Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Artig vergrößerte der junge Flavius den Radius seiner Schwünge und in der Tat gewannen sie dadurch an Rondesse, obschon nunmehr die Klinge nicht mehr zu jeder Zeit in jener Stellung sich fand, in welcher die Schneide in die Direktion ihrer Bewegung zeigte. Dennoch erschien sie dem Jüngling natürlicher als zuvor, ja selbst weniger fatiguierlich, selbst wenn er nicht gewagt hätte, in selbiger Movierung einen propiären Geist der Waffe zu identifizieren.


    Nach einigen Schwüngen schließlich beendete er jene erste Exerzitie und blickte fragend zu dem Instrukteur, dessen Studienprogramm ihm geradehin poetisch erschien, da er augenscheinlich primär zu deskribieren und nun gar Animi zu erspüren hatte.
    "Je rascher ich den Gladius zirkulieren lasse, desto leichter erscheint es mir ihn auf seiner Bahn zu lenken, obschon die Kurven ein wenig beschwerlicher erscheinen als die geraden Linien."
    , begann er somit und hob und senkte das Schwert erneut, um auch die zweite Frage adäquat kommentieren zu können:
    "Balanciert ist die Waffe augenscheinlich an einem Punkt unweit des Knaufes."
    Mit spitzen Fingern griff er nach der Schneide, um empirisch jenen Scheitelpunkt einer ausgewogenen Balance zu ergründen. Dann jedoch umgriff er aufs Neue den Griff und senkte die Waffe, als ihm eine Information seines Onkels in den Sinn kam, welche als Knabe ihm bereits zuteil geworden war, angesichts des nunmehrigen Trainingsprogramms indessen ein wenig insekur stimmte:
    "Doch dient der Gladius nicht primär als Stoßwaffe?"

    Wie Manius Minor während der Inspirationen Manius Maiors erkannte, mochten Personen, welche Rang und Namen bereits erworben hatten, zweifelsohne leichtlich zu identifizieren sein und womöglich ebenso der Schlüssel zum Erwerb adäquater künstlerischer Expertise wie ein Weg zur Publikation der eigenen Bereitschaft zur Förderung jener Talente, die sein Vater ihm ans Herz legte.
    "Nun, womöglich sollte ich mich mit Artaxias ein wenig beraten."
    Sein gutherziger Paedagogus, welcher einst ihn das Attische gelehrt hatte und bereits in jenen Tagen größtes Interesse für die Poesie der Hellenen hatte gepflegt, würde zweifelsohne ihm einen Rat zu bieten imstande sein, welcher Meister der Sprache zu laden adäquat mochte sein. Ob seiner Fehlsicht erschien ihm nämlich die Patronage für jene bildenden Künste, welche er zu genießen selbst nicht imstande war, wenig erstreblich.
    "Würdest du ebenfalls an einer solchen Versammlung partizipieren wollen?"
    Er war nicht recht imstande zu ponderieren, ob sein Vater jene Zurückgezogenheit, die seit dem Kriege er praktizierte, eine bewusste Entscheidung oder ein beiläufiger Sekundäreffekt seiner fortgeschrittenen Lebensphase war, doch vernahm er dem Timbre der Stimme eine Melancholie, welche argwöhnen ließ, dass Manius Maior jene schönen Geister in der Tat vermisste, sodass seine Teilnahme an etwaigen Poetenzirkeln nicht lediglich ihnen größeren Glanz durch die Präsenz eines Consulars und Manius Minor einen nützlichen Ratgeber würde offerieren, sondern auch dem älteren Gracchen selbst Freude bereiten mochte.

    Furcht ergriff den jungen Flavius, als er jene Worte vernahm, da in der Tat ihm Übles schwante, würde er ernstlich versuchen sein Gewicht zu mindern. Doch vorerst blieb er von jenen Mühen noch dispensiert, denn anstatt weitere Runden durch den kleinen Hof oder andere humiliante Sportübungen zu absolvieren, griff der Octavius zum Schwert.


    Der Jüngling erhob sich unterdessen, um nicht gleich einem Wurm seinem Instrukteur zu Kreuze zu kriechen, und nahm schließlich die Waffe an sich, um sie wie befohlen ein wenig zu schwingen, obschon selbige Übung ihm ein wenig albern erschien, da nun wie ein Knabe mit ihr herumzufuchteln, wobei seine mangelnde Expertise in der Fechtkunst seine Schwünge hölzern und unbeholfen erscheinen ließ.
    Dies war nicht das erste Mal, dass er mit einem originalen Schwert exerzierte, dennoch mühte er sich, das geforderte Gefühl zu erspüren, das jene Übung in ihm evozierte. Der hölzerne Griff erschien ihm erstlich agreabel kühl, nahm jedoch sogleich die Temperatur seiner erhitzten, schweißfeuchten Hand an. Das Gewicht der Klinge erforderte von seinem Handgelenk einige Kraft, aufrecht sich zu halten, was indessen durch die Fliehkräfte der Schwünge erleichtert wurde, selbst wenn das Bremsen der Hiebe am Ende jedes Schwunges die Last umso größer ließ erscheinen.


