Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

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    Original von Caius Flavius Scato
    "Ich komme nicht umher eine gewisse Enttäuschung zu verspüren, obgleich die Salii Palatini eine äußerst ehrbare Sodalität sind, zu welcher sich große, auch flavische Namen bekennen, so hatte ich gehofft dass ihr zwei mich in den Rängen der Salii Collini beehrt." kommentierte der junge Flavier den Beschluss seines noch jüngeren Verwandten, und fuhr fort, "Jedoch, und ich möchte euch keinerlei Unbehagen einreden, bin ich froh dass ihr zu einem Entschluss gelangt seid, auch wenn dieser meine Hoffnungen nicht gänzlich erfüllt."


    "Noch habe ich meinen Vater nicht konsultiert."
    , gab der jüngste der Flavii zu bedenken, ehe er exkulpierend annotierte:
    "Indessen erweckt Mars momentan eher mein Interesse denn Quirinus."
    Seine infantilen Projektionen, jene der von seiner Hand geleiteten Schlachtreihen römischer Legionäre, die Imagination seiner selbst als wohlgestalter Recke mit wehendem Federbusch und glänzender Rüstung, wie auch die Faszination für die Insignien militärischen Erfolges, die Coronae, Hastae Purae und Clipei, beschloss der Knabe indessen seinen Anverwandten zu ersparen, da diese doch bereits bei manchem Sklaven ein nicht zu verbergendes Maß an Belustigung evoziert hatten, welches zu iterieren er nicht geneigt war.
    "Die Grundlagen mögen indessen dieselben sein, nicht wahr?"
    Mit Schrecken memorierte er in diesem Augenblicke das Exerzieren von Tanzschritten und Gesängen, die ihnen schon bald in Fleisch und Blut übergehen würden.

    "Überaus gern!"
    , replizierte der Knabe, obschon in eine gewisse Irritation bewegte, in seinem eigenen Hause auf die Liste der Gäste sich setzen lassen zu müssen, da es ihm bishero doch stets offen gestanden war, die Gastmähler seiner Familiaren zu frequentieren, sofern es sich nicht um bedeutende Konsultationen handelte, welche ohnehin kaum das Interesse seines vergangenen, infantilen Selbst erweckt hatten.
    "Wird Onkel Furianus... nun... dein Vater dir die potentiellen Gäste bekannt machen?"
    , erkundigte er sich ebenso aus nicht geringem Vorwitz, wie ein Homo Novus, selbst wenn es sich hierbei nicht im engeren Sinne um einen solchen, sondern vielmehr einen Spross edelster Geschlechter handelte, welcher indessen dennoch adäquater Kontakte wohl weitgehend entbehrte, seinen Cursus Honorum sich erarbeitete, zumal Scato dies augenscheinlich bereits mit einiger Bravour meisterte.


    Die Sodalitäten mochten hierbei ein erster Schritt auf der Leiter hinauf zu jenen eines Flavius würdigen Ehren sein, welcher gerade für einen politischen Adepten aus patrizischem Hause überaus adäquat sich erweisen musste:
    "Ich denke, mein Vater und dein Vater werden einigen Einfluss geltend machen können, wo immer du Einlass begehrst!"
    Wie er schon Fusus eröffnet hatte, pflegten die flavischen Senatoren ja gute Kontakte zu nahezu sämtlichen religiösen Eliten der Urbs, und selbst dort, wo solche direkten Kontakte fehlten, mochten Gracchus Maior oder Furianus zumindest eine Person kennen, bei der ein gutes Wort für Atilianus gegen diesen oder jenen Gefallen sich überaus fungibel erwies.
    "Gehörte dein Vater ebenfalls einer Sodalität an? Pardon: Dein leiblicher Vater?"
    Das Konstrukt der Adoption mochte innerhalb der römischen Gesellschaft absolut dem Usus entsprechen, dennoch ließ der Knabe ein tieferes Verständnis oder gar eine völlige Akzeptanz jener Relation als Normalität bishero noch missen, da es ihm doch inimaginabel erschien, seine paternale Last so einfach abzuschütteln, um sie gegen eine adäquatere Person zu tauschen, selbst wenn es sich hierbei um den neuen Angetrauten seiner eigenen Mutter handeln mochte. Folglich erweckte die natürliche Provenienz des neuen Anverwandten sein vorzügliches Interesse, um womöglich mehr über die Implikationen einer derartigen Konzeption zu erfahren.

