Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Nachdem die Last der Rede von ihm gewichen war, begab Manius Minor sich an der Seite seines Vetters wie der Menschenmassen (sein Vater hatte sich nach Vollzug seiner Pflichten retiriert, da er derzeitig sich ein wenig unpässlich fühlte) ins nahestehende Amphitheatrum, welches den Namen seiner Gens führte. Ein wenig noch hing er in Gedanken der finalen Rede nach, der allein er mit voller Konzentration zu folgen vermocht hatte, doch als er die senatorischen Plätze eingenommen hatte, verspürte er doch endlich seine leiblichen Bedürfnisse und wandte sich nach einem Händler gekühlten Weines um.
    "Ich frage mich, ob Nubius auftreten wird."
    , erwähnte er den erfolgreichsten aller Gladiatoren Roms, welcher seit geraumer Zeit nicht mehr in den Arenen zu sehen gewesen war.

    Der Jüngling erstarrte gleich einem Kaninchen vor der Schlange, als der Princeps den Namen jenes miserablen Beamten nannte, welchen er im Opiumrausch so sträflich hatte vernachlässigt. In der Tat verspürte er Schuld und die Furcht, mit jenem Verhalten nicht lediglich vor dem (noch) sterblichen Kaiser, sondern ebenso vor den Unsterblichen, insonderheit seinen Ahnen, sich irreparabel als unwürdig erwiesen zu haben.
    "Nun"
    , hob er an und stockte, unschlüssig, ob er dem Drang hin zu einem kompromisslosen Geständnis seines Versagens nachgeben oder durch ridikulöse Ausflüchte sich zu retten versuchen sollte. Die Klugheit schien letzteres ihm zu gebieten, während die Mannhaftigkeit ihn zu ersterem drängte.
    Eine ganze Weile duellierten jene konträren Imperative in seinem Geiste, währenddessen der Jüngling zögerlich seinen Gesprächspartner fixierte, ehe schlussendlich eine Synthese obsiegte:
    "Obschon ich mich in jener Situation außerstande sah, der Meuterei meiner gesamten Eskorte allein mit Patrokolos hier"
    Er blickte hinauf zu seinem geliebten Sklaven, der auch heute stumm an seiner Seite weilte.
    "Einhalt zu gebieten, so übernehme ich doch selbstredend die volle Verantwortung für diesen Zwischenfall. Als Magistrat Roms habe ich meine Pflicht, den Wütenden die Stirn zu bieten und die Schuldlosen furchtlos zu defendieren, sträflich vernachlässigt."
    Den jungen Flavius durchfuhr mit einem Male die Erwägung, dass die Götter ihm womöglich ihre Gnade hätten erwiesen, hätte er in dieser prekären Lage sein Leben auf dem Altar des Gemeinwohles geopfert. Doch hatte er jene Option eines heilenden Sühneopfers seiner selbst echappieren lassen und musste anderweitig sich bewähren.
    "Zu meiner Defension kann ich lediglich meine Jugend ins Feld führen und bitte daher, Augustus, um deine Vergebung."
    Hätte er nicht bereits auf der Kline gelegen, hätte er zweifelsohne das Haupt geneigt und seinen Nacken dargeboten, doch erschien eine Verneigung im Liegen doch ein wenig grotesk, weshalb er lediglich beschämt die Augen niederschlug.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Mein Name ist Manius Flavius Gracchus Minor, Sohn des Pontifex pro Magistro Manius Flavius Gracchus. Und dies ist mein Vetter, Senator Caius Flavius Scato."
    , introduzierte er sich und seinen Begleiter schließlich.


    Da jener Annaeus seinerseits auf seine Präsentation nicht reagierte, ergriff der Jüngling aufs Neue die Initiative:
    "Sagt dir der Trubel pompöser Zeremonien etwa nicht zu?"
    Obschon er selbst bis vor kurzem dem Cultus Deorum abhold war gewesen, erschien es ihm doch inimaginabel, dass der Sohn eines Praetorius ob seiner Refutation des Religiösen in genere sich den Zeremonien ferne hatte gehalten, zumal er den Fremden nicht durch den Argwohn der Impietas zu offendieren gedachte.

    Dem Jüngling war entgangen, dass in seiner Pein ihm ein formulatorischer Fehltritt war unterlaufen, weshalb die Rückfrage des Princeps in ihm die Gewissheit nährte, er habe nunmehr sich für sein Versagen während der populonischen Kampagne zu rechtfertigen.
    "Nun..."
    , hob er an und errötete ein wenig.
    "...bisweilen hätte ich womöglich ein wenig mehr Engagement präsentieren können, womöglich auch ein wenig vehementer meine Positionen vertreten sollen, was in besonderer Weise selbstredend meine Inspektionsreise nach Populonia betrifft."
    Er senkte beschämt das Haupt.
    "Womöglich hätte ein wenig mehr Entschiedenheit meinerseits manche Unbill verhindern können."
    Die Reminiszenz an jene brutale Situation, die Furcht angesichts des hingeschlachteten Sklaven dessen Schicksal zu teilen, würde er dem wahnwitzigen Miles Paroli bieten, bestürzte ihn selbst jetzt, als er in völliger Sekurität sich wieder befand, indessen war auch das zerschmetterte Antlitz des Procurator in schillernden (insonderheit roten) Nuancen vor Augen, welches final womöglich singulär das Resultat seines mangelnden Mutes repräsentierte.
    Der Fluch der Väter verfolgte augenscheinlich auch die Söhne.

    Der Jüngling präsentierte ein genantes Lächeln, als der Purgitius ihm seinen Dank aussprach, um sodann nach einer kurzen Phase der Furcht, nun jene kritischen Fragen hinsichtlich seines Unvermögens vernehmen zu müssen, erleichtert aufzuatmen.
    "Die Mine erlitt lediglich einen partiellen Einsturz, soweit dies derzeitig zu ermessen ist."
    , erwiderte der Jüngling, der noch trefflich memorierte, dass sie in Populonia, ehe der Sklave seine Flucht begonnen hatte, im Begriff waren gewesen, die Aufräumarbeiten in der Mine zu inspizieren.
    "Bis zur Instanzsetzung der Mine konnten private Lieferanten gewonnen werden, von welchen der Fiscus das Kupfer bezieht."
    Selbstredend hatte Heracles, der Leiter der Münze, diesbezüglich Maßnahmen unternommen, was die ohnehin beachtlichen Lasten seines Dienstes noch in beachtlichem Maße gesteigert hatte, da es kein Leichtes war inmitten Italias, wo ein Großteil der Erzproduktion bereits in kaiserlicher Hand war vereint, kurzfristig größere Mengen Metalls zu erwerben.
    "Meines Wissens wird ein Teil jener Ausfälle durch den Publicanus getragen werden, der die Mine gepachtet hat."
    Der arme Carbonius hatte somit zu seinem physischen auch ein finanzielles Desaster zu bewältigen, welches retrospektiv seine Gereiztheit durchaus explizierte, selbst wenn der junge Flavius in Unkenntnis darüber war, wie hoch jene Vertragsstrafe tatsächlich ausfiel, da der Einsturz einer Erzgrube ja durchaus der Exzeption dank höherer Gewalt zuzurechnen war.

