Beiträge von Germanica Laevina

    Am liebsten wäre sie jetzt übergangslos zur Bestrafung des schuldigen Sklaven übergegangen, aber angesichts der allgemeinen Aufmerksamkeit war es wohl angebracht, noch ein Weilchen die Ahnungslose zu spielen.


    "Ich bin ins Wasser gestürzt? Oh, wie furchtbar ungeschickt von mir! Es ist mir ja so entsetztlich peinlich, dass ich dir und meiner Familie derartige Umstände bereitet habe..." antwortete sie nach wie vor mit zittriger und erbarmungswürdiger Stimme und blickte ihn betrübt an.


    "In jedem Fall möchte ich dir danken, dass du einer alten Frau so schnell zur Hilfe geeilt bist." Bei der Frage, ob sie Schmerzen habe, fasste sie sich automatisch an den Hinterkopf und zuckte dann zusammen, ausnahmsweise einmal, ohne sich dafür verstellen zu müssen.


    "Ehrlich gesagt, schmerzt mein Kopf doch sehr, und mir ist auch ein wenig schwindelig, aber du hast zweifellos schon genug für mich und mein Wohl getan."


    Dankbar nahm sie das angebotene Handtuch an und trocknete sich zumindest notdürftig ab. Kleidung und Frisur waren ohnehin komplett ruiniert, aber bald würde sie sich ja wieder etwas herrichten können.


    Laevina blickte sich interessiert um, und sah, dass Sedulus und Serrana nach wie vor in ihrer Nähe standen.
    Da sie Sedulus durchaus für seine Rettungsaktion dankbar war, nickte sie ihm kurz zu, ihre Enkelin jedoch ignorierte sie komplett. Die Kleine sollte sich bloß nicht einbilden, dass sie ihr bereits verziehen hatte, dafür war die alte Germanica viel zu nachtragend.

    Da war er wieder, der Druck auf ihrer Brust, diesmal ein wenig stärker. Laevina hustete gehorsam und spuckte dann den Rest Wasser aus, den sie noch im Mund hatte.
    Was jetzt wohl kam? Aufgrund ihrer überaus robusten Gesundheit hatte sie sich bislang noch nie allzu viele Gedanken über die Welt der Medizin gemacht, aber diese Vorführung war doch sehr interessant und anschaulich...


    Laevina wollte sich gerade wieder entspannen, als ihr plötzlich die Nase zugehalten wurde. Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet und sie schnappte automatisch nach Luft und ruderte mit den Armen in der Luft herum. Geistesgegenwärtig ließ sie den Luftschnapper in ein lautes Husten übergehen und entschied sich, dass es an der Zeit war aufzuwachen. Sie öffnete die Augen und erblickte nur wenige Zentimeter vor ihrem eigenen das Gesicht eines hübschen jungen Mannes. Ein solcher Anblick aus nächster Nähe war ihr schon einige Jahrzehnte nicht mehr vergönnt gewesen, vielleicht hätte sie doch noch ein Minütchen länger "bewusstlos" bleiben sollen...


    Aber egal, jetzt war die Kuh ohnehin vom Eis und es hieß, auch noch das Finale überzeugend zu bestreiten.


    Mit leicht verwirrtem Gesichtsausdruck warf sie einen Blick in die Gesichter des Arztes und der Menschen, die in ihrer Reichweite standen und fragte dann mit leiser und zittriger Stimme:


    "Oh, was ist denn nur passiert? Ich kann mich an gar nichts mehr erinnern....."

    Oha, was war das denn jetzt? Mit leichter Irritation registrierte Laevina den plötzlichen Druck auf ihren Brustkorb und entschied, dass der Medicus für seinen Einsatz ein bisschen Entgegenkommen verdient hatte. Sie röchelte erneut, dieses Mal ein bisschen lauter, und spuckte, um ihm einen Gefallen zu tun, ein kleines bisschen Wasser aus. Mal sehen, was er sonst noch so in seinem Repertoire hatte, wenn es überzeugend genug war, konnte sie ja nach der nächsten Maßnahme wieder allmählich "erwachen". Allmählich wurde es ihr in den klitschnassen Kleidern nämlich ausgesprochen ungemütlich und die Aussicht auf trockene Kleidung und ein heisses Süppchen lockte doch sehr...

    Ach, war das spannend! Es kostete Laevina schon einiges an Willenskraft, regungslos wie ein toter Marienkäfer liegenzubleiben und mit keiner Wimper zu zucken. Zu gern hätte sie einen kleinen Blick riskiert, um die Reaktionen der anwesenden Familienmitglieder und Gäste zu beobachten. Die liebe kleine Calvena freute sich bestimmt schon heimlich auf den zu erhoffenden Exitus der lieben alten Tante, aber den Gefallen würde ihr Laevina gewiss nicht tun.
    Mit einiger Befriedigung und auch einer gewissen Rührung hörte sie dann, dass ihre Enkelin Serrana an ihre Seite geeilt war und sich tatsächlich Sorgen zu machen schien. Vielleicht hatte sie das Mädchen ja noch nicht ganz an diese verkommene iunische Sippschaft verloren...


