Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Nach der Besprechung des Stabes und der Unterredung mit Centurio Tiberius und der Duccia beschloss der Tribun, obschon der Tag bereits sich geneigt hatte und einige der Männer vor ihren Zelten bereits Feuer entfacht hatten, Decurio Germanicus aufzusuchen, da ihm doch der Eindruck war verblieben, dass die Männer der Ala bisherig während der Mission ein wenig stiefmütterlich waren traktiert worden, sodass es geboten schien die Wertschätzung der Missionsleitung für die Reiterei zu klarifizieren.


    Enger als sonst gehüllt in sein Paludamentum erschien somit der junge Flavius vor dem Zelt Varros, dessen Turma leichtlich anhand der hinter den Mannschaftszelten angepflockten Pferde zu identifizieren war.
    "Germanicus? Auf ein Wort!"
    , sprach er sodann und wartete.

    Der polyphone Klang jener Soldatenweise, intoniert von den rauen Kehlen der ersten Kohorte erklang in den Ohren des jungen Flavius, welche für gewöhnlich eher den geschulten Stimmen professioneller Sänger lauschten, nicht sonderlich wohlgestalt. Dennoch transportierten sie eine amoureuse Melancholie, die auch den jungen Tribun erfasste, während Verw um Vers in seinen Geist gelangte.


    Auch Cornelia Squilla hatte er vor vielen Lenzen, wenn auch nicht ganz zwanzig an der Zahl, erstmalig getroffen, als Cornelius Scapula, der engste Freund seines Vaters, konsentiert hatte seine Nichte dem ersten Spross der Flavii Gracchi zur Frau zu geben. Manius Minor war damals noch ein unvernünftiges Knäblein gewesen, inkapabel rechte Worte zu formulieren, gänzlich zu schweigen von der Kapazität, die Tragweite jenes Bundes zu ermessen, welchen ihre Gewalthaber für sie geschlossen hatten. Selbstredend vermochte er indessen nicht mehr sich jenes ersten Aufeinandertreffens zu entsinnen, obschon er aus Erzählungen wusste, dass er wenig Interesse an jenem fremden Maidlein gehegt hatte, welches vom Arm ihrer Tante auf sein Decklein gesetzt worden war, ohne seinerseits seinen Blick von ihrem Püpplein abzuwenden.


    Ebensowenig war die Cornelia als eine Schönheit zu bezeichnen, ja sie mochte wohl mit keiner einzigen der Töchter der römischen Aristokratie in Konkurrenz treten, da sie, realistisch exprimiert, schlichtweg als hässlich war zu titulieren: Ihre Zähne waren schief, ihre Gestalt nicht schlank, sondern schlicht knochig, ihre Haut unrein und in einer Weise von Ekzemen besetzt, dass sie einer Kraterlandschaft glich, ihr Blick trüb, ihre femininen Rundungen inexistent und ihr Haar dünn, sodass der junge Flavius ihr zweifelsohne geraten hätte, niemals ohne Perücke das Haus zu verlassen.
    Durchaus hatte er sie bereits geküsst (respektive sie ihn auf die Wange), doch hatte jener Berührung weder Intimität, noch gar Erotik oder dergleichen transportiert.


    Dachte er hingegen heute an sie, so war er genötigt zu konzedieren, dass diese Gedanken überaus selten auftraten, ja er genau genommen die letzten fünfzehn oder zwanzig Lenze seit ihrer Verlobung fast exklusiv lediglich dann an sie gedacht hatte, wenn Manius Maior oder ein anderer Anverwandter ihn ihr bezüglich angesprochen oder ermahnt hatte, dass er selbst während seiner Jugend in Rom sie lediglich zwei- bis dreimalig im Jahr anlässlich seines und ihres Dies natalis sowie einer akzidentiellen Situation leibhaftig getroffen und zu diesem Anlass einige formelle, aufgesetzte Worte gewechselt hatte.
    Frug man ihn, wer sein Kind sei, wäre Roma sein Clusium, so memorierte er Cornelia Squilla lediglich aus formellen Gründen, während sein Herz ihm spontan eher Claudia Silana vor Augen führte. Wo jene einem vertrockneten Gesteck glich, war diese ein prächtiger Blütenstrauß; wo jene ihm ennuyant erschien, brillierte diese mit philosophischer Bildung und wo jene ihn gänzlich kalt ließ, evozierte diese ein Wechselbad der Emotionen zwischen Furcht und Begehren.
    Der junge Flavius wollte nicht so weit gehen zu postulieren, er sei Claudia Silana verfallen, da keineswegs er beständig an sie dachte oder primär sexuelles Begehren gegen sie empfand. Doch hatte er zu konzedieren, dass er durchaus gerne an sie dachte und dass, je länger die Distanz zu ihr währte, desto mehr jene Befangenheit und der Kleinmut, der angesichts der frevlerischen Lehren, welchen sie augenscheinlich folgte, sowie ihrer Anmut befallen hatte, schwanden. Wäre er genötigt, sein Kind in Clusium zu benennen, so hätte zweifelsohne es sich um Claudia Silana gehandelt!

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    ... "Wir werden die Details unserer Reise zum Thing ohnehin noch einmal unter Sechs Augen besprechen. Ich schließe die Ala nicht bewusst aus aber ich halte Kriegsgeheimnisse für wichtig. Insofern sollten wir später allein sprechen, - meine Person, der Tribun und die Duccia," erinnerte sich Verus an den alten Rat, dass man wichtige Missionsparameter immer nur wenigen vertraut machen sollte. Geheimnisse waren oft kriegsentscheidend. Insofern setzte er diese Aussage einfach als Fakt in den Raum und war fest davon überzeugt, dass der Tribun dies verstehen würde. Zudem hatte er selbst noch fragen, die er aber nicht in der öffentlichen Runde aller wichtigen Offiziere besprechen wollte. "Ich werde meine besten Männer handverlesen, Tribun," versicherte Verus eine Garantie, damit dieser sich wirklich sicher fühlen konnte. Auch Verus wollte nur die vertrauenswürdigsten und besten Soldaten bei sich wissen, denn diese Mission war gefährlich und im Zweifel musste man um sein eigenes Überleben sowie das der Kameraden kämpfen. In seinem Hinterkopf zeichnete sich erneut die Bilder aus seiner Erinnerung ab, die er schnell verwischte, da er sich nicht in dieser Angst verfangen wollte. Trotzdessen waren diese Erinnerungen da und belasteten seine Selbstsicherheit, da seine Augen an Überzeugung verloren und wieder an stiller Traurigkeit gewannen. Die Rüstung in ihrer kriegerischen Erscheinung half diesen Zustand zu vertuschen.


