Lediglich die Via Nomentana hatte der junge Flavius hinabgetragen zu werden, um die impressiven Mauern der Castra Praetoria vor Augen zu haben. Insofern waren die Sklaven, welche den jungen Tresvir transportierten, noch relativ relaxiert, als ihr Herr dem Tagsessel entstieg zu zu dem Soldaten trat, welcher hier vigilierte. Selbstredend war es indessen nicht der Magistrat selbst, welcher nun die Negotiationen übernahm, sondern vielmehr sein steter Schatten Patrokolos:
"Ave, Miles. Der Tresvir monetalis Manius Flavius Gracchus, Sohn des Consulars Manius Flavius Gracchus, benötigt eine Eskorte für eine Dienstreise nach Populonia. An wen hätte er sich hier zu wenden?"
Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor
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Irritiert blickte der Tresvir auf, als Acanthus Heracles ankündigte. Obschon der Exactor in gleichmäßigen Intervallen ihn in seinem Officium aufsuchte, um die Obliegenheiten seines Amtes zu disputieren, so war dies doch höchst selten zu postmeridialer Stunde der Fall, wenn auch der junge Flavius nicht selten seine Arbeit bereits hatte niedergelegt, um mit einem süßen Schluck Opium sich in den Nachmittag zu verabsentieren. Doch schon trat Heracles ein, fahriger denn seinem Usus gemäß, was, noch ehe er den Mund auftat, dem Jüngling verriet, dass ein schreckliches Malheur war geschehen.
"Flavius, es gibt schlechte Neuigkeiten: Eine der kaiserlichen Kupferminen in Populonia ist eingestürzt!"
Ratlosigkeit troff aus den Worten des Exactor, dennoch klangen sie in den Ohren des jungen Flavius similär zu der sprichwörtlichen Botschaft des gestürzten Beutels Getreide in einem Lande am Ende der Seidenstraße, weshalb er nach einigem Zögern die evidente Frage stellte:
"Was bedeutet dies für uns?"
"Das wissen wir noch nicht. Es hängt davon ab, wie groß der Schaden letztlich ist, wie viel Erz gerettet werden konnte und so weiter."
"Nun, wurde dies nicht bereits gemeldet?"
"Nein, der Procurator dort hat sofort Meldung gemacht und beginnt sicherlich erst, die Schäden zu analysieren. Es wäre am besten, wenn einer von uns nach Populonia reist, und sich die Lage vor Ort ansieht."
Der junge Flavius runzelte die Stirne. Er vermochte noch nicht einmal den visuellen Eindruck eines eingestürzten Bergwerkes zu imaginieren, zu schweigen von deren Folgen für die Ökonomie der Münze. Dennoch ahnte er, wohin die Explikationen des Verwalters würden münden:
"Nun, wärest du nicht der adäquate Mann für diese Angelegenheit?"
"Ich muss die Prägung der letzten Charge hier überwachen."
"Was ist mit Licinius oder Baebius?"
"Ich denke, du bist für die Kupferprägungen zuständig?"
Der Jüngling seufzte. Selbstredend sprach Heracles wie gewöhnlich die Wahrheit, diese Angelegenheit fiel unter seine Procura. Indessen mochte eine kleine Reise nicht so indesirabel sein, wie sein erstes Zurückschrecken verhieß: So er eine adäquate Menge an Opium im Vorfeld erstand, wäre es gleich, an welchem Orte er es konsumierte, zumal er auf Reisen zweifelsohne weniger disturbiert werden würde als hier in Roma, wo Manius Maior, die Lasten des Amtes und die lästigen Pflichten der Repräsentation zu jedweder Festivität ihn beständig okkupierten. Ein sublimes Lächeln umspielte seine Lippen. Eine kleine Reise kam ihm mitnichten inopportun. -
DECRETUM
IIIvirorum aureo argento aere flando feriundoDie IIIviri Monetales vergeben öffentliche Aufträge für die Produktion von Schrötlingen für die Münzherstellung im Namen des Senates und des Volkes von Rom.
Inhaber von Werkstätten mit der Möglickeit zum Gießen von Gold-, Silber- und Kupferbarren zu Metallschrötlingen mögen bei dem IIIvir Monetalis Manius Flavius Gracchus Minor vorsprechen.
Sim-Off: Dieser Auftrag kann, so gewünscht, durch Schmiede- sowie Goldschmiede-Betriebe in der WiSim abgebildet werden.
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DECRETUM
IIIvirorum aureo argento aere flando feriundoDie IIIviri Monetales vergeben öffentliche Aufträge für die Produktion von Schrötlingen für die Münzherstellung im Namen des Senates und des Volkes von Rom.
Inhaber von Werkstätten mit der Möglickeit zum Gießen von Gold-, Silber- und Kupferbarren zu Metallschrötlingen mögen bei dem IIIvir Monetalis Manius Flavius Gracchus Minor vorsprechen.
Sim-Off: Dieser Auftrag kann, so gewünscht, durch Schmiede- sowie Goldschmiede-Betriebe in der WiSim abgebildet werden.
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Sim-Off: Wäre es an der Zeit einen separaten Thread zu eröffnen?
Obschon der junge Flavius das Ritual der Salutatio, an welchem seit seinem siebten Lebensjahr er zahllose Male zu partizipieren er war genötigt worden, similär als überaus ennuyant erachtete, hätte niemals er es gewagt, dies in Präsenz eines Consulars zu verbalisieren, da es doch ein Exemplar basaler Mores Maiorum repräsentierte. Augenscheinlich bestand eine gewisse Offenheit zwischen Tiro und Patron, welche sich auch auf den Gast nunmehr erstreckte und somit die Nervosität des flavischen Jüngling weiter zu mindern war geeignet.
"Nahmst du häufig an den Salutationes deines Großvaters teil?"
, fragte er endlich, da ihm doch in patrizisch arrogantem Dafürhalten der Vater des jungen Scipionen nicht als derart notabel bekannt war, dass er eine Salutatio sonderlicher Länge hätte durchleiden müssen. -
Aufs Neue standen feine Schweißperlen auf der Stirne des flavischen Jünglings, als endlich er in seinem Officium hatte Platz genommen, denn eine lange Treppe war dorthin zu überwinden (was in der Villa Flavia Felix, wo die Herrschaft dem Usus gemäß auf irdischem Niveau ihre Räumlichkeiten besaß, überaus selten auftrat). Doch zumindest vermochte jene Wirkstätte konträr zu den Arbeitsräumen im hinteren Teil der Münze durch agreable luminöse und auditive Verhältnisse zu überzeugen, da hiesig vergitterte Fenster das Licht des Tages einließen, während dicke Mauern den Gesang der Hämmer dämpfte.
Der junge Flavius war aufs Angenehmste überrascht, doch vermochte er dennoch nicht zu imaginieren, tagtäglich die Mühsal des Aufstiegs in die Höhe dieses Zimmers auf sich zu nehmen.
"Wäre es possibel, auch von zu Hause meine Obliegenheiten zu erledigen?"
