Beiträge von Titus Vibius Vespa

    Wie gefordert fand sich Vexillarius Varelas im Officium ein und salutierte vor dem Decurio "Decurio, Vexillarius Varelas meldet sich wie befohlen!" Er hatte keine Ahnung, wieso er sich zu melden hatte, vielleicht noch einmal wegen dem Vorfall auf dem Reitplatz, aber das war schon lange her.

    Die Drohung hatte anscheind etwas genutzt, keiner der Tirones fiel vom Pferd, alle konnten sich oben halten, auch wenn es bei dem ein oder anderen doch arg wackelig ausgesehen hatte.


    Die Sonne ging schon unter und nicht nur Serafím, sondern bestimmt auch den Tirones, knurrte erheblich der Magen.
    Also brüllte er aus vollem Hals "Sehr gut! Alle Pferde zurück in die Stallungen und ab zum Abendbrot ihr Taugenichtse!" er übergab dem Eques die Aufsicht, das alle Tirones ihre Pferde auch tatsächlich wegbrachten, und verließ den Reitplatz.

    Serafím nickte die Rückmeldung von Tiro Bandulf ab und entgegnete "Ab auf dein Pferd und einreihen."


    Dann drehte er sich wieder zu den anderen Frischlingen und schrie aus vollem Hals:


    "GALOPP! WER VOM PFERD FÄLLT MISTET DIE STALLUNGEN AUS!"


    Ein paar Runden würde er sie noch drehen lassen, bevor sie sich waschen und zu Abend essen konnten.

    Innerlich konnte Serafím nicht mehr tun als sich über den Präfekten und seine lächerliche heldenhafte Ansprache zu wehren. Damals ließ er sich noch über Germanen aus und jetzt waren sie seine besten Freunde. Der Präfekt schien irgendwelche Spitzel zu haben, ohne diese konnte er gar nicht wissen, wie Varelas mit den Neulingen umging, war er doch nie auf dem Exerzierplatz erschienen. Vielleicht waren es auch irgendwelche Vögel, die ihm gelegentlich etwas zwitscherten.
    In Zukunft würde er sich aber nicht zügeln, was seine Wortwahl bezüglich der Tirii anging.
    Anscheinend war der Präfekt Schwer von Begriff und verstand nicht, wer hier wem ein respektloses Verhalten gegenüber an den Tag legte, nämlich dieses Germanenpack von Duplicarius und Decurio.
    Er erinnerte sich an die Worte seines Patronus und blieb weiterhin ruhig, ohne mit den Wimpern zu zucken. Diese Fars war es nicht wert.
    "Jawohl Präfekt."
    Langsam begann er den Mann zu hassen, den er damals noch für einen ehrbaren Römer gehalten hatte.

    Der Praefekt merkte, dass die Stimmung mehr als nur angespannt war, wieso er aber ausgerechnet den ruhig stehenden Varelas und nicht die beiden Germanen, die ihre Hände schon an ihren Waffen hatten, beiseite nahm, blieb ein Rätsel.
    Als der Grieche etwas weiter abseits mit dem Terentier stand, wurde er befragt?
    Ob er eine neue Herausfoderung suche? Was sollte das nun wieder bedeuten? Was hatte der Duplicarius getan, dass ihm solche Vorwürfe gemacht wurden?
    "Ich bin Duplicarius Serafím Varelas und bilde Tirii aus. Das ist meine Aufgabe in unserem System." antwortete er ernst, er hatte wirklich keine Ahnung, was der Praefekt von ihm wollte.
    "Ich diene dem Kaiser Roms, ich bin dir loyal, bis in den Tod." entgegnete er wieder ernst. "Wenn du meinst, dass ich nicht weiter die Tirii ausbilden sollte, weil ich einen germanischen Offizier gegrüßt habe, der mich schon mit der Hand an der Waffe bedrohte, dann werde ich mich nicht dagegen stellen." Varelas blieb ruhig und ließ sich nicht provozieren.
    "Sag mir Präfekt, welche rassische Differenz habe ich begangen?" jetzt war er mal gespannt was der Terentier ihm vorzubringen hatte.. er hatte nichts falsches gesagt, sondern nur gedacht, aber es würde ihn wundern, wenn der Präfekt Gedanken lesen konnte.

