Beiträge von Quintilia Melina

    Spaß mit Frauen? Ihr Bruder war wohl so einer. Melina verzog eine Braue und schmollte. Als Sermo auf die Suppe zusprechen kam, öffnete sie ihren Mund und starrte ihn entsetzt an. Sofort stand Melina auf. Das musste sie sich nicht bieten lassen. Ihr Bruder beschimpfte sie, weil sie ihre Suppe nicht essen wollte? "Pah", knatterte sie und stampfte mit einem überaus rigorosen Hüftschwung davon. Nach einigen Momenten kehrte sie um und stellte sich mit den Händen an der Hüfte vor ihren Bruder. "Das muss ich mir nicht bieten lassen! Ich mag einfach keine Linsen, deswegen musst du hier nicht so einen Aufstand machen!" Sie presste ihre vollen Lippen zusammen, die zu einem Strich verschmolzen. Ihr Bruder war ein ganz schöner Spießer, zumindest in ihren Augen. Sie schaute symbolisch an die Decke und machte: "Hmmm Hmmmm...Hmmm"


    Sermo sollte sich entschuldigen, denn sie hatte nichts Falsches getan. Sie wollte nur die blöde Suppe nicht essen. Ekelige Linsen, niemals! Da würde sie lieber sterben als Linsen zu essen. Sollte er doch weiter wüten und die Wohnung demolieren, sie bliebe stur. Hier begann nun der Krieg um's Recht haben!

    Widerwillig ließ sie sich die Kanne aus der Hand reißen. "Na' gut," kommentierte sie das ganze und blickte träumend in ihren fast leeren Becher. "Geizhals!" Das dachte sie in diesem Moment.


    Aha! Ihr Bruder war ja so ein Streber. Lernen und Lernen, das war alles, was er kannte. Doch wo war der Spaß? Melina grübelte angestrengt und legte ihre warme Stirn in Falten. "Du hast also nur gelernt?" Sie schob ihre Unterlippe über ihre Oberlippe, um einen gespielt ernsten Blick aufzusetzen. "Wo ist denn da der Spaß?" Sie kicherte über die nicht ganz ernst gemeinte Aussage. Ihre Lippen verwandelten sich wieder in Venus-Netze.


    Als die Suppe aufgetischt wurde, schüttelte Melina sich. Linsensuppe, bah! Plötzlich stellte ihr Sermo ein Schälchen vor die Nase. Sie schluckte angewiedert. Linsen ein gar fürchterlicher Geschmack für einen Damengaumen, zumindest für ihren. Sie griff sich ein Fladenbrot, riss ein Stückchen heraus und kaute dann bockig, wie eine Kuh, auf dem Stück herum. Diese Suppe würde sie nicht anrühren, niemals! Da blieb sie besser bei Brot und den anderen Dingen auf dem Tisch. Linsen, bah! "Dir auch," sagte sie und kaute weiter bockig vor sich hin.

    Eine kleine Schar Halbstarker näherte sich lautstark. Sie waren scheinbar auch auf dem Weg zu den Spielen. Sie hatten sich scheinbar auch den Brunnen als Treffpunkt erwählt. Laute Stimmen schallten über den Platz.


    "Du hohle Nuss!!
    "Was denn? Nur weil ich den Weg nicht gefunden habe!"
    "Ja, genau deswegen."
    "Du wurdest selbst die Öffnung einer Lupa nicht finden, Structus!"
    "Haha! Da ist es doch!"


    Man erkannte deutlich, dass es sich um Jugendliche aus ärmlicheren Verhältnissen handelte, jedoch waren sie sauber und stanken nicht bis zum Himmel. Einer der Jungen, scheinbar Structus rannte vor. "Kommt doch! Wir wollen doch gute Plätze haben!"


    Melina schob einen Halbstarken zur Seite und sie lachte laut. "Da ist er auf einmal schnell! Ich dachte dein Fuß wäre verletzt! Gestern konntest du deswegen doch nicht mit uns spielen!" Die anderen Jungs nickten und rumorten laut.


    "Los kommt," rief Melina und machte sich mit ihrer Gruppe auf zu den Spielen. Die Modeschnepfen am Brunnen beachtete sie nicht. Nur einer aus der Gruppe warf einen Krümel, seines mitgebrachten Brotes, auf die edlen Damen am Brunnen. Dieser amüsierte sich köstlich dabei und rannte dann seiner halbstarken Gruppe hinterher. Schließlich legte er den Arm kumpelhaft um Melina, diese wirkte in diesem Moment eher, wie ein Junge als denn ein Mädchen.


