Beiträge von Publius Aurelius Imbrex

    Der erste Senator, der den Raum betrat war wie erwartet Avarus. Man hatte Imbrex ja bereits an der Porta versichert, dass der Ältere anwesend war. Sedulus musste offensichtlich erst noch gesucht werden. Mit einem respektvollen Nicken grüßte Imbrex den Hausherren, der recht routiniert schien. Solcherlei Gespräche waren vor den Wahlen sicherlich keine Seltenheit für einen einflussreichen Senator. "Salve, Senator. Mein Patron Aelius Quarto dich ebenso." Wie immer rückte der Aurelius erst einmal seine 'Visitenkarte' heraus, die ihm bei so manchen Senator ja schon in ein besseres Licht gerückt hatte.


    "Sehr wohl. Eine entfernte Vetternschaft, da Ursus und Corvinus aus dem römischen Familienzweig, ich selbst aus dem sardinischen Familienzweig des Claudius Aurelius Crassus stamme." Wieder einmal nannte Imbrex den Namen seines Großvaters. Da Avarus augenscheinlich ein erfahrener Senator war, der bereits mehrere Jahre in der Curia Iulia verbracht hatte, war ihm sein Großvater vielleicht noch ein Name.

    Etwas überrascht ob des Trubels, der in der Casa Germanica an diesem Tage herrschte, wurde Imbrex in eines der Gästezimmer geführt. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Audienz mit zwei Senatoren. Der Aurelius ließ sich allerdings nicht weiter beirren, sondern machte sich zunächst mit der Räumlichkeit vertraut. Auch wenn die üblichen Empfangsräume heute wohl eine Tabuzone darstellten, konnte Imbrex nicht behaupten, dass er in einen schlampigen, gar unwürdigen Teil des Hauses geführt wurde. Nein, die Einrichtung war dem Hause eines Geschlechts, aus dem mehrere Senatoren entsprangen, würdig. Obgleich der Aurelius nicht gefragt wurde, war er dem Getränk, dass ihm im nächsten Moment von einem der Haussklaven gereicht wurde, nicht abgeneigt. Eine Erfrischung war nach diesem langen Tag durchaus angebracht. Während er immer wieder an seinem Getränk nippte, harrte er der Dinge und verweilte, die Ankunft der Senatoren abwartend, im Raum.

    Unter den letzten Kandidaten für das Vigintivirat wurde Publius‘ Name genannt. Langsam, aber aufrichtig schritt er vom Vorraum aus ins Innere der Curia Iulia, um vor den anwesenden Senatoren zu sprechen. Natürlich hatte er sich vorab Notizen zu seiner Kandidaturrede gemacht und diese eingehend studiert, um entsprechend vorbereitet sein. Und das tat wahrscheinlich jeder, der sich zur Wahl stellte und heute einen guten Eindruck hinterlassen wollte. Der Aurelius positionierte sich am Rednerpult und ließ dann erstmalig seinen Blick durch die Reihen des Senats schweifen. Ohne Zweifel war es eine große Ehre das erste Mal in diesem Gebilde zu stehen.


    „Patres conscripti, Senatoren und Würdeträger des Reiches, es ist mir heute eine besondere Ehre in diesen heiligen Hallen stehen zu dürfen, um vor euch Rechenschaft abzulegen wie viele andere aus meinem Geschlecht vor mir. Mein Großvater Claudius Aurelius Crassus, der dem Imperium unter anderem als Legatus diente, war einer von ihnen. Stets lehrte er mir die römischen Tugenden zu achten und mich für die Ideale und Werte unseres Staates aufzuopfern.“ Publius ließ seinen Blick ein weiteres Mal durch die Reihen zu schweifen, um seine Worte wirken zu lassen und zu erkennen, wem Crassus noch ein Name war.


