Beiträge von Mamercus Artorius Rusticus

    Sim-Off:

    gemach, gemach.. ein alter Mann ist kein D-Zug (und nicht sehr erfreut dass er sich nun nen guten Grund für die lange Leitung seines Chars ausdenken muss :fad: )


    Zwar hatte Mamercus genickt, als seine Fachkenntnis gefragt worden war und hatte den Befehl sogar bestätigt: "Quippe*, Centurio Iulius!" ann aber hatte er sich Sorgen wegen der Konsequenzen gemacht. Mit einem Befehl seines direkten Vorgesetzten war er selbst zwar bei Centurio Lucretius fein raus, doch das fehlen eines Probatus würde bei diesem gewiss nicht gut ankommen. Besonders wenn es ihm keiner erklären konnte und eine solche Verschlechterung der Laune des Ausbilders wollte Rusti seinen Kameraden keinesfalls zumuten. Tremellius Ferox war berits gegangen, also winke er einen Probatus seiner Ausbildungseinheit heran, der gerade vorbei traben wollte und klärte ihn über seine gesonderte Verwendung auf. Der Knabe war ein wenig schwer von Begriff und so dauerte dies eben eine Weile.
    Diese Weile war so lange, dass der Iulier Mamercus schon vermisste, der sich nun beeilte, dessen Position zu erreichen.
    "Miserationem peteo*², Centurio. Ich habe noch eben dafür gesorgt, dass Centurio Lucretius das umgehend erfährt."


    *Jawohl
    *² Ich bitte um Verzeihung


    Sim-Off:

    Ich nehm an es geht in den Habitatio-Thread rüber?

    "Wie?.. Es gibt keinen Puls?"
    Natürlich war seine Enttäuschung nur gespielt, denn wenn der alte Quintus auch in der Lage war aus den einfachen Zutaten die ihm zur Verfügung standen ein scheinbar abwechslungsreiches Mahl zu bereiten, so war es in der Regel doch stets Puls oder das eintönige panis militare das in die Schüsseln kam.
    Mit diesem kleinen Scherz betrat Mamercus, seinem Patron trotz dessen höflicher, einladender Geste den Vortritt lassend das Triclinium. Dort wartete eine Kline bereits darauf, dass er sich auf ihr nieder lies, was er - erneut als zweiter - auch tat um dann den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen:


    "Zu meiner Verwunderung hat sich das Leben im Castellum als nicht wesentlich von einem als Handwerker unterschiedlich herausgestellt. Man hat einen geregelten Tagesablauf und klare, eindeutige Aufgaben. In der Legiomuss man nur nicht den Aufträgen hinterher laufen, das funktioniert eher anders herum."

    Nachdem er am Tag zuvor direkt den Schanzdienst erwischt hatte war klar, dass er am zweiten Tag davon verschont bleiben würde. Nach einem erneut nicht gerade kurzen Marsch musste er sich also den leichteren Diensten widmen. Zeltaufbau für sein und das Nachbarcontubernium das fast komplett schanzte und dann begannen sie zu Kochen. Quintus, der das gerne und häufig übernahm klärte ihm über die feinen Details auf:


    "Und nun eine paar Priesen Anis, auch an einen eher deftigen Puls. Das gibt ihm eine besondere Note. Mit Kümmel und Garum kann jeder würzen, aber für den besonderen Pfiff empfehle ich stets Anis."
    Mamercus nickte. Der Puls für die anderen Kameraden die heute zu einem Großteil auch an den Wällen beschäftigt waren und eben zurück kamen war denn auch bald darauf fertig, folglich speisten die Legionäre erst einmal.
    Je voller ihre Bäuche wurden, desto redseliger wurden sie auch.