    Während Varelas an seiner Arbeit am Schreibtisch saß und sich nach vorne beugte, um die Feder zu befeuchten, zwickte ihn etwas unter seiner Rüstung. Er lehnte sich zurück und fühlte unter seiner Rüstung danach. Heraus zog er seine Bürgerrechtsurkunde, die ihm der Legatus Augusti pro Praetore vor einigen Tagen hatte ausgestellt. Da könnte sie auf keinen Fall bleiben, ein Versteck musste her.
    Mit einem tiefen Seufzer stand der Grieche auf und ging im Raum umher, irgendwo musste man es hier verstecken können. Hier war es auf jedenfall am sichersten, im Gegensatz zu seiner Truhe vor seinem Bett. Er traute hier niemandem, also wollte er seine Urkunde auch nicht dort hinlegen, wo seine Kammeraden gelegentlich mal nachschauten. Als er zu den Regalen schaute fiel ihm etwas ein. Er würde seine Urkunde einfach zwischen die Seiten der Truppenkassendokumente von vor 5 Jahren schieben. Serafím zog die von massig Staub bedeckten Dokumente heraus und schob seine Urkunde zwischen die Seiten, hier würde sicher niemand nachschauen.
    Dann stellte er das Dokument wieder zurück und passte auf, dass sich der Staub nicht verflüchtigte.. er hielt den Atem an.
    Er drehte sich kurz um, es stand keiner plötzlich hinter ihm, die Tür war zu und da sein Officium nicht im Erdgeschoss war, konnte auch keiner durch das Fenster gesehen haben.
    In diesem Kastellum würde er Serafím Varelas bleiben.

    Respekt? Dieser Mann wollte Respekt? Den würde er von Varelas nie kriegen, nicht als Germane und vor allem nicht als Germane in einer römischen Offiziersrüstung.
    Er bewegte sich kein Stück, er bleib genauso stehen und schmunzelte schelmisch in sich hinein. Dieser Bauer.. dieses Germanenpack.
    Wieso sollte er jetzt zu Ocellus? Er wusste es nicht.. er hatte den Decurio immerhin gegrüßt und das war schon das höchste der Gefühle für den Griechen. Naja, Ocellus fuhr des öfteren aus der Haut und hatte ja immer was zu kacken, Namen konnte er sich anscheinend auch nicht merken. Der Schoßhund des Praefekten.. würde er ihm auch am Schwanz riechen wie ein räudiger Hund? Die Frage beantwortete er für sich selbst im Stillen.

    Wieso war der Praefekt so erpicht darauf zu erfahren, wie sich die germanischen Tirii schlugen?
    Hatte er doch ebenso eine Abneigung gegen diese ungewaschenen Barbaren.
    Varelas stand stramm mit den Händen verschränkt hinter dem Rücken "Beim Reiten stellen sie sich nicht so dumm an, wie im Zweikampf mit der Spatha." sagte er kühl.
    Er musterte die beiden Soldaten ganz genau und mit scharfem Blick, die der Praefekt ihm vorgestellt hatte. Germanen... Was hatten Germanen in diesen Rängen zu suchen? Sie gehörten in die erste Reihe, als Kanonenfutter für die gegnerische Reiterei oder die Speerträger, wenn überhaupt in einer römischen Rüstung.
    Sichtlich unbeeindruckt grüßte er ruhig und ohne sich zu bewegen, ohne ein Zucken seiner Augenlieder
    "Salve Decurio.."