    Als sich dann wieder eine männliche Stimme näherte, spitzte Laevina erneut die Ohren. Die Stimme war ihr gänzlich unbekannt, aber er gab sich vor den anderen als Arzt zu erkennen. Nun, dann wollte sie dem Herrn mal ein bisschen was zu tun geben.


    Um es ein bisschen interessanter für ihn zu machen, blieb sie weiterhin mit geschlossenen Augen regungslos liegen und beschränkte sie sich auf seine Fragen hin auf ein kaum hörbares Röcheln.

    Wenn man im vollen Festtagsornat und mit brummendem Schädel bis zur Nase im kalten Wasser lag, dann konnten ein paar Augenblicke schon sehr lang werden. Laevina wartete ungeduldig aber natürlich nach wie vor reglos eine Statue auf Hilfe und malte sich derweil aus, was sie alles mit dem ungeschickten Sklaven anstellen würde, dem sie dieses Desaster zu verdanken hatte. Wenn sie mit ihm fertig war, würde er sich zweifellos nach den gemütlichen Umständen einer Kreuzigung sehnen....


    Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte sie, wie jemand ins Wasser sprang und sie dann aus dem Becken zog, und identifizierte ihn erst dann anhand seiner Stimme als Sedulus. Ob es ihr gut ging? Was für eine dämliche Frage war das denn????


    Zu gern hätte sie ihm die passende Antwort darauf gegeben, aber dann hätte sie ja aus ihrer so rettenden Bewusstlosigkeit erwachen müssen. Und das hatte sie nun ganz bestimmt nicht vor!
    Also blieb sie einfach weiterhin regungslos und mit flachem Atem und geschlossenen Augen liegen und wartete, wie es weitergehen würde.

    Es war doch immer wieder schön zu sehen, welch große Wirkung auch eine kleine, dafür aber gut platzierte Bemerkung haben konnte. Mit großer Genugtuung beobachtete Laevina, wie Calvenas Gesicht jegliche Farbe verlor. Ihre anschließende Beleidigung beeindruckte die alte Germanica nicht weiter, sie wusste genau, dass diese Runde an sie gegangen war. Vor noch nicht allzu langer Zeit war es dem Mädchen wie kaum einer zweiten gelungen, in Laevinas alten und gut verborgenden Wunden zu rühren, jetzt endlich hatte sie sich dafür in angemessener Weise rächen können....


    Bestens gelaunt sah Laevina hinter ihrer Großnichte her und schlenderte dann zum Wasserbecken in der Mitte des Atriums, um sich die Darbietung der Feuertänzerin näher anzuschauen. Im Hochgefühl ihres gerade errungenen Triumphes ließ ihre übliche Wachsamkeit ein wenig nach und so nahm sie den strauchelnden Sklaven in ihrem Rücken erst wahr, als es bereits zu spät war. Sie konnte sich zwar noch umdrehen, aber das Weintablett traf sie mit voller Wucht vor die Brust. Die zwar rüstige aber nicht allzu stabil gebaute Germanica wurde durch den Aufprall nach hinten geschleudert, blieb mit einem Fuß am Beckenrand hängen und verlor dann das Gleichgewicht. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie sich mit in der Luft rudernden Armen noch halten, aber dann forderte die Schwerkraft ihren Tribut.


    Eine von Laevinas hervorstechendsten Eigenschaften war schon von jeher die Fähigkeit gewesen, sich blitzschnell auf neue Situationen einzustellen und die half ihr auch jetzt. Der Sturz war ohnehin unvermeidbar, aber wenn sie nicht vor allen Gästen pudelnass und gedemütigt aus dem Becken steigen wollte, gab es nur eine mögliche Alternative.


    Unter Aufbringung all ihrer Selbstbeherrschung ließ sich Laevina rückwärts fallen, stieß beim Aufprall auf dem Beckenboden ein fürs Publikum beeindruckendes ersticktes Gurgeln aus (was ihr relativ leicht fiel, da sie mit dem Hinterkopf recht schmerzhaft gegen den Beckenrand knallte), fuhr ihre Atmung auf das absolute Minimum herunter und blieb dann reglos und mit geschlossenen Augen im Wasser liegen. Erfreulicherweise bekam sie durch das linke Nasenloch noch Luft, so würde sie ein Weilche aushalten können, bis hoffentlich irgendwer zu ihrer Rettung eilte. Irgendjemand aus ihrer entzückenden Verwandtschaft würde ja wohl etwas unternehmen, bevor sie hier ertrank wie eine alte Kanalratte....

    Ganz offensichtlich hatte sie ihren Logenplatz perfekt ausgewählt, denn von ein paar unwichtigen Details einmal abgesehen, entging Laevina kaum etwas von dem, was sich aktuell im Atrium der Germanicer abspielte. Natürlich bekam sie nicht alle Namen und auch nicht die genauen Ränge der Männer mit, aber ihre immer noch guten Augen in Verbindung mit gesundem Menschenverstand führten auch zu so mancher Erkenntnis.


