Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Wie Manius Maior, so mochte auch Manius Minor kaum eine Similität der Archimima mit seiner Mutter zu entdecken, da er diese doch mit schwindendem Sehvermögen vornehmlich anhand ihrer Gestik, ja ihrer gänzlich individuellen Art der Bewegung identifiziert hatte, was indessen den kompliziertesten Aspekt der Schauspielkunst darstellen mochte, sodass es impossibel war, dass eine Actrice, mochte so noch so begnadet sein und zu den teuersten ihrer Profession zählen, dies ex post und ohne persönliche Kenntnis des durch sie zu repräsentierenden Individuums in konvenierlicher Weise darzubieten. Ohnehin vermochte der Knabe sie von seiner Position in der Pompa Funebris kaum zu beobachten, weshalb er sich rasch wieder den düsteren Gedanken seines Verlustes hingab, während er mechanisch einen Fuß vor den anderen setzte, bis sie endlich am flavischen Mausoleum angelangt waren, wo sie der Scheiterhaufen erwartete.


    Nun galt es Abschied zu nehmen, sodass er sich seinem innerfamiliaren Rang gemäß hinter seinem Vater einreihte, was ihn in den Stand versetzte, dessen exkulpierende Äußerung zu vernehmen, die er selbstredend auf dessen Versagen in den Jahren des Krieges projizierte, was neuerlich seinen Schmerz intensivierte: In der Tat war er nach dem Tode Antonias zur Gänze auf sich allein gestellt, der Spross eines verdorbenen Stammes, einer Gestalt, welche phänotypisch durchaus jene Gravitas und Dignitas präsentierte, die einem Flavius zur Ehre gereichte, die aber in Wahrheit ein gemeiner Feigling war, der seiner eigenen Mahnungen, das Wohl der Familie und des Staates über das eigene zu stellen, bitterlich spottete.
    Jene Gedanken bewegten ihn so, als er das blasse Antlitz seiner Mutter erfasste und ihr, gemahnt an Gravitas und Dignitas, welche sein Vater konträr zu seinen Prinzipien überaus formvollendet repräsentierte, in recht formeller Weise einen Kuss auf die Wange hauchte, wobei ihm der süßliche Duft des Todes in die Nase stieg, welchen selbst die Mengen an Parfums und Essenzen bei jenem mehr als drei Tage alten Leichnam nicht zu überdecken vermochten, der indessen zugleich dem jungen Flavius das letzte Mal, als er diesen geatmet hatte, in den Geist rief und ihn mit Schauern seiner widrigen Träume gedenken ließ. Mit einem Frösteln ließ er somit ab, inständig hoffend, dass seine Mutter nicht wahrhaftig zu einem jener Lemuren mutierte, die die Nächte und Tage der Lebenden quälten, weshalb er im Geiste gelobte, ihr stets pietätsvoll Opfer darzubringen und zu nähren, wie es sich auch für einen Sohn mit lebenden Eltern gebührte.
    "Vale!"
    , hauchte er endlich und wandte sich ab, um auch seinem Bruder die Option zu bieten, seine Mutter zu verabschieden.

    Das Lamentieren der Klageweiber verfehlte seinen Effekt bei Manius Minor nicht, wie sich während der Sammlung der Trauergemeinde zunehmend offenbarte, denn obschon die Proximität zu den an der Bahre deplorierenden Weibern es ihm versagte, derer Krokodilstränen ansichtig zu werden, so rührte das Flehen und Heulen der Frauen doch auch aufs Neue an jenem Schmerz, welchen er im Laufe des Tages noch hinter einer Maske hatte verbergen können.
    Als indessen sein Vater ihn zum Aufbruch mahnte, hatten Tränen neuerlich seine feisten Wangen benetzt, während sein Geist wieder zur Gänze eingetaucht war in das Meer des Schmerzes, die Remineszenzen an freudige Momente auf dem Schoße Antonias, an liebende Worte und sanfte Küsse und die bittere Gewissheit, dass all dies nunmehr definitiv und indiskutabel der Vergangenheit angehörte. Kein Ton entfleuchte seinen Lippen, lediglich bisweilen ein verstohlenes Schniefen war vernehmlich und doch war es zweifelsohne jedem offenbar, wie sehr der Knabe an dem maternalen Verlust laborierte, als er sich an der Seite seines Vaters und seines kurioserweise recht teilnahmslosen Bruders hinter dem Leichenbett einreihte, um die letzte Reise seiner Mutter zu geleiten.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    "Ungewöhnlich, aber durchaus interessant." entgegnete Scato seiner Tante und lehnte sich nur ein wenig nach vorne um das Geschehen besser begutachten zu können, und gleichzeitig jedoch seine flavische Würde zu behalten, und nicht wie ein sensationsgieriger kleiner Junge zu erscheinen.