    „Doch zunächst zu meiner Person. Ich stamme aus dem italischen Mantua, wo ich einer angemessenen und vielseitigen Erziehung unterzogen wurde. Schon früh konfrontierte mich mein privater Paedagogus mit Schriften des Aristoteles oder des Platon, die mir ein Leben innerhalb eines zivilisierten Staates nahebrachten und gleichzeitig die Pflichten, die ohne Zweifel damit verbunden sind, vermittelten. Einen Großteil meiner jungen Jahre verbrachte ich anschließend auf Sardinien, wo mein Familienzweig einen Landsitz ihr Eigen nennen darf. Auch hier wurde ich stets mit dem Gedanken aufgezogen, meinem Staat zu gegebenem Zeitpunkt mit Aufopferung und vollkommener Bereitschaft zu dienen. Mein letztes Lebensjahr verbrachte ich in Corinthus, wo ich nun ausgiebigen Studien der römischen und griechischen Kultur, sowie explizit des römischen Rechtswesens nachging. Zu jedem Zeitpunkt verlor ich nie mein Ziel aus den Augen, dass mir durch meine Herkunft als Senatorenabkömmling der Gens Aurelia vom ersten Augeblick an auferlegt war, nämlich die Kandidatur für den Cursus Honorum. So führte mich mein Weg schließlich in die Urbs Aeterna, wo ich - fest entschlossen bei den anstehenden Wahlen zu kandidieren - die letzten Vorbereitungen für meine Kandidatur traf.“ Abermals folgte eine kurze Pause.


    “Wenige Tage nach meiner Ankunft fand ich einen Patron und ersten Unterstützer in Senator Aelius Quarto, der mir mit Ratschlägen zur Wahlvorbereitung zur Seite stand. Auf seinen Ratschlag hin suchte ich mehrere Senatoren der Kurie auf, um mich vorzustellen und sie von meinen Fähigkeiten, meinem Pflichtbewusstsein sowie meiner Würde, die mir meines Standes wegen zuteil sein muss und ist, gerecht den römischen Tugenden und den Mores Maiorum zu überzeugen“, führte Imbrex fort, während manch Senator sich sicherlich angesprochen fühlte.


    “Und so stehe ich heute vor euch, um meine Beweggründe für diese Kandidatur zu erläutern und sämtliche Fragen in Bezug auf meine Person und meinen Werdegang zu beantworten. Ich bin mir sicher, dass ich meine Aufgaben im Falle einer erfolgreichen Wahl pflichtbewusst und mit vollem Einsatz und Eifer nachkommen würde. Damit einhergehend kann ich euch versichern, dass ich mich nach einer möglichen Amtszeit weiterhin und dauerhaft im Cursus Honorum, sowie in anderen Teilen der Res Publica wie Verwaltung, Religion und Militär engagieren werde.“ Es folgte eine letzte Unterbrechung, ehe Publius zum letzten Teil seiner Kandidaturrede kommen wollte.


    “Gemäß der Traditionen will ich mir es nicht nehmen lassen einen Amtswunsch zu äußern, den ich im Falle einer Annahme meiner Person gerne ausüben würde. Durch meine ausgiebigen Studien des Rechts, unter anderem an der Schola in Rom, und meiner Vorliebe für praxisbezogene Arbeiten sehe ich meine Bestimmung bei den Tresviri capitales. Ich bin mir sicher, dass mich eine enge Zusammenarbeit mit den Praetoren, sowie die rechtliche Thematik auf weiterführende Ämter im Cursus vorbereiten könnte.“ Publius deutete mit einem dankenden Nicken darauf hin, dass seine Rede am Ende angekommen war und unterstrich dies außerdem mit einem “Ich danke euch dafür, dass ihr mir Gehör geschenkt habt, Senatoren.“, ehe Aurelius Imbrex selbstbewusst im Raum stehen blieb und erste Fragen der Verfassungsväter abwartete.

    Das hoffte Imbrex natürlich auch und daher nickte er zustimmend. Dass sich Quarto für seinen Klienten vor dem Senat aussprechen würde, hatte Imbrex erwartet, es war allerdings vielversprechend, dass der Senator dies noch einmal in Aussicht stellte. Die Stimme des Consulars und Bruders des Kaisers für sich zu haben war sicherlich eine gute Ausgangslage.