    Schon seit seinen infantilsten Tagen verspürte der junge Flavius dem blassen Villicus seines Genitoren gegenüber ein gewisses Unwohlsein, welches mancher Tage geradezu in einer Furcht sich entlud, zumeist indessen zumindest eine gewisse Bange evozierte. Am diesem Abend freilich war diese Regung durch jene Bedeutsfülle, die das Timbre in der Stimme des Sklaven implizierte, noch weiter aggraviert worden, da doch dessen Erscheinen für gewöhnlich einen dringlichen Umstand vermuten ließ, welcher zweifelsohne mit einem Fehltritt Manius Minors und der daraus resultierenden zu erwartenden Schelte Manius Maiors zu konnektieren war, was einem Reflex gleich in dem jungen Flavius Scham und Culpabilisation erzeugte.


    Einem Todgeweihten gleich, welcher den Sand der Arena betrat, öffnete er somit durchaus furchtsam die Tür des Officium, gefolgt von Sciurius, und erblickte den Löwen in Persona der aufrechten Gestalt seines Vaters vor dem hellen Lichte des Fensters, welche indessen, kaum hatte er sich weiter approximiert, zu jenem vertrauten Schemen sich wandelte, der lediglich durch seine Hexis wie die Stimme zweifelsfrei dem eigenen Vater zu attribuieren war.
    "Vater?"
    , entsandte er ein zaghaftes Signal seiner nunmehrigen Präsenz, ein vollkommenes Abbild der Penitenz offerierend, noch ehe das Verdikt gesprochen war. Dennoch erwartete er eben jenes einem Lamme vor der Schlachtbank gleich, das Haupt leicht geneigt, den Blick jenen Mosaiken zuwendend, welche ihre Muster seit Jahren ihm nicht mehr offenbarten, und spintisierend über den Anlass jener Vorladung, die womöglich mit einer Kritik des Rhetoren bezüglich seines Fleißes und Scharfsinnes, womöglich einer Klage der Sklaven bezüglich eines Fehltrittes seines geliebten Patrokolos oder einer Unachtsamkeit seiner selbst gegenüber einer Person von gewisser Gravität erklärlich erscheinen mochte.

    O Schreck, o Graus!


    Welch tragische Novitäten zum Feste der Parentalia! Ich danke Dir herzlich für die knappe Zeit, welche mir vergönnt war an der Seite meiner Mutter zu verweilen! Mögen sich unsere Wege einst wieder kreuzen, wenn auch zweifelsohne mit konträren IDs ;(

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    Original von Flavia Domitilla
    „Und ich finde, sie sehen sehr chic in ihren schwarzen Uniformen aussehen, nicht wahr?“, warf die junge Flavia noch ein, während sie eigentlich nur mit einem Ohr zuhörte. All die vielen Eindrücke die sie hier einfing fand sie einfach überwältigend. Es war eine gute Entscheidung, dachte sie bei sich, wieder zurück nach Rom gekommen zu sein. Hier gehörte sie einfach hin.


    Einen finalen, sehnsuchtserfüllten Blick schenkte der junge Flavius den Praetorianern, welche ihn in seiner Phantasie beflügelten, obschon er selbstredend zu keinem Zeitpunkt jener sinistren Elite-Einheit würde angehören können, da aus dieser Senatoren für gewöhnlich zur Gänze exkludiert waren, ehe er der Anfrage bezüglich ihrer Exkursion, welche sich ebenfalls an jenem Platze vollzogen hatte, auf dem sie nun standen, und somit zugleich den hinter ihm befindlichen Anverwandten sich zuwandte.
    "Sie gereichte mir zu größter Kurzweil, seid euch versichert!"
    , postulierte er mit mildem Lächeln, wobei neuerlich die impressivsten Momenta an Fusus' Seite in seinem Geiste Revue passierten, wobei die Visite an der Regia selbstredend eine exponierte Position einnahm:
    "Wir sind zu dem Schluss gelangt, uns doch einer differenten Sodalität zuzuwenden: den Salii Palatini!"

    Obschon jener Kontrast in der Wertschätzung der beiden Flavii sich dem jüngeren keinesweges entzog, war der Knabe nicht geneigt, diesen Umstand allzu voreilig zu verbalisieren, da sein Anverwandter doch erst seit kurzem sich in der ewigen Stadt aufhielt und eine Despektierlichkeit gegenüber dem eigenen Vater wohl zu jenen Haltungen zählte, die geradezu eine Anthithese zu Pietas und Mos Maiorum bildeten und somit nur in engst vertrautem Kreise zu thematisieren waren. Folglich verharrte der junge Flavius in seiner ausdruckslosen Mimik, welche bisweilen auch als ablehnend gedeutet wurde, ohne dass dies jederzeit die inneren Regungen abbildete.


    Im Folgenden wandten sich ohnehin die Schritte erfreulicheren Impressionen architektonischer Art zu, indem sie die Atmosphäre des Romanum Forum atmeten, die Tempel, Curiae, Statuen und Basilicae ohne weitere Kommentare betrachteten, obschon womöglich Vulpes größte Mühen diesbezüglich auf sich genommen haben mochte, und die gravitätisch dreinblickenden Personen betrachteten, welche in geschäftigem Schritt die Freifläche passierten.