, fragte er deshalb sogleich, während er sich von Patrokolos ein Schweißtuch reichen ließ. Leicht irritiert, da doch die meisten der Tresviri weitaus positiver auf diesen Hort der Ruhe inmitten des Lärmes der Prägeanstalt reagierten, erwiderte Heracles:
"Naja, für manche Dinge wäre es schon besser, wenn Du hier bist. Die Zählung des Materials, die Prüfung der Stempel und so weiter..."
Manius Minors Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln, als er imaginierte, wie er mit seinem defekten Augenlicht versuchte, die feinen Linien und Schnitte in der Gepräge zu kontrollieren, da er doch seit vielen Jahren nicht ein Münzbild zu identifizieren imstande war gewesen. Doch war dies dem Exactor zweifelsohne unbekannt, sodass leichtlich die Fassade war aufrecht zu erhalten:
"Nun, ich könnte regelmäßig die Münze für die dringlich in diesen Mauern zu bewerkstelligenden Materien hier erscheinen. Doch gibt es doch zweifelsohne auch zahlreiche Domänen, die bequem von zu Hause aus zu bearbeiten wären?"
Der Optio hatte neuerlich seine Fassung gewonnen, denn lakonisch erwiderte er:
"Der Verwaltungskram kann auch von woanders aus erledigt werden, das stimmt."
Der junge Flavius nickte. Offenbar war man überein gekommen. -
Baebius Lentulus, welcher en passant auch der älteste der drei Tresviri war, trat als erster zu den Stühlen und platzierte sich mittig, während Manius Minor zu dessen Linken, Murena dagegen zur Rechten sich setzten. Letzterer ergriff sodann auch die Tabula und musterte die dortig notierten Zahlen, augenscheinlich ein wenig unschlüssig, wie auf diese am besten zu reagieren wäre. Der junge Flavius hingegen vermochte nicht lediglich ob der Informationen, sondern ebenso ob ihrer Präsentationsform nicht, der Aufstellung Einsichten zu entlocken, denn wie ihm gewahr wurde, hielt Patrokolos sich mit den übrigen Sklaven im Hintergrund, sodass er verbal ihn um die Rezitation hätte bitten oder die Tabula seinen Amtskollegen weiterreichen müssen, womit wiederum seine Fehlsicht, über welche zweifelsohne man in der Gesellschaft bereits rumorte, wäre offenbar geworden.
Auch das Antlitz des ältlichen Plennius war dem Jüngling nicht mehr als ein Scheme, aus welchem unablässig enervierende Worte drangen, denn nicht nur bargen sie Informationen von ihm privatim eher peripheren Interesse, sondern wurden sie auch in einer Weise präsentiert, aus welcher allzu deutlich die schnöde und als infinit niemals saturable Begierde nach Macht troff. Schlussendlich verblieb ihm somit nichts, als im Stillen Compassion für jene autodestruible Haltung zu empfinden und nach außen durch ein leichtes Nicken sein Verständnis zu bedeuten.
Licinius hingegen, welcher noch immer seine Tabula studierte, als ließe sich durch eine Intensivierung der Lektüre ein Mehr an Sinn aus den ennuyanten Zahlenreihen extrahieren, rang es sich endlich auch zu einem verbalen Kommentar durch:
"Müssen die Münzen zu einem bestimmten Termin geliefert werden? Und wohin? Zum Aerarium? Oder hierher?"Lentulus schließlich, welcher ob seiner misslungenden Introduktion trotz der medialen Position noch immer eine gewisse Insekurität verbreitete, wurde direkt adressiert, weshalb auch er nicht nur eine Replik offerierte, sondern zugleich durch eine konnektierte Frage seine fachliche Appetenz bewies:
"Ja, sehr gut, danke. Müssen die kleinen Münzen durch einen Senatsbeschluss-"
Der Sohn eines Eques stockte und errötete aufs Neue, um dennoch tapfer sich eine Reformulierung seiner Frage abzutrotzen:
"Also müssen wir einen Senatsbeschluss für die Prägung von Assen und Dupondien beantragen?"
Er blickte hinüber zu dem jungen Flavius, welchem eigentlich die Sorge für die Bronzeprägungen war zugelost worden, augenscheinlich taxierend, ob diesen jene entrissene Obliegenheit würde grämen. Doch selbstredend erntete er weder einen offendierten Blick, noch anderweitig negative Reaktionen, da es dem Gracchen doch ferne lag, über die Entlastung seines ohnehin beschwerlichen Amtes zu klagen. -
Sim-Off: Welch rosinale Defäkation
Und welch Vergessenheit meinerseits!
Erst die iterierte Nennung des Gentilnomen "Licinius" ließ den jungen Flavius erkennen, dass Baebius seinen eigenen Namen bei der Präsentation mit dem seines Collega aufs abstruseste hatte permixtiert, was zweifelsohne der Agitation des Rittersohns, welcher womöglich durch familiare Bande in bedeutsamer Relation zu dem Procurator sich befand, war geschuldet. Doch sah er mitnichten sich genötigt, diese Konfusion zu korrigieren, sondern vielmehr bemüßigt, der Unlust jener Okkupation zumindest die restierenden Gelegenheiten, Lust zu generieren, entgegen zu setzen:
"Mit Freuden."
In der Tat hatte der Weg hinauf zu jenem Officium ihn durchaus fatiguiert, sodass der Wein ihm einige Linderung und damit Lust würde bereiten. Auch die übrigen Tresviri packten jene Okkasion beim Schopfe, ehe sodann der wahrhaftige Licinius tollkühn vorpreschte, um ihr Anliegen voranzubringen:
"Wir bräuchten die Prägemenge für dieses Jahr nach Aurei, Denaren, Sesterzen, Dupondien, Assen und Quadrantes."
Kaum hatte er jene Worte gesprochen, ergriff auch ihn ein wenig der Nervosität und er faltete ein wenig fahrig die Hände vor der Brust. -
Eine Weile hatte der junge Flavius jenen Kommentar des Decimus nachklingen lassen, unschlüssig, ob er sich nun jenem zuwenden und damit gleichsam über den Kopf des Purgitius hinweg parlieren, oder besser seine Appetenz neuerlich dem Consular selbst zuwenden sollte, dessen Stimme ja primäres Ansinnen seiner Visite war.
Macers Erklärung hingegen dechiffrierte er hingegen als Insinuation, dass die beiden Jünglinge abseits sich weiter austauschten, ohne ihn weiter zu disturbieren, sodass die Ergründung der Supportierung des Kandidaten gewissermaßen an seinen Tiro Fori delegiert wurde.
"Durchaus gerne."
, erwiderte Manius Minor folglich, zumal ein Gespräch mit dem jungen Decimus ihm weitaus weniger heikel erschien als der gravitätische Dialog mit dem Consular persönlich. -
"Ich danke dir."
, erwiderte der junge Flavius, hin- und hergerissen zwischen der Freude, augenscheinlich die Unterstützung eines ersten, wenn auch anverwandten Senators gewonnen zu haben, und dem Zweifel ob der inkonkreten Formulierung jener Subsidien, welche doch wohl eher der notorischen Insekurität des Jünglings als der dubitablen Intention des Alten mochte geschuldet sein.Die Wünsche endlich implizierten, dass jene eher inkommode Unterredung endlich ihr Ende hatte gefunden, was ungeachtet seines Zweifels dem jungen Flavius einen Stein vom Herzen stieß.
