Beiträge von Publius Aurelius Imbrex

    Publius hatte zwar erwartet, dass er den Senator überzeugen würde, allerdings nicht schon zu Beginn des Gesprächs. Sein Großvater hatte in Rom anscheinend einen noch größeren Eindruck hinterlassen, als von Imbrex bisher angenommen. Sicherlich wollte sich der junge Aurelius nicht auf den Lorbeeren seiner Vorfahren ausruhen, allerdings schämte er sich nicht dafür deren Prestige geschickt einzusetzen um seinen Zielen näher zu kommen.


    "Auch mir ist es eine große Ehre, Senator."


    Zugleich hob auch Imbrex seinen Bechern, während sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. Nachdem auf das neue Bündnis getrunken wurde, stellte Publius seinen Becher wieder ab und suchte nach einer passenden Überleitung.


    "Du kannst dir sicherlich denken, dass ich deinen Rat auch schon heute gerne nutzen würde, Patron. In Bezug auf meine Kandidatur bei den nächsten Wahlen würde ich gerne erfahren, welche Senatoren ich deiner Meinung nach noch aufsuchen soll? Gibt es Senatoren, die sich derzeit besonders aus dem Pulk der Verfassungsväter herausstellen?"

    Publius' Gesicht war seinem Verwandten anscheinend nicht vollends entfallen, fiel die Begrüßung doch recht herzlich und vertraut aus. Nicht, dass Imbrex darauf viel Wert gelegt hätte, allerdings war es gut zu wissen, dass er doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Unscheinbar wollte der Aurelius nie sein, weswegen er es präferierte sich in den Köpfen seiner Mitmenschen und Begegnungen zu manifestieren.


    "Gut. Es ist erfüllend in Rom zu sein und neuen Aufgaben nachgehen zu können", entgegnete Publius ohne große Umschweife, während er weiter in den Raum hineinschritt. Ohne weiter auf Tiberius' Gesundheit und Wohlergehen einzugehen, widmete er sich auf die Anfrage seines Verwandten hin direkt dem Thema Salii palatini.


    "Meinem Stand und Status gerecht ist es mein Wunsch den palatinischen Saliern beizutreten, um dieser Sodalität mit meinen Worten und Gedanken zur Seite zu stehen. Ich halte die Pflege des Kriegsgottes für essentiell und habe mich deshalb für die palatini entschieden. Ich würde mich freuen, wenn du als Magister eine Abstimmung zu meiner Aufnahme arrangieren könntest, Tiberius."


    Publius pausierte einen Moment, ehe er nun auf seinen Bruder Cotta zu sprechen kam.


    "Wenn ich richtig informiert bin will auch mein Bruder Appius zu den palatinischen Saliern übertreten. Vielleicht könnte man dies in einer Sitzung verbinden, um unnötigen bürokratischen Aufwand zu vermeiden."


    Sim-Off:

    Dass wir das zusammen ausspielen war zumindest so mit Appius abgesprochen. Ich weiß allerdings nicht wann er wiederkommt, da er ja schon länger nicht mehr on war.

    Mit einem bestätigenden Nicken ließ sich Publius auf eine der Liegen nieder, gegenüber von Quarto.


    "Gerne, ein Becher Wein wäre angenehm", entgegnete er, bevor ein Sklave aufbrauch um seinen Wunsch zu erfüllen.


    "Du fragst dich sicher was der Grund meines Erscheines ist, Senator, immerhin konnten auch meinem Brief keine größeren Informationen entnommen werden."


    Imbrex nahm nun einen Schluck vom Wein, den einer der Sklaven servierte.


    "Wie meinem Brief zu entnehmen ist, bin ich erst vor wenigen Tagen nach Rom gekommen. Bisher lebte ich auf Sardinien in der Residenz meines Familienzweiges, ehe ich ein einjähriges Studium in Corinthus absolvierte. Nun bin ich in Rom und hege neue Pläne. Ich möchte meinem Stand und meiner Verpflichtung als Nachfahre des ehrenwerten Senators Aurelius Crassus gerecht werden und bei den nächsten Wahlen für den Cursus Honorum kandidieren."