    So näherten sie sich langsam dem weiten Eingang. Melina kicherte und riss halblaut schmutzige Witze.

    Ihre vollen Augen weiteten sich ruckartig. "Eine Spindel?" Sie jappste kichernd. "Eine Spindel", wiederholte sie ungläubig. "Ich werde weiter mit diesem Ball spielen. Zwar nicht mehr hier aber ich werde weiterhin spielen. Es ist meine Freiheit, selbst zu entscheiden, was ich tue und was ich unterlasse. Natürlich werde ich demnächst mehr Rücksicht nehmen, da sich allte Leute, wie du, nicht so schnell bewegen können. Da fällt das Ausweichen dann schwer." Sie war nicht ihre Mutter und vorallem nicht ihre Großmutter. Melina lachte frech, entfernte sich einige Schritte und wandte sich dann zum Davonlaufen.


    "Vale! Ich muss nun weg," rief sie und rannte mit wehenden Haaren davon. Bloß weg hier, war nun mehr die Devise. Ein weiteres Gespräch hatte sich erübrig, besonders mit dieser alten Schachtel. Im Laufen kicherte sie.

    Melina biss sich dezent mit den Lippen auf die Zunge. Sie überlegte. Sollte sie nun der Hexe ihren vollständigen Namen verraten? Warum nicht? Was sollte passieren? Melina zog die Zunge erneut ein und setzte ihr spitzbübisches Grinsen auf.


    "Quintilia," anwortete sie mit einem mürrischen Unterton. Innerlich verfluchte sie wieder einmal ihre Offenheit. Sie hatte der Dame somit Tor und Hof geöffnet. Nun mehr konnte sie sich bei Sermo beschweren und das bedeutete Ärger. Warum war Melina nur so verstörend ehrlich?


    Ihr Gesicht verwandelte sich schlagartig in die Miene eines geprügelten Wolfes. Sie versuchte zu lächeln, um sich keine Schwäche anmerken zulassen, aber es gelang ihr kaum. Sie wollte flüchten.

    Melina atmete beruhigt aus. "Ich dachte schon," sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. Melina griff sich mehrere Teigtaschen mit Gemüse, um sich diese schwungvoll in den Mund zu stopfen. Natürlich achtete sie ein wenig auf sich aber man sah doch einige Kaubewegungen. Sie kaute wahrlich, wie eine Kuh. Sie wandte sich mit ihren wunderschönen Augen zu ihrem Bruder. Sie schluckte kräftig, um nicht mit vollem Mund zu sprechen. Sie kicherte.


    "Überall!" Melina streckte ihren zarten Arm in den Himmel. "Nur dort noch nicht!" Sie lachte laut. "Ich trieb mich auf der Straße herum und arbeitete hier und da. Ich konnte mich über Wasser halten. Mit wem ich unterwegs war? Mit meinen Freunden, meiner Bande! Ich musste sie leider zurücklassen." Melinas Blick füllte sich kurz mit Traurigkeit. "Es waren ehrliche Menschen, nicht so sinnleer, wie die meisten Menschen." Ihr Blick hellte sich wieder auf als sie sich ihren Becher erneut füllte. Sie trank diesen gefüllten Becher in einem Zug leer und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.


    "Brüderchen, das Essen ist köstlich!" Mit einer ausnahmsweise sanften und weiblichen Bewegung legte sie ihren Arm um ihren Bruder. Sie klimperte kurz mit ihren doch schwungvollen Wimpern. "Sag', wie erging es dir? Ich möchte alles wissen!"Schnell versuchte sie wieder von sich abzulenken und ihren Bruder reden zu lassen. Ihre Vergangenheit sollte nun nicht weiter aufgewärmt werden. Zumal Melina neugierig war.

    Hielt diese alte Schachtel sie etwa für eine Sklavin? Melina lachte lautstark. "Ich habe keinen Herren! Ich bin mein eigener Herr," warf sie der frechen alten Dame an den Kopf. Sie nahm den Ball in ihre Hände und warf diesen mehrmals hoch, bevor sie erneut antwortete.


    "Ich bin eine Bürgern, werte Dame," stellte sie fest und streckte ihr die Zunge heraus. Diese Dame war wirklich alles andere als nett und sie hatte es verdient von Melina ein wenig veralbert zu werden.