    Publius nickte leicht. "Wir sehen uns in der Curia, Patronus. Mögen die Verfassungsväter entscheiden, ob ich bereit bin für diesen ehrenvollen Weg." Und das war er, nach seiner Ansicht der Dinge. "Vale, Senator." Es folgte eine höfliche Verabschiedung, ehe Imbrex das Atrium und schließlich das Haus der Aelier verließ.

    "Nein, allerdings besuchten wir uns in Jugendtagen noch öfter. Dies änderte sich, als sich mein Familienzweig nach Sardinia zurückzog und deren Familienzweig in Roma verweilte", erklärte Imbrex.


    Zustimmend nickte der Aurelius dann auf die Ausführungen Macers bezüglich seines zurückliegenden Legionskommandos. Wie der Senator bereits erwartete, war dies in einer Zeit, in der Imbrex schon lange nach Sardinia gezogen war, daher nickte Publius zustimmend und widmete sich dann dem Hauptthema. Das Vigintivirat. Ohne zu zögern begann er mit seinen Ausführungen. "Sehr wohl. Ich kandidiere für das Vigintivirat, da ich zunächst wie viele andere Senatorenabkömmlinge meine natürliche Bestimmung darin sehe der Res Publica auf diese Weise zu dienen. Ich bin allerdings kein Mann, der dies nur tut, weil es eine veralterte Tradition darstellt. Nein. Ich sehe darin eine große Ehre, eine Ehre, die ich nicht leichtfertig antreten will, weswegen ich mich seit Jugendtagen darum bemühte mich mit ausgiebigen Studien auf diesen Weg vorzubereiten. Ich bin engagiert, zielorientiert und weiß, dass ich die Aufgaben eines Vigintivirs mit vollem Pflichtbewusstsein ausführen würde, um dann weiterführende Aufgaben im Cursus Honorum und anderen Teilen der Staatsstruktur wahrzunehmen." Es folgte eine kurze Pause, in der der Aurelius wieder verstärkten Blickkontakt mit Macer aufnahm.


    "Ich kann mir vorstellen, dass ein erfahrener Senator wie du dies schon des öfteren zu Ohren bekam. Leere Worte und Versprechungen sind in diesen Tagen unter den Kandidaten bestimmt keine Seltenheit. Doch ich schwöre bei Iuppiter, es wäre mir eine Schande, könnte ich meinen Worten nicht getreu bleiben. Und diese Schande werde ich für mich und mein Geschlecht nicht auf mich nehmen.", erklärte der Aurelius überzeugt.

    Dass Gracchus Publius so jung schätzte wusste er natürlich nicht. Hätte der Senator es offen ausgesprochen, wäre der Aurelius verwundert gewesen, da er mittlerweile doch schon 22 Sommer zählte. Ein Alter, das ihn schon beinahe dazu befähigte für das Quästorenamt zu kandidieren.


    Die erste Frage des Pontifex brachte Imbrex kurz ins Grübeln. "Ich kam etwa zum letzten Viertel der vergangenen Wahlperiode an." Die Reise von Corinthus nach Roma war lang und kräfteaufreibend, vor allem in seinem Gesundheitszustand. Er war froh endlich wieder in gewohnten Gefilden angekommen zu sein und merkte sich daher nicht den genauen Zeitpunkt seiner Ankunft. Vor allem aus dem Grund, dass er aufgrund seiner schnellen Wahlvorbereitung und den turbulenten, auf seine Ankunft folgenden Tage nicht sehr auf solch sekundäre Belange konzentriert war.

    Die zweite Frage stellte für Imbrex nichts überraschendes dar. Gracchus schien ein Senator zu sein, der sehr wohl auf traditionelle Erziehungsmaßnahmen setzte und diese auch entsprechend anerkannte. "Sehr wohl. Mein tirocinium fori absolvierte ich allerdings schon vor meiner Zeit in Corinthus. Mir wurde damals die Ehre zuteil mein tirocinium beim amtierenden Comes von Sardinia zu absolvieren. Eine Erfahrung, die mir einen soliden Ausblick ins öffentliche Leben, sowie in politische Bestrebungen bot", führte Imbrex aus. Ein gewisser Fabius Bursa hatte damals dieses einflussreiche Amt in Sardinia inne, erinnerte sich Imbrex. Widerum war sein Großvater im Spiel, der seine guten Beziehungen zum Fabier ausspielte.