"Ich danke dir, O-"
Manius Minor stockte. Bisweilen hatte seine Mutter den claudischen Senator ihm gegenüber als "Onkel Menecrates" tituliert, sodass jene Anrede ihm in gewisser Weise vertraut erschien. Doch in Anbetracht jener augenscheinlich eher bitteren Relation seines Gegenübers zum flavischen Hause erschien jene familiare Benennung als allzu prätentiös. Er räusperte sich also kurz und wählte dann eine förmliche Appellation:
"Claudius Menecrates. Auch dir wünsche ich den Segen der Götter."
Obschon jener Wunsch ein bloßes Lippenbekenntnis des epikureisch gesinnten Jünglings mochte bedeuten, erachtete er es doch als adäquate und womöglich ein wenig versöhnliche Salutation für einen ältlichen, sittengestrengen und womöglich ein wenig verhärmten Patrizier. -
An der Seite von Quintus Baebius Lentulus und Publius Licinius Murena ließ Manius Flavius Gracchus Minor sich in das Officium des Procurator a rationibus, jenes Herren der Zahlen, geleiten, welcher sinnfällig eine Antithese zu letzterem der drei Triumviri mochte repräsentieren: War jener ein Eques, entstammte dieser senatorischer Nobilität. Hatte jener schier das Ende seiner Karriere erreicht, erklomm dieser soeben die erste Stufe einer langen Treppe. Und während jener augenscheinlich Zahlen liebte, so degoutierte diesem jedwede mathematische Okkupation, weshalb er a priori eine klandestine Abneigung gegen den ältlichen Beamten hegte, dessen Reich sie nunmehrig betraten.
"Ave, Procurator Plemmius. Ich bin Quintus Licinius Baebius, Triumvir Monetalis."
, initiierte folglich der feiste Baebius die Konversation, noch ehe Manius Minor das Wort zu ergreifen vermochte. Doch immerhin fasste der Jüngling sich als zweiter ein Herz und spezifizierte das Ansinnen der Triumviri, ehe der Alte imstande war, sich über jenen ihm womöglich unbekannten Besuch zu verwundern:
"Manius Flavius Gracchus Minor, ebenso Triumvir der Metalle und Prägungen, angenehm. Wir hatten einen Termin anberaumt, um über den diesjährigen Bedarf an Münzprägungen sowie die Quellen für deren Materialien zu parlieren."
Zuletzt gedachte auch Licinius seiner Courteoisie und addierte eine weitere Salutation, ehe man in medias res zu gehen hatte:
"Ave, Procurator. Publius Liciniuis Murena." -
Die Feier schritt voran und Manius Minor musste konzedieren, dass er trotz mangelnden Opiums er sich durchaus hier und da amüsierte, während er mit seinen alten Freunden und Familiaren parlierte, sich der köstlichen Speisen und des lieblichen Weines erfreute und final gar seinen Geburtstagskuchen kostete. Dennoch kam er nicht umhin, als Cornelius Scapula von seinem Ehrenplatze sich erhob, um jenen Ort zu visitieren, wo selbst der Princeps sich keiner Sänfte zu bedienen pflegte, die verbliebene Philonica an seiner Seite zu haben und ein Gespräch mit ihr zu initiieren:
"Nun, wie ist es dir ergangen seit-"
Er hielt einen Augenschlag inne, um zu realisieren, dass ihr letztes Rendez-vous sein Dies Natalis vor nunmehr vier Jahren war gewesen, da augenscheinlich weder sie, noch er sich hatte genötigt gesehen, seinen zu ehelichenden Partner separat zu treffen, obschon ihn einmalig eine Einladung zu ihrem Wiegenfeste hatte ereilt, an dessen Termin er deplorablerweise unpässlich war gewesen.
"-unserem letzten Zusammentreffen?"
, vollendete somit er den Satz ein wenig nebulös, da es ihm doch ein wenig ungehörig erschien, sich binnen vier Jahren nicht ein einziges Mal persönlich oder literal bei seiner Verlobten gemeldet zu haben. Konträr zu ihm schien Philonica indessen wohlpräpariert auf jene Frage, denn anstatt ihrerseits zu spintisieren zu beginnen, replizierte sie prompt:
"Gut. Ich lebe noch immer bei Onkel Scapula und er umsorgt mich nach wie vor wie eine eigene Tochter. Mein Bruder Caius hat vor zwei Jahren geheiratet und im letzten Jahr die Quaestur bekleidet. Ich habe ihm ein wenig bei den Hochzeitsvorbereitungen geholfen, was mich doch ziemlich beschäftigte. Mein anderer Bruder Publius hat vor einem halben Jahr auch mit dem Rhetorenunterricht begonnen. Seither bin ich häufig sein Publikum und seine Ratgeberin."
Der junge Flavius lauschte interessiert, doch während er ihr mediales Diastema zwischen ihren schmalen Lippen auftauchen und wieder verschwinden sah, hing sein Geist doch fest an seiner similär duftenden Wüstenblume, welche zwar ebenfalls schmal tailliert und über eine mäßig sinuierte Silhouette verfügte, doch immerhin kleine, noch immer feste Brüste und ein einladend formiertes Becken ihr Eigen nannte, was Philonica gänzlich missen ließ, wie sie insonderheit in der aktuellen Position, da sie auf ihrer Kline lag, allzu deutlich ließ erkennen. Jener Gedankenstrom jedoch komplizierte es, sich auf das eigentliche Sujet ihrer Unterredung zu konzentrieren, sodass er ein leicht disturbiertes Gesicht präsentierte, als ihre Lippen sich final wieder schlossen und ihr unansehnliches Gebiss verbargen.
Die Cornelia war es, welche deshalb erwartungsvoll aufs Neue das Wort ergriff, um den Dialog nicht ersterben zu lassen, ehe er an Fahrt gewann:
"Tante Virginia berichtete mir, du wärst in Alexandria gewesen?"
Jene Frage nun erweckte ihn aus dem Sinnieren, sodass er ob seiner Ertapptheit ein wenig errötete, sich sogleich jedoch räusperte und nun seinerseits zu sprechen ansetzte:
"Korrekt, es war letztlich doch eine beachtliche Zeit, zwei Jahre insgesamt."
"Oh, dann hast du sicherlich das Museion besucht?"
"Durchaus. Dies war die Intention meines Aufenthalts."
, erwiderte der Jüngling ein wenig mirakulös, wobei ihm die Frage sich stellte, ob die Cornelii in irgendeiner Weise Notiz von seinem Betragen in der Stadt des Alexander hatten erhalten, da doch jenes ehrwürdige Haus nicht different zu den Flavii eine penibel kultivierte Fassade, konstruiert aus leeren Meinungen und vermeindlichen Tugenden, hütete, auf welcher ein epikureisch gesinnter Tochtermann als ein similärer Makel mochte gelten wie innerhalb des flavischen Stammbaums. Doch keinen Hinweis darauf bot das Betragen Philonicas, denn durchaus interessiert führte sie ihre Interrogation fort, was Manius Minor zudem zu dem Schlusse ließ gelangen, dass sie in den vergangenen vier Jahren ein gewisses Maß an Autokonscienz hatte gewonnen:
"Bei welchen großen Lehrern hast du denn studiert? Unser Hauslehrer studierte auch am Museion, ehe er nach Rom kam, und berichtete uns gelegentlich von dort."