    Als der Tiberius so rundheraus beschied, dass sie den Thing zu dritt disputieren würden, hob sich die rechte Augenbraue des jungen Flavius in flavischer Weise und der Jüngling fühlte sich geneigt, den Centurio coram publico auf seinen Platz zu verweisen, um den Decurio nicht zu düpieren:
    "In welchem Kreise wir welche Details unserer Mission besprechen, entscheide noch immer ich, Centurio."
    Faktisch war Verus in derselben Weise als Eskorte Teil dieser Vexillatio wie der Germanicus und obschon die Legion selbstredend im Range über der Ala stand, so implizierte dies dennoch nicht, dass jener sich klammheimlich in die operative Leitung dieses Unterfangens katapulierte und seine Mitoffiziere in die zweite Reihe verwies.

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    „Flavius, Tiberius... „ begann sie etwas leiser als normal. „...wie ihr wisst, hat Idun den Stämmen einen Nachricht wegen ihrer Versklavung zukommen lassen. Sie hat, damit die Stämme sich nicht wegen ihr erheben, ihnen mitgeteilt, dass sie sich einem Götterurteil gestellt hat. Sie hat ihnen weiter mitgeteilt, dass dieses Urteil von römischer Hand geführt und vollstreckt wurde.“ Runa ließ ihre Worte sacken bevor sie weitersprach. „Nun ist es so, dass die Oberhäupter natürlich den Mann sehen wollen, der zum einen ihr Urteil gegen Wulfgar und jenes Urteil der Götter über die Seherin vollstreckt hat.“ Runa blickte von einem zum anderen. „Sie sind dir...“ Sie blickte den Centurio nun direkt an. „... nicht feindlich gesonnen. Ich würde sogar sagen, dass du bei ihnen ein hohes Ansehen genießt.“ Sie blickte dem Mann nun tief in die Augen. „Meinst du, dass du deine Abneigung gegen jene zurücknehmen und unbewaffnet auf ihr Thing erscheinen kannst? Waffen wird dort niemand tragen, auch ihr nicht.“ Dies betonte sie außerordentlich. „Es gibt einen Frieden auf dem Thing, dieser ist heilig und darf nicht gebrochen werden. Mit Waffen auf jenem zu erscheinen wäre ein Frevel gegen die Götter dies würde niemand dulden – es würde die Götter erzürnen.“
    Sie blickte wieder von einem zum Anderen und konnte nur hoffen, dass sie die Bedingungen akzptierten.


    Sim-Off:

    @ Varro & Verus: Es steht euch selbstredend frei, noch in der Stabsbesprechung zu reagieren. Deshalb werde ich jene zweite Partie Silvanas temporär separieren, sodas wir beide Zeitstränge parallel absolvieren können.


    Nach der Stabsbesprechung verblieben lediglich Centurio Tiberius und Duccia Silvana in dem Zelt. Kaum waren die übrigen Centurionen gegangen, ergriff die Seherin das Wort. Akustisch vermochte der Jüngling wie Worte zu fassen, welche sie sprach, doch intellektuell muteten sie ihm überaus fremd an, da es ihm doch inexplikabel erschien, inwiefern die Versklavung der eigenen Lebensretterin, ihre Demütigung durch eine schmerzhafte Auspeitschung, zumal einer wehrlosen Frau, als ein Gottesurteil zu ponderieren war. Doch mochte all dies den Römern zum Nutzen gereichen, weshalb er sich eines Kommentares diebezüglich enthielt und lediglich konfirmierte:
    "In diesem Falle wird Tiberius uns begleiten und wir werden unsere Waffen im Lager zurücklassen."

    Der junge Flavius verfolgte die Errichtung des Lagers von seinem Feldherrenhügel aus. Das Paludamentum um die Schultern, darunter die Arme hinter dem Rücken verschränkt, stand er einsam zwischen dem aufgepflanzten Vexillum der Legion zur Rechten und dem Draco der Turma zur Linken, um voller Admiration jene routinierten Handlungen zu verfolgen, welche binnen kürzester Zeit aus der schlichten Wiese ein formidables Castellum mit Wall, Graben und ordentlichen Reihen von Zelten formte. Die gesamte Zeit war der Tribun damit okkupiert, an dieser oder jener Stelle einzelne Abläufe zu studieren, sodass die Zeit wie im Fluge verging, bis sein Zelt, sodann die der Centurionen und endlich das gesamte Lager vollendet war.


    Endlich wandte er sich ab und betrat sein Zelt, welches bereits durch seinen Cornicularius nach seinem Gusto eingerichtet worden war: Im Eingangsbereich befand sich ein Tisch mit einer Karte, hinter einem Vorhang dahinter sein Feldbett, bedeckt mit zahlreichen weichen Decken sowie die Truhe mit seiner Kleidung, welche Patrokolos ihm gepackt hatte, ein weiteres Tischlein mit einer Schüssel für die morgendliche Waschung und das Nachtlager seines Dieners. Obschon er all jene Abläufe bereits auf dem Übungsmarsch verfolgt hatte, erfüllte es ihn noch immer mit Bewunderung, in welcher Eile und Präzision die Soldaten ein wohlgeordnetes Lager errichteten, welches nicht lediglich ihnen selbst ein agreables Heim bot, sondern darüber hinaus auch den Offizieren sämtliche basalen Annehmlichkeiten und sämtliche Necessitäten für die Führung einer Kampagne.


    Er trat wieder aus seinem Zelt und inspizierte den Foculus, welchen soeben der Haruspex installierte, welcher ihn auf dieser Mission geleitete, um die allabendlichen Opfer zu vollziehen. Manius Minor war wohlbewusst, dass jene kultischen Pflichten, die manchem simplen Soldaten als obsolete Rituale erscheinen mochten, durchaus von Bedeutung waren, insonderheit für ihn selbst, der gut daran tat, die Götter bei jeder sich bietenden Okkasion milde zu stimmen. Aus diesem Grunde befahl er den legionseigenen Minister, welcher ebenfalls nach Errichtung seines Zeltes zum kultischen Zentrum des Lagers geeilt war, auf dem Altar ein kleines Feuer zu entzünden. Sodann brachte der junge Flavius einige Körnlein Weihrauch dar, verbunden mit der Bitte an die Laren jenes Ortes, ihnen gnädige Gastgeber zu sein.


