Beiträge von Publius Aurelius Imbrex

    Der Aurelius beobachtete das Spektakel neutral und empfand keinelei Mitleid für den Händler. Immerhin ging ein jeder seinen Pflichten nach und so war es die Aufgabe des Aedils Händler, die unrechtmäßigen Reichtum anhäufen, zu bestrafen. Im Gegensatz zum Händler war Imbrex bewusst, dass das Wirtschaftssystem nicht funktionieren würde, wenn jeder so denken würde wie der Betrüger. So war es nur allzu gerecht, dass man ihn anprangerte und mit einer entsprechenden Geldstrafe bestrafte. Einhundertfünfzig Sesterzen waren in den Augen des Patriziers ohnehin ein Zuckerschlecken angesichts dieser Straftat. Allerdings lag das wohl an den unterschiedlichen Geldauffassungen des Händlers und des Aureliers. "Natürlich." Da der Händler seinen Namen bisher nicht preisgegeben hatte, blickte Imbrex auf und starrte ihm ausdrucklos entgegen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass dieser bereits länger verzweifelt dreinblickte und nicht so recht mit der Situation umzugehen wusste. "Wie ist dein Name, Händler? Und wo wohnst du?" Imbrex ging davon aus, dass der Händler nicht lügen würde, immerhin schien ihn das Auftreten des Aedils durchaus einzuschüchtern.

    Natürlich überließ Imbrex seinem Vetter das Reden, waren es doch hauptsächlich seine Ambitionen, die die beiden Aurelier in flavische Gefilden führen sollten. Während Corvinus das Gespräch mit dem Hauptthema eröffnete, übte sich Imbrex tatsächlich im Schweigen. Publius ließ es sich allerdings nicht nehmen den schätzungsweise gleichaltrigen Piso genauer zu mustern. Der junge Aurelius war sich sicher, dass er dem Flavius im Laufe des Wahlkampfes bereits über den Weg gelaufen war. Demzufolge spürte Imbrex vor allem hier wieder seine große Enttäuschung, die er bei den vergangenen Wahlen hinnehmen musste. Doch wie immer trug seine gute Schauspielfähigkeit dazu bei, dass man ihm nichts weiter anmerken konnte. Stattdessen schien es so, als ob Publius weiterhin aufmerksam der Terminplanung und der Absprache lauschen würde.

    Während Corvinus den Händler in ein prüfendes Gespräch verwickelte, hatte sich Imbrex mit verschränkten Armen neben ihm positioniert. Publius' Blick stagnierte nun auf dem Händler und seinen Maßgefäßen, die Ahala kontrollierte. Mit bloßem Auge konnte man keine Mängel erkennen, musste sich der Aurelier eingestehen, allerdings wurde er vom Tiberius eines besseren belehrt. Offensichtlich hatte der Händler bei seinen Gefäßen wirklich gepfuscht, um einen finanziellen Vorteil zu erzielen. Obgleich dieser Händler nun fast als "Verbrecher" erschien, war sich Imbrex sicher, dass mindestens die Hälfte der Verkäufer auf dem Markt mit gleichen Taktiken spielten.

    Es gab also noch einen zweiten Patrizier, der das tirocium fori bei Corvinus zu absolvieren gedachte. Ob Publius das als gut befinden sollte, wusste der Aurelius noch nicht recht. Einerseits war es ihm egal, wie viele Marcus' Anweisungen entgegennahmen, andererseits konnten zu viele tatsächlich den Brei verderben. Das war konsequenterweise dann allerdings das Problem seines Vetters. "Salve, Tiberius." Die Begrüßung des Tiberius schien etwas höflicher auszufallen, als das zurückliegende Kennenlernen mit dem Duccius. Das lag wohl vor allem daran, dass Imbrex vor der letzten Wahl um Durus' Zuspruch gebuhlt hatte und diesen auch bei einem zweiten Versuch nicht missen wollte.


    Nach der kurzen Vorstellung begann also die eigentliche Inspektion. Imbrex verfolgte Marcus' erste Annäherung an den Händler und hebte eine Braue, als der Händler widerwillig reagierte. Da schien wirklich etwas faul, oder die Zurückhaltung des Mercators war in seiner Überraschung begründet.