    Kaum war der junge Flavius imstande gewesen, den Vorreden zu folgen, so sehr ängstigte ihn die Imagination, in kürzester Zeit ebenfalls vor jener gewaltigen Menge zu sprechen. Lediglich Wortfetzen durchdrangen jenes Hamsterrad der Elation, welches in seinem Geiste sich beständig drehte und zugleich jede Faser seines Kopfes zu okkupieren schien: Octavius Anton, Censorius, Diplomat... Tiberia Livia, Acta Diurna, Praetrix... und schon war er an der Reihe.


    Sein Herz schlug bis zum Halse und er verspürte eine sengende Hitze im Bereich seiner Ohren, als er bebend die Stufen zum Ulpianum erklomm, sodass in ihm die Furcht aufkam, jener Tremor würde dem versammelten römischen Volke nicht entgehen und ihn gleich einem ältlichen Narren erscheinen lassen, ehe er überhaut ein nennenswertes Amt des Cursus Honorum errungen hatte.
    Als er endlich die Büste erreichte, hatte staubige Aridität sich in seinem Munde verbreitet, weshalb er mehrere Male zu schlucken hatte, ehe eine suffiziente Humidität zum Beginnen der Rede wieder war hergestellt. Noch einmalig ließ er seinen Blick über die unzähligen Häupter schweifen, welche voller Erwartung in betrachteten und zu einer amorphen Masse verschwommen, obschon keineswegs sie in einer Nähe sich befanden, in der sein Augenlicht ihm den scharfen Blick versagte.
    "Quiriten!"
    , initiierte der junge Flavius seine kleine Rede und blickte in die Menge.
    "Ich habe heute die Ehre, das Konterfei eines hochverdienten Mannes zu enthüllen, dessen Name nicht allein hier im Roma, sondern auch in Achaia, Hispania und Germania wohlbekannt und gerühmt ist."
    Erwartungsvoll blickte der Jüngling hinauf zu der verhüllten Büste, unter welcher sich das bärtige Haupt des Prudentius abzeichnete. Nun, da er mit lauter Stimme begonnen hatte, schienen die hyperbolischen Ausschläge seine Nervosität sich in einen konstanten Strom beständiger Anspannung zu wandeln und damit eine gewisse Ruhe auf höherem Niveau zu evozieren, in welchem die präparierten Worte ihm mit größter Leichtigkeit entfleuchten:
    "Er entstammte einem edlen Geschlecht von Hellenen, reich begütert an den Hängen Achaias und wohlgesegnet mit Bildung und Klugheit. Sein Großvater erst war nach Rom gekommen, sein Vater trug als erster seines Geschlechtes die Tria Nomina. Doch schon als Jüngling erwies er sich als guter Schüler und bereits sein Lehrer verspürte, dass dieser ein weiserer Mann war als er selbst und ein mächtiger Senator werden werde."
    Mit jener Hyperbel hatte Manius Minor ein wenig dick aufgetragen, zumal er bei der Präparation der Rede außerstande war gewesen, Näheres über die Edukation seines Geehrten zu ermitteln, weshalb panegyrische Ausschmücken die etymologischen wie genetischen Wurzeln des Consulars hatten formiert. Dessenungeachtet hatte die griechische Deszendenz den jungen Flavius nicht selten seiner Myrmidonen gedenken lassen, welche ebenfalls partiell aus Achaia nach Alexandria waren gekommen und somit womöglich freundliche Relationen zu der Familia des Prudentios hegten, was ihm jedoch selbstredend mitnichten einer Erwähnung in seiner Rede war würdig erschienen.
    "So trug er seine hellenische Gelehrsamkeit hinein in seinen Dienst, welchen er erstlich in Tarraco, der Hauptstadt der Hispania Tarraconensis, leistete: Rasch stieg er auf vom Magistratus in die Curia Provincialis und zum Duumvir, ehe man ihn an den nördlichen Rand des Imperiums berief, um als Comes in Gallia Belgica und später Germania zu amtieren. Reich war somit seine Erfahrung an den Rändern des Erdkreises, als er final, inzwischen zum Eques erkoren, wieder nach Roma zurückkehrte, um den Cursus Honorum zu beschreiten:"
    Im Hause der Flavii mochte man einen dergestalten Homo Novus als Parvenü erachten und ein wenig die Nase über ihn rümpfen, doch musste Manius Minor konzedieren, dass ein Mann mit derart vielfältig administrativer Expertise dem Senat wohl kaum zum Schaden hatte gereicht, zumal er als Hellene wohl eine similäre Edukation wie ein Senatorenspross hatte genossen.
    "Als Quaestor Urbanus, Aedilis Plebis und Praetor Urbanus sorgte er nicht mehr nur für die Völker in den Provinzen, sondern auch das Populus Romanus hier in der Urbs. Dennoch brach niemals seine Verbindung zu jenen Provinzen, denen er entstiegen war: Selbst als Senator lebte er, wenn kein Amt in Rom ihn band, bescheiden in Germania und partizipierte in der Curia Provincialis an den alltäglichen Geschicken der Provinzialen. Hier erwies er sich als Repräsentant und Vermittler Roms, ebenso wie er in Roma die Sorgen und Nöte der Bewohner seiner Provinz vorbrachte. So bekleidete er gar ein weiteres Mal die Praetur als Praetor Peregrinus, der zwischen Cives und Peregrini schlichtete und beide gleichermaßen durch imposante Spiele erfreute, welche er gemeinsam mit seinem Collega, meinem Oheim Lucius Flavius Furianus, veranstaltete."
    Selbstredend hatte der junge Flavius es sich verkneifen können, auch einen Strahl des Ruhmes jenes Ulpianen auf seine eigene Familie strahlen zu lassen. Denn obschon jene wahrhaft imperiale Perspektive in der Politik nicht eben zu den Traditionen der Flavii Gracchi zählte, da Manius Maior, wie Manius Minor wohlbewusst war, Exkursionen außerhalb der Urbs verabscheute, weshalb er sich wohl auch einem Priesteramte hatte verschrieben, welches ihn von sämtlichen Ämtern in den Provinzen exkulpierte, so erschien es dem jüngeren Gracchen doch durchaus bedenkenswert, den eigenen Horizont nicht an den Stadtmauern Romas enden zu lassen.
    Als Krönung jener imposanten Biographie sollte final jenes Consulat dienen, zu welchem der Senat und das Volk von Rom ihn, zweifelsohne im Sinne aller Bewohner des Imperiums, erkoren. Und doch fand jene Amtszeit ein jähes Ende, als ein irrsinniges Weib ihn kaltblütig ermordete auf den Stufen der Curia Iulia."
    Er senkte das Haupt als Gestus der Erschröcklichkeit jener Tat, wobei ihn jene Einsicht in der Tat erschütterte, da er doch nun, zum Gottesfürchtigen bekehrt, die höchsten Ämter des Staates als ebenso sakrosankt erachtete wie das des Tribunus Plebis. So blieb zumindest zu hoffen, dass jene wahnwitzige Mörderin, so nicht die gerechte Strafe des Menschen, doch letztlich die Rache des Iuppiter Optimus Maximus ereilte.
    "Niemand mag wissen, warum jener Frevel geschah, doch liegt es auf der Hand, dass jener Mord das Werk eines Menschen war, der dem Anliegen Prudentius Commodus' gänzlich zuwider war, der Roma und seine Adoptivtöchter Germania, Hispania, Achaia und zu entfremden und Concordia durch Zwietracht zu ersetzen gedachte!"
    Mahnend hob der Jüngling den Digitus salutaris und blickte ins Publikum, ehe zuletzt sein Blick den Princeps traf, welcher die Eintracht Roms in anderem Kontext zu seinem Programm hatte erhoben.
    "Doch obschon sie ihn schlug, so wird er mit dem heutigen Tage mächtiger werden, als sie es sich auch nur entfernt vorstellen konnte: Heute wird Gaius Prudentius Commodus unter jene erhoben, welche allen Quiriten, allen Senatoren und Magistraten zum Vorbilde dienen und sie gemahnen, die Interessen aller Kinder Romas, ob mit oder ohne Bürgerrecht, zu achten! Denn wer, als der Sohn eines Hellenen, welcher als Duumvir in Hispania, als Comes in Germania und als Consul in Roma diente, würde uns trefflicher der Vielfalt und Einheit jenes Imperium Romanum gewahren, dem wir dienen?
    Die Stimme des jungen Flavius hob sich und Eindringlichkeit legte sich die Worte, welche ihm entsprudelten gleich einem Wasserfall. Zuletzt schließlich hob er, mit der Linken den Faltenschlag seiner Toga bergend, bedeutungsvoll den feisten Arm und wies mit der Rechten auf die Büste um endlich ihr mit einem Ruck das Tuch vom Haupte zu ziehen.