    Sie warf den Ball hoch, fing ihn und warf ihn dann wieder in die Luft. Melina musste sich ein wenig von dem verbitterten Gesicht der alten Schachtel ablenken, die sie bereits zerknautscht anschaute.


    "Du willst wissen, wo ich lebe? Wie du, auf dieser Welt. Wir teilen alle die selbe Welt." Melina kicherte. Sie war heute wirklich wieder frech. Sie stoppte die Wurf-Fang-Bewegung, um den Ball wieder unter die Arme zu klemmen. Hoffentlich war diese Geschichte bald vorbei. Melina wollte sich entfernen. Jedes weitere Wort erschien ihr überflüssig.

    Melina musste leise feichsen. Diese alte Frau war leicht senil und ihr Blick wirkte recht haltlos. Als diese alte Frau sie fragte, was sie sei, antwortete sie frech:


    "Eine dunkle Gestalt aus den tiefen des Orcus!" Sie kicherte kindisch und grinste die alte Frau frech an. Sie beugte sich vor und ihre Brüste waren nun noch deutlicher im Ausschnitt der Tunika zu erkennen. Melina hob den Ball auf, der unweit von der alten Dame lag. Der Ball wurde unter die Arme geklemmt und so stand sie nun äußerst bübisch vor der Hexe. Sie ließ sich nicht so einfach unterkriegen.


    Sie lachte leicht. "Ich bin einfach Melina!"

    Als der Blick der alten Hexe durch die Reihen der Spielwütigen fegte, lief es Melina kalt den Rücken herunter. Diese alte Dame hatte etwas Bösartiges an sich. Sie wich einige Schritte zurück. Sie rief zu ihrer Gruppe: "Wir sollten abhauen!" Sie konnte nun wirklich keinen Ärger gebrauchen.


    Die junge Undame wollte sich gerade umwenden, da war ihre Gruppe schon verschwunden. Sie blieb alleine zurück. Sie schluckte. Sie war mal wieder nicht schnell genug. Nun stand sie da und winkte der Dame verlegen zu.
    "Salve," grüßte sie perplex in ihre Richtung. Ihre Clique würde sie sich noch verknöpfen.


    "Ich war es nicht," log sie dreist und setzte er diebisches Lächeln auf. "Könnte ein Mädchen so gut werfen?" Mit der guten alten Masche versuchte sie sich herausreden. "Um dich zu treffen? Du bist doch wahrlich ein Strich im Wind." Mist! Sie hatte sich schon wieder verplappert. Melina und ihr loses aber ehrliches Mundwerk. Sie schaute zu ihren Füßen und hoffte auf Gnade.

    Melina tobte abseits der breiten Masse mit einigen Jungs. Sie warfen sich gegenseitig Bälle zu und rammten sich des Öfteren. Es handelte sich um ein rauhbeiniges Spiel, das Mädchen normalerweise nicht spielen würden.


    Melina hatte jedoch sichtlich Spaß dabei. "HIER! DRÜBEN!" Kreischte sie mit ihrer sanften Stimme. Der Ball flog zu ihr, sie fing ihn und gab ihn dann an einen Teamkameraden weiter. Nebenbei schubste sie einen Jungen zur Seite. Sie streckte ihm die Zunge heraus und machte: "BÄH! Mein BALL!"


    Sie tänzelte weiter und wiederholte dieses Spielchen mehrmals. Bis sie den Ball fing und ungünstig zu einem Kameraden warf. Dieser verpasste es, den Ball zu fangen und der lederne Ball flog einer alten Damen an den Kopf. Melina zog sicherheitshalber den Kopf ein und begann leise zu kichern. Das könnte Ärger geben. Sollte sie davonlaufen oder bleiben? Sie entschied sich zu bleiben und ihre neue "Clique" nicht im Stich zu lassen.

    Melinas Gesicht sackte in einem Satz nach unten. Der Spaß war vorbei und eine gewisse Ernsthaftigkeit nahm die leere Stelle in ihrem Gesicht ein. Ihr Bruder benahm sich, wie ein blöder alter Mann, der nie eine Frau abbekommen hatte. Konnte er sie nicht so sein lassen, wie sie sein wollte? Scheinbar ging das nicht. Wie sehr sie es doch wieder einmal verfluchte als Mädchen geboren worden zu sein. - Als Junge hätte sie mehr Freiheiten.