    Abermals pausierte Imbrex, um an seinem Becher zu nippen und seine Worte wirken zu lassen.


    "Natürlich müssen die patres conscripti mein Gesicht kennen, wenn sie mich wählen sollen. Deswegen bin ich hier, ehrenwerter Aelius Quarto. Ich versuche dich für meine Person zu gewinnen und strebe nicht nur aufgrund deiner Stellung als Bruder des Kaisers, sondern auch als einflussreicher und mehrmaliger Consular deine Unterstützung an. Um meine Loyalität zum Kaiserhaus sowie meine Treue zur Res Publica zum Ausdruck zu bringen, wäre es mir eine große Ehre mich als Klient unter dein Patronat zu stellen."


    Entschlossen war sein Blick, als Publius aufsah, um die Reaktion des Senators abzuwarten. Nicht nur nach seinen Worten sondern auch nach seiner Mimik und Gestik zu urteilen hatte er seine zukünftige Position in Rom gut überdacht und diesen Entschluss entsprechend überzeugend vorgetragen.

    Ein Gespräch auf der Strecke zurück zu Veras Sänfte aufzubauen stellte sich als äußerst schwierig heraus. Die Flavia schien in sich gekehrt und Publius fand nach dieser ungewöhnlichen Situation inmitten des Marktgeschehens nicht die richtigen Worte, um zu einer gesitteten Konversation überzugehen. Ein weiterer Störfaktor bildete nun auch wieder die Menschenmenge, durch die man sich selbst mit den Sklaven nur hintereinander zwängen konnte, was den Kontakt zwischen den beiden Patriziern natürlich immens erschwerte. An der Sänfte angekommen war Imbrex nicht verwundert, dass Vera schnell das Weite zu suchen versuchte. Anscheinend fehlten auch ihr die Worte, um die absurde Situation treffend zu umgehen. Publius nickte leicht und wollte ihr entgegnen, als sich seine Krankheit zum ersten Mal in Rom zurückmeldete. Er hatte sich in den letzten Tagen belastet, zu sehr belastet, das wusste er, doch dieser Moment war wohl der Ungünstigste den er sich hätte vorstellen können. Während er intensiv nach Luft schnappte, gab sein Körper mithilfe eines heftigen Hustenreizes zu erkennen, dass er überfordert war. Publius duckte sich, während er seine Hände gegen seine Oberschenkel stämmte, um Balance zu halten. Die Sklaven eilten bereits herbei, wussten aber nicht recht wie sie auf diese unerwartete Gegebenheit reagieren sollten. Publius war auf jeden Fall nicht bereit Hilfe anzunehmen und gab dies mit einem stärkeren Schubs zur Seite zu erkennen, den er einem seiner beiden Sklaven verpasste. Es dauerte einige Sekunden, bis der Aurelier die Abwehrreaktion überstanden hatte und sich wieder aufrichten konnte. Sein Blick fiel natürlich zuerst auf Vera, die ebenso verdutzt über die jetzt noch absurdere Situation zu sein schien.


    "Entschuldige...", waren seine ersten Worte, ehe er ein weiteres Mal Luft holte.


    "Ich bin die Stadtluft anscheinend nicht gewohnt...", versuchte er eine Ausrede zu finden, um seine Krankheitszeichen zu relativieren und die Situation für Vera nicht noch schwieriger zu gestalten, als sie vermutlich sowieso schon war. Allmählich sammelte sich Imbrex wieder und versuchte den Vorfall aus seinem Gedächtnis zu streichen. Er versuchte sich mit aller Konzentration wieder an Veras letzte Worte zu erinnern und zurück ins Gespräch zu finden. Auch er wollte jetzt zurück zur Villa, um das gesamte Zusammentreffen samt der unerwartet aufgetauchten Krankheitszeichen aus Kinder- und Jugendtagen zu überdenken.


