Beiträge von Volubilis Vitale

    Vitale schlenderte weiter über den Markt und hielt Ausschau nach ein paar Einrichtungsgegenständen für sein neues Officum.
    Eine Menge Menschen waren unterwegs. Er hatte sich immer noch nicht an diese riesige Stadt gewöhnt, in der die Chance, jemanden zu treffen, den man kannte, gegen Null ging.
    Er kam durch einen Gang des Marktes, der von Schmuckständen geprägt war. Hier sah er sich nur oberflächlich um. Er sah mehr in die Gesichter der Passanten als auf die Ware.
    Und da: Unglaublich aber wahr! Eines unter ihnen meinte er zu erkennen! Wo hatte er es noch einmal gesehen?
    Jetzt erinnerte er sich: An einem seiner ersten Abende in Rom hatte er sich ins Badehaus begeben. Eigentlich wollte ein paar Bekanntschaften schließen, dann überkam ihn aber eine so unglaubliche Müdigkeit, dass er - wohl etwas unhöflich - sich recht früh verabschiedet hatte.
    Der andere - seinen Namen hatte er leider nicht mehr im Gedächtnis - würde sich wohl kaum an ihn erinnern. Aber man konnte es ja mal versuchen. Er stellte sich an den Stand, an dem das ihm bekannte Gesicht mit seinem Sklaven diskutierte.

    Vitale steckte den Kopf durch die Tür. Viel weiter kam er aber auch nicht. Ein riesiger Berg Klamotten war im Zimmer verteilt. Elissa, die er bereits in der Küche kennengelernt hatte, versuchte dem Chaos Herr zu werden.
    "Salve!" grüßte Vitale in den Raum hinein. "Es sieht ganz nach Hochzeitsvorbereitungen aus." meinte er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.
    "Ich habe zwei Briefe für dich, Calvena." sagte er und wusste nicht, wie er sie ihr überreichen sollte. Sie waren durch ein Meer von Wäsche getrennt. Ein Diener versuchte sich gerade quer hindurchzukämpfen.

    Vitale war gerade in sein kleines Officum zurückgekehrt, als ein Sklave eintrat und ihn aufforderte, in Avarus Zimmer zu erscheinen.
    Natürlich machte er sich sofort auf. Er nahm nur ein paar Schreibutensilien mit und schlug den Weg zu des Senators Zimmer ein.
    Dann klopfte er und wartete darauf, eingelassen zu werden. Nein, er würde es sich nicht angewöhnen, einfach irgendwo hineinzustürtzen...

    Kaum war Vitale in die Poststube gekommen, flatterten schon wieder zwei Schreiben herein. Nachdem er den Brief an den Senator an seinen Bestimmungsort gebracht hatte, freute er sich über den Pflichtbesuch, der nun bei Calvena nötig war.
    Er klopfte und wartete auf eine Antwort. Er wollte es sich nicht - wie die Hausbewohner und Sklaven - angewöhnen, einfach so irgendwo hereinzustürtzen.
    "Mmhh" räusperte er sich gut hörbar, um so schon einmal anzukündigen, wer vor der Tür stand. Erkannte sie ihn wohl?

    Kaum war Vitale in der Poststube angekommen flatterten gleich zwei Schreiben herein. Also machte er sich sofort wieder auf den Weg zurück zum Officum des Senators. Vorsichtshalber klopfte er an, öffnete aber recht schnell die Tür. Er legte ein weiteres Schreiben gut sichtbar auf den Schreibtisch:



    An den LACP Med. Germanicus Avarus
    Casa Germanica, Roma



    Salve Legatus,


    Lucius Iunius Merula, Stationarius von Alexandria, entsendet Grüße aus dem sonnigen Ägypten.
    Zwei Dinge sind es, weswegen ich dir schreibe: Zum einen sind es die Abrechnungen der letzten Monate, die ich dir auf diesem Wege zukommen lasse. Zum anderen habe ich kürzlich erfahren, dass meine Cousine vier Tage vor den Iden des Aprils heiratet, und ich gedenke, an den Festlichkeiten teilzuhaben. Es ist also nicht unmöglich, dass ich noch vor Eintreffen dieses Briefes nach Rom gelange.
    Was für dich als mein Vorgesetzter wichtig ist: Für die Zeit meiner vorübergehenden Abwesenheit aus Alexandria wurde vorgesorgt; es wird zu keiner Beeinträchtigung des Briefverkehrs führen.


    Vale,



    Lucius Iunius Merula




    ANTE DIEM III NON APR DCCCLX A.V.C.



    Und wiederum verließ er den Raum.

