Beiträge von Publius Aurelius Imbrex

    "Das klingt gut", kommentierte Imbrex Corvinus' Angebot knapp. Dass er nun ein weiteres tirocium fori absolvierte, war aus Publius' Sicht zwar ein Rückschritt, aus Sicht der Senatoren - hoffte er zumindest - aber ein Grund dafür, ihn mit einer ausreichenden, wenn nicht sogar guten Mehrheit zu wählen. Auf der anderen Seite hatte das weitere Lehrjahr natürlich auch positive Seiten, die für den Aurelius ebenfalls unverkennbar waren. Die Arbeit an der Seite eines hohen Magistraten würde ihn mit den Techniken der Politik und der Verwaltung vertraut machen, was für eine mögliche Amtszeit seinerseits sicher hilfreich war.


    Auf Vala kam Publius nicht weiter zu sprechen. Schon deshalb nicht, da der Name aus Corvinus' Zunge so fremd und unvertraut war, dass er ihn gar nicht richtig verstanden hatte, geschweige denn hätte wiederholen können. "Nun gut. Ich will dich bei deinen Vorbereitungen nicht länger aufhalten. Wenn es allerdings noch etwas von deiner Seite gibt?"

    Publius hatte es sich früh am Morgen in den Gärten gemütlich gemacht und die Arbeit getrost ignoriert. Erstens war der Tag zu schön um sich Prüfungen der Schola zu widmen, zweitens konnten diese ohne Bedenken aufgeschoben werden. Wäre er bei der Wahl erfolgreich gewesen, wäre der Vormittag wohl anders verlaufen, da dies allerdings nicht der Fall war, traf der Sklave ihn im schönen Frühlingssonnenlicht an.
    Da Imbrex seinem Verwandten die Unterstützung bei der Vorbereitung seiner Kandidatur zugesichert hat, machte sich der Aurelius ohne Umwege in Marcus' Officium auf. Seine Chance, ein tirocium fori nachzuholen oder besser gesagt zu wiederholen wollte er sich nicht entgehen lassen. Zusätzlich wollte er sich vor Corvinus keine Schmach erlauben, sah er doch in ihm als Verwandten und Familienoberhaupt in Rom einen seiner größten Unterstützer.
    Imbrex betrat als zweiter das Officium und blickte dann etwas irritiert zu Vala. Handelte es sich um einen neuen Scriba? Corvinus hatte ihm ja bereits mitgeteilt, dass er Pyrrus gut und gerne ersetzen würde. Auf jedem Fall war dem Aurelier das Gesicht unbekannt. Und da der Duccier nicht den Eindruck machte, dass es sich um einen Senator oder einen anderen, wichtigen Würdeträger handelte, wendete Publius seinen Blick schnell wieder ab und richtete Marcus seine volle Aufmerksamkeit. "Salve, Marcus. Einer deiner Sklaven sagte mir, du möchtest mich sprechen?"

    Zitat

    Original von Publius Aurelius Imbrex
    RL-bedingt komm ich wahrscheinlich erst wieder Sonntag/Montag/Dienstag zum Posten. Selbiges gilt auch für Lucius Eprius Seleucus.


    Melde mich später als erwartet zurück. Die Posts kommen.

    Da auch Imbrex sich in einer äußerst sicheren Positon gesehen hatte, war die Wahlniederlage für den Aurelius umso unverständlicher. Es schien ihm als ob die Senatoren zuweilen den Bezug zur Realität verloren hatten, nach all den Anforderungen die man heutzutage für das Einstiegsamt im Cursus Honorum stellte. Genau genommen zählten die Zwanzigmänner ja noch nicht einmal zum eigentlichen Cursus. Außerdem schien es für den Aurelius bedenklich, wie all die Senatorensöhne und -abkömmlinge ihre Pflicht erfüllen sollten, wenn ihnen nicht einmal gewährt wurde ihre Dienstbereitschaft unter Beweis zu stellen, bevor sie - in übertriebener Sichtweise - eine Beamtenkarriere durchloffen haben. "Ja. Es ist mir teilweise unverständlich, doch ich will keinen weiteren Gedanken an die Niederlage verlieren, sondern nach vorne zu den nächsten Wahlen, blicken." Natürlich brodelte es noch in ihm, so unmittelbar nach dem Wutanfall, doch in diesem Fall war er ein Meister der Tarnung.


