatten würden einsetzen lassen. Obschon dem Jüngling weder bekannt war, welchen Preis die Versorgung eines ganzen Stammes würde verschlingen, noch er um die Höhe des Soldes eines Auxiliarsoldaten wusste, erschien ihm dies durchaus adäquat, zumal schließlich bekanntermaßen auch Auxiliarsoldaten diesseits des Limes imstande waren, eine Familie zu ernähren. Dessenungeachtet jedoch würde der Frieden durch die Entfernung eines Teiles jener kampfeslustigen Generation als Jünglingen, die zugleich als Geiseln fungieren mochten, zweifelsohne sekuriert werden und Rom Ruhe verschaffen.


    Fragend blickte Manius Minor zu der Duccia, welche womöglich besser imstande war das Resultat ihrer Verhandlungen zu ponderieren, doch blickte er lediglich in ein verschwommenes Antlitz, aus welchem in jener Distanz mitnichten eine sublime Regung war zu deduzieren, weshalb er beschied, seinen Konsens ohne weitere Konsultation zu erteilen:
    "Rom würde konsent-"
    Aufs Neue biss er sich auf die Zunge, als beinahe ihm wieder ein zweifelsohne ein wenig zu elaboriertes Wort ihm echappierte, und korrigierte sich.
    "Rom würde dies akzeptieren. Selbstredend wäre uns daran gelegen, den Frieden noch über jene Periode hinaus zu verlängern, doch mag dies in vier Jahren aufs Neue erörtert werden."
    Der junge Flavius atmete auf. Es war vollbracht.


    Ehe er jener Kongregation mürrischer Senioren zu entfliehen imstande war, erschien ihm jedoch die Frage bedeutsam, wie jene Übereinkunft am trefflichsten zu sekurieren war. Für einen Quiriten erschien es indubitabel, einen derartigen Vertrag in schriftlicher Form aufzusetzen, doch verfügten die Chatten vermutlich gleich sämtlichen germanischen Stämmen kaum über eine adäquate Schrift, um dies zu bewerkstelligen.
    So blieb sein fragender Blick final doch wieder an der Duccia haften:
    "Sollten wir dies in einem Schriftstück festhalten? Hinsichtlich der exakten Mengen des zu liefernden Getreides, der genauen Zahl der zu stellenden Soldaten et cetera werden zwar zweifelsohne noch Nachverhandlungen vonnöten sein, zu welchen es mir am praktikabelsten erscheint, wenn eine Gesandtschaft eurerseits mich nach Mogontiacum geleitet, doch würde ich unsere Übereinkunft doch als bemerkenswert genug erachten, um sie... nun: festzuhalten."
    Selbst in den römischen Provinzen war es kaum möglich, die genaue Zahl von Familien und Sippen zu bestimmen, noch viel weniger mochte dies in den barbarischen Gefilden jenseits des Limes der Fall sein. Ebenso bedurfte der junge Flavius einiger Informationen hinsichtlich der Getreidevorräte, welche in Germania Superior oder der gesamten Region zur Verfügung standen, um die Chatten zu beliefern. Insonderheit war der Jüngling jedoch kaum geneigt, sich in den winzigsten Details jenes Vertrages zu verlieren, sodass er dies überaus gern an andere Stellen delegierte, welche ohnehin diesbezüglich über eine sicherere Vollmacht verfügten und welchen es zweifelsohne leichtlich gelang, einer Handvoll Barbarenfürsten dergestalt zu influenzieren, dass sie den Wünschen Roms konsentierten.

    Carpe diem. Augenscheinlich verfolgten die Remineszenzen seiner alexandrinischen Tage ihn selbst hier am anderen Ende des Imperiums, wo nun just ein gemeiner Decurio epikureische Ratschläge formulierte, obschon er sie sogleich durch weitere Ermahnungen relativierte. Doch auch jene Worte aktivierten bei dem Jüngling nicht eben zuversichtliche Gedanken, da doch ihm die ewigliche Zukunft, sein Dasein nach dem Verlassen dieser Erde, überaus dubitabel erschien, ja er gleichsam verspürte, dass jene so bedeutsame, ja gleichsam bedeutsamste Frage ihm längst entglitten war, womit ihm statt tatkräftiger Zuversicht nur furchtsames Bangen verblieb.
    "Uns allen bleibt wohl nur unser Bestes zu geben und zu hoffen, dass es die Unsterblichen saturiert."
    , konfirmierte er endlich die wahren Worte Varros. Insonders ihm selbst blieb nichts als die desperate Hoffnung auf die letzten Worte seiner Mutter, obschon selbige keineswegs mit hinreichenden Explikationen waren versehen gewesen. Er würde es schlicht versuchen müssen!

    Mit wachsender Satisfaktion vernahm der Jüngling die einlenkenden Worte der Sippenführer, welche lediglich durch die schroffen Worte Wulfs disturbiert wurden. Als sodann Gunnar jedoch seine Offerte formulierte, glaubte er erstlich seinen Ohren nicht trauen zu können. Der Chatte hatte keineswegs einen Frieden im Auge, sondern vielmehr einen Waffenstillstand, wie es schien! Die Zeitspanne von eineinhalb Jahren erschien dem Jüngling geradezu als ridikulös angesichts des Umstandes, dass sich Chatten und Römer keineswegs im Kriege befanden, zumal der Wunsch, in jener Zeit auch noch durch Rom alimentiert zu werden, geradezu den Schluss aufdrängen mochte, dass jener Stamm lediglich sich zu rekonvaleszieren wünschte, um binnen kürzester Zeit zu neuer Stärke zu gelangen, was die Bedrohung Roms lediglich intensivierte.