    "Gaius Prudentius Commodus selbst war eine treibende Kraft hinter diesem bedeutsamen Bau. Umso gerechter mag es erscheinen, sich an dieser Stelle seiner und seiner Anliegen zu erinnern!"
    Mit wissender Miene inspizierte das gleichmütige, ernste Antlitz die Gäste innerhalb der Ehrenhalle und selbst Manius Minor fühlte sich ein wenig überwältigt von jenem Spiritus loci, welchen er selbst soeben hatte beschworen.

    Selbstredend hatte der Jüngling bereits einige Präparationen getroffen, um seine mäßige Amtszeit hinreichend zu legitimieren, zumal bereits seine Res Gestae jene Obliegenheit ihm aufs Dringlichste vor Augen geführt hatten. Da er es indessen nicht für erforderlich erachtete, seine gesamten Aktivitäten zu rekapitulieren, da der Princeps zweifelsohne über die zentralen Aspekte der senatorischen Verhandlungen in Kenntnis gesetzt wurde, dessenungeachtet jedoch auch die Option hatte, sich durch Fragen bezüglich einzelner Aspekte präziser zu erkundigen, begann er recht allgemein:
    "Nun, ich muss konzedieren, dass mich meine Leistungen nur bedingt zufrieden gestellt haben. Zwar gelang es mir, sämtliche Notwendigkeiten meines Amtes zu erfüllen, doch bedaure ich ein wenig, mich manchen Aspekten ein wenig intensiver zugewandt zu haben."
    Konträr zu dem Auftritt vor dem Senat hatte Manius Minor beschieden, im persönlichen Gespräch mit dem Kaiser sich selbstkritischer zu präsentieren, zumal das Desaster der kaiserlichen Minen zu Populonia zweifelsohne an das Ohr ihres Eigentümers war gelangt. Dennoch wagte er nicht jenes Sujet ferner zu explizieren, solange sich keine Anzeichen für die Haltung des Aquilius zu jenen Vorgängen ergaben, um nicht Aspekte zu thematisieren, welche zu nennen nicht notwendig sein und womöglich mehr Schaden denn Nutzen für seine Person wie das flavische Haus evozieren mochten.

    Manius Minor war nicht genötigt die Mimik Manius Maiors zu identifizieren, um dessen Abscheu vor dem Gedanken an einen Kriegsdienst fernab der italischen Zivilisation zu erkennen. Selbst wenn er den Beschluss hatte gefasst, in die in mancherlei Hinsicht gigantischen Fußstapfen seines Vaters zu treten, klarifizierte jene Reaktion doch Differenzen, die dem jungen Flavius auf anderem Territorium noch gestatteten, das paternale Beispiel zu übertreffen.
    "Nun..."
    , setzte er somit an, einen Augenblick erwägend, den älteren Gracchen durch einen möglichst abstoßenden Standort seine Superiorität an Mut und Pflichtgefühl zu demonstrieren, ehe er doch sich für die Wahrheit entschied:
    "... diesbezüglich bin ich mir noch nicht im Klaren."
    Seine Idole aus der flavischen Dynastie hatten in diversen Legionen gedient, obschon die meisten der jüngsten Generationen die privilegierte Prima Traiana hatten erwählt, welche er deplorablerweise leichtfertig bereits exkludiert hatte. Fielen indessen Onkel Furianus und Onkel Aristides beiseite, so verblieben jene flavischen Heroen, deren militärischer Ruhm ihnen den Caesarenthron und göttliche Ehren verschafft hatten: Divus Vespasianus hatte diversen Einheiten vorgestanden, hatte an der Spitze der Secunda Augusta an der Eroberung Britannias mitgewirkt, doch existierte diese Formation seit den Heeresreformen des Traianus nicht mehr. In seinem größten Triumph, dem Bellum Iudaicum, hatte er hingegen die XII Fulminata kommandiert, ebenso die X Fretensis, während sein Sohn Divus Titus die XV Apollinaris geleitet hatte. Manius Minor vermochte nicht mehr zu sagen, welche dieser Legionen es war, die noch heute im damalig unterworfenen Hierosolyma campierte, doch erschien ihm jenes Quartier doch als eine einem Flavius adäquate Station.
    "Womöglich in Iudaea, das unsere Ahnen einst dem Imperium hinzufügten?"
    , offerierte er daher. Soweit er in Alexandria erfahren hatte, war das Volk der Juden auch durchaus renitent, wenn nicht rebellisch, sodass ein Tribunat in jenen Landen auch nicht als jener Etappendienst sich würde erweisen, welchen er zu vermeiden bemüht war.

    Der Jüngling legte die jugendliche Stirn in Falten, als er den Octavius ein wenig unschlüssig fixierte. Augenscheinlich war seine Replik insuffizient ausgefallen, doch war ihm das Lehrziel jener sokratischen Methode unbewusst.
    "Nun, die Rüstungsteile ergänzen sich in komplementärer Weise, wie ich bereits sagte-"
    , rekapitulierte er daher etwas insekur und begann endlich ins Blaue hinein zu fabulieren:
    "Der Gladius erscheint womöglich als adäquate Waffe zu jener umfänglichen Panzerung, da die erwähnte Fechtmethode mit diesem keines großen Raumes bedarf, welchen das Scutum nicht gewährt. Unter Umständen offeriert jener Schild gar die Option, die Direktion des Stoßes zu verbergen, um das Überraschungsmoment zu erhöhen-"
    Er blickte zurück zu der Gesamtheit der Ausrüstung und wagte schließlich, auch seinen Bedenken Ausdruck zu verleihen:
    "Negativ an einem dergestalten Equippement erscheint mir das große Gesamtgewicht und die Einschränkung der Beweglichkeit durch das gesamte Rüstwerk. Zwar genießt man umfassenden Schutz, doch ist dieser Schutz durch großen Kraftaufwand erkauft."