Wieder zögerte Manius Minor. Er vermochte nicht zu ästimieren, ob jene Kenntnisse aus zweiter Hand genügten, seinen einzigen wahren Lehrer als Epikureer zu identifizieren, zumal es ihm inkalkulabel erschien, welche Wirkung das Faktum, dass er die Lehren des Samiers hatte studiert, bei dem Mädchen mochte entfalten. Da ihm doch kein weiterer Name in den Sinn kommen wollte, wagte er es schlussendlich dennoch und erklärte:
"Ich habe einen Kurs über Philosophie bei Aristobulos von Tyros besucht."
Cornelia neigte das Haupt zur Seite.
"Den hat unser Hauslehrer nie erwähnt. Ist er bekannt?"
"Nicht sehr."
Scheinbar in den Remineszenzen schwelgend blickte der flavische Jüngling beiseite, um zu signalisieren, diesbezüglich nicht weiter befragt werden zu wollen, was in der Tat gelang, denn Philonica alternierte nunmehr das Sujet ein wenig:
"Hast du auch die Weltwunder besucht? Den Pharos? Und die Pyramiden?"
Kurioserweise hatte der junge Gracche, soweit seine Remineszenzen reichten, niemals ernstlich erwogen, die Zeit in Alexandreia mit dem Visitieren von Monumenten zu füllen, da anfangs ihm die Zeit seines Aufenthaltes schier infinit war erschienen, selbige später jedoch ein derart abruptes Ende hatte gefunden, dass auch hier kein Raum war verblieben, um die versäumte touristische Aktivität nachzuholen, sodass letztlich lediglich der Besuch des Mausoleum Alexanders als solche war zu ponderieren. Die Pyramiden hingegen lagen allzu fern der aegyptischen Kapitale, weshalb er, der, wie ihm nun gewahr wurde, die gesamten zwei Jahre seines Aufenthaltes über keinen Fuß aus der Stadt Alexanders hatte gesetzt, auch das den Schriften zufolge imposantere Globalmirakel der Provinz ihm war verschlossen geblieben.
"Nun, der Pharos ist wahrhaftig von stupender Leuchtkraft, wie ich bereits bei meiner Ankunft auf dem Meer zu erkennen vermochte. Die Pyramiden sah ich dagegen deplorablerweise nicht."
Augenscheinlich erachtete Philonica jene Replik als unergiebig, denn nun blickte sie hinab auf ihre sorgsam manikürten Finger und evozierte dadurch eine innatural lange Pause, was dem jungen Flavius das inkommode Gefühl bereitete, seine Gesprächspartnerin durch die Inspektakularität seiner Bildungsreise zu ennuyieren und durch die Kürze seiner Explikationen, welche doch nicht der Antipathie (obschon er nicht zu negieren vermochte, dass er jene in gewisser Weise für jenes hässliche Entlein verspürte), sondern vielmehr der Qualität seiner Impressionen, die im römischen, von leerer Meinung bestimmten Tugendraster als unschicklich mochten gelten, war geschuldet, gar zu desillusionieren.
Jenes negative Gewissen indessen nötigte ihn nun doch, seinerseits das Gespräch aufs Neue zu reanimieren und mit dem ersten, was spontan ihm in den Sinn gelangte, zu beginnen:
"Studiert dein Bruder bei Menenius?"
Absurderweise hatte die Information bezüglich der cornelischen Präferenz jenes Lehrers der Beredsamkeit die lange Zeit seit ihrem letzten Treffen in einem klandestinen Winkel seines Geistes überdauert, um nun surprenanterweise glänzend zum Vorschein zu kommen.
"Ja. Du warst bei Quinctius Rhetor, nicht wahr?"
"Durchaus. Er scheint mir noch immer nicht sehr bekannt, doch gewährte er mir eine solide rhetorische Edukation."
In Wahrheit vermochte Manius Minor selbstredend nicht zu ponderieren, ob Quinctius gegenüber anderen Oratoren war zu präferieren, da er über keinerlei Expertise hinsichtlich der Alternativen verfügte, doch jenes Diploma, das er zum Ende seines Studiums hatte erhalten, war doch geeignet ihm nicht lediglich zu schmeicheln, sondern ebenso annehmen zu lassen, ein hinreichendes Maß an Beredsamkeit erworben zu haben.
"Ja, der Bruder meiner Freundin Priscilla besucht ihn ebenfalls und ihr Vater ist ebenfalls zufrieden."
Der junge Flavius nickte. Der Name Priscilla erinnerte an seine natterngleiche Stiefmutter, obschon selbiger Cognomen nicht einen Diminutiv bildete, welcher angesichts der Größe ihres Ehrgeizes wie der Arroganz, die sie zerfraß, zweifelsohne auch blanker Hohn wäre gewesen. Diese neue Similität zu thematisieren erschien ihm indessen ebenfalls nicht geboten, weshalb er wieder schwieg, die Last der Reaktivierung ihres Dialoges neuerlich der Cornelia überlassend, die sie nach einigem betretenen Schweigen endlich auf ihre knochigen Schultern lud:
"Und im kommenden Jahr wirst du als Vigintivir amtieren? Steht bereits fest, welches Amt die übernehmen wirst?"
Ein wenig zaghaft fügte sie noch an:
"Du hattest die Triumviri Monetales als Ziel genannt, nicht wahr?"
"Durchaus. Vater unterrichtete mich kürzlich, dass meinem Wunsch entsprochen wird."
Der Jüngling hatte es mit Gleichmut ertragen, denn was sonst wäre ihm verblieben?
"Und dein Wahlkampf? Hattest du einen professionellen Wahlkampf-Organisator an deiner Seite? Mein Bruder Caius hatte einen gewissen Quintilius engagiert bei seiner letzten Magistratur."
"Mein Vater übernahm diese Aufgabe gewissermaßen für mich. Er war der Meinung, dass eine akzeptable Kandidaturrede sowie einige Visiten bei den bedeutsamsten Senatoren, welche amikable Relationen zu uns pflegen, genügen würde."
In der Tat hatte Manius Minor auch nicht sonderlich darauf gedrungen, professionelle Unterstützung zu gewinnen, da doch im Stillen er stets hatte gehofft, mit seiner Kandidatur zu scheitern und somit dem Schicksal der Politik für ein Jahr noch zu entrinnen. Die Reputation der Gens Flavia war indessen derart hoch, dass selbst sein mäßiges Engagement sich als suffizient hatte erwiesen, ihn zum Hilfsmagistraten zu designieren.
"Oh, ich dachte mir auch, dass die Leistungen dieses Quintilius ihr Geld nicht wert waren. Sicher hatte er einige Kontakte, aber am Ende hätte wohl der Einfluss Onkel Scapulas und der gute Name meines Vaters genügt. Glaube ich zumindest."