    Schweigend war der jüngste der gastierenden Flavii nicht von der Seite seiner Tante gewichen, hatte artig sämtliche Personen begrüßt, welche ihm dargeboten worden waren, um nun endlich neuerlich einer der zahllosen Vermählungszeremonien beizuwohnen, an welchen er trotz seines jugendlichen Alters bereits aufgrund familiarer Verpflichtungen partizipiert hatte, obschon dies nur ein einziges Mal aktivisch erfolgt war. Notabel in diesem Falle hingegen war die heftige Unterredung, welche der Bräutigam hier mit einer unbekannten Gestalt führte, die sich Manius Minor erst offenbarte, als sie sich zornig ab- und sich einer jungen Dame zuwandte, dann indessen sein höchstes Erstaunen evozierte, welches er umgehend zu verbalisieren hatte, zumal auch Tante Domitilla und Caius den Casus kommentiert hatten:
    "Dies vermeine Decimus Serapio zu erkennen, den Praefectus Praetorio des Vescularius!"
    Seine Stimme mochte in der Verwunderung beinahe etwas laut erschollen sein, als er jene Persona von Ferne sah, welche, wie ihm selbstredend keineswegs bekannt war, nicht nur zu dem sich vermählenden Iulius, sondern ebenso zu seinem eigenen Vater ein überaus intimes Verhältnis gepflegt hatte, dessen er aber doch bei diversen öffentlichen Auftritten ansichtig geworden war und den er nach dem Kriege aufs Neue kommemoriert hatte, da dieser doch nicht nur der finstre Opponent der aufrechten Römer um Flaminius Cilo und Annaeus Modestus gewesen war, sondern zugleich vorgeblich der Grund, warum sein Vater ihn damals bar jeder Nachricht und gänzlich allein in Mantua zurückgelassen hatte. Dass nun auf einer derartigen Festivität mitten in Rom erschien, erschien dem Knaben unfasslich, nachdem er doch ausweislich das Blut so zahlreicher Römer an den Händen hatte.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato
    Er entdeckte auch seinen jüngeren Onkel welcher die Tänzer ebenfalls zu bestaunen schien, und stellte sich unauffällig in die Nähe des Jungen, um ihn zu Begrüßen, und ihn auf einen besonderen Gast aufmerksam zu machen...
    "Manius Minor, es freut mich dass du mich an diesem feierlichen Tag mit deiner Präsenz im Atrium beehrst." begrüßte Scato den Burschen, und fuhr direkt fort, "Ich möchte dich gar nicht weiter von der ohne Zweifel wunderbaren Aufführung abhalten, jedoch wäre es mir später am Abend eine Freude dir meinen guten Freund Quintus Felix von den Claudiern vorzustellen, er ist Magister der Salii Collini." erwähnte Scato beiläufig und hoffte trotz der scheinbar recht festen Meinung seines Onkels und seines Bruder ein gewisses Interesse zu wecken.


    Der junge Flavius nickte ob der Ansprache des älteren, zumal ihm seine Anwesenheit zu einem derartigen Anlasse durchaus obligat erschien.
    "Dieser ist mir in der Tat unbekannt."
    , replizierte er noch, doch schon war sein Neffe wieder anderweitig okkupiert, da doch eine recht beachtliche Zahl von Gästen sich einzufinden schien, was dem Knaben die Option darbot, recht unbemerkt sich aufs Neue dem ekstatischen Reigen zuzuwenden, ehe dieser abrupt zu einem Ende kam.


    Nun folgten neue Lustbarkeiten, denn Raubkatzen, geführt von stattlichen Sklaven wurden hereingebracht, was Manius Minor einerseits ein wenig ängstigte, andererseits jedoch auch seinen Vorwitz regte, zumal ihm der flavische Brauch, Löwen für jeden Familiaren im Ludus Matutinus zu halten, wohlbekannt war, was die Hypothese ihm aufdrängte, dass es sich bei der Löwin möglicherweise um das Exemplar seiner Tante handelte, welche ja augenscheinlich die Sorge für all jene Intermezzi trug.

    Ob meiner realexistenten Okkupation bin ich, wie womöglich bereits detektiert wurde, derzeit kaum imstande hier zu posten. Deplorablerweise wird jener Zustand noch für eine gewisse Weile andauern, was ich vielmals zu exkulpieren ersuche.

    Auch Manius Minor war selbstredend mit Freuden der Einladung seines Neffen gefolgt, obschon er sich, seiner Natur gemäß, primär im Hintergrund aufhielt und lediglich jenen Gäste, welche persönlich auf ihn zutraten, ein genantes Lächeln und eine artige Begrüßung angedeien ließ. Dennoch inspizierte er selbstredend die Besucherschar, nahm Notiz von der Aurelia, dem Purgitius und dem Tiberius, welche ihm alle doch von diesem oder jenem Gastmahl bekannt erschienen, obschon dies selbstredend aus seiner Position nur in bedingter Weise zweifelsfrei zu erörtern war, da die Distanz entweder zu groß oder die Schärfe der Gesichtszüge in seinen Augen zu gering war, um eindeutige Zuordnungen zu gestatten.


    Als indessen die Tänzergruppe ihren Auftritt begann, zog diese rasch die gesamte Appetenz des Knaben auf sich, da doch selbst dem verwöhnten Jüngling eine derartige Darbietung noch selten oder nie geboten worden war, obschon das Herumwirbeln und katzenartige Springen der Artisten den fehlsichtigen jungen Flavius bisweilen doch eher konfundierte denn erbaute, während er die doch die Augen nicht von jenem Reigen nehmen konnte, ja geradezu sich geneigt fühlte, die rhythmische Klänge der Trommeln durch Klatschen zu imitieren, wovon er indessen ob der Gravitas, die einem Flavius anstand, selbstredend Abstand nahm.

