Beiträge von Volubilis Vitale

    Ja, ein solcher Patron wäre sicherlich eine Hilfe, dachte Vitale bei sich, sprach es aber nicht aus. Es schien ihm etwas abschätzig von Sedulus gesagt zu sein: hinschleifen...
    "Oh, ich schaffe es schon noch, hier auch Bekanntschaften zu machen." antwortete er stattdessen und versuchte unbekümmert zu wirken.


    Die Anspielung auf etwas Interessanteres begleitet von einem etwas anzüglichen Grinsen, wusste Vitale nicht recht zu deuten. War sie so gemeint, wie man es verstehen könnte?


    Obwohl er meinte, Sedulus recht gut einschätzen zu können, wußte er dieses Mal überhaupt nicht, was er von dieser Antwort halten sollte. Da er nicht wusste, wie er reagieren, welchen Gesichtsausdruck er nun machen sollte, schaute er lieber in die Schüssel mit Nüssen und kaute auf ein paar herum. Wie nützlich doch solche Händefüller sein konnten...

    "Oh ja, Sabina ist glaube ich nicht so leicht zu bändigen. Marcus ist noch etwas schüchterner, weil er noch neu ist." meinte Vitale.


    "Wie sich Serrana mit Laevina versteht, habe ich nicht mitbekommen." sagte er dann noch. "Ich denke mir, es ist nicht ganz leicht für Serrana am Anfang. Sie ist auch noch sehr jung. Aber Sedulus kümmert sich sicher liebevoll um sie."

    "Oh, so beschäftigt bin ich noch nicht hier in der Casa. Auch wenn sich das durch den Unterricht und die Produktion bald ändern könnte." ging Vitale auf Sedulus Frage ein, ohne diese zu aufdringlich zu finden.


    "So viele Leute kenne ich noch nicht hier in Rom, deswegen sieht auch mein Freizeitprogramm etwas mager aus. Ich versuche also einfach, Kontakte zu schließen." gab er kauend zu.

    Vitale ließ sich neben Calvena nieder.


    "Ja, Serrana habe ich kennengelernt. Sie ist sehr nett. Wir haben uns ein wenig unterhalten, sie hat mir von ihrem Großvater erzählt. Sie scheint ihn noch sehr zu vermissen."


    "Ansonsten gibt es nicht viel neues in der Casa Germanica. Avarus ist viel beschäftigt, man bekommt ihn kaum zu Gesicht. Sedulus hat mich gefragt, ob ich nicht Hauslehrer für Sabina und Marcus werden will, was ich nun mal versuche. Und sonst bekomme ich ja auch nicht immer alles mit, was im Hause so geschieht."

    Paullus schien keinerlei Absichten hinsichtlich Frauen zu haben. Warum nur?


    "In ganz Rom keine attraktive junge Frau?" Vitale fiel in das Lachen ein. "Na, du bist mir ja ein Mönch!"


    "Für mich selbst ist einfach die Zeit für eine Frau noch nicht gekommen, dazu bin ich in Rom noch nicht gefestigt genug. Aber wer wäre einer netten Bekanntschaft schon abgeneigt?" versuchte Vitale Paullus noch etwas mehr zum Reden zu bringen.

    "Ja, ein Harfenspiel im Grünen kann ich mir wunderbar vorstellen!" sagt Vitale.


    Wenn alles in diesem Haus so schön war, wie dieser Garten, hatte es Calvena wirklich gut getroffen.

    Vitale war froh, dass das Thema Finanzen beendet war. Dann würde er wohl nächste Woche die Produktion aufnehmen können.

    Sim-Off:

    Danke, echt großzügig! :)


    Das Grinsen von Sedulus, als er "ein weiteres Kind" erwähnte, verriet viel. Anscheinend wollte Sedulus nichts anbrennen lassen, obwohl Serrana ja noch sehr jung zu sein schien. Vitale hatte schon eine lockere Antwort auf der Zunge, besann sich dann aber eines Besseren. Immerhin war Sedulus doch sein Arbeitgeber und Gönner. Manchmal fühlten sich Personen überlaufen, wenn man zu locker und respektlos wurde und das wollte Vitale auf keinen Fall riskieren.