    Als er geendet hatte, waren bereits die Centurionen sowie der Decurio der Ala zur Stabsbesprechung versammelt, welche heutig durchaus von Bedeutung war: Morgen würde der Thing stattfinden, auf welchem Duccia Silvana und er zu Gast sein würden. Folglich verlor der junge Flavius keine Zeit, sondern führte die Offiziere in sein Zelt um den Tisch und setzte sogleich zu reden an:
    "Meine Herren."
    Er blickte in die Antlitze der vielschrötigen Männer, zwischen denen das leuchtende Haar der duccischen Seherin geradezu herausstach. Selbstredend vermochte er im Lichte der aufgehängten Öllampe die Mienen nicht recht zu identifizieren, doch war ihm dennoch wohlbewusst, dass ein derartiger Blick die Appetenz des Publikums auf ihn zog.
    "Wir werden morgen die Stammesversammlung der Chatten visitieren. Wie bereits besprochen, wird das Gros unserer Vexillatio unweit des Versammlungsortes ein Lager errichten, um in Hörweite der Gespräche bereit zu stehen, ohne die Stammesfürsten durch immediate Präsenz zu irritieren."
    Er blickte zu Germanicus Varro.
    "Germanicus, deine Männer werden in diskreter Weise rund um das Thing-Gelände patrouilleren, um etwaige Hinterhalte aufzudecken und als schnelle Eingreiftruppe parat zu stehen."
    Sein Blick wurde eindringlich und er hob mahnend den Zeigefinger.
    "Es ist von größter Bedeutung, dass du nur erfahrene Späher für diese Mission einsetzt, da es sich als fatal erweisen würde, wenn den Germanen der Eindruck entstehen würde, wir versuchten sie einzukesseln oder dergleichen. Höchste Diskretion ist folglich oberstes Gebot!"
    Sein Blick ging weiter zu Tiberius, der als ranghöchster Centurio der Vexillatio gewissermaßen das Kommando über die Legionäre führte.
    "Tiberius, du und zwei Contubernia werden Duccia und mich bis in die unmittelbare Nähe des Versammlungsortes geleiten. Je nach Gebräuchen der Germanen wirst du außerhalb des Ortes mit den Männern verweilen oder mich begleiten. In jedem Falle solltest auch du Diskretion üben, um nicht jene zu offendieren, welche sich möglicherweise deiner erinnern."
    Während des Marsches hatte der junge Flavius nochmals intensiv mit sich gerungen, ob er den Centurio im Lager der Vexillatio belassen sollte oder ihn mit sich nahm. Da es ihm sowohl an Erfahrung mit dem Feind fehlte, als auch an Kompetenz mit dem Schwerte, sollte es zu einem gewaltsamen Konflikt kommen, hatte er sich final doch für die riskante Präsenz jenes nachweislich loyalen und wohlexerzierten Kriegers entschieden.
    "Die Verhandlungen werde indessen ich gemeinsam mit Duccia Silvana führen. Niemand anderes wird ohne meine Erlaubnis das Wort ergreifen."
    Er blickte nochmalig in die Runde und haftete zuletzt an der Seherin.
    "Findet jener Plan dein Plazet?"

    Claudia Silana
    Villa Claudia
    Roma, Italia


    M' Flavius Gracchus Minor Claudiae Silanae s.p.d.


    Inmitten meiner alltäglichen Pflichten, welche mich in meinem Tribunat gefangen halten, gedachte ich kürzlich der Einweihung des Ulpianum und in diesem Zuge auch unseres ersten Zusammentreffens im Schatten unserer Anverwandten. Wenn ich mich recht entsinne, war es uns nicht vergönnt, unseren Disput zu einem Ende zu führen, weshalb ich beschloss diesen Brief an dich zu verfassen.


    Du zitiertest, wie mir noch trefflich vor Augen ist, Epikurs Brief an Menoikos, was mich darauf schließen ließ, dass auch du eine Jüngerin des Samiers bist, unter welche einst auch ich zu zählen war. Wie ich bereits bei unseren Gesprächen zu erkennen gab, ist jene Sicht nun jedoch nicht mehr die meinige, weshalb es zweifelsohne ertragreich wäre, wenn wir zu gegebener Zeit weiter disputieren.


    Vorerst bin ich jedoch genötigt meine philosophischen Interessen zurückzustellen, da mich hier in Mogontiacum stärker der schnöde Dienst als Kriegsmann okkupiert, selbst wenn jener durchaus bisweilen Anlass zum Philosophieren bietet. Denn obschon es durchaus eine Freude ist, die Frage der Tugend in trauter Runde bei einem guten Becher Weines zu erörtern, trifft sie mithin jene rohen Soldaten, welche mich nun alltäglich umgeben, überaus immediat und in existentieller Weise. So mag derzeitig Ruhe und Frieden herrschen, doch fochten nicht wenige von ihnen bereits um ihr Leben, wie es in Rom nur zur Zerstreuung der Massen geschieht. Nicht weniger klarifizieren die hiesigen Umstände jedoch die große Notwendigkeit der Tugend, da dem Legionär hier in der Provinz ein exorbitantes Maß an gewaltsamer Willkür gegeben ist, welches nur durch soldatische Tugend und zivilisierte Gerechtigkeit einzuhegen ist. Der Weise mag die Muse besitzen, die Folgen dieser oder jener hypothetischen Handlung abzuwägen, doch dem tumben Bauernknecht, gegürtet mit dem Cingulum Militare und ausgestattet mit Helm und Gladius, scheint es nicht gegeben zu sein, seine Taten auch nur ex post zu reflektieren, sodass es unumgänglich ist, ihm klare, sichere Regeln an die Hand zu geben.


    All dies evoziert für mich je länger je mehr einen Anspruch an die Philosophie, praktische Funktionalität und Relevanz zu offerieren, sodass wir diese Frage nach meiner Rückkehr von Angesicht zu Angesicht disputieren sollten. In Kürze werde ich zu einer diplomatischen Mission den Limes überqueren und die Stammesfürsten der Chatten visitieren, doch wurde mir eine derart zahlreiche Eskorte beigegeben, dass ich nicht zweifle, wohlbehalten wieder hierher und nach Rom zurückzukehren. Dennoch vermag ich nicht mein Schicksal zu antizipieren (da ich doch konträr zu dir durchaus daran glaube) und bitte die Unsterblichen um ihren Segen und glückliche Heimkunft.


    Ich wünsche dir und den Deinen ebenfalls alles erdenklich Gute und bitte dich, deinem Großvater und deiner Schwester meine verbindlichsten Grüße auszurichten. Mögen die Götter dich behüten und dir deine Ignoranz nachsehen, so du sie als Epikureerin (ich vermeine, dass du dies niemals offen gestandest) mit Missachtung strafen solltest.