    Nach einigen Versuchen blickte er wieder fragend zu Maro.

    Der junge Flavius war zum Militärtribunal für Germanicus Peticus geladen worden, was ihn nicht eben mit Freude erfüllte, da er sich doch in der Tat mitschuldig fühlte an jenem grässlichen Schicksal, welches Aquilianus Privatus und Carbonius ereilt hatte. Der Princeps hatte ihn bereits in Kenntnis gesetzt, dass beide ihm ebenfalls jene Verantwortung zuschoben, die damalig er so furchtsam beiseite geschoben hatte, was ihn nunmehr aufs Neue mit Furcht belud, mit jenen Malträtierten in Kontakt zu kommen. Fortunablerweise hatte man ihn jedoch während des Beginns des Prozesses in einem Raum der Principia warten lassen, in welchem nicht die beiden anderen Geschädigten präsent waren, sodass er ohne Absprachen das Tribunal betrat, als ein Soldat ihn zum Verhör bat.


    Der Gerichtssaal war weitaus schlichter gehalten als die Basilica Ulpia, in welcher zivile Prozesse stattzufinden pflegten, doch die Platzverteilung ließ unmissverständlich erkennen, wer welche Rolle erfüllte. Ob thronte der Praefectus Urbi, zur einen Seite stand der Ankläger, als dessen Zeuge Manius Minor fungierte, und ihm gegenüber, fortunablerweise eskortiert von zahlreichen Milites, der Angeklagte. Zuletzt war der Jüngling seiner im Officium des Tribunus Iunius ansichtig geworden, doch sein Habitus wirkte um kein Iota verändert. Hochmütig blickte er in die Runde; die Haft hatte ihn augenscheinlich nicht gebrochen.


    Ein wenig zaghaft schritt Manius Minor voran und kam schließlich just zwischen Anklage und Verteidigung zum Stehen. Er blickte fragend hinauf zu Stertinius Quartus, der nicht zu den Freunden seines Vaters zählte, sodass er ihm kaum bekannt war.

    Spontan fühlte Manius Minor sich an die atomistischen Imaginationen Epikurs erinnert, als Maro jenes vermessene Postulat formulierte, er sei den Göttern gleich imstande die Physik kraft seines Befehles zu kontrollieren, doch entging seinem wohlexerzierten Ohr selbstredend nicht der sarkastische Unterton, der klarifizierte, dass es hier lediglich um inhaltsleere Parolen ging, welche ihn gemahnen sollten, das Impossible zu versuchen, so es seinem Befehl entsprach.
    Weitaus zugänglicher erschien dem Jüngling hier das Exempel des Scipio Africanus, da doch jener wunderbare Triumph in der Tat weniger dem klugen Abwägen des Strategen denn dem fulminanten Mut der Legionen zugesprochen wurde, welche das Impossible possibel machten. So biss er neuerlich die Zähne zusammen, hievte seinen massigen Leib aufs Neue auf Füße und Arme und begann aufs Neue mit bebendem Leib, seine Arme anzuwinkeln.
    Schon vermeinte er, aufs Neue zu straucheln, doch kniff er die Augen zusammen und mobilisierte mirakulöserweise neuerlich Kräfte, um seinen Torso in Position zu halten. Dennoch ergriff sogleich ihn die Furcht, aus dem Status in größter Proximität zum Boden nicht mehr entweichen zu können, weshalb er seine Arme eilig und mit einem neuen Kraftaufwand wieder in die Ausgangsposition restitutierte, während sein Gesäß nahezu in der tiefen Position verharrte und ihm somit die Last erleichterte. In der Tat: Er hatte die erste Liegestütze seines Lebens vollführt, selbst wenn sie nach objektiven Maßstäben reichlich kläglich ausgefallen war. Doch immerhin hatte er bewiesen, dass er den Willen besaß, um eines Tages zum Soldaten heranzureifen.

    "Ich danke dir, dass Du mich angehört hast, Imperator."
    Der Stimme des Princeps vermochte der junge Flavius in der Tat nicht zu entnehmen, mit welcher Emotion dieser seine Argumente aufgenommen hatte, während selbstredend die Mimik des Aquilius sich ihm ohnehin entzog. Ein wenig hilflos erneuerte er somit sein zentrales Anliegen, welches er in der Erinnerung des Kaisers zu verankern erhoffte.
    "Wie ich bereits sagte kann ich Dir versichern, zukünftig meine Anstrengungen zu multiplizieren."


    Ratlos blickte er zuerst auf seinen Weinbecher, sodann wieder zum Princeps. Nach jenen despirierlichen Scheltworten von allerhöchster Instanz stand ihm nicht der Sinn danach, weitere Anliegen an eben jene heranzutragen.
    "Wünscht du noch weitere Punkte meiner Amtszeit mit mir zu erörtern?"
    , fragte er daher ein wenig furchtsam und leerte seinen Becher in der Hoffnung, zeitig entlassen zu werden.