    "Gut das Zeug." meinte einer, den sie den 'kleinen Marcus' nannten mit einem beiläufigen Nicken zu Quintus, ehe er unversehens das Thema wechselte: "Was die uns für Material gegeben haben.. Wie ihr seht sind unsere Pila muralia noch auf dem Esel. Ich frag mich was das sollte. Vom Material her könnte eine Horde Jungfrauen da gerade durchmarschieren."
    "Als würde das jemanden stören."
    Die Soldaten lachten und der kleine Marcus spekulierte weiter: "Ein Glück dass wir nicht wirklich in Feindesland sind. Sonst würde ich mich nicht so ganz sicher fühlen, trotz unserer Wälle."
    "Sagtest du nicht, heute würde was passieren, Quintus?"
    "Und ich werde recht behalten, wenn es auch Nacht werden wird vorher. Bin mal gespannt was uns bevorsteht. Aber das werden wir eh nicht erfahren und uns darüber die Köpfe du zerbrechen hilft auch nicht. Also: räumen wir hier zusammen und sehen wir zu dass wir so viel Schlaf bekommen wie wir kriegen können."


    Wie immer hörten sie auf den caput contubernii*, so auch Mamercus, der bald in tiefen Schlaf fiel, um schließlich Stunden Später wenig erholt von Quintus geweckt zu werden.
    "He Jungchen, wach auf. Wir haben Wache." Mamercus rappelte sich mühsam auf und rüstete sich aus, währen die Kameraden sämtlich selig mehr oder minder schnarchten. Als er aus dem Zelt trat drückte ihm der Alte eine Hasta in die Hand und deutete ihm zu folgen. Kurz darauf standen sie schweigend auf dem Wall und während sie in die dunkle Ferne zu spähen versuchten überprüfte Mamercus nebenbei das Schanzmaterial. Das Holz schien alt und fast Morsch, die Seile spröde. Er runzelte die Stirn und die Vermutung, dass Quintus Recht haben mochte wurde immer stärker. Er sah wieder auf und vermeinte dort,wo im Lichte des Tages ein Hügel zu sehen gewesen war etwas zu erkennen, doch als er genauer hinsehen wollte war das Licht, wenn es eines gewesen war wieder verschwunden. Da der Alte nichts gemerkt zu haben schien beruhigte er sich wieder, vermutlich narrte ihn nir sein überreizter Geist. Immerhin war dies seine erste Feldübung. Zudem machten es die Fackeln und Wachfeuer im Lager nicht unbedingt leichter etwas zu erspähen, wenn es denn etwas gab.


    *'Zeltältester'


    Sim-Off:

    hab mal was zur Handlung zugetrieben, hoff das geht klar.. über eine zweite Patrouille eines anderen Contuberniums würde ich mich freuen.

    Spätestens am Ergebnis seinen ersten Versuches mit dem Scutum konnte Mamercus den erhöhten Schwierigkeitsgrad erkennen. Schon sich auf den Schild und den Speer zugleich zu konzentrieren war nicht ganz leicht, dazu kam das zwar mittlerweile einigermaßen gewohnte, doch deshalb nicht weniger hinderliche Gewicht am linken Arm. Wie bei seinem ersten Versuch schlitterte das Übungspilum über den Boden, nachdem sich dessen Flugbahn zu flach gestaltete, als hinge der Schilddirekt am Speer und nicht wo erhin gehörte.

    Ein leichtes Nicken war der ganze Kommentar den Mamercus dazu von sich gab. Er hatte schon aus seiner Erfahrung gelernt und würde nun tun, was immer das medizinische Personal für angebracht hielt. Wenn man hier der Meinung war, er bräuchte für einen Latrinengang eine Erlaubnis, so würde er sich auch dafür eine solche holen. Es war nur zu offensichtlich, dass bei der letzten Gelegenheit andere besser auf ihn zu achten verstanden als er selbst, dafür trug er jetzt nur die Konsequenzen.