    Vale bene!

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    Sim-Off:

    überwiesen

    "Im nächsten Monat wäre dann noch das Drusus-Fest im Kalender."
    , vollendete der tribunizische Cornicularius seinen Rapport hinsichtlich der folgenden Termine und schloss die zweiflüglige Tabula, welche den Terminplan Manius Minors zum Inhalt hatte.
    Der junge Flavius runzelte die Stirne, als er an jene Festivität dachte. Die Pflichten des heutigen Tages hatten ihn bereits nicht wenig exhaustiert und wenn er gedachte, welche Menge an Kolloquien, Inspektionen und repräsentativen Anlässen in den nächsten Tagen und Nundinae auf ihn zukamen, so mochte er am liebsten sich in seine Casa verkriechen und von Patrokolos mit rezitierter Poesie ermuntern lassen.
    Die Nennung der Festivität zu Ehren des Drusus, jenes ruhmreichen Feldherrn und Heroen der augusteischen Zeit erschien indessen als ein kleiner Lichtblick im tristen Alltag der Legion, welcher geeignet war die Phantasie des Jünglings ein wenig zu aktivieren. Kurioserweise assoziierte sein findiger Geist die Leichenspiele dieses julisch-claudischen Caesaren sogleich mit jener Consecratio eines Kaisers, welcher er kurz vor seinem Aufbruch nach Mogontiacum höchstselbst beigewohnt hatte. Prudentius Balbus, dessen Vita er für die Aufnahme in das Ulpianum damalig erforscht hatte, hatte eben hier in Mogontiacum gewirkt, wie ihm nun schlagartig bewusst wurde. Womöglich würde er an diesem Orte noch auf Personen treffen, welche dieser Mann noch persönlich bekannt gewesen war.
    Weiter schweiften seine Gedanken zu jenem festlichen Tage in Rom und zu den Spielen, die sie im Anschluss an seine Oration besucht hatten, zu der Wette mit der Claudia und schließlich der kleinen philosophischen Disputation mit Claudia Silana.


    Claudia Silana. Noch aus der Ferne übte jenes Mägdlein eine gewisse Faszination auf den flavischen Jüngling aus, der unverwandt sich in seinem Stuhl gegen die kühle Wand lehnte und versonnen lächelte. Sie war ein mysteriöses Wesen, welches ihn anzog und zugleich irritierte, ein geistreiches Gegenüber und zugleich eine furchteinflößende Verführerin hin zu den Irrlehren der Gottvergessenen, kurz: eine verbotene Frucht!
    "Tribunus?"
    , riss der Cornicularius ihn aus den Gedanken und Manius Minor schlug die Augen auf.
    "Länger als einen Monat vorauszuplanen erscheint mir nicht erforderlich, nicht wahr?"
    , erwiderte der junge Flavius leichthin und kommunizierte in seinem Tonfall zugleich, fürderhin nicht weiter disturbiert werden zu wollen, was der Cornicularius prompt verstand. Mit einem Schulterzucken bemerkte er:
    "Wie du meinst, Tribunus."
    , und verließ das Zimmer.


    Manius Minor hingegen wandte sich Patrokolos zu, der wie gewöhnlich ebenfalls seinem Herrn aufwartete und selbstredend nicht hinweg gesandt wurde. Inmitten jenes kurzen Innehaltens war in dem jungen Flavius nämlich ein verwegener Plan herangereift, welchen sogleich er in die Tat umzusetzen gedachte, ehe sein Mut ihn verließ:
    "Patrokolos, Papyrus heraus! Wir schreiben einen Brief!"
    Der Diener, welcher selbstredend die mäandernden Geisteswendungen seines Herrn mitnichten nachzuvollziehen imstande war, blickte selbigen irritiert an.
    "Einen Brief? Soll ich den Cornicularius zurückholen?"
    Der Tribun lächelte verschmitzt und schüttelte den Kopf.
    "Keineswegs! Es handelt sich um eine private Angelegenheit! Wir schreiben Claudia Silana!"

    Furcht umfing den jungen Flavius, als Luna an ihn herantrat, similär zu jenem Unbehagen, welches vor einigen Jahren ihn im Tempel der Magna Mater hatte umfangen. Wie damalig, so versteiften sich auch nun seine Glieder, während die Dienerin jener mysteriösen, infamiliaren Gottheiten seinen Arm touchierte, als könne sie aus der leiblichen Berührung etwas von seiner spirituellen Energie extrahieren. Er musste nicht jene mirakulösen Regungen in Lunas Augen identifizieren, um die Trance der Seherin zu erspüren, da sie ihn nun so nahe war, dass er ihren Atem an seiner Lippe zu spüren vermochte.
    Die Geister der Toten ängstigten den jungen Flavius durchaus, gerade wenn er jener Nachtmären gedachte, welche ihn seine gesamte Kindheit über mit großer Regularität heimgesucht hatten, doch den Begriff der Ahnen assoziierte er seit jener Vision durchaus positiv: In der Tat war Claudia Antonia eine jener Maiores, zu welchen seine Familie seit Säkula betete, und er bedurfte keiner Seherin um zu wissen, dass ihre Liebe zu ihm intensiv und rechtschaffen gewesen war. Dennoch erschien ihm jene Konfirmation seiner Gefühle keineswegs banal, vielmehr ermunternd und kalmierend, klarifizierte sie doch, dass er keineswegs irrsinnig oder närrisch war, wenn er jene Träume als Visionen und Wahrheiten deklarierte.
    "Das versuche ich."
    , hauchte er somit zur Erwiderung und fuhr sich fahrig über jene Stelle, an welcher Luna seinen Arm touchiert hatte.

    Die Legion passierte die Stadt über die Via Principalis, welche an der Regia vorbei direkt über die Rhenus-Brücke führte. Dem militärischen Gebrauch gemäß reihte sich der junge Flavius mit den übrigen Tribunen nach der Vorhut und den Signa ein, während das Gros der Truppe hinter ihnen marschierte. Obschon zweifelsohne nicht mehr als etwa die Hälfte der Gesamtstärke jener Armee parat stand, um jene Ambulatura zu versehen, so ergaben die knapp dreitausend Milites einen beachtlichen Heerwurm, welcher die gesamte Stadt durchzog, ehe er sich in Castellum Mattiacorum auf die Landstraße ergoss.