    Patrokolos stand an der Pforte des Hofes und blickte mitleidig auf seinen Herrn, welcher noch immer im Staube lag und sich in der Compassion seiner selbst suhlte, während der Optio sich mühte, ihm Selbstvertrauen einzuflößen. In der Tat fasste er aufs Neue Mut, hob seinen massigen Leib auf allen Vieren wieder auf und nickte, da zweifelsohne es die adäquate Reaktion auf seine Inkapabilitäten war, schlicht sein Lamentieren zu ignorieren.


    Doch kaum hatte er die Beine wieder durchgestreckt verspürte er jene Last auf seinen Armen, welche ihn kaum wagen ließ, seine Ellbogen zu neigen und damit sie von seinem Knochengerüst auf die Muskulatur zu transferieren. Wütend kniff er die Augen zusammen, seine verschwommen sich präsentierenden Finger betrachtend, an welchen noch sein flavischer Siegelring prangte. Sodann winkelte er die Arme umsichtig und mit höchster Konzentration zur Seite...


    ...und stürzte neuerlich mit einem heftigen Schlag auf seinen Bauch, was ihm die Luft aus den Lungen presste und ihn mehr aus Überraschung denn Schmerz aufstöhnen ließ. In keinster Weise war er imstande gewesen, die Masse seines Körpers auch nur für einen Augenschlag mit muskulärer Kraft zu balancieren, so schwächlich war seine Konstitution (und so gewaltig seine Adiposität). Sich auf seine Ellbogen stützend, blickte er fragend zu dem Octavius.
    "Es funktioniert schlichtweg nicht."

    Nicht allein Cara erschrak ob jenes respektablen Einsatzes, welchen Sassia ihm erbot und damit unter Zugzwang setzte, einen adäquaten Gegen-Einsatz zu offerieren. Selbstredend erschien es dem Jüngling indiskutabel, seinen eigenen, geliebten Leibsklaven und Freund jener augenscheinlichen Verächterin jedweden Gesindes zu überlassen, die selbst zu ihrer wertvollsten Dienerin offenbar keinerlei intime Relation pflegte, zumal er seiner als Extension seiner Augen dringlichst bedurfte. Doch fortunablerweise gestattete ihm das Malheur eben jener Sklavin, die Appetenz der Runde von seiner Hesitation abzulenken, was er durch einen Kommentar zu sekurieren versuchte:
    "Dies mag den getreuesten Dienern geschehen."
    Trotz seiner erstlichen Intuition, durch einen spöttischen Kommentar jene Situation zu entspannen, entschied er sich doch für tröstende Worte, als er den erschrockenen Tonfall Caras vernahm und sich erinnerte, mit welch entehrender Strafe Scatos Sklavin wegen einer similären Ungeschicklichkeit bedacht worden war.


    Dennoch kehrte sein Geist rasch zur Frage des adäquaten Einsatzes zurück, sodass (verhoffentlich unbemerkt) er seine Stirn in Falten legte und fieberhaft spintisierte, ob ein anderer seiner Diener abkömmlich sei, respektive was alternativ eine akzeptable Erwiderung mochte repräsentieren.
    In Remineszenz an das Lob, welches Purgitius Macer ihm erwiesen hatte, offerierte er final und hastig:
    "Ich biete dir eine Laudatio auf ein Sujet deiner Wahl, welche ich zu einer dir beliebigen Situation öffentlich vortragen werde."
    Ein wenig ratlos blickte er zu Sassia, welche zweifelsohne durch Caras stummen, dem jungen Flavius unsichtbaren Tränen abgelenkt war.
    "Alternativ selbstredend auch eine prosaische Rede."
    Panegyrische Poetik repräsentierte gleichsam das rhetorische Fachgebiet Manius Minors, sodass spontan er sich für selbiges entschied, selbst wenn der Verleih einer kapablen Sklavin womöglich den Wert eines Mietredners übertraf. Indessen war ein flavischer Festredner kein beliebiger Orator, sodass die Claudia sein Angebot womöglich doch zu akzeptieren vermochte.

    Die Perspektive, dem Hohn und Spott der Kommilitonen anheim zu fallen, beschämte den jungen Flavius und erweckte in ihm den Vorsatz, eifrig die athletischen Exerzitien des Instrukteurs zu vollziehen und klaglos die diätischen Maximen zu akzeptieren, welche auch der familiare Medicus Capsa bisweilen versucht hatte.


    Nicht lange währte indessen sein Mut, als sogleich deren praktische Bewährung gefordert ward und er zögerlich sich anschickte, unter dem strengen Auge Maros den nicht sonderlich großen Hof zu umrunden, in welchem er sich den Blicken seines Dieners Patrokolos wie seines Optios extraditiert fühlte als sei er ein Gladiator in der Arena. Kaum hatte er die erste Runde vollführt, begann bereits seine Velozität zu schwinden, die Frequenz seines Atems hingegen antizipiertermaßen zu steigen, sodass final er bereits japste, als er sich zu Grunde begab, um die Liegestützen als nächste Übung auf sich zu nehmen.
    Hier jedoch scheiterte er bereits bei seinem ersten Versuch kläglich, denn anstatt kontrolliert seine Arme zu beugen schlug sein massiger Leib gleich einem nassen Sack auf den staubigen Boden des Hofes, aus welchem er trotz mehrmaliger Versuche er sich nicht emporzuwuchten imstande war.
    "Ich... vermag dies... nicht!"
    , lamentierte er in meiner Mixtur aus Klage und Infuriation über sich selbst ob seiner Inkapabilität, welche ihm hingegen angesichts seiner minimalen muskulären Ausstattung und seines beachtlichen Leibesumfanges durchaus explikabel erschien.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer, Claudia Sassia und Caius Flavius Scato