    Sein Antlitz spiegelte somit für einen Augenschlag entgeisterte Überraschung wider, ehe er die Kontrolle über seine Züge zurückgewann und eine nachdenkliche Miene aufsetzte. Selbstredend konnte er jene Offerte nicht freiheraus akzeptieren, doch galt es ebenso, jene stolzen Krieger nicht allzu sehr zu offendieren, um zumindest einen gewissen Kompromiss zu erwirken.
    "Es ehrt uns, dass ihr bereit seid, einige der euren in unsere Obhut zu geben."
    , setzte er somit an und bedachte im Stillen, dass womöglich der Besitz derart pretioser Geiseln ein Wert an sich war.
    "Indessen hatte ich gehofft, dass unser Wunsch nach Frieden sich nicht auf einen derart kurzen Zeitraum beschränkt."
    Er pausierte, spintisierend, welche Argumente sich für die Forderung nach einer Ausdehnung jener Übereinkunft sich in Stellung bringen lassen mochten.
    "Denn denken wir an eure Söhne: Bis unsere Übereinkunft an das Ohr des Kaisers gelangt, bis eure Söhne aufgebracht und in unsere Obhut übergeben und an unsere Kampfesweise gewöhnt sind, mag leichtlich ein halbes Jahr vergehen. Welchen Nutzen mag Rom dann daraus generieren, wenn sie lediglich für ein Jahr in unseren Diensten stehen? Zweifelsohne ist euch bekannt, dass Rom derzeitig in keinem Kriege steht und keinen vorbereitet. Für jene knappe Periode hätten wir somit kaum Einsatzmöglichkeiten für jene Einheit, die eure Söhne bilden könnten."
    Er blickte zu Wulf.
    "Unerachtet des Umstandes, dass eure Söhne ebenso keine Gelegenheit hätten, sich Ruhm zu erwerben-"
    Wieder wandte er seinen Blick zu Einar, der ihm als das bedeutsamste und vielversprechendste der Sippenhäupter erschien.
    "-wäre eine derartig kurzfristige Übereinkunft auch für unsere Seite nicht von sonderlichem Nutzen. Der Unterhalt einer Militäreinheit verschlingt durchaus Kosten. Die Rüstungen, über die euer Genosse hier lamentiert, sind überaus kostspielig, eure Söhne werden Verpflegung und Unterhalt benötigen. Für eine derart kurze Periode wäre eine aus Chatten gebildete Einheit somit kaum sinnvoll zum Einsatz zu bringen."
    Nun blickte er Brandolf an, welcher ihm als kalkulierender Geschäftsmann empfohlen worden war und verhoffentliche zu folgern vermochte, dass jenes Geschäft unter den explizierten Umständen kaum als ausgeglichen zu ponderieren war.
    "Insofern würden wir es präferieren, eine etwas langfristigere Übereinkunft zu schmieden. Zumal Rom, wie ich versichern mag, durchaus die Freundschaft eures Volkes sucht. Und Freundschaft-"
    Er hielt inne und lächelte gequält.
    "-ist wohl kaum in der Perspektive nur weniger Monate zu schließen."

    Der junge Flavius nickte erneut. Er wusste selbstredend um jenen Cursus Honorum, dem ein gemeiner Soldat folgte und welcher similär zu seinem eigenen zu immer größerer Verantwortung führte. Deplorablerweise vermochte er indessen nicht zu sagen, ob er jetzt, da eigentlich er erst ganz am Anfang seines Ehrenlaufes stand, der vorliegenden Obliegenheit gewachsen war, für die der Decurio ihm anfänglich unverdientermaßen Admiration zollte. Konnte man etwa seine Prudentia loben, nachdem sie über mehrere Jahre ihn in die Arme hochmütiger Epikureer getrieben hatte, die sich selbst zum Maßstab der Welt erklärten? Mochte er jemals wieder Gravitas erlangen, nachdem er, vom Opium berauscht, einem bockigen Knäblein gleich immer wieder aufs Neue mit seinem Vater gestritten hatte? Und wie war seine Dignitas zu restituieren, nachdem er in weibische Gewänder gehüllt gleich einem Lustknaben durch die Straßen Alexandrias paradiert war? All dies mochte nicht nach Germania Superior, erhofftermaßen selbst in Roma nicht die Runde gemacht haben, doch genügte bereits die Reminiszenz allein, um den Jüngling mit Scham zu erfüllen und zugleich die Furcht zu erwecken, die allwissenden Götter würden ihm diese Narreteien niemals verzeihen.
    "Nun, ich vermag selbst nicht zu sagen, warum man mich mit dieser Aufgabe betraute."
    Er blickte nachdenklich in die Schwärze der Nacht hinaus. Womöglich war dies die Rache der Götter, welche ihn nicht lediglich eradieren, sondern dazu noch die Schande für seine Familia amplifizieren wollten, indem sie ihm die Schuld für den Ausbruch eines Krieges aufbürdeten. Womöglich starben hunderte Menschen aufgrund seines Mangels an Prudentia, Gravitas und Dignitas!
    "An meiner Tugend mag es kaum gelegen haben."
    Selbstredend gestand Manius Minor jenem fremden Soldaten nicht seine Sünden, die sein Gewissen so grässlich torquierten, weshalb er schlicht schweigend einen Augenschlag verharrte.
    "Es ist schon seltsam: Ich war begierig auf den Kriegsdienst, doch statt auf das Schlachtfeld bestellen die Unsterblichen mich nun an den Verhandlungstisch. Ich hoffe, mir liegt dieses Feld besser als jenes."