    "Mir schien es so, als ob mein absolviertes tirocium fori in Sardinia den Senatoren nicht von großem Wert war. Ich will diesen Krititpunkt aus der Welt schaffen und dachte deshalb daran ein von den Senatoren anerkanntes Lehrjahr bei dir zu absolvieren. Ich nahm nur an, dass sich dies gut mit der Tätigkeit als Scriba oder Gehilfe - wie du es auch nennen magst - verbinden ließe." Hätte Imbrex gewusst, dass auch ein Tiberius daran interessiert war ein tirocium fori bei Corvinus zu absolvieren, wäre der Aurelius auf die Reaktion seines Verwandten gespannt gewesen. Da jedoch dieser auch noch nichts davon wusste, verharrte Imbrex in seiner üblichen Frageposition.

    Die Informationen des Scribas waren für den ersten Moment recht informativ und äußerst zufriedenstellend. Zwar konnte Pyrrus ihm recht wenig Auskunft über die Stellung und Position seiner Verwandten in Roms Machtgeflecht geben, allerdings würde er diese sicherlich leicht in einem direkten Gespräch mit den betroffenen Personen in Erfahrung bringen.
    Auf jeden Fall war sich Imbrex über eines bewusst. Den Namen Aelius Quarto musste er sich merken, da er ihm schon allein aufgrund seiner Verwandtschaft mit dem Kaiser und seiner Position bzw. Erfahrung interessant schien. Dass der Aurelius später sogar soweit gehen würde und sich unter Quartos Obhut als Klient stellen würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Dieser Gedanke würde allerdings im Laufe der folgenden Tage reifen.
    "Interessant", meinte Imbrex nur. Weitere Fragen fielen ihm im Moment nicht ein, so stellte er auch keine spezielle. Überdies konnte er Pyrrus vermutlich jederzeit wieder heranziehen, wenn er etwas brauchte.


    "Ich denke das reicht für's erste, Scriba. Ich bin müde, die Reise war anstrengend. Du bist entlassen. Ich danke für deine Dienste." Man konnte Imbrex in diesem Moment gut und gerne als ignorant bezeichnen, betitelte er Pyrrus doch wieder als Schreiber. Im Moment hatte der Aurelius wohl größere Sorgen und schien wohl auch durch den missmutigen Tonfall seines Gegenübers zuvor nicht angespornt den Wunsch des Scribas zu beherzigen.

    Publius hatte genug Zeit gehabt alle Spuren zu verwischen, sollte Marcus den Raum betreten und ihn kurz nach seinem Rückfall zu Augen bekommen. Adrastos hatte also Erfolg und Corvinus Zeit, das Gespräch mit Imbrex aufzunehmen. Dieser hatte die Zwischenzeit genutzt sich zu überlegen, wie er das nächste Jahr nutzen würde, um sich auf eine zweite Kandidatur vorzubereiten. Natürlich schmeckte die Schmach, die er einstecken musste, noch immer bitter, doch er wusste, dass er sich vor seinen Verwandten zusammenreißen musste. Er würde alles daran legen nicht gleichgültig, aber ausgeglichen zu erscheinen. "Marcus", grüßte er seinen Verwandten weniger euphorisch, aber dennoch herzlich.


    "Nein...nein. Ich wusste, dass ich mit meiner frühzeitigen und kurzfristigen Kandidatur ein Risiko eingehe. Ich war bereit dieses Risiko einzugehen und muss jetzt auch die Konsequenzen tragen können", versuchte Imbrex zu beschwichtigen und seine Situation rational zu analysieren. "Ich werde es wieder versuchen, will aber keine unnötige Zeit der Untätigkeit widmen. Deshalb wollte ich direkt das Gespräch mit dir suchen. Meinen Glückwunsch zu deiner gewonnenen Wahl.", schob der Aurelius dann ein. Das hätte er beinahe vergessen. "Doch ich will nicht zuviel der Worte verlieren. Da du dieses Jahr einen Platz im Cursus Honorum gefunden hast, wäre es mir eine Ehre, in diesem Jahr von dir zu lernen, um auch meine Schwächen bis zu den nächsten Wahlen zu kompensieren. Ich möchte dir gerne als Scriba personalis zur Seite stehen, wenn du einen Nutzen in meiner Arbeit siehst. Natürlich stehe ich einer Aufnahme in eines der städtischen Collegien weiterhin positiv gegenüber, doch will ich mich nächstes Jahr nicht gänzlich von der Politik abspalten." Abwartend blickte Publius zu Marcus. Natürlich wusste er, dass der Posten des Scriba durch Pyrrus bereits besetzt war, doch wusste Corvinus sicher auf was Imbrex hinaus wollte.