    Als sie dann endlich den Tempel der Roma und Venus passierten, deutete Manius Minor nach links, wo sich ein kolossales Bauwerk erhob, das augenscheinlich noch in unvollendetem Status sich befand:
    "Dies ist das Ulpianum. Vielmehr soll es das werden. Schon von Divus Iulianus begonnen, baut der aktuelle Consul noch daran!"
    Die Imagination, so viele Jahre für einen Prachtbau jener Größe aufzuwenden, obschon er damit keineswegs aus den übrigen Monumenten jenes Platzes hervorragte, erschien dem Knaben überaus belustigend, was indessen zweifelsohne dessen überaus mangelhaften technischen Sachverstandes geschuldet war.


    Die weiteren Fragen seines Anverwandten vermochte er freilich ebenso recht spontan zu replizieren:
    "Vor dem Krieg habe ich regelmäßig die Spiele mit meinem Vater besucht. Allerdings erscheint mir der Circus Maximus nicht weniger imposant, wie ich gestehen muss."
    Seit dem Kriege hingegen hatte Manius Maior die Öffentlichkeit gemieden, woraus sich die Folge ergeben hatte, dass auch Manius Minor genötigt gewesen war, die Villa Flavia Felix zu hüten, was indessen nun, da junges Blut und frischer Wind die alten Gemäuer durchfluteten, sich, wie zu hoffen blieb, wandeln mochte.


    Verblieb noch der finale Punkt, welchen der junge Flavius ebenso rasch zu beantworten imstande war:
    "Und Lieblingsplatz.... das Capitolium!"
    Hintergründig war dies zu explizieren, indem man des prachtvollen Panoramas eingedenk wurde, welches der Platz vor dem Templum Iovis Capitolini in sämtliche Direktionen bot, von wo aus der Glanz des Forum Romanum zur Gänze, die Größe des Amphitheatrum Flavium wie des Circus Maximus und selbst die weiter entfernten Bauten bis hin zur Villa Flavia Felix von einer Stelle aus einzufangen waren. Diese Stelle war indiskutabel ebenfalls aufzusuchen!




    "Durchaus, wenn die Zeit dafür reif ist."
    , konstatierte der junge Flavius bezüglich jener politischen Lehrzeit, welche seinen Augen noch in weiter Ferne lag, da er doch, obschon er die Toga Virilis vor geraumer Zeit angelegt hatte, noch immer einem Alter, in welchem man den Cursus Honorum zu beschreiten imstande war, weit zu distanzieren war. Eben jenem Umstand war es auch zu danken, dass zweiteres zu prokrastinieren wohl noch eine gewisse Weile possibel erschien, obschon auch hier bereits initiale Erwägungen erfolgt waren, die indessen zumindest für die Persona Manius Minors noch keinesfalls als endgültig zu ästimieren waren.
    "Nein, jedoch gehört mein Vater den Salii Palatini an. Onkel Furianus zählt indessen zu den Arvales Fratres, nicht wahr?"
    Das Bild des damals noch nicht in demselben Maße greisen Flavius mit einer Krone von Ähren war dem Knaben in der Tat noch vor Augen, als jener gemeinsam mit seinen kultischen Brüdern der Dea Dia an diversen Festivitäten des Jahres ihre Referenz erwiesen hatte, was indessen keinesfalls kurioser ihm sich erwiesen hatte als der Anblick seines Vaters und Onkels, angetan in Kriegsgewänder und rhythmisch zu einem selbst intonierten Lied die Glieder biegend. Ein Anblick, den, so ihre Dezision sich als dauerhaft erweisen sollte, auch Fusus und ihr in naher Zukunft bieten mochten.