    "Es war mir eine Freude dich kennenzulernen, schöne Flavia, und ich hoffe es war nicht unser letztes Treffen. Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen", versuchte der Aurelius das Gespräch nun so taktvoll wie möglich zu beenden.


    "Vale, Vera."

    Publius erwiderte die herzliche Umarmung und die Glückwünsche seitens seines Verwandten natürlich. Es war ihm im ersten Moment ebenfalls schwer gefallen Ursus zu identifizieren. Nicht nur aus dem Grund, dass Publius ihn Jahre nicht gesehen hatte, sondern auch weil Imbrex aufgrund ihres Altersunterschiedes damals noch einige Jahre jünger gewesen war und natürlich noch ist. Publius nickte bestätigend auf Titus' Anfrage und ließ sich dann an einem der Tische in der Nähe der Anrichte nieder.


    "Nun, gute Frage. Die Jahre auf Sardinien waren erholsam, aber keinsfalls erfüllend. Ich bin froh, dass ich nach meinen Studien in Corinthus wieder ein Ziel vor Augen habe", erläuterte der Aurelius knapp. Er wollte sich nicht zu lange mit seinen Beschäftigungen der letzten Jahre aufhalten. Die waren nämlich alles andere als rühmlich. Publius war zwar kein Freund von falscher Bescheidenheit, doch das würde er erst zeigen, wenn er hier in Rom etwas erreicht hatte. Zusätzlich war es für den stolzen Aurelier natürlich eine Schande, dass seine Verwandten, wie Ursus, mittlerweile in die höchsten Institutionen des Reiches aufgenommen worden waren, während Publius untätig auf einer verwahrlosten Insel verweilte. Seiner Krankheit wollte er diese Untätigkeit schon aus Prinzip nicht zuschieben.


    "Wie ergeht es dir, Titus? Ich hörte du wurdest mittlerweile in den Senat aufgenommen? Meinen Glückwunsch."


    Ein freundliches Lächeln war durchaus angebracht, befand Publius, aber keinesfalls übertriebene Freude. Er war zwar froh, gar stolz, wenn sich die Gens im Imperium durch solche Meilensteine behaupten konnte, machte aber für sich selbst keinen Hehl daraus, dass seine Freude überwog, wenn es sich um seine Verdienste handelte, die zum Wohle seines Geschlechts beitrugen.
    Titus letzte Aussage bewahrheitete sich innerhalb der nächsten Sekunden, als Cimon, ein Sklave des Hauses, an seinen Herren herantrat. Dass er ein Sklave war blieb Publius' geschultem Auge nicht verborgen. Und dass er etwas unbeholfen wirkte, ob des besonderen Tages für seinen Stand, ebenfalls nicht. So wartete der Aurelier also ab, dass Ursus sich um den Sklaven kümmerte.

    Wie erwartet wehrte sich Corvinus nicht dagegen, Publius in der Villa einziehen zu lassen. Er hielt es gar für selbstverständlich. Bezüglich dem Heiraten musste der junge Aurelius kurz schmunzeln, ehe sich auf seinem Gesicht ebenfalls ein leichtes Lächeln ausbreitete. Natürlich würde er irgendwann heiraten wollen, um seine Stellung in Roms sozialem Geflecht herauszustellen. Dennoch würde er eine feste Bindung noch einige Zeit hinausziehen wollen. Derzeit konnte er sich mit seinem 'offenen' Lebensstil durchaus anfreunden, wenn man es so bezeichnen konnte. Eine feste Bindung würde wohl nur Probleme hervorrufen, mit denen Imbrex vorerst noch nicht konfrontiert werden wollte.


    Auch das Angebot bezüglich Cotta kommentierte Imbrex nicht weiter. Das erste Wiedersehen mit dem Hausherren war beendet und nun galt es sich den ernsteren Dingen zu widmen, nämlich Publius' Arbeit und Tätigkeitsfeld in