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Ein paar Tage zogen ins Land bis es Mamercus wieder erlaubt wurde aufzustehen. Allerdings durfte er nicht gleich wieder zum Dienst, nein seine Schonung wurde weiterhin überwacht, wozu er das Valetudinarium noch immer nicht verlassen durfte (von den Latrinengängen einmal abgesehen). Träge kroch die Zeit dahin und es wurde ihm fast schon zum Ritual jeden Morgen nach seinem Entlassungsdatum zu fragen. Meist war die Antwort 'bald' gewesen und er begnügte sich damit, wenn es ihn auch danach dürstete seine Ausbildung wieder aufnehmen zu können. Ein mal hatte er den Fehler gemacht vorschnell zu handeln. Dies würde er nicht wiederholen.


    edit: in Absprache

    Mit der üblichen Eile kamen die probati dem Befehl nach, ergriffen wieder je zwei Übungspila und bildeten eine Schlange, da sie nun ja hinter einander weg die Übung wiederholen sollten. Mamercus stand nicht gerade weit vorn und hatte einen guten Blick auf die ersten und wie diese sich schlugen. Als er schließlich an der Reihe war tat er alles so wie der Centurio es gezeigt hatte: Er holte mit dem Speer aus, machte einen Ausfallschritt und versuchte den gesamten Schwung, oder zumindest möglichst viel davon, auf den Speer zu übertragen, ehe er ihn von seiner Hand entließ. Der erste flog denn auch prächtig ehe seine Spitze sich knapp aber stabil in das Ziel bohrte.
    Er reihte sich wieder hinten ein und wartete bis er wieder an der Reihe war. Sein zweiter Versuch war nicht ganz so gelungen und erst im überschlagen berührte der Schaft den Strohballen. Er hatte wohl nicht den optimalen Winkel erwischt.

    "Es mag ein Beruf von Ehre und Männlichkeit sein, doch mir lag damals daran etwas zu schaffen, mit meiner eigener Hände Arbeit. Das Imperium das der Soldat schafft und erhält war mir damals wohl zu abstrakt." klärte Mamercus die implizit gestellte Frage welcher Beruf der Handfestere war und warum. Vielleicht war seine Wortwahl nicht die gelungenste gewesen,doch man konnte sich ja erklären.
    Während sein neuer Patron sprach nahm Mamercus einen Schluck aus dem eilig aufgefüllten Becher und befand das Mischungsverhältnis ausgesprochen gut. Allerdings hatte er schon länger keinen Wein mehr gekostet und somit konnte sein Urteil nicht vollumfänglich gelten. Er nickte und schluckte zugleich, als der Aurelier sich voll des Lobes über seinen Vater äußerte. In der entstehenden Pause wurde die fertig bereitete Cena angekündigt und Mamercus würde seine Ausführungen wohl im Liegen von sich geben.

    Mamercus versuchte eine missbilligende Mine aufzusetzen, immerhin brachte der Ausspruch des Capsarius die Legion in einen Vergleich mit dem grausigen Fährmann, musste der Artorier doch wie jeder Probatus zumindest eine Ewigkeit im Diesseits dienen. Vor dem Hintergrund seines eigenen Über-die Stränge-schlagens blieb ihm dieser Versuch jedoch auf halben Wege stecken. Zu moralischer Überheblichkeit bestand augenblicklich nun überhaupt kein Anlass.
    "Fünf, davon drei erhoben." gab er überaus präzise zur Antwort.

    Mit den zweiten Übungspila waren sie schon ein gutes Stück besser und zu Mamercus Erstaunen trafen einige sogar den Heuballen. Ob sein Wurfspeer auch darunter war konnte er nicht sagen, denn im Gewirr der fliegenden und fallenden pila hatte er den seinen aus den Augen verloren. Unruhig wie die Übrigen wartete er auf das Urteil des Centurios und den Befehl die Speere gleich wieder zu holen und mit der Übung fortzufahren.

    Nachdem er nur für ein schmales und eiliges Frühstück Zeit gehabt hatte, verschlafen wie er war stellte Mamercus erfreut fest, dass der Abbau des Lagers weit schneller vonstatten ging als der Aufbau. Schnell waren die pila muralia von den Seilen befreit und aus dem gestern aufgeschütteten Wall entfernt und auf die jeweiligen Contubernien verteilt.
    Mamercus Laune allerdings wollte sich einfach nicht verbessern, auch nicht als er dann mit seinen Kameraden, die Furca auf der Schulter zum Abmarsch bereit stand.