    Serafím bemerkte nicht, dass der Praefekt in der Nähe war und sich das Spektakel anschaute, er stand mit dem Rücken zu ihm. Eques Marcus berührte ihn an der Schulter und machte ihn darauf aufmerksam. Ein paar Momente wartete er noch ab, ließ den Eques übernehmen und ging auf den Präfekten zu. Der Terentier war wie immer nicht allein, Decurio Ocellus und zwei Equites begleiteten ihn.
    Varelas stand stramm und machte Meldung "Ave Praefekt, ave Decurio Ocellus. Duplicarius Varelas meldet: Reitausbildung verläuft nach Plan, die einen kommen dahinter, die anderen zeigen Erfahrung."

    "Ja, Patronus."
    Er war nun also der Spitzel des Legatus Augusti pro Praetore. Da er von Natur aus kühl wahr, juckte es ihn nicht, wenn er die ein oder andere Information an ihn weitergab und somit eventuell Kammeraden in den Karren fuhr.


    "Ich glaube ich halte besser meinen neuen Namen verdeckt, es könnte komisch aussehen. Ich bewahre die Urkunde an einem sicheren Ort auf, damit sie keiner findet."


    Als der Name Atius Scarpus fiel guckte er seinen Patron mit großen Augen an.


    "Auge auf Atius Scarpus?"

    Jetzt hatte er es. Als er die Urkunde entgegen nahm und in den Händen hielt, war es für ihn.. einfach wie ein Stück Papier mit einer Unterschrift seines Patronus. Was dieses Papier ihm allerdings ermöglichte.. das war Serafím bis jetzt noch nicht bewusst.


    "Jawohl, Patronus. Ich danke dir für dein Vertrauen. Ich werde dich nicht enttäuschen."


    Er fragte ihn noch nach dem Namen..


    "Stimmt damit etwas nicht Patronus?"

    Mit innerer Ruhe beobachtete der Grieche die Frischlinge, stellten sich einige doch gar nicht so dumm an wie erwartet. Aber gut, die Pferde der ALA waren perfekt ausgebildet und so trainiert, dass sie nichts abschrecken und somit aus der Ruhe bringen konnte. Sie liefen quasi fast schon allein.


    Der Duplicarius erhob die Stimme und brüllte mit feuchter Aussprache über den Platz "TRABEN!"
    Spätestens jetzt könnten die ersten aus dem Sattel fallen.

    Sim-Off:

    Schon gut Bandulf, das ist ja noch eine Zeitebene vor meiner Beförderung, bei der nächsten Übungseinheit gibt's ne offizielle Ansprache ;)

    Diesmal war Tiro Adherbal wohl nicht auf Klugscheißerei erpicht, sondern auf die richtigen Antworten. Was dem Griechen mal wieder nicht passte, war die großkotzige Art des Tiro. "Habe ich darum gebeten? NEIN! Du hast nur auf Fragen zu antworten die ICH DIR stelle und SONST tust du NICHTS, bis ICH wieder ETWAS von dir VERLANGE. Immerhin scheinst du Ahnung vom Reiten zu haben."
    Varelas betonte mit Absicht einige Worte, damit selbst die dümmsten ungewaschenen Bauern die wichtigsten Worte mitbekamen und verstanden.
    Dann drehte er sich zu einem Eques, den er mitgebracht hatte und befahl ihm
    "Eques Marcus, eine Runde Schritt, eine Runde Trab, eine Runde Galopp. LOS!" während der Eques die erste Runde drehte, nutzte Serafím die Zeit, um den Tirii zu erklären, wie die Gangart funktionierte. Dazu hatte er auch genug Zeit, da der Reitplatz ziemlich groß war. Ebenso verfuhr er bei den anderen beiden Gangarten.


    "Jetzt seid ihr dran. Jeder steigt auf sein Pferd und dreht seine Runden. Zuerst nur im Schritt, bis ich das Zeichen zum Wechseln gebe. Die unter euch, die bereits Reiten können, reiten vorweg. LOS!"