    Augenscheinlich war keiner der Gäste geneigt, seine Einschätzung weiterhin zu kommentieren, weshalb der junge Flavius fragend zu seinem Vetter, dem Gastgeber jener illustren Runde, blickte, ob selbiger ein alternatives Sujet aufs Tableau zu bringen gedachte. Da selbiges nicht geschah, wandte der Jüngling sich vorerst den exquisiten Speisen zu, ehe er seinerseits das Wort aufs Neue erhob:
    "Ich frage mich, wie die kaiserliche Familie im persönlichen Kontakt sich gestaltet. Mir ist lediglich der Princeps selbst bekannt, doch hat jemand unter Euch bereits nähere Bekanntschaft mit der Augusta oder dem Caesar gemacht?"
    Obschon Aquilius Bala Sodale der Salii Palatini war, welcher auch Manius Minor angehörte, hatte sich bisherig während der limitierten Contiones niemals die Gelegenheit eines informellen Zwiegespräches ergeben, zumal der Caesar überaus okkupiert erschien und nach Ende der formalen Verhandlungen zumeist zügig in die Domus Augustana zurückkehrte. Umso vorwitziger war der junge Flavius, ob andere Sprosse nobler Geschlechter engeren Kontakt zur ersten Familie Roms unterhielten und womöglich bereit waren, etwas über den privaten Charakter jener überaus einflussreichen Personen zu offenbaren.

    Noch immer begann nicht der fatiguierliche Teil der Ausbildung, denn neuerlich präsentierte der Octavius neue Ausrüstungsgegenstände, während der Jüngling noch zwei Schwerter in Händen hielt. Jenes Equippement gewahrte ihn sogleich seiner heimlichen Reise im Tross der Legio I Traiana, welche er als Knabe während des Bürgerkrieges hatte verlebt, wo ebenso wie heutig er juvenilen Eifer für das Vaterland, ja eine inextinguible Begierde nach Pflichterfüllung hatte verspürt, welcher deplorablerweise damalig keine Satisfaktion geschehen war. Jahre waren seither verflossen, doch drängte es ihn auch heutig, sein Vermächtnis zu erfüllen, weniger um die Unzulänglichkeiten seines Vaters zu cachieren, als vielmehr um sein eigenes Schicksal zu salvieren. Diesmalig indessen versprach seine Situation ihm größeren Erfolg, weshalb er konzentriert die Augen zusammenkniff, um ein schärferes Bild jenes Materials zu gewinnen, und endlich erwiderte:
    "Dies sind ist die defensive Ausrüstung eines Legionarius, die Lorica Hamata, eine Kettenrüstung der Legio, die Cassis, der Helm, sowie das Scutum, der große Schild.
    Erstere wird alternativ zur Lorica Segmentana getragen und schützt den Torso des Miles. Die Schulterstücke scheinen mir jene Partien zu verstärken, welche durch das Scutum nicht recht zu schützen sind. Selbiges übertrifft die Schilde der meisten Barbarenvölker an Größe, ermöglicht einer Formation jedoch die effektive Produktion einer Schutzmauer gegen feindliche Einwirkung, insonderheit in Form der Testudo, wo die Milites ebenso gegen Geschosse protektiert sind."

    Onkel Aristides hatte bisweilen von dem imposanten Drill der Legionäre berichtet, welche selbiger ebenso in zahllosen Schlachten hatte zur Anwendung gebracht, während der junge Flavius Dergestaltes niemalig mit eigenen Augen hatte erblickt.
    "Die Cassis schützt ebenso das Haupt des Miles und ist an der Stirne durch einen addierten Schild verstärkt, zweifelsohne um besseren Schutz gegen frontale Hiebe zu gewähren.
    Gemeinsam mit den übrigen Objekten erscheint mir alles überaus klug abgestimmt, um dem Kämpfer maximale Protektion zu bieten."

    Dass er jenes umfangreiche Rüstwerk auch für überaus schwerfällig erachtete, da selbst seine infantile, lederne Version, welche er als Knabe im Spiele hatte getragen, ihm lediglich für eine Weile Freude hatte bereitet, ehe er sich ob der Limitierung seiner Bewegungsfreiheit wie der Last ihres Gewichtes ihrer wieder ledig zu machen genötigt gewesen war. Dennoch blieb, so man den Schwertarm und die Füße des Legionäres exkludierte, kaum eine Körperpartie ungeschützt, was zweifelsohne im Gefecht einen indispensablen Vorteil darstellte, so man über hinreichende Kraft verfügte, sich in jener Menge an Stahl leichtfüßig zu bewegen.

    Die Fasern des jungen Flavius verspannten sich ein wenig an, als der Augustus eintrat, ohne auf ein minimales Iota zu offenbaren, inwiefern seine Neigung er gegen den Besucher einem Wandel war unterlegen. Ein wenig nervös fiel daher seine Replik aus, welche er auf die initiierende Frage in einiger Ratlosigkeit formulierte:
    "Ich bin wohlauf."
    In der Tat ließ sich konstatieren, dass seit seiner Purgation von der Opiumsucht nicht lediglich seine mentalen, sondern ebenso seine korporalen Kapazitäten sich zu steigern schienen, obschon dafür er auch genötigt war, motivationale Minima zur Gänze zu durchleben, anstatt sich vor ihnen in den Rausch zu flüchten.
    "Ich assistiere meinem Vater bei seinen Obliegenheiten, da er in letzter Zeit bisweilen über leichtes Unwohlsein klagt."
    Selbstredend wurde die Majorität der Materien des Pater familias von Sciurus, dem Vilicus und Vertrauten Manius Maiors übernommen, während auf anderer Seite sein Vetter Scato als Senator und reiferer Bürger bisweilen ihn zu gesellschaftlichen Anlässen vertrat, doch auch Manius Minor, der seit seiner Genesung keinerlei offizielle Verpflichtungen mehr zu erfüllen hatte, hatte seinen Anteil zu erledigen und gewann damit zunehmend Kenntnisse in der Administration eines herrschaftlichen Haushaltes, was nicht zu jeder Zeit erquicklich, doch stets lehrreich war.

    Das Lob des Instrukteurs schmeichelte dem jungen Flavius, was ihm ein superbes Lächeln entlockte, ehe sein Blick angesichts der obskuren Warnung, sich der Waffe nicht gleich einem Ball zu bedienen, irritiert gefror, da es dem Jüngling, welcher selbst das Ballspielen detestierte, niemals in den Sinn wäre gekommen, ein dergestalt unförmiges Objekt wie ein Gladius gen Gegner zu schleudern.


    Dennoch nickte er knapp und konzentrierte sich sodann auf die nächsten Explikationen. Als dann ein weiteres Schwert aus dem Sack des Optios gezogen wurde, erschien selbiges mit Ausnahme der Länge der Klinge überaus similär, doch offenbarte das Ergreifen und bedächtige Schwingen der Waffe sodann recht klärlich, dass es die kleinere Variante nicht lediglich an Länge, sondern ebenso an Gewicht übertraf und ob der differenten Verhältnisse auch eine andere Balancierung aufwies, welche dem Kampf vom Rücken des Pferdes entgegenkommen mochte. Manius Minor indessen vermochte nicht zu imaginieren, wie er hoch zu Ross, wo bei hoher Velozität bereits das Wahren der Kontrolle über das Tier seiner höchsten Konzentration bedurfte, auch noch einem possiblen Gefecht seine Appetenz sollte erweisen.


    Da selbiges jedoch am Anfang einer Ausbildung zweifelsohne ein unkluges und zumal unnützes Geständnis darstellte, sah er von weiteren Fragen ab und schüttelte den Kopf.

