Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    In dem Knaben brach sich kurzzeitig die Furcht die Bahn, seinem Vater könnte es einer plausiblen Replik gebrechen, welche sich jedoch rasch verflüchtigte, kaum hatte Manius Maior seine Gedanken geordnet und eine akzeptable Antwort gegeben. In der Tat erweckte diese sogar lebhafteste Remineszensen an jenen Schnitter von Mauretanien, aber auch an vermeintliche Löwen und spannende Duelle. Die letzte Äußerung vermochte all jene erfreulichen Erinnerungen jedoch prompt in eine veritable Neugierde zu wandeln, die die vorhergehenden Gefühlsregungen noch übertraf und jegliche Erinnerungen an den Protreptikos seines Vaters verlöschen ließ, sodass sich ein Glanz der Elation in den Augen des jungen Flavius spiegelte, während er voll von Ungeduld fragte:
    "Darf ich sie sehen? Jetzt gleich?"
    Fort waren all jene Gedanken an das soeben kaum begonnene Spiel mit den Legionen von Mensch und Vieh, fort der Wunsch nach dem Triumph seines winzigen Repräsentanten aus Holz. Lediglich die Vorstellung galliger Bestien, deren bloße Assenz bei Manius Minor ein nervöses Kitzeln hervorzubringen vermochte, beherrschte nun sämtliche Denkinhalte seines Geistes.

    ~~~ Gefangen in Morpheus' Reich ~~~


    Er wandelte durch den Garten der Villa Flavia Felix. Unter sich spürte er den sorgsam gepflegten Rasen, den die Sklaven mit größter Sorgfalt auf ein ebenmäßiges Maß gestutzt hatten. Zwischen den satten, grünen Halmen leuchteten immer wieder farbenprächtige Blütenkelche auf, denen ein wundervoller Duft entströmte. Vögel sangen ihr fröhliches Lied, als schlagartig ein schmerzerfüllter Schrei die friedensvolle Atmosphäre durchstieß.


    Er blickte um sich und erspähte einen gewaltigen Felsen, in dem auf mittlerer Höhe schmiedeeiserne Ketten verankert waren. Sie waren in heftiger Bewegung, was ein schauriges Rasseln erzeugte. Dies wiederum war auf einen ausgemergelten, ungepflegten Mann zurückzuführen, der größte Ähnlichkeit mit jenem armseligen Bettler hatte, der mit größter Regelmäßigkeit vor der Villa um Almosen zu bitten pflegte. Er wurde von größter Pein hin und her geworfen, denn ein gewaltiger Adler, dessen Schwingen wild schlugen um nicht des Gleichgewichts verlustig zu gehen, hatte seine Klauen in ihn gerammt. Sein glänzender, hakenartig zugespitzter Schnabel war blutig verfärbt, halb war ein nicht minder mit Lebenssaft begossenes Stück Fleisch zu sehen, das das Tier soeben zu verspeisen geruhte.


    Ein Sirren ertönte, als er sein Schwert aus der Scheide fuhr und sich dem Untier entgegenreckte. Schon vor dem ersten Hieb wich der Adler zurück und erhob sich unter gellenden Kreischen in die Lüfte. Nur wenige Flügelschläge benötigte der Raubvogel anschließend um der Szenerie zu verlassen und die Flucht zu ergreifen.


    Unterdessen kehrte das Schwert in seine Berge zurück und er trat näher an den Mann, dessen Bauch wieder und wieder Schwälle warmen Blutes ausstieß.
    "Danke!"
    brachte dieser mit einer Stimme hervor, die sich einer gewissen Analogie zum dem Geräusch rostigen, aneinander reibenden Metalls nicht erwehren konnte.


    Er jedoch schenkte diesem Wort keine Beachtung, sondern riss mit bloßen Händen die Ketten entzwei, die den Verwundeten an den Fels banden, als mit einem Mal ein weißer Blitz neben ihn in den Stein fuhr und diesen mit einem gewaltigen Knall zum Einsturz brachte. Von einer Wolke herab blickte grimmig Iuppiter persönlich, einen weiteren Blitz zum Wurf bereit und...


    ~ ~ ~


    ...Manius Minor erwachte schweißgebadet. Angstvoll riss er die Augen auf, glaubte noch den stechenden Blick des Göttervaters auf sich zu spüren. Wie hatte er es nur wagen können, sich der Strafe des Herren des Himmels zu widersetzen? Wenn jener Prometheus verfluchte, durfte niemand es wagen sich dem Getroffenen auch nur zu nähern, gar das heilige Tier Iuppiters selbst in die Flucht zu schlagen!


    Erst langsam dämmerte dem Knaben, dass all dies lediglich ein Streich des Morpheus gewesen war. In seinem Garten existierte weder ein Fels, noch der unsterbliche Prometheus! Still schalt er sich für derartig abwegige Gedanken und wandte sich in seiner Schlafstatt um.


    Von da an dauerte es nur wenige Augenblicke, ehe der junge Flavius die Schwelle zum Reich der Träume erneut überschritten hatte.