    Der junge Flavius, hoch zu Ross und umgeben von einer überaus professionell anmutenden Entourage aus Tribunen und Ordonnanz-Offizieren, verspürte einen Enthusiasmus, welchen er im grauen Alltag der principalischen Administration schon nicht mehr für possibel gehalten hatte. Als sodann die erste Cohors, welche hinter dem Offizierskorps zu marschieren, ein altes Soldatenlied intonierte, weckte dies immediat einen Tatendrang, als ginge es nicht lediglich zu einem routinierten Übungsmarsch, sondern ins Feld der Ehre selbst:
    "Ein weiter Weg, ein weiter Weg,
    und zwanzig Jahr sind um,
    da stand es in dem Scheunentor,
    mein Kind in Clusium.


    Die spanischen Mädchen sind honigsüß
    und die in Gallien wie Gold
    ihr sanften Vögel Thrakiens
    von Herzen war ich euch hold.
    Jedoch mein Kind in Clusium,
    das ich küsst und verließ in Clusium
    ich nie vergessen sollt.


    Ein weiter Weg, ein weiter Weg,
    und zwanzig Jahr sind um,
    doch immer steht nach dir mein Sinn,
    mein Kind in Clusium.*"

    Sim-Off:

    * aus: Sutcliff, Rosemary: Der Adler der neunten Legion (1954)

    Der junge Flavius zweifelte nicht daran, dass jener Petronius ihm nicht bekannt war, da er doch niemals zuvor in seinem Leben an diesem Ort sich aufgehalten hatte, ihm dessenungeachtet jedoch auch kein anderer Petronius bekannt war.
    "Oh, so deine Familie von similärer Freundlichkeit und Anmut ist, ist dies eine schmerzliche Einsicht."
    , nutzte der Jüngling die Situation gleich für ein weiteres Kompliment, um sodann aufs Neue zu Luna zu blicken, die hiesig augenscheinlich das Regiment der Dienerschaft führte. Es war in der Tat Zeit für den Hauptgang.


    Ehe dieser kam, nahm der Tribun indessen einen Schluck seines Weines und wandte sich dann noch einmal den übrigen Gästen zu.
    "Iunius Seneca, aus welcher Region des Imperiums stammst du übrigens? Bist du ebenfalls ein Nordländer?"
    Kaum hatte er jene Worte formuliert, erinnerte er sich plötzlich des Tribunus Cohortis Urbanae, welcher ihn damals vor dem furiosen Germanicus hatte salviert. Zwar war das Urteil des Praefectus Urbi deplorablerweise eher ernüchternd ausgefallen, doch hatte der Offizier durchaus Tatkraft und Kompetenz bewiesen.
    "Pflegst du womöglich gar eine familiäre Relatio zu Tribun Iunius Avianus bei den Cohortes Urbanae."
    Der Praenomen war Manius Minor entfallen, doch angesichts des Umstandes, dass nur eine äußerst limitierte Zahl an Tribunen bei den Cohortes Urbanae ihren Dienst versah, mochte er den Namen zuzuordnen wissen, so er ihn kannte.

    Zitat

    Original von Luna
    Luna nahm dankbar zur Kenntnis, dass der Flavier zumindest kein Misstrauen hegte. Aber er überraschte sie tatsächlich mit seiner Frage und auch mit dem offensichtlichen Interesse.
    Ja woher wusste sie, dass es keine Trugbilder waren? Sie wusste es einfach.
    „So genau kann ich dir das gar nicht erklären, Dominus.“ Sagte sie also wahrheitsgemäß. „Wie ich schon sagte, ich wurde mit dieser Gabe geboren. Ich weiß es und spüre es, dass es wahr ist.“ Sie legte bei diesen Worte ihre Hand auf ihr Herz. „Hier kann ich es genau spüren. Die genaue Deutung brachte mir die alte Seherin bei. Sie lehrte mich die Bilder und Zeichen nicht nur zu sehen, sondern sie auch zu verstehen. Als ich dieses Wissen noch nicht hatte war es unsagbar schwer. Da waren diese Visionen und Bilder eher eine Belastung für mich. Weil ich nie recht wusste, wie ich sie deuten sollte. Die Alte lehrte es mich, sie lehrte mich dass ich genau hinsehen. Sie lehrte mich Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können. Sie lehrte mich alles was ich heute weiß – das alte Wissen der Seherinnen.“ Sie sah den Flavier immer noch mit offenen ehrlichen Blick an. Viel besser konnte sie es nicht erklären, denn sie hatte ihre Gabe nie hinterfragt, sie hatte sie hingenommen und als etwas natürlichen empfunden – etwas was eben einfach zu ihr gehörte.


    In diesem Augenblicke wünschte sich der junge Flavius inständig, mit einem besseren Sehsinn ausgestattet zu sein, um die Augen jener Seherin intensiver inspizieren zu können, doch obschon er angestrengt die seinen zusammenkniff und durch schlichte Willenskraft versuchte, seinen Blick auf jene kurze Distanz, in welcher Luna sich befand, zu schärfen, so gelang es ihm nicht und er entspannte sich wieder, während zugleich er sich zurücklehnte.


    Eine Seherin hatte augenscheinlich schlicht jene Visionen, von welchen sie und ihr Umfeld profitierte, was die Frage stellte, woher Manius Minors Vision stammte. War womöglich auch er ein Seher? Immerhin hatten ihn nicht selten nächtliche Visionen geplagt, ja sie hatten ihm gar den Tod seiner Mutter prophezeit, welche später ihm erschienen war. Noch immer befiel ihm bisweilen ein leiser Zweifel hinsichtlich ihrer Realität, doch womöglich war dies die Okkasion, sich professionelle Gewissheit zu verschaffen:
    "Vor geraumer Zeit hatte ich ebenfalls einen Traum: Mir erschien Mercurius und führte mich in das Reich der Toten, wo ich wiederum meine verstorbene Mutter antraf, welche mir einige fundamentale Ratschläge erteilte."
    Er legte die Fingerkuppen aufeinander.
    "Ob dies auch eine Vision gewesen sein mag?"

    Wie es der Tiro prognostiziert hatte, erreichte die Vexillatio zwei Stunden später den prädestinierten Lagerplatz, wo bereits einige Equites der Ala sie erwarteten. Manius Minor, der gemeinsam mit der Duccia und weiteren Offizieren hinter der Vorhut ritt, erkannte trotz seiner minimalen strategischen Kenntnisse, dass es sich hierbei um einen idealen Rastplatz handelte, da doch die Ebene bar von Bäumen und anderer hinderlicher Vegetation war, dazu unweit ein kleiner See sich erstreckte und sie somit sämtliche Necessitäten für ein behagliches Campieren zur Verfügung hatten.