    Ihm fiel nicht wirklich ein Thema ein, über das er mit Sedulus noch sprechen konnte, wollte dieses entspannte Beisammensein aber noch etwas herauszögern. So steckte auch er sich ein paar Nüsse in den Mund, lehnte sich zurück und wartete ab, was Sedulus weiter tun würde.

    Vitale wollte auf keinen Fall, dass Calvena ihn falsch verstand: Er hatte keinerlei Absichten hinsichtlich ihrer Person. Also verdeutlichte er noch einmal: "Wir wollen nur nicht riskieren, dass gleich zu Anfang schlechte Gerüchte in Umlauf geraten. Aber ich hoffe, dass es in diesem Hause niemanden gibt, der dir Ungutes will?"


    Als sie durch das Tablinum traten, öffnete sich der Blick auf den wunderschönen Garten. Über so ein Umfeld war Calvena bestimmt froh. "Hier wirst du sicherlich so manch einen Nachmittag mit einem guten Buch verbringen." mutmaßte Vitale.

    "Ich wohne in der Villa Sergia. Leider komme ich nur selten mit ihren Bewohnern in Kontakt." antwortete Vitale. "Nein, meine Familie habe ich nicht mitgebracht. Ich habe noch jüngere Geschwister, die ich vor meiner Abreise gut versorgt und untergebracht habe. Meine Eltern sind bei einem Feuer ums Leben gekommen." erzählte Vitale weiter und ihm wurde wie immer bei diesem Thema melancholisch zumute. Er war immer noch nicht über ihren Tod hinweg.


    "Ja, Serrana, du hast mich schon richtig verstanden. Die Priesterinnen müssen in allen Dingen dienen... Du verstehst, was ich meine?"

    Er merkte, dass Serrana das Thema interessierte und ging deswegen ausführlicher auf es ein:"Ich persönlich fühle mich Äskulap, unserem Gott der Heilung, besonders verbunden. In Volubilis, meiner Heimatstadt gibt es einen Tempel von ihm, wo viele Kranke geheilt werden. Allerdings werden auch viele sehr fragliche Substanzen dort hergestellt gegen böse Geister und Flüche... Dem bin ich nicht gerade zugeneigt.
    Über afrikanische Heilpflanzen habe ich auch einen Artikel geschrieben, der allerdings noch nicht in der Acta veröffentlicht wurde."

    "Es müssten etwas über hundert Sesterzen sein." antwortete Vitale, da Sedulus nicht vom Thema abrücken wollte. Es war ihm wirklich unangenehm.


    "Ja, der Garten ist eine gute Idee. Vielleicht kann ich ja auch hier genügend Platz schaffen, falls mal schlechtes Wetter ist." fügte er noch an.


    Ihm fiel ein, dass er noch ein paar Nüsse von seinem letzten Marktbesuch übrig hatte. Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und stellte eine kleine Holzschüssel auf den Tisch. "Ich habe nicht viel hier, was ich dir anbieten kann, aber vielleicht möchtest du ein paar Nüsse knabbern?" fragte er Sedulus.

    "Und nun ist er versetzt worden?" fragte Vitale weiter nach Valerian.
    "Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?"


    "Ja, das Atrium kenne ich zwar, habe es mir allerdings noch nicht ausführlich angesehen. Es ist wirklich geschmackvoll hergerichtet. Habt ihr einen Garten?" fragte er dann weiter. "Ich hoffe, ich bringe dich nicht in Verlegenheit, wenn andere Hausbewohner dich mit mir durch den Garten spazieren sehen?" merkte er vorsichtshalber an.
    "Wo ist eigentlich Valerian jetzt? Muss er viel arbeiten?"