    Auch Mamercus nutzte die Gelegenheit die ihm sich bot, sich einer bequeme Sitzgelegenheit zu erfreuen, ohne jedoch seinen Körper gänzlich erschlaffen zu lassen und als er zu weiteren Ausführungen angeregt wurde setzte er sich wieder recht aufrecht hin. Gerade wollte er mit seiner knappen Schilderung seines beruflichen Werdeganges beginnen, als der anwesende Sklave, den er kaum wahr genommen hatte, nebenbei geschickt wurde um ihn als Gast in der Küche anzumelden. Mamercus wollte Einspruch erheben, denn er war ja immer noch ein einfacher Probatus und daher hielt er es für wenig angebracht, außerhalb seines Contuberniums zu speisen.
    Doch als Klient wollte er seinen Patron nicht schon beider erstbesten Gelegenheit vor den Kopf stoßen, der Sklave ließ ihm zudem keine Zeit Widerspruch anzumelden und zuletzt war der Herr vor ihm ja auch Tribunus Laticlavius und somit der zweite Mann der Legion. Wenn er ihn einlud musste das seine Richtigkeit haben. All dies änderte allerdings nichts daran, dass er sich dabei unwohl fühlte und eine kleine Falte des Zweifels nicht daran hindern konnte kurzzeitig auf seiner Stirn zu erscheinen.
    Er schob dies beiseite und begann stattdessen zu berichten: "Zu der Zeit als ich die Bulla ablegte und in die Zensuslisten eingetragen wurde fühlte ich wenig Neigung den Fußstapfen meines Vaters zu folgen. Statt dessen wollte ich etwas 'handfestes' Tun und da ich mich schon immer gerne an Holz herum schnitzte und später an immer größeren und großteiligeren Projekten arbeitete lag dies nahe. In Nuceria fand sich mit einem gewissen Aulus Turranius Fronto schon bald ein Meister seines Fachs, der mich anlernen wollte. Er war ein alter Mann mit viel Erfahrung und ich lernte was er mir beibringen konnte und auch auf den Baustellen gefiel mir die Arbeit. Das wurde allerdings anders, als ich meine Lehrzeit abgeschlossen hatte. Wäre ich bei dem Beruf geblieben, so hätte ich vermutlich eine von Aulus Enkelinnen heiraten und irgendwann seinen Betrieb übernehmen können, doch diese Vorstellung besaß mir bei aller gebotenen Sicherheit und Perspektive doch wenig Reiz. Ich arbeitete zunächst weiter bis eine Botschaft aus Rom den im mir reifenden Entschluss, doch meinem Vater nachzueifern weiter erhärtete: Mein jüngerer Bruder war ohne das Einverständnis meines Vaters einzuholen aufgebrochen, um sich zur Legion zu melden. Damit führte auch mein Weg mich nach Mantua und der Würfel war gefallen."
    Er nahm einen Schluck aus dem Becher, der damit geleert war. Der Wein und die Rede sorgten dafür, dass er nun weniger angespannt war als zu Beginn seines Besuches wenn gleich er nicht wusste ob er zufriedenstellend geantwortet hatte.