    Noch immer bewegt von Konfusion ob des emotionalen Ausbruchs seines Vaters lauschte der Knabe dessen Worten. Sein infantiler Geist war nicht in der Lage, all jenen Pathos aufzunehmen, geschweige denn zu erfassen, welch grundlegende Definition von Virtus Manius Maior ihm hier zu vermitteln versuchte. Lediglich wenige Dinge vermochte er aus dieser Belehrung zu entnehmen: Niemals durfte er römische Soldaten attackieren, weder im wahren Leben noch im Spiele. Er hatte stets der Familie zu dienen. Selbstredend konnte er dabei nicht an Dinge wie die Begünstigung Verwandter als politischer Amtsträger oder die demonstrative Präsentation von Tugend im öffentlichen Leben denken, sondern lediglich die Maxime, seine Verwandten nicht mit beleidigenden Worten zu kränken, und zwar weder in ihrer Anwesenheit, noch coram publico. Als zweites hatte er dem Staate zu dienen, was ihm als die diffizielste Obliegenheit erschien, da es ihm nicht möglich war zu imaginieren, welche er Possibilitäten sich hierfür in seinem jugendlichen Alter hervortaten, weshalb er beschloss, erst zu einem späteren Zeitpunkt weitere Gedanken an sie zu verschwenden. Viel leichter erschien ihm jedoch die dritte Maxime, die Wahrheit: Sie ließ sich in seinen Augen zu einem einfachen Verbot der Lüge zusammenfassen, wenn sie nicht der Familie oder dem Staate schadete (was wohl bedeutete, dass etwa jedwedes Produkt eines Verwandten in keinem Fall negative Kritik durch ihn erfahren durfte).


    Noch eine Weile hielt er sich mit derartigen Gedanken auf, dann kehrte der Geist des jungen Flavius zurück in die Welt des Spielzimmers und er fragte knapp:
    "Und gegen wen kämpfen die Tiere dann?"
    Ihm erschien es undenkbar, eine Schlacht ohne Todesopfer zu schlagen (obschon er wohl kaum ermessen konnte, welche Bedeutung dem Tod zukam).

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Deplorablerweise ist es mir in den nächsten Wochen kaum möglich, meinen Internet-Explorer gen ImperiumRomanum.net/forum zu senden, sodass ich untröstlich bekennen muss, dass ich mich erneut für absent erklären muss.


    Zwei volle Monate sind vergangen, seitdem ich diese Gefilde verlassen musste - nun darf ich wieder unter Euch weilen! In der Tat bin ich während meiner Absenz gereift und erfreue mich nun eines höheren Alters, dem achten!

    Bar jeglicher Räson blickte der Knabe hinauf zu der Dienerin, die seinem Willen in einer derartig harschen Weise eine Grenze gesetzt hatte, bei der er noch immer nicht gewillt war, sich zu akkommodieren. Doch ehe ihm weitere Worte in den Sinn gelangten, die seine Vergrämung zu artikulieren vermochten, löste sein neuer Begleiter die Situation durch einen Rückzug, der ihm erschien wie der Dolchstoß des Iunius Brutus gegenüber dem göttlichen Caesar. Jener couragierte Fremde trat nun den Rückzug an, noch ehe die Schlachtreihen aufeinandergeprallt waren, wie es dem jungen Flavius erschien, der nicht bereit war, sich die Niederlage einzugestehen.


    Fassungslos verfolgte er, wie Flavianus Aquilius um die Ecke verschwand und sandte ihm ein kleinmütiges
    "Aber warte..."
    hinterher, das jedoch unmöglich an das Ohr des Spielgefährten gelangen konnte, sodass Manius Minors desolate Resignation nicht geteilt werden konnte, womit die Möglichkeit einer Verringerung der Last ermöglicht worden wäre. Indessen keimte jedoch eine ungekannte Erhitzung in dem Knaben auf, die sich die Bahn brach und endlich an die Oberfläche trat: Die Züge des Flaviers verzerrten sich zu einer hasserfüllten Grimasse, während seine Finger sich zu zerstörerischen Fäusten ballten, die erhoben und gegen die einen Spalt breit geöffnete Tür, durch die das Haupt der Sklavin zu sehen war, geschmettert wurden, sodass das Holz die Schläfe des Mädchens traf.
    "Du bist blöd!"
    schleuderte der erzürnte Knabe seiner in diesen Sekunden schlimmsten Widersacherin und Verkörperungen allen Übels der Welt entgegen, woraufhin er sich umwandte und mit gleichsam stampfendem Schritt vondannen zog, sich im Geiste schwörend, nie wieder ein Wort an betreffende Sklavin zu richten oder ihr auch nur eine kleinste Freundlichkeit zu erweisen.