    Beim Anblick der baumlangen Romana war sogar Laevina eine Sekunde lang überrascht. Du meine Güte, was für ein riesiges Weibstück! Vielleicht war es eine ganz gute Entscheidung für sie gewesen, zu den Vestalinnen zu gehen, einem potentiellen Ehemann hätte man zur Mitgift ja in jedem Fall noch eine Trittleiter dazulegen müssen... Andererseits war es zur Wahrung der dynastischen Erbfolge auch vollkommen ausreichend, wenn sich der Gatte bis zur Leibesmitte vorarbeiten konnte, und das sollte selbst bei dieser Romana machbar sein...
    Die junge Claudia war ihr derartig ins Auge gestochen, dass Laevina erst jetzt mit einiger Verspätung auf deren Begleitung aufmerksam wurde. Das war doch ganz zweifellos Ofella, ihre neue Bekanntschaft aus den Thermen...Die gute Dame hatte sich ja beflaggt, als wollte sie allein eine komplette Piratenflotte versenken....
    Mit einigem Amüsement stellte Laevina fest, dass die rothaarige Claudia sie bislang komplett ignorierte oder aber auch schlichtweg noch gar nicht entdeckt hatte, da sie offensichtlich interessantere Dinge im Auge hatte. Als Ofella plötzlich mit wehenden Fahnen auf eine ebenfalls rothaarige Dame und deren Begleiter zueilte, hob sich erstaunt eine von Laevinas Augenbrauen. Bei den Göttern, Ofella hatte doch wohl nicht ernsthaft vor, an dieser Front gegen eine zwanzigjahre Jüngere anzutreten? Fast musste sie sie für ihren scheinbar unerschütterlichen Optimismus bewundern. Was war das denn nur für ein Kerl, dass sich die Weiber so um ihn rissen? Falls sich das männliche Schönheitsideal seit ihrer Jugend nicht wesentlich verändert hatte und plötzlich Übergewicht und mangelnder Haarwuchs bei den Damen hoch im Kurs standen, musste er wohl über andere Vorzüge verfügen, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich waren....Für einen Moment glaubte sie den Begriff "Praefectus Urbi" aufzuschnappen, das würde natürlich einen Großteil der Begeisterung erklären, den er bei einigen Damen auslöste.


    Plötzlich sah sie aus den Augenwinkeln, wie sich Calvena allein Richtung Triclinium bewegte. Die Gelegenheit, der lieben Großnichte ein paar freundliche Worte mit auf den Weg zu geben, war viel zu günstig, um sie ungenutzt verstreichen zu lassen, und so stand Laevina kurzentschlossen auf und schnitt Calvena den Weg ab.


    "Meine Liebe, darf ich dir sagen, wie wundervoll du den heutigen Abend bislang bestritten hast?" flötete sie in zuckersüßem Ton und lächelte Calvena dabei strahlend an. Auch bei dem nächsten Satz änderte sich der Tonfall nicht, aber Laevina sprach doch deutlich leiser, damit ihn ausser dem unverschämten kleinen Biest vor ihr auch niemand mitbekam.


    "Sag mal, hast du denn deine Freunde aus den bunten Wagen auch eingeladen, damit sie unseren Gästen heute abend ein paar Kunststücke vormachen, hm...?

    Für die stets hochgradig beherrschte und kühl kalkulierende Laevina war es nicht nur anstrengend, sondern in gewisser Weise auch faszinierend die ständigen Stimmungsschwankungen des jungen Flaviers zu beobachten. Unglaublich, wie hielt der das nur gesundheitlich aus? Das musste sie unbedingt über einen längeren Zeitraum studieren...


    Sie hatte zwar damit gerechnet, dass ihr Vorschlag nicht abgelehnt werden würde, aber eine derartige Begeisterung hatte sie auch nicht erwartet. Da hatte sie ja ganz offensichtlich die richtiger Lunte in Brand gesetzt...
    So ganz geheuer war ihr Pisos Schwärmerei zwar auch nicht, aber immerhin hatte er inzwischen sein wehleidiges Gejammer eingestellt und das war ja auch schon ein schöner Erfolg.
    Laevina hatte sich Zeit ihres Lebens mehr für die praktischen Dinge des Lebens interessiert als für die sogenannten schönen Künste. Die Namen, die der junge Flavier jetzt hervorsprudelte, waren ihr nur grob bekannt, aber sie hatte natürlich nicht vor, sich das anmerken zu lassen und nickte bei jedem einzelnen Stichwort mit begeisterter Miene.


    "Na siehst du, ich wusste doch, dass in dir noch ungeahnte Ressourcen schlummern. Ich bin schon sehr gespannt, was wir demnächst auf Roms Bühnen erwarten dürfen." Sollte der Schuss nach hinten losgehen und Pisos "Epos" in einer Katastrophe enden, würde sie sich und ihre Urheberschaft natürlich irgendwie aus der Affaire ziehen müssen, aber noch lag das Ganze ja in weiter Zukunft. Und wer wusste schon, wie der Geschmack des Volkes zur Zeit war, vielleicht hatte der Junge ja sogar Glück!