    War der Regen etwa eine Stunde nach dem Verlassen der Landstraße beachtlich angeschwollen, sodass rasch nicht lediglich die Wollmäntel der Mannschaften, sondern ebenso der erlesene, scharlachrote Mantel des jungen Flavius gänzlich durchtränkt war, weshalb auch die wohlgefettete Kapuze baldig nicht mehr das kühle Nass von seinem Haar ferne hielt. Für einen Augenblick erwog der Jüngling, seinen Helm zu tragen, um sich mit dem impermeablen Metall vor den Himmelswassern zu schützen, doch ehe er diesbezüglich einen Entschluss hatte fassen können, war sein Haupt bereits derart durchnässt, dass es unerheblich erschien. Fortunablerweise unterblieb indessen ein Wind, welcher die Feuchtigkeit in wahrhaftige Kälte gewandelt hatte, was die Sorge des Jünglings, durch die ungesunde Wetterlage sich final noch zu erkälten, als unbegründet erscheinen ließ.


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    Am späten Nachmittag schließlich wandelte der vehemente Platzregen sich in ein feines Nieseln, welches nach und nach verschwand, sodass Manius Minor endlich imstande war, seinen inzwischen schwer gewordenen Mantel abzulegen. Bereits als er die Kapuze vom Haupte nahm, erblickte er auf einem Hügel die Destination ihres Marsches: über den Baumwipfeln in der Ferne erhoben sich sanft die Ausläufer des Taunus Mons und auf einem von ihnen ein noch recht klein sich ausnehmender Turm, aus dessen schmalen Fenstern in der oberen Etage bereits matt das Licht von Öllampen glänzte.
    "Ich sehe bereits den Turm!"
    , rief der Tribun daher erfreut aus und blickte vergnügt hinab zu seinem Beneficarius, der zu Fuß an der Seite seines Vorgesetzten den Strator-Dienst versah und nunmehr ebenso seiner Erleichterung Ausdruck verschaffte:
    "Iuppiter sei Dank!"
    Gebannt heftete der junge Flavius seinen Blick weiter auf jene noch recht fern sich ausnehmende Szenerie, welche nicht lediglich das Ende ihres Marsches, sondern ebenso das Ende des Imperiums repräsentierte. In den Berichten, welche Roma erreichten, war dies jene Linie, die die Zivilisation von der Barbarei dividierte, hinter der undurchdringliche Wälder, öde Sümpfe und widerspenstiges Land zu einem Leben in der Primitivität verdammten, während diesseits römischer Fleiß die Natur bezwang, um aus ungebändigter Wildnis fruchtbare Felder und saftige Weiden zu formen, die jenen Glücklichen, welche unter dem segensreichen Szepter Roms lebten, Nahrung generierten.
    Doch aus der Nähe, in welche sie nun behäbig sich begaben, vermochte man kaum zu differenzieren, welcher Anteil des Waldes unter der Herrschaft Roms stand und welcher nicht. Imperium und Peripherie verschwammen zu einem einzigen Meer nasser Baumkronen, bisweilen felsiger Abhänge und sanfter Hügel. Einzig die Wachtürme ragten daraus hervor gleich seltsamen Fremdkörpern inmitten der gleichförmigen Vegetation. Auch als sie sich weiter approximierten und der Jüngling baldig jene Schneise identifizierte, die seit der Befestigung des Limes die Wachtürme miteinander verband, glichen sie den sich schlängelnden Einbrüchen des allseitigen Blätterdaches, welche größere Bäche und Flüsse sich bahnten.


    Jenes Bild stimmte den Tribun nachdenklich: Keineswegs spiegelte jene Realität die Propaganda wider, die in Rom allerorten zu vernehmen war, welche die großen Klassiker der Historiographie und Belletristik über die Grenzen verbreiteten. Bisweilen schien es ihm, als gleiche Roms Präsenz in der Provinz dem Wachturm vor ihm, welcher einsam und allein inmitten ungezähmter Natur sich wiederfand, sie zwar in einem gewissen Raume überblickend und bisweilen gar formend, faktisch jedoch verloren in jener infiniten Wildnis, die ihn umgab.
    Mochte Mogontiacums Castrum, das mächtige Theater und die zahlreichen Bauten nach italischem Vorbild jene Zivilisation verbreiten, der der junge Flavius entstammte, so wog dies doch keineswegs die Weiten des Landes auf, durch die Duccius Vala und seine Entourage tagein tagaus ihren Weg bahnten, um in Weilern fern der römischen Städte, in welchen zweifelsohne oftmals nie ein Römer seinen Fuß gesetzt hatte, die Herrschaft auszubreiten, die vorgeblich so segensreich wirkte. Bedachte er die Dörfer am Ufer des Rhenus, welche er auf der Reise hierher passiert hatte, so deutete oftmals nichts darauf hin, dass der Grund, auf welchem sie standen, im Besitz Roms war. Fern schienen prächtige Tempel, distinguierte Kultur und quiritische Ordnung, nicht näher als hier am Ende des Reiches.


    Der Jüngling blickte zur Seite, wo die Pioniere jene Bäume und Sträucher, die sie zur Bahnung des Weges entwurzelt hatten, achtlos liegen gelassen hatten. Erdige Wurzeln ragten hier neben noch grünen Zweigen und morschem Geäst hervor, alles mit allem perturbiert, sodass man kaum zu erkennen vermochte, was Baum, Strauch oder Unterholz war gewesen.
    Wirkte die Präsenz Roms in diesen unwirtlichen Landen nicht similär? Glichen die Gerichtsreisen des Statthalters mit seiner Entourage in die kleinen Städtlein nicht den Äxten der Pioniere, die angestammte Pflanzen ausrissen und achtlos beiseite warfen, um den dröhnenden Stiefeln der Soldaten, welche jener ungezähmten Natur so fremd waren wie eine italische Kolonie selbst, einen Weg zu bahnen? Verwirrte das römische Recht nicht angestammte Sitten und Normen, wie sie jenseits des Limes tadellos funktionierten? Profitierten die Provinzialen, gedrückt durch Steuern und Frondienste, von der ach so segensreichen Dominanz der Gens togata oder wurden sie nicht lediglich entwurzelt und reifen Ähren gleich aufgetürmt, aufdass sie sich in die Visionen ihrer fremden Herren fügten?


