Beiträge von Faustus Domitius Massula

    Zitat

    Scarpus ballte die Hand zu einer Faust und ließ die Knöchel gegen die Türe knallen. Er hoffte nicht allzulange warten zu müssen denn es warteten einige Aufgaben die keinen Aufschub erlaubten


    Als ich aus dem officium von Modestus zurückkam, sah ich, dass die Katze Felix sich in den Papyri mit den alten Berichten der Civitates (noch aus der Zeit von Marcus Vincius Hungaricus) eingenistet hatte. Ich überlegte gerade, ob ich sie bitten sollte, sich einen Platz im officium der Scribae zu suchen, da klopfte es kräftig, ja geradezu militärisch an meine Tür.


    "Herein!"

    [Blockierte Grafik: http://img64.imageshack.us/img64/7180/euphorbuskl.jpg]Scriba Euphorbus


    Euphorbus wedelte mir einem Papyrus: "Post aus Roma. Und von der berühmten Acta Diurna!"


    An den
    Legatus Augusti pro Praetore
    Kaeso Annaeus Modestus
    Mogontiacum, Germania


    Salve Legatus Augusti Annaeus Modestus,


    ich schreibe Dir in meiner Eigenschaft als Subauctor der Acta Diurna. In den nächsten Tagen wird mich mein Weg dauerhaft nach Germanien führen und schon jetzt möchte ich um die Ehre bitten, mit Dir ein Gespräch für die Acta führen zu dürfen.
    Da ich mit Germanicus Aculeo reisen werde, ist es sehr wahrscheinlich, dass mich eine Antwort via der dortigen Casa Germanica erreichen wird - egal welcher Natur diese letztlich sein wird.
    In Erwartung einer positiven Antwort verbleibe ich mit besten Grüßen aus Rom,


    Roxane

    Ich schnappte mir den Bericht von Sermo, obwohl der nicht der Weltliteratur zuzurechnen war nebst einem Brief, den mir Calvus herein gelegt hatte und ging zum Legatus.


    "Salve Patron, ich bringe dir Lesefutter. Zuerst einen Brief von Annaeus Varus". Ich legte ihm den Brief auf den Tisch.


    Ad
    Praefectus Augusti pro Pretore
    Kaeso Annaeus Modestus
    Domus Legati Augusti
    Mogontiacum
    Germania



    Salve Modestus!



    Du wirst dich sicher wundern von mir Post aus Alexandria zu bekommen aber selbst für mich ist dies eine Überraschung.
    Salinator hat mich vor kurzem zum Praefectus Aegypti ernannt. Kurz darauf habe auch schon Rom in Richtung Alexandria verlassen. Zugegeben, Alexandria ist nicht neu für mich. Jedoch ist doch schon etwas Zeit vergangen, seit ich zu Studienzwecken hier war und auch ist meine Tätigkeit nicht vergleichbar mit damals. Es wird etwas Zeit brauchen, bis ich mich hier an das Leben wieder gewöhnt habe. Es hat sich einiges getan in den letzten Jahren aber auch die Temperaturen sind das vorerst anstrengendste.
    Ich hoffe dir geht es gut?! Wie ist das tägliche Leben in Germania?
    In Rom ist alles beim Alten. Im Atrium wurde genau zu meiner Abreise begonnen neues Mosaik zu verlegen. Es wird dir gefallen.
    Falls du wichtige Nachrichten für mich hast, schicke sie bitte über eine Privaterson. Salinator scheint alles und jeden zu überwachen. Selbst ich wurde als a libellis getestet, ob ich loyal gegenüber unserem Kaiser bin.



    Wie geht es dir überhaupt. Lass mal was von dir hören und gehab dich wohl.



    Vale bene!


    [Blockierte Grafik: http://img238.imageshack.us/img238/4061/siegelannaeapapyrusqh7.png]Varus




    ~Alexandria~
    ANTE DIEM IX KAL IUL DCCCLXI A.U.C. (23.6.2011/108 n.Chr.)


    "... und dann noch den Bericht von Quintilius Sermo zur Provinzreform und über seine Provinzbereisung. Seinen Ausführungen zur Provinzreform habe ich nichts hinzuzufügen, außer einem Punkt: Bezüglich der limitationes habe ich gegen den Widerstand von Quintilius Sermo und Duccius Marsus versucht, der Provinzverwaltung eine Kontrollfunktion über die Einhaltung der Normen und Standards bei der Durchführung der Vermessungen zu sichern. Schließlich geht es ja hier um die Grundlagen für die Erhebung der Grundsteuern. Leider blieb das erfolglos. Und leider musste ich auch feststellen, dass die Lex Provincialis - nach meinen Rechtskenntnissen - hierfür auch keine Handhabe bietet".