    Er blickte hinab zu Centurio Tiberius, welcher augenscheinlich der Ranghöchste seiner Legionsoffiziere war und dennoch den letzten Weg zu Fuß zurückgelegt hatte, sodann zu Germanicus Varro als Kommandeur der Soldaten der Ala.
    "Meine Herren, ich schlage vor, ihr koordiniert die Errichtung des Nachtlagers."
    Er gedachte des Legionslagers, welches sie kürzlich auf dem Übungsmarsch unter seiner Ägide errichtet hatten und das selbstredend weitaus mehr Koordination durch ihn als kommandierendem Offizier bedurft hatte. Hiesig waren hingegen lediglich vier Centuriae sowie eine Turma Kavallerie unterzubringen, sodass es womöglich sogar unerheblich sein mochte, ob man den Grund vermaß oder nicht.
    "Ich würde mein Zelt gern dortig auf dem Hügel errichten."
    , erklärte er noch und deutete auf die designierte Stelle, welche praktischerweise relativ im Zentrum der Ebene sich befand und von welcher aus er einen agreablen Blick über das gesamte Lager und die es umgebende Gegend haben würde. Dorthin begab sich der Jüngling nun auch immediat, um von dort die Bauarbeiten zu verfolgen.

    Zitat

    Original von Luna
    Es war ein trauriger Blick mit welchem sie sich von ihrem Römer verabschiedete. Sie sagte nichts, sondern nickte ihm nur zum Abschied zu. Dann wand sie sich an den Flavier der sie ansprach.
    Sie senkte ihren Blick und war nun ganz Sklavin. So antwortete sie auch entsprechend. „Ja Dominus, dass kann ich. Jedoch werde ich wohl Nachhilfe ich der römischen Küche benötigen.“ Natürlich konnte die noch die ein oder andere Spieße der Römer zubereiten. Aber das konnte sie dem Flavier ja nicht erzählen. Schließlich wussten nur sie und ihr Römer, dass sie als Kind schon einmal Sklavin gewesen war. Aber allzu viel war eh nicht hängen geblieben. So wäre Nachhilfe wohl wirklich nicht die schlechtest Idee.


    "Nun, meine Coqua wird dich diesbezüglich zweifelsohne ergänzen."
    Er zuckte mit den Schultern und lächelte.
    "Womöglich könnte ich auch bisweilen das Experiment wagen, deine germanische Küche zu erproben."
    Mehr vermochte der Tribun derzeitig nicht zu eruieren, sodass er sich der Tür approximierte, um seine neue Sklavin dem Gesinde bekannt zu machen.
    "Folge mir. Ich werde dich meinen Dienern bekannt machen."

    Zitat

    Original von Duccia Silvana
    Nun musste Runa ehrlich mit den Schulter zucken. Sie hatte den Weg bereitet, dass man den Flavier gestattet auf dem Thing zu erscheinen. Sie hatte erreicht, dass man ihm zuhören würde. Sie hatte ausgelotet, in wie weit man zu Verhandlungen bereit war. Denn auch sie hatte wissen wollen, ob Verhandlungen überhaupt Sinn machen würden. Aber in wie weit man den Sippen etwas anbieten sollte oder für den Frieden etwas verlangen sollte, nun das konnte sie nicht genau sagen. Aber ihr fiel dabei etwas ein. “Nun wie ich schon sagte, aufgrund des langen Winters und der schlechten Ernte werden sie wohl kaum Tribute leisten können. Aber was du vielleicht fordern – vorschlagen könntest, ist das sie ihre zweit oder dritt geborenen Söhnen in den Dienst Roms stellen, damit die Grenzen gesichert sind. Ich denke, wenn die Söhne der Stämme im Dienste Roms stehen wäre ein Frieden fast schon garantiert – zumindest an diesem Teil der Grenze.“


    Der junge Flavius nickte versonnen. Die Idee, germanische Barbaren mit der Defension jener Grenze zu betrauen, welche das Imperium von eben jenen Barbaren dividierte, welchen sie entstammten, erachtete er zwar nicht eben als die beste sämtlicher Ideen, doch die Stellung von Geiseln war durchaus ein probates Medium römischer Diplomatie.
    "Wir werden sehen."
    , beschied er somit schließlich, da er kaum vermochte zu ästimieren, ob jene Beteuerungen des Friedenswillens der Chatten derart wahrhaftig waren, dass man dergestalte Offerten in die Verhandlungen einbringen konnte. In jedem Falle würde eine Captatio benevolentiae mit Hilfe der mitgebrachten Getreidevorräte verhoffentlich einen günstigen Einstieg gewähren.

    Zitat

    Original von Luna
    Luna legte ihren Kopf leicht schief und überlegte. Dann schüttelte sie den Kopf.
    „Nein ich denke nicht, dass man uns mit Haruspex vergleichen kann. Nun die betratenden Funktion ist wohl vergleichbar.“ Sagte sie und auf seine nächste Frage hin schwieg sie für einen Moment. Wie sollte sie es erklären, ohne das er sie doch für eine Hexe hielt? Ihre Hände verschlangen sich ineinander und sie schloss für einen Moment die Augen, bevor sie den Mann vor sich offen anblickte und versuchte zu erklären.
    [...]
    Die junge Frau beobachtet während sie redete den Mann genau um zu erkennen ob er verstand, dass sie nie jemanden schaden würde oder ob er nun ob ihrer Fähigkeiten misstrauisch ihr gegenüber wurde.


    Während Luna ihre Profession erklärte, verspürte der Tribun bisweilen den Drang zu intervenieren, um doch auf die Similitäten zwischen der Haruspizin und ihren Methoden zu verweisen, da doch auch jene mit Vorliebe aus Knochen, Natur oder Himmelserscheinungen zu lesen pflegten, während die Trance der Seherinnen ihn eher der Pythia und anderer Orakel gewahrte.
    Als final sie jedoch auf das Reich der Toten zu sprechen kam, entgleisten dem Jüngling für einen Augenschlag die Züge, da er doch an seine eigenen Kontakte mit dem Jenseitigen zu denken genötigt war, welche ihm derart real erschienen waren, dass sie ihm noch heute in keinster Weise dubitabel erschienen, womit letztlich sie zu seiner Umkehr zum götterfürchtigen Aristokraten geführt hatten. Keineswegs vermochte er somit die Explikationen der Seherinnen geringzuschätzen. Vielmehr erweckten sie durchaus sein Interesse:
    "Woher weißt du, dass eine Vision kein bloßes Trugbild, kein Traum ist? Wie vermagst du die Botschaften korrekt zu deuten?"
    , fragte er somit nicht ohne Hintergedanken.