    An der Seite Manius Maiors war Manius Minor platziert, gehüllt in eine schlichte, dunkelgraue Toga, nachdem er an diesem Morgen zum ersten Male einen persönlichen Wunsch bezüglich seiner Bekleidung geäußert hatte, da doch die tiefschwarze, mit güldenen Applikationen ausgestattete Toga, welche der Vestispicus ihm offeriert hatte, dem Knaben gänzlich inadäquat erschienen war ob des Prunkes und der Feierlichkeit, welche sie transportierte. Mitnichten war dem jungen Flavius nämlich zum Feiern zumute, vielmehr hatte er sich seit der Nachricht des Todes seiner Mutter zur Gänze in sein Cubiculum zurückgezogen, hatte unzählige, bittere Tränen in sein Kopfkissen geweint und erst nach einem Tage bar jeden Konsums von Speise oder Trank zumindest Patrokolos zu sich vordringen lassen, um seinen Schmerz von der Seele zu reden und seiner Desperation Ausdruck zu verleihen.
    Auch am heutigen Tage hatte lediglich die Perspektive, des Leibes seiner Mutter ein letztes Mal ansichtig zu werden, ihr gleichsam Lebewohl zu sagen, ehe sie ins Reich des Pluto hinabgleiten würde und ihre sterblichen Überreste den Flammen übergeben werden mochten, ihn hervorgelockt. Delektablerweise verwehrte seine Fehlsicht ihm hierbei den Schmerz, in den erschlafften Zügen der Claudia jene minimale Differenz zu erblicken, die den Tod so deutlich in das Antlitz jeder noch so kunstfertig aufbereiteten Leiche zeichnete, sodass sie dem Knaben mehr als allen übrigen Gästen erschien als schlafe sie den Schlaf der Gerechten.


    Doch trotz jenes Friedens, den der maternale Corpus zu verbreiten schien, erweckte er zugleich eine tiefe Sehnsucht in dem jungen Flavius, ihn ein letztes Mal in die Arme zu schließen, den ehemals in ihm wohnenden Geist zurückzuholen durch Anrufungen oder magische Rituale, welche Kosten auch immer damit konnektiert sein mochten. Denn allzu lange lag ihre letzte Konversation zurück, mehrere Jahre des Bürgerkrieges ohne jeden Kontakt, nur spärliche Korrespondenzen seit dessen Ende, welche doch eher einem Austausch von Plattitüden dem Knaben erschien denn ein Ausdruck jener Geborgenheit, die er seit dem Tag, als er jenen Leib vor vierzehn Lenzen verlassen hatte, stets in ihrer Präsenz verspürt hatte. Eben diese schien nämlich trotz der Mühen des Libitinarius verschwunden gleich einem gebrochenen Zauber, welcher lediglich Leere hinterließ, die auch die dumpfen Worte der Anteilnahme seiner Familiaren keineswegs zu füllen vermochten.
    So zeigte Manius Minor auch keinerlei Reaktion auf die Kondolenzen von Scato und Tante Domitilla, verwehrte gar ein stummes Nicken oder Worte des Dankes, sondern ließ den Blick stumm auf der Silhouette seiner geliebten Mutter ruhen, selbst wenn der Sichtkontakt durch die Leiber der Trauergäste bisweilen durchbrochen wurde.

    Ohne Widerstand ließ der junge Flavius sich hinausgeleiten, da ihm doch hier bereits ein Übermaß an Anteilnahme entgegengebracht worden war, während auf weiteres nun nicht mehr zu hoffen war, sodass nun Patrokolos an der Reihe sein mochte, das Leid des Knaben zu teilen.


    "Ja, Vater."
    , replizierte er somit lediglich und spürte auch schon Sciurius' Hand auf der Schulter, welche ihn durch die Tür und zu seinem Zimmer bugsierte.

    Obschon der Knabe selbst in tiefstem Schmerz verharrte, stieß die Remineszenz an seinen noch jüngeren Bruder, welcher doch zweifelsohne in weitaus größerer Dependenz von seiner Mutter noch lebte und somit ein similär größeres Maß an Leid verspüren mochte, eine Compassion hervor, die sein eigenes Laborieren vorerst in den Hintergrund treten ließ und ihn vielmehr nötigte, sich als jener Pfeiler zu sehen, welcher nunmehr noch größere Verantwortung für seinen Bruder zu tragen haben würde, da doch ihrer beider parentaler Überrest bisweilen sich als recht defizitär erwies betreffs der Konvergenz von Wort und Tat und das maternale Korrektiv sich nun verabsentiert hatte.
    "Ja, Vater."
    , replizierte er somit, obschon ihn die Imagination, Titus gleich seiner geliebten Mutter in die Arme zu schließen, doch recht infamiliär erscheinen mochte, da dies einem Jüngling seines Alters doch recht inadäquat war, während zugleich doch die Necessität sich nicht leugnen ließ, da sein Bruder nun doch auch einer Person bedurfte, welche ihm die maternale Geborgenheit bot, gerade im Augenblick da jene ihm verlustig gegangen war. Jener Verlust, den ja auch er selbst teilte, war es auch, welcher neue, bittere Tränen evozierte, die ihrerseits ein anfängliches Blinzeln, dann ein verschämtes Augenwischen hervorbrachten, da doch Manius Minor nun und angesichts jener vor ihm liegenden Obliegenheiten mehr denn je bemüht war, die Selbstkontrolle seiner Regungen gleich Manius Maior zu perfektionieren.