    Jetzt erst drang es zu Laevina durch, dass Piso auch ein Thema angeschnitten hatte, das sie weit mehr interessierte als die Künste, - Politik! Damit konnte sie schon wesentlich mehr anfangen, ging es doch schließlich um greifbare Macht...


    "Du wirst einer alten Frau ihre Unwissenheit hoffentlich verzeihen, aber ich kenne mich gar nicht mehr mit den Schritten aus, die man als aufstrebender Jungpolitiker machen muss, um in dieser Stadt bis an die Spitze zu kommen. Wie sehen denn deine Pläne in dieser Hinsicht aus?" fragte sie diesmal ausnahmsweise mit echtem Interesse in ihrer Stimme.

    Während der Schauspieler unermüdlich ein Gedicht nach dem anderen rezitierte, stieg Laevinas Blutdruck nach und nach in ungeahnte Dimensionen, auch wenn es ihr im Moment noch gelang gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Allerdings war sie sich bereits mehr als sicher, dass sie ihn absehbarer Zeit zwangsläufig gewalttätig werden würde, wenn dieser Schwachkopf sein kitschiges Geschwafel nicht bald einstellte.


    Um ihm einen kleinen aber unverständlichen Hinweis auf ihre aktuelle Stimmungslage zu geben, wies sie auf ein nahestehendes Tablett mit Fleischspiesschen und sagte dann in zuckersüßem Ton:


    "Mein lieber junger Freund, wenn du nicht möchtest, dass ich dir einen dieser Spieße in dein eines Ohr hineinstecke und aus dem anderen wieder herausziehe, dann solltest du jetzt schleunigst deinen Vortrag einstellen und mich in Frieden ziehen lassen."


    Ganz offenbar hatte die freundliche Ansprache die erwünschte Wirkung, denn der Angesprochene verlor augenblicklich einen Großteil seiner Gesichtsfarbe und brach mitten im aktuellen Gedicht ab.


    "Ähem, aber natürlich, werte Germanica, nichts liegt mir ferner, als dir meine Gesellschaft aufzuzwingen..."


    Laevina lächelte ihn strahlend an und und klopfte ihm anerkennend auf den Unterarm.


    "Aber nein, mein Lieber, deine Darbietung ist wirklich ganz entzückend, aber ich bin mir sicher, meine Familie vermisst mich schon im Atrium. Ich werde sicher später noch die Gelegenheit haben, dir weiter zuzuhören."


    Mit diesen Worten griff sie nach ihrem Gehstock und machte sich frohgemut wieder auf den Weg ins Atrium. Der Raum hatte sich in der Zeit ihrer Abwesenheit deutlich gefüllt, und Laevina waren im Grunde nur die Gesichter ihrer Familienangehörigen bekannt. Nach kurzer Suche entdeckte sie erst Avarus und Sedulus und danach Serrana, die scheinbar gerade mit zwei Männern und einer jungen Frau unterhielt, und damit für die liebe Großmutter erst einmal unerreichbar war. Und auch Calvena war von einem ganzen Rattenschwanz von Leuten umringt, was allerdings angesichts ihrer Rolle als Gastgeberin auch nicht weiter verwunderlich war. Nun denn, früher oder später würde Laevina schon die Chance für ein nettes Gespräch mit den beiden Mädchen bekommen. Und in der Zwischenzeit konnte sie in Ruhe die anwesenden Gäste beobachten und katalogisieren... Laevina machte es sich auf einem der bequemeren Sessel im Atrium gemütlich, der einen hervorragenden Blick auf alle Anwesenden ermöglichte und schaute gespannt in die Runde. Als erstes fielen ihr die begehrlichen Blicke auf, die manche mittelalten Senatoren auf die Kurven der anwesenden Damen warfen, die sich ihrerseits mit nicht weniger interessierten Blicken auf die diversen Purpurstreifen revanchierten. Ein feines Lächeln umspielte Laevinas Mundwinkel und sie lehnte sich entspannt zurück. Manche Dinge änderten sich eben nie...

    Welch wahres Wort.... Nur mit Mühe unterdrückte Laevina den starken Impuls bei Pisos letzten Worten vehement zu nicken und schüttelte stattdessen den Kopf.


    "Aber nein, mein Lieber, du bist halt einfach nur ein bisschen....."fieberhaft rang sie nach einer unverfänglichen Bezeichnung. "....sensibler als die meisten anderen Männer. Das ist bei einem Mann mit deinen künstlerischen Ambitionen doch ganz normal." Warum stieg ihr denn ausgerechnet jetzt das Bild des lange verstorbenen Kaisers Nero in den Kopf, der auch so gern und unermüdlich gesungen hatte?