    Bericht des Procurator Civitatium über die Umsetzung der Provinzreform für Germania Superior


    Die Provinzreform konnte im Allgemeinen erfolgreich umgesetzt werden. Die Stadtverwaltungen haben mit Freuden die Ausarbeitung von Leges Civitates auf sich genommen, die auch zu weiten Teilen den Bestimmungen der Lex Provincialis entsprechen.


    Mit Princeps Praetorii Domitius Massula und Duumvir Mogontiaci Duccius Marsus konnten die Kompetenzen der ehemaligen Regionalverwaltung und ihrer untergliederten Behörden zügig und größtenteils unkompliziert auf die Städte aufgeteilt werden. Lediglich hinsichtlich der Verteilung der Arbeitskräfte, die den geschlossenen Abteilungen der Regionalverwaltung entstammen, offenbarten sich gewisse Problematiken.
    Es stellte sich heraus, dass die Anzahl der Aquarii und Agrimensores die nun in den Civitates anfallenden Stellen zahlenmäßig nicht abdecken können. Die Ausbildung neuer Fachkräfte auf dem Gebiet der Landvermessung und der Wasserversorgung wird dementsprechend noch einige Zeit auf intensivem Niveau andauern müssen, bis sämtliche Gemeinden mit einer ausreichenden Beamtenzahl ausgestattet ist, die einen reibungslosen Ablauf in diesem Gebiet zu gewährleisten.
    Der benötigte Zeitraum wird auf mindestens zwei bis maximal vier Jahre erwägt.


    Im Übrigen begab ich mich auf eine Reise durch die Provinz, um einen Einblick in die vielen größeren Gemeinden des Territoriums Germania Superior zu erhalten. Dabei fanden die Mißstände in Confluentes ein Ende. Über die Gemeinden südlich von Mogontiacum entlang des Rhenus bis hinauf zu Argentoratum ist nichts außergewöhnliches zu berichten. Borbetomagus leidet immer noch unter den Auswirkungen des niedergeschlagenen Aufstandes, wobei die Honoratioren die Provinzreform jedoch positiv aufgenommen haben. Weiter südlich bis Augusta Raurica ist eine starke Steigung des wirtschaftlichen Niveaus zu beobachten. Das ist natürlich auf das überdurschnittliche Wachstum Augusta Rauricas zurückzuführen, deren Gemeinderat gut organisiert und sehr wohlhabend ist und dementsprechend auch in der Vergangenheit bereits einer gewissen Korruptionsgefahr unterlag. Es wird hier eine verstärkte Kontrolle einzuhalten sein.
    Des weiteren ist auch westlich und südlich von Augusta Raurica nichts weiter Außergewöhnlich problematisches festzustellen. Die Gemeinden sind entweder noch im Prozess der Satzungsformungen oder haben diesen bereits abgeschlossen. Letztlich wird eine zukünftige Untersuchung hinsichtlich der Entwicklung der Gemeindeverfassungen und deren praktischer Umsetzung weitere Einblicke sichern können.


    Als eine der ersten Civitates, die die Provinzreform und die neuen Bestimmungen der Lex Provincialis in die Praxis umgesetzt haben, sei Mogontiacum genannt. Hervorzuheben sei hier die Schnelligkeit und gleichzeitige Präzision, mit der der Ordo Decurionum die Reformen dem Imperator vorlegte. Beachtlich wirkt diese Leistung insbesondere im Lichte der Ermangelung eines höheren Stadtrechtes. So hat Mogontiacum doch lediglich den Status eines Vicus inne.




    I. QVINTILIVS SERMO
    PROCURATOR CIVITATIUM


    ANTE DIEM IV KAL IUL DCCCLXI A.U.C. (28.6.2011/108 n.Chr.)

    Zitat

    Sermo: "Zurück in die Provinz meinst du wohl ..."


    Immer diese Römer, die jedesmal am Mogontiacum herummäkelten. Klar gegen Roma war Mogontiacum ein provinzielles Kaff, daran war nichts zu ändern.


    "Provinz, Provinz! Mogontiacum war schon immer Provinz, Mogontiacum ist Provinz und Mogontiacum wird auch immer Provinz bleiben. Und das lassen wir uns auch ums Verrecken nicht nehmen!" rief ich Sermo noch hinterher.