Nun vernahm der junge Flavius doch wieder die Insekurität in der Stimme des Mädchens, welche sie bei ihrem letzten Rendez-vous so klärlich zutage hatte trete lassen, diesmalig hingegen geradehin verschwunden war gewesen. Augenscheinlich behagte ihr die politische Thematik ebenso wenig wie ihm selbst, womöglich weil es ihr als Frau unschicklich erschien, Urteile über die Ränke der Vita activa zu fällen. -
Zum beschiedenen Termine trafen die drei Triumviri Monetales wie vereinbart am Fuße des Palatinus, um dem greisen A Rationibus einem Besuch abzustatten. Als letzter erschien der junge Flavius, der am heutigen Tage wieder einmal ob des vorherigen, selbstredend angesichts der Aufgabe bescheidenen Opium-Konsumes ein wenig zu spät die Villa Flavia Felix hatte verlassen, und salutierte Quintus Baebius Lentulus und Publius Licinius Murena hastig, als er seiner Sänfte entstieg:
"Salvete. Ich bitte um Verzeihung ob meiner Verspätung."
Der voluminösere Baebius und der schmale Licinius quittierten jene Exkusation mit Gleichmut und ohne einen Kommentar. Stattdessen erwiderte letzterer ein wenig kritisch:
"Hat Plemmius uns eine Uhrzeit zugewiesen?"
Ratsuchend blickte Manius Minor zu Patrokolos, seinem Sklaven, welcher stets sein Calendarium zu führen und seine Briefe zu verlesen hatte. Diesmalig schüttelte er lediglich das Haupt, was explizierte, warum der Diener seinen Herren wenige Minuten zuvor nicht vehementer zur Eile hatte getrieben.
"Nein."
, replizierte der flavische Jüngling folglich, woraufhin Baebius erklärte:
"Dann gehen wir."Nicht lange darauf fanden die drei Triumviri samt ihrer Entourage sich vor den zivil ausstaffierten, doch zweifelsohne überaus gefährlichen Praetorianern ein, die in ihrer intentional intimidierenden Wirkung das Resultat großer Macht, nämlich die noch größere Furcht vor dem Neider, so trefflich exemplifizierten.
"Wir sind die Triumviri monetales. Wir haben heute einen Termin im Officium a rationibus."
, erklärte der junge Flavius dessenungeachtet und Patrokolos reichte dem Soldaten den Bescheid. -
Der folgende Raum wurde noch immer dominiert vom Schallen der Hämmer, welches nur in beschränktem Maße von der simplen Pforte gedämpft wurde. Dennoch saßen hier mehrere ältere Sklaven, welche in augenscheinlich höchster Konzentration über ihre Arbeit sich beugten und sich nicht sogleich erhoben, als sie die Besucher registrierten. Auch sie arbeiteten in formidabler Hitze, denn auch hier verströmte eine Esse nicht nur ein rötliches Glühen (obschon Fenster über den Arbeitstischen der Werkleute hier weitaus mehr Licht spendeten als in der Prägerei), sondern auch entsprechende Temperatur. Dem jungen Flavius stand ohnehin bereits Schweiß auf der Stirne, weshalb er hoffte, dass nicht noch weitere Arbeitsräume ihn erwarteten.
"Das hier sind die Signatores. Sie stellen die Prägestempel für die Münzen her. Pro Tag verbraucht eine Officina, also eine Produktionseinheit, etwa einen Stempel. Dort hinten im Ofen werden die fertigen Stempel noch einmal gehärtet, dann kommen sie rüber in die Prägerei."
, explizierte Heracles neuerlich die Abläufe jenes Arbeitsganges und Manius Minor reckte kurz den Hals, um einen Blick auf die Werkbänke zu erhaschen, wo jedoch lediglich einige filigrane Metallstäbchen und Hämmerlein waren zu identifizieren.
"Dies bedeutet, dass täglich ein neues Bild zur Anwendung kommt?"
, fragte er endlich und fürchtete bereits, stets neue Motive zu ersinnen genötigt zu sein, da doch er ob seiner Fehlsicht nicht sicher zu postulieren imstande war, ob das Geld, welches tagtäglich durch seine, respektive Patrokolos' Finger rann, tatsächlich eine derartige Vielfalt aufwies.
"Nein, nein. Normalerweise wird das Motiv sehr selten geändert, vielleicht einmal jährlich. Das hängt ein bisschen von den Wünschen des Kaisers ab."
Diese Information kalmierte den Jüngling wieder ein wenig, doch enthielt er sich eines weiteren Kommentares, sondern erwartete den nächsten Schritt, welchen der Exactus, welcher offenbarlich selbst einiges Interesse für die Arbeit der Signatores hegte, erst nach einigem Inspizieren der Werkstatt initiierte:
"Das ist die ganze Fertigung. Wir können nun drüben die Officia der Dispensatores ansehen und dann hinauf in dein Officium gehen. Oder wir gehen sofort, wie du wünscht."
Manius Minor wünschte sich ein Schweißtuch herbei, denn inzwischen rann bereits ein Sud über seine Stirne und in seine Augenbrauen, dass er schier glaubte, zu viel des Opiums konsumiert zu haben. Dies wiederum minuierte seinen Drang, sich immediat mit sämtlichen Räumlichkeiten jenes Bauwerkes vertraut zu machen oder gar, wie es ihm angesichts der Hitze in den Sinn kam, nach dem Ort der Produktion der Schrötlinge sich zu erkundigen, sodass endlich er erklärte:
"Dann gehen wir sogleich in das Officium. In mein Officium."
Heracles zuckte mit den Schultern.
"Gut. Der Aufgang ist auf der anderen Hofseite." -
Neben Lucretius war Manius Minor selbstredend auch genötigt worden, seine Verlobte und deren cornelische Familia zu laden. So erblickte der Jüngling kurz nach der Begrüßung seines Freundes bereits jene charakteristische Entourage, welche sofort er zu identifizieren imstande war, obschon Cornelia Philonica sich erst beim Eintreten in den Raum mit ihren knochigen Händen die Palla vom Haupte nahm, denn bereits ihre unfeminine Silhouette, deren mangelndes Volumen eine weite Tunica zu cachieren sich mühte, in diesem Falle hingegen lediglich den Eindruck von Dürre amplifizierte, da der luftige Stoff vernehmlich zu weites Spiel besaß.
"Gracchus Minor, meinen herzlichsten Glückwunsch zu deinem Geburtstag"
, salutierte erstlich Cornelius Scapula Manius Minor mit einem jovialen Lächeln, um sodann sich Manius Maior zuzuwenden und seine Nichte allein zurückzulassen.
"Salve, Flavius Gracchus. Meine Gratulation zum Geburtstag. Und natürlich zum Vigintivirat!"