    Zweifelsohne war es seine Pflicht, an diesem Orte seinen Dienst zu verrichten, war es notwendig, jene wilden Barbarenhorden zu kontrollieren, um nicht die Tage des Marius zu reanimieren, in welchen Kimbern und Teutonen die Alpen überquert und Italia mit Schrecken überzogen hatten. Doch war es nicht eine Lüge, jene Mission durch den Anspruch zu verbrämen, Rom brächte den Barbaren Kultur und Zivilisation?


    Mit jenen Zweifeln im Geiste, stumm über sie nachsinnend, ritt der Tribun dahin und überwand die letzten Meilen bis zu ihrer Destination, wo die Vorhut zweifelsohne bereits begonnen hatte, das Feld zu präparieren.


    Bild: DSC03196 by Groundhopping Merseburg, auf Flickr

    Manius Minor, der keineswegs ein konkretes Ziel mit jenem Zwiegespräch verfolgte, sondern faktisch schlicht Konversation betrieb, blickte nachdenklich über die Zelte der Equitea hinweg, während er die Worte Varros reflektierte. Obschon er zweifelsohne nicht wirklich hatte zu wählen gehabt, welcher Einheit er zugeteilt würde (zumal er sich reichlich spät beworben hatte), so hatte er sich doch in der Tat explizit sich un einen Einsatz am Rande des Imperiums beworben, hatte er wiederholt um keinerlei Schonung gebeten.
    "In der Tat. Auch ich suchte die Herausforderung, anstatt den leichten Weg zu gehen."
    , konfirmierte er somit, fragte sich kurz, welche Differenz ein Dienst in der Legio oder in einem Auxiliarverband machte, so beide in derselben Stadt srationiert waren, und fuhr dann fort:
    "Doch bestätigte jene Erwartung sich in der Ala? Bietet sie bessere Gelegenheiten zur Erprobung der Tugend?"

    Achtsam lauschte der Tribun den Worten Brandolfs, dessen Autorität Luna gegenüber seinen Stammesgenossen namentlich hervorgehoben hatte. Obschon er es unterließ, angesichts jenes vermeintlichen Scherzes zu lachen, da ihm der Krieg keineswegs als eine ridikulöse Sache erschien, erachtete er es für bedeutsam, jenen potentiellen Fürsprecher für sich zu gewinnen, zumal er sich der Duccia gegenüber kritischer präsentierte als gegen ihn selbst.
    Als sodann die beiden folgenden Redner recht unumwunden das Sujet auf eine chattische Objektive wandten, welche als Pfund in den Händen Roms mochte dienen, lehnte er sich beinahe saturiert in seinen Stuhl zurück, da dies ihm nunmehr doch einen Ansatzpunkt für die Rückgewinnung der Initiative gestattete:
    "Rom ist selbstredend geneigt, seine Freunde in der Not zu unterstützen."
    , hob er somit an und fuhr sich in demonstrativ nachdenklichem Gestus über das Kinn.
    "Doch obschon in Germania Superior die Ernten ein wenig üppiger ausgefallen sein mögen als hier und das Imperium über eine Infrastruktur verfügt, welche leichtlich gewisse Hilfsgüter aufzubringen vermag, so waren jedoch unsere Ernten durch die widrigen Bedingungen gemindert, muss auch der Kaiser das Getreide für bare Münze von den Bauern erwerben, respektive hierher bringen und fehlt es in solchem Falle an anderer Stelle."
    Der Jüngling hatte keine intensive Kenntnis über die Verhältnisse an Vorräten und Getreidepreisen, da die Niederungen der Ökonomie niemals sein sonderliches Interesse erweckt hatten, doch hielt er dafür, dass ein gewisser Spielraum ihm gegeben war.
    "Insonderheit jedoch wird man sich fragen müssen, ob es geraten scheint, jene Belastungen auf sich zu nehmen, um ein Volk zu nähren, welches bisherig Rom gegenüber überaus feindselig sich gerierte, deren Jünglinge mit großer Beständigkeit Jahr für Jahr unsere Grenzen verletzen, um durch Ausplünderung unserer Händler und Landmänner ihre ersten Meriten zu gewinnen. Der Senat wird folglich die Frage stellen, ob der Princeps nicht damit jenen Löwen kräftige, der ihn bedroht."
    Für einen Augenschlag war der junge Flavius geneigt gewesen, von einem Monstrum zu sprechen, doch schien ihm jene Metapher adäquater, um jene stolzen Barbaren nicht zu offendieren.
    Gleich einem dozierenden Lehrer verschränkte er nun die Hände hinter dem Rücken und bot eine kurze Pause, um seine Worte sich setzen zu lassen.
    "Dies bedeutet keineswegs, dass rom euch nicht vertrauen will, doch bedarf ein Vertrauensakt von unserer Seite einer Erwiderung von der euren. Würdet ihr etwa den Tatendrang jener Jünglinge, welchr alljährlich uns bedrohen, dadurch einfangen, dass sie an unserer Seite streiten, wäre dies zweifelsohne eine geeignete Maßnahme."
    Als Gestus der Versöhnlichkeit öffnete er nun die Handflächen.
    "In jedem Falle wird der Umfang der Hilfe, die Rom euch bieten mag, davon abhängen, inwieweit ihr Rom entgegen kommt."