    Der Purgitius refutierte seine Offerte ebenso wie sein Vetter, welcher gar einen altklugen, wenn auch nicht ernstlichen Rat addierte, welcher jedoch den jungen Flavius, der sich zumindest an diesem Teil des Tages ein wenig Zerstreuung erhoffte (obschon selbstredend er damit keineswegs in epikureische Dekadenz zurückzufallen gedachte), kaum über seine Desillusion hinwegzutrösten geeignet war. Indessen trat in jenem Augenschlage weitere Gesellschaft in Gestalt zweier Grazien auf den Plan, die der Jüngling erstlich kaum zu identifizieren imstande war, da erstere sich in neuer Haarpracht präsentierte, zweitere hingegne ihm gänzlich unbekannt war. Als Sassia jedoch ihre Stimme erhob, erkannte er sogleich die Enkelin des Claudius Menecrates, welche ihm gemischte Emotionen entlockte, da doch eben jene Strafmaßnahme, welche sie sogleich erwähnte, nicht eben seinen Beifall hatte gefunden, sondern ihm als Willkür und zweckfreie Crudelität war erschienen.
    Um diese eher degoutierlichen Regungen, die sein Vetter Scato augenscheinlich nicht hegte, nicht zu kultivieren, nahm er jedoch sogleich Bezug auf ihre zumindest zu ihren Gunsten sprechende Erwiderung seiner .
    "Ave, Claudia. Ich freue mich, in dir nun endlich eine couragierte Konkurrentin gefunden zu haben!"
    Sodann wandte er sich dem anderen Mägdlein zu, welches ihm nun ebenfalls präsentiert wurde. Mitnichten war sie von mindererer Anmut als ihre Schwester, wenn sie auch einen weniger kecken Eindruck erweckte.
    "Salve, Claudia Silana."
    Auch ihr, deren Antlitz wie gewohnt zu einem indifferenten Schemen bei ihrem Nahen verschwamm, schenkte er ein sittsames Lächeln, ehe bereits der Caesar das Wort ergriff.


    Manius Minor hatte nicht gewusst, dass der ihn nur an wenigen Lenzen übertreffende Caesar heute just seinen ersten großen Auftritt hatte, sodass er mit unvermittelt sich der nicht fernen Imperatorenloge zuwandte, von wo aus die Stimme des Aquilius recht klärlich an ihr Ohr drang. Ein wenig irritierte es ihn, als zuerst die sterblichen Rezipienten von Ehren an diesem Tage genannt wurden, da das Ulpianum doch seinem Namen gemäß primär ein Kultort der divinen Kaiser repräsentierte, doch folgten endlich auch die drei Augusti. Stilistisch hingegen vermochte er kaum sich ein Urteil zu formen, da die Rede so rasch, wie sie begonnen hatte, auch wieder ihr Ende nahm. Dennoch fiel er mit dem Toben der Plebs in einen sittsamen Applaus.
    "Wir sollten uns eilen, Claudia, ehe der Kampf beginnt. Was bietest du mir zum Einsatz?"
    Er sah lächelnd zu Scato.
    "Lasst uns sehen, wie entschlossen sie tatsächlich ist!"

    Ein wenig beschämt blickte der junge Flavius an sich hinab, als der Optio final auf seine Statur zu sprechen kam, sodass sein unansehnlicher Wanst ihm ins Blickfeld geriet. Überaus familiar waren ihm die Konstriktionen, welche die Resultate seines lucullischen Schlemmens ihm bereiteten, sei es durch seine Reitstunden auf den Familiengütern, sei es durch die gymnastischen Versuche in Alexandria. Doch was mochte er davon seinem Instrukteur berichten, um nicht einerseits in inadäquater Weise geschont zu werden, andererseits tatsächlich ernstlichen Schaden zu nehmen?
    "Nun"
    , hob er somit ein wenig unschlüssig an und nach einer kurzen, der Genanz geschuldeten Pause, welche von einem Erröten seiner Wangen war geleitet, brachte stockend er endlich hervor:
    "Ich gerate leichtlich... außer Atem."
    Verlegen schloss er die Augen und atmete durch, um Mut zu fassen seine Vorsätze in Aktion zu versetzen. Dann fixierte er den Octavius mit hartem Blick und mit fester Stimme fügte er an:
    "Ich bitte jedoch keine Schonung zu erfahren."
    Immerhin waren ihm keine Mängel seines Leibes bekannt, welche ihm spezifische Regungen versagten, während seine Hypermetropie ihm nicht als notabel erschien.