    Die Erkundigung bei Ollius wurde hinweggeschoben durch den Hinweis seines Anverwandten, welcher hinter ihnen sich positioniert hatte, wobei jener selbstredend prinzipiell wohl obsolet erschien, denn sämtliche Anwesende wandten ihre Köpfe um zu dem Decimer in der Toga Praetexta, welcher von einer großen Zahl an Liktoren geleitet wurde und augenscheinlich die etwas abstruse Intention verfolgte, ein möglichst geringes Maß an Attention auf sich zu ziehen.
    "Womöglich handelt es sich doch um einen wichtigen Prozess!"
    , kommentierte der Knabe triumphierend gegenüber seinem Nachbarn, ehe zur Ruhe gerufen wurde, um dem Akkusatoren das Wort zu erteilen, der rasch die fragliche Sachlage summarisiert hatte und sich dann seiner eigenen Person zuwandte, ehe er den überaus interessanten Tathergang rekonstruierte, die zugleich jenen unsäglichen Vescularius charakterisierte, der der Flavia Gens ein so großes Maß an Unfrieden beschert hatte. Kaum kam der Iulius dann hingegen auf die juristischen Details seiner Erörterung zu sprechen, verlor sich der Knabe in einem eigenen Nachsinnen über die Frage, welcher Anlass den Consul hierher gerufen hatte, da die Restitution des Erbes einer beliebigen Person, selbst wenn es sich hierbei um einen Anverwandten des großen Aelius Quarto handelte, keinesfalls als staatstragender Casus sich dem jungen Flavius darbot.
    Als Dives geendet hatte, war Manius Minor somit primär zu einer privaten Resolution gelangt, die die Präsenz des Consuls über seine Kontrollpflicht gegenüber subalternen, also sämtlichen Magistraten erklärte, welche bezüglich der Anklagerede indessen vornehmlich die bisweilen sich erhebende Stimme des Oratoren vernommen hatte, die ohne eine Verfolgung des gesamten Textes dem Knaben überaus irritierend sich darbot.

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    Original von Spurius Quinctius Rhetor
    "In der Folge nun lassen sich damit aus dem 'genus' der Rede schlussendlich auch jeweils verschiedene Maßstäbe oder Zwecke namhaft machen. Bei einer beratenden Volksrede kommt es so zum Beispiel zuallererst auf Nutzen und Schaden und die mutmaßliche Bilanz von beidem an. Nur hilfsweise und unterstützend, nachrangig also, können auch andere Kriterien Anwendung finden. So auch bei der Gerichtsrede, bei der selbstverständlich die Frage nach Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit im Vordergrund steht, während alles andere erst in zweiter Linie in Betracht zu ziehen ist. Schlussendlich bei der Festtagsrede steht vorrangig Ehrenhaftigkeit und Unehrenhaftigkeit im Mittelpunkt.", führte er aus und ließ nach diesem Punkt, der einen vorläufigen Schlussstrich unter die Gattungen der Rede setzte, nun eine etwas längere Redepause folgen.


    Der jüngste der flavischen Studenten war wie üblich recht ausgeschlafen, da sein Tageslauf wie schon in den Lehrtagen des häuslichen Grammaticus einem strikten Zeitplan unterworfen war, welcher ihn zeitig zum Aufstehen, ebenso zeitig jedoch auch zum Zubettgehen nötigte, während auch die Zeiten mit stupender Präzision reguliert erschienen. Folglich war der Knabe auch imstande, den Ausführungen des Rhetoren zu folgen, welcher nun Systematiken zu erläutern begann, welche durchaus interessant erschienen, indessen nicht zur vollsten Satisfaktion des jungen Flavius für sämtliche Redeanlässe zweifelsfrei eine Kategorisierung erlaubten. Somit nutzte dieser die kurze Pause nach den ersten Worten, meldete sich und fragte:
    "Wäre in diesem Falle eine Leichenrede ebenso eine Festtagsrede? Oder doch eher als Gerichtsrede zu kategorisieren, da sie doch auf Vergangenes sich bezieht?"
    Für diese Redegattung hatte Manius Minor in einer seinem Alter entsprechend geradezu maßlosen Zahl als Publikum gedient, da weder Volksreden, noch Gerichtsreden ihn häufig erreichten und in der Villa Flavia Felix auch Gastmähler recht selten durch Gelegenheitsreden zur Erbauung der Attendierenden eine Relaxation gewannen.

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    Original von Iullus Flavius Fusus
    "Sie sind durchaus eindrucksvoll, diese Prätorianer. Nicht wahr? Ich bin gespannt darauf, den Kaiser einmal persönlich zu erblicken. Ob er wohl genau dem Eindruck entspricht, den man von seinen Statuen und Bildnissen erhält?" fasst er seine Gedanken als einen unverbindlichen Kommentar an die Adresse seiner Verwandten in Worte.