    Bar jeglichen Verständnisses blickte der Knabe zwischen dem offenbar kleinmütigen Fremden, an dem es diesmal war jegliche Hoffnung fahren zu lassen und bereit war das Anwesen beanstandungslos zu räumen. Entgegen jeglicher vertrauten Gewohnheit beschloss er diesmal seiner infantilen Uneinsichtlichkeit zu folgen und stampfte erbost mit dem Fuße auf den Boden, seine Arme vor der Brust verschränkend.
    "Ich will aber!"
    Mit ungewohnter Feindseligkeit blickte der junge Flavius, für den derartige Ablehnung nicht dem allgemeinen Usus entsprach, zu der Sklavin hinauf, die ihm jedoch wiederum unentwegt die Stirn bot. Dennoch wandelte sich ihr Antlitz zu einer verständnisvollen, geradezu freundschaftlichen Miene, während sie ruhig verkündete;
    "Das geht nicht, Minimus! Wir kennen diesen Jungen gar nicht und wir können dich nicht irgendwo hingehen lassen, wo wir nicht wissen, wo du bist! Du weißt, du bist ein Flavius - da muss man gut auf dich Acht geben!"
    Ihr Zustimmung heischendes Lächeln fand dennoch keine Erwiderung im Gestus Manius Minors, denn anstatt Einsicht zu zeigen, malte sich eine Zornesfalte auf die kindliche Stirn. Mitnichten war er bereit, zur Räson zu gelangen, sondern vielmehr erfasste seine Kognition nicht wie er zugleich ein mächtiger Herr sein konnte ohne selbst die willkürlich den Weg seiner Füße bestimmen zu können!

    Mit größter Seriosität kam der junge Flavius seiner heiligen Obliegenheit nach, die er bei jenem Spektakel zu erfüllen hatte. Vor sich Fackel aus dem Holze der Weißdorne haltend, als handele es sich bei ihr um einen goldenen Legionsadler, setzte er einen Fuß vor den anderen. Fortuna war es zu danken, dass er nicht tatsächlich die Spitze des Zuges zu übernehmen hatte, da er jeglicher Kenntnis der urbanen Topographie der Urbs entbehrte und selbst zu jenem Zeitpunkt, an dem der Brautzug jene Abbiegung in Richtung der Villa Flavia Felix passierte, kaum den Weg nach Hause gefunden hätte, sondern einige Sklave sich an die Spitze gesetzt hatten, denen zweifelsohne aufgetragen worden war, die Festgesellschaft vor jenen allgegenwärtigen Banditen und Bettlern zu bewahren.


    Indessen vernahm der Knabe auch jene tendenziösen bis obszönen Spottverse, deren Absingen an diesen Festtage gestattet war, wobei er sich die Bedeutung jener ordinären Worte nicht zu erschließen vermochte, was ihn in anhaltendes Spintisieren über jene mirakulösen Äußerungen stürzte.

    Mit größter Überraschung stellte der Knabe fest, dass seine üblicherweise stets zu jeder Tages- wie Nachtzeit verfügbare Mutter das Anwesen verlassen hatte, ohne ihren Sohn davon in Kenntnis zu setzen. Hilfesuchend blickte er zu seinem neuen Bekannten, dann jedoch nahm er sich einer seiner Spontaneität entspringenden Regung folgend dieser Obliegenheit persönlich an und richtete das Wort erneut an die Sklavin.
    "Ich will mit dem Jungen spielen gehen - zu ihm nach Hause!"
    Obschon diese Bitte dem jungen Flavius überaus naturgemäß erschien, musste er erkennen, dass dem Antlitz der Sklavin jegliche Beweglichkeit entwich, ehe ihre Mimik Investigativität verriet.
    "Und wo ist das?"
    Mit der Arglosigkeit eines Knaben erwiderte Manius Minor so, wie es seinen infantilen Kategorien von Räumlichkeit entsprach:
    "Draußen. In einer Villa."
    erwiderte der Knabe erneut auf naive Weise, nicht eingedenk der Tatsache, dass ihm jene Ironie in den Worten des Flavianus Aquilius vollständig entgangen war und es sich bei jener 'Villa' lediglich um eine Mietswohnung handelte.
    Der Sklavin jedoch gelang es, die Sachlage auf bessere Weise zu umreißen und maß den anderen Knaben mit kritischem Blick, dem selbstredend nicht entging, dass jener Fremde unmöglich einem vornehmen Hause entstammen konnte, weshalb die Antwort in ihrer Kürze nur noch von ihrer Verbindlichkeit übertroffen wurde.
    "Nein, das geht nicht. Du musst hier bleiben!"

    Der Knabe entbehrte jeglichen Verständnisses für die Reaktion des Manius Maior, der offenbar nicht dazu imstande war, die Funktionsweise jenes Spieles zu erfassen. Voller Konfusion folgte er den väterlichen Ausführungen, zuerst noch bemüht zu erfassen, um welche Änderung der Regularien es sich handeln möchte, dann jedoch mengte sich erneut jene vertraute Insekurität darunter, die sich allzu häufig des junge Flavius bemächtigte. Welchen Fehltritt hatte er nun getan, dass sein Vater sich weigerte, das Spiel zu prolongieren?