    Manius Minor runzelte die Stirne, als Manius Maior ihn sogleich vertröstete, war doch jene Geduld überaus verständlich, so sie vonseiten eines eher furchtsamen, dem Kriegshandwerk abholden Manne stammte.
    Doch zumindest offerierte sein Vater sogleich neuerliche Optionen, die in altem Gebrauch epikureischer Reserve instinktiv ihn zurückschrecken ließen, ehe ihm bewusst wurde, dass ein derartiges Engagement höchst geeignet würde sein, seine Schuld den Unsterblichen gegenüber zu begleichen, sofern sie ihn in diesem Amte akzeptierten.
    "Nun, ein Collegium wäre durchaus eine geeignete Beschäftigung."
    , konstatierte er somit.
    "Doch wäre zu prüfen, ob die Götter mich in einem derartigen Amte wünschen, zumal ich doch ein wenig jung bin, oder?"
    Eine Majorität rückte dem Dafürhalten des jungen Flavius erst in reiferen Jahren in die summa Collegia Roms ein, nachdem sie in Politik und Verwaltung gewisse Meriten erworben hatten, während er selbst ja noch nicht einmal in den Senat war aufgestiegen.
    "In welcher Weise könnte ich denn mäzenisch aktiv werden?"
    , kommentierte er sodann die finale Eingebung seines Vaters und echter Unkenntnis, da zwar Förderer der Künste aus dem Umfeld seiner Familie (insonderheit auch sein Vater selbst, der ja einen Rhetorik-Wettbewerb als Consul initiiert hatte) bekannt waren, er jedoch niemals hatte erwogen, wie man zu einem solchen Mäzen aufstieg. Denn wie gelangte man an talentierte Aspiranten eines eigenen Philosophen- oder Autorenkreis? Zumal als ehemaliger Epikureer, dessen hinterlassene Schule zu fördern ihm geradehin als Verspottung der maternalen Mahnung erschien?

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Erst als der junge Flavius Gracchus den anderen Flavier mit ins Gespräch einbezog, bemerkte Macer diesen bewusst. Bisher hatte er ihn einfach nur als weiteren Besucher wahrgenommen, doch so erkannte er ihn nun auch als einen der anderen Redner wieder. "Verzeihung, ich hatte dich völlig übersehen! In der Tat, auch deine Rede war hörenswert. Ihr habt beide offenbar eine vorzügliche rhetorische Ausbildung genossen", weitete er sein Lob daher zügig aus. Tatsächlich hatten ihn beide beeindruckt, denn ihre Redekunst stand selbst der einiger Senatoren in nichts nach. Er freute sich schon darauf, sie in einigen Jahren im Senat hören zu können.


    Zur Frage nach Octavius Anton nickte er, nicht ohne sich vorher für das Lob in seine Richtung zu bedanken. "Es freut mich, dass meine Rede Gefallen gefunden hat. Ich halte solche Reden ja nicht oft, aber sie hat mir zumindest große Freude bereitet. Umso mehr, da ich Octavius Anton tatsächlich noch kannte, auch wenn es ja nun schon eine Weile her ist, dass er verstorben ist."


    Der junge Flavius fühlte sich anlässlich des Kommentars des Purgitius prompt an seine rhetorischen Studien bei Quinctius Rhetor erinnert, welche nun doch schon einige Jahre zurück lagen, ihn dennoch in gewisser Weise geprägt hatten.
    "Nun, es ist in der Tat inspirierend für einen Jüngling, welcher am Startpunkt des Cursus Honorum noch steht, jene glänzenden Heroen der Vergangenheit zu betrachten. Prudentius Commodus war mir lediglich peripher bekannt, als mir das Los zufiel, ihn zu präsentieren. Ich hoffe, sein Exempel wird mich einst davor bewahren, in meinem öffentlichen Leben in einer Nabelschau der Urbs zu verharren."
    Ob seiner Nervosität war er deplorablerweise außerstande gewesen, der Rede Macers wahrhaftig zu folgen, weshalb auch nun er nicht zu memorieren vermochte, ob und in welchen Appell die Laudatio Octavius Antons gemündet war. Doch fortunablerweise dispensierte der Beginn der Pompa Circensis ihn von einer weiteren Thematisierung der vergangenen Zeremonien, denn schon erschien der Imperator selbst, assistiert von seinem Sohne, als Triumphatoren im Sande der Arena. Jener imposante Auftritt indessen zog kaum das Interesse des jungen Flavius auf sich, da doch die Heroen dieses Nachmittags zweifelsohne nicht die Herren auf den Wägen, sondern vielmehr die Kämpfer waren, welche ihnen folgten.
    Die ersten beiden Gladiatoren waren Manius Minor unbekannt, doch Als Audax und Scorpio aus dem Dunkel der Katakomben traten, nickte er anerkennend, da beide durchaus als solide Kämpfer bereits Ruhm hatten erworben. Als Tigris und Ferox folgten, entglitt ihm hingegen seine spannungsvolle Miene ein wenig.
    "Kein Nubius."
    , beantwortete er seine eingangs gestellte Frage an Scato selbst in desillusioniertem Tonfalle. Mochten Tigris und Ferox durchaus respektable Gladiatoren sein, so hatte es ihn doch verlangt endlich Nubius in der Arena fechten zu sehen.
    Noch während die Kämpen ihre Runde durch das Rund des Amphitheaters drehten, besann er sich jedoch, durch jene Enttäuschung sich die Spiele nicht zu vergällen, weshalb nach kurzem Nachsinnen er feixend zu seinen Nachbarn blickte.
    "Ich wette, Ferox wird siegen!"
    Ob jemand seine Wett-Offerte akzeptieren würde?