    Bishero recht arglos ins Leere blickend, riss Fusus' Kommentar den Knaben unvermittelt aus seiner Lethargie und nötigte ihn, selbst sich zu orientieren und bezeichnete Militärs zu suchen, was trotz seiner Fehlsicht sich als Leichtes präsentierte, da die Flavii direkt vor sich selbstredend keine Sperrkette zu erdulden hatten, und folglich recht bald von Erfolg gekrönt war. Durchaus erschienen ihm jene Staatsdiener im höchsten Maße als imposant, zumal sie innerhalb der Urbs als bewaffnete Streitmacht einen überaus seltenen Anblick boten und den jungen Flavius nicht selten ins Schwelgen über jene Ideen und Pläne versetzte, welche er seit dem Bürgerkrieg hegte und mit welchen er die Ehre der Gens Flavia zu restitutieren gedachte.
    "In der Tat!"
    , rief er somit aus, ehe sein Anverwandter indessen das Sujet wechselte und auf den Princeps zu sprechen kam, welcher womöglich sich an diesem Tage ebenfalls die Ehre geben mochte. Auch er selbst hatte selbstredend den Kaiser bishero lediglich aus der Ferne zu begutachten vermocht (was ihm wohl auch ein adäquateres Bild vermitteln mochte, als wenn er ihn direkt konfrontiert hätte), doch hatten sie heute eine recht günstige Position ergattert, welche ihnen eine nähere Inspektion ermöglichen würde, die dessenungeachtet eine Konfrontation mit jenen winzigen Abbildungen auf Denaren und Sesterzen, von welchen der Knabe im Falle des aktuellen cornelischen Potentaten zu keinem Zeitpunkt hatte ein scharfes Abbild wahrnehmen können, zumindest aufseiten Manius Minors dennoch zur Gänze ausschloss.
    "Wir werden sehen, nehme ich an. Aber über Bart und Glatze wird er wohl auch in Natura verfügen."
    , war somit ein Allgemeinplatz, den der Knabe zu verbalisieren imstande war, ohne sich argumentativ in irgendeiner Weise auf das Glatteis wagen zu müssen.

    "D'accord."
    konsentierte der Knabe, obschon noch immer ein gewisse Insekurität restierte, da doch seine Skrupel bezüglich der Tanzobligation nicht zur Gänze ausgeräumt waren und es ihm doch ein wenig missbehagte, eine Sodalität mit seinem Genitoren zu teilen, welcher ihn gar noch in den Schritten des Reigens zu instruieren haben würde.


    "Somit wäre diese Obliegenheit wohl geklärt. Wie rasch dies doch ging!"
    , konstatierte er endlich und präsentierte Fusus ein genantes Lächeln, ehe dieses sich in einen fragenden Blick wandelte:
    "Was möchten wir nun unternehmen? Möchtest du noch etwas auf dem Forum inspizieren? Oder möchten wir zum Amphitheatrum Flavium fortschreiten?"
    Ersteres bot schließlich in der Tat eine größte Bandbreite attraktiver Monumente, angefangen bei jenen antiken Bauten wie dem Templum Saturni, dem direkt anbei stehenden Templum Vestae samt dem Hause der Vestalinnen oder dem Lapis Niger, über die Bauten der Republik wie den beiden Basilicae Aemilia et Iulia, der Curia Iulia oder dem Castorum, bis hin zu den jüngsten imperialen Exemplaren wie dem Porticus Neronis oder dem Templum Divi Iulii. Selbstredend erwarteten sie aber auch noch zahllose weitere Attraktionen an anderen Orten, insonderheit selbstredend das Capitolium, das bereits über ihren Häuptern thronte.




    Allzu deutlich waren dem jungen Flavius die Remineszenzen an die zahllosen abfälligen Notizen bezüglich des Hortensius Carrera im Ohre präsent, welche auf Gastmählern und im Kreise der Familie erfolgt waren, sobald die Konversation ihn auch nur streifte, was in dem Knaben eine Furcht vor jedweder diesbezüglicher Aktion evoziert hatte. Indessen handelte es sich hier in der Tat um eine kultische Necessität und, wie Fusus trefflich pointierte, man würde wohl keineswegs solitär sich in jener Pose wiederfinden, sondern vielmehr an der Seite der honorabelsten Personen Roms. Und obschon die ironische Formulierung seines Anverwandten auch Manius Minor ein zartes Lächeln abnötigte, so war die Probabilität des Spottes wohl wenig gegeben.


    "Die würdest also für die Palatini votieren?"
    , versuchte er die Kommentare seines Gegenübers nochmalig zu verifizieren, da dies auch seiner sentimentalen Neigung entsprechen mochte, die, selbst wenn dies keinesfalls sich in seinem Bewusstsein vollzog, durch die familiare Tradition seiner eigenen Stirps sich speiste.




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    Original von Spurius Quinctius Rhetor
    "Ich hoffe ja, dass das nicht genauso fad und langweilig wird, wie der Rest des Unterrichts.", raunte er seinem Nachbarn zu, ohne ihn anzusehen und folglich auch ohne so genau zu wissen, mit welchem seiner Mitschüler er hier gerade sprach. "Ich meine, andere Klassen gehen ja auch in die richtig großen Prozesse mit den Staranwälten und alles - und wir? Wir sitzen hier bei einer Verhandlung, die so wichtig ist, dass sie auch mit einem Iudex und wahrscheinlich nichtmal mittelmäßigen Klägern und Angeklagten auskommt!" Er hatte sich das einmal viel aufregender und spannender vorgestellt!