    Imbrex musste beim Ratschlag seines Verwandten schmunzelnd lächeln, nahm ihn aber dennoch sehr ernst. Zwar hielt er sich bisher nie länger als ein paar Tage in der Großstadt auf, doch konnte er sehr gut nachvollziehen, dass Patrizier hier einen besonderen Magneten für allerlei Gesindel darstellten. "Ich werd' auf mich aufpassen. Aber ja, du hast recht, in der Subura sollte man besonders achtsam sein, wenngleich auch die Märkte und andere Orte Roms nach den Erfahrungen der letzten Tage allerlei Pöbel und Abschaum anziehen", entgegnete Publius. Zwar hatte der Patrizier keine schlechte Erfahrungen gemacht, doch er war keineswegs so liberal, dass er einfache Leute nicht als Pöbel bezeichnete bzw. sich aufgrund seiner edlen Herkunft nicht als etwas besseres herausstellte - mancher Patrizier, sagt man, ließ die alten Tugenden mittlerweile völlig außen vor. Eine Schande, nach Publius' Meinung.


    "Sehr gut. Umso schneller, umso besser. Schließlich will ich mir von den Alten nicht nachsagen lassen, ich würde mich von den besonderen Pflichten und Aufgaben unseres Standes drücken." Man wusste ja nie, wie die Öffentlichkeit solcherlei Dinge aufnahm. Mit 'Öffentlichkeit' bezog er sich dabei aber wirklich nur auf diejenigen Personen, die bereits mehrere Jahrzehnte den Saliern angehörten. "Wann und wo treffen wir uns?"

    "Sehr wohl", kommentierte Publius Macers Feststellung bezüglich seines Patrons. Der Aurelius nahm Platz und blickte dann wieder zum Senator auf. "Eine entfernte Vetternschaft verbindet uns familiär, allerdings kenne ich sie bereits aus Kindheitstagen, da ich die ersten Jahre meines Lebens in Mantua verbrachte, meinem Geburtsort", erklärte Imbrex auf Macers Frage hin. Weiter gehen wollte er noch nicht, bevor der Purgitier nicht explizite Fragen stellte. Dass der amtierende Praetor seinen Großvater nicht kannte, verwunderte Publius nach den letzten Treffen nicht unbedingt. Immerhin war der Purgitier rein nach dem Äußeren zu urteilen noch ein recht junger Senator.

    Mit einem Nicken nahm Publius die Hinweise des erfahrenen und weisen Mannes entgegen. Die Vorschläge klangen realistisch. Publius musste sich vor allem auf die Tugenden verlassen, da stimmte er mit Quarto überein, denn allzu lange war er noch nicht in Rom. "Ich werde versuchen dies alles zu beachten, Patronus." Einen Schicksalsschlag gab es sehr wohl, allerdings wäre Imbrex nie auf den Gedanken gekommen diesen gegenüber irgendeiner Person, schon gleich gar nicht in den heiligen Hallen des Senats, zu schildern.


    "Ich danke dir für deine Zeit, Patron. Ich denke deine Vorschläge werden mir weiterhelfen", kam der Aurelius dann langsam zum Ende, während er zum Aelier blickte, ob dieser noch etwas anfügen wollte.

    Seinen Patron hatte Imbrex natürlich nicht spontan auserkoren, sondern ihn nach Informationen seiner Verwandten und reiflichen Überlegungen seinerseits ausgewählt. Quarto schien ihm ein Mann der Ausgeglichenheit zu sein, der einerseits ein enges Verhältnis zum Kaiser pflegte und andererseits nicht zwischen etwaigen politischen Fronten gestellt wurde. Kaisertreue war dem Aurelius stets ein Ideal, das ihm schon sein Großvater Claudius einzutrichtern gedachte. Allein schon deswegen war es Publius eine besondere Ehre, dieses Ideal mit seiner kürzlich eingegangenen Verbindung zum Ausdruck bringen zu können. "Sehr wohl", entgegnete er daher dem Senator, während eine Äußerung seitens des Gracchus noch ausblieb.