, begrüßte die Cornelia ihn mit einem freundlichen Lächeln und trat achtsam einen Schritt nach vorn, um sich zur rundlichen Wange ihres künftigen Gatten hinabzubeugen, auf welche sie einen sanften Kuss hauchte. Jene unexpektierte Nähe gewährte es dem Jüngling, auch eine olfaktorische Impression seiner zukünftigen Matrona zu erhaschen, welche konträr zum Visuellen indessen durchaus attraktiv ausfiel, da sie augenscheinlich ein liebliches Rosen-Parfum für den heutigen Anlass hatte aufgelegt. In der Tat erweckte er Remineszenzen, denn eben jenen Odeur verströmte auch seine Wüstenblume, welche Tante Domitilla ihm zu seinem sechzehnjährigen Anniversarium hatte zum Präsent gemacht, stets, wenn er ihrer verlangte, was seit seiner Rückkehr aus Alexandreia, wo er in den carnalen Dingen einige Experienz hatte erworben, nicht mehr lediglich erfolgte, um durch sie sich Speisen und Getränke servieren zu lassen.
"Ich danke dir, Cornelia."
, erwiderte er daher ein wenig beschämt, da es ihm doch jene Konvergenz des Duftes zwischen seiner werdenden Gattin und seiner Bettgespielin ein wenig unzüchtig erschien, zumal noch immer er mitnichten sich geneigt sah, Begierde gegen jenes dürre Pflänzlein zu entwickeln, mit welcher einst er einen Erben sollte zeugen.
"Ich habe dir einen Armreif mitgebracht. Er ziert den flavischen Caduceus und den cornelischen Wolf als Zeichen unserer geplanten Verbindung."
Die Cornelia präsentierte ein Lächeln, welches neuerlich dem jungen Flavius ihre Zahnlücke zwischen den enormen Schneidezähnen präsentierte, was seine Freude über das Präsent angesichts jener Remineszenz an die geplante Vereinigung mit ihr weiter schmälerte. Dennoch nötigte er sich ein freudloses Lächeln ab, um das Mädchen nicht zu indignieren, nahm den Reif entgegen und streifte ihn sogleich über sein feistes Handgelenk, wo es einen überaus inkommoden Druck ausübte, da augenscheinlich es für einen feingliedrigeren Träger war geschaffen worden.
"Ich danke dir. Nimm doch dort bei deinem Oheim Platz."
Mit der nun bereiften Hand wies er auf die Klinen in der Mitte, wo man die Scapulae immediat den Lectus summus hatte zugewiesen, da sie inmitten der juvenilen Gäste und Familiaren den höchsten Rang einnahmen. Diesmalig, da die Gesellschaft ein wenig bescheidener ausfiel als bei der letzten Festivität des jungen Flavius, würde er nicht umhin kommen, mit seiner Angetrauten ein wenig mehr zu parlieren.
Doch zuvor musste er sich von jenem unsäglichen Armreif liberieren, welcher seine Venen derartig bondierten, dass bereits jetzt seine Hand sich rötlich verfärbte und einen pulsierenden Schmerz vernehmen ließ! Welch ein grässliches Omen! -
Nur für kurze Zeit verweilten der Flavius und sein Diener in der Hitze des Atriums, ehe die vertraute Gestalt des Scriba erschien und sogleich mit freundlicher Stimme sie salutierte:
"Ave, junger Herr!"
"Salve, Heracles."
, erwiderte Manius Minor den Gruß und hob schwerfällig den Digitus Salutaris.
"Darf ich dich gleich in dein Officium bringen? Oder möchtest du zuerst die Münze besichtigen?"
Ein wenig unschlüssig blickte der Jüngling zu dem Optio et Exactor Auri Argenti Aeris hinauf, welcher augenscheinlich bester Laune sich sah, aufs Neue einem Spross noblen Hauses sein Reich zu präsentieren. Weder reizte ihn indessen die Perspektive, sich in ein schmales Officium zu retirieren und seine Arbeiten zu initiieren, noch den enervierende Quell jener klingenden Geräusche zu inspizieren. Letztendlich obsiegte jedoch sein Degout gegen die bereits zu antizipierende Pedanterie finanzieller Administrativtätigkeiten, weshalb er endlich replizierte:
"Eine Inspektion dieser Stätte wäre zweifelsohne ein guter Beginn."
"Dann folge mir!"
Sogleich wandte Heracles sich zum Gehen und bugsierte seinen neuen Prinzipalen durch den Hof hin zu einer engen Pforte, vor welcher neuerlich ein freudloser Soldat vigilierte, sich dessenungeachtet sogleich erhob, um die schwere Tür zu eröffnen, sodass das Schallen der Hämmer nun lauter an die Ohren der Inspizienten drang. Dann jedoch traten sie ein.
Es bedurfte einiger Akkomodation des Augenlichtes, ehe Manius Minor imstande war, das Interieur jener großen Halle zu identifizieren. Augenscheinlich waren hier zehn Stationen von identischer Equippierung eingerichtet, welche jeweils sich in einem Ofen sowie einem Amboss sich erschöpfte. An sechs der zehn Ambosse wiederum gingen ob der fatigierenden Arbeit und der Hitze der Öfen schweißglänzende, muskelbepackte Sklaven in stupender Velozität ihrem Tagewerk nach: Einer holte aus einer anbei stehenden Kiste einen güldenen Rohling hervor und warf ihn in den Ofen, sodann holte er einen temperierten aus der Glut mit Hilfe einer langen Zange hervor und platzierte ihn auf dem Amboss, worüber zwei weitere Sklaven ein Konstrukt stülpten, ehe mit behänden Schlägen ein vierter mit dem Hammer auf das Konstrukt hämmerte.
Die weiteren Vorgänge entgingen dem Jüngling, denn schon hatte einer der vermeintlichen Aufseher Notiz von ihm genommen und rief:
"Achtung!"
, woraufhin sofortig sämtliche Arbeiter ihr Werk interrumpierten und Soldaten gleich vor ihren Arbeitsstätten Aufstellung nahmen.
"Dies ist Manius Flavius Gracchus Minor, er wird im kommenden Jahr vor allem die Kupferprägungen verwalten!"
, präsentierte Heracles seinen mit der Toga infallibel als Magistrat ausgezeichneten Begleiter, welchem nun die Männer nicht ohne Vorwitz ihre Appetenz schenkten, sodass der junge Flavius sich genötigt sah, einige wenige Worte an seine Kooperateure zu richten:
"Ich-"
Selbstredend hatte er keinerlei Worte für einen derartigen Anlass präpariert und seine intendierte Stegreifrede stockte, noch ehe sie begonnen hatte, da doch ihm mitnichten jemals zur Kenntnis war gekommen, in welcher Weise man den gemeinen Arbeiter in fruchtbarer Weise adressierte, was indessen ihm als Meisterschüler des Quinctius Rhetor zur Scham gereichte. Seine Wangen färbten sich also rosig, während er in Verlegenheit sein Vorhaben mit einem lapidaren Satze abbrach:
"-grüße euch."
Dessenungeachtet ergriff Heracles aufs Neue das Wort:
"Hier wird jede Münze des Imperiums geprägt. Pro Arbeitsgruppe können pro Tag zehntausend Münzen geprägt werden, momentan arbeiten wir aber mit geringerer Geschwindigkeit, weil die Auslieferung nicht eilt. Die Soldzahlungen für dieses Jahr sind ja schon raus."