    Aufgebracht stürmte Publius, gefolgt von seinem Sklaven Adrastos, in sein Cubiculum, nachdem das Wahlergebnis bekannt gegeben wurde. Er hatte die Wahl verloren! Er war gescheitert. Jämmerliche 42 Prozent der Senatoren waren für ihn, eine handfeste Erklärung dafür hatte er nicht. Die Fehler bei sich zu suchen lag ihm fern, weswegen Imbrex sein Scheitern an der mangelnden Kompetenz der Wahlmänner festmachte. Womöglich hatte er bei all den einflussreichen Senatoren, die er aufgesucht hatte, die unscheinbaren und vermeintlich unwichtigen aus den Augen verloren. Jeder Senator hatte nunmal eine Stimme. Dennoch, dies war keine Entschuldigung für den Aurelius. Es war eine Schmach, eine Schande, die er nun öffentlich tragen musste und noch nicht auszubaden wusste. Natürlich war seine Kandidatur spontan, zu spontan vermutlich, allerdings war er fest von seiner Eignung und vom Zuspruch der Senatoren überzeugt, nachdem er schon Quarto und Consul Tiberius auf seine Seite bewegen konnte. Es war deutlich zu erkennen, dass Imbrex vor Wut förmlich platzte. Sein Leibsklave Adrastos schien sichtlich perplex und wusste nicht, wie er mit der ungewöhnlichen Situation umgehen sollte. Publius stützte sich auf seinem Arbeitstisch ab und fixierte mit leerem Blick die darauf platzierten Dokumente. Er atmete schwer, während die Schweißperlen über seine Stirn rannen und die Anstrengung in seinem Gesicht deutlich zu erkennen war. Imbrex wendete sich nicht um, als Adrastos das Wort erhob.


    "Herr, kann...", waren die Worte des Sklaven, auf die der Aurelius erst nach mehreren Sekunden reagierte.
    "RAUS!" Imbrex spürte, dass seine Krankheit sich zurückmeldete. Der Stress der letzten Wochen war zuviel für seinen angeschlagenen Gesundheitszustand. Obschon er in einem jungen, dynamischen und athletischen Körper steckte, hatte er seiner inneren Verfassung nach zu urteilen das mittlere Alter bereits überschritten. Nachdem sich die Tür hinter ihm wieder geschlossen hatte und Adrastos den Raum verlassen hatte, begann es. Imbrex' Atem wurde schnell, schneller und noch schneller, ehe er in ein angestrengtes Röcheln ausartete. Der junge Aurelius bekam kaum noch Luft und stämmte sich nun intensiver gegen seinen Arbeitstisch. Es wurde schwarz um seine Augen, doch er kämpfte gegen einen Zusammenbruch an. Wenn er jetzt Schwäche zeigen würde, würde jeder seiner Verwandten wissen, dass er krank war. Und dann war es nur noch eine Frage der Zeit, bis es zur Öffentlichkeit vordringen würde und seine politischen Ambitionen ein für alle Mal begraben werden würden. Nein, soweit durfte er es nicht kommen lassen. Während er sich zur anderen Seite seines cubiculums schleppte, zogen die ersten Hustenreize über den Kranken her. Als er am Tisch ankam, füllte er einen Becher Wein ab und kippte ihn hinunter.


