Beiträge von Titus Vibius Vespa

    Nachdem Varelas an der porta regia eingelassen wurde, führte man ihn zum Vestibulum.
    Dort saß der LAPP und war in ein paar Schriften vertieft.
    Militärisch stramm postierte sich Varelas in respektvollem Abstand zu seinem Patron.


    "Ave, Patronus."


    Er stand still, bis der LAPP Zeit für ihn hatte.

    Der Bursche schien genauso ein Pinkel zu sein wie sein Onkel. Ein ehreloser, verblendeter und selbstverliebter Römer. Seine Worte stießen bei Varelas auf taube Ohren.
    Die Spartaner hätten den Knaben schon ausgesondert, als er noch ein kümmerliches Neugeborenes von römischen Scharlatanen war.
    Der Grieche legte sich auf sein Bett und grinste selbstsicher in sich hinein.
    Die Römer lassen sich immer die Schwänze von ihren Verwandten halten. Die Griechen hingegen tuen es mit beiden Händen selbst.

    Varelas vering das Lachen bei dem letzten Satz, den Thyrsus äußerte.
    Langsam stand er auf und bevor er an dem Burschen vorbei ging und ihn mit seiner Schulter beiseite stieß und zu seinem Bett ging sagte er mit leiser aber eindringlicher Stimme.
    "Unterscheide zwischen schwächer und klüger."

    Varelas lachte eine Weile in Richtung des Bodens, bevor er antwortete.
    "Mir scheint, Terentier haben faule Ohren." der Knabe schien nicht zugehört zu haben. Hatte er seine ganze Familie beleidigt? Nein, er würde es, falls sich der Knabe nicht bewähren würde, aber er dachte es nur.
    "Ich wünsche deinem Onkel, dass die Parzen seinen Faden immer langsamer dünner werden lassen. Den Rest deiner Familie kenne ich nicht, sie ist mir gleichtültig."
    Der Junge, der ihm gerade noch ein Kottlett an die Backe gelabert hatte mit irgendwelchen Versuchen zur Kontaktknüpfung schien angestachelt. Dem Griechen gefiel das, er suchte Konfrontation, dieser Knabe schien potential zu haben.

    Mit der Messerspitze bohrte Varelas sich den Dreck unter den Fingernägeln weg, während Thyrsus sichtlich angegriffen und erregt von seiner Äußerung schien.
    Ohne ihn anzuschauen entgegnete er ihm "Ruhig Welpe." sichtlich unbeeindruckt.
    "Du vertidigst ihn und sprichst von Ehre, obwohl du ihn nicht kennst." schob er nach. Dann grinste er ihn schelmisch an.
    Als der Junge ihn dann auf die Griechen ansprach erhob sich Varelas und baute sich vor ihm auf, auch, wenn der Römer es nicht so gemeint hatte, wie er es aufgefasst hatte.
    "Verletze nie den Stolz eines Griechen, wenn du ihn an deiner Seite haben kannst."
    Die Griechen waren weitaus ehrenhafter als diese römischen Heuchler von Politkern. Ohne die Griechen wären die Römer gar nichts.
    Dann setzte sich Varelas wieder.
    "Beweise dich im Kampf, überzeuge durch ehrenhafte Taten mit dem Schwert, nicht wie dein Onkel durch Heuchelei."

    Ohja, so viele Sachen hätte der Grieche runterschmettern können, so viele beleidigende Worte auf Primus werfen, aber wieso? Wozu sollte er es tun? Ein Unehrenhafter Mann verdiente keine Unehrenhaften Worte, er verdiente den Tod. Es gab für Varelas nichts wichtigeres als die Ehre, die seine höchste Tugend war."Primus, ein unwürdiger und unehrbarer Praefekt." mehr Worte wollte er darüber nicht verlieren. Doch dann zeigte er mit seinem Messer auf Thyrsus. "Ich rate dir eines, wenn du seines gleichen bist.. geh mir besser aus dem Weg." er würde keine Rücksicht darauf nehmen, welcher Soldat von wem der Neffe war, hier hinter diesen Mauern waren sie alle gleich. Dabei ließ er es aber bewenden.
    Der Neue redete zu viel. Viel zu viel. Da Varelas eh nichts besseres zu tuen hatte, übte er sich darin, seine Sprache nicht zu verlernen.
    "Die Germanen." er spuckte auf den Boden. "Nicht, dass wir sie nur als Feinde jenseits des Limes haben. Sie sind auch mitten unter uns." und wieder spuckte er auf den Boden.

    "Sein Name?" schob Serafím ungeduldig nach.
    Optio? Ausbildung? Freunde? Der Grieche traute seinen Ohren nicht, wie konnte ein höherrangiger während der Ausbildung zu einem Freund werden? Welcher Unfug! Welche Sitten herrschten hier während der Ausbildung? So etwas kannte der Grieche nicht.
    Er kannte, als er noch für die Ausbildung der Tirones bei der ALA verantwortlich war, nur stinkende Schlappschwänze und noch heftiger stinkende hässliche Barbaren, wo er eher gestorben wäre, als sich mit einem dieser Taugenichtse anzufreunden. Er schüttelte den Kopf.
    Nun gut, nicht jeder war so kühl, gleichgültig und voller Hass wie der Grieche. Thyrsus war ebenso einige jahre jünger, ein Jungspund! Vermutlich hatte er erst kurz vor seiner Ausbildung die Toga Virilis erhalten.