    Der Jüngling runzelte die Stirne, als der Decurio von seiner Biographie berichtete, welche nicht eben gewöhnlich erschien: Gewiss wies sie eine gewisse Similität zu seiner eigenen auf, denn auch er war faktisch freiwillig hierher an den Limes gezogen, um sich in Mut und Tugend zu schulen, jenen mannhaften Disziplinen, welcher Manius Maior gebrach.
    "Löblich, löblich."
    , konzedierte er daher, ehe er, von Vorwitz bewegt, anfügte:
    "Doch warum von der Legio Prima, der ersten des Kaisers, in einen Auxiliarverband?"

    In Aquae Mattiacorum legte die Legion eine längere Rast ein, um der Vorhut einen hinreichenden Vorsprung zu gewähren, da nunmehr sie die kommoden Straßen hinter sich lassen und auf direktem Wege sich in die Wildnis begeben würden, welche das kultivierte Land in der Etappe vom Limes trennte. Selbstredend waren die Pioniere auch hier außerstande, einen sekuren Weg durch die temporär undurchdringliche Vegetation zu bahnen, doch verbreiterten sie zumindest jene gebräuchlichen Trampelpfade, auf denen die Indigenen sich durch den Wald bewegten, auf eine Breite, welche es den Legionären gestattete zu zweit nebeneinander zu marschieren.


    Deplorablerweise trat im Laufe des Nachmittags eine Obliegenheit hinzu, da es begann zu regnen und der gestampfte Erdboden sich unter den zahllosen Caligae in schlammigen Morast verwandelte, sodass es notwendig wurde die Route durch Gezweig und bisweilen mitgeführtes Stroh zu sichern.
    Dennoch musste selbst das Ross des Tribuns bereits immer wieder sicheren Tritt suchen, obschon der Legionsstab ja direkt nach der Vorhut und dem Legionsadler rangierte. Der junge Flavius selbst wurde indessen primär durch die Humidität seiner Paenula disturbiert, gegen welche er sein Paludamentum getauscht hatte, sodass er Zeit genug hatte, die groteske Vegetation zu seiner Linken und Rechten zu betrachten: Moos und Flechten bedeckten Baumstämme und Unterholz gleichermaßen und formten bisweilen gar Fäden, die Stalagtiten gleich zur Erde strebten. Das feine Geäst erschien inpermeabel und die dichten Blätterkronen absorbierten derartig viel Licht, dass der Wald düster und bedrohlich wirkte. Niemals hatte er eine derart morbide Vegetation erblickt, deren Zweige und Äste verkrümmten Fingern und Gliedmaßen, deren moosbedeckte Borken der runzligen Haut uralter Weiber und deren herabhängendes Blätterwerk, glänzend in der Humidität des Regens, dem tristen Haar eines Gespinstes. Obschon jene knorrigen Gewächse keineswegs den Larven und Lemuren glichen, so fühlte Manius Minor sich doch an Totengeister erinnert und ihm schauderte. Ob Varus similäre Formationen erblickt hatte, ehe sein Heer dem Verderben anheim gefallen war?

    Die Reaktionen der Sippenfürsten trieben dem jungen Flavius Schweißperlen auf die Stirne, denn sie fielen in keinster Weise dergestalt aus, wie er im Diskurs mit Duccia Silvana vermutet hatte . Augenscheinlich hatte seine höfliche Offerte den Stolz jener Wilden verletzt, doch dankenswerterweise sprang die Seherin zumindest ihm bei, obschon sie mirakulöserweise kaum weniger Zeit auf die Defension des bisherig kaum thematisierten Centurio verwandte, der augenscheinlich einen Schlüssel zu ihrem Erfolg repräsentierte. Ihm entzog sich die Kenntnis über die Rolle des Tiberius, der vermutlich feindselige Blicke geerntet hatte und deshalb ebenfalls defendiert wurde, weshalb er nochmalig auf seine Offerte zurück kam:
    "Meine Offer-"
    Wieder nötigte er sich zu einer simpleren Sprechweise:
    "Mein Angebot war lediglich ein freundliches Angebot, keine Forderung. Wir fordern keineswegs Geiseln, nichts läge uns ferner."
    Jene Lüge zu unterbreiten evozierte bei dem jungen Flavius einige Insekurität und er blickte ein furchtsam zu Wulf, den bereits Luna als aufbrausend und gewaltig charakterisiert hatte. Mit seiner Kampfesliebe stand er indessen nicht alleine, was ded Jüngling folgend ufgriff::
    "Wir wissen vielmehr, dass die Chatten stolze Krieger sind, mächtig im Streit und furchtlos vor jedem Feind. Seit jeher stehen sie beständig im Krieg miteinander, mit ihren Nachbarn und vor allem mit uns, weshalb niemand besser um eure Qualitäten weiß als wir. Ich gebe zu, dass wir solche formidablen Kämpfer gern auf unserer Seite wüssten."
    Er hob mahnend den Digitus salutaris.
    "Doch wäre eine derartige Übereinkunft keineswegs von einseitigem Nutzen: Denn würden wir Frieden schließen, so würde euren Söhnen zweifelsohne ein weites Feld der Bewährung entfallen.
    Jenes Angebot diente somit lediglich dazu, euren jungen Männern die Gelegenheit zu bieten, trotz des Friedens ihre Fähigkeiten zu erproben und zum Einsatz zu bringen."