    Dann nahm ich mir seinen Bericht vor. Ich war nicht zufrieden aber auch nicht unzufrieden. Amtliche Berichte sind eben keine Weltliteratur. Erst wollte ich einen Scriba rufen, aber dann beschloss ich, den Bericht selber zum Legatus zu bringen.

    Zitat

    Varelas: "Ja Princeps Praetorii. Ich bin auf Kreta geboren und aufgewachsen."


    Euphorbus kam zurück und sagte, dass der Duplicarius gleich zum Legatus rein könnte. "Na also, sagt man nicht in Griechenland, dass Kreter immer unverschämtes Glück haben?" Ich zeigte auf die Verbindungstür zum officium des Legaten: "Nimm diese Tür. Die geht stracks ins Officium des Legatus Augusti. Klopf kurz an, geh rein und warte nicht auf das 'Herein'. Vale, Serafim Varelas".

    Zitat

    Varelas: " ... Ich ersuche ein Patronat beim Legati Augusti pro Praetore."


    Ein Patronat. Kurz und bündig. Und gleich. Na ja, wenn's nützt. "Ich weiß nicht, Duplicarius, ob der Legat jetzt Zeit hat. Ich kann auch nicht weg hier, aber einen Augenblick ... "


    Ich öffnete die Tür zum offcium der Scribae. Nur Euphorbus war da. "Euphorbus, geh mal zum Legatus und frag ihn, ob er Zeit für eine Audienz hat. Hier ist Duplicarius Serafim Varelas von der Ala Numidia". Ich wiederholte den Namen. "Er möchte den Legatus um das Patronat bitten. Hast du's?".


    Man hörte, wie Euphorbus den Auftrag wiederholte.


    Ich wandte mich zu Varelas: "Du wirst dich einen Augenblick gedulden müssen. Eine Audienz beim Legatus kann man eigentlich nicht so mir nichts dir nichts aus dem Boden stampfen. Im schlimmsten Fall musst du nochmal herkommen".


    Ich sah ihn mir nochmal an. "Dein Name klingt griechisch, kommst du dort her?"

    Zitat

    Varelas: " ... ich erbitte eine Audienz beim Legatus Augusti pro Praetore!"


    Herein kam ein ziemlich großer Kerl und salutierte. Vor mir hatte noch nie jemand salutiert und ich stand unwillkürlich auf.


    "Salve Duplicarius. Ich bin Domitius Massula, der Princeps Praetorii. Und das ist Quintilius Sermo, der Procurator Civitatium. Du bist also einer der Männer von Terentius Primus. Nimm doch erst einmal Platz, bitte. Kommst du in seinem Auftrag? Und was ist dein Anliegen?"

    Als wir morgens ablegten, war es ziemlich diesig und man spürte, dass es heute gewittrig werden würde. Der Rhenus beschrieb ruhig strömend einige weite Bögen bis nach Antunnacum. Jetzt konnte man schon über der großen Talweitung, die wir durchfahren hatten, die ersten hoch aufquellenden Haufenwolken sehen.


    Aber bei Antunnacum traten die Berge wieder nah an den Strom heran und bildeten fast ein Tor wie in Bingium. Pharos beruhigte uns: 'Das wird viel gemütlicher als gestern'. Die Strömung wurde zwar wieder schneller, aber das Tal gönnte sich mal rechts, mal links eine flache Niederung, auch wenn die Talwände steil und manchmal auch felsig waren.


    Donar sei Dank, dass die jetzt aufkommenden Gewitter uns nicht folgten. Wir hörten das Gegrummel, als wir Ad Fines erreichten, die Grenze zwischen Germania Superior und Inferior. Am rechten Ufer sah man die ersten Wachtürme des Limes und am linken Ufer die Gebäude der Beneficiarii beider Provinzen. Ab jetzt war der Strom die Grenze zum Barbaricum.


    Wir legten an, um den Beneficiarii einen Blick auf unsere Fracht zu gewähren. "Ein Weihestein? Nä, was soll das?" Ich erklärte es ihm und er wünschte mir das Wohlwollen der Götter. Der Stein musste ja noch einige Meilen auf dem Rhenus schwimmen.

    Zitat

    Sermo: "Soll ich ihm das Ding selbst reinbringen, oder reicht es, wenn ich dir die Wachstafel aushändige?"