    Es bedurfte einem zweiten Blick, bis Imbrex die Zwillinge erkannte. Er hatte sie schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen, obgleich sie seine Cousinen waren. Welch ein ungünstiger Ort für eine erste Begegnung, dachte sich Publius. Der Sklavenmarkt Roms. "Narcissa? Flora?" Es war wirklich eine Schande, dass der Aurelier so viel Zeit dafür aufwenden musste zwei seiner engsten Verwandten in Rom zu erkennen, nun, wo nur Cotta von seinen Brüdern hier war. Publius lächelte, während er zunächst die eine, dann die andere in seine Arme schloss. Er hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt die Zwillinge auseinander zu halten. "Ein denkbar ungünstiger Ort für ein Wiedersehen. Doch gleichzeitig frage ich mich, warum ich nicht von eurer Ankunft erfahren habe." Wahrscheinlich war er in den letzten Tagen wirklich zu sehr auf sich selbst konzentriert. Zu sehr auf seine Karriere und seinen weiteren Werdegang, als auf seine Familie. "Doch es freut mich, euch endlich wiederzusehen. Ihr seid erwachsen geworden...und kein Stück unattraktiver", schmeichelte Imbrex seinen Cousinen. Die richtigen Worte zu finden fiel ihm noch nie schwer.


    Die Versteigerung der Sklavin verdrängte Imbrex angesichts des Wiedersehens etwas in den Hintergrund, genauso wie die restlichen Familienmitglieder.

    Imbrex blickte zunächst zu Septima, deren leicht neckische Art ihm nicht veborgen blieb. Er lächelte amüsiert und ging natürlich auf ihre überspitzte Provokation ein. "Vielleicht bin ich auch nur später als die Gastgeber verschwunden. Ihr konntet es ja offensichtlich nicht erwarten, allein zu sein." Tatsächlich hatte der Aurelier den Feierlichkeiten recht lange beigewohnt und den Abend mit all seinen Vorzügen gänzlich ausgekostet. Wie bereits festgestellt hielt er sich gerne unter Leuten auf, zumindest unter Leuten seines Schlags. Die richtige Gesellschaft war natürlich ausschlaggebend für zufriedenstellende und anspruchsvolle Unterhaltungen.


    "Sehr wohl, ich durfte die werten Senatoren bereits kennenlernen", entgegnete er dann Ursus und zollte dem Flavier und dem Germanicus mit einem Nicken seinen Respekt. Er hatte sie im Laufe seiner Wahlvorbereitung kennen gelernt, was ihn natürlich nicht gerade dazu animierte große Begeisterung aufzubringen. Obgleich er nicht wusste, ob die beiden für ihn gestimmt hatten, hatte er genug Zeit damit verbracht seine Wahlniederlage aufzuarbeiten und wollte demzufolge keine Zeit mehr verlieren, in der Vergangenheit zu schwelgen.

    Die perfekt einstudierten Tänze und der Klang der Waffen riefen in Publius ein Gefühl hervor, das er bisher noch nie wahrgenommen hatte. Natürlich hatte er bereits an Opferungen teilgenommen, allerdings war es Neuland für ihn diese im Kreise einer religiösen Vereinigung und eines öffentlichen Spektakels mit derartigen Tänzen zu untermalen. Während die Zuschauer dem Ereignis interessiert folgten, nahm die Zeremonie ihren Lauf.


    Imbrex blickte zu seinem Verwandten Avianus, als der Tanz beendet wurde und er selbst aus seinem innerlichen Einklang gerissen wurde. Natürlich wusste der Aurelius, was als nächstes kam, allerdings war es dem Magister überlassen den nächsten Schritt einzuleiten.

    Fast immer wenn Publius die römischen Märkte aufsuchte, machte er sich einen Eindruck über das aktuelle Angebot des allseits bekannten Sklavenhändlers Titus Tranquillus. Und so kam es, dass Imbrex auch dieser Versteigerung beiwohnte. Er hatte seinen Fang mit Adrastos ja bereits getan, war aber dennoch interessiert welch vielseitige Gehilfen es noch gab, die sein Wohlbefinden verbessern und seinen Arbeitsaufwand erleichtern konnten.


    Überrascht stellte Imbrex nach wenigen Minuten fest, dass sich auch einer seiner näheren Verwandten beim Sklavenmarkt verirrt hatte. Publius deutete Adrastos ihm zu folgen und so machte sich der Aurelier in Richtung Ursus auf. "Hübsches Ding, nicht wahr?", begann er, während er sich direkt neben seinem Verwandten positionierte. Cimon kannte Imbrex ja bereits und die beiden Zwillinge erregten zunächst - auf unglaubliche Weise - nicht sein Aufsehen.

    Publius genoss die ersten Sonnenstrahlen ebenso wie sein Verwandter. Er hatte sich rechtzeitig mit seinem Leibsklaven Adrastos zum Trajansmarkt aufgemacht, um pünktlich beim amtierenden Aedil zu erscheinen. Imbrex war noch relativ unwissend darüber, was sie heute zu erwarten hatten. Die Marktkontrolle war Neuland für ihn, aber wohl weniger für Corvinus, der ja bereits eine Amtszeit als Aedilis Curulis - offensichtlich nur minder erfolgreich - hinter sich gebracht hatte.