    Langsam nahm Manius Minor die Hand von seiner Kommandeurseinheit und richtete sich ein wenig auf, bereit, die Replik auf seine nun aufgeworfene Frage aufzunehmen:
    "Warum denn?"
    Im Geiste des Knaben stellten Legionäre die einzelne Spezies der Gattung Soldat dar, zu der seine Imaginationskraft fähig war. Noch fehlte ihm jenes Gefühl von Patriotismus, mit dessen Hilfe er oder die Legionen sich hätte abgrenzen können von anderen Völkern, was schlicht dem Umstand geschuldet war, dass ihm in seinem bisherigen Leben nahezu ausschließlich Angehörige des römischen Adels, sowie deren Sklaven begegnet waren, wobei er letzteren jedoch niemals einen Konnex zu militärischen Obliegenheiten hätte zukommen lassen.

    Obschon die Fülle und Varietät der Speisen durchaus das Plazet des Knaben erhielten, war sein Interesse bald geschwunden, sodass das Gastmahl sich letzten Endes als überaus ennyant erwiesen hatte. Während er seine feingliedrigen Finger mit einem Geschick einsetzte, das Jahrtausende später kaum ein Bewohner der Apenninhalbinsel aufgebringen würde, um Eier in Piniensauce, Geflügel in pikanter Sauce aus dem Saft der Reben, vermengt mit Lauch, sowie schließlich Stücke des süßen Omeletts zu seinem Munde zu führen ohne weite Teile seiner Hände zu beschmutzen, sann er zugleich über seine beträchtliche Sammlung an Spielzeug nach, die er in diesem Augenblick schmerzlich vermisste.


    Grenzenlos wie die Tiefe des Meeres erschien ihm die Dauer jener Zelebration, deren Substanz ihm kaum erklärlich war, während seine Eltern nichts dergleichen zu verspüren schienen.
    So begann er endlich, sich in die Welt der Phantasie zu flüchten, im Geiste eine Reise als winziges Wesen anzutreten über die vollen Platten vor seinem Antlitz. Gebratene Hühner wurden zu unüberwindlichen Hügeln, deren Gipfel mit einer rötlich-braunen Masse bedeckt war, die das kindliche Gemüt zum Schnee erkor, von dem der junge Flavius gehört hatte, ohne seiner jedoch jemals ansichtig geworden zu sein.


    Aus jenem stillen Spiele wurde er gerissen, als er im Geiste soeben von einem der aufgerollten Omeletts zum nächsten Sprang, da die Spielfläche ihm entzogen wurde und nur noch der entblößte Tisch vor ihm lag, der Manius Minor als überaus ungeeignetes Territorium für sein Spiel erschien.


    Fortuna, sowie dem traditionellen Ritual einer Hochzeit war es indessen zu verdanken, dass der Knabe nicht in Lethargie verfallen musste, sondern sogleich eine neue Obliegenheit erhielt, der er bereits entgegengefiebert hatte, seitdem man ihm davon unterrichtet hatte, dass sie ihm zuteil werden würde: Ein Sklave trat heran, in der Hand jenes Gebilde haltend, das aus dem Holz der Weißdorne, jenes Gewächses, das nach der Tradition der Maiores böse Geister abwehren sollte, sorgfältig zusammengeflochten war. Das Antlitz des jungen Flavius schien aufzuleuchten, als er die Fackel in seine Hände nahm und befühlte.
    Den Instruktionen folgend, die man ihm im Vorfeld jenes Abends gegeben hatte, kletterte er, den in seinen Augen geradezu mystisch wirkenden Gegenstand weiterhin nicht aus der Hand gebend, von der Kline hinunter und eilte mit geschwindem Schritt hinüber zur Kline, an der der Consul, jene Person, der Manius Minor ein gewisses Misstrauen entgegenbrachte, bereits neben seiner verhüllten Braut Aufstellung genommen hatte.


    Unschlüssig kam er vor jener Szenerie zum Stehen und blickte um sich. Zahlreiche Gäste hatten einen Halbkreis um das Paar gebildet, in deren Zentrum auch jene kaum bekannte Verwandte Aufstellung genommen hatte, die nach ihrem Gebaren offenbar die Mutter der Aurelia Laevina war.
    "Komm' her!"
    Das Flüstern eines unbekannten Knaben, der gemeinsam mit einem weiteren Gleichaltrigen in der ersten Reihe der Schaulustigen seinen Platz eingenommen hatte und ihm mit wilden Gesten ebenfalls an seine Seite wies, erweckte fortunablerweise die Aufmerksamkeit des Manius Minor, sodass er sich rasch ebenfalls seinen Platz in der vordersten Reihe einnahm und voller Erregung den Fortgang der Zeremonie erwartete.

    Kaum war es dem Knaben möglich, die Erklärungen seines Vaters in seinen Sinn zu lassen, der nun zum größten Teil von jenem Spiel eingenommen wurde, dessen Regeln nur ihm selbst bekannt waren. Dem folgend zeigte sich Erstaunen auf dem Angesicht des Manius Minor, als Manius Maior das Spiel mit mindestens ebenbürtiger, vielmehr sogar überschreitender Intensität erwiderte, wie es der junge Flavius niemals bei seinem Vater gesehen hatte. Geradezu plastisch machte er die Szenerie des Kampfes erfahrbar und auch der Knabe fühlte sich erinnert an die Tierhatzen, deren Zeuge er im Amphitheatrum Flavium geworden war.