    Vitale klopfte an des Senators Tür. Nachdem er eine Weile gewartet hatte, klopfte er nochmals. Als immer noch keine Antwort kam, versuchte er, ob sich die Tür öffnen ließ. Da das der Fall war, ging er zum Schreibtisch und hinterließ das Schreiben gut sichtbar in seiner Mitte.


    Senator
    Medicus Germanicus Avarus
    Casa Germanica
    Roma


    Dem ehrwürdigen Senator unseren Gruß,


    es ist einige Zeit vergangen, seit wir dich zum Patron unserer geliebten Civitas ernannt haben, und du uns mit der Ehre bedacht hast diese Wahl anzunehmen.
    Nun schreiben wir dir, um dich im Namen Mogontiacums um Hilfe zu bitten. Das Eis des Winters wird bald abgeschmolzen sein, und der Rhenus wird in seiner Macht über die Ufer treten um die angrenzenden Ländereien zu verwüsten. Wie jedes Jahr wird danach viel Arbeit und Geld vonnöten sein, um den Hafen der Stadt wieder instand zu setzen und die Stadt wieder am Handel auf dem Fluss und der Leben mit den anderen Städten am Rhenus teilhaben zu lassen. In dieser Sache bitten wir dich, ehrwürdiger Senator, um Hilfe, um die auf uns zukommenden Probleme meistern zu können!


    Wir verbleiben in freundlichem Gruße,


    Volusus Statorius Rullus et Kaeso Lucceius Philonicus


    Ohne sich weiter umzusehen verließ er das Zimmer wieder und schloß die Tür.

    Vitale ging zügig. Er wollte den Kauf eines Sklaven hinter sich bringen. Es gab angenehmere Dinge, aber es musste sein. Sein gerade erstandener Olivenhain brauchte einen Sklaven.
    Er sah sich um. Er war es nicht gewöhnt nach Menschen wie nach Ware Ausschau zu halten. Früher hatte er Angestellte gehabt, aber keine Sklaven.
    Er sah sich die Menschen an. Ja, für ihn waren es Menschen. Für andere leider nicht. Nur Arbeitstiere.
    Er kam an einem jungen Mann mit leicht dunkler Haut und schwarzem gelockten Haar vorbei. Er fragte den Verkäufer:
    "Woher kommt dieser Sklave?"
    Der Verkäufer antwortete: "Ich kann nicht bei jedem von diesen Säcken wissen, woher sie kommen! Wenn er dir gefällt, sieh ihn dir ruhig genauer an."
    Vitale gefiel der Ton nicht. Er sprach den Sklaven in seiner eigenen Muttersprache an, um zu erfahren, ob er wohl aus seinem Heimatland kam: "Wie heißt du?"
    Der Sklave antwortete tatsächlich auf maurisch: "Ich bin Musa." Augenscheinlich erfreut, seine Sprache zu hören, strahlte er übers ganze Gesicht. Er schien sich Hoffnung zu machen, bei Vitale Interesse geweckt zu haben.
    Vitale entschloss sich sofort und bot dem Verkäufer 400 Sesterzen an.
    "Ha! Sieh ihn dir mal richtig an! Ein junger Mann im besten Alter. Gesund und kräftig. Der ist mindestens 600 wert!"
    "450" antwortete Vitale, denn auch er war zäh im Verhandeln. Dabei war schon jetzt klar, dass sie sich bei 500 Sesterzen treffen würden.
    Und so war es auch: "Gib mir 500 und nimm den Dreckskerl mit. Ein Maul weniger zu stopfen!"
    Vitale überreichte das Geld und sah Musa freundlich an. "Lass uns gehen. Ich werde dir auf dem Weg erklären, wie du für mich arbeiten sollst."
    Es würden sich wohl einige interessante Gespräche entwickeln.


    Sim-Off:

    Hat noch jemand Lust einzusteigen? Stoßt einfach dazu. Traut euch halt mal!

    Die Fahrt ging weiter. Vitale sah sich die Gegend an und hörte mit halbem Ohr den Gesprächen der anderen Leute zu.
    Er wurde schläfrig und nickte ein wenig weg...


    Sim-Off:

    Ich warte immer noch auf Zugesellung...

    Die Kutsche machte Halt und der Kutscher rief aus, dass hier eine kurze Pause sei. Leute stiegen aus, nahmen ihr Gepäck von der Ladefläche und neue Leute schickten sich an, einzusteigen. Vitale hätte sich gerne die Beine etwas vertreten, er fürchtete aber um seinen Platz. Also blieb er sitzen. Draußen gafften Kinder die Kutsche an, Bettler schlurften umher und allerlei Gesindel trieb sich herum. Vitale zog ein Brot aus der Tasche und gab einem vorbeilaufenden Wasserverkäufer ein Geldstück, damit dieser ihm einen Becher voll einschenkte.