    Ach ja, Sermo. Er war tatsächlich nicht in den Weiten der Provinz verloren gegangen. Und brachte mir ein Wachstäfelchen. Und ich sollte entscheiden, ob ich es dem Legatus bringe oder er. Na, ich würde es selber machen oder allenfalls einen Scriba schicken.


    "Salve Quintilius Sermo. Zurück aus der Provinz? Um einige Erfahrungen reicher? Eine Freude, dich wieder zu sehen. Erzähl mir bei Gelegenheit mal ein paar Schwänke aus den Civitates, die du besucht hast".


    Ich betrachtete interessiert sein Schmunzeln. Vielleicht wollte er dem Legatus nicht zu Gesicht kommen, wer weiß. "Wenn ich's mir richtig überlege, sollte ich die Chose gelesen haben, falls der Legatus mich darauf anspricht. Also lass es hier. Ich werde nichts daran abändern, versprochen".


    Es klopfte. Ich rief: "Herein, wenn's kein Chatte ist!"

    Ich stand auf und sagte: "Das ist in Ordnung Elfleda, ich danke dir für deine Geduld. Den Tabellarius Fridumuot nehme ich mir noch bei Gelegenheit vor, wenn ich ihn zwischen die Finger kriege. Mit dem, was du mir gesagt hast, laufe ich erst mal zum Legatus".


    "Sei so gut und nimm mir das nicht übel, dass unser Gespräch so ein bißchen nach Verhör gerochen hat. Mir wäre es ausgesprochen lieber gewesen, abseits von dem Dienstkram über alles und jedes zu reden. Aber, da gibt es sicher eine Gelegenheit bei dem Fest von Hadamar, zu dem mich der alte Albin eingeladen hat". Ich grinste vergnügt.


    "Bis dann, Elfleda".

    Zitat

    "Was gibt es zu berichten?"


    Als Modestus mich wegen eines Bechers Wein fragend anschaute, nickte ich, "Ja, gerne, Annaeus Modestus, ich kann's gut gebrauchen".


    "Ich habe mich umgehört, ob es irgendwelche neuen Nachrichten über Mattiaker und Chatten gibt, traf aber auf nichts erwähnenswertes. Substantielle Auskünfte hat mir aber Duccia Elva gegeben. Sie ist eine Nichte von Rodewini, dem Anführer der Mattiaker und hat noch einen Bruder, Bertwini, der bei den Mattiakern lebt".


    Nachdem ich an dem Wein gerochen hatte und einen verheißungsvollen Duft angetroffen hatte, nahm ich einen Schluck. "Ich denke, man kann den Auskünften von Duccia Elva vertrauen. Danach halten die Mattiaker an ihren Verträgen mit Rom fest. Ja, sie sind sogar stolz darauf, dass sie ihr Gebiet aus eigener Kraft halten können. Das ist übrigens ein Punkt, den du unbedingt bei den Gesprächen berücksichtigen musst. Du solltest auf jeden Fall mit ihnen auf gleicher Augenhöhe verhandeln. Den Stolz von Germanen, das weiß ich, weil ich selbst aus Germanien komme, darf man keineswegs verletzen".


    "Die Mattiaker haben fast zu allen ihrer Nachbarn ein neutrales Verhältnis: solange ihr uns nichts tut, bleiben wir auch friedlich. Ausnahme: die Chatten. Man muss wissen, dass die Mattiaker einst ein Teilstamm der Chatten waren und sich selbständig gemacht haben. Das wird ihnen von den Chatten inbrünstig übelgenommen".


    Ich befasste mich kurz mit dem Wein in meinem Becher. "Nebenbei gesagt, die Chatten haben eigentlich mit jedem ihrer Nachbarn Zoff. Ihr Anführer soll Adalmar Meginratssohn heißen, aber das kann sich inzwischen geändert haben. Jedenfalls haben sie zum letzten Thing irgend ein Bürschlein namens Ortnit geschickt, der sich ziemlich daneben benommen haben soll".


    "Über die Gegend an der Logana wusste Duccia Elva nichts zu berichten, Ich habe dazu auch keine aktuellen Neuigkeiten".

    Nachdem ich die Poststelle verlassen hatte, ging ich zu Annaeus Modestus. Davor schaute ich kurz in mein officium. Ich hatte erwartet, dass der Bewerber für die Stelle eines Scriba vielleicht wieder aufgetaucht wäre. Aber nichts dergleichen.


    "Salve, Annaeus Modestus. Ich wollte kurz berichten, was ich über die Mattiaker habe".