    Vitale war es unangenehm, weiter auf das Thema Finanzen zu sprechen zu kommen. Er wollte wirklich nicht noch die Betriebskosten von Sedulus bekommen. Er hatte es ja auch nicht eilig, dass er in Produktion ging.


    "Ja, ich schreibe hin und wieder einige Artikel für die Acta, sie sind unter der Rubrik "Geschichtliches" als Reiseprotokolle zu finden. Allerdings sind sie nicht vollständig abgedruckt. Leider habe ich mein Gehalt dafür noch nicht bekommen, obwohl der Artikel schon einen ganze Weile gedruckt ist und ich sogar nachgefragt habe. Übrigens wollte ich dir keinen Vorwurf wegen dem Gehalt als Scriba machen, mir ist durchaus klar, dass Avarus mich eingestellt hat und er sehr beschäftigt ist, so dass er es wohl einfach vergessen hat. Ich wollte aber nicht aufdringlich wirken und ihn darauf hinweisen, denn ich bin ja durch meine Anstellung bei euch erst einmal nicht auf die Produktion angewiesen."


    Dann ging er noch einmal auf den Unterricht ein: "Gut, dann werde ich wohl erst einmal mit Bia sprechen, damit sie mir die Kinder zu einer bestimmten Zeit schickt. Wo soll denn der Unterricht stattfinden?"

    Serrana schien noch sehr jung zu sein und wirklich vom Leben Roms voll gepackt worden zu sein. Nur der Tod ihres Großvaters schien ihr nahe zu gehen. Deshalb sagte Vitale: "Das mit deinem Großvater tut mir leid."


    "Oh, ich glaube, ich bin auch noch nicht allen Sklaven begegnet." gab Vitale zu. "Und das, obwohl ich ja nun hier schon eine ganze Weile arbeite. Allerdings wohne ich ja auch nicht hier."

    "Ja, Calvena erzählte mir von ihrer Prüfung im Tempel. Was ist denn jetzt genau eure Aufgabe dort? Ich finde es erstaunlich, dass verheiratete Frauen dort dienen können. In Mauretanien sind es allesamt junge Mädchen, die nicht aus dem Tempel dürfen und den Priestern immer und in allen Dingen zu Diensten sein müssen."
    ging Vitale auf das Thema Tempel weiter ein.


    "Was wir in Mauretanien glauben? Na, das gleiche wie ihr in Rom, schließlich ist es nur eine Provinz und die Herrscher Roms haben ihren Glauben überall im Imperium verbreitet. Es mag sein, dass in den südlichen Gefilden noch Überbleibsel der alten Naturreligionen zu finden sind. Aber das gilt nicht für die zivilisierte Schicht."


    Vitale bemerkte erneut Serranas Blicke, die durch den Raum schweiften. Was ihr wohl dabei durch den Kopf ging?

    Vitale konnte Paullus nur zustimmen: Sedulus war wirklich sehr hilfsbereit. Auch er kam gut mit ihm aus. Avarus war da schon etwas anders: viel beschäftigt und etwas unnahbar.


    "Und wo wohnst du in Ostia?" fragte Vitale, um sich das Leben Paullus´ in Ostia etwas besser vorstellen zu können.


    "Ach, das mit dem Olivenhain wird schon. Ich habe es ja nicht eilig." antwortete Vitale ihm auf sein Angebot, ihm hin und wieder auszuhelfen. Hier machte sich mal wieder die südländische Gelassenheit bemerkbar: Es würde sich schon alles ergeben.
    "Wie bist du denn gerade an einen Barbier gekommen?" fragte er erstaunt.


    "Ja, Marcus und Sabina sind ein wildes Gespann. Hast du denn noch andere Geschwister?" erkundigte er sich weiter.


    "Naja, also so gebildet bin ich nun auch wieder nicht, aber die Kinder sind ja noch klein, da bekomme ich das wohl noch hin. Und Sedulus scheint davon überzeugt zu sein, dass ich der richtige bin. Ich war mir da auch anfangs nicht so sicher." ging Vitale auf die Sache mit dem Hauslehrer ein.