    Nochmalig schniefend verharrte er so vor seinem Vater, unschlüssig, welche Maßnahmen nun zu ergreifen seien, ob die Pietät ein weiteres Verharren verlangte oder er doch ihnen beiden am besten tat, wenn er sich hinfortflüchtete, um seinen Schmerz mit Patrokolos zu teilen, welcher ihm doch so viel vertrauter schien denn der Scheme vor seinen Augen, obschon dieser doch sein ganzes Leben ihn geleitet hatte, jener erst vor einem Jahr in sein Leben getreten war.

    Ein beachtliche Zeitspanne verweilte der Knabe schluchzend und Tränen verströmend an der Brust seines Vaters, ehe seine Qualen ob jener gänzlich inkomprehensiblen Umstände insofern Milderung erfuhren, dass er imstande sich fühlte seine Contenance zumindest in einem gewissen Maße zurückzuerlangen und die heftigsten Regungen zu kontrollieren.


    Sein Vater schien indessen schon seit geraumer Zeit jene Kontrolle über sein Selbst zurückerlangt zu haben, denn schon wandte er sich den Formalitäten zu, welche nun drängten, was den jungen Flavius seiner womöglich unanständigen emotionalen Offenheit gewahr werden ließ und ihn nötigte, die parentale Umarmung zu lösen und wieder in einiger Distanz Aufstellung zu nehmen, die verweinten Augen auf das verschwommene Antlitz Manius Maiors gerichtet und der Dinge harrend, welche ihm nunmehr entgegentreten würde.


    Als Flammas Erscheinen verkündet war, fühlte Manius Minor selbst sich genötigt, einen Kommentar zu geben, doch mochte ihm augenblicklich nichts in den Sinn zu kommen, da doch die Leere in seinem Geiste noch zu erdrückend war um rationale Überlegungen anzustellen. Erst nach einigen Augenschlägen, welche sich wie Stunden hinzuziehen schienen, memorierte der Knabe die Erwartungen seiner geliebten... und nunmehr inexistenten Mutter, die zweifelsohne von ihrem Erstgeborenen erwartet hätte, dass er seinem Vater, so sehr dieser auch ohne jede Emotion ihr Ableben akzeptierte, jedwede Unterstützung zusicherte, um jene deplorable Pflichtigkeit zu leisten.
    "Kann... ich dir irgendwie behilflich sein?"
    , brachte er somit mit einiger Beschwerlichkeit hervor, um sogleich das sich durch das Vergießen der Tränen angesammelte Nasensekret recht deutlich hörbar hinaufzuziehen.

    Ein Bote eilte herbei und versuchte, ein Schreiben noch unbemerkt dem Stapel der unerledigten Erbschaftsfälle zuzuführen:

    Ad DECEMVIR LITIBUS IUDICANDIS MARCUS IULIUS DIVES


    M' Flavius Gracchus Minor Decemviri s. l. M. Iulio Diviti s.d.


    Ich bitte verbindlichst meine Fristüberschreitung zu entschuldigen, da ich ob des Schmerzes über den Tod meiner geliebten Mutter bishero außerstande war, mich den aus ihrem Ableben resultierenden ökonomischen Obliegenheiten zuzuwenden.


    Selbstredend bin ich bereit, das Erbe meiner Mutter zur Gänze anzutreten und wäre überaus dankbar, wenn dieses ohne weiteren Verzug mir überschrieben werden würde.


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/131110/noakoh4f.png]


    Sim-Off:

    Ich bitte vielmals zu entschuldigen, dass mir jenes Schreiben entfallen ist, sodass ich jene beträchtliche Fristüberschreitung geschehen lassen musste. Ob der folgenden Intestaterbfolge, welche ohnehin meinen Bruder Titus begünstigen würde, wäre ich überaus dankbar, wenn das flavische Vermögen nicht der Staatskasse zufallen würde, sondern mir dennoch zugeschrieben werden könnte.

    Die Tortur war zur Fortsetzung verdammt und langsam, doch stetig, bohrte sich in den Geist des Knaben die Gewissheit, dass das Gesagte keinesfalls ein plumper Scherz, sondern vielmehr eine unumstößliche Faktizität darstellte, welcher er ebensowenig entrinnen konnte wie dem Sonnenuntergang, zumal ja gar seine Träume ihm dies bereits vor geraumer Zeit offenbart hatten. Denn in der Tat gehörte Gevatter Tod auch für den jungen Flavius zu seinen beständigen Begleitern, wenn auch zu seinen nocturnen und in abhorreszierender Gestalt. Mitnichten mochten somit die Plattitüden Manius Maiors ihm Satisfaktion bescheren oder den Schmerz, der sich nun die Bahn brach, mildern, sodass Tränen des ohnmächtigen Laborierens in seine Augen traten, während vor seinem geistigen, keineswegs fehlsichtigen Auge neuerlich die leblose Gestalt seines Traumes sich in ihrem Tunnel von ihm entfernte und die Hand zum Gruße hob.