    Selbstredend war dem Jüngling bewusst, wie töricht sein Zögern zur Stunde der sich zwingend offerierenden Gelegenheit war gewesen, zumal bereits er seit geraumer Zeit fürchtete, für das kommende Jahr zu spät seine Bewerbung postuliert zu haben. Indessen erweckte die Frage des Princeps mitnichten den Eindruck, als sei sie lediglich rhetorischer Natur und seine Bewerbung damit rundheraus exkludiert, sodass noch einige wenige unokkupierte Stellen zu erhoffen waren.


    Aufs Neue waren augenscheinlich seine rhetorischen Qualitäten gefragt, wobei wie so häufig ihm kein sonderlicher Raum zur Elaboration seiner Argumente war gegeben. Vielmehr offerierte die Situation lediglich eine überaus limitierte Zeit des Spintisierens, welche Manius Minor sogleich sich gestattete, sodass er einen Augenblick verstummte, ehe er wieder ansetzte:
    "Nun, ich könnte Dir diverse Argumente nennen"
    Spontan kamen ihm die Worte seiner Kandidaturrede wie seiner Res Gestae in den Sinn, welche durch eine florale Metapher war geprägt gewesen. In Ermangelung einer besseren Eingebung beschied er somit, sich auch in dieser Situation sich ihrer zu bedienen:
    "Der bedeutsamste mag der sein, dass lediglich eine neue Gelegenheit mich zu beweisen dir gestatten wird zu prüfen, ob das mäßige Keimen meiner flavischen Saat im Cursus Honorum nicht doch zu jener vollen Blüte führen wird, die unser edles Geschlecht seit Generationen stets gewährleistete. Nun mag es selbstredend von deinen Alternativen dependieren, ob du jenes Risiko zu erproben gewillt bist. So mögen etwaig sämtliche übrigen Vigintivirales derart formidable Leistungen präsentiert haben, dass ihr Reüssieren auch für zukünftige Ämter mit größerer Sekurität feststeht als die Leistung eines Sprosses der Flavia, doch mag ich vermuten und auch hoffen, dass nicht sämtliche Homines Novi in diesen Ämtern, ja selbst jene, welche nicht sogleich ihren Ehrenlauf fortführten, von dergestalter Eignung waren."
    In Wahrheit vermochte der junge Flavius durchaus zu imaginieren, dass er, obschon er faktisch nur wenig Schaden dem Staatswesens hatte kausiert, doch unter die schlechtesten aller Vigintiviri der vergangenen Jahre war zu rechnen, obschon er hoffte, dass die Söhne ohne senatorische Deszendenz womöglich selbst bei hohem Engagement in Ermangelung einer familiaren Expertise in diesen Ämtern keine optimalen Leistungen zu erbringen imstande waren. Dessenungeachtet kam schlagartig ihm ein Argument, welches die Zweifel des Princeps mochte nähren:
    "Immerhin zeugt jenes untätige Verweilen nicht eben von einem sonderlichen Interesse für die öffentliche Sache, sodass es selbst dem, welcher in adäquater Weise sein Vigintivirat absolvierte, womöglich zukünftig an Motivation wird gebrechen. Wer dagegen sein Tribunat vorzuziehen trachtet, dessen Eignung ist ohnehin gänzlich unbekannt, sodass das Risiko, einen inkapablen Kandidaten avancieren zu lassen, in diesem Fall nicht höher liegt als in meinem Falle, ja vielmehr ich durch die Einsicht aus meinen Fehlern gelernt habe und umso größere Motivation besitze, meinen Wert zukünftig umso stärker unter Beweis zu stellen."
    Zweifelsohne repräsentierten jene seine größte Konkurrenz, welche nicht regulär das Tribunat auf das Vigintivirat folgen ließen, sondern pausiert hatten oder gar sich mühten, den Kriegsdienst vor sämtliche in Rom situierten Ämter zu legen.
    "Des Weiteren mag kaum eine Familie auch im militärischen Sektor derartige militärische Expertise auf sich vereinen wie die meinige. Meinen Ahnen, Divus Vespasianus und Divus Titus, verdankt das Imperium die Provinz Iudaea, die Sicherung der Rheingrenze und die Befriedung der zahlreichen Aufstände aus der Zeit vor ihrem Regierungsantritt. Noch heute trägt die Legio XIV stolz den Namen unserer Gens und auch in jüngerer Zeit leisteten zahllose meiner Anverwandten, namentlich Secundus Flavius Felix, Marcus Flavius Aristides oder Lucius Flavius Furianus formidable Dienste im Exercitus."
    Die militärischen Erfolge seiner Gens vermochte Manius Minor fortunablerweise jederzeit aus dem Stegreif zu referieren, da doch in seiner Kindheit bereits das Militärwesen einige Faszination auf ihn ausgeübt hatte. Dass hingegen sein Vater, welcher selbst während des Bellum Civile nicht zu den Waffen hatte gegriffen, eine dergestalte Militärtradition eher dubitabel ließ erscheinen, dass Onkel Furianus und Aristides niemals ein Kommando hatten bekleidet, verschwieg der Jüngling jedoch geflissentlich.
    "Schließlich wäre eine Berücksichtigung meiner Person im folgenden Jahr jedoch auch eine insondere Gnade nicht nur für mich, sondern ebenso für meinen geliebten Vater, welchen eine Zurücksetzung seines Erstgeborenen zweifelsohne betrüben würde, da er so treue Dienste dir als Pontifex pro Magistro leistet. Da ich ihn bereits mit meinem mangelnden Engagement in meinem ersten Amte grämte, ist ihm zweifelsohne daran gelegen, jenen Makel für sich und seine Familie so zeitig als möglich getilgt zu sehen. Und was mag hierfür geeigneter erscheinen, als wenn ich auf einem neuen Posten mich bewähre?"
    Manius Minor wusste, dass er hohe Erwartungen erweckte, doch hatte er ja ohnehin aus Furcht vor dem Zorn der Unsterblichen zukünftig höchstes Engagement in jeder öffentlichen Obliegenheit gelobt, womit ein Scheitern ihm aus ganz anderen Gründen als der schnöden Desillusion des Princeps indiskutabel erschien.
    Er seufzte. Weitere Argumente mochten ihm in der Eile nicht in den Sinn kommen. Dennoch fügte er demütig und stockend noch einen Satz hinzu:
    "Aus diesem Grunde möchte ich in aller Bescheidenheit auch nicht erbitten, gleich zahlreichen meiner Anverwandten das Tribunat der Legio I Traiana zu erhalten, sondern vielmehr an jener Stelle meinen Dienst zu tun, wo die Nähe zu Barbaren und Insekurität der Lage mir umso eher Gelegenheit wird geben, meinen wahren Wert unter Beweis zu stellen."