    Sim-Off:

    Hat niemand Lust auf einen Ausflug?

    "Ich gewöhne mich langsam an das Leben in Rom." antwortete Vitale. "Ich habe jetzt übrigens einen kleinen Raum als Officum für meine Schreibarbeiten. Wenn du mich einmal brauchen solltest, kannst du mich dort finden. Kann ich dir noch bei den Vorbereitungen helfen?" fragte er dann noch, denn Calvena sah etwas unter Druck aus.

    Vitale war in eine der öffentlichen Kutschen eingestiegen, die nach Süden fuhren. Er hatte sich den genauen Ort seines gerade erworbenen Olivenhains beschreiben lassen und war nun aufgebrochen, ihn sich anzusehen. Eine angenehme Gelengenheit, den Großstadtgestank einmal hinter sich zu lassen und etwas durch die Natur zu fahren.
    Am Stadttor fand eine kurze Kontrolle statt, dann ging es weiter übers Land. Vitale atmete auf.
    Er machte es sich gemütlich auf seinem Platz. Es holperte erheblich, Vitale war jedoch lange Reisen gewöhnt. Er betrachtete unauffällig die mitfahrenden Personen.
    Was würde ihn wohl auf seinem Ausflug erwarten?


    Sim-Off:

    Hat jemand Lust, eine neue Bekanntschaft zu machen?

    "Danke, es geht mir gut." antwortete Vitale. "Ach ja, und hier ist noch ein Brief, ich hätte ihn fast vergessen."

    Ad
    Germanica Calvena
    Casa Germanica
    Roma, Italia



    Salve Calvena,


    Ich bin sehr erfreut über die bevorstehende Doppelhochzeit der Gens Germanica. Gerne werde ich dabei sein und mit euch das Glück feiern. Leider kann ich nicht viel mehr als diese Worte schreiben.
    Deshalb mach es gut, ich freue mich auf das Wiedersehen.



    Vale,


    Faustus Octavius Macer



    Calvena sah nicht so aus, als dass sie es eilig hätte, weiter zu weben. Die Briefe würden ihr wohl erst einmal Abwechslung verschaffen.

    "Salve" grüßte Vitale Calvena, die er vor ihrem Webrahmen vorfand. "Ich wollte dir nur kurz diesen Brief überreichen." fuhr er fort. "Du siehst beschäftigt aus. Wenn du meine Hilfe nicht brauchst, lasse ich dich wieder alleine." sagte er und wartete ab, ob sie noch etwas brauchte.

    Vitale klopfte ein weiteres Mal an Calvenas Tür, um folgenden Brief abzugeben:

    Ad
    Germanica Calvena
    Roma, Italia




    Salve Calvena,



    zunächst muss ich mich für die lange Zeit, die seit deinem Brief vergangen ist, entschuldigen. Der Tribunatsposten hier in Mantua ist doch anstrengender als bisher gedacht. Seit meinem ersten Tag hier bin ich fest eingespannt und finde nur selten Zeit, um Briefe zu schreiben.
    Zur Zeit bin ich noch am Aufräumen der Stadt nach einem großen Unwetter. Nunja, vielmehr lass ich aufräumen.
    Um jedoch nun zu deinen Neuigkeiten über Septima und ihr Gatte zu kommen...ja, ich wusste von deren Hochzeit. Sie hat mir das selbst erzählt, als wir uns zufällig begegnet waren. Mein Herz versprührt seit dem kaum noch Freude, zum Glück lenkt mich die Arbeit und auch die Distanz zu Rom ab. Vielleicht kann ich sie ja vergessen, auch wenn ich mir das im Moment nicht vorstellen kann.
    Inzwischen ist schon ein Drittel meiner Amtszeit vorbei, ich hoffe doch, dass die Casa immernoch steht und meine Sklaven dir nicht all zu viele Sorgen bereiten. Ich werde versuchen, so früh wie möglich wieder nach Rom zu kommen, um dann meine Wahl zum Quästor vorzubereiten. Hoffentlich haben mich die Leute nicht vergessen...


    Ich muss jetzt aufhören zu schreiben, die Arbeit ruft. Grüß mir deinen Onkel Sedulus herzlich und natürlich auch deinen zukünftigen Gatten Valerian.


    Freue mich schon auf ein Wiedersehen, fühl dich umarmt.


    Vale,


    Octavius Macer




    Sim-Off:


    Tut mir leid für die Verspätung, war wegen technischen Problemen verhindert...