    "Vale, Tiberius."
    , replizierte der junge Flavius den Gruß des Centurio und verharrte einen Augenblick, bis er den Raum verlassen hatte. Sodann wandte er sich seiner neuen Dienerin zu, welche trotz ihrer barbarischen Züge durchaus eine gewisse Attraktivität versprühte, wie er zu konzedieren hatte.


    Ein wenig nervös verschränkte er die Hände hinter dem Rücken, straffte sich und begutachtete sie fachmännisch.
    "Nun, Luna."
    , hob er an, streckte sich nochmalig und sog Luft ein:
    "Verstehst du dich auf das Kochen?"

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    "Wir Legionäre präparieren unseren Lagerplatz, Tribun. Die Reiter sichern nur das Vorfeld ab und sorgen dafür, dass wir keine Überraschungen erleben. Wir, die Legionäre, kümmern uns um die grundlegende Lagerarbeit selbst. Ich selbst werde mit eigenen Händen im Dreck wühlen," gab er ein wenig selbstgerecht von sich, während er danach ernst seine Lippen aufeinander legte. Scheinbar vermochte der Tribun nicht klar zwischen Hilfstruppen und ehrbaren Legionen trennen. In Verus keimte ein wenig militärische Arroganz, denn seine Männer und er waren Legionäre und Bürger Roms, die für Rom Dienst taten. Sie waren jene Elite, welche das Reich erschaffen hatte. Die Hilfstruppen leisteten zwar auch ihren Beitrag, waren aber selten vollens römische Bürger und waren zur Unterstützung ausgebildet, während die Legionen die blutige Schlachtaufgabe zu ertragen hatten. Verus wollte nur jene Wertschätzung ernten, die er sich schlicht erwartete und erst recht nach alldem, was ihm und seiner Centurie in den letzten Jahren widerfahren war. Es war arrogant, mit Sicherheit aber konnte man es einem Mann verübeln, der alles für die Legion geopfert hatte? Nicht nur seine Vergangenheit, sondern auch seine seelische Gesundheit?


    Sim-Off:

    Da der Bote erst eine geraume Zeit nach dem Aufbruch unmittelbar vor der Ankunft Silvanas zurückgekehrt sein dürfte, trenne ich hiesig die Zeitebenen ;)


    Ein wenig irritiert vernahm der Tribun die Einwände des Centurio, welcher augenscheinlich eine Vorliebe für die Fraternisierung mit den gemeinen Soldaten pflegte, da er doch bei dem gesamten Übungsmarsch, welchen er kürzlich hatte organisiert, niemals einen Offizier angetroffen hatte, der höchstselbst mit den Händen im Staube wühlte, andererseits jedoch ebensowenig zu imaginieren vermochte, dass ein Soldat es für sich in Anspruch nahm, sämtliche der schweißtreibenden Arbeiten des Lagerbaues höchstselbst zu übernehmen, sofern sich die Option einer Entlastung ergab.
    "Ich vermute, es würde hinreichend Arbeitslast für die Infanterie verbleiben, doch so du großen Wert darauf legst, werde ich die Kavallerie selbstredend zurückhalten."
    Ihm war es letztlich gleich, wer das Lager errichtete, zumal er keineswegs gedachte, eine der Waffengattungen der anderen vorzuziehen oder zu desavouieren.
    "Dann möge die Turma das Umfeld des Lagerplatzes weiter erkunden, bis wir eingetroffen sind."
    Selbst wenn jener mysteriöse Tiberius die Arbeiten der Milites gregarii den Seinen vorzubehalten gedachte, würde es der junge Flavius nicht dulden, dass die Equites nutzlos ihre Zeit vergeudeten.

    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    Nun war doch sein miltärischer Rat gefragt, so dass er zwei Auskünfte geben musste: "Einfach ist nichts in diesen Landen. Sei' niemals zu überzeugt von dir oder von denen." Dies war die erste Auskunft, die er gab und die auf seine lange Erfahrung als Statorum zurückzuführen war. Er hatte vieles von diesem Land kennengelernt und wusste, das vieles nicht so war, wie es den Anschein hatte. Man konnte sich niemals sicher sein.


    Bei der Erwähnung des Stolzes der Germanen drängte unvermittelt sich der Widergänger eines sorgsam verborgenen Gespinstes in den Geist des jungen Flavius: Berühmt und angesehen wollten manche Menschen werden, weil sie meinten, dass sie sich so die Sicherheit vor den Menschen verschaffen könnten waren die Worte des 7. Lehrsatzes Epikurs, jenes irrenden Philosophen, dessen Sophistereien der Jüngling für zwei Jahre auf den Leim war gegangen, als er Stolz, Tugend und jede Konvention verachtet hatte. Rasch wischte Manius Minor jene unheilvollen Remineszenzen beiseite, selbst wenn ihn bisweilen der Gedanke beschlich, die Weisheiten des Samiers seien nicht zur Gänze zu refutieren.
    "Ich werde es nach Kräften versuchen."
    , erwiderte er somit ein wenig nachdenklich die Frage der Duccia, ehe er die altklugen Belehrungen des Centurio mit einem ebenso versonnenen Blick kommentierte, da auch sie ihn der Philosophie gewahrten, diesmalig hingegen der Skepsis, welche Epikur scharf zurückgewiesen hatte. Ob er seinen Sinnen trauen mochte, war durchaus eine interessante Frage, zumal er ja selbst in die Verlegenheit war geraten, seine Traumgesichte zu rechtfertigen.
    Jene philosophischen Eskapaden hatten indessen keinen Platz in jener überaus praktischen Mission, weshalb er seinen Geist wieder jenen Fragen zuwandte, es hiesig zu traktieren galt:
    "Glaubst du, die Chatten wären gar bereit, für ihren Frieden einen Tribut zu entrichten? Oder wird es eher vonnöten sein, dass wir ihnen etwas dafür unterbreiten?"

    "Ausgezeichnet!"
    , lobte der Jüngling Kunolf und präsentierte ein Lächeln. Bisweilen erschien jener Marsch mitnichten so beschwerlich, wie er geargwöhnt hatte.
    Mit Blick auf den Decurio fügte er sodann fragend an:
    "Ich nehme an, die Turma könnte bereits vorauseilen und den Lagerplatz entsprechend präparieren?"
    Da es bisherig keinerlei Zwischenfälle gegeben hatte und die Kavallerie ohnehin mit größerer Velozität vorankommen würde, würde den Legionären damit ein rascheres Campieren gestattet sein, was jedoch angesichts ihrer Marschlast in Relation zu den Berittenen durchaus adäquat erschien.