    Dennoch trat mit einem Male das weitaus höhere Alter wieder hervor, das wohl ein gänzliches Eintauchen in jene Welt der Phantasie zu einem Zustand machte, dessen man ebensowenig labhaft werden konnte wie Tantalus den köstlichen Früchten rund um sein Haupt. Da dies jedoch in keinster Weise der Vorstellungskraft eines Knaben angemessen war, rief es bei diesem größte Konfusion hervor, die jedoch rasch einem gewissen Amusement wich, da die Regeln jener phantastischen Welt dem jungen Flavius so klar waren wie jene der Realität.
    "Wenn der Löwe ihn totbeißt. Oder der Elefant."
    Dass jenem Spiel ein regelhaftes System zugrundeliegen könnte, kam ihm nicht einmal in seinen infantilen Sinn.
    "Du musst den Legionär aber hinlegen wieder."
    ergänzte er dann, da sein Vater nicht augenblicklich reagierte. Indessen griff er jedoch bereits nach der Figur in der Hand seines Gegenüber und platzierte sie an jenem Ort, an dem sie gefallen sein musste.


    Da ihm jedwede Insekurität bezüglich der Regularität als zwingend ausgeräumt erschienen, setzte er schließlich sein Spiel fort, indem er den hölzernen Centurio auf dem Rücken des Krokodils zu seiner Einheit wendete und mit lauter Stimme die Befehle ausgab um jener animalischen Gefahr in den eigenen Reihen Herr zu werden.
    "Los, greift den Löwen an! Loos!"
    Sogleich kamen die Legionäre den Befehlen ihres Feldherrn nach, indem Manius Minor einen von ihnen ergriff und an die angreifende Bestie heranführte, wobei er indessen seine Konzentration von der anderen Hand abzuziehen hatte, weshalb diese, den Centurio haltend, vom Rücken des Krokodils herabrutschte und zugleich ein weiteres Pferd aus der Schlachtreihe des Manius Maior zu Boden stieß.
    Als Manius Minor sich dessen gewahr wurde, unterbrach er seine Attacke um seinen Centurio - das Symbol seiner gesamten Armee, das zugleich ihn selbst in diesem Waffengang repräsentierte, zurück auf den Rücken seines unkonventionellen Reittiers beförderte und sogar das Malheur mit dem Pferd bereinigte. Erst danach mussten weitere Legionäre auf den Löwen eindringen, dessen Chancen diese Schlacht zu überleben vermutlich, hätte es sich nicht um Holzfiguren, sondern wahrhaftige Wesen aus Fleisch und Blut gehandelt, mit fortschreitender Zeit dem Nichts entgegen geeilt wären.


    Mit größtem Interesse lauschte der Knabe den Konsultationen seines Vaters, die jedoch keine prätendierte Auswahl boten, sondern vielmehr informativen Charakter besaßen, jedoch in einer Fülle, die den jungen Flavius vielmehr in Konfusion versetzten als ihm Klarheit zu bringen. In jedem Falle schien die Wahl einer Factio trotz ihres weder politischen, noch familiären Charakters, von größter Relevanz zu sein, da es offenbar niemals möglich war, jene Entscheidung zu revidieren. Da es sich jedoch um ein vollkommen emotionales Verdikt zu handeln schien, fasste er dies als eine völlig freie Entschließung auf, die er vermutlich bereits zu treffen vermochte, wenn er der einzelnen Gespanne ansichtig würde.
    Ein Blick gen Rennbahn offenbahrte Manius Minor jedoch keinerlei neuen Erkenntnisse, da jedes Gespann aus Sicht des Knaben dem anderen auf das Rosshaar genau glich, sah man ab von den unterschiedlichen Tunicae, die die Aurigae trugen, ohne dass diese eine beachtenswerte Differenzierung möglich gemacht hätten. So wandte er seinen Blick erneut jenem exotisch proletarisch anmutenden Mengen von Anhängern der unterschiedlichen Rennställe zu, die bereits vor dem Start lautstarke, bisweilen vertonte Gedichte intonierten.


    Dennoch begann schließlich das Rennen und der Knabe sprang auf um dessen Fortgang auf bessere Weise verfolgen zu können. Voller Interesse folgte sein Blick den Wagen, deren Zugtiere geradezu wahnhaft ihre Bahn zogen, ohne dass der Lenker irgendeinen augenscheinlichen Verdienst daran hatte. Dennoch schienen sich die Wagen bisweilen näher zu kommen, sodass Manius Minor zu befürchten begann, dass die Gefährte ineinandergeraten könnten, was ihm in Anbetracht der großen Geschwindigkeit der Gespanne durchaus riskant erschien. Als dieser Falle jedoch nicht eintrat, erschienen die endlosen Bahnen, die im Sande der Arena gezogen wurden, dem Knaben doch in gewisser Weise eintönig, sodass er bereits im Lauf der zweiten Runde erneut seinen Platz auf der steinernen Tribüne einnahm und und forthin nicht mehr verließ.


