Am Ende des Tages nahm Cimon sich erneut die Tafeln zur Hand, an die er immer wieder hatte denken müssen. Dabei kam ihm auch der Brief in den Sinn, den er Flora geschrieben hatte... sie antwortete gar nicht. Sollte er einen weiteren schreiben? ... Oder doch lieber alles auf sich beruhen lassen? Noch immer konnte er kaum klar denken, wenn er an Flora oder Phaeneas dachte. Wieso nur fiel es ihm so schwer?
Der Nubier las jedes einzelne Wort immer und immer wieder. Die Grußformel zauberte dabei ein ehrliches Lächeln auf seine Lippen. Der dunkle Sklave nahm sich etwas Wasser und trank beim weiterlesen, um die Kehle von seiner Trockenheit zu befreien.
Er konnte nicht antworten, ihm wollten keine Wörter einfallen...er wollte nur noch zur Tür rennen und Phaeneas begrüßen.
Seine Augen brannten leicht vor Tränen, die er nicht verstand. Er war alleine, also ließ er sie zu. Ansonsten wäre es wohl kaum besonders männlich gewesen... lieber zeigte er Stärke... denn seitdem Ursus sein Herr war, durfte er dies nicht nur, nein es war sogar erwünscht. Allerdings spürte er in diesem Augenblick wie die Stärke aus ihm zu weichen drohte.
Eine klare Absage? Nein...niemals... das wollte Cimon nicht. Er schüttelte den Kopf obwohl er wusste, das sein guter Freund Phaeneas es nicht würde sehen können...oder ihn gar hören...
"Ich.... ach, Phaeneas... Freundschaft und Liebe...schließen sie sich denn aus? Zu gerne würde ich es sagen... ich denke es so oft... aber es will mir nicht gelingen..."
Cimon sah auf die tafeln nieder und glaubte von Schmerzen lesen zu können. Das wollte er doch nicht. Und schon gar nicht wollte er Phaeneas enttäuschen. Die Wahrheit... was war nur die Wahrheit? Der aurelische Sklave wollte nicht lügen, wollte aber auch nicht für Schmerzen sorgen. Seine eigenen Gefühle schienen nun ferner als es jemals der Fall gewesen war.
Nein es brauchte keine Küsse... das stimmte sicher, denn Cimon spürte wie Phaeneas ihm immer wichtiger geworden war, selbst über die Entfernung. Ja, er mochte den Bithynier sehr.
Er würd eihn immer wieder neu kennenlernen dürfen? Etwas was Cimon sehr gefiel, als er es laß. Phaeneas war wie Wasser? Ein nicht ganz so schöner Gedanke, da der Nubier so seine Probleme mit Wasser hatte...jedenfalls ab einer gewissen Menge. Doch je mehr er sich Phaeneas dabei vorstellte um so mehr schwand die Furcht.
Keinen allzu intensieven Kontakt? Irgendwie stimmte es Cimon traurig, doch Phaeneas hatte Recht mit dem was er schrieb, besser sie gingen alles langsam an, um nicht am Ende für mehr Schmerzen zu sorgen, als unbedingt nötig. Hinzu kam, das der Nubier befürchtete, wiedereinmal nicht besonders gut nachzudenken, bevor er handeln mochte, sollten sie all zu ... nahen Kontakt pflegen. So sehr er es sich auch wünschte.
Die weiteren Worte beruhigten ihn zunehmend, sagten sie doch aus, das Cimon keinen Fehler begangen hatte... an sich hatten sie beide keine Fehler gemacht. Es war einfach die Situation gewesen.
Nichts vorenthalten sollte er dem Freund. Er nickte bestätigend vor sich her und dachte angesträngt nach. Er sollte auch das nicht verbergen, was das Verhältnis beeinflussen würde. nein, ein kleines Kind war Phaeneas in der Tat nicht, vielmehr ein gestandener Mann der in Cimons Augen wesentlich gefestigter schien als der Nubier selbst.
Auf das Kennenlernen freute er sich jetzt schon, denn Phaeneas...ihm wollte er alles erzählen. Aus der Vergangenheit, was ihn bewegte...einfach alles. Und er wollte alles hören, was den Bithynier auch nur am rande bewegte.
Es würde schön sein, da wo er war? Cimon wurde rot. Damit hatte er nicht gerechnet...er hatte es gehofft...aber fest damit gerechnet? Nein, sicher nicht. Bücher? Schriften? Völlig aufgelöst sprang er auf und lies dabei die Tafeln auf sein Schlaflager fallen.
Die folgenden Stunden verbrachte er damit, etwas zu suchen und zurecht zu legen. Und immer wieder horchte er, ob jemand an der porta war. Dies änderte sich auch den den folgenden Tagen nicht. Die Nacht war kurz gewesen und die Nächsten Tage viel zu lang.