    Nachdem die Legion sich versammelt hatte, zupfte der nunmehr durchaus nervöse junge Flavius ein wenig an seinem Paludamentum und trat sodann an die Brüstung des Tribunals. Einen Augenschlag verharrte sein Blick auf den similiär gekleideten und gerüsteten Milites, welche in ordentlichen Formationen sich vor ihm präsentierten, dann hob er an zu sprechen:
    "Legionäre!
    Ich möchte die Gelegenheit des heutigen Tages nutzen, um mich kurz vorzustellen. Mein Name lautet Manius Flavius Gracchus Minor und ich bin der Sohn des gleichnamigen Consulars aus Roma."

    Konträr zu einem Claudius mochte der Name seines Vaters nicht eben zu den populärsten an den Grenzen des Imperiums zählen, wohin Manius Maior niemals gekommen war. Dennoch gehörte jene Affiliation derart zur Routine seiner Selbstpräsentation, dass er sich auch heute ihrer bediente, selbst wenn der Name den Soldaten vor ihm nicht geläufig war. Zumindest würden sie so erkennen, dass er zu den nobelsten Geschlechtern Roms zählte und damit auch Nobilität von ihm zu erwarten hatte, da doch ein Prahlen mit den Erfolgen der eigenen Familie dem Jüngling derart ferne lag, dass er an jene eventuelle Wirkung seiner Worte gar nicht dachte.
    "Ich habe in diesem Jahr die Ehre, an eurer Seite meinen Militärdienst zu leisten und so jene Erfahrungen zu sammeln, welche für einen erfolgreichen Senator Roms unverzichtbar sind. Es mag Einheiten geben, welchen größerer Ruhm vorauseilt, es mag agreablere Stützpunkte geben als im hohen Norden unseres Imperiums-"
    Auch in diesem Falle hatte der flavischen Jüngling womöglich nicht recht erwogen, dass jene Sätze eher dazu geeignet waren, die stolzen Legionäre zu offendieren und ihre Ohren zu verschließen, noch ehe er zur eigentlichen Pointe jenes Argumentes kam, doch fuhr er immerhin nahtlos und unbeirrt fort:
    "-doch scheint mir kein Ort adäquater, um die Mühen zu erfahren, unter welchen Tag um Tag jener Limes geschützt wird, dem Rom seinen Frieden und seine Unbeschwertheit verdankt. Nirgends sonst könnte ich größeren Anteil an der Verteidigung jenes Traumes nehmen, welchen der Senat und das Volk von Rom Tag um Tag zu realisieren sich mühen. Mit mir soll ein Mann jener Gesellschaft an eurer Seite streiten, der bisherig stets nur sich der Früchte eures Einsatzes erfreuen durfte, dessen Auskommen sicher und dessen Leben unbeschwert war."
    Mehr als bei allen anderen Tribunen mochte dies bei dem jungen Flavius der Fall sein, wie die aufs Neue aufkeimende Remineszenz an das unwürdige Leben in Alexandria ihn gemahnte, sodass ein Schatten von Melancholie über sein Antlitz fleuchte.
    "Ich gelobe euch deshalb, euch zumindest für die Zeit dieses Tribunates meinen völligen Einsatz zur Verfügung zu stellen. Ich will mit euch kämpfen und leiden, will euch führen und zugleich von euch lernen. Und besonders will ich als Relais fungieren zwischen diesem Rom hier am Limes, welches ihr alle so trefflich repräsentiert, und jenem Rom im Zentrum, dem ich entstamme. Wenn es also Anliegen gibt, welche den Senat und den Kaiser in Rom erreichen sollten, so scheut euch nicht an mich heranzutreten, denn ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um sie nach meiner Rückkehr an die entsprechenden Stellen zu führen."
    Dass Manius Minor nach seinem Tribunat in den Senat aufsteigen und damit jene vollmundig zugesagte Gelegenheit haben würde, die höchsten Stellen des Reiches zu influenzieren, davon ging selbst der gedemütigte Jüngling mit größter Sekurität aus, sodass er jene Frage nicht thematisierenswert erachtete.
    "Denn ich erachte mein Tribunat keineswegs alleinig als Option, mein militärisches und geographisches Wissen zu vertiefen, sondern ebenso als Pflicht, euch ein guter Offizier und Führer zu sein."
    Die Worte mochten ein wenig pathetisch gewählt sein, doch schien es dem Jüngling geraten, jene starken Emotionen der Vaterlandsliebe und des Stolzes auf die eigene Mission zu erwecken, um die Herzen der Truppe zu gewinnen. Zuletzt jedoch garnierte er seine knappe Ansprache noch mit einem ironisch intonierten, humoristischen Kommentar, um zugleich jene Volkstümlichkeit zu beweisen, welche erfolgreiche Rhetoren stets auszeichnete:
    "Eines zumindest mag ich dennoch bereits gelernt haben: So unerfreulich, wie man mir das Wetter in diesen Gestaden beschrieben hatte, ist es augenscheinlich gar nicht.
    Zumindest im Sommer."

    Er lächelte versonnen ob jener durchaus ernst gemeinten Einsicht, da doch ihn bisherig weder gefroren hatte, noch er jene rauen und verschlossenen Barbaren-Naturen angetroffen hatte, vor welchen man ihn in Rom gewarnt hatte, sodass trotz aller Lasten und Mühen sein Tribunat bisherig recht erfreulich sich angegangen hatte.


    "Nun jedoch lasst gemeinsam marschieren, um unsere Schlagkraft zu exerzieren und zugleich jenen Barbaren jenseits des Limes zu demonstrieren, dass wir trotz der langen Friedenszeit, welche wir genießen, durchaus einsatzbereit sind!"
    Er trat einen Schritt zur Seite und überließ dem Primus Pilus das Feld, da dieser zweifelsohne über die durchdringendere Stimme und größere militärische Expertise verfügte, um die Legion in Marsch zu setzen.


    "Milites in agmen venite!"
    , erfolgte in der Tat der Ruf des obersten Centurios.
    "Pergite aequatis passibus!"
    Während die Vorhut sich in Bewegung setzte, verließ der junge Flavius mit den übrigen Tribunen das Tribunal, um ihre Pferde zu besteigen. Denn obschon er von gemeinsamem Laborieren hatte gesprochen, so dachte er selbstredend nicht daran, einen mehrtägigen Marsch tatsächlich zu Fuß zu bestreiten, zumal ihm bereits zwei Tage im Sattel als beachtliches Opfer erschienen.