    Manius Minor hatte seine rhetorische Expertise zwar bereits kürzlich bei der Eröffnung des Ulpianum unter Beweis gestellt, dennoch bereitete auch die heutige Rede ihm nicht wenige Sorgen, da sie, anders als die Eloge auf Prudentius Commodus, nicht nur auf ein kritischeres Auditorium treffen, sondern darüber hinaus ein überaus diffiziles Sujet würde behandeln, dessen Ponderation dem jungen Flavius selbst nicht gänzlich geheuer war. Überaus nachlässig hatte jenes Amt, das Manius Maior ihm mit paternaler Autorität hatte aufgezwungen, verwaltet in der beständigen Hoffnung, jener erste Schritt auf dem Cursus Honorum wäre zugleich sein letzter gewesen. Weder hatten seine beflissenen Collegae, welche bereits vor geraumer Zeit ihre Res Gestae hatten präsentiert, noch jener Angelpunkt der römischen Münze namens Heracles seine sonderliche Affektion errungen, noch seine Obliegenheiten ihm in irgendeiner Weise Freude bereitet. Faktisch waren seine Amtsgeschäfte somit als eine missliebige Disturbation seiner allabendlichen Opium-Räusche, jener Fluchten aus der unerbittlichen, doch überaus determinanten Realität, erschienen, hatte er so viele Materien als possibel seinem Diener, dem leitenden Exactor oder besser noch seinen Amtskollegen delegiert und sich somit auch während der Tage als ein Flüchtling erwiesen, der hier, wo er die ennuyante Welt nicht hinter sich zu lassen imstande war, zumindest der Verantwortung sich entzog.
    Selbstredend hatte die engagierte Hilfe seines geliebten Patrokolos, die beachtliche Flexibilität der stadtrömischen Administration, welche inkapable Amtsträger zu kompensieren nicht selten genötigt war, sowie der Ehrgeiz seiner Collegae ihn davor bewahrt, heutig eine gänzlich desaströse Amtszeit zu präsentieren, doch mochte der junge Flavius selbst in der Retrospektive sein Engagement mit einem similären Verdikt zu kommentieren: insuffizient.


    Lange hatte er spintisiert, ob es adäquat mochte erscheinen, jene Insatisfaktion anlässlich seiner Res Gestae zu verbalisieren, wie dies mancher Magistratus Roms bereits gewagt hatte und damit seine Schuld coram publico zu bekennen. Doch war es aufs Neue Patrokolos gewesen, welcher ihn vor jenem Schritt bereits am zarten Beginn seines Cursus Honorum hatte abhorreszieren lassen, da doch eine derartige Strategie zu viele Imponderabilien mochte inkludieren. Denn würde ein Geständnis seines Unvermögens, und sei es evoziert durch den unsäglichen Dämon des Opium, nicht seinem Fortkommen und damit seinen Optionen, das göttliche Verdikt über sein unwürdiges Leben zu revidieren, lediglich beschränken? Würde die Einräumung seiner Extravaganzen und Exzesse nicht neben seiner eigenen Person auch seine ganze Familia, ja die gesamte Gens desavourieren und somit das Missfallen der Maiores mit ihm geradehin noch aggravieren?
    Final hatte er folglich den Beschluss gefasst, seine Fehltritte zum Wohle seiner eigenen Karriere wie der Reputation der Seinen zu cachieren und seine Inkapazitäten und Pflichtvergessenheiten so weit als möglich hinter blumigen Formulierungen und rhetorischen Fassaden zu verbergen. Mochte dies ein riskantes Unterfangen sein, da doch mit Carbonius und Aquilianus Privatus zwei leibhaftige Zeugen seines Versagens noch immer in Roma weilten, so musste er dennoch den Versuch wagen und auf die Ignoranz der behäbigen Väter des Staatswesens hoffen.
    Sicherheitshalber erflehte er, während er die Curia betrat, dennoch den Schutz der Unsterblichen:
    "O Mercurius, Listenreicher! So du mich durch diese Anhörung rettest, gelobe ich dir ein Täubchen!"
    Als Gott der Diebe, der Listen und Tücken, mochte jene Gottheit, welche bereits ihn aus dem epikureischen Narrheiten hatte salviert, indem er ihn in die Gefilde der Seligen hatte eskortiert, mochte er der adäquate Adressat seiner Gelübde sein, doch fügte er noch an:
    "Laverna, rette mich aus meiner Not! Deinem Altar am Aventin will ich einen güldenen Medaillon weihen!"
    Niemals hatte der junge Flavius jene Kultstätte betreten, über welche die Sklaven der Flavii lediglich hinter vorgehaltener Hand sprachen und welche vornehmlich von sinistren Gestalten wurde frequentiert. Doch als Schutzherrin der Betrüger mochte auch sie ihm dieses eine Mal ihre Gunst erweisen.


    Als der Consul dann endlich ihn vor das Plenum zitierte, verspürte er dennoch eine schmerzliche Aridität in seinem Halse, was ein heiseres Räuspern evozierte, ehe er ruckartig sich erhob und in die Mitte der senatorischen Reihen trat.
    "Patres conscripti!"
    , begann er den Mores Maiorum gemäß seine Rede und räusperte sich erneut, als er erkannte, dass seine Stimme ihm nicht die gewohnte Fülle gewährte, gemahnte sich sodann jedoch der Sophisten, welche mit Vorliebe die schwache Sache durch findige Beredsamkeit zur Stärke verhalfen und ihm damit am heutigen Tage zum Vorbild dienten.
    "Vor mehr als einem Jahr trat ich vor eure Reihen, um mich zu präsentieren und meinen Cursus Honorum anzutreten. Ich empfahl mich euch als Spross eines uralten Baumes, dessen Wurzeln tief in die Historie unseres gloriosen Volkes reichen. Ich bat Euch um Euer Vertrauen in jenen Trieb, dessen Zucht bereits reiche Frucht versprach, und in der Tat wagtet ihr es, jenes winzige Körnlein auszusähen."
    Manius Minor liebte die Metapher und insonderheit jene aus der Welt der Natur hatten ihn stets fasziniert, weshalb er beschieden hatte, zum Auftakt seine Rede mit der Kandidaturrede vor dem Amtsjahr zu konnektieren und somit zugleich einen Bezug zu produzieren, welcher womöglich jenen würde schmeicheln, denen seine vergangenen Worte noch präsent verblieben waren.
    "Ich bin erfreut Euch am heutigen Tage zu informieren, dass jene Saat in der Tat aufgegangen ist."
    Mühsam rang der Jüngling sich eine zuversichtliche Miene ab, um sodann seine These zu explizieren:
    "An der Seite von Quintus Baebius Lentulus und Publius Licinius Murena trat ich das Amt des Tresvir auro argento aere flando feriundo an und füllte es aus zum Nutzen für das Münzwesen unserer Stadt wie zur Entlastung der arbeitsamen imperialen Behörden:


