Der Jüngling nickte genant, als der Praefectus Urbi sich seiner Identität versicherte, doch schon ward er dem A Cognitionibus übergeben, welcher augenscheinlich anstatt wie erwartet einem Tribun als Ankläger fungierte, was implizierte, dass der Princeps selbst größtes Interesse an diesem Casus hegte. Dies indessen stellte keine Überraschung dar für den jungen Flavius, der ja bereits während der kaiserlichen Audienz erfahren hatte, dass einer der Beschädigten, Aquilianus Privatus, bei seinem Patron, dem Princeps selbst, Klage erhoben hatte.
Damit jedoch stand Manius Minor vor der Frage, in welcher Weise er auf jene überaus offene Frage antworten sollte, da doch er dem Augustus bereits eine gewisse Nachlässigkeit im Amte gestanden, ja gar die Verantwortung für den Zwischenfall übernommen hatte, obschon auf der anderen Seite er es präferierte, vor dem Tribunal seine Aussage dergestalt zu konstruieren, dass sie zu einer möglichst langzeitigen Bestrafung des Beklagten beitrug, um dessen zu erwartenden Drohungen zu entgehen.
"Nun, man trug mir auf, die Inspektion einer Grube im italischen Populonia auf mich zu nehmen, in welcher ein Unglück sich ereignet hatte. Hierzu gab Tribunus Iunius Avianus mir eine Schar von Milites der Cohortes Urbanae mit, um meinen Weg zu schützen und gegenebenfalls eine Lieferung von Kupfer vom Unglücksort zurück nach Roma zu eskortieren. Wir erreichten Populonia am Abend, wo ich Gast des Procurators Aquilianus Privatus war, welchem die Aufsicht über die kaiserlichen Pachten in dieser Region oblag."
Diese Partie seiner Exkursion mochte unstreitig sein, sodass er sie leichtlich formulierte. Als er sich jenes Tages erinnerte, vermochte er gar die freundlichen Töne, welche zwischen Germanicus Peticus und ihm damalig noch hatten dominiert, zu memorieren, ebenso das ennuyante Gastmahl, von welchem er zeitig sich retiriert hatte. Inevitabel approximierte er sich damit jedoch den pikanten Partien, welche mit einem gedehnten Seufzen er einleitete:
"Am folgenden Tag begaben wir uns zu Pferd zu besagter Mine, welche Numerius Apustius Carbonius als Publicanus aus dem kaiserlichen Vermögen in Pacht hatte. Selbiger empfing uns auch sogleich und führte uns an den Eingang der Grube."
Einen Augenblick hielt der Jüngling inne, als er der zerschlagenen Leiber gedachte, welcher er auf dem Weg durch die äußeren Wirtschaftsgebäude des Betriebes ansichtig geworden war, die indessen keineswegs der gräulichste Anblick war gewesen, den er an diesem Tag zu betrachten genötigt sein sollte.
"Wir gedachten dort soeben die Mine selbst zu inspizieren, als unerwartet einer der dortig beschäftigten Sklaven jenen Aufseher niederschlug, welcher unsere Pferde hielt, auf das Ross sprang und davon eilte. Vor Erschrecken hielten wir einen Augenschlag inne, ehe die übrigen Aufseher ihm hinterher eilten und nicht weit entfernt ihn stellten. Auch Germanicus folgte dem Sklaven und verwickelte selbigen in einem Kampf, im Zuge dessen dieser niedergestreckt wurde."
Wieder stockten die Worte des Jünglings, als das schäumende Blut des Unglückseligen vor seinem inneren Auge aufs Neue erschien. Er blickte beinahe desillusioniert zu Peticus, gegen welchen damals er durchaus noch Respekt verspürt hatte, ehe Schlimmeres war geschehen:
"Carbonius zeigte sich erbost ob der augenscheinlich unnotwendigen Tötung seines Sklaven, woraufhin Germanicus sich erzürnte und den Procurator wie Carbonius unflätig titulierte."
Er runzelte die Stirne spintisierend, um den korrekten Wortlaut zu memorieren.
"Ich meine, es handelte sich um das Schimpfwort 'Trottel'. Zusätzlich versetzte Germanicus den beiden einen Fußtritt vom Rücken meines Pferdes aus, mit dem der Sklave geflohen war und welches der Beklagte bestiegen hatte. Sodann entspann sich ein hitziger Streit, in welchem Germanicus seine Opponenten für den Einsturz der Mine verantwortlich machte, sie vehement bedrohte und tätlich und in despektierlicher Weise anging. Aus mir nicht bekannten Quellen gelangte er außerdem zu der Einsicht, beide hätten sich der Unterschlagung kaiserlicher Gelder schuldig gemacht, weshalb er schlussendlich beschied, beide als Gefangene nach Roma zu führen."
Er blickte scheu hinüber zu Peticus, sodann wieder zu Boden. Deplorablerweise hatte der Ankläger explizit die Frage gestellt, inwiefern jener Irrsinnige sich seinem Befehl widersetzt hatte, sodass er gedehnt und unter größten Mühen fortfuhr:
"Nun. Währenddessen versuchte ich mehrmalig vergebens, den Miles zur Räson zu bringen.
Ich wies ihn wiederholt auf ihren Rang und Stand hin, welcher ein derart despektierliches Verhalten verböte.
Ich ermahnte ihn ob der Konsequenzen, welche ihm drohten."
Wieder stockte er, da die folgenden Worte, zu welchen es ihn drängte, ihm als eine schändliche Exkulpierung seiner eigenen Inkapabilität erschienen, nachdem zweifelsohne auch in jenem Szenario er den adäquaten Nachdruck und Heldenmut hatte missen lassen.
"Ich befahl ihm mehrfach explizit, sein Handeln einzustellen. Was er jedoch zum Anlass nahm, die beiden Gefangenen noch schändlicher zu misshandeln."