    Natürlich hatte Imbrex nicht erwartet, dass Quarto ihn als frischer Klient und noch dazu bei ihrem ersten Treffen in alle Details einweihen würde, dementsprechend fiel Quartos knappe Antwort bezüglich der kaiserlichen Vertretung in Rom nicht überraschend aus. Gut Ding will Weile haben, deswegen war er sich sicher, dass er das Vertrauen des Consulars mit der Zeit gewinnen würde. "Ich verstehe", war deshalb nur Publius' Antwort. Er führte das Thema natürlich aus Höflichkeit nicht weiter aus, immerhin hätte Quarto mehr dazu gesagt, hätte er mehr sagen wollen.


    "Interessant. Ich werde die Germanii wohl auf jeden Fall aufsuchen. Sie scheinen relevant zu sein, um überhaupt die Chance zu haben eine einigermaßen solide Mehrheit zu erzielen", merkte Imbrex an, auch wenn er nichts sonderlich neues hinzufügen konnte. "Gibt es sonst noch etwas, dass du mir auf den Weg geben kannst? Ein Tipp bezüglich der Wahlen?"

    Ein zweites Mal würde er sicher nicht wiederkommen und da der ältere Senator nach seinen Informationen zu den einflussreicheren Senatoren gehörte, wollte Publius sicher gehen sich auf jeden Fall seinen Zuspruch zu sichern. So nickte er also leicht dem Türsteher entgegen und erwiderte dann: "Gut, führe mich bitte zu ihm, Ianitor." Imbrex blickte kurz nach links und rechts und deutete seinen Sklaven vor der Porta zu warten, sollte er vom Türsteher zu Avarus geführt werden.

    Das Lockmittel erzielte also zur Zufriedenheit des Aureliers seine Wirkung. Zumindest ging Publius nun davon aus, da der Tiberier eine positive Rückmeldung erwiderte. Sollte Imbrex die Wahl gewinnen, war er sich sicher, dass sein Patron nicht allzu verwundert darüber sein würde, dass er gegenüber anderen Leute dessen Erkenntlichkeit aussprach. Zusätzlich handelte es sich ja nicht um einen unbedeutenden Kurienbeisitzer, der diese heiligen Hallen Tag ein Tag aus mit heißer Luft erwärmte - ganz im Gegenteil, immerhin stand vor ihm einer der beiden amtierenden Consuln des Reiches.


    "Ich danke dir, Consul. Ich danke dir auch dafür, dass du einen Teil deiner sicherlich kostbaren Zeit entbehren konntest. Ich bin mir sicher du wirst bei Zeiten von mir hören", versicherte Imbrex zuletzt und nickte dann respektvoll, ehe er darauf wartete vom Tiberius entlassen zu werden.

    Vom Sklaven wurde Publius in die Casa und schließlich bis zum Tablinum geführt. Auch wenn die Casa Purgitia rein größenmäßig nicht mit einer patrizischen Villa mithalten konnte, war doch zu erkennen, dass es dem Senator nicht an Geld oder sonstige Mittel mangelte. Ein Indiz, dass für Imbrex zur weiteren Analyse der Person äußerst wichtig war. So kam er also im Tablinum an, wo ihn Senator Macer augenscheinlich bereits erwartete.


    "Salve, Senator Macer. Ich möchte dir dafür danken, dass du mich trotz deines sicherlich ausfüllenden Amtes als Praetor empfängst. Mein Patron Aelius Quarto lässt Grüße ausrichten,", waren Imbrex' erste Worte - die üblichen Floskeln, dachte der Aurelius für sich. Abgesehen von den Grüßen, die bei mancher Person vielleicht eine Wirkung erzielen konnten. "Ich bin der Sohn des Aurelius Galerianus und der Enkel des verstorbenen Senators Aurelius Crassus. Heute bin ich bei dir, um mich vorzustellen, da ich beabsichtige bei den kommenden Wahlen das Amt des Vigintivirs zu bekleiden", begann der Aurelius dann, offenbar überzeugt von seinen eigenen Kompetenzen.