    Gemeinsam mit meinen Collegae führte ich eine Inventur der Edelmetallbestände der Moneta durch, um die Kapazitäten zu ermessen und etwaige Misswirtschaft zu enthüllen, was fortunablerweise nicht vonnöten war, da unsere Amtsvorgänger ihre Obliegenheiten in adäquater Weise erfüllt hatten."
    Realiter war jene Inventur wohl eine der ennuyantesten Partien seiner gesamten Amtszeit gewesen, weshalb der junge Flavius das Gros der Kontrollaufgaben seinem getreuen Patrokolos hatte aufgehalst, um final ohne weitere Prüfung dessen Resultat mit dem flavischen Siegel als einwandfrei zu deklarieren und damit die Amtsvorgänger und Bediensteten der Münze pauschal von jedem Vorwurf freizusprechen.
    "Darüber hinaus zeichnete ich verantwortlich für die Produktion der Kupferprägungen des vergangenen Jahres, namentlich die Sesterzen, Asse, Dupondien und Semiten. Für all diese Münzen offerierte ich dem Imperator Caesar Augustus adäquate Motive, welche ihr womöglich bereits im alltäglichen Gebrauch in Händen zu halten die Freude hattet: Zum Ruhme der Pax Romana, welche unser Princeps unserem Volk beschert, und zur Memoria ihrer Segnungen für Rom und das gesamte Imperium ließ ich ein Füllhorn als Sinnbild der Abundantia Augusti auf die Sesterzen prägen. Die Asse zieren dagegen das Konterfei unseres geschätzten Caesar Appius Aquilius Bala, sodass nicht allein unsere Stadt, sondern zugleich die Bewohner der Provinzen Kenntnis von jenem Mann erhalten, der durch seine Abkunft bestimmt ist, die Geschicke des Imperiums eines Tages fortzuführen. Um nicht lediglich sein Bild, sondern ebenso seine Tugend zu proklamieren, wurde es gemeinsam mit einer Allegorie der Iustitia Caesaris geprägt."
    Der junge Flavius hoffte, sich mit dieser These nicht in kritische Gewässer verstiegen zu haben, da nun ein weiterer Spross des aquilischen Hauses auf dem Wege war. Doch da Bala noch immer den Titel eines Caesar führte, welcher den Mores der letzten Imperatoren gemäß das Erbe des Augustus anzutreten prädestiniert war, mochte er damit nicht zu sehr dem kaiserlichen Willen vorgreifen.
    "Der Augusta, die nun einen weiteren Caesar unter ihrem Herzen trägt, widmete ich hingegen die Dupondien und dem Mercurius, der dem kaiserlichen Hause bekanntermaßen insonderheit zugetan ist, durch einen Caduceus den Semis."
    Auch dem aktuellen Dafürhalten Manius Minors nach erschien diese letzte Wahl als die Originellste, da sie den imperiale Präferenz des Gottes der Händler mit der Insignie des flavischen Hauses verband. Dass er darüber hinaus auch an diesem Tage des Gottes der Diebereien und Listen bedurfte, verlieh ihr dessenungeachtet jedoch besondere Präponderanz und ließ sie dem Jüngling geradehin ex ante als Votivgabe für den divinen Segen zu seiner Blenderei erscheinen.
    "Neben der Gestaltung der Münzen trug ich jedoch ebenso dafür Sorge, dass diese Bilder in adäquater Weise und hoher Qualität in die Münzen geschnitten wurden"
    Dass ihm auch dies ihm in persona ob seiner Fehlsicht gänzlich impossibel war gewesen, mochte kaum einem der Senatoren bekannt sein, da der junge Flavius doch größte Mühen aufwandte, seine Hypermetropie in der Öffentlichkeit zu cachieren. Doch obschon er höchstes Vertrauen gegen seinen Sklaven Patrokolos hegte, welcher ihm diese (wie so viele) Pflichten abgenommen hatte, so erschien ihm doch auch diese Leistung als schäbiger Betrug.
    "und akquirierte einen neuen Produzenten für die erforderlichen Metallschrötlinge, derer die kaiserliche Münze für die Kupferprägungen bedarf."
    Noch heute gedachte der Jüngling mit Abscheu jenes Quintus Cocceius Vindex, der durch simple Beharrlichkeit den lukrativen Staatsauftrag für sich gewonnen und obendrein dank der mangelnden Contenance Manius Minors während der Verhandlungen einen für die öffentliche Hand durchaus nicht favorablen Preis hatte erzielt.
    Würde dieser Vertrag das Interesse auch nur eines der Senatoren auf sich gezogen haben, würde die Debatte im Anschluss an diese Rede sich dem jungen Flavius als überaus inkomfortabel gestalten, weshalb er hastig fortfuhr:
    "Jenseits dieser regulären Pflichten war ich außerdem genötigt, eine Inspektion in eine Kupfergrube nahe der Stadt Populonia durchzuführen, wo sich ein erschröckliches Unglück ereignet hatte, nachdem ein Teil der Mine aus ungeklärten Gründen kollabiert war. Im Rahmen meiner Visitation ließen sich die Umstände jener Katastrophe deplorablerweise nicht weiter klarifizieren, lediglich eine große Zahl von Todesopfern unter den dortig aktiven Servi publici war zu konstatieren, während sämtliche weitere Informationen noch zu erheben sein werden."
    Er hatte erwogen, es bei diesen wolkigen Worten bewenden zu lassen und somit die unrühmliche Episode, welche die Expedition so grässlich überschattet hatte, schlicht zu exkludieren, zumal auch sie geeignet war die damalig zweifelsohne tatsächlich limitierte Kompetenz des Tresvir infrage zu stellen. Dessenungeachtet war es ihm jedoch als seine Pflicht erschienen, den Senat über die Unzulänglichkeiten der städtischen Kohorten in Kenntnis zu setzen, zumal deren Verschulden auch als adäquate Explikation der bescheidenen Resultate seiner Reise zu nutzen waren:
    "Unerfreulicherweise wurden die Untersuchungen nämlich durch eigenmächtige Ermittlungen der seitens der Cohortes Urbanae zur Verfügung gestellten Eskorte überschattet, welche meine Bemühungen zur friedvollen Klarifizierung der Geschehnisse annihilierten. Gegen meinen expliziten Befehl wurden schlussendlich vor Abschluss der Arbeiten der leitende Procurator vor Ort, Tiberius Aquilianus Privatus, sowie der Publicanus der beschädigten Mine durch die Milites inhaftiert und in inadäquater Weise nach Rom deportiert."
    Mit Grauen memorierte der junge Flavius, welcher den Rückweg vornehmlich im Opium-Rausch hatte verlebt, das verschwollene Antlitz des Procurators, welches in der Retrospektive ihm geradehin grausamer denn das deplorable Ende jenes flüchtigen Sklaven, das am Anfang jener gewaltigen Eskalation hatte gestanden.
    "Indessen wurde der verantwortliche Miles seitens seiner Disziplinarvorgesetzten bereits zur Rechenschaft gezogen und die zu Unrecht beschuldigten und misshandelten Gefangenen auf freien Fuß gesetzt."
    Manius Minor hatte den Fortgang jenes Verfahrens nicht weiter verfolgt, obschon ihn bei der Präparation jener Rede eine gewisse Unrast hatte erfasst, was aus jenem irrsinnigen Gesellen und seinen Mitleid gebietenden Opfern geworden war. Immediat nach seiner Rückkehr nämlich hatte Heracles Sorge getragen, dass ihm ihr Schicksal temporär entfallen war, da er hatte gestehen müssen, dass sämtliche seiner Obliegenheiten während der Expedition unerfüllt geblieben waren, ja er vielmehr den Zorn sämtlicher zentraler Akteure auf seine Münzbehörde hatte entfacht, was die restierende Abwicklung der erforderten Erzlieferungen durchaus nicht befördert hatte.