    Reatinus bestätigte die Überlegungen seines Sohnes, der bedächtig nickte, auch als er weiter Ratschläge bekam. Ein loses Mundwerk konnte man ihm ja nicht gerade nachsagen und nur die Frage ob er seine Aufregung würde ausreichend unterdrücken können beschäftigte ihn etwas und so drohte das Gespräch einzufrieren, zumal er zu diesem Thema wohl nicht mehr mehr zu erfahren hatte.
    Demzufolge nahm er einen alten Faden wieder auf, den er bei seiner Ankunft im Lager hatte verlaufen lassen: "Ich glaube ich bin dir bei meiner Ankunft eine definitive Antwort schuldig geblieben. Du hattest mich gefragt warum ich mein Leben als Zimmermann, in dem Ich glücklich schien aufgegeben habe. Ich sagte dir die Pflicht habe mich gerufen. Doch das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Ich war auch auf der Suche nach einer würdigen Herausforderung, nachdem ich in dem mir erwählten Beruf alles notwendige erlernt hatte und für einen unseren Stammes gibt es nunmal keine Aufgabe, die uns mehr zur Ehre gereicht. Umso mehr war ich selbst erstaunt, wie schnell ich mich an das Leben hier gewöhnt habe."
    Es war in der Tat auch eine Vernunftentscheidung gewesen, die aber sein Herz geteilt hatte und er bereute sie mit keinem Gedanken, so anstrengend die Ausbildung, so monoton der Tagesablauf auch war.

    Er sah seine Umgebung, oder vielmehr das Dach der Baracke, noch gehörig verschwommen, doch Klänge nahm er schon wieder in gewohnter Qualität wahr. Unterwelt? Allen mythischen Erzählungen nach, die er kannte, musste man sich den Orcus wenn überhaupt, dann als Höhle vorstellen und deren Decke wäre kaum mit Holz verkleidet. So viel konnte er erkennen und schon kurz darauf wusste er auch wem die Stimme gehörte. Es war der fürsorgliche Sanitäter, der nun - zu Recht - darüber erbost war, dass sich Mamercus nicht an seinen Rat, genauer seine Anweisung gehalten hatte. Dies war leicht an Tonfall und Wortwahl zuerkennen und allmählich wurde Mamercus bewusst was für eine Torheit er begangen hatte, als er seine Gesundheit so fahrlässig auf Spiel gesetzt hatte.
    "Wer hat mir den Charon bezahlt?" fragte er nun scherzend, doch seine Stimme war weniger klar wie sein Blick nun wieder.

    Schwer und rustikal muteten die Übungsspeere an, als Mamercus diese in der Hand wog, kaum dass er damit ausgestattet war. Dieser Eindruck erhärtete sich, bis er schließlich gemeinsam, mit den anderen die Anweisungen vernahm und zur Tat schritt. Das Ergebnis war, nunja erwartungsgemäß bescheiden und auch Mamercus bildete da keine Ausnahme. Die Richtung hatten sie zwar insofern eingehalten, dass es keine Verletzten gab, doch von einem Wurf konnte bei den meisten noch keine Rede sein. Es sah eher nach 'fallen lassen' aus. Von 'zielen' keine Spur. Vermutlich würde der Centurio noch vor dem zweiten Speer noch einige Tipps haben. Zumindest hatten einige erschreckende Rücklage beim Wurf, das konnte einer anständigen Wurfbahn nur abträglich sein, wenn man seine Körperspannung so sehr vernachlässigte und nur den Arm benutzte.

    "Na den Chef, der mit dem alten Batti auf dem Dach herum turnt." klärte Ferox den Optio auf, auch wenn diesem selbiges wohl auch gerade auffiel indem er den Blicken des Redners und Mamercus' folgte. "Laut der Meinung meines Kameraden hier prüfen sie ob das Dach den Winter überstehen wird." führte er dann weiter aus und wies dabei auf den Artorier. Dieser nickte zustimmend, aber ehe er nicht selbst nach seiner Meinung gefragt würde sah er keine Veranlassung sich selbst zu Wort zu melden.

    "Und, Quintus? Der Puls ist fertig?"
    "Aber sicher, Jungchen!"
    Mamercus hatte er erwischt. zum graben war er eingesetzt worden. Doch seine Laune war noch immer sehr gut. Das bisschen Arbeit hatte ihn nicht aus der Fassung gebracht. Es war zwar geradezu stumpfsinnig und weit mehr als nur ein 'Bisschen' gewesen doch das konnte ihn nicht bekümmern, da er wusste, das Quintus heute kochen würde. Der alte Haudegen mochte ja seine Launen haben, doch in der Zubereitung von Puls war er ein wahrer Meister. Immer wieder verstand eres den alltäglichen Brei durch die Zugabe von ein klein wenig Gewürz zu variieren. Ob Kümmel oder getrocknete Kräuter, Anis oder Fenchel; oft konnten sie an den feinen Nuancen kaum erschmecken was ihre Gaumen kitzelte und dieses Grübeln über die Sonderzutaten des Essens schienen selbiges noch schmackhafter zu machen.
    Erschöpft aber zufrieden setzte sich der junge Artorier und schaufelte zwei Schalen in sich hinein ehe er ermattet in den Schlaf fiel.