    Nachdem er in den letzten Tagen mehrere Senatoren aufgesucht hatte, um bezüglich der kommenden Wahlen vor ihnen zu sprechen, sollten die beiden Senatoren der Gens Germanica nun die letzten darstellen, mit denen Imbrex vor dem großen Moment Bekanntschaft machen wollte. Begleitet von seinen Sklaven klopfte er an die Porta und harrte der Dinge, ehe der Ianitor langsam an die Tür kam, um sich um den Aurelier zu kümmern.


    "Salve. Ich bin Aurelius Imbrex und ich bin hier, um mit den ehrenwerten Senatoren Avarus und Sedulus bezüglich der anstehenden Wahlen zu sprechen, sofern sie zugegen sind", erklärte sich Imbrex.

    Aufmerksam lauschte Publius den ausführlichen Schilderungen seines Patrons. Der Kaiser war also tatsächlich absent. Fadenscheinig erschien Imbrex direkt die Tatsache, dass er durch einen Praefectus Urbi aus einem eher unbekannten Geschlecht vertreten wurde, anstatt durch seinen Bruder Quarto persönlich. Auf jeden Fall schien es ihm so, als ob sein Patron damit nicht zufrieden war. Verständlich. Ob es allerdings daran lag, dass ihm nicht diese Kompetenzen auferlegt wurden oder dass der Praefectus Urbi nicht gedachte ordentliche und angemessene Sitten zu pflegen, musste noch herausgefunden werden.


    "Interessant", kommentierte Publius nur die ersten Ausführungen. "Warum wurdest du nicht als Bruder als sein Stellvertreter ausgewählt, wenn ich fragen darf, Patron?" Eine sicher nachvollziehbare Frage, allerdings war Publius nicht sicher inwieweit diese erlaubt war. Vor allem aus dem Grund, dass Quarto dies in letzter Zeit sicherlich häufiger gefragt wurde.


    Die Spaltungen im Senat waren mindestens genauso interessant wie das Thema Vescularius Salinator, vor allem da Publius dies näher und im Moment noch relevanter schien. Die Patrizier und die Germanii befanden sich also mehr oder weniger offiziell in einer Fehde, wenn auch von geringem Ausmaß, wie der Consular beschrieb. "Eine Frage stellt sich mir da auf, Senator. Erachtest du es als ratsam, die Senatoren der Gens Germania aufzusuchen, schätzen sie deinen Ausführungen zufolge die Patrizier doch eher gering? Ich will mich immerhin nicht zwischen zwei Fronten stellen, wenngleich es wohl ratsam wäre auch bei diesen Senatoren vorstellig zu werden, um meinen persönlichen Zielen nicht zu schaden."

    Am nächsten Tag war Publius etwas früher zur Casa Purgitia aufgebrochen, um seinen Termin wahrzunehmen - so man seine sporadische Übereinkunft mit dem Ianitor einen Termin nennen konnte. Natürlich hatte er auch heute sein gesamtes Geleit dabei. Der einzige Unterschied zum vorhergehenden Abend war, dass Publius sich selbst dem Ianitor näherte. Wohl aus keinem bestimmten Grund, allerdings hielt sich sein Sklave Adrastos im Hintergrund, wie auch der zweite Sklave, der Imbrex willig gefolgt war.


    "Salve, Ianitor", grüßte Imbrex den Sklaven, der hinter der Tür stand. "Aurelius Imbrex mein Name, ich war bereits gestern hier. Man sagte mir, der Senator Purgitius Macer sei heute zu sprechen?"

    Mit einem Nicken stimmte er Furianus' durchaus begründeter Vermutung bezüglich seiner Aufwartung im Hause Flavius zu. Tatsächlich war er hier, um wegen der bevorstehenden Wahlen für sich und seine Kandidatur zu sprechen. "Sehr wohl, Senator. Ich beabsichtige für das Amt eines Tresvir capitales zu kandidieren, da mich das Strafrecht reizt und ich mich rein von der Thematik her am meisten dafür begeistern kann. Um die nötigen Voraussetzungen dafür zu erfüllen, verbringe ich derzeit einen Großteil meiner Zeit an der Schola, um diverse Kurse wie den Cursus Iuris zu absolvieren", entgegnete Publius ausführlich, ehe er auf Gracchus aufmerksam wurde, der nun ebenfalls den Raum betrat.