    "Jawohl, Legatus Augusti."


    Also sollte er jetzt wirklich das Bürgerrecht bekommen? Niemals hätte Serafím das erwartet, bisher hatte er immer mit dem Gedanken gelebt, dass er seine Jahre im Militärapparat dienen müsste, um irgendwann das Bürgerrecht zu erhalten.
    Nun schien alles anders.. einen Namen wollte sein zukünftiger Patron hören. Natürlich hatte er sich schon ein paar Gedanken darüber gemacht, er dachte dabei an Titus als seinen Praenomen, ein Name, den schon viele Kriegshelden der Vergangenheit trugen. In seiner Jugend hatte er viele Geschichten über die Schlachten gelesen. Auch der Gensname Vibius gefiel ihm, den er ein oder zwei mal damals gelesen hatte. Soweit er wusste, brauchte er noch einen Cognomen, doch welchen sollte er jetzt wählen? Serafím war kein großer Denker mit üppiger Kreativität, waren Titus und Vibius doch auch nur aus Geschichten.. gerade wollte er wahllos irgendetwas sagen, bis er sein Summen wahrnahm. Allerdings war es kein wohlklingendes, ruhiges Summen, wie man es zum Beispiel von einer Biene kannte, es war viel mehr.. nerviger und eindringlicher. Sein Blick viel auf einen Stuhl, der in der Ecke des Officiums stand, worauf sich eine Wespe niedergelassen hatte. Wie gesagt, Varelas war nicht gerade kreativ und teilte seinem zukünftigen Patron schließlich seinen zukünftigen Namen mit, er hatte ihn schon viel zu lange warten lassen.


    "Titus Vibius Vespa."


    Es würde auf jendefall eine Umstellung für ihn werden, jetzt zu den Bürgern des Imperium Romanum zu gehören. Seine griechischen Wurzeln waren ihm mehr als wichtig..

    Er stand schon im Türrahmen, da stieß er fast mit Scarpus zusammen. Wie hatte er es so schnell hier hin geschafft? War er auch zufällig hier gewesen? Sprach sich eine Beförderung so schnell rum? Vielleicht wusste er ja Bescheid, jetzt wo er Decurio war, gehörte er zum engeren Kreis des Praefekten.


    "Danke Scarpus. Wo ist Brigio?" entgegnete er knapp.

    Hier war es also. Serafím stand in dem Officium und ließ seinen Blick kreisen.
    Es sah aus, wie ein stink normales Officium, zu sehen war diverses Rechenwerkzeug und einiges an Papierkram. Zum Schreibtisch gehend strich er mit seinen Fingerspitzen über das Holz, es war alt, verunreinigt und vermackt. Das Officium roch nach Papyrus und Wachs. Für ihn war das völlig fremd, hatte diesen Geruch seit dem er bei der ALA war schon lenkst verdrängt. Nun war er mittlerweile zwei Jahre in diesem Castellum. Varelas hatte wirklich keine Ahnung, was er nun tuen sollte, also ging er wieder hinaus auf der Suche nach Mamercus Brigio.

    "Jawohl, Praefectus!"
    Tatsächlich also eine Beförderung.. jetzt auch noch ein Officium? Ob es nötig war, wusste er nicht. Er hatte doch gar nichts außer seiner Ausrüstung und ein, zwei persönliche Dinge.. Vielleicht gab es dort einige Unterlagen, wer würde Brigio kontaktieren, immerhin war es bis vor kurzem seine Aufgabe gewesen.


    "Danke Decurio. Ich werde nicht feiern." Varelas hatte hier keine Freunde und er wollte auch keine. Den einzigen, mit dem er etwas mehr in Kontakt war, war der Attier.


    Mit einem strammen "Jawohl, Decurio!" verließ er den Raum in Richtung Officium IX.