    Ausnahmsweise musste er des nächsten Morgen wach gerüttelt werden. Die zusätzliche Plackerei verlangte ihren Tribut und heute war es an ihm mürrisch und schweigsam zu sein, das schlechteste zu erwarten. Quintus hingegen blühte auf, er war gelöster Stimmung, denn er sagte mit Nachdruck, dass an diesem Tag etwas geschehen würde, 'er habe es in den Knochen'. Mamercus war es egal, solange er nicht wieder des abens würde schaufeln müssen!

    Nur gerade noch gelang es Mamercus den Erleichterungsseufzer zu unterdrücken. Eilig, als könne die Zustimmung wieder zurückgezogen werden, ergriff er die Hand mit dem festen Händedruck seiner etwas unverhältnismäßig großen Hand, der ihm als Handwerker zu eigen war. Er lächelte beglückt, als er sagte: "Das wirst du nicht bereuen!" Wohl selten war etwas so ernst gemeint wie dieser Satz.
    Dann ergriff er ebenfalls seinen Becher, spendete den Göttern ihren Anteil, ehe er sich den verdünnten Wein schmecken ließ. Er war noch gar nicht dazu gekommen diesen zu kosten. Vermutlich hätte ihm in der Stimmung in der er war jeder Wein geschmeckt, doch er enthielt sich eines Urteils. Stammte der Wein nicht zumindest von den eigenen Ländereien, so wäre ein Lob nach Mamercus Meinung unangebracht. Wenn es jemand verstand erlesene Waren zu erwerben zeugte das vielleicht von Geschmack, finanzieller Leistungsfähigkeit oder davon dass sich betreffende Person der Mode anzupassen verstand. Zu viele Ursachen konnte dies demnach haben und diese konnten wiederum verschiedentlich begründet sein. Zu viele erste Ursprünge eine waren möglicherweise nicht positiv. Daher sah Mamercus grundsätzlich von einem Lob in derlei Situationen ab. Vielleicht war es nicht nur von Vorteil gewesen, zunächst Handwerker zu werden. Denn mit dieser Einstellung, dass nur eigene Leistung, am besten von eigener Kraft und Geschicklichkeit von Bedeutung war, würde er in Rom vermutlich nicht gerade offene Türen einrennen.
    Wie es mit dem wohlmundenden Wein aussah konnte er natürlich nicht einschätzen. Da sein Vater ihm allerdings den Aurelier als 'guten Römer' beschrieben hatte, wäre Mamercus ohnehin davon ausgegangen, dass dieser vollmundigen und übertriebenen Speichelleckereien nicht zugetan war, wenn er nicht sowieso, da einer seiner Grundsätze betroffen war, darüber nicht nachdachte und sich schon deswegen desgleichen nicht befleißigte. Statt dessen nutzte er seine Stimme zu einem Trinkspruch: "Auf die kommenden Jahre!" ehe er seinen Becher erneut erhob.

    Zunächst kommentarlos betteten die beiden den Bewusstlosen eben da hin, wo ihnen der Capsarius einen Platz gewiesen hatte. Doch ehe sie das Lazarett wieder verließen überbrachte der Wortführer noch schnell die Nachricht des Ausbildungsoffiziers: "Auf Befehl des Centurio Lucretius soll er ans Bett gefesselt werden, solange er sich schonen soll."
    Belustigt feixend traten die beiden von der Bühne, die sie ganz dem Sanitäter und ihrem Kameraden überließen.