    Niemals hatte der junge Flavius ein wahrhaftiges Scutum in Händen gehalten, sondern lediglich in Kindertagen mit infantilen Attrappen größerer Leichtigkeit sich begnügt, doch erschien es ihm doch ein wenig mirakulös, dass man selbiges nicht bedarfsgemäß bisweilen über das Haupt, bisweilen vor andere attackierte Partien zu halten imstande war, da doch der kurze Gladius nicht eben geeignet erschien, kraftvolle Hiebe einhändig zu parieren.


    Dennoch wagte er als Laie es nicht, gegen die Zurechtweisung des Octavius zu protestieren, weshalb letztlich er den Kopf eifrig schüttelte und der Dinge harrte, welche da kommen mochten.

    Neuerlich ward dem jungen Flavius ein Exempel römischer Superiorität präsentiert, welches der Jüngling mit einem knappen Nicken akzeptierte, zumal es ihm an adäquater Kenntnis alternativer Kriegstrachten gebrach, um etwaig die parthischen Kataphrakte oder germanischen Berserker den Worten seines Instrukteurs entgegenzusetzen.


    Doch ohnehin kam Octavius rasch auf die Defensive zu sprechen und verwies auf die recht augenscheinlichen, doch wenig beachtlichen Mängel des Staffur, obschon der Jüngling zu konzedieren hatte, dass die Cassis des Legionärs dem geschlossenen Helm eines Murmillos schon ob der klimatischen Verhältnisse in seinem Inneren in der Tat vorzuziehen war.


    Die finale Frage, ehe es nun endlich an die Praxis gehen sollte, beantwortete Manius Minor schließlich ohne zu Zögern:
    "Das Scutum!"
    Geradehin leicht offensichtlich erschien dem Jüngling jene Replik, dennoch beschied er nach kurzem Zögern, eine Explikation nachzuliefern, um dem theoretischen Impetus des vorliegenden Ausbildungsabschnitt gerecht zu werden:
    "Es erlaubt durch seine Mobilität eine Defension sämtlicher Körperpartien, sodass es, konträr zu den übrigen Rüststücken nahezu jedes der übrigen ersetzen kann."
    Dass es die größte Belastung an Gewicht darstellte, erschien angesichts dieses Vorteiles geradehin marginal.