    Mit einem fragenden Gesicht blickte er zu Manius Maior, der ebenfalls auf seinem Platz saß und dem Geschehen auf der Rennbahn offenbar ebensowenig Beachtung schenkte wie Manius Minor selbst. Wahrhaftig erschien es nun auch dem jungen Flavius als äußerst dubios, eine derartige Emotionalität in das Rundendrehen einer Gruppe Kutscher zu legen, auf die man sie zusätzlich erschwerend für sein gesamtes Leben festzulegen hatte! Noch eine Weile verlor er dennoch nicht die Hoffnung, dass die Lenker möglicherweise noch beginnen würden, während ihrer halsbrecherischen Fahrt mit Kunststücken aufzuwarten, wie er sie im Kontext anderer Spiele kennen gelernt hatte. Als auch diese Hoffnung jedoch enttäuscht wurde, beschloss der Knabe schließlich dem Angebot seines Vaters, das ihm zu Beginn der Veranstaltung vollkommen obsolet erschienen war, schließlich doch anzunehmen und zog kurz an dem Mantel, der diesen bedeckte, während er zugleich das Wort an ihn richtete:
    "Papa, ich glaube, ich will doch lieber nach Hause und mit meinem eigenen Wagen spielen."
    In der Tat besaß er nämlich ein similes Gefährt wie das der Aurigae, jedoch in einem weitaus geringeren Maßstab und mit hölzernen Zugtieren, die man sogar von ihrer Last befreien konnte, während es dem hölzernen Lenker des Wagens obskurerweise nicht möglich war, von seiner Fuhrplattform herabzusteigen. Dessen ungeachtet erschien es Manius Minor indessen wesentlich attraktiver, dieses Gefährt über eine selbst erdachte Strecke eilen zu lassen, die nicht von jener ennuyanten Ebenheit und Monotonie geprägt war wie das reale Vorbild hier im Circus.

    Stumm nickte der Knabe, während er zu ergründen versuchte, welche Bedeutung der Person eines Stellvertreters des Imperators zukam, zumal er das Wissen entbehrte, wie häufig jener Präfekt seiner Aufgabe nachzukommen hatte. Letzten Endes beschloss er jedoch sich auf die abschließende Betonung der Bedeutung jenes Amtes zu verlassen und wollte sich soeben erneut seinem Spiele zuwenden, als Manius Maior eine weitere Information hinzufügte, die Manius Minor erneut über Kaisertum und seine eigene Provenienz reflektieren ließ und ihn schließlich zu der kindlich-unschuldigen Nachfrage verleitete:
    "Waren das auch Vater und Sohn? Weil sie gleich heißen, meine ich..."
    Doch die Gedanken des Knaben führten weiter, denn, so sich seine Hypothese bestätigte, ergab sich wiederum die Frage, ob einer von beiden ebenfalls mit dem Adjektiv 'Minor' tituliert wurde um ihn von seinem Vater abzugrenzen, wie es auch heute im Hause Flavia der Fall war.


    Indessen wandte sich der Vater jedoch erneut dem Spiele zu, sodass der Sohn dem Exempel folgte und sich auf seine Knie hinabließ um dem Kampfesgeschehen näher zu sein, das sich jedoch wider die Annahme seines adulten Spielgefährten auf keinerlei Regeln belief, sondern allein durch die schöpferische Geisteskraft der Beteiligten bestimmt wurde. Diesem Grundsatze entsprechend begann der Knabe das Krokodil, das als Reittier Verwendung fand, vorzurücken und mit festem Stoß gegen die forderste Einheit der Tierarmee, ein Pferd, rammte, sodass das unfortunable Wesen hinweggeschleudert wurde. Diesen ersten Waffengang untermalte Manius Minor jedoch auch, indem er einen unbestimmten, jedoch durchaus auditiblen Plosivlaut formt, der in ein dumpfes Grollen überging, womit er vermutlich wenig mit dem Schlachtenlärm realer Kriegshandlungen äqualisierbar war.

    Einem Schaf gleich, das stets seinem Hirten inmitten seiner Herde folgte, ließ auch Manius Minor sich von Manius Maior zu dem Triclinium führen, in dem die Hochzeit voranschritt. Obschon es seiner Gewohnheit entsprach, erlesene Speisen zu essen, verspürte er ein gewisses Interesse, welche schmackhaften Spezialitäten zu diesem Anlass gereicht werden würden. Doch offenbar war es erneut unerlässlich, an das Brautpaar heranzutreten und Glückwünsche zu überbringen. Noch immer brachte er dem Consul ein gewisses Misstrauen entgegen, sodass er sich auch diesmal eines weiteren Kommentares enthielt, zumal es ohnehin Usus war, dass sein geschätzter Vater im Namen der gesamten Familie sprach.