    Und dieses ewige Patrizier-Plebejer-Geschwafel hatte sie noch nie ertragen können. Dieser unsägliche Schwachsinn von der angeblich edlen Geburt.... Der stärkere und schnellere Hund schlug den schwächeren, so einfach war das! Und so manches mal in der Geschichte hatte sich bereits eine räudige Promenadenmischung deutlich geschickter angestellt als die hochgezüchteten Edelrassen. Laevina hatte jedenfalls noch nie in ihrem Leben unter Minderwertigkeitsgefühlen dem Patrizierstand gegenüber gelitten und hatte auch nicht die Absicht, auf ihre alten Tage damit anzufangen.


    Wie konnte man denn nur all die Energien, die für das flavische Geheule vergeudet wurden, in einigermaßen produktive Bahnen lenken? Laevina überlegte einen Moment hin und her, dann kam ihr ein Gedanke.


    "Ich hätte vielleicht eine Idee, wie du aus dieser Krise herauskommen und gleichzeitig deiner Kunst fröhnen könntest...." Sie musterte Piso, um sicherzustellen, dass er ihr trotz seiner andauernden Jammerei auch aufmerksam zuhörte.


    "Wenn diese Liebe wirklich so unerreichbar und hoffnungslos ist, wie du sagst, warum widmest du ihr nicht etwas wirklich Großes und Erhabenes? Ich meine natürlich nicht irgendein simples Liedchen sondern ein wirkliches Epos von epochalem Rang. Auf diese Weise setzt du deiner entschwundenen Geliebten ein unsterbliches Denkmal und kannst danach mit gestärktem Tatendrang ein neues Leben beginnen. Ganz abgesehen davon, dass dir das vielleicht auch endlich die künstlerische Anerkennung bringen wird, die du zweifellos verdienst." Du liebe Güte, was für ein herrlicher Kitsch, Laevina war ganz entzückt von ihrem eigenen Einfallsreichtum.

    Laevina folgte Ofellas Blick zu Vinia und ein leises Laecheln umspielte ihre Lippen. Dass dieses Weib bestens informiert war, glaubte sie sofort. Vermutlich war deren Gehirn derart klein, dass sich ihr Gehoer im kompletten Schaedel ausbreiten konnte und jede Kleinigkeit im Staedtchen mitbekam...


    Bei den naechsten Worten der Claudia nickte sie dann verstaendnisvoll, ihr eigener Gatte war zwar niemals auch nur in die Naehe des Senats gekommen, hatte sich aber mit Vorliebe von morgens bis abends in seiner Bibliotheca verbarrikadiert und den Rest der Zeit mit irgendwelchen Klienten verbracht. Seltsam, dass er trotz ihres freundlichen Wesens im Laufe der Jahrzehnte immer seltener ihre Naehe gesucht hatte...


    Und als haette sie es nicht schon geahnt, begann die dicke Vinia jetzt schon wieder, in Laevinas offenen Wunden herumzuruehren. Aber es half ja alles nichts, um diese Antwort wuerde sie nicht herumkommen. Also biss sie die Zaehne zusammen und sagte dann in einem Tonfall, der einem Unbeteiligten vermutlich kuehl und unbeteiligt erscheinen wuerde:


    "Mein juengerer Sohn ist schon vor einigen Jahren in Germanien gefallen, er hatte zweifellos eine grosse Karriere in der Armee vor sich." Fuer einen kurzen Augenblick verdunkelte sich Laevinas Blick, als sie an Victorius dachte, der ihr mit seinem schwarzen Haar und den blauen Augen so aehnlich gesehen hatte. Sie rauesperte sich kurz fuhr dann fort.


    "Und Severus ist seit einigen Monaten auf einer Bildungsreise und wird seine Karriereplaene nach seiner Rueckkehr wieder aufnehmen." In Wirklichkeit hatte Laevina keine Ahnung, wo sich ihr aelterer Sohn zur Zeit aufhielt, aber das wuerde sie ganz sicher nicht irgendwelchen wildfremden Weibern unter die Nase binden, auch wenn diese zu besten Gesellschaft gehoerten.
    Ob Ofella auch Soehne besass und vielleicht etwas mehr Glueck mit ihnen gehabt hatte als sie selbst? Laevina sah ihre neue Bekanntschaft fragend an und wartete, ob diese irgendetwas zu erzaehlen hatte.

    Oh du liebe Guete, dieses Projekt liess sich aber doch deutlich anstrengender an, als sie urspruenglich vermutet hatte...


    Waehrend Piso vor sich hinjammerte, stieg vor Laevinas innerem Auge unwillkuerlich das Bild eines traellernden Apfelbaums auf, der jahrein jahraus an einem Fluss stehend jammernd darauf wartete, dass diesem die schaumgeborene Venus entstieg.


    Warum um alles in der Welt, mussten Maenner eigentlich immer so unendlich wehleidig sein? Da trug man ihnen schon jahrzehntelang den Hintern hinterher, sorgte fuer ihr leibliches Wohl, setzte ihre Kinder in die Welt, und trotzdem heulten sie herum wie die kleinen Kinder...Unfassbar...