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    Elfleda: "... und daher auch ein sehr beliebtes Ziel für chattische Übergriffe, erübrigt sich wohl diese Frage"


    Die Chatten machten offenbar immer und überall Zoff. Bei den Sugambrern trauten selbst die kleinen Kinder ihnen nicht über den Weg. Ich erinnerte mich, wie man mir gedroht hatte: 'Wenn du dich nicht schickst, holt dich der Chatte'. Da fiel mir noch etwas ein: "Noch zur ersten Frage: Wie heißt eigentlich der chattische Anführer? Und weißt du, wieviele Männer sie für den Kampf aufbieten können?"


    "Die zweite Frage betrifft eine Gegend zwischen dem Mons Taunus, dem Rhenus und der Logana. Dort wohnten einst die Ubier. Nach deren Umzug besetzten die Chatten diese Gegend, zogen sich aber bald wieder zurück. Bis zum Bau des Limes lebten dort die Landi, welche vermutlich ein Teilstamm der Chatten sind. Könnte es ein, dass die Chatten jetzt wieder Anspruch auf diese Gegend erheben? Und wie würden sich die Mattiaker dazu stellen?"


    Ich wollte das Fragezeichen so stehen lassen, als mir doch noch etwas einfiel: "Mir ist aufgefallen, dass du einen Chatten hier - ich glaube, als Tabellarius - eingestellt hast. Meinst du, dass der vielleicht darüber auch etwas weiß?"

    Zitat

    Elfleda: "Nenn mich Elfleda. ... Nun, Valgiso... du bist Sugambrer, richtig? ... und mit ihnen als Gleichgestellte zu verhandeln gewillt ist ... Die Mattiaker wissen ihre römischen Verbündeten durchaus zu schätzen.“


    Sie wechselte ins Germanische. Schon gut, wir beide waren ja auch nur Quereinsteiger ins Römische und so wäre es schon etwas bizarr gewesen, wenn wir uns in einer angelernten fremden Sprache verständigten. Mit einem Lachen sagte ich: "Das ist ein Wort, Elfleda, danke. Und Valgiso flüchtet jetzt auch aus dem Latein". Mit meinem etwas ubisch eingefärbten Dialekt würde sie schon klar kommen.


    "Ja, ich bin bei den Sugambrern aufgewachsen, teilweise aber auch auf der anderen Seite des Rhenus. Und die Situation der Sugambrer ist mit derjenigen der Mattiaker nicht vergleichbar. Man hat sich irgendwie mit den Römern arrangiert. Ganz besonders da, wo ich herkomme: aus dem römisch kontrollierten Limesvorland. Und wenn man da auf etwas stolz ist, dann ist das der eigenen Hände Arbeit".


    Bei dem, was sie dann zu den Mattiakern gesagt hatte, konnte man eine unsichtbare Zornesfalte spüren. Aber es war wichtig. "Ich werde dem Legatus sagen, dass er den Mattiakern vertrauen kann und ich werde ihn - und das ist wichtig - mit Nachdruck darauf aufmerksam machen, dass er auf gleicher Augenhöhe zu verhandeln hat. Ist das gut so oder willst du dem noch etwas hinzufügen?".


    "Dann habe ich noch zwei Fragen. Die erste: Wie ist das Verhältnis der Mattiaker zu ihren Nachbarn? Ich meine da in erster LInie die Chatten, Tenkterer und Nisterer".

    Zitat

    Duccia Elva: “Und was genau willst du mich also über meinen Onkel fragen?“


    Ich nahm das freundliche Angebot an und setzte mich. "Ich danke dir, Duccia Elva. Es geht um Folgendes: Annaeus Modestus wollte, dass ich mich über die Mattiaker und ihre lieben Nachbarn etwas schlau mache, weil er mit ihnen sprechen will. Eigentlich hatte ich vor, Marsus zu fragen, aber der ist im Moment nicht auffindbar. Vielleicht ist das auch gut so. Erstens freue ich mich, dass ich endlich mal mit dir ins Gespräch komme und zweitens bist du ja bei den Mattiakern aufgewachsen".


    Sie war schnurstracks darauf gekommen, dass ich sie nach ihrem Onkel fragen würde. Das gefiel mir, aber das war nicht das Ganze. "Wenn ich richtig liege, heißt dein Onkel Rodewini und ist der Anführer dar Mattiaker. Er ist aber, wie ich vermute, nicht derjenige, der die Verträge mit den Römern abgeschlossen hat. Wie steht er dazu? Gibt es unter den Mattiakern vielleicht auch Leute, die unzufrieden mit diesen Verträgen sind? Versteh mich nicht falsch: Es geht mir nicht darum, die Romtreue der Mattiaker anzuzweifeln. Aber, wenn es in diesem Punkt triftige Schwierigkeiten gibt, dann werde ich mich bei dem Legatus Augusti dafür einsetzen, dass die Gründe für diese Unzufriedenheiten ausgeräumt werden. Das liegt auch im Interesse Roms".