Er trat auf den ersten Amboss zu, an welchem jener Supervisor sich befand, welcher soeben das Kommando hatte gegeben. Beiläufig wies Heracles auf selbige Person:
"Das ist Officinator Vescularianus Privatus, der für die Kontrolle der Aurei zuständig ist."
Der Name implizierte, dass es bei jenem glatt rasierten, nicht eben überaus ältlich erscheinenden Subalternen um einen Libertinus des Usurpators Salinator handelte, weshalb er sogleich das Misstrauen des jungen Flavius erweckte, obschon selbstredend kaiserliche Sklaven keinerlei Influenz darauf besaßen, welcher der Imperatoren ihnen die Freiheit schenkte.
"Zeigt mal, was ihr könnt!"
, wies unterdessen Heracles die Equipage jener Werkstätte an und die Sklaven nahmen ihre Arbeit wieder auf, was der Exactor kommentierte:
"Der Schrötling wird hier schon fertig angeliefert und dann erhitzt, um die Prägestempel zu schonen. Dann kommt er hier auf den Amboss mit dem eingelassenen Stempel für die Revers-Seite. Darauf wird dann der Avers-Stempel gelegt und das Stempelbild mit dem Hammer eingeschlagen. Danach werden die Goldmünzen gewogen und eventuell ein wenig mit der Feile auf das Normgewicht gebracht. Das passiert aber drüben in den Graveur-Werkstätten."
Er wies auf eine Tür, auf welche er immediat begann sich zuzubewegen.
"Sehen wir uns das an. Ihr könnt hier weitermachen!"
"Weitermachen!"
, nahm der Officinator jenes Kommando auf und sogleich nahmen die Gruppen ihren beschwerlichen Dienst wieder auf, als hätten sie selbigen niemals unterbrochen. -
Procurator a rationibus Plennius Flamininus
Palatium Augusti
RomaM' Flavius Gracchus Minor Tresvir A.A.A.f.f. Procuratori Plennio Flaminio s.d.
Im Namen des Collegium der Tresviri A.A.A.f.f. erbitte ich um einen Termin hinsichtlich der Ermittlung des Bedarfs zur Prägung der Münzen dieses Amtsjahres, der Zuweisung der diesbezüglich erforderlichen Lieferungen an Edelmetallen sowie sämtlicher weiterer Formalitäten.
Vale bene!
http://www.niome.de/netstuff/IR/SiegelCaduceus100.png
[Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/noakoh4f.png]
Sim-Off: Die historische Lektüre ergab, dass die Verwaltung der Münzprägung in der Kaiserzeit letztinstanzlich dem A Rationibus oblag
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Noch ehe Patrokolos ebenfalls die Resultate seiner passiven Studien zu präsentieren vermochte, meldete der mysteriöse Senator sich zu Wort und kaum vernahm Manius Minor die Stimme, traf es ihn mit größter Klarität, dass es sich bei jener Person um Iulius Dives, den Inquisitor seiner Kandidaturrede musste handeln. Vor Schreck, von eben jenem inmitten eines epikureischen Zirkels angetroffen zu werden, entfärbte er sich aufs Neue und blickte furchtsam zu Boden, da er, die Haltung seines Vaters gegen die Lehre des Samiers extrapolierend, vermeinte, sich durch jene Gesellschaft gänzlich zu desavourieren und damit final den paternalen Zorn auf sich zu ziehen. Zumindest hatte er, wie es ihn durchfuhr, nicht gewagt, just in jener Präsenz und somit geradehin coram publico, die Existenz, respektive Wirksamkeit der Götter zu leugnen, sondern sich der relativ unkritischen Kanonik zugewandt.
Patrokolos hingegen unterließ es trotz der iulischen Kontribution nicht, der Mahnung des Meisters Folge zu leisten und setzte seinerseits an:
"Das Schicksal lehnt Epikur ab. Grundlage ist seine atomistische Lehre, nach der alles Existierende die zufällige Zusammensetzung von Atomen darstellt, sodass weder göttlicher Wille, noch Schicksal oder derartiges sich einmischen würde. Weiterhin gäbe es in der Lehre des Philosophen niemanden, der über die Zuteilung eines solchen Schicksales entscheiden könnte, da die Götter keinen Einfluss auf die Welt ausüben."
Manius Minor blickte hinauf zu seinem Diener, welcher für seine Explikationen sich erhoben hatte. Inständig hoffte er, dass selbiger nunmehr nicht würde ansetzen, die Götter intensiver zu thematisieren, doch dankenswerterweise nahm er stattdessen neuerlich seinen Platz ein in Erwartung der weiteren Debatte. -
Die letzten Schritte zur Münzanstalt hatte auch Manius Flavius Gracchus Minor, der amtierende Triumvir Monetalis, per pedes zurückzulegen, denn selbst für eine kleine Sänfte erschien der schmale, gewundene Weg hin zu dem eisenbeschlagenen Tor als inkommod, da jener Zugang die Benutzung eines Rammbocks zur Erstürmung jenes Schatzhauses verhindern sollte. Als der Jüngling endlich am Fuße jener mächtigen Trutzburg stand, hinter deren Mauern ein imposanter Teil des kaiserlichen Staatsschatzes liegen sollte, verspürte er eine gewisse Beklommenheit angesichts jenes massiven, drohenden Komplexes, welcher wie kein zweiter Bau ein Roma ein Monument jenes Unfriedens repräsentierte, den die Begierde nach Macht und Reichtum generierte. In der Imagination des jungen Flavius besaß der Kepos des Epikur keinerlei Mauern, welche selbst im Falle ihrer Existenz lediglich der Defension vor frostigen Winden hätte gedient, da doch dem Weisen nichts war zu rauben, woran sein Herz hing. Hier hingegen hatte der Kaiser sämtliche Rafinesse findiger Konstrukteure aktiviert, um die edlen Metalle, aus welchen er seine Münzen zu schlagen pflegte, ebenso wie die Prägestempel, welche dem Fälscher eine Immitation guter Münzen durch minderwertige Legierungen, derer sich in der Tat bisweilen auch der Staat zu bedienen pflegte, hätten gestattet, vor all jenen Neidern zu bewahren, die danach gierten, ihren Reichtum auf Kosten des Gemeinwesens zu mehren.
"Wer da?"
, fragte eine feindselige Stimme auf das beherzte Anklopfen Patrokolos' und die äußerlich magisch erscheinende Öffnung eines Blickschlitzes, hinter welchem ein nicht minder feindseligen Augenpaar sich präsentierte. Ridikulös erschien jenes Misstrauen Manius Minor, der niemals in einem öffentlichen Bau, nicht einmal dem Palatium Augusti derartiges Verhalten einem Purpurträger gegenüber hatte erlebt, doch erklärte geduldig sein Diener:
"Manius Flavius Gracchus Minor, gewählter Triumvir auro argento aere flando feriundo, wünscht seinen Arbeitsplatz zu besichtigen."
Anstelle einer Replik vernahm der junge Flavius ein knirschendes Geräusch und die Pforte wurde geöffnet. Dahinter erblickte der Jüngling eine Schar an Schemen, Scuta am Rande stehend und augenscheinlich die Wacht versehend, als befinde man sich nicht in Roma, sondern einem Castellum an der Front.