    Laevina seufzte und kratzte ihr letztes bisschen Geduld zusammen, was noch zusaetzlich dadurch erschwert wurde, dass ihr der wild herumfuchtelnde Piso eine Schneise in die sorgfaeltig ondulierten Locken schlug.


    "Mein lieber Piso, du solltest dich nicht so haengenlassen und mit etwas mehr Selbstvetrauen an die Sache herangehen. Sei stolz auf deinen Namen, deine Familie und dein Talent (ob dieses wirklich vorhanden war konnte Laevina ja noch nicht beurteilen), und die jungen Maedchen werden sich um dich schlagen, du wirst schon sehen."


    Natuerlich wuerden sich die meisten jungen roemischen Frauen auch mit einem Sack Getreide verheiraten, solange dieser nur einen Halbmond an den Schuhen trug. Aber irgendwie hatte die Germanica das Gefuehl, dass eine derartige Bemerkung eher kontraproduktiv fuer Pisos Ego sein wuerde....


    "Und eine von denen wird dir dann sicher gefallen und deinen hehren Anspruechen genuegen, da bin ich mir sicher" fuegte sie dann in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete hinzu.


    Was sollte sie denn da erst sagen? 38 Jahre zuerst mit einem Schnarchsack und dann mit einem vetraeumten Schwaetzer, und trotzdem heulte sie hier nicht auf dem Marktplatz rum. Maenner....

    Dass der junge Mann nach ihren aufbauenden Worten mal wieder ins Schwafeln verfallen wuerde, war ja im Grunde absehbar gewesen... Laevina unterdrueckte bei seinen Worten das Beduerfnis, ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Bank zu trommeln und liess ihn stattdessen ausreden. Da sie sich in etwa denken konnte, in welche Richtung seine nicht ausgesprochenen Gedanken gingen, schnitt sie wie zufaellig auch dieses Thema an.


    "Mein junger Freund, lass dir eins von einer alten Frau mit einer Menge Lebenserfahrung erzaehlen: gleichgueltig, was auch das Schicksal fuer uns alle bereithalten mag, bis zu einem gewissen Punkt sind wir alle unseres eigenen Geschickes Schmied. Also warte nicht, bis dir gendwann mal ein grosszuegiges Haeppchen zugeworfen wird, sondern greife selbst zu, wenn du etwas siehst, was dir gefaellt."


    Sie betrachtete ihn aufmerksam, um sicher zu gehen, dass er ihr auch wirklich zuhoerte und fuegte dann hinzu:


    "Und wenn ich dir noch einen Tipp geben darf: mach dich rar bei den Frauen, die dich interessieren und zeige ihnen nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Das macht dich dann viel interessanter fuer die Damenwelt, denn ein hochhaengender Apfel ist immer reizvoller als einer, der einem hinterher getragen wird."


    "Und glaube mir", bei diesen Worten setzte sie ein leises Laecheln auf, "Diese Dinge waren schon vor vierzig Jahren so, und werden sich auch so schnell nicht aendern."

    Meine Guete, diese fette Wachtel war aber im hoechsten Masse anstregend....Laevina mussterte Vinia Flora aergerlich, behielt aber weiterhin ihren betont gleichmuetigen Gesichtsausdruck bei. Haette man dieses dumme Stueck seinerzeit rechtzeitig mit seinem fetten Hintern auf den Vesuv gesetzt, dann waere Pompeii vermutlich heute noch intakt....


    "Oja, ganz recht, die Campania bietet so einiges an Sehenswuerdigkeiten" saeuselte sie dann liebenswuerdig und wandte sich dann wieder Ofella zu, die ihr eindeutig die intelligentere der beiden Damen zu sein schien. Brundisium, sieh einer an...das war ja nun auch nicht gerade der Nabel der Welt...


    "Ja, da gebe ich dir recht. Ein paar Stunden in den Thermen und man ist wieder auf dem neuesten Stand. Ich muss gestehen, dass ich augenblicklich sehr uninformiert bin, da ich mich in den wenigen Wochen seit meiner Ankunft in Rom fast ausschliesslich um meine Familie gekuemmert habe. Befindet sich dein Ehemann denn noch in Baiae oder ist er mit dir nach Rom gekommen? " fragte sie dann. Irgendwie wirkte Ofella nicht gerade wie eine gluecklich verheiratete Frau...


    Und dann machte diese daemliche Flora doch schon wieder den Mund auf und fragte nach ihren Kindern, ausgerechnet.... Natuerlich haette es Laevina klar sein muessen, dass dieses Thema unter alten Weibern unvermeidlich war, aber irgendwie hatte sie gehofft, darum herum zu kommen....


    "Selbstverstaendlich habe ich Kinder, zwei Soehne und eine Tochter." antwortete sie in ziemlich spitzem Ton und musterte Vinia Flora dabei relativ unverfroren. So wie die aussah, hatte sie schon gefuehlte dreizehn Geburten hinter sich und die vierzehnte stand unmittelbar bevor....