    Als Adrastos Publius' Vetter dann bei besagtem Schneider ausfindig gemacht hatte, blieb der Blick seines Herren ebenso zielstrebig und geradlinig wie zuvor. Imbrex machte sich keine Mühe die Menschenmassen, die heute ebenfalls auf dem Mercatus Urbis unterwegs waren, zu mustern oder zu beobachten. Er verließ sich schlichtweg darauf, dass sein griechischer Sklave ihm den Weg durch den Pöbel bahnen würde.


    Seinen Verwandten grüßte Publius beim Schneider dann mit einem leichten Lächeln. "Salve, Marcus." Augenscheinlich war Vala noch nicht zugegen. Es hieß also weiterhin abwarten.

    Dass ein Verwandter im Raum war, der sein Verhaltenvielleicht insgeheim beobachten und beurteilen konnte, hatte Imbrex in diesem Moment völlig ausgeblendet. Obgleich er viel Wert darauf legte anderen stets möglichst positiv zu erscheinen, war dieses Verhalten Fremden gegenüber wohl ein Charakterzug, den Publius nicht so leicht abzulegen gedachte, geschweige denn abzulegen versuchte. "Ich stimme bei diesem Punkt mit Vala überein. Der Zeitpunkt der Veranstaltung sollte gut überdacht sein, um ein intensives Arbeiten gewährleisten zu können. Die Megalesia bieten sich dafür sicherlich an", bestätigte der Aurelier auch noch von seiner Seite, obschon der Zeitpunkt in Corvinus' Munde bereits als feststehend zu verstehen war.


    "Den zweiten Punkt sehe ich etwas kritischer. Warum sollten wir uns einzig und allein darauf besinnen den Konkurrenzkampf unter den Gladiatorenschulen zu sichern, anstatt auf eindeutige Qualität zu setzen. Gloria et Honor ist im ganzen Imperium bekannt und wird seinen Ruf in Rom durch derartige Spiele sicherlich nicht auf's Spiel setzen. Daher denke ich nicht, dass wir von dieser Gladiatorenschule weniger Engagement und Elan erwarten sollten, als von unbekannteren", gab Imbrex dann zu bedenken. Aber für welche Gladiatorenschule sie sich auch entscheiden sollten - die Wahrscheinlichkeit war gering, dass sie derartig unprofessionell war um den Ansprüchen der Veranstaltung nicht zu genügen.


    "Den Schneider kenn ich nicht, allerdings wird sich Adrastos in diesem Zusammenhang noch einmal erkundigen. Ich werde auf jeden Fall rechtzeitig erscheinen", versicherte Publius.


    Sim-Off:

    Wir haben uns darauf geeinigt, dass Vala die Gladiatoren übernimmt und ich das Rennen.

    Ebenso wie seine zahlreichen Verwandten, die heute erschienen waren, befand sich auch Publius unter den Reihen der Salii Palatini. Es war ungewohnt für ihn einem solch traditionellen Ritual aktiv beizuwohnen, stand in Sardinien doch eher das ruhige und unbeschwerte Leben im Vordergrund. Im Gegensatz zur Insel hatte Rom eine lange Geschichte, die vor allem von Erfolg geprägt war und an die demzufolge erinnert werden musste. Angesichts der Größe und der Tragweite des Rituals konnte Imbrex ein kleines Stück Begeisterung nicht unterdrücken. Zudem fand er die Kleidung, die die Salier heute trugen, zusammen mit der militärischen Komponente, recht ansprechend. Es verlieh ihm in gewisser Weise ein Gefühl der Stärke, der Überlegenheit und auch der Einheit.


    So marschierte der junge Aurelius also in den Reihen der Salier hinter dem Opferkönig hinterher - durchaus erhaben und würdevoll. Als sie dann den Bereich erreichten, der für den Rex Sacrorum normalerweise verboten war, begann der etwas interessantere Teil des Rituals. Gespannt beobachtete Publius Lanatus und die folgende Vollführung des Voropfers.