    Manius Minor senkte das Haupt, um seine heftigen Regungen zu verbergen, doch präsentierte sich dies selbstredend als ein aussichtloses Unterfangen, sodass er letztlich in ein offen Schluchzen verfiel und, kaum hatte Manius Maior die ewige Absenz seiner geliebten Mutter nochmals verbal bestärkt, bereits erste Tränen seine Wangen passierten und sich an der im Falle des Knaben recht rundlichen Kante der Wange sammelten, um genährt durch zahlreiche weitere Exemplare ihrer Art, in dicken, schweren Tropfen sich dem Mosaikboden zuzuwenden. Obschon die Hand seines Genitoren auf ihm ruhte, vermochte er sich keineswegs kontrollieren, sodass seine Schultern unter seinem Seufzen und Wimmern zuckten, ehe er, einem Reflex folgend, doch die sich ihm darbietende Offerte parentaler Nähe in Anspruch nahm und sein Gesicht an der Brust des Vaters vergrub, die Arme um seine Taille schlingend, und seinen Emotionen freien Lauf ließ. Vergessen schien für diesen Moment seine prinzipielle Abneigung gegen Manius Maior, seine Desillusion nach dem Bürgerkrieg, die hunderte Male theoretisch konstruierten Invektiven gegen dessen Feigheit und Unwürde, denn lediglich Leere und Schmerz regierten nun im Geiste des Knaben, welcher entsprechend jedwede Potentialität der Zuneigung gierig in sich aufsog, zumal er durchaus nicht sämtlicher Neigung zu seinem alten Herren verlustig gegangen war, er vielmehr, wenn auch unbewusst, stets die seit frühesten Kindestagen entwickelte übergroße Ehrfurcht und pietätvolle Liebe in ihm widerstritt gegen die Novität einer gänzlichen Ablehnung, die doch nun, da kein weiterer Familiare wohl jenen Schmerz zu teilen imstande war, zu überwinden war im eigenen Interesse.

    Wie Manius Maior, so war auch die Anwesenheit Manius Minors völlig evident, da zum einen er als Sohn seines Vaters diesen zu derartigen Anlässen stets zu geleiten hatte, zum anderen aber, da er gemeinsam mit seinem Anverwandten Fusus selbst derzeit den Beitritt zu einer Sodalität erwog, respektive zu eben jener, die am heutigen Tage ihren großen Auftritt vollführte. Mit konzentriertem Blick inspizierte der Knabe somit die Wendungen und Schwünge der salischen Bünde, versuchte schon jetzt sich einige von ihnen einzuprägen und ein Urteil zu fällen, welcher von beiden dies in attraktiverer Weise tat. Indessen wirkten beide überaus similär, ja geradezu austauschbar, weshalb er noch immer unentschieden war, als der Pontifex Maximus selbst das Wort ergriff, dessen der junge Flavius nun binnen kurzer Zeit gleich mehrfach ansichtig geworden war. Als Adept der Rhetorik verfolgte er auch in diesem Falle mit größter Appendenz die nunmehr verbalen Wendungen und Schwünge, gelangte aber letztlich zu dem Schluss, dass es sich hierbei lediglich um eine mehr oder minder spontane Gelegenheitsrede handelte, welche zwar durchaus aktuelle Thematiken aufzugreifen sich mühte (insonderheit den Eklat rund um den Senat und den nunmehr scheidenden Consul), indessen aber kaum surprenante Kommentare hierzu bot, sondern letztlich eine Reihung von Phrasen darstellte, welche wohl in jedem Jahr in dieser Weise zu formulieren waren.


    Nun folgte das Opfer des Flamen Martialis, welcher, wie dem Knaben auffiel, nicht mehr diejenige kraftvolle Gestalt war, die vor dem Bürgerkrieg ihr Amt vollzogen hatte, was neuerlich bewusst machte, dass die Dinge seither sich gewandelt hatten.

    Der Opponent des jungen Iulius war augenscheinlich zu jenen ennuyanten Bürokraten zu zählen, mit welchen der junge Flavius bereits anlässlich seines ersten Kontaktes mit den Mühlen der Verwaltung, nämlich der Immatrikulation in die Bürgerlisten Bekanntschaft gemacht hatte, weshalb dessen Ausführungen überaus trocken und unattraktiv sich erwiesen, womit ebenfalls das Interesse des Knaben kaum zu erwecken war. Es folgte die Überreichung von Beweismitteln, welche ihrerseits bei dem Akkusatoren ein gewisses Amusement evozierten und somit auch den Vorwitz des Publikums weckten, welchem das hohe Gericht sich indessen deplorablerweise mitnichten beugte, sondern das Schreiben unverlesen ließ.