    Eigentlich hatte Laevina es sich nicht vorstellen koennen, noch wuetender zu werden, als sie es ohnehin schon war, aber Calvenas scheinheilige Begruessung gab ihr endgueltig den Rest. Und das aergerlichste war, dass die beiden Frauen sich inmitten einer immer groesser werdenden Gaesteschar befanden, und Laevina daher nicht annaehernd so "liebenswuerdig" reagieren konnte wie sie es zu gern getan haette....So liess sie sich notgedrungenermassen von ihrer Grossnichte ins Triclinium fuehren, und beschraenkte sich darauf, dieser (natuerlich rein zufaellig) die Fingernaegel in die unbedeckte Haut ihres Oberarms zu krallen (selber Schuld, was zog sie sich auch so an...) und wuetend aber durchaus leise zu zischen:


    "Wenn ich rausfinde, dass du Serrana in diesen Dirnen-Fummel gesteckt hast, dann kannst du was erleben! Ich werde nicht zulassen, dass du aus meiner Enkelin genauso eine verdorbene Schlampe machst, wie du es ganz offensichtlich bist..."


    Mit diesen letzten, ihrer Meinung nach immer noch viel zu freundlichen Worten wandte sie sich von Calvena ab und liess sich notgedrungen neben dem Schauspieler nieder. Der Abend war schliesslich noch lang, da wuerde sich sicher noch die eine oder andere Gelegenheit zu einem klaerenden Gespraech bieten...

    Ofellas taxierender Blick in bezug auf ihr Aeusseres entging ihr nicht, doch Laevina reagierte darauf nur mit einem feinen Laecheln und liess sich dann langsam und wuerdevoll ins warme Wasser sinken. Herrlich...
    Ihr fortgeschrittenes Alter hatte durchaus auch seine Vorteile, so war zum Beispiel die Notwendigkeit, zu jeder Zeit so schoen und attraktiv wie moeglich auszusehen, mittlerweile nicht mehr gegeben. Die gute Claudia dagegen war scheinbar etwa zwanzig Jahre juenger als sie selbst und musste sich auf diesem Gebiet noch deutlich mehr Gedanken machen als sie selbst...


    "Oja, da hast du zweifellos recht. Die Thermen sind [/I[I]]an derartigen Tagen ein wahrer Segen, vor allem in meinem Alter" floetete sie liebenswuerdig zurueck, nachdem sie sich in eine angenehme Sitzposition gebracht hatte.


    "Und nein, leider ist dies heute mein erster Besuch hier seit vielen Jahren. Ich habe waehrend meiner Ehe weit weg in Nola gelebt und bin erst nach dem Tod meines Mannes wieder nach Rom und in den Schoss meiner geliebten Familie zurueckgekehrt" sie liess einen melancholischen Seufzer ertoenen und sah dann Ofella an.


    "Und wie steht es mit dir, werte Ofella? Du bist doch sicherlich haeufiger hier, nicht wahr?"

    Oha, da hatte sie aber ganz offensichtlich ein heikles Thema angeschnitten. Pisos bislang wahrlich nicht unerhebliches Ego schien mit einem Mal zu verpuffen, wie Luft aus einer erst aufgeblasenen und dann angestochenen Schweineblase, und er sank offenbar zerknirscht neben ihr auf der Bank zusammen. Ganz offensichtlich liebeskrank...dachte Laevina, verkniff es sich aber ihre Missbilligung angesichts dieser offen zur Schau gestellten Schwaeche zu zeigen. Was da wohl schiefgelaufen war? Schliesslich sah der kleine Flavier ja ganz gut aus, kam aus guter Familie und war sicher alles andere als unvermoegend. Vielleicht hatte er seiner Angebeteten ja ein Staendchen gebracht und sie damit in den Hoersturz und aus seinen Armen getrieben....


    Laevina seufzte innerlich, denn ganz offensichtlich waren jetzt wieder ein paar mentale Streicheleinheiten gefragt.


    "Mein armer junger Freund, das tut mir furchtbar Leid, das muss fuer einen so sensiblen Menschen natuerlich grausam sein. Aber oft erwachsen ja aus grossem Gram auch erhabene Dinge, und ich bin mir sicher, dass Fortuna auch fuer dich noch den passenden Trost bereithalten wird..." mit diesen Worten klopfte sie im aufmunternd auf den Arm und bemuehte sich um einen gleichermassen mitfuehlenden und optimistischen Blick.