    Imbrex konnte nicht von Anfang an dem Festgeschehen beiwohnen, bemühte sich allerdings so bald wie möglich bei seiner Familie und den anderen Gästen zu erscheinen. Die meisten Personen waren ihm unbekannt und sicherlich waren bei diesen unbekannten Gesichtern auch einige seiner Familie dabei, was die fremdartige Situation noch verstärkte. Es war das erste große Fest seit Publius in Rom angekommen war - sehr wohl war er aber mit solcherlei Feiern und Festmählern nur allzu gut vertraut, war es doch auch auf Sardinien keine Seltenheit sich derartig auszuleben. Der junge Aurelius hatte sich etwas abseits des Geschehens positioniert und seinen Blick durch die Reihen der Anwesenden schweifen lassen. Das Brautpaar war umlagert von unzähligen Gästen, die alle ihre Glückwünsche ausrichteten, weswegen sich Publius die seinigen noch etwas für später aufhob. Als Ursus das Festmahl angekündigte folgte Publius der Masse, ließ sich aber erstmals nicht nieder, sondern näherte sich langsam dem Paar. Auf dem Weg zu Ursus und Septima ließ sich Imbrex noch einen Becher Wein reichen, um seine trockene Kehle auf ein kleines Gespräch vorzubereiten. Er ließ es sich nicht nehmen sich nun ins offene Gespräch hineinzudrängen und zunächst an Ursus heranzutreten. Es machte sowieso nicht den Eindruck, dass die beiden sich allzu schnell dem Festmahl widmen wollten. "Glückwunsch auch von mir, Vetter, zu deiner Hochzeit. Und natürlich ebenso deiner bezaubernden Gattin." Publius' Blick fiel kurz auf Septima, gepaart mit einem freundlichen Lächeln seinerseits.

    Einen kurzen Seitenblick, verbunden mit einem begrüßenden Nicken schenkte Imbrex dem Duccier noch, ehe er sich wieder auf Marcus konzentrierte. Seine etwas arrogante Vorstellung hatte wahrscheinlich nichts mit Vala als Person, sondern mit seiner allgemeinen Haltung gegenüber Fremden, die ihm keinen größeren Nutzen bringen konnten, zu tun. Doch voreingenommen, diese Haltung nach einigen Gesprächen nicht zu ändern, war Publius nicht. "Sicherlich."


    Nach der kurzen Vorstellungsrunde widmete sich das Treffen also interessanteren Themen. Das wichtigste der Amtszeit war wohl die Ausrichtung der Spiele, auf denen sein Verwandter entsprechend auch seinen Schwerpunkt legte. "Ich werde mich um die Gladiatorenschule in Hispania kümmern, wenn du damit einverstanden bist." Was sich Imbrex davon erwartete, stand wohl in den Sternen. Nach kurzem Abwägen meldete sich der Aurelius allerdings für die Aufgabe, die ihm im Moment am sinnvollsten erschien. "Wenn Vala nichts dagegen hat, werde ich dich auch gerne zur Marktinspektion begleiten."

    Publius hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass die beiden sich in seinem cubiculum befanden. Bisher hatte er in seinen Gefilden noch keine Person empfangen, - abgesehen von Livius Pyrrus - was die Situation für ihn etwas ungewöhnlich gestaltete. Oder war es einfach die Aufregung, der der Aurelius eben noch ausgesetzt war? Belastete ihn die Wahlniederlage vielleicht doch mehr, als er sich eingestehen und vor allem nach außen hin zeigen wollte? "Ich habe mich bereits um die Ablegung einiger Kurse bemüht, zum Beispiel um den Cursus Iuris. Derzeit bin ich noch mit vorbereitenden Studien des Cultus beschäftigt, um für einen möglichen Collegiumsplatz gerüstet zu sein."


    Ein Kurs zum Thema Spiele hörte sich in Imbrex' Ohren gut an. Immerhin wollte er seinem Verwandten auch nützlich sein, wenn er ihn schon als 'Lehrling' annahm. Publius wusste zwar nicht genau, ob Marcus die Frage mit einer weiterführenden Absicht stellte, fühlte sich nun aber auf jeden Fall darauf hingewiesen. "Das klingt interessant. Ich werde mich wohl anmelden, sobald sich alles wieder geordnet hat."

    Ein Lächeln konnte sich der angehende Salier nicht verkneifen, als er die erfolgreiche Mehrheit erzielt hatte. Einen abschließenden Satz wollte er noch an die Mitglieder richten, ehe er sich auf seinem eigenen Sitz platzieren würde. "Ich danke, ehrenwerte Salier, für eure Stimmen und euer Vertrauen in meine Person." Publius nickte dann Avianus zu, um deutlich zu machen, dass diese Angelegenheit geklärt war. Mit aufrechter Haltung - ein eindeutiges Indiz für sein überdurchschnittliches Selbstbewusstsein und Vertrauen in seine Person - schritt er durch die Sitzreihen auf seinen Platz zu.


    Was Cottas Aufnahme betraf, war Imbrex überfragt, da diese in der Abstimmung untergegangen war. Sein Bruder würde allerdings zu einem späteren Zeitpunkt sicher ebenfalls problemlos aufgenommen werden.


    Mit voller Aufmerksamkeit lauschte Imbrex anschließend dem nächsten Tagesordnungspunkt, der allerdings von seiner Seite unkommentiert blieb. Nicht, weil ihm der Mut fehlte seine Stimme zu erheben, sondern eher, weil Corvinus in Richtung des Magisters blickte, der nun sicherlich ein paar Worte dazu verlieren würde.