    "Salve, Senator. Es freut mich, dass auch du dir für mich Zeit nimmst." Er pausierte kurz und ging dann über zu seiner persönlichen Vorstellung. "Ich will nicht unhöflich erscheinen, deswegen wird es Zeit mich richtig vorzustellen. Ich bin Publius Aurelius Imbrex, Sohn des Aurelius Galerianus, Enkel des ehemaligen Senators Aurelius Crassus und Klient des Aelius Quarto." Er war gespannt ob der Name Aurelius Crassus unter den Flaviern ebenso unbekannt war, wie für den Consul Tiberius. "Ich bin hier, um bei euch vorstellig zu werden und mich auf Vorschlag meines Patrons hin um eure Unterstützung bei den kommenden Wahlen zu vergewissern. Man sagt nämlich unbekannte Gesichter kommen in den heiligen Hallen der Curia Iulia nur selten zum Zug."


    Mittlerweile hatte sich auch Imbrex auf einer der Klinen niedergelassen und beäugte abwechselnd seine Gesprächspartner.

    Publius musste sich nicht die Frage stellen, welche Antwort Durus auf seine Frage erwartete. Er ging davon aus, dass der Consul ebenso erkannte, dass Imbrex auf dessen Frage keine Antwort geben konnte, die ein anderer Kandidat nicht ebenso hervorbringen konnte. Das einzige, was der Aurelius seines Erachtens tun konnte war, seinen Worten besonderen Nachdruck und besondere Glaubwürdigkeit zu verleihen.


    "Ich bin ehrgeizig, engagiert und versuche mein Engagement bereits vor der Wahl durch diverse Kurse an der Schola zu beweisen. Außerdem suche ich verschiedene, einflussreiche Senatoren auf, um ihnen zu zeigen, dass es mir ernst mit meiner Kandidatur ist. Ich bin mir sicher, dass ich meine Pflichten getreu und einwandfrei ausfüllen würde. Außerdem bin ich mir sicher, dass ich mich bei den Senatoren erkenntlich zeigen werden, wenn meine Zeit gekommen ist. Natürlich ebenso wie mein Patron Aelius Quarto." Er ging zumindest aus, dass Quarto dies tun würde.

    Publius lächelte ebenso. Natürlich wusste auch er schnell und mit entsprechendem Schneid zu kontern. Ausdrücken konnte sich Imbrex schon immer recht gut und sprachlos war er nur selten.


    "Ich bin mir über den Ruhm deiner Familie sehr wohl bewusst, Vera, allerdings ging ich nicht davon aus, dass du die Tochter eines Kaisers Vespasianus oder eines Kaisers Domitianus bist - was rein biologisch ja schon vom Alter nicht möglich wäre. Meine Frage zielte daher eher auf deine nähere Verwandtschaft ab", erklärte sich Imbrex zunächst. Nunja, sicherlich konnte der Aurelier so auch nichts weiter mit den Namen Flavius Aetius oder Flavius Piso anfangen, allerdings war es seines Erachtens immer gut sich geschickt anzunähern und mehr über die nähere Umgebung seines Gegenübers zu erfahren. Die meisten Frauen, vor allem patrizische Frauen, präferierten es nämlich taktvoll behandelt zu werden. Hetze und unangemessene Direktheit waren daher fehl am Platz. "Natürlich", kommentierte er dann die Namen Gracchus und Furianus. Allerdings musste er zugeben, dass ihm die Namen nur aufgrund der Auskunft durch Corvinus und seinen anderen Verwandten geläufig war.


    Von Flavia Celerina hatte er ebenso gehört. "Ja, das stimmt." Der Aurelier wusste nicht inwieweit Celerinas Absenz aus Rom bekannt war, was ihn dazu verleitete nicht weiter auszuführen. Corvinus sagte ihm, dass sie weg war. Warum, hatte er nicht verlauten lassen und interessierte Imbrex demzufolge auch nicht weiter.