    Ich lehnte mich etwas zurück und hob die Schultern: "Etwas heikle Fragen, zugegeben. Aber das gehört zu meiner Arbeit, Duccia Elva".

    Rhenus Pater war uns gestern milde gestimmt, sodass sich das Gewürge an den bingiensischen Stromschnellen in Grenzen hielt.


    Aber jetzt zog uns eine schnellere Strömung in ein sehr enges Tal. Rechts traten die Abhänge des Mons Taunus, die sich eben noch freundlich und sanft gezeigt hatten, plötzlich steil bis an die Ufer des Rhenus heran, schütter bewachsen mit Bäumen oder Büschen, oft aber nur als nackter Fels. Und von links drängte sich die Silva Sana fast bis in den Fluss.


    Solange der Strom geradeaus oder nur in lang gezogenen Windungen floss, blieben wir auf dem Stromstrich, wo uns das Wasser am schnellsten mitnahm. Mit je einem Ruder an der vorderen und hinteren Kaffe hielten wir den Kahn parallel zur Strömung, in der Art wie es auch die Flößer tun. Das änderte sich aber, als wir uns Vosolvia näherten.


    Der Strom machte einen Rechtsknick um einen steilen und hohen Bergsporn und Rhenus Pater ließ uns gegen Querströmungen und Kehrwässer kämpfen. Pharos schrie: 'Regt euch nicht auf, das Schlimmste kommt noch!' Gut gebrüllt, Pharos, aber wir hatten keine Zeit, uns damit zu beschäftigen, denn jetzt wandte sich der Strom nach links und wir mussten uns mit allen Kräften vom Prallhang fernhalten. Danach eine Windung nach rechts um einen weniger hohen Felsen.


    'Das da ist das wirklich fiese Ding, bleibt in der Mitte!' Pharos hatte recht, denn erst hinter diesem Felsen kamen die ganz üblen Querströmungen und Kehrwässer. Dazu noch Kiesbänke. Gut, dass der Kahn zwei Fuß hohe Setzborde hatte. Trotzdem schwappte der eine oder andere Eimer Wasser ins Boot.


    Aufatmend fuhren wir an Salisio und Baudobriga vorbei, wo uns Rhenus in langen Kurven hin und her schickte. Nach einer Weile erschien rechts die Mündung der Logana und jetzt sahen wir auch, dass das Tal sich weitete und uns den Blick auf Confluentes freigab.


    Genug für heute. Wir legten in Confluentes an.

    Endlich schwamm der Kahn stromab. Wenn man zu einer Reise aufbricht, dann gibt es im letzten Augenblick immer noch tausend verdammte Handgriffe zu tun, die sich gegen die Reise zu sträuben scheinen. Aber jetzt war alles getan.


    Die Reise: in die Germania Inferior. Ich wollte an einen bestimmten Platz, um einen Weihestein zu setzen. Der Weihestein war mit an Bord, verfertigt von einem mogontinischen Steinmetz. Nicht die allerfeinste römische Qualität, aber die Göttinnen, denen er gewidmet war, würden sich freuen.


    Der Kahn: ein Prahm oder wie es die Fachleute vornehmer nennen, ein Plattbodenschiff, wie es tausende auf dem Rhenus gab. Ladekapazität 300 centumpondia*, geeignet auch für kleinere Nebenflüsse des Rhenus. Der Schiffer war Pharos, den ich schon länger kannte.


    Rechter Hand sah man die Hänge des Mons Taunus, meist bewaldet und nur ganz selten unterbrochen durch die hellen Flecken des einen oder anderen Gehöfts. Wir wollten noch bis Mittag in Bingium sein, um heute noch über die Stromschnellen dort zu kommen. Im schlimmsten Fall müssten wir die Fracht auf Maultiere verladen, den geleichterten Kahn mit Trossen durch die Stromschnellen bugsieren und dann wieder beladen. Ein ziemliches Gewürge, das wir aber heute auf jeden Fall noch hinter uns bringen wollten.


    Sim-Off:

    * ca. 10 Tonnen