    "Vibius Vespa." nur die, denen er mehr vertraute sollten ihn mit seinem griechischen Namen nennen dürfen und davon gab es zur Zeit keine. Scarpus von der ALA war der einzige gewesen, dem er vertraut hatte und jener war nicht hier.
    Da rümpfte Varelas natürlich sofort die Nase. Ein klassischer Römer. Zur Armee geschickt von der Familie, vom Vater, der ihn in sichere Laufbahnen verfrachtete. Ein Römer mit Verwandten, die ebenfalls höhere militärische Ränge bekleideten.
    Als er sagte, dass sein Onkel bei der Reiterei sei, verschlug es dem Griechen kurz den Atem, was er sich allerdings nicht anmerken ließ. "Bei der Reiterei sagst du?"

    "Vibius Vespa." entgegnete er dem Römer, jedenfalls ging er davon aus, zum einen wegen seines Namens und zum anderen wegen seinem akzentfreien Latein.
    "Einige Unstimmigkeiten." schob er dann Zähne knirschend nach, dabei gab er zu viel Kraft auf das Messer und die Schnitzte teilte sich an der oberen Hälfte in Zwei. Einen Moment hielt er inne, seufzte, dann schaute er den Römer an. "Was ist mit dir?" Vielleicht bot sich heute doch noch ein Tag voller Redseligkeit seitens des Griechen.
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen, der Optio verlangte nach Thyrsus.

    Ohne den Mann groß zu beachten schnitzte der Grieche weiter.
    "Serafím Varelas." entgegnete er ebenfalls ohne dem Eques ins Gesicht zu blicken. Er streubte sich noch ein wenig dagegen, sich mit seinem neuen römischen Namen vorzustellen, da er seine Herkunft nicht loslassen wollte.
    Er hegte keinen Groll, aber ihm war schlichtweg jeder egal, wenn man nicht Seite an Seite in der Schlacht stand und sich den Rücken freihielt. Der Grieche war kühl und gebrauchte wenig Worte. Hätte er gewusst, dass Thyrsus ein Terentier war, hätte er gar nicht geantwortet, denn sein unehrenhafter Verwandter Primus stank nach Unwürdigkeit und somit vermutlich auch seine ganze Gens.
    Erst als ein Mann an der Tür klopfte, eintrat und von einem der älteren Eques wie ein räudiger Hund begrüßt worden war, hebte Serafím den Kopf, nachdem dieser Mann sich als Optio entpuppte. Eine spannende Situation, in der der Grieche sich wieder auf seine Schnitzerei konzentrierte und kein Interesse zeigte.

    Unter den Aufklärern befand sich ebenfalls der Grieche, der nun vollends zur Legio II versetzt worden war und den Rang eines Eques trug. Endlich war er nicht länger unter dem Kommando des Terentiers, der für ihn einst ein ehrbarer Mann gewesen war, sich aber im Nachhinein als ein unwürdiger Träger seines Amtes entpuppte.
    Es war nebelig, was die Sicht schwer behinderte. Germanenland, dieser Teil des Landes gehörte wahrlich zu den beschissensten. Serafím spuckte auf den Boden, er wartete schon so lange darauf, dass er endlich einem Germanen seinen Kopf von den Schultern schlagen konnte. Bei der Legio würde er sich auch nicht mehr rechtfertigen müssen für seinen Hass gegen diese Schweine, waren doch hier deutlich weniger unter ihnen als bei der ALA.

    Varelas verstand das ganze Bimborium nicht. Eigentlich war dafür gesorgt, dass er so schnell wie möglich versetzt worden wäre. Doch die Götter hatten ihre Marionetten anscheinend noch etwas davon abgehalten.
    Ein Bote kam und beorderte ihn zum Kommandanten.


    Im Vorzimmer des Officium angekommen nahm er regen Betrieb war. Männer kamen und Männer gingen. Der Bote ging zum Scriba und bekundete ihm Serafíms Anwesenheit.

    Der erste Tag im Mannöverlager war angebrochen. Was man sehen konnte: Alltag. Nichts anderes als im Castellum selbst. Waffen und Rüstungen wurden geputzt und in Stand gehalten, die Pferde wurden versorgt, die Soldaten vertrieben sich ihre freie Zeit mit Würfelspielen oder Blödeleien, wenn sie nicht gerade Wache schieben mussten.


    Serafím saß etwas abseits der Männer seiner Turma und schnitzte etwas mit seinem Messer.
    Ohne hinzuschauen bekam er aber mit, dass ein Neuer unter ihnen weilte.
    Auch wenn er ihm egal war hörte er auf zu schnitzen, als Marius seinen Spruch abließ. Dieser Taugenichts mit seinen Heuchlern, redete groß von Pferden dieser alte Sack.
    Zu gern hätte er hier Konfrontation gesucht, aber was hätte es gebracht? Ein weiteres blaues Auge für einen weiteren Großkotz.