    Dennoch war es geboten, ein optimistisches Resultat aus jener mäßigen Amtszeit zu destillieren, wofür der Jüngling neuerlich zur Metapher des Gewächses retournierte:
    "So manches Gestein war somit zu bewältigen, als das zarte Pflänzlein, welches meine Dienste für unser geliebtes Staatswesen repräsentieren mag, in diesem Jahr zu wurzeln begann. Dennoch vermochte es, wie ich in aller Humilität ponderieren mag, zum Keimling zu reifen und aus der Ackerkrume seines Familie hervorzubrechen, um dem Senate und dem Volke von Rom zum Besten seine Früchte hervorzubringen."
    Zumindest jenes Fazit entsprach, so man es nicht similär auf die eigentliche Okkupation mit seinem Amte bezog, in gewissem Sinne der Wahrheit, da doch seine Läuterung von Epikureer zum gehorsamen Diener von Göttern, Staat und Familie zweifelsohne die Potentialität dramatisch erhöht haben, dass er für jene honorigen Männer im Auditorium wie die arglose Masse der Quiriten vor den Toren der Curia Iulia von Nutzen würde sein.
    Tapfer rang Manius Minor sich folglich ein optimistisches Lächeln ab, während sein Inneres voll Grauen vor der nunmehrig inevitablen Disputation abhorreszierte, welche nunmehrig folgen würde.

    Mit leichtem Schrecken hatte der junge Flavius am Morgen erfahren, dass das Recht die scheidenden Magistrate verpflichtete, ihre Res Gestae bereits vor deren Präsentation im Senat dem amtierenden Consul zukommen zu lassen, weshalb er hastig seinen Patrokolos die einstudierte hatte diktiert, um sie durch eiligen Boten zur Domus Fadia zu senden:

    Consul Lucius Fadius Rufinus
    [Haus des Consuls]
    Roma


    M' Flavius Gracchus Minor Consuli s.d.


    Im Einklang mit § 47 (1) (a) des Codex Universalis übersende ich Dir im Folgenden eine Abschrift meiner vorgesehenen Res Gestae, welche ich heutig vor dem versammelten Senat zu halten gedenke.


    Vale bene!

    http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/noakoh4f.png]


    Res Gestae M' Flavii Gracchi Minoris Tresviri A.A.A.F.F.
    Gemeinsam mit meinen Collegae führte ich eine Inventur der Edelmetallbestände der Moneta durch, um die Kapazitäten zu ermessen und etwaige Misswirtschaft zu enthüllen, was fortunablerweise nicht vonnöten war, da unsere Amtsvorgänger ihre Obliegenheiten in adäquater Weise erfüllt hatten.


    Darüber hinaus zeichnete ich verantwortlich für die Produktion der Kupferprägungen des vergangenen Jahres, namentlich die Sesterzen, Asse, Dupondien und Semiten. Für all diese Münzen offerierte ich dem Imperator Caesar Augustus adäquate Motive:
    Zum Ruhme der Pax Romana, welche unser Princeps unserem Volk beschert, und zur Memoria ihrer Segnungen für Rom und das gesamte Imperium ließ ich ein Füllhorn als Sinnbild der Abundantia Augusti auf die Sesterzen prägen. Die Asse zieren dagegen das Konterfei unseres geschätzten Caesar Appius Aquilius Bala, sodass nicht allein unsere Stadt, sondern zugleich die Bewohner der Provinzen Kenntnis von jenem Mann erhalten, der durch seine Abkunft bestimmt ist, die Geschicke des Imperiums eines Tages fortzuführen. Um nicht lediglich sein Bild, sondern ebenso seine Tugend zu proklamieren, wurde es gemeinsam mit einer Allegorie der Iustitia Caesaris geprägt. Der Augusta, die nun einen weiteren Caesar unter ihrem Herzen trägt, widmete ich hingegen die Dupondien und dem Mercurius, der dem kaiserlichen Hause bekanntermaßen insonderheit zugetan ist, durch einen Caduceus den Semis.


    Neben der Gestaltung der Münzen trug ich jedoch ebenso dafür Sorge, dass diese Bilder in adäquater Weise und hoher Qualität in die Münzen geschnitten wurden und akquirierte einen neuen Produzenten für die erforderlichen Metallschrötlinge, derer die kaiserliche Münze für die Kupferprägungen bedarf.


    Jenseits dieser regulären Pflichten war ich außerdem genötigt, eine Inspektion in eine Kupfergrube nahe der Stadt Populonia durchzuführen, wo sich ein erschröckliches Unglück ereignet hatte, nachdem ein Teil der Mine aus ungeklärten Gründen kollabiert war. Im Rahmen meiner Visitation ließen sich die Umstände jener Katastrophe deplorablerweise nicht weiter klarifizieren, lediglich eine große Zahl von Todesopfern unter den dortig aktiven Servi publici war zu konstatieren, während sämtliche weitere Informationen noch zu erheben sein werden. Unerfreulicherweise wurden die Untersuchungen durch nämlich eigenmächtige Ermittlungen der seitens der Cohortes Urbanae zur Verfügung gestellten Eskorte überschattet, welche meine Bemühungen zur friedvollen Klarifizierung der Geschehnisse annihilierten. Gegen meinen expliziten Befehl wurden schlussendlich vor Abschluss der Arbeiten der leitende Procurator vor Ort, Tiberius Aquilianus Privatus, sowie der Publicanus der beschädigten Mine durch die Milites inhaftiert und in inadäquater Weise nach Rom deportiert.
    Indessen wurde der verantwortliche Miles seitens seiner Disziplinarvorgesetzten bereits zur Rechenschaft gezogen und die zu Unrecht beschuldigten und misshandelten Gefangenen auf freien Fuß gesetzt.

    Jenen Aspekt hinsichtlich des einwandfreien Zustandes der Waffe hatte der Jüngling beflissentlich überhört, da es schlicht seiner Gewohnheit entsprach, stets mit Objekten in einwandfreiem Zustand umgeben zu sein, wofür er selbst niemals aktiv Sorge zu tragen gehabt hatte, da selbiges dem Heer an Sklaven in der Villa Flavia Felix oblag. Niemals hatte er eines seiner Spielfigürlein gereinigt, zu schweigen von alltäglichen Gebrauchsgegenständen, sodass es ihm ebensowenig in den Sinn kam, seinen Gladius in persona von Schmutz befreien zu müssen.


    Nun holte der Instrukteur weitere Waffen hervor, welche dem jungen Flavius weniger vertraut waren als der Gladius, von dem er selbst ein Exemplar sein Eigen nannte und das doch auch in zivilen Kontexten häufiger sich zeigte als die mächtigen Schilde der Legionen oder die glänzenden Helme der Linientruppen.
    Ehe sie zu deren Gebrauch sich wandten, waren jedoch neuerliche Fragen zu beantworten, wofür der Jüngling intuitiv seine Waffe erhob und sorgsam in der Hand drehte, da bereits sein Anblick selbst dem Fehlsichtigen offenbarte, wie es einzusetzen geeignet war.
    "Ich vermag damit Hiebe auszuteilen,"
    , begann er und ließ nachdenklich die aufgerichtete Schneide durch die Neigung seines Handgelenkes um einen spitzen Winkel hinabgleiten.
    "zu stoßen, was meines Wissens die primäre Funktion eines Kurzschwertes darstellt-"
    Auch jene Bewegung vollführte er ein wenig insekur, ehe er inne hielt, da das Gewicht der Waffe ihm eine weitere Variante nahelegte:
    "-sowie mit dem Knauf Stöße auszuteilen."
    Das sphärische Ende des Griffes verfügte in der Tat über einiges Gewicht, welches gar das der bedeutend längeren Klinge auszutarieren vermochte. Als Manius Minor jenem Zug nachgab, vermochte er entfernt zu imaginieren, welche Wirkung auch jene Attacke zu entfalten vermochte.