    "Das freut mich, dass es dir offensichtlich so gut geht." meinte Vitale aus vollem Herzen.
    "Wenn das nicht unpassend ist, würde ich mir gerne das Haus ansehen." antwortete er auf Calvenas Vorschlag. Er kannte noch nicht viel von Rom und alles, was er neu entdecken durfte, interessierte ihn. Vielleicht trafen sie ja auch den ein oder anderen Hausbewohner...

    Als Sedulus ihn auf den Olivenhain ansprach, rutschte Vitale etwas verlegen auf seinem Stuhl unher: "Also den Olivenhain konnte ich recht günstig erwerben, musste dann aber noch einen Sklaven anschaffen, der teurer war, als erwartet." Er machte eine kleine Pause, denn das folgende war ihm unangenehm: "Da ich meine Gehälter als Scriba und auch für die Acta Diurna noch nicht erhalten habe, habe ich noch nicht die Betriebskosten aufbringen können, und so produziere ich also auch noch nicht. Aber das wird sich sicherlich demnächst von selber lösen." Er wollt auf keinen Fall, dass Sedulus ihm noch einmal etwas vorstreckte. Er hatte auch schon andere Angebote abgelehnt, ihm kurzfristig auszuhelfen.


    Um das Thema schnell zu wechseln und Sedulus´Gedanken umzuleiten, ging er auf ein anderes Thema ein: "Ja, ich freue mich auch schon auf den Unterricht mit den beiden. Gib mir bitte bescheid, wenn ihr - du oder Bea? - einen Zeitpunkt festgesetzt habt. Die erste Stunde sollte ich wohl dazu verwenden, herauszufinden, was sie bereits alles können."

    Die stickige Luft wurde immer schwerer, der Geruch unerträglicher und der Lärm ohrenbetäubend, aber nach ein paar Schlucken Wein fiel das den beiden nicht mehr so sehr auf.
    Sie versuchten die Schwermut ihrer Vergangenheit zu verdrängen und sprachen deswegen lieber vom Jetzt und vom Morgen.
    "Oh, ich bin einfach hingegangen und habe mich als Scriba beworben. Das erste Gespräch mit Medicus Germanicus Avarus war etwas schwierig und peinlich, aber inzwischen fühle ich mich ganz wohl in meinem Job. So komme ich etwas unter Leute und bekomme Kontakte. Eigentlich würde ich ja lieber wieder Geschäfte führen, aber der kleine Olivenhain, den ich neulich erstanden habe, hat seine Produktion noch nicht aufgenommen."
    Nun sollte er aber auch auf Paullus Leben eingehen: "Du scheinst ja auch nicht so ganz glücklich mit deinen Aufgaben in Ostia zu sein, auch wenn dir Ostia selbst wohl gut gefällt. Wie stellst du dir denn deine Zukunft vor?"
    Dann fiel ihm noch etwas ein, was Paullus wohl interessieren dürfte: "Sedulus hat mich übrigens gefragt, ob ich der Hauslehrer von Sabina und Marcus werden wolle. Ich habe zugesagt, mehr steht aber bis jetzt noch nicht fest. Ich komme ganz gut aus mit Kindern allgemein und mit den beiden ganz besonders. Ich glaube, auch sie mögen mich."

    Vitale merkte, dass dieses Thema Aculeo nahe ging. Er war erstaunt, dass es so viele Parallelen in ihren Leben gab. Deswegen sagte er:
    "Es tut mir Leid wegen deinen Eltern. Auch meine Eltern waren Geschäftsleute und ich war mit tätig im Geschäft. Bis alles abgebrannt und meine Eltern dabei ums Leben gekommen sind." Auch Vitale fiel es noch immer schwer, sich an diesen Anblick zu erinnern.


    Er versuchte, die Traurigkeit abzuschütteln und hob den Becher: "Auf uns, unsere Vergangenheit und unsere Zukunft!"