    Stattdessen erfolgte nun recht eilig der Abschluss des Verfahrens, der ganz dem gesamten Duktus der Verhandlung folgend, keinerlei Überraschungen darbot, sodass Manius Minor letztlich doch ein wenig desillusioniert sich fühlte, da der vorliegende Prozess doch keinerlei Überraschungen oder inprävisible Wendungen impliziert hatte, sondern vielmehr sich als schnöder juristischer Akt verwaltungstechnischer Natur offenbart hatte, in der eine derartig engagierte Vortragsweise wie jene des Decemvirn zweifelsohne ebenso fehl am Platz gewesen war wie das Auditorium von Adepten der Rhetorik.

    Sim-Off:

    Womit selbstredend nicht die Intention unseres geschätzten Magisters SimOff der Kritik unterzogen werden soll ;)

    Als das Brautpaar sich näherte, bemerkte der Knabe dies ein wenig zu spät, sodass erst die Anrede ihn von seinem Siegelring aufblicken und in das Antlitz einer traditionell ausstaffierten Braut, deren Kleid indessen einen nahezu unanständig tiefen Ausschnitt offerierte, und ihres ansehnlichen Bräutigams blickte, obschon die Züge, ebenso wie die Details ihrer Kleidung sich seinen hypermetropischen Augen selbstredend entzogen, was ihm einen kleinen Schrecken einjagte, weshalb er instinktiv die Hände mit dem Ring einem fachfremden Spielgerät während der Lektionen beim Ertappen durch den Grammaticus gleich hinter seinem Rücken verschwinden ließ und leicht genierlich in die Runde blickte, um dann, als Tante Domitilla ihn präsentierte, in einer seinem Alter beinahe inadäquaten, zögerlichen Weise sich ein wenig hinter Scato und Domitilla hervorzuwagen und ein artiges
    "Salvete. Vielen Dank für die Einladung."
    , hervorzunuscheln.

    Zitat

    Original von Iullus Flavius Fusus
    Geplagt von äußerster Verlegenheit über seine vermeintliche Gedankenlosigkeit, dass er diesen Aspekt hat übersehen können, versucht er sich schließlich zu rechtfertigen: "Weißt du... unsere Intention war die, dass wir gerne miteinander in derselben Sodalität agieren würden. Außerdem hatten wir festgestellt, dass du unsere Generation bei den collinischen Saliern bereits formidabel vertreten dürftest, wohingegen es bei den Arvalsbrüdern und den palatinischen Saliern noch an jungem, flavischem Blut - sozusagen - fehlt..." Erneut gilt ein hilfesuchender Blick Fusus' seinem jüngeren Oheim.


    Obschon der jüngste der attendierenden Flavii durchaus leicht in Regungen der Schuldigkeit und Selbstkasteiung zu werfen war, verspürte er in diesem spezifischen Falle nicht dergleichen, da doch seinem Neffen sowohl die Absicht der beiden wohlbekannt gewesen, als auch es an der Gelegenheit derartiges zu thematisieren mitnichten gefehlt hatte, womit es wohl eines magischen Talentes bedurft hätte, dies zu prädispositionieren, was ihm letzten Endes zu dem Schluss verbleiben hatte lassen, dass jene Äußerung gewiss hyperbalisiert worden war und keineswegs allzu ernst zu nehmen gewesen sei. Hingegen bestürzte die Bestürzung, die jene Äußerung bei Scatos Bruder evozierte, den Knaben in höherem Maße, da doch dieser zweifelsohne in besserer Bekanntschaft zu dem in gewissem Maße verschlossenen Anverwandten war und somit die Worte und Taten dessen mit größerer Sekurität zu interpretieren vermochte.
    Die Apologie Fusus' erachtete Manius Minor unter diesen Prämissen jedoch nur bedingt trefflich, da doch eine Aufspaltung im eigentlichen Sinne keine Häufung flavischer Aspiranten in einer Sodalität exkludierte, selbst wenn diese Häufung nur relativer Natur war und lediglich zwei Individuen inkludierte.
    "Nun... wie erwähnt müsste ich ohnehin meinen Vater konsultieren, ehe eine endgültige Entscheidung fiele."
    , erwiderte er verbal den Blick Fusus', wobei einige Insekurität seiner Stimme zu entnehmen war.
    "Indessen steht es dir, lieber Iullus, durchaus offen, eine differente Sodalität zu wählen. Mein Vater ist ja ebenfalls dort Sodalis, sodass ich dort keineswegs allein würde sein."
    Womöglich existierte unter den Milonen gar eine familiäre Tradition der collinischen Salii, welche Fusus entfallen mochte sein und nun auf diesem Wege an ihn herangetragen wurde, ohne ihn hierdurch öffentlich zu kränken.


    Erfreulicherweise bot das erscheinen der Magistrate und kurz darauf des Kaisers einen willkommenen Anlass, das Sujet zu ändern, respektive für den jüngsten Flavius, sich durch das Begutachten der Ankömmlinge dem Kreuzverhör zu entziehen. Der Knabe reckte den Hals und blickte hinüber zur kaiserlichen Loge, welche kurioserweise auf dem Forum errichtet worden war, als handele es sich bei diesem Schauspiel um Circusspiele. Selbstredend wagte er hingegen nicht derartiges zu kritisieren, sondern mühte sich, dennoch einen von Höflingen und Prätorianern unverstellten Blick auf die Person des größten Potentaten rund um das Mare Nostrum zu gewinnen, was zwar durchaus gelang, durch die Position der Flavii indessen deplorablerweise lediglich die rückwärtige Ansicht des Kaisers offerierte, sodass nur Glatze und Haarkranz sowie die Toga Praetexta erkennbar war.