    Es schien so, als wären Vespa und der Decurio gar nicht so verschieden. Es reichten wenige Worte und ein wenig Körpersprache, um sich zu verständigen. So nickte er ihm zu, als der Decurio von der Spitze zurück geritten kam.
    Das Mannöverlager war nun klar zu erkennen.. die letzten Konturen fügten sich zusammen und man sah die Soldaten der Vorhut schon in der Größe eines Fingernagels. Die Centurionen fingen an die Cohorten hinter einander in kleinen Reihen zu postieren. Serafím hatte nun den Einzug der beiden Turmae zu koordinieren, die bis jetzt noch die Flanken der Cohorten geschützt hatten.
    Ohne den Decurio noch einmal anzuschauen erhob er seine Stimme:


    "Equites! Consistite! Convenite et In agmen venite post cohortibus!" Die Reitersoldaten hielten an, sammelten sich hinter den Cohorten und reihten sich in die Kolonne ein zu je zwei Reitern pro Glied. So ergaben sich insgesamt 32 Glieder je zwei Reiter. Vespa wählte diese Formation, weil sie die einzig logische in dieser Situation war. Der Eingang ins Mannöverlager war schmal, zudem blieben die Turmae flexibel, sie konnten, wenn es darauf ankäme, wieder schnell zu den Flanken der Cohorten reiten, um sie zu schützen.

    Ein wenig verwundert schaute er seinen Vorgesetzten an. Er legte die Verantwortung für zwei Turmae in die Hände eines Mannes, dessen Fähigkeiten er nicht kannte. Dennoch nickte der Grieche selbstbewusst. "Jawohl, Decurio."


    "Equites turmae secundae!" rief er. "Explorate! Vos explicate in linea! Ad sinistram et in gradu citato!" gab er ihnen als Anweisung. Die andere Turma ließ er bei dem Fußvolk, er traute der Umgebung nicht, er fühlte sich sicherer, wenn er wusste, dass er eine Turma zur Unterstützung bei der Gruppe ließ.


    Die Turma secunda trabte in östlicher Richtung der Kolonne, um einen großen Bogen vom Osten über den Norden zum Westen zu reiten. "Equites! Bleibt wachsam!"
    Es verging einige Zeit und außer ein ein paar Höfen gab es keine ungewöhnlichen Vorkommnisse oder feindliche Aktivitäten.
    Nachdem das Mannöverlager in Sichtweite war, kehrte er mit der Turma Secunda zurück zur Kolonne. "Nihil Novi, Decurio." Bald würde er den Einzug koordinieren.

    "Ich habe sie noch nie im Einsatz gehört, Decurio." bei der ALA war er außer dem Mannöver damals nicht oft aus dem Castellum gekommen, da er sich um die Ausbildung zu kümmern hatte. Dem Decurio etwas vorgaukeln brachte nichts, er musste schließlich wissen wie die Instrumente klingen.


    Sim-Off:

    Kein Problem ;)




    In Formation, formiert euch: vos explicate!
    In Trab : in gradu citato!
    In Galopp : in cursu equi citato!

    "Der Decurio ruft den Befehl aus. Der ihm unterstellte Duplicarius wiederholt den Befehl." er wusste nicht, wieso er das jetzt ausführen sollte, für ihn war es eine ganz klare Sache, aber Befehl war nunmal Befehl.
    Wollte er nun alle Kommandos hören? Vespa nannte die, die ihm an wichtigsten für das Mannöver erschienen.


    "


    tollite pila
    mittite
    spathae stringite
    spathae condite
    convenite
    aciem dirigite
    scuta premite
    corpora premite
    pila inclinite
    pila sursum
    pila dorsum
    ad arma
    vos explicate
    cuneus
    linea
    ordo
    in gradu citato
    in cursu equi citato
    ad impetum
    ad impetum hastarum



    "


    Vermutlich würden all diese Kommandos im Mannöver gebraucht werden.


    Sim-Off:

    Spreche ich jetzt mit dem Decurio Firminus oder mit Menecrates? Im ersten Post war es der Decurio, im zweiten wohl Menecrates?

    Endlich waren sie auf dem Weg. Es war ein gutes Gefühl unter dem Feldzeichen der Legio II zu reiten. Sein Vorgesetzter war Römer, er hatte nicht wie bei der ALA vor einem barbarischen Wilden salutieren und seine Befehle ausführen müssen.


    Vespa wartete still ab, ohne die Augen von der Umgebung zu lassen. Erst als er antwortete richtete er seine Augen auf den Decurio.
    "Die Kommandos sind die selben. Jeder Nichtrömer und Barbar hat bei der ALA die römischen Kommandos zu lernen. Befehlsweitergabe ausschließlich auf Latein, Decurio."
    Das wäre ja auch zu schön gewesen, wenn man in mitten einer Schlacht noch hätte übersetzen müssen. Ob es bei den Neulingen der ALA klappen würde.. er wusste es nicht. Bei diesen Dummbeuteln von Germanen konnte er sich es nicht vorstellen.