    Bla-Bla-Bla das war alles, was sie verstand. Die Worte drangen nur halb zu ihr durch, da sie innerlich jede Form von Erziehung ablehnte. Natürlich wollte sie ihrem Bruder keine Schande machen aber sie wollte sich auch nicht ihre Freiheit nehmen lassen. Traurig warf sie ihren Blick zur Tischkante und verharrte dort. Die Wut von ihrem Bruder machte sich eindeutig in seinen Bewegungen und seiner allzu festen Umarmung kenntlich. Sie wehrte sich nicht direkt aber piekste ihrem Bruder kurz in die Seite, was sie immer tat, um solche Situationen aufzulockern.


    "Aber...", entfloch ihr rührselig. "Ich...", stammelte sie. "...bin, was ich bin."


    Sie brach ab und schaute ihren Bruder mit einem herzzerreißenden Blick an. "Ja, Iullus. Ich werde versuchen, nicht mehr soviele dumme Dinge anzustellen," antwortete sie mit gedanklich gekreuzten Fingern. "Ich werde aber keine Modeschnepfe werden," schimpfte sie im Nachsatz und presste wütend ihre wolligen Lippen zusammen. Eine Dame sollte sie werden? Niemals!

    Jetzt kam es wohl! Ihr Bruder würde ihr eine Standpauke halten. Sicherheitshalber leerte sie ihren halb-gefüllten Becher mit einem vollmündigen Schluck und stellte diesen lautstark auf den Tisch zurück. Sie schluckte und strich sie eine Strähne aus dem Gesicht. Sie rutschte etwas näher an ihren Bruder heran.


    "Ich hoffe...", sprach sie mit leicht angerauhter Stimme, die aber dennoch lieblich klang. "Ich hoffe, dass ich dir keine Schande mehr mache. Es ist aber nicht einfach für mich. Ich bin, was ich bin."
    Sie seufzte mit einem langen Atemzug. Melina ließ ihren Kopf hängen und starrte auf die Tischkante. Mit ihren Händen spielte sie kindisch mit ihrer Tunika.


    "Iullus!" Sie stubste ihn mit ihrer Schulter an. "Das Ernste steht dir nicht." Sie kicherte leicht. Melina versuchte sich so der Situation zu entziehen und eine Predigt wollte sie nun ganz und garnicht hören. Es passte ihr einfach nicht.

    Melina sprang in den Hof und das tat sie mit einer enormen Lebensfreude, die Sermo nicht verschlossen bleiben sollte. "Da bin ich!" Sie rannte zum Platz von Sermo und drehte sich vor ihm. "Sie steht mir doch, oder? Danke!" Sie streckte ihm leicht die Zunge heraus und setzte sich neben ihn. "Ich habe einen riesigen Hunger! Was gibt es denn," sprach sie schnell und hektisch, wie sie eigentlich immer sprach. Sie war wieder ganz die Alte, ganz der alte Wildfang, den man lieben oder hassen konnte, dazwischen gab es nichts.


    Sie lächelte ihren Bruder, während der ganzen Zeit, an und ihr Gesichte strahlte vor Glück. Sie brachte einfach Leben mit sich.


    Die junge Undame griff zur Weinkanne und schenkte sich ein. "Hmmm..."

    Melina erschrag als ihr Bruder in den Raum blickte. "Iullus," rief sie und bedeckte ihm Bad ihre Blöße mit ihren Armen. Dann lachte sie. "Ich bin gleich fertig," sagte sie dann in einem freundlicheren Tonfall. Wie ungerne sie doch ihre Brüste anfasste. Sie empfand sie als störend, auch wenn sie froh war, welche zu haben. Andere in ihrem Alter waren garnicht vom Mann zu unterscheiden, was ihre Größe anging. Auch wenn Melina sich mit Jungs umgab und sich auch teilweise so aufführte, war sie dennoch froh eine Frau zu sein. Sie war eben anders. Sie wusste selbst nicht genau, was sie sein wollte. Einerseits Frau und andererseits Mann. Sie fühlte sich verloren zwischen den beiden Welten. Es war dieses unwohle Gefühl, wenn sie nackt war, sich berührte und ansah. Sie sah nicht sich, sondern eine Fremde, nicht Melina.


    Als Sermo wieder verschwunden war, stand sie auf und trocknete sich gründlich ab. Ihre Haare trocknete sie besonders gut. Sie schnappte sich die Tunika mit einem Griff, warf sich diese über und legte frische Unterwäsche an. Danach schlüpfte sie wieder in ihre Sandalen.