    "Vorsicht, Stufe!"
    , warnte Patrokolos seinen Herrn, als sie eine Unebenheit der Pflasterung passierten, worauf der Knabe artig einen amplifizierten Schritt vollzog und somit einem Straucheln entging. Dessenungeachtet verweilte er in der lockeren Plauderei mit seinem Anverwandten, welcher augenscheinlich ein gewisses Faible für die Architektur mit sich brachte, was sich gänzlich konträr zu den Interessen des jüngeren Flavius darbot:
    "Ich weiß es nicht, womöglich ist mein Vater genauer informiert. Es soll wohl als eine Art Mausoleum für Divus Iulianus fungieren, sowie als Platz für Statuen und Büsten verdienter Männer. Kurioserweise wäre dies der zweite Kaiser, der innerhalb des Pomerium seine Ruhestätte findet. Trajans Grabmal magst du ja bereits gesehen haben. Hinter den Mercati Traiani."
    Jene mehr oder minder interessanten Fakten hatte man ihm auf seinen früheren Ausflügen vermittelt, wobei diese nicht selten mehrfach wiederholt und bisweilen gar abgefragt worden waren, sodass sie dem Knaben gleich den Stoffen des Grammaticus in Fleisch und Blut übergegangen waren.


    "Der Besuch der Wagenrennen würde mir zusagen! Ich denke, ich würde die Purpurea favorisieren. Du?"
    Schon im frühen Knabenalter hatte er bei einem Besuch der Spiele die Prinzipien des Wagenrennsportes erfahren, ohne freilich von ihnen in sonderlicher Weise beeindruckt gewesen zu sein. Jener Umstand hatte sich indessen mit den Jahren meliorisiert, da ihm doch erst mit größerer Reife der Nervenkitzel jenes halsbrecherischen Ringens bewusst und rekonstruabel geworden war.
    "Aber wir können selbstredend auch Gladiatorenspiele frequentieren, sobald sich die Gelegenheit bietet."
    Jene Form der Unterhaltung hingegen evozierte bei dem Knaben ein gewisses Unwohlsein, da sie doch in weitaus höherem Maße den Tod implizierten und sich in suspekt maskierten Artisten manifestierte, bei welchen es sich nicht selten um Räuber, Mörder und weitere Todgeweihte handelte, die Bestien gleich aufeinander gehetzt wurden, zumal die bisweilen zu ertragene Blutigkeit jener Kämpfe dem jungen Flavius bisweilen übel aufstieß, so er sich in zu großer Nähe am Geschehen platzierte. Selbst Venationes, bei welchen gar sprichwörtliche Bestien partizipierten, mochten in ihrer Attraktivität nicht mit den Wagenrennen konkurrieren, da er doch eine gewisse Kompassion mit den Löwen und ähnlichen Wesen empfand, zumal die Flavii ja selbst derartige Großkatzen bevorrateten, welche einem jeden mannbaren Flavius zum Geschenk gemacht zu werden pflegten, sodass auch die Präsentation seines eigenen Exemplares in greifbarer Nähe lag:
    "Im Übrigen besitzen wir im Ludus Matutinus unsere eigenen Löwen. Jeder Flavius fügt dem Rudel für gewöhnlich ein Tier hinzu, sodass du womöglich mit meinem Vater sprechen solltest, um ebenfalls eines zu erwerben."


    Schon waren sie aber bei einem geographisch näherliegenden Sujet angelangt, zu welchem Manius Minor selbstredend ebenfalls manches zu berichten wusste:
    "Durchaus, durchaus. Tante Agrippina war die Virgo Vestalis Maxima. Sie ist indessen bereits verstorben, leider. Und Flamma, meine Schwester, soll eines Tages ebenfalls zu den Virgines Vestales treten."
    Kaum mehr vermochte der junge Flavius sich noch an seine vestalische Tante zu erinnern, welche ohnehin höchst selten ihr Haus frequentiert hatte, da sie als oberste der vestalischen Jungfrauen stets aufs Höchste okkupiert gewesen war und ohnehin durch den Eintritt in ihren Stand sich in gewisser Weise ihrer Familie ledig gesprochen hatte, was ja selbst durch das separate Grabmal im Kreise ihrer neuen Familie symbolisiert wurde, sodass diese gar den Totenkult ihrer Person auf sich nahmen.