    Die letzte Visite des jungen Flavius in den Hallen der Basilica Ulpia lag bereits viele Jahre zurück und die Remineszenzen an jene waren überaus ennuyant, weshalb der Knabe wenig geneigt sich fühlte, neuerlich in die Untiefen der Iurisdiktion einzutauchen. Indessen war dies in jenem Falle auch keineswegs erforderlich, denn explizit exkludierte der Magister die jurisdiktionellen Details, die er damals im Nachsatz seiner letzten Visite mit Onkel Piso hatte repetieren müssen, sondern seine Appetenz war einzig der rhetorischen Präsentationsform zuzuwenden, welche ob seiner linguistischen Neigung in weitaus größerem Maße sein Interesse fand.


    Somit platzierte er nicht ohne Vorwitz auf der Bank neben Ollius, welcher prompt die Inkonvenienzen der vorliegenden Session benannte, was Manius Minor inspirierte, selbst den Saal genauer in Augenschein zu nehmen, was ob der etwas zurückgesetzten Position auch möglich war: Auf dem Tribunal hatte der Praetor Fundanius Fenestella Platz genommen, während die Sedilien weiterer Iudices augenscheinlich gar nicht erst aufgestellt worden waren, was darauf verwies, dass es sich um ein Iudicium Privatum handelte.
    "Zumindest steht der Praetor Urbanus dem Prozess persönlich vor!"
    , wandte er ein und reckte den Kopf, um einen Blick auf die Bänke von Anklage und Verteidigung zu gewinnen, auf welchen indessen Personen Platz genommen hatten, die ihm in der Tat gänzlich unbekannt waren, was eine weitere Nachfrage erübrigte:
    "Sind dir die Anwälte denn bekannt?"

    Inzwischen frequentierte der jüngste Flavius bereits seit geraumer Zeit die Rhetorenschule des Quinctius Rhetor, weshalb er nahezu jeden Mittag sich auf dem Forum Romanum gemeinsam mit seinen Kommilitonen herumzutreiben hatte, um sich zu verköstigen und dem Magister eine Stunde der Ruhe zu gönnen, ehe der Unterricht fortgesetzt wurde. Bisweilen hatten sie somit auch diverse Tempel besucht, wobei der der Concordia die besondere Attention Manius Minors gewonnen hatte ob seiner exquisiten Equippage, aber auch der Evidenz der großen Bedeutung der Einigkeit, deren er doch in seiner eigenen Familie verlustig gegangen war, selbst wenn dies keineswegs offen zutage trat.


    Somit war er mit großer Sympathie an diesem Tage erschienen, an welchem die Consuln die Entität der Quiriten zu beschwören und den Göttern pro Populo ihre gerechten Opfer darzubringen hatten.

    An der Seite seiner Kommilitonen nutzte Manius Minor die Pausen, welche ihnen das Studium bei Quinctius Rhetor gewährte, um auf dem Forum sich aufzuhalten, an den Speiseständen der Basilicae sich mit Köstlichkeiten zu versorgen und bisweilen den Reden oder Ausrufern zu lauschen, welche hier sämtliche Novitäten zeitnah verkündeten.


    Heute nun priesen die Männer jenen Duccius Vala an, der vor einigen Monaten bereits während einer Cena im Kreise der Familie im Mittelpunkt des Interesses gestanden war. Vorwitzig fragte der Knabe daher seine Begleiter:
    "Ist dieser Duccius nicht erst Aedilis Plebis gewesen? Man sagt, seine Spiele seien recht eintönig gewesen?"

    Sim-Off:

    Meine Kommilitonen sind wahllos geladen, mir Gesellschaft zu leisten ;)

    Treffend subsummierte Fusus sämtliche possiblen Schlüsse, welche aus dem aktuellen Status zu deduzieren waren, sodass es dem Knaben lediglich verblieb, seine eigenen Optionen zu resümmieren. Indessen ermangelte es Manius Minor noch immer an einer positiven Perspektive, erschienen doch sämtliche Sodalitäten gleichermaßen attraktiv bezüglich ihres Publikums. Dessenungeachtet war er doch zumindest imstande, bezüglich der Gottheiten eine der Sodalitäten zu exkludieren, was jedoch primär dem Umstand geschuldet war, dass er als Knabe von dreizehn Jahren ein geringes Interesse an Landwirtschaft oder gar der Fruchtbarkeit hegte, sondern vielmehr bewegt war von der Faszination für all jene römischen Heroen, die durch strategisches Geschick das Wohl der Res Publica gewahrt und die Feinde der Quiriten in Schlachten und Duellen in die Flucht geschlagen hatten. Hinzu trat, dass er die beste Kenntnis von den Gebräuchen der Palatini hatte, da sein Vater ihm doch allzu oft hierüber Bericht erstattet hatte.
    "Mir erschiene es erfreulich, mit dir gemeinsam mich einer Sodalität anzuschließen. Für meinen Teil fühle ich mich Mars Gradivus zugeneigt..."
    Obschon es politisch geschickt sein mochte, wenn sämtliche Flavii sich differenten Collegia anschlossen, um überall Kontakte zu halten, so verspürte der Knabe doch eine gewisse Furcht davor, auf sich allein gestellt einem derartigen Gremium alter Herren gegenüber zu stehen, weshalb ein flavischer Unterstützer in similärem Alter ihm doch erstrebenswert erschien.