    Es dauerte seine Zeit, bis Mamercus' Lebensgeister sich wieder zum aktiven Dienst meldeten, oder dies zumindest versuchten. Er war noch so sehr benommen, dass er keinen vernünftigen Satz artikulieren konnte, als er stöhnend zu sich kam. "Wo?" drang es nur rau über seine Kehle.

    Mamercus, der zur zweiten Ausbildungseinheit marschierte kam nicht umhin die Männer zu bemerken, die Männer auf dem Dach zu bemerken, die da anscheinend die Schindeln überprüften, wie er fachmännisch erkannte. Ein Blick zur Sonne sagte ihm, dass bis zum Beginn der hora octa noch etwas Zeit war um zuzuschauen. Vielleicht konnte er sogar seine Fachkunde mit einbringen. So blieb er also stehen und reckte den Hals, bestrebt einen möglichst guten Blick auf das Geschehen auf dem Dach zu haben.
    Einer seiner Kameraden aus der Ausbildung, der allerdings in einem anderen Contubernium der vierten Centurie untergebracht war, ein gewisser Volusus Tremellius Ferox, der öfter als ein Mal sein Kampfpartner gewesen war - unter Anderem als es zu Mamercus' Nasenbeinbruch gekommen war - trat zu ihm hin. Mittlerweile verstanden sie sich recht gut und Ferox war einem kleinen Pläuschen nie abgeneigt: "Was ist... Oh. Was machen die denn da? Wem steigt der Centurio denn mit dem alten Batti auf das Dach?" witzelte er wortgewandt.
    Mamercus grinste mit einem Mundwinkel ehe er antwortete: "Sie tragen dafür Sorge, dass das Dach sowohl Winterregen als auch Schnee, sollte welcher fallen stand hält, vermute ich."


    "Und worauf stützt du diese Vermutung?"
    "Zum Einen ist es der richtige Zeitpunkt dafür und zum Zweiten sehe ich sowas nicht zum ersten mal."
    Der Tremellier liebte derlei Fragespielchen. Da er aber wusste, dass Mamercus Zimmermann war, ließ er die zweite Antwort als Grundlage für eine weitere Frage außen vor: "Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?"
    "Nach einer Kontrolle zu einem früheren Zeitpunkt könnten sich neue Schäden ergeben ehe das Wetter endgültig zum Winter wechselt. Später bliebe keine oder zumindest kaum noch Zeit für Reparaturen."
    "Aha."
    Es wollte ihm auf die Schnelle keine Weitere Frage einfallen also schwieg Ferox einen Augenblick, während er gemeinsam mit Mamercus beobachtete, wie die beiden Männer dort oben eine Schindel nach der anderen auf Fäule und andere Verfallserscheinungen untersuchen.

    Anständig auskuriert und gut ernährt war es für Mamercus ohnehin höchste Zeit darauf zu achten, dass er nicht an Umfang zulegte und Muskelmasse abbaute. Er war froh wieder gänzlich hergestellt zu sein und sein Training wieder aufnehmen zu können. Locker trabte er an der Seite der anderen die Runden ab und auch die Liegestützen bereiteten ihm keinerlei Probleme. Auch beim anschließenden Marsch in der Gruppe kehrten die Kopfschmerzen, die ein erstes und übles Symptom waren nicht wieder. Immer wieder hatten diese ihn gequält, waren aber schon in den letzten Tagen ausgeblieben und er nahm an, dass er alles was mit seiner gebrochenen Nase zu tun hatte nun ausgestanden war. Somit konnte er sich wieder mit ganzer Kraft und Aufmerksamkeit seinem Dienst widmen und der hieß: Ausbildung, Drill, Training.
    Alsbald standen die Probati einmal mehr in einer hübschen Reihe, wie Perlen an einer Schur aufgereiht vor ihm, bereit weitere Befehle zu erhalten, während sich Mamercus schon überlegte, wie er mehr Zeit für das Aufholen des Versäumten freimachen konnte.