    Ehe noch Scato auf die Offerte eines fachkundigen Zwiegesprächs über die Vorzüge und Mängel der populärsten Gladiatoren Roms sich einzulassen imstande war, erschien Purgitius Macer in ihrem Radius und formulierte ein knappes Lob an seine Adresse (sofern Manius Minor nicht irrte, da er doch außerstande war, die Bewegung der purgitischen Pupillen genauer zu verfolgen und damit den Blick lediglich aufgrund der Neigung des Hauptes zu antizipieren vermochte).
    "Oh, besten Dank!"
    , wagte er dennoch, die Worte auf sich zu beziehen, um indessen sogleich auch Scato, der ja an seiner Seite saß und ebenso gesprochen hatte, zu integrieren, was ebenso geeignet war seine eigenen Meriten der gebotenen Bescheidenheit gemäß zu relativieren:
    "Die Worte meines Vetters waren jedoch ebenso durchaus hörenswert"
    Kaum hatte er gesprochen, wurde ihm jedoch gewahr, dass auch Macer selbst gesprochen hatte, weshalb er sich eilte, auch diesem seine Hochachtung auszusprechen
    "und selbstredend ebenso die deinen. War Octavius Anton dir noch persönlich bekannt?"
    Das Alter des Consulars vermochte er nicht recht zu ponderieren, da einerseits er seit seiner Kindheit gleichsam zum festen Inventar des Senates zu gehören schien, sein Antlitz andererseits noch eine gewisse Jugend ausstrahlte, welche eine vorschnelle Einordnung in die avancierteren Semester dubitabel machte. Die Büste des Octavius Anton hingegen zeigte, wie er mit einiger Mühe zu identifizieren imstande gewesen war, einen Greis, dessen politische Hochzeiten zweifelsohne einige Jahrzehnte zurücklagen. Dennoch mochte man leichtlich sich täuschen, da mancher bereits in früher Jugend einigen Erfolg vorweisen konnte, mancher hingegen erst in hohem Alter zu Ruhm gelangte.

    Während der Contiones der Salier hatte augenscheinlich auch Scato wenig Gelegenheit, die imperialen Sodalen privat zu kontaktieren. Dass der Caesar indessen auf seiner Wahlfeier gastiert hatte, dessen vermochte der junge Flavius sich mitnichten zu entsinnen, was ihn doch ein wenig irritierte, da er trotz seines Opiumkonsumes für gewöhnlich derart markante Ereignisse memorierte. Da er soeben erst jedoch seinem Vetter Widerworte gegeben hatte und es ihm despektierlich erschien, ihn aufs Neue zu korrigieren, schwieg er vorerst, zumal es zweifelsohne sich lediglich um eine unintendierte Konfusion von Ereignissen handelte.
    "Nun, sie scheint mir auch noch recht jung im Vergleich mit dem Princeps."
    , kommentierte er endlich Sabinus' Beitrag mit einem amüsierten Lächeln.
    "Zweifelsohne ist ihre Unkonventionalität ihrer Jugend geschuldet."
    Er blickte von einem zum andern. Während der greise Menecrates selbstredend eine Exzeption darstellte, waren sie alle wohl approximal im Alter Veturia Serenas und mochten daher ihre Anwandlungen hin zu kleinen Rebellionen gegen das System nachvollziehen, obschon Manius Minor hinsichtlich des strebsame Scato insekur war, ob selbiger jemals juvenilen Leichtsinn öffentlich gezeigt hatte. Der Gedanke, sein Vetter hätte durch weibisches Auftreten, wie er selbst dies noch vor einem Jahr in Alexandria hatte praktiziert, die Empörung der Nobilitas auf sich gezogen, erschien ihm derart absurd, dass es ihn gar zu einem schmalen Lächeln nötigte.
    "Sie solltest du unbedingt ebenfalls einladen, so du den Princeps in unser Haus lädst!"
    , fügte er endlich an die Adresse Scatos an, der soeben ja die Option eines imperialen Gastmahles geäußert hatte.

    DIe joviale Replik erleichterte den Jüngling und dankbar er selbstredend akzeptierte die Konditionen, welche ohnehin seinen Vorsätzen entsprachen.
    "Ich gelobe, meine Mühen zu multiplizieren."
    Einen Augenschlag verweilte er, um entlastet aufzuatmen, wobei die aufgesogene Luft ihm insonders vitalisierend und von neuer Frische erfüllt erschien.
    "Um dies unter Beweis zu stellen, würde ich es wagen noch eine weitere Bitte an dich zu richten, Augustus."
    Jenes Anliegen hatte er bereits, konträr zu dem vorherigen, im Vorfeld präpariert, obschon sein Vater ebenfalls bereits hatte offeriert, den Princeps um jene Gunst zu bitten:
    "Ich möchte meinen Militärdienst absolvieren. Ich bitte dich ob dessen, mir im kommenden Jahr ein Tribunat zuzuweisen."
    Seinem Vater gegenüber hatte er bereits eine Präferenz ersonnen, doch wagte er vorerst nicht, selbige zu äußern.

    "Nun, dann Iudaea."
    , erwiderte Manius Minor und blickte saturiert Manius Maior an, welcher augenscheinlich überaus spezifische Assoziationen mit der Provinz im Osten verband. Der junge Flavius selbst indessen hatte der Sekte der Christianer hingegen dergestalt wenig Appetenz geschenkt (obschon sie in Alexandria geradehin zum Straßenbild zählten), dass er weder Abscheu, noch Sympathie ihnen gegenüber empfand, sie vielmehr ebenso betrachtete wie Juden, die Diener des Mithras oder des Osiris, deren Jünger er ebenso in Aegyptus hatte angetroffen.
    "Ich fürchte, ich bin nur reichlich spät, um noch für das kommende Jahr ein Tribunat zu ergattern."
    Zweifelnd blickte er zu seinem Vater.
    "Auf welche Weise könnte ich noch unserer Familie von Nutzen sein?"