    Einen Defekt hatte die vorliegende Disposition indessen dennoch:
    "Jedoch verspüre ich wenig Neigung, im Reigen durch die Straßen zu tanzen. Dies mag eine alte Tradition sein, doch erscheint es mir doch recht... albern."
    Ein wenig beschämt ob seiner Abneigung wider die Mores Maiorum errötete der junge Flavius ein wenig und lächelte genant. Ob seines Leibesumfanges und der defizitären Beweglichkeit mochte diese Aversion allerdings leichtlich sich dem Beobachter erklären.




    Dieser oder jener Name der Liste war dem Knaben durchaus bekannt, handelte es sich bei Sodales jener uralten Sozietäten, die einen exklusiven Kreis patrizischer Aristokraten um sich scharten, doch mitunter um die Höchstangesehensten unter den Quiriten, mit welchem zudem Manius Maior bisweilen auch Kontakte pflegte, sodass Manius Minor nicht selten das zweifelhafte Vergnügen gehabt hatte, jene in infantilen Augen überaus ennuyanten Gastmähler zu frequentieren, auf welchen man bisweilen seine Sprösslinge zu präsentieren pflegte, ihnen im weiteren Verlaufe des Abends indessen keinerlei Aufmerksamkeit mehr zuzukommen lassen bereit war, sodass die Kinder entweder sich gemeinsam verlustierten oder beständig auf ihrer Kline zu verweilen hatten, ohne auch nur im Geringsten die teils philosophischen, teils politischen Sujets der Konversationen zu erfassen. Die Remineszenzen an diese Persönlichkeiten waren somit überaus ambivalent, womit es zumeist impossibel erschien, jenen Schillerndes oder Interessantes abzugewinnen. Hinzutrat indessen der Umstand, dass die Zeiten des Exils und der Fortgang der Jahre nicht wenige Stellen hatten verwaisen lassen, welche mit neuen Personalien aufgefüllt worden waren, die dem Knaben nicht zwingend ein Begriff waren.
    "Von den Salii Palatini sind mir nicht wenige bekannt. Vater lädt sie bisweilen in ein Haus. Atilius Propertius etwa verfügt meines Wissens über eine ausgezeichnete philosophische Bildung. Herius Claudius Menecrates hat lange Zeit bei den Adlern gedient und war an der Rückgewinnung der Res Publica von Vescularius Salinator beteiligt. Ebenso Aurelius Lupus, eine recht distanzierte Person, aber, wie ich hörte, inzwischen Klient des Princeps."
    , introduzierte er die wichtigsten Köpfe, selbstredend seinen Vater verschweigend, welcher dem guten Iullus ja bereits bekannt war und der seines Ranges als stupende Persönlichkeit angesichts der Feigheit vor dem Feinde verlustig gegangen war.
    "Die Collini hingegen kenne ich nicht so gut. Neben Scato mag wohl Hortensius Carrera zu erwähnen sein. Er ist bereits recht alt, doch pflegt eine Schwäche für Gesang und Tanz."
    Der Knabe gluckste vergnügt, zählten doch die Neigungen des Carrera mitnichten zu dem, was eines Aristokraten generell als würdig erachtet wurde, zumal im stolzen Alter von siebzig Jahren, sodass dies ihm auch eine überaus zweifelhafte Berühmtheit verschafft hatte.
    "Und Macentius Florus ist der Magister. Er lebt in unserer Nachbarschaft und ist ein durchaus agreabler Mensch."
    Dies war indessen auch alles, was Manius Minor diesbezüglich zu vermelden hatte, da der Macentius trotz der Vicinität keineswegs zu den Freunden der Familia sich zählen durfte.
    "Bei den Arvales Fratres wiederum ist es besser bestellt, da Onkel Furianus ebenfalls mit ihnen einigen Kontakt unterhält."
    Adäquater wäre wohl das Präteritum gewesen, da sein Onkel selbst in den Augen der jüngeren Flavii mit zunehmendem Alter recht gebrechlich und kauzig geworden war, sodass er nur höchst limitierte Kontakte pflegte.
    "Fabius Cerco ist ein Freund von Onkel Furianus. Tiberius Ahala ist wohl der Sohn des Tiberius Durus, der von Salinator ermordet wurde und als Consular und Pontifex pro Magistro amtierte."
    Auch jener war ein häufiger Gast in der Villa Flavia Felix gewesen, selbst wenn der Knabe außerstande war, ein Bild des Adoptivsohnes zu imaginieren.
    "Und Valerius Iuvenalis ist ein Collega von Vater bei den Pontifices."
    Dies waren wohl die wesentlichen Personen, zu denen der junge Flavius einige Kommentare zu geben imstande war, selbst wenn es überaus fraglich erschien, ob diese seinem Anverwandten die Wahl erleichtern mochten.