    Erfreulicherweise waren seine Worte jedoch auch kaum notwendig, da Manius Maior seine Familie bereits nach dem knappen Gruße beiseitetreten ließ und gemeinsam einen Platz suchte. Der junge Flavius platzierte sich selbst inmitten seiner beiden Eltern um jeglichen Kontaktes zu Unbekannten zu entgehen. Selbstredend konnte er in keinster Weise die Tragweite der Worte erfassen, die der junge Aurelius noch vor dem Essen knapp verkündete, sondern ignorierte sie vielmehr, da der nun frisch Verlobte ihm schlichtweg nicht bekannt war und keines lautstarken Hinweises durch die flavischen Eltern gewürdigt wurde.

    Zitat

    Original von Marei
    - Marei et Minor
    "Schade.. du interessierst dich nicht für mich. Weil ich ein Mädchen bin? Weil ich zu denen mit dem Sklavenzeichen gehöre?" Kaum, dass sie diese traurigen Fragen an ihn ausgesprochen hatte, nahm sie ihren gerufenen Namen wahr und ahnte, dass sie seine Antworten wohl niemals erfahren würde. Man verlangte nach ihr.. die wenigen dienstfreien Minuten waren vorbei.


    "Vale, Minor, man sieht sich." verabschiedete sie sich mit einer lange geübten kecken Verbeugung von dem Jungen und verschwand in der Menschenmenge. bevor sie ihn endgültig nicht mehr sehen konnte, drehte sie sich noch einmal um und merkte sich sein Gesicht. Es wäre schön ihn wiederzusehen... egal wie alt sie dann sein mochten.


    Der Geist des Knaben ließ jegliche Willfährigkeit und Tatkräftigkeit missen als das Mädchen, so ihre Worte der Wahrheit entsprachen, nach seiner Hand griff. Indessen zog er diese gar zurück, war er sich doch nicht im Klaren, wohin jenes fremde Wesen ihn zu ziehen gedachte, welche infamiliaren Handlungen es vollziehen mochte um ihm den Beweis ihrer Weiblichkeit zu erbringen! All diese Reaktionen mochten gar phlegmatisch wirken, obschon Manius Minor zweifelsohne keinerlei geistige Retardierung aufweisen konnte, sondern lediglich seiner Xenophobie zuzuschreiben war, die beträchtlich durch den Umstand gesteigert wurde, dass die kleine Sklavin ihn der vertrauten Aura seiner Eltern entziehen wollte.


    Letztenendes verlor Marei die Geduld mit dem jungen Flavius, schob sein Verhalten gar auf ihre niedere Abstammung, die für den unbefleckten kindlichen Geist jedoch kaum eine Kategorie darstellte, handelte es sich doch bei sämtlichen seiner Spielgefährten nur um Sklaven! Doch, ehe er sich auch hier zu Worten durchzuringen vermochte, war die Gelegenheit neuerlicher Bekanntschaften vertan, denn sein Gegenüber verschwand in der Menge, nicht ohne sich auf freundliche Weise zu verabschieden. Die Erwiderung des Minimus ließ jedoch auch diesmal länger auf sich warten und erfolgte mit einem vielmehr geflüsterten
    "Vale...",
    das im allgemeinen Getöne der Feierlichkeiten unterging und kaum eine Verstärkung durch das zögerliche Heben des Digitus Salutaris erfuhr. Somit endete jenes kurze Aufeinandertreffen des Knaben mit einem gleichaltrigen Mädchen, das wiederum ein Gefühl des Versagens in dem Jungen zurückließ, da er sich erneut nicht einer vernünftigen Kommunikation als fähig erwiesen hatte.


    Es dauerte eine kurze Weile, ehe er seine Orientierung zurückgewann und seine Eltern fixierte, sodass er an ihre Seite zurückkehrte, als die Zeremonie begann. Dem Ruf des Herolds folgend vermied er einen prompten Bericht über sein adventuröses Erlebnis, sondern versuchte, zwischen all jenen fülligen Kleidern und Armen der Umstehenden hindurch einen Blick auf die Eheschließung und das anschließende Opfer zu werfen, dessen Ablauf ihm inzwischen fest vertraut war, da es sich kaum von jenen Opfern unterschied, die sein Vater bisweilen am Hausaltar der Villa Flavia Felix zu vollziehen pflegte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Aufgrund beruflicher Belastung werden meine Beiträge auch weiterhin bisweilen ein wenig auf sich warten lassen.


    Deplorablerweise besitzt jene Aussage weiterhin Gültigkeit, die ich vorerst bis zum Weihnachtsfest zu terminieren habe.