    Es dauerte noch mehrere Minuten, ehe sich Publius wieder fangen konnte. Verausgabt kehrte er zu seinem Arbeitstisch zurück und ließ sich auf seinen Stuhl niederfallen. Er stützte sich ab und nahm ein Tuch zur Hand, um sein schweißnasses Gesicht und seine schweißnassen Hände zu trocknen. Sein Atem wurde wieder ruhiger und regelmäßiger, der Husten ließ nach und wandelte sich nur noch in ein leichtes Räuspern. Sein Blick war wieder klar, genauso wie seine Gedanken. Obschon er gerade einen seiner schlimmsten Rückfälle erlitten hatte, musste er sich eine Möglichkeit überlegen sein Gesicht zu wahren und sich auf die nächsten Wahlen zu konzentrieren. Er brauchte zwei Anläufe, bis seine Stimme wieder stark genug war, um Adrastos in den Raum zu beten.


    "Adrastos!" Der griechische Sklave war abwartend vor dem Raum verblieben und kehrte in das cubiculum zurück, bevor der Ruf seines Herren verendete.
    "Ja, mein Herr?" Seine Stimme war unterwürfig, unterwürfiger als sonst, denn die Reaktion vorher hatte ihn eingeschüchtert, obwohl er ein äußerst selbstbewusster und willensstarker Untergebener war.
    "Arrangiere ein Gespräch mit Marcus, ich möchte ihn umgehend sprechen!" Kaum war Imbrex' Befehl ausgesprochen, machte sich Adrastos auf den Weg und die Tür schloss sich wieder.

    Macers abschließender Satz entlockte dem Aurelius zumindest ein leichtes Lächeln und stimmte ihn positiv, angesichts der kommenden Wahlen. Purgitius Macer ebenfalls auf seiner Seite zu wissen, war sicherlich vorteilhaft. "Dann danke ich dir für deine Zeit, Senator. Wir sehen uns im Senat." Zumindest würde ihn der Senator sehen. Ob Imbrex ihn in den Reihen der Politiker sehen würde, war die andere Frage. "Vale, Senator." Daraufhin erhob sich Imbrex und verließ das Tablinum.

    Dass Imbrex den Jüngeren offensichtlich überzeugen konnte, stimmte ihn voerst zufrieden. Publius nickte Sedulus dankend zu und lächelte ebenfalls. Die Stimme des Älteren zu gewinnen war ein Unterfangen, dem er sich bei seiner Rede im Senat widmen würde. Jetzt schien Avarus noch zu voreingenommen, um sich auf den Aurelius einlassen zu können. "Das werde ich, Senator, wenn meine Zeit gekommen ist. Bis es so weit ist werde ich damit leben, dass du mir weiterhin kritisch gegenüberstehst."


    Publius merkte, dass das Gespräch sich langsam aber sicher dem Ende zuneigte. "Wie auch immer, ich will euch nicht mehr allzu lange aufhalten, Senatores. Es sei denn, es gibt noch weitere Fragen eurerseits?"

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    Original von Titus Aurelius Ursus
    Nun ließ sich Ursus zunächst wieder auf der Cline nieder und winkte dann einem Klienten, daß er schon mal Obst, Eier mit pikanter Soße, Oliven, Käse und ofenfrisches Brot hinstellen sollte. Er wandte sich Imbrex zu, der gerade von seinem Patron erzählte. "Aelius Quarto ist Dein Patron? Hierzu kann ich Dir nur gratulieren! Ich halte große Stücke auf ihn und ich weiß, daß er seine Klienten nach allen Kräften unterstützt. Die zwei Jahre, die ich ihm als Quästor Consulum beiseite stehen durfte, waren für mich sehr lehrreich und fördernd."


    Publius nickte. Erst vor wenigen Tagen hatte er den Bruder des Kaisers aufgesucht und war überrascht, wie einfach es doch für ihn war den Consular für sich zu gewinnen. Er brauchte nur den Namen seines Großvaters zu nennen, was bei anderen, bisher aufgesuchten Senatoren ja nicht unbedingt seine Wirkung erzielte. "Sehr wohl. Ich bin mir sicher es ist vorteilhaft ihn auf meiner Seite zu wissen." Die Ausführungen bezüglich Ursus' Zeit als Quästor kommentierte Imbrex mit einem Nicken, ehe er sich an Avianus wendete.