"Ich wünsche Heracles zu sprechen."
, ließ nun der Jüngling selbst vernehmen, doch der Wächter, welcher den Cohortes Urbanae zuzurechnen zu sein schien, war bereits präpariert.
"Wir haben bereits nach ihm rufen lassen. Dein Officium befindet sich im Obergeschoss durch den Hof."
Ein wenig irritiert ob des Umstandes, dass der Miles keinerlei Eskorte offerierte, sondern schlicht an seinen Posten retournierte, blickte der junge Flavius zu Patrokolos.
"Mir scheint, wir warten?"
"Gehen wir doch dort in den Hof."
, entgegnete hingegen der Sklave und deutete aus dem Schatten des Tores hinüber auf den breiten Innenhof, in welchem bereits jenes charakteristische metallene Klingen vernehmlich war, das dem Jüngling von den allerorts befindlichen Schmieden vertraut war, doch vermeintlich tausendfach multipliziert. Mit einer fein gerunzelten Stirne kommentierte er die auditive Atmosphäre:
"Ein wenig unruhig ist diese Werkstätte, wie mir scheint." -
Dem umsichtigen Patrokolos war es zu danken, dass Manius Minor nach jenem denkwürdigen Auftritt während des Opfers sich in sein Cubiculum retirierte, um seinen Rausch solitär zu genießen, was ohnehin seinem Wohlbefinden keinen Abtrag leistete, da doch er selbst sich mehr denn genug war, während sein Geist in den Sphären des Morpheus schwebte. Die Klimax jenes Zustandes war indessen abgeklungen, als gegen Abend er aufs Neue sich in Gesellschaft zu begeben hatte. Zwar hatte er aufs Neue vom Kelch der Freuden gekostet, um jene vertraute Blümeranz, welche nach starkem Konsum sich stets einstellte, zu vertreiben, doch vermochte er zumindest nun wieder, sich seines Verstandes wie seiner Sprache hinreichend klar zu bedienen.
In jenem Zustand nun nahm er seine Gäste in Empfang. In Ermangelung neuer Kontakte seit seiner Rückkehr hatte er sich an der Gästeliste seiner letzten Feier in Roma orientiert. Tatsächlich erschien so auch sein ehemaliger Kommilitone Lucretius Carus, welchen der junge Flavius seit seiner Abreise nach Alexandreia weder schriftlich, noch mündlich hatte kontaktiert, wie jener bei der Präparation der Festivität hatte mit Schrecken erkannt. Ein wenig beschämt trat er somit dem neglegierten Freunde entgegen, als selbiger durch die Türen des Triclinium ward geführt:
"Lucretius, wie schön dich wieder zu treffen!"
, salutierte er den vergessenen Lieben, welcher seinerseits eine gewisse Distanz offenbarte, als er weitaus weniger cordial denn in alten Zeiten erklärte:
"Flavius, ich danke für deine Einladung! Es ist schön, wieder von dir gehört zu haben."
Er ließ von einem Sklaven sich ein ledernes Etui reichen, aus welchem er eine Rolle hervorholte, die augenscheinlich das Präsent repräsentierte, wie auch seine Explikationen erhellten:
"Ich habe dir das neunte Buch der Nikomachischen Ethik mitgebracht."
Selbstredend war dem Flavius jenes zentrale Werk Aristoteles' wohlbekannt, sodass auch der Fingerzeig, welchen diese Schenkung implizierte, ihm mitnichten entging: Philia, die Freundschaft, war das Sujet jener Schrift, genauer noch die Arten der Freundschaft, in welchen Gegenseitigkeit stets eine gewisse Rolle spielte. Für einen Augenschlag zögerte er und mühte sich, in jener formalen Distanziertheit zu verharren, seine Gefühle zu verbergen und den einst Vertrauten gleich einem jener pro forma Geladenen passieren zu lassen. Doch dann gedachte er des 27. Lehrsatzes des Epikur: Vor allem, was die Weisheit für die Glückseligkeit des ganzen Lebens bereitstellt, ist der Gewinn der Freundschaft das bei weitem Wichtigste.
Lucretius war ihm stets ein treuer Freund gewesen, hatte ihm über manche Unzulänglichkeit in der Studierstube Quintilius Orators hinweggeholfen, hatte mit seinem wachen Geist und seinem feinen Humor nicht selten ihm mal die Freude eines Juxes, mal die einer intensiven Konversation bereitet. Zu deplorabel wäre es somit, seiner aus falschem Stolz, welcher doch auf nichts als leeren Meinungen basierte und keinerlei Lust ihm verhieß, verlustig zu gehen.
"Verzeih, dass ich dich so lange so sträflich vernachlässigte."
, gestand er somit endlich und fiel dem treuen Freunde in exponierter Emotion um den Hals, was dieser delektablerweise nach einem Augenschlag der Überraschung erwiderte.
"Ich hätte dir selbst geschrieben, so du mir eine Anschrift hinterlassen hättest, mein Lieber."
, hauchte Lucretius in das Ohr des Jubilars, welcher trotz seiner Übung nicht zu erkennen vermochte, ob jene Worte nicht weiterhin eine sanfte Klage mochten implizieren. In weiterer Zerknirschung klagte Manius Minor folglich:
"Mir scheint, ich bin ein gänzlich miserabler Halter von Kontakten."
Dennoch lösten sich die Leiber der beiden Jünglinge, welche nunmehr lächelnd sich in die Augen blickten. Lucretius war es endlich, der mit einem neuen Kommentar jenes unrühmliche Kapitel schloss:
"Dies sind aber nicht die besten Voraussetzungen für den Cursus Honorum, mein lieber Flavius!"
Nun erst erkannte Manius Minor, dass dem Freunde nichts bekannt sein konnte über seine Konversion zur Lehre des Epikur, über seinen Degout gegen jene Vita activa, in welche jener sich bereits mochte gestürzt haben und evidentermaßen als Sohn eines Senators präsumierte.
"Ich muss dir so vieles berichten, mein Lieber!"
, erwiderte er somit, inkapabel, all jene Wandlungen und Novitäten hiesig zwischen Tür und Angel zu explizieren. Womöglich würde es erstlich dem Freunde an Verständnis mangeln, es würde zweifelsohne einer hitzigen Debatte bedürfen, ehe er seinen neuen Standpunkt mochte klarifiziert haben. Doch fühlte er die Pflicht, Lucretius jene fundamentale Evolution nicht vorzuenthalten, da doch eben dazu Freunde existierten, derartige Lasten wie die seinige mitzutragen.
"Ich ebenfalls. Sicher kann ich dir auch einige Ratschläge für dein bald beginnendes Amtsjahr geben. Meinen Glückwunsch übrigens zur Wahl!"
"Die Gelegenheit wird sich zweifelsohne ergeben!"
, erwiderte der junge Flavius freimütig. Glück, das erstrebte er in der Tat, obschon er jenes mitnichten im Resultat jener Wahlen zu ersinnen vermochte, welches ihn zu den Mühen des Staatsdienstes verdammte.