    Das Zucken seines Vaters mitnichten bemerkend intensivierte sich die Anspannung in dem Knaben, während jener sich umwandten und ihn letztlich mit dem wohlvertrauten Kosenamen titulierte, welcher schon so lange ihm lästig war, obschon er in jener augenscheinlich gewichtigen Situiertheit selbstredend davon absah Protest anzumelden. Ein wenig schien er noch in sich zusammenzusinken, ehe unvermittelt sich der Anlass der Vorladung in einer inprädikablen Geschwindigkeit entlud und in seiner Extremität dem Knaben keineswegs realistisch erschien, vielmehr ihm die Frage aufbürdete, ob ihn nicht nur sein Seh-, sondern auch sein Hörvermögen verlassen und ihm eine grausige Gaukelei vorgespielt hatte, zumal die Worte doch recht inemotional sich ihm darboten. Indessen folgte direkt eine erläuternde Deklaration, welche recht klar und deutlich zumindest das Gehörte verifizierte, sofern es sich beim Subjekt jenes Satzes nicht um eine similär klingende Person femininen Geschlechts handelte, was indessen recht irrealistisch sich darbot.


    Und doch musste eben jener Fall eingetreten sein, denn wie sollte dies wahr sich erweisen, was keinesfalls als wahr sich erweisen durfte? Binnen Augenschlages meldeten sich ihm Remineszenzen an jenen grässlichen Traum, welcher ihn vor Wochen gequält hatte, an das leblose Antlitz seines geliebten Mutter, doch zugleich die kalmierenden Worte Patrokolos', seine Versicherungen, es habe sich lediglich um missgünstige Trugbilder gehandelt, seinen Vorschlag, die Claudia neuerlich zu kontaktieren, um ihr Wohlbefinden zu verifizieren. Deplorablerweise hatte er indessen eben letzteres versäumt, war im Trubel der Saturnalien differenten Dingen zugewandt gewesen, war gar jenes üblen Traumes verlustig gegangen, sondern hatte sich im Folgenden in seine rhetorischen Studien und die Lustbarkeiten des Alltags gestürzt. Doch hatte Patrokolos ihm doch glaubhaft versichert, seine Mutter sei wohlauf! Es musste sich um einen grausamen Scherz handeln, eine fragwürdige Probe, selbst wenn dies keinesfalls dem Usus seines Genitoren entsprach!
    "Nein!"
    , widersprach Manius Minor somit similär zu Manius Maior, als jener die Hiobsbotschaft erhalten hatte, um sich nun doch in für den Älteren zweifellos unverständliche Weise zu differenzieren:
    "Patrokolos sagte-"
    , was ihm indessen rasch bewusst wurde, weshalb er den Satz unvollendet ließ, um einen neuerlichen Versuch zu wagen, nun weitaus verhaltener, da sich ihm doch, obschon er keineswegs Bereitschaft zeigte, jene fatale Faktizität zu akzeptieren, eine böse Ahnung ihrer Wahrhaftigkeit entfaltete:
    "Mama kann doch nicht tot sein! Sie war doch stets... wohlauf!"
    Flehentlich blickte der Knabe hinauf zu seinem Vater in der Hoffnung, er mochte jene Tortur beenden und ihm mitteilen, dass es sich hierbei um einen überaus späten Saturnalienstreich handelte, dass es eine Probe war, welcher er zu bestehen versagt hatte, die nun aber dennoch abgebrochen würde, dass er sich schlichtweg verhört hatte und es sich bei dem Verstorbenen um eine Katze oder eine Sklavin, womöglich seine greise Amme handelte.

    Zitat

    Original von Flavia Domitilla
    An der sergischen Casa herrschte ein großer Andrang. Offenbar hatte das Paar halb Rom zu seiner Vermählung geladen. So schob man sich langsam hinein in die Casa, in Erwartung dessen, was der Tag wohl bringen mochte, bis man es nach einer gewissen Zeit zum Atrium geschafft hatte. Domitilla ließ sich ihre Spannung nicht anmerken. Contenance hieß das Stichwort .Genau diese gedachte sie zu bewahren.


    Dem Rufe der Tante folgend war auch der jüngste der flavischen Vettern der Sänftenprozession entstiegen, um an jenem gesellschaftlichen Großereignis zu partizipieren, welches augenscheinlich große Teile der aufstrebenden Schichten Roms attrahiert zu haben schien. Ob des Faktums, dass das Gastmahl, das den Zeremonien folgen würde, im Staatskleide der Quriten überaus inkommod sich erweisen würde, trug der Knabe zwar bis auf weiteres eine ungefärbte Toga von schlichter Eleganz, deren exquisites Material lediglich offenbarte, dass sie von höchster Qualität war, indessen führte er in seiner Sänfte eine weinrote Synthesis mit güldenen Intarsien mit sich, um vor der Platzierung auf den Klinen in eine leichtere Aufmachung zu wechseln.


    Bis zu diesem Zeitpunkte würde freilich noch eine gewaltige Menge an Wasser den Tiber hinabfließen, weshalb Manius Minor bis auf weiteres genant hinter seinem Vetter Scato und seiner Tante sich verbarg, während er mit gewisser Nervosität den güldenen Siegelring seines Großvaters, den er heute als additionalen Schmuck trug, an seinem Finger hin- und herschob in der Intention, die Zeit zu überbrücken, da er ob seiner Fehlsicht ohnehin lediglich jene Personen zu identifizieren imstande war, welche in einiger Distanz sich aufhielten, ohne unter diese jedoch familiäre Antlitze zu erblicken.