    Zitat

    Original von Marei


    Der Knabe wirkte völlig erstaunt, als sein Korrelat bar jeglicher Scheu mit weiteren Fragen aufwartete.
    "Mit keinem. Mama und Papa sagen immer Minimus."
    erwiderte er letztendlich zögerlich, noch immer geradezu bestürzt über das Interesse, das ihm an diesem Tage erneut vonseiten eines Kindes entgegengebracht wurde, während die adulte Welt seiner Eltern ihm bisweilen ein geringes Maß jovialer Zuneigungsbekundungen, im Übrigen jedoch kaum Zuwendung zu schenken pflegte. Aufgrund der Tatsache indes, dass er kaum Umgang mit Menschen seines Alters pflegte, rief jenes unvermittelt auf ihn hereinbrechende Interesse stets Insekurität, wenn nicht gar Furcht in ihm hervor, sodass sein Mund gegen eine Lähmung anzukämpfen hatte, als würde er von widrigen Dämonen mit aller Kraft zugehalten. Dem kam in diesem Dialoge eine weitere Problematik hinzu, die jenes inkommode Gefühl noch zu steigern wusste: Niemals in seinem Leben hatte er jene Dinge, die zwischen seinen Beinen aufzufinden waren, irgendeiner Person präsentiert, war doch Nacktheit ein Ding der Selbstverständlichkeit, sodass er kaum dem Interesse des sich als Mädchen offenbarenden Gegenübers an diesem Teil seines Körpers Verständnis gegenüber zu bringen vermochte, wenn ihm auch just in den Sinn kam, dass er jene Partie bei seinem Vater, seiner Mutter, seinen Ammen, die ihn bisweilen in die Therme geleitet, noch nie jedoch bei einer Person seines Alters erblickt hatte. Unschlüssig blickte er hinauf, um sich eines parentalen Votums zu versichern, doch sowohl Manius Maior, als auch Claudia Antonia schienen gänzlich okkupiert durch Gespräche mit ihresgleichen, sodass dem jungen Flavius die Entscheidung letzten Endes völlig allein auferlegt war.


    Doch schon schien das Mädchen diese Causa abgehandelt zu haben, denn unvermittelt wandte sie ihre Aufmerksamkeit seinen Fähigkeiten in der Sphäre des alltäglichen Lebens zu, in der der junge Aristokrat selbstredend gewisse Defizite aufwies. Niemals in seinem Leben war er genötigt gewesen, sich ohne fremde Hilfe auch nur eine Tunica überzustreifen, obschon er sich durchaus dazu in der Lage sah. Hingegen im Bereich unterhalb seiner Knie erschien es ihm bis heute vollkommen mirakulös, wie jenes Geflecht aus Bändern und Riemen letzten Endes zu einem fest haltenden, dennoch jederzeit lösbaren Knoten verbunden wurden.
    "Das...machen doch die Sklaven."
    antwortete er aus diesem Grunde, erneut in zögerlichem Tembre. Kaum hatte er diese Worte jedoch ausgesprochen, fühlte er sich in gewisser Weise zurückgesetzt ob seiner fehlenden Potenz in jenem Gebiet, weshalb er sich genötigt fühlte, eine von vielen Seiten gelobte Qualifikation zu offenbaren, die nicht ohne Stolz seine Lippen verließ.
    "Aber ich kann schon schreiben. Und ganz viel lesen!"
    Dies mochte eine gewisse Prahlerei darstellen, da er in vielen Dingen noch eine äußerst mangelhafte Literalität aufwies, doch angesichts der Tatsache, dass ein Großteil der Bewohner der Villa Flavia Felix des Lesens und Schreibens nicht mächtig waren, hielt er seine beschränkten Fertigkeiten in diesem Gebiete für ausreichend Achtung gebietend.

    Zitat

    Original von Marei


    Anfangs schien sein Gruß den Unbekannten zu erfreuen, dann jedoch ergoss sich einem Wasserfalle gleich ein Schwall von Fragen unterschiedlichster Natur über den jungen Flavier, der ob dessen kaum fähig war, diese zu erfassen, ganz zu Schweigen von der Möglichkeit einer Beantwortung, weshalb er lediglich ein
    "Ähm..."
    hervorbrachte, was dem maskulin wirkenden Mädchen jedoch offenbar nicht zur Indignation gereichte, da diese schon ihre Aufmerksamkeit dem Gespräch der Erwachsenen zugewandt hatte, sodass auch Manius Minor sein Ohr in diese Richtung wandte, nur um festzustellen, dass sich dessen Topik erneut seiner besonderen Aufgabe zugewandt hatte. Zwar hatte diese in ihm ein unbestimmtes Gefühl des Stolzes und der Freude hervorgerufen, doch mochte er sich noch immer nicht vorstellen, welche Bedeutung das Tragen einer Fackel haben mochte - taten dies gewöhnlich doch die Sklaven oder übrigen Diener! Als jedoch auch Marei mit neidvollem Unterton zu dieser Wahl gratulierte, rang sich der Knabe ein schüchternes Lächeln ab, ohne dabei gewiss zu sein, wie man auf eine derartige Gratulation zu reagieren pflegte. Indessen beschloss er, Bezug auf die anfänglichen Fragen jenes Dialogs Bezug zu nehmen, indem er erklärte
    "Ich bin Manius Flavius Gracchus Minor."
    Vor geraumer Zeit war ihm dies noch nicht bewusst gewesen und seine Vorstellung hätte gewiss seinen Kosenamen offenbart, doch hatte man ihn unterdessen gelehrt, welcher sein wahrer und publik zu machender Name war.
    "Und...wie heißt du?"
    fügte er seiner Kundgabe schließlich an, da ihm derartige Formen des Dialoges, die von einer knappen Begrüßung über die Erkundigung nach dem Namen des Gegenübers führten, bekannt waren und adäquat erschienen.