    Kaum hatte Laevina die aufwendige Dekoration im Atrium entdeckt, da begann sie bereits im Kopf die vermutlichen Kosten fuer das Fest zu ueberschlagen und pfiff leise durch die Zaehne. Da hatte sich der kleine Avarus aber wahrlich nicht lumpen lassen...Nur gut, dass sie nicht ihren Obolus zu dieser Festivitaet beitragen musste und das Ganze als unbeteiligte Beobachterin geniessen konnte. Sie gab es nur ungern zu, aber ganz offensichtlich hatte Calvena ihren Job als Gastgeberin bislang hervorragend gemeistert. Diese ungewohnt milde Stimmung fand jedoch ein jaehes Ende, als Laevina ihre Grossnichte entdeckte, die sich gerade in hoechst ungebuehrlicher Weise ihrem (hoffentlich) zukuenftigen Ehemann naeherte. Unfassbar, dieses Benehmen. Und dieses Kleid.....Das war ja schon regelrecht schamlos...Normalerweise waere Laevina jetzt ohne mit der Wimper zu zucken zu ihrer Nichte gegangen, um ihr in deutlichen Worten ihre Meinung zu sagen, aber offenbar waren schon ein paar Gaeste angekommen und so hielt sie sich vorerst zurueck und beschloss, sich zur Ablenkung die Kleidung der uebrigen Anwesenden zu inspizieren. Ganz in Calvenas Naehe stand eine Kleine im magentafarbenen Kleid, und Laevina schuettelte auch bei ihrem Anblick missbilligend den Kopf. Die Arme des Maedchens waren vollkommen nackt, der Ausschnitt entschieden zu tief, und der Faltenwurf des Kleides betonte ihre weiblichen Rundungen statt sie schamhaft zu kaschieren. Laevina schnaubte veraechtlich und wollte sich gerade abwenden, als das Maedchen leicht den Kopf in ihre Richtung drehte und die standhafte Germanica um ein Haar vom Schlag getroffen wurde. Dieses Geschoepf da konnte doch unmoeglich ihre Enkelin sein....
    Bei ihrem letzten Zusammentreffen in der Casa Iunia vor einigen Wochen hatte Serrana in ihren einfachen Gewaendern und der schmucklosen Frisur noch wie ein unbedarftes Maedchen ausgesehen, aber in diesem Kleid und mit dem kunstvoll hochgesteckten und mit Blueten verzierten Haar hatte sie sich in eine erwachsene Frau verwandelt, und das passte Laevina nun ueberhaupt nicht. Zwar war die Gaesteliste des heutigen Abends durchaus sehr klangvoll, und die Gefahr, dass sich Nichtsnutze vom Schlage ihres verstorbenen Schwiegersohnes unter ihnen befanden, war relativ klein. Andererseits traute Laevina Maennern grundsaetzlich nicht ueber den Weg, ganz egal, ob sie sich nun eine Arbeitertunika, eine Uniform, eine Priesterrobe oder auch eine Senatorentunika ueber den Lendenschurz warfen.
    Und das Ganze hatte sie garantiert ihrer verdorbenen Grossnichte und deren schlechtem Einfluss auf Serrana zu verdanken. Ohne es zu merken, entfuhr Laevina ein wuetendes Knurren, das den in ihrer unmitttelbaren Naehe stehenden Sklaven vor Schreck zusammenfahren liess.
    "Mach dich gefaelligst an die Arbeit, du faule Made, oder ich mache dir Beine!" bellte sie ihn an, und der Angesprochene schoss sofort und kreidebleich mit seinem Tablett aus dem Atrium heraus.


    Inzwischen war Laevinas Laune auf einem absoluten Tiefpunkt angelangt und sie musterte wieder Serrana, die die Anwesenheit ihrer Grossmutter scheinbar noch nicht bemerkt hatte. Aber das wuerde sich schon bald aendern, dachte Laevina grimmig, und ballte die Hand zusammen. Ganz offensichtlich war die liebe Kleine mal wieder reif fuer ein freundliches und deutliches Gespraech zwischen Grossmutter und Enkelin, jetzt musste sie nur noch auf einen guenstigen Moment warten...

    Laevina seufzte erleichtert auf. Mit etwas Glueck war das schlimmste Unheil erstmal abgewendet, allerdings wuerde sie so schnell wie moeglich herausfinden muessen, wer noch alles ueber Calvenas dunkle Vergangenheit informiert war... Niemals haette sie vermutet, dass in Rom derartige Aufgaben auf sie zukommen wuerden, aber immerhin war es doch deutlich aufregender, als in der schnarchigen Campania die Sklaven von A nach B zu scheuchen und ihre brillianten Talente ansonsten brachliegen zu lassen.
    Jetzt galt es aber zunaechst, noch ein paar notwendige Recherchen ueber ihren Gespraechspartner anzustellen.


    "Vielen Dank, werter Piso, du glaubst gar nicht, wie dankbar ich dir fuer deine Diskretion bin. Heutzutage ist auf so wenig Verlass, wie schoen, dass es auch noch vertrauenswuerdige Personen gibt..


    ""Ein junger Mann von solcher guter Herkunft und mit derartig vielversprechenden Anlagen hat doch sicher eine Menge Verehrerinnen. Oder bist du etwa gar schon verheiratet?" fragte sie diesmal mit ungespielter Neugier. Ich hoffe, du findest meine Frage nicht zu indiskret, aber in meinem Alter freut man sich doch immer sehr, wenn zwei junge Menschen zueinander finden" fuhr sie dann salbungsvoll fort.