    Sie ging zu einer polierten Bronzeplatte an der Wand, die hier als Spiegel diente. Sie betrachtete sich. Die Kurven waren versteckt, gut. Die Haare mussten noch gekämmt werden, gut und sonst war sie recht akzeptabel.


    Melina griff zum Kamm, zog diesen mehrmals durch ihre Haare und legte dann ihr Haarband an. Sie band, wie gehabt, ihre Haare hinten zusammen.


    Als sie endlich fertig war, eilite sie hinaus in den Garten.

    Melina fühlte sich gleich richtig heimisch. Es war, wie früher. Ihr Gesicht strahlte und ihre wahre Schönheit drang unter dem Dreck hervor. Melina war einfach ein freudiger Mensch, der sich nicht so wirklich unterkriegen ließ.


    "Der Bart und Mode? Du siehst aus, wie ein Opa," rief sie ihm zu und kicherte dabei hämisch.


    Sie ging zum Ort, an dem die Döschen und Utensilien verwahrt waren, die zum Baden nötig waren. "Natürlich, Opa! Ich werde ein furchtbar sauberer Spatz sein und dann wieder dreckig werden," scherzte sie, während sie sich ihre Sachen zusammensuchte. Als sie von ihrem spießigen Bruder in die Seite gepiekst wurde, kicherte sie. Sie war doch kitzelig. Sie wollte sich gerade umdrehen, da war ihr Bruder schon verschwunden. "Das bedeutet Krieg! Du weißt doch, dass ich im Ringen immer besser war als du" rief zur Tür, da sie wusste, dass sich ihr Bruder sicherlich dort noch aufhalten würde. Natürlich war dies gelogen aber man könnte sich heute prahlerisch geben.


    Ihr müder Blick wanderte zum Becken, dass sich bereits zum Baden bereit zeigte. Melina stapfte zum Becken, goß die Öle und Döschen nach Belieben in das Becken. Danach entledigte sich ihrer Tunika und warf den Lumpen in die Ecke des Raumes. Endlich frei von diesem Dreckteil, obwohl sie es recht liebgewonnen hatte. Ihre Unterwäsche warf sie ebenso dorthin. Zum Abschluss kamen die alten Sandalen an die Reihe, auch in die Ecke damit. Nun stand sie nackig, wie die Götter sie schufen, im Raum. Sie fühlte sich recht unwohl, wenn sie ihren Körper so betrachtete. Er war ihr, nach ihren Maßstäben, viel zu feminin. Viele Frauen wurden nur auf ihren Körper reduziert, dies wollte Melina nicht und deswegen mochte sie ihren Körper nicht sonderlich. Für sie stand die Seele im Vordergrund. - Auch wenn dies ein Novum in der spießigen Gesellschaft war.


    Langsam stieg sie mit ihren doch enthaarten Beinen in das Becken. Haare an zu vielen Körperstellen mochte sie einfach nicht, da war sie ganz Frau. Sie würde auch Männern empfehlen sich an bestimmten Stellen zu rasieren, es sah manchmal einfach nur ungepflegt aus. Leider stand ihr diese Kritik momentan nicht zu, da sie recht ungepflegt war, was Dreck und Sauberkeit anging. Die Reise war nicht gerade die Sauberste.


    Das Wasser war doch recht heiß. Sie war wohl kein Bad mehr gewöhnt. Sie hatte sich bis vor einigen Tagen mit kaltem Brunnenwasser gewaschen. Sie versank nun komplett mit ihrem Körper im Wasser. Das duftende Wasser färbte sich leicht braun und einige kleinere Dinge schwammen plötzlich darin. Melina lachte: "Dass ich so dreckig bin... und das von nur einer Reise!"


    Sie feikste und tauchte mit ihrem Kopf ein. Ihre Haare fielen nach hinten und dabei stellte sie fest, dass sie noch ihr Haarband trug. Sie band es auf und warf es auch in die besagte Ecke. Nun konnte sie auch in Ruhe ihre Haare waschen.

    Melina kam erleichtert im Bad an. Sie würde Sermo später alles erzählen, was sie bewegte, momentan war nur eines wichtig: Sauberkeit.


    Sie schaute sich mit ihren breiten Augen um. "Es ist so wunderbar hier," murmelte sie mühsam, da sie noch mit ein paar Resttränen zu kämpfen hatte, die aber langsam versiegten.