    Er blickte zu Baldur.
    "So weit zu dem Nutzen eurerseits."
    Sein Blick kehrte zu Gunar zurück.
    "Doch ist und bleibt dies ein Angebot. Ein Frieden zwischen uns und euch wird nicht daran hängen. Ich zweifle nicht, dass wir auch auf andere Weise voneinander profitieren können, wenn wir Frieden schließen."
    Er sah fragend in die Runde.
    "Doch habe ich womöglich den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht, da ich von falschen Prämissen ausging."
    In der Tat hatte er auf das Wort Lunas und Silvanas dafürgehalten, dass den Chatten am Frieden gelegen war, weshalb er ihn auch zur Fundation seiner Rede hatte gemacht.
    "Ich sprach von Frieden, da ich aus eurem Verdikt - eurem Urteil - über Wulfrik schloss, dass euch an Frieden gelegen ist und ihr mich geladen habt, um über die gedeihliche Ausarbeitung eines solchen Friedens zu verhandeln. Daher brachte ich eben jenes Angebot mit hierher.
    Doch womöglich war ich ein wenig voreilig, weshalb ich euch fragen möchte: Seid ihr überhaupt geneigt, dem Rat eurer Seherin zu folgen? Ist euch an einem Frieden gelegen oder mit welchem Ziel ludet ihr mich an diesen heiligen Ort?"

    Ein wenig gewann der Tribun durch seine Worte wieder an Sekurität, sodass final seine Worte beinahe provokant in der Runde haften blieben.

    Zitat

    Original von Gaius Germanicus Varro
    Varro nickte verstehend und sah, daß der Tribun noch etwas auf dem Herzen hatte. Auf dessen Frage entgegnete er, Nein Tribun, ich bin ein gebürtiger Römer, aus dem Hause Germanicus, Sohn des Flavius Germanicus Honorius, ein Eques Imperii,... Er gestattete sich ein leichtes Lächeln, ...ich bin aus freien Stücken hier in Germania und bei der Ala...um die Grenzen des Imperiums mit meinem Leben zu verteidigen. Wo sonst sollte ein Germanicer stehen? Er würde den Teufel tun und dem Flavier die genauen Beweggründe für sein freiwilliges Exil am Arsch der Welt offerieren.


    Der Name Germanicus Honorius war dem jungen Flavius, welchem die noblen Häuser Romas wohlbekannt waren, kein Begriff, doch der Umstand, dass es sich bei ihm um einen Eques handelte, ließ es noch mysteriöser erscheinen, dass Varro bei der Ala seinen Dienst verrichtete.
    "Führte dein Vater diese Einheit, oder wie verschlug es dich hierher?"
    , fragte er daher, da dies womöglich eine Explikation bot, nachdem bisweilen die Söhne edler Häuser direkt als Offiziere in die gemeinen Ränge der Einheiten von Anverwandten einstiegen.

    Er blickte zu Duccia Silvana, welche wohl sein machtvollstes Pfund innerhalb ihrer Verhandlungen repräsentierte.
    "Sie und gleichsam Idun befragten die Götter und erkannten es als ihren Willen, dass Frieden herrsche zwischen unserem Volk und dem euren. Dass sie mit Tiberius Verus hier einen Römer erkoren, um ihr Strafgericht zu vollziehen, mag diesen Ratschluss bestätigen."
    Es entzog sich der Kenntnis des Tribuns, was genau der Kontext des Gottesurteils über Luna gewesen war, doch erachtete er jene theologische Deutung als nicht abwegig, zumal sie ihm einen Analogieschluss im Sinne seiner Mission gestattete:
    "Mir scheint es insofern geraten, diesen Frieden auf Dauer zu stellen. Nicht nur wir sollen uns seiner erfreuen, sondern ebenso unsere Kinder."
    Er blickte in die Runde jener reifen, bärtigen Gesichter der Häuptlinge und dachte daran, wie inadäquat es scheinen mochte, wenn ein bartloser, unverheirateter Knabe, wie er einer war, vor ihnen über Kinder sprach, fasste dann jedoch neuen Mut:
    "Ich biete daher an, dass Söhne eurer Sippen mit mir ins Imperium zurückkehren, um im Dienste Roms Verständnis für unsere Kultur und Lebensweise zu gewinnen und zugleich als lebendige Symbole unserer Freundschaft in unserer Mitte zu leben."
    Die Stimme des Tribuns bebte ein wenig, während er faktisch nicht weniger als die einseitige Stellung von Geiseln forderte, welche unter dem Einfluss der römischen Zivilisation zweifelsohne sich ihrer barbarischen Wurzeln entfremden würden. Der Einsatz mochte riskant sein, doch obsiegte bekanntermaßen nur jener, der auch mutig wagte: Fortes Fortuna adiuvat.


    Er blickte neuerlich zu Silvana, ehe er zu argumentieren begann:
    "Mir wurde zugetragen, dass euer Land von Missernten geplagt wurde. Insofern würden jene Jünglinge, welche der Kaiser selbst kleiden und ausrüsten wird, euren Speichern nicht mehr zur Last fallen.
    Darüber hinaus hätten sie doch die Gelegenheit, das ehrbare Kriegshandwerk zu üben, ohne unseren Frieden zu gefährden."

    Dass die Chatten eher an irgendeiner Stelle des Limes, womöglich in der Hitze Africas, Kastelle bemannen würden als glorreiche Schlachten zu schlagen, ließ der Jüngling unerwähnt. Zweifelsohne würden die Sippenhäupter sich eher des Hinterhaltes der tollkühnen Jünglinge aus dem Dorf Wulfriks auf die Abordnung der Legion entsinnen, welcher ihrem Verdikt zuwider gelaufen war.
    "Sie könnten denselben Ruhm erwerben wie ihre Väter und Ahnen."
    Wieder blickte der Jüngling zu den Chatten, deren Kampfeslust mancher unter ihnen Luna eigens hervorgehoben hatte.
    "Wie Tiberius und seine Männer den Willen eurer Götter vollzogen, würden sie den Willen des Imperator Caesar Augustus vollziehen, den die Götter selbst an die Spitze unseres Staatswesens gestellt haben und den nicht wenige selbst als Gott verehren."
    Manius Minor dachte an die zahllosen religiösen Riten zu Ehren des Kaiserhauses, deren Zeuge er in Alexandria geworden war. Deplorablerweise hatte er sie damalig als bloßen Mummenschanz abergläubischer Narren abgetan, wie er nun reuevoll memorierte. Ob Aquilius Severus eine Gottheit war, vermochte er nicht zu beurteilen, doch waren seine Ratschlüsse zweifelsohne bisweilen wirksamer als die ferner, inkontrollabler Numina.
    "Eure Söhne in Diensten des Kaisers wären somit ein starkes Zeichen unserer Freundschaft und des gegenseitigen Vertrauens, während dies zugleich similär zum Frieden selbst für unsere beiden Völker gleichermaßen von Nutzen wäre. Ich bitte euch also diesen Vorschlag ernstlich zu erwägen und zu unserem und eurem Wohle weise zu entscheiden."
    Mit diesen Worten trat er zurück an seinen ursprünglichen Platz und ließ somit auch gestisch Raum, seine Offerte zu disputieren.