    Jene Details, mit welchen der Optio nunmehrig aufwartete, beeindruckten den jungen Flavius in höchstem Maße, zumal er bei den Instruktionen durch einen gemeinen Optio dergestalt theoretische Reflexionen mitnichten erwartet hatte. Selbstredend war ihm bekannt gewesen, dass der Gladius im gesamten Exercitus Romanus in nahezu uniformer Machart Verwendung fand, dass er nicht gleich jenem Hiebschwert, welches er für die salischen Kulthandlungen zu tragen pflegte, aus Kupfer, sondern von ehernem Material geschmiedet wurde und in seiner Verwendung gewisser Umsicht bedurfte. Indessen führten die Explikationen des Octavius die historische Bedeutsamkeit, ja geradehin Sakralität jener Waffe trefflich vor Augen, sodass der Jüngling nach jenem knappen Vortrag den Gladius in seiner Hand ehrfürchtig betrachtete.


    Konträr zu Leibesübungen war die Aufnahme umfangreicher verbaler Beiträge dem jungen Flavius dessenungeachtet ob seiner philosophisch-philologischen Edukation wohlvertraut, weshalb er weder der Fragen, noch näherer Erläuterungen bedurfte und somit erwiderte:
    "Bisherig nicht."
    Sofern seine Ausbildung derart theoretisch fortging, würde sie sich womöglich doch als erquicklicher erweisen als er geargwöhnt hatte!

    Der junge Flavius reagierte auf die abweisenden Worte Maros hinsichtlich seiner Offerte mit einem mentalen Heben der Schultern, da es ihm doch keineswegs ein explizites Anliegen war dem Klienten die flavische Hilfe angedeihen zu lassen, respektive Capsa mit jenem Auftrag zu inkommodieren.


    Stattdessen wandte er umgehend sich der wohlklingenden Indroduktion des Optios zu, dessen gewählte Ausdrucksweise offenbarte, dass Manius Minor seine despektierliche Hypothese hinsichtlich der niederen Provenienz seines Lehrmeisters zu überdenken genötigt war. Selbst jene erste Frage wirkte geradehin ridikulös, doch in Anbetracht der vorhergehenden Explikationen gewissermaßen philosophisch.
    "Es handelt sich, wie mir scheint, um einen Gladius, die Waffe des gemeinen Infanteristen."
    Der Jüngling legte die Stirn in Falten, da jene schnöde Replik ihm doch ein wenig insuffizient erschien.
    "Sie gilt als pointiert römische Schwertform, obschon sie in ihren Ursprüngen aus Hispania stammt und erst infolge der Okkupation durch unsere Väter in unserem Heerwesen Eingang fand."
    Jener minimale historische Exkurs endlich blieb die vorerstige Position des jungen Flavius, dem schlagartig ins Bewusstsein geriet, dass er selbst eine similäre Waffe sein Eigen nannte, welche sein Vater ihm einst zu seinem 16. Geburtstag hatte doniert, die er in der Hast des heutigen Besuches indessen vergessen hatte.


    Doch war nun nicht der Raum, jenes Versäumnis zu sanieren, da er doch vorwitzig der folgenden Fragen harrte in der Hoffnung, die erste adäquat beantwortet zu haben.

    Die Replik des Optios disturbierte den jungen Flavius, welcher mit derartigen Possibilitäten mitnichten gerechnet hatte, ein wenig, obschon selbstredend dies die Diskrepanz zwischen dem Proponierten und dem Erhaltenen explizierte. Sein fragender Blick wich endlich einem mitleidigen angesichts des Laborierens eines Klienten seines Onkels und damit extendierten Gliedes der Familia Flavia Romae, doch final kehrte ein artiges Lächeln auf seine Lippen zurück, als nun jener Octavius seine Dienste offerierte.


    Selbstredend mühte der Jüngling sich gar nicht, familiäre Relationen des Soldaten zu erkunden, welchen er als einen Spross der Plebs wähnte anstatt als einen Anverwandten des wohlbekannten Octavius Victor. Dennoch erachtete es freilich die Etikette, auch jenem womöglich ein wenig simpleren Individuum Respekt entgegenzubringen, zumal selbiges fortan als eine Art Lehrmeister ihm würde dienen.
    "Nun, dann möchte ich dir meinen verbindlichsten Dank ausdrücken, dass du so bereitwillig an die Stelle unseres Lucilius getreten bist, welchem du selbstredend unsere besten Genesungswünsche entbieten darfst. Sofern es sein Wunsch ist, werden wir gern unseren Medicus Capsa in die Castra Praetoria entsenden, um seine Verletzung zu inspizieren."
    Obschon Manius Minor dem Medicus Personalis der Familia Flavia Romae zutiefst verbunden war, da selbiger ihn aus dem grässlichen Griff des Opiums hatte befreit, so vermochte er noch immer keine wahrliche Zuneigung zu dem schroffen Alten empfinden, welcher mit größter Unbarmherzigkeit ihn durch die Grauen des Entzuges hatte getrieben. Ihm als Zeichen der flavischen Gunst zu einer Exkursion in militärische Gefilde zu entsenden, wo seine Expertise von den erfahrenen Militärärzten würde kontestiert werden, erschien ihm somit als bescheidene, doch erträgliche Rache.
    Bei jenem Gedanken kräuselten sich Manius Minors Lippen zu einem Lächeln, ehe diesem ein vorwitziger Blick wich:
    "Wollen wir beginnen?"

    Konträr zu seiner vorherigen Audienz an der Seite seiner Amtskollegen führte man Manius Minor diesmalig in einer der Officia Imperatoris, welche fortunablerweise eine etwas behaglichere Atmosphäre versprühten als die strikt hierarchische, intimidierende Aula Regia. Der Princeps schien noch nicht erschienen zu sein, sodass auch der Jüngling, gefolgt von seinem geliebten Patrokolos, es nicht wagten, jene augenscheinlich für den Gast präparierte Kline zu okkupieren, sondern ratlos im Raume standen.


    Trefflich memorierte er noch seinen letzten Besuch in der Domus Flaviana, wo Severus wie gewöhnlich überaus cordial ihn hatte empfangen, ja konträr zu den beiden anderen, weitaus beflisseneren Tresviri, ihm geradehin seine Protektion hatte offeriert. Doch gefangen in dem epikureischen Wahn, weltlichen Ruhm und politischen Verdienst mit Missachtung zu strafen und jene durch die Unsterblichen selbst konstruierte Ordnung der Menschheit geringzuschätzen, hatte er die Versicherungen von Affektion und Avancement keineswegs dankbar ergriffen, sondern sich in die feige Unbestimmtheit geflüchtet, um undisturbiert auf seinem geheimen Weg zum ewiglichen Verderben fortzuschreiten. Scham ergriff ihn bei den Gedanken an jene Gedankenlosigkeit und er schlug reuig die Augen nieder, während zugleich er verhoffte, der imperialen Gunst nicht verlustig gegangen zu sein.