    Ihr großer Blick wanderte zum Becken, dass sich auf Sermos Zutun füllte. Sie lächelte. "Du bist ein großer Held! Du kannst eine Klappe öffnen," neckte sie ihren Bruder, wie früher. Als er auf das "Besteck" aufmerksam machte, hob sie eine Braue. Sie wusste sehr wohl, was man brauchte und so sehr verroht war sie nun auch nicht. Sie blickte ihn mit ihrem bösen Blick an. Eine zerknautschte Stirn und ein breiter aber süßlicher Schmollmund. "Gut", fauchte sie scherzhaft. Doch da scherzte ihr Bruder über ihr momentanes Aussehen. Sie lachte auf. "Dir ist aber auch seit langem entfallen, wie man sich rasiert, oder?" Sie drehte sich blitzschnell um und schubste ihren Bruder in das Becken. "HAHA!" Sie lachte herzlich und legte ihre Hände an ihre feminine Hüfte. "Sieg", brüllte sie und ihr Gesicht erhellte sich.

    Mit ihrem Handrücken wischte sie sich vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht. Sie war endlich wieder Zuhause. Sie hatte die Nähe zur Familie vermisst, vorallem zu Menschen, die sie nicht traten und sie wegschickten, weil sie nicht das angenehme Mädchen war.


    "Danke", jappste sie mit ihrer zarten Stimme, die sie selbst so hasste. Ihre Stimme war so nichts sagend, so normal und so weiblich. Die Stimme passte garnicht zu ihrem Charakter aber sie hatte sich damit abgefunden.


    "Baden? Ja, das müsste ich wohl. Das Leben war in letzter Zeit nicht einfach für mich," sagte sie mit leicht beschlagender Stimme als sie ihr Bruder sanft Richtung Bad führte. "Du nimmst mich einfach so auf? Wirklich? Nach all' dem, was ich der Familie angetan habe. Ich wollte doch nicht weglaufen..." Wieder rollten einige Tränen über ihr Gesicht. Ihre Lippen formten sich zu einem Schmollmund. "Ich wollte es nicht und die Götter haben mich bestraft," schob sie willkürlich nach und ließ sich von ihrem Bruder führen. Sie genoss es, in Sicherheit zu sein.


    So folgte sie.

    Melina wollte sich gerade setzen, da tauchte plötzlich ihr Brüderchen auf. Mit einem süßlichen aber dennoch schnippischen Lächeln tänzelte sie ihm entgegen. Sie erkannte ihren Miesepeter von Bruder sofort. Sein Blick war der Gleiche, wie früher: Störrisch und leicht verbohrt. Sie beide waren so gegensetzlich, wie Feuer und Wasser aber dennoch liebte sie ihn. Er war das einzige, was sie seit Langem an Familie gesehen hatte. Ihre anderen Brüder hatten sie alleine zurückgelassen und sie hatte versucht alleine durchzukommen, dies scheiterte jedoch an ihrem leicht verrückten Auftreten.

    Sie rannte in seine Arme und drückte ihren gut zwei Köpfe größeren Bruder an sich. Als dieser ihr einen ekeligen Kuss auf die Stirn drückte, lachte sie auf. "Du weißt doch, dass ich das nicht mag." Sie blickte ihn verlegen an.


    "Es tut mir Leid, dass ich ein wenig ungewaschen aussehe. Die Reise war lang und mir fehlte das Geld. Du weißt ja, ich gebe viel zu viel Geld für unnützes Zeug aus," erklärte sie sich. Doch plötzlich brach die harte Schale von Melina und sie begann leicht zu wimmern. Ihre Dämme brachen und einiges an Tränen floss über ihre doch so sanften Wangen. "Ich war so einsam...", schluchzte sie.


    Sie blickte ihn mit ihren tiefen Augen an, die nun durch die Tränen vom Dreck befreit wurden. "Lass' mich bitte nicht mehr allein," fragte sie auffordernd.

    Melina verzog ihre Augenwinkel zu einem Kneifen. Er kannte sie nicht? Dann war er wohl nicht informiert worden. Sie schüttelte kurz ihren Kopf, um ihre mittellangen Haare in Form zu bringen, die hinten sachte zusammengebunden waren.


    "Quintilus Sermo," rief sie ihm mit einem breiten, süßlichen Lächeln entgegen. "Der alte Miesepeter," schob sie nach.