    Nachdem niemand etwas äußerte, beschied der junge Flavius doch die Initiative zu ergreifen. Fortunablerweise standen sie auf einer Wiese, sodass er gefahrlos vortreten konnte, ehe er die Stimme erhob:
    "Geschätzte Sippenhäupter vom Stamme der Chatten"
    Der Jüngling hatte eine Weile an der Titulatur jener partikulären Versammlung gefeilt, sich final jedoch für eine analoge Anrede zu jener des römischen Senates entschieden.
    "Ich danke euch für die Ehre, welche mir mit der Erlaubnis, an diesem Orte vor euch sprechen zu dürfen, zuteil wird. Kaum einem Römer vor mir war derartiges gestattet, wie ich vermute, weshalb bereits der Umstand, dass ich heute vor euch stehe, mir als ein eindrucksvolles Zeichen des Friedens zwischen dem Volk der Chatten und dem der Quiriten erscheint."
    Gracchus Minor stockte kurz, als er sich fragte, ob die Wahl jener altertümliche Denomination seines Volkes klug gewesen war, da zweifelsohne viele jener Barbaren sie nicht kannten.
    "Jener Frieden und sein Erhalt sind auch die Gründe, welche mich den beschwerlichen Weg in eure Lande auf mich nehmen ließen, denn nicht allein mir, sondern ebenso dem Imperator Caesar Augustus in Rom und seinem Statthalter, dem Legatus Augusti und Consular Titus Duccius Vala liegt jener Frieden zutiefst am Herzen."
    An dieser Stelle hatte der Jüngling erwogen darauf zu verweisen, dass Vala ebenfalls einer germanischen Sippe entstammte, doch da erstlich jener Umstand zweifelsohne jedem der Sippenhäupter bekannt war und zum anderen ihm nicht recht bewusst war, in welcher Relation der Clan des Wolfrik zu jeder einzelnen Sippe der Chatten stand, hatte er letztlich davon abgesehen.
    "Sie haben mich hierher entsandt, um euch meine Referenz zu erweisen. Als Sohn des Manius Flavius Gracchus, welcher in Rom als oberster Priester den Kaiser selbst bei den heiligen Riten vertrat und der als Consul die Geschicke unseres Staates lenkte, und Spross einer der führenden Sippen unseres Volkes, welche bereits Kaiser und mächtige Heerführer hervorbrachte, wurde ich mit der Vollmacht ausgestattet mit euch zu verhandeln."
    Seriöserweise hätte der junge Flavius konzedieren müssen, dass seine Vollmachten überaus vage gehalten waren, ja der Duccius ihm selbst hinsichtlich der Ziele seiner Mission kaum konkrete Anweisungen gegeben, doch hielt er dafür, angesichts seines nach römischen Maßstäben eher inferioren Status eher ein wenig dicker aufzutragen als zu bescheiden, da letzteres womöglich Enttäuschung bei jenen leicht zu erhitzenden Gemütern vor sich würde evozieren.
    "Mit großem Respekt haben wir zur Kenntnis genommen, dass eure Versammlung das Dorf des Wulfgar, welches den göttergefälligen Frieden zwischen Rom und eurem Stamme so schändlich brach, unserer Gerechtigkeit anvertraut habt. Durch das Schwert dieses Mannes-"
    Er wies zu seiner Rechten, wo der Centurio den Reden folgte.
    "-und seine Krieger wurden jene Frevler des heiligen Willens eurer Gemeinschaft und eurer Götter dem Untergang."
    Noch immer entsprach die Verhängung der ehrlosesten aller Schandstrafen für ein ganzes Dorf, welches zudem sich auf Gnade und Ungnade den römischen Waffen ergeben hatte, nicht recht den Vorstellungen Manius Minors von Gerechtigkeit oder gar der augusteischen Milde, doch hatten Luna und die Duccia ihn überzeugt, dass dergestalte Crudelitäten jenem rauhen Volk durchaus nicht unmäßig erschienen, weshalb er die Geschehnisse zumindest in jener Weise resümmierte.
    "Aulus Verus von den Tiberiern hier-"
    Der Jüngling hatte die infamiliare Diktion Duccius Valas übernommen, da sie ihm als ein Germanicismus erschien, welcher womöglich auch von den Chatten favorisiert wurde.
    "-war es auch, der das Gottesurteil über eure Seherin Idun vollstreckte, sodass nun Runa ihre Stelle einnimmt."

    "Es bliebe dabei, in der Tat."
    , konfirmierte der junge Flavius seine Order, welche nach der Stabsbesprechung zu verändern ihm ohnehin schlecht angestanden hätte.


    Einen Augenschlag verharrte der Jüngling dann schweigend, unschlüssig wie er mit dem wortkargen Decurio weiter verfahren sollte. Schließlich entschied er die Explikationen aufzugreifen und das Gespräch auf die Biographie seines Opponenten zu lenken:
    "Warst du ebenfalls genötigt, dir dein Bürgerrecht im Kriegsdienst zu erarbeiten?"
    Der Tribun dachte aufs Neue mit Grauen an Nero Germanicus Peticus und hoffte, mit Varro keinen Anverwandten jenes Narren vor sich zu haben.