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    Original von Tiberius Aurelius Avianus
    Avianus nahm wieder auf seiner Cline Platz und wühlte das nächste Geschenk hinaus, welches dieses mal für Imbrex bestimmt war. Er reichte es ihm mit einem freudigen Gesichtsausdruck.
    "Das, Publius, ist für dich." Es war auch etwas Unspektkuläres, aber etwas Schönes, wovon der junge Einsteiger im Cursus Honorum sicher Gebrauch hatte. Ein reich verzierter Briefbeschwerer mit edler Bemalung und eine wunderschöne, aus edlen Stoffen hergestellte Toga Pinguis.


    Interessiert nahm Imbrex das Geschenk seines Verwandten entgegen. Da er sich bereits erklärt hatte, wollte er kein weiteres Mal erwähnen, dass er es versäumt hatte Geschenke für seine Verwandten zu besorgen. "Danke, Tiberius. Auch dir werde ich mich bei Zeiten erkenntlich zeigen." Die Toga und der Briefbeschwerer waren nützliche Geschenke, vor allem in Bezug auf seine Kandidatur. Man konnte deutlich erkennen, dass sich Tiberius dabei etwas gedacht hatte.

    Natürlich war Imbrex zufrieden, dass er dem Scriba bewiesen hatte, wer der Herr dieses Gesprächs war. Arrogant wie eh und je korrigierte Pyrrus den Verwandten seines Arbeitgebers zwar anschließend, doch das tangierte den Aurelius nicht sonderlich. Immerhin wusste Publius, dass es sich dabei übertrieben um einen Akt der Verzweiflung handelte. "Dieser Vescularius will dem einzig rechtmäßigen Kaiser den Thron streitig machen? Ha! Lächerlich, wenn du mich fragst. Ich muss Rom nicht kennen, um zu wissen, dass ein Mann aus einem solch unbedeutenden Geschlecht niemals den Thron besteigen wird. Oder nicht, Scriba? Noch dazu ist er Plebejer und gar nicht dazu auserkoren eine solche Würde zu tragen", stellte Publius abschätzig fest. In einer solchen Situation konnte man deutlich erkennen, dass Imbrex zwar eine gewisse Solidarität gegenüber Plebejern zeigte, aber keineswegs eine vollständige Liberalität. Dass der Aurelius seinen Gegenüber erneut beiläufig mit 'Scriba' betitelte, fiel ihm in diesem Zusammenhang nicht weiter auf.


    "Dass heißt also, dass man sich mit diesem Quarto gut stellen sollte." Dem Tonfall nach zu urteilen, erwartete Imbrex darauf keine Antwort. "Nun gut, er ist der Bruder des Kaisers. Auf seiner Seite zu stehen erscheint mir in jedem Fall ehrbarer, als auf der Seite des Vescularius."


    Publius nippte nun ebenfalls am Wein, der vorzüglich schmeckte. Was hätte er vom besten Wein des Hauses auch anderes erwarten sollen? "Ich vermute, meine Verwandten stehen nicht auf Salinators Seite?" Davon ging Imbrex aus, alles andere würde ihn überraschen. Dass der Aurelius sich mit seinen Aussagen schon auf einer Seite positionierte, war ihm bewusst, doch es störte ihn im Moment nicht weiter. Er sprach hier immerhin nicht vor der Öffentlichkeit. Zusätzlich war Publius kein Mann, der sich nicht offen zu Verbündeten bekannte oder Feinden den Krieg erklärte.

    "Mit Verlaub, ich würde es nicht unbedingt plebejisches Tribunat nennen, Senator. Vielleicht senatorisches Tribunat", verbesserte Imbrex zunächst, um seine Position besser erklären zu können. "Meiner Ansicht nach sollte jeder angehende Senator, ob Patrizer oder Plebejer, auch seine Erfahrungen im Militär machen. Ohne das Militär hätte unser Imperium wohl nie derartige Ausmaße erreicht. Das Militär ist ein wichtiger Bestandteil unserer Res Publica, weswegen ich es als Pflicht, gar als Aufgabe sehe, mich auch in diesem Bereich zu beweisen. Von einem Tribunat verspreche ich mir sowohl militärische, als auch organisatorische Erfahrungen zu machen." Es folgte eine kurze Pause, ehe Imbrex fortfuhr. "Du verstehst sicher, Senator, wenn ich mich jetzt noch nicht festlegen will, allerdings werde ich mir die Chance ein militärisches Kommando zu übernehmen nicht nehmen lassen, sollte sie sich in ferner Zukunft bieten. Es wäre mir eine Ehre eine römische Legio zu führen, sollte ich mein Ziel, in die heiligen Hallen der Curia Iulia aufgenommen zu werden, erreichen."