    In der Tat war dem jungen Flavius jene Inzidenz, welche ohnehin an einem Tage sich ereignet hatte, der voll gewesen war an Scherzen, mahnenden Worten und belanglosem Plaudern, ohne dass er hierfür auch nur einen Hauch von Muse besessen hatte, da ihn doch gänzlich differente Obliegenheiten geplagt hatten. Entsprechend förderte er ein recht insekures, manierliches Lächeln zutage, welches seine memoriale Unpässlichkeit zu überspielen bedacht war.


    Erfreulicherweise bedurfte es aber keiner weiteren diesbezüglichen Kommentare, denn schon wechselte das Sujet zu den Sodalitäten, welche den geschätzten Iullus augenscheinlich noch immer aufs höchste okkupierten, die indessen auch durchaus das Interesse Manius Minors trafen, da eine Entscheidung diesbezüglich auch in seinem Falle nicht gefallen war, obschon selbstredend ihm schwante, dass er letzten Endes sich dem Druck der Tradition, respektive der Wünsche seines Erzeugers, zu beugen geneigt sein würde.


    "Gedenkst du auch ein Tirocinium Fori zu absolvieren?"
    , konkretisierte er endlich die erste Nachfrage seines spielerischen Kontrahenten, um nicht ob seines Schweigens als ungalant taxiert zu werden.

    Obschon nichts dem jungen Gracchus mehr in Leib und Blut übergegangen war als der Habitus der römischen Aristokratie, das Vergangene notorisch als das Bessere zu lobpreisen, so war in jener Deutung doch die Technik implizit exkludiert, was zweifelsohne auf die Verachtung der Nobilität für jedwede handwerkliche Tätigkeit begründet war, obschon sie dennoch selbstredend mit äußerster Begeisterung ihre Resultate in Form extravaganter Paläste und imposanter Monumente in Anspruch zu nehmen geneigt war. Dennoch betrachtete man somit jene uralten Bauten mit einer gewissen Nostalgie, die auch den Knaben bewegte, während sie auf das Gemäuer zustrebten.
    "In der Tat, es vermag uns zu erinnern, dass nichts altehrwürdiger ist als die Religion."
    , ließ er somit altklug verlautbaren, als sei er ein jovialer Vater, der seinem Spross und nicht einem an Jahren ihn übertreffenden Jüngling die Wunder Roms präsentierte.


    So trafen sie an dem augenfällig bescheidenen, doch zumindest in Marmor gehaltenen Bau ein, dessen sämtliche zu erblickenden Wände besetzt waren mit weißen Tafeln, die die Consuln seit der Begründung der Res Publica, jedweden legitimen Triumphator, Beschlüsse der Pontifices und Listen aller im priesterlichen Dienst befindlicher Personen beinhalteten. Deplorablerweise war Manius Minor dennoch nicht imstande, diese zu nutzen, da aus einer gewissen Entfernung, in welcher er die hübschen, mit artifiziellen Giebeln und Pilastern eingeramten Tafeln noch in gänzlicher Schärfe zu erblicken vermochte, verbat ihm die Größe der Schrift eine Dechiffrierung, in der Nähe hingegen verschwammen die schwarzen, sauber und regelmäßig aufgetragenen und rubrifizierten Lettern in solchem Maße, dass eine Lektüre ebenso ferne lag.


    Somit bedurfte es aufs Neue seines Sklaven, welcher mit größter Evidenz adressiert wurde:
    "Patrokolos, ist dir bekannt, wo die Collegia vermerkt sind?"
    Sogleich eilte der findige Diener voraus, bedachte die Tafeln mit kurzen Blicken und verweilte endlich unweit der Pforte, das Objekt der Begierde mit einem Fingerzeig bedenkend.
    "Hierher, Domine! Die Salii stehen hier!"
    In der Tat gelangten sie so an jenes Album, welches fein säuberlich die Salii Collini, die Salii Palatini, die Fratres Arvales und weitere Sodalitäten anführte. Mit einigem Missfallen musste der junge Herr indessen zu dem Schluss kommen, dass sein Patrokolos keineswegs geneigt war, die Namen nun auch zu verlesen, sodass ein weiterer Befehl vonnöten war:
    "Verließ sie uns doch bitte!"
    , welchem Patrokolos unverzüglich nachkam.