    Der Weg war von beachtlicher Weite gewesen, doch final hatten sie die Destination ihrer Expedition unbeschadet erreicht. Die Nervosität des Tribunen war von Tag zu Tag gestiegen, doch als er nun inmitten des Marschlagers, welches seine Vexillatio am vergangenen Abend errichtet hatte, seine Toga nochmalig richten ließ, um gemeinsam mit Duccia Silvana, Centurio Tiberius, Patrokolos sowie einem Miles, welcher die Dialekte der hiesigen Stämme besonders gut beherrschte, als Übersetzer aufzubrechen, fiel die Anspannung von ihm ab und eine gewisse Ruhe erfasste ihn gleich einem Mimus kurz vor seinem Auftritt.
    "Dann lasst uns gehen. Möge Iuppiter Optimus Maximus uns gegen die Macht des Tyr beistehen."
    , rief er die Macht des divinen Patrons der Gens togata gegen den Schutzherrn jener barbarischen Kongregation herab und setzte sich in Bewegung.


    Der Weg in den Hain gestaltete sich indessen als überaus unerquicklich, da der junge ob seiner Hypermetropie außerstande war, das komplexe Wurzelwerk korrekt zu identifizieren und es auch die Kräfte seines gewöhnlichen Auges in dergestalten Situationen, seines Dieners Patrokolos, überspannte, jede Wurzel korrekt abzuschätzen und seinen Herrn entsprechend zu warnen. Immer wieder disturbierte den Marsch zum Thingplatz somit ein Straucheln und Stolpern des jungen Flavius, wobei einmalig er gar zu Boden stürzte und seine makellose Toga mit minimalen Grasspuren befleckte. Er entschied schließlich sich fortan im Storchengang fortzubewegen, was dem fremden Auge ein wenig ulkig mochte erscheinen, doch zumindest weitere Malheurs verhütete.


    Kurz bevor sie jedoch in den Kreis der Sippenfürsten traten, ordnete Patrokolos nochmals die Tunica Laticlava und die Toga, welche Manius Minor als Signal des Friedens zu tragen erkoren hatte, dergestalt, dass die Restanten seines Sturzes zwischen den Falten nahezu verschwanden, ehe sie auf die Lichtung traten.
    Mit einem verbindlichen Lächeln grüßte der Jüngling sämtliche der erschienenen Ältesten. Dann jedoch überließ er das Feld der duccischen Seherin, die in fremder Zunge jenen mysteriösen Gott anrief, welchen die Chatten verehrten. Man hatte ihm erklärt, dass jene Figur niemand anderes war als Mars Thincsus, dem auch er selbst bereits seine Referenz hatte erwiesen. Jener Gedanke kalmierte den Jüngling ein wenig, während die Duccia jene traditionellen Opfergaben präsentierte, mit welchen man den Konvent zu eröffnen pflegte. Sodann lächelte auch er freundlich in die Runde und stimmte in den Salut ein:
    "Heilsa allerseits."
    Nun ergriff Gunnar das Wort, den Luna Manius Minor bereits angekündigt hatte und von dem der Jüngling nun auch einige introduzierende Worte bezüglich seiner Person erwartete.

    Zitat

    Original von Gaius Germanicus Varro
    Varro kam gerade mit Ocella von einer Inspektion der Wachroute zurück als er den Tribun vor seinem Zelt erblickte. Er nickte Ocella zu und dieser machte sich auf den Weg die besprochenen Aktionen durchzuführen. Tribun! grüßte er den Flavier....was kann ich,...was kann die Turma I für dich tun?
    Dabei fragte er sich ob er den Würdenträger und eventuellen Senator in spe in sein einfaches Zelt einladen sollte. Er entschloss sich diese Entscheidung dem Flavier zu überlassen.


    Der Tribun wartete, bis der Duplicarius von dannen gezogen war, ehe er das Wort erhob.
    "Ich bin nicht gekommen, um neuerliche Befehle auszugeben."
    Er hielt inne, um seine Worte adäquat zu formieren. Weder wollte er hypersensibel erscheinen, um nicht den Respekt jener Männer zu verspielen, bei welchen Befehl und Gehorsam zu den alltäglichen Evidenzen zählte, noch den Eindruck erwecken, die Auxiliares aufs Neue von oben herab kalmieren zu wollen.
    "Ich bin gekommen, um auf einige Punkte hinsichtlich der Stabsbesprechung zurückzukommen. Meinem Dafürhalten nach besteht eine gewisse Spannung zwischen den Männern der Legion und deiner Einheit."
    Ob dies der Realität entsprach oder lediglich einer Einzelmeinung des Tiberius entsprach, vermochte der junge Flavius nicht zu ermessen, doch formierte jene Beobachtung ohnehin lediglich den Introitus für seine eigentliche Botschaft:
    "Ich möchte dir darob lediglich versichern, dass ich für meine Person nicht geringeres Vertrauen in deine Soldaten setze als in jene der Legion. Du versichertest mir, dass sie absolut loyal sind und ich bin durchaus geneigt dies zu glauben.
    Insofern bitte ich dich, die Entscheidung deine Männer in der Peripherie zum Einsatz zu bringen keineswegs als Votum des Misstrauens zu po-"

    Er hielt inne, als er sich der diversen Ermahnungen erinnerte, gegenüber dem Militär sich eines restringierteren Sprachcodes zu befleißigen.
    "-verstehen."
    , korrigierte er somit seine womöglich etwas exaltierte Diktion und erwartete die Reaktion Varros.