    Dem Sodales, bei dem es sich ohne Zweifel um Senator Flavius Gracchus handelte, beabsichtigte Publius Rede und Antwort zu stehen. Er hatte ihn ja bereits in Folge seiner Wahlvorbereitung für den Cursus Honorum kennen gelernt. Merkwürdig erschien Imbrex die Fragestellung, hatte er diese Frage doch auch schon im Hause Flavia gestellt bekommen. "Ich stamme aus dem sardinischen Zweig der Familie, dem Zweig meines Großvaters Aurelius Crassus. Somit verbindet uns auf dem Papier eine entfernte Vetternschaft." Imbrex blickte dann wieder zu Avianus, der offensichtlich die Abstimmung eröffnen wollte, sollten keine weiteren Fragen aufkommen.

    Vera hatte so reagiert, wie Imbrex erwartet oder sich es gewünscht hatte. Der Aurelius konnte auf jeden Fall nicht behaupten, dass er mit der Flavia seine Zeit verschwendete, oder seine Wahlvorbereitungszeit vergeudete. Im Gegenteil, die junge Frau wurde interessanter. "Du hast recht, das ist hier in Rom nicht meine Hauptaufgabe." Publius lächelte. "Ich werde wohl bei den nächsten Wahlen als Vigintivir kandidieren und mich der Politik widmen, wie schon mein Großvater Claudius Crassus. Ansonsten bin ich derzeit damit beschäftigt an der Schola zu studieren. Also nichts aufregendes", relativierte Imbrex seine Bemühungen. Er nippte wieder am Wein und nahm sich ein paar der schmackhaften Trauben.

    Publius kommentierte Sedulus' Worte nicht weiter, sondern widmete sich direkt Avarus. Sicherlich konnte er sich vorstellen ein Tribunat zwischen den Wahlen einzuschieben, ein zweites wäre allerdings in seinen Augen übertrieben. Immerhin wollte er alsbald in die Reihen der Curia Iulia aufgenommen werden, womit sich weitere Möglichkeiten in allen Bereichen des öffentlichen Lebens eröffnen würden.


    "Senator?" Abwartend blickte Imbrex zu Avarus, ob dieser noch weitere Fragen hatte.

    Da Macers letzter Satz für Imbrex der entscheidende war, maß er den andere keine größere Priorität bei und kommentierte jeweils mit einem Nicken. Wenn er die Worte des Senators richtig deutete, war er überzeugt - was Imbrex auch erreichen wollte. Ob er dann tatsächlich die Stimme des Militärexperten bekommen würde, würde sich im Senat zeigen, so hakte der Aurelius nicht weiter nach. "Das freut mich, Senator. Gibt es sonst noch etwas, das du wissen willst? Ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit als Praetor nicht nur zu Beginn und inmitten, sondern auch am Ende der Wahlperiode Zeit einfordert."

    Dass Pyrrus Imbrex helfen konnte, hatte der Aurelius erwartet, sonst hätte Corvinus den Scriba wahrscheinlich auch nicht empfohlen. Publius hatte erwartet, dass er sich nun entspannt zurücklegen konnte, während der Alte referierte. Doch nun sollte er Fragen stellen? Wofür wurde denn der Peregrinus bezahlt? Wäre Pyrrus sein Scriba gewesen, hätte er ihm wahrscheinlich ordentlich die Meinung gepaukt. Da Imbrex allerdings weder wusste, in welcher Stellung sich Pyrrus befand, noch, wie Marcus reagieren würde, passte er sich widerwillig an die Situation an. "Ich bin erst kürzlich angekommen, Scriba, deshalb kannst du sicher verstehen, dass ich noch nicht in der Lage bin sehr präzise Fragen zu stellen", begann Imbrex, womit er es dem Scriba gleich ein wenig unbequemer und ihm umso bequemer machte. "Wie auch immer, ich möchte gerne wissen wer derzeit in Rom das sagen hat? Welche Senatoren haben besonderen Einfluss - und warum? In diesem Zusammenhang wäre auch interessant zu wissen, ob sich derzeit politische Fronten bilden oder gebildet haben?" Abwartend und gespannt blickte Publius nun zu seinem Gegenüber. Zu diesem Zeitpunkt war er ja noch ahnungslos, was den Praefectus Urbi oder die Abwesenheit des Kaisers betraf.

    An der Seite von Avianus hatte Imbrex die Sitzung betreten und sich auf einem der Sitzplätze positioniert, um die Einführungsrede seines Verwandten abzuwarten. Am ersten Tagesordnungspunkt stand also die Abstimmung über die Aufnahme seiner Person und seines Bruders, der unglücklicherweise verhindert war. Selbstbewusst trat Imbrex ans Rednerpult und erhob seine Stimme, um sich und seinen Bruder zu erklären. "Sodales, es ist mir eine Ehre heute vor euch treten zu dürfen, um meine Aufnahme, und die meines Bruders, in diese ehrbare Vereingung zu erbeten. Ich möchte zunächst für meinen Bruder sprechen, der heute unglücklicherweise nicht erscheinen kann. Nicht geringer ist allerdings seine Bestrebung, den palatinischen Saliern zukünftig als Sodales anzugehören. Mein Bruder Aurelius Cotta darf, genauso wie ich, Aurelius Galerianus als Vater angeben, sowie den verstorbenen Senator Aurelius Crassus als Großvater nennen. Wir verbrachten einen Großteil unserer Jugend auf Sardinien, wo uns stets die Frömmigkeit und die Religiosität nahegelegt wurden. Er brach bereits früher als ich nach Rom auf, um sich weiteren Studien der Religion zu widmen und die Götter zu ehren. Wie meine Verwandten im Raum sicherlich bezeugen können, zeichneten ihn stets Zielstrebigkeit, Verantwortungsbewusstsein, und besonderes Engagement aus, was seine Aufgaben und Pflichten angeht. So war es ein Leichtes für ihn in die Reihen der Salii Collini aufgenommen zu werden und der Vereinigung als pflichtbewusster Sodales zu dienen. Da es um die collinischen Salier ruhig geworden ist, beabsichtigt er nun die Societas zu wechseln, um wieder aktiv am religiösen Leben teilnehmen zu können. All dies spricht für ihn, sowie für seine Person und ich hoffe dieser Wunsch wird ihm gewährt." Es folgte eine kurze Pause, die zu seiner eigenen Rede überleiten sollte.


    "Später als mein Bruder brach ich nach Rom auf, um mich meinen Pflichten als Senatorenabkömmling zu widmen. Anders wie mein Bruder begann ich damit, mich zunächst mit dem politischen Leben in Rom zu beschäftigen. Ich ließ mich als Candidatus für die kommenden Wahlen des Cursus Honorum aufstellen und machte mich mit verschiedenen Senatoren und Würdeträger Roms bekannt. Ich denke nicht, dass ich übermäßiges Selbstlob ausübe, wenn ich behaupte, dass ich meinen Aufgaben ebenso engagiert, pflichtbewusst und zielstrebig nachgehe. Ich widme mich seit meiner Jugend der Religion und schreibe Pietät, sowie Götterehrung groß. Außerdem beabsichtige ich, mich in geraumer Zeit um eine Stelle bei einem der städtischen Kollegien zu bemühen, um auch im Cultus Deorum eine offizielle Stellung einzunehmen." Abermals pausierte Imbrex, dieses mal allerdings um Luft zu holen. "Ich hoffe all dies stimmt euch positiv, ehrenwerte Sodales, und ihr seid ebenso überzeugt, dass wir den Salii Palatini engagierte Sodales wären." Publius nickte Tiberius kurz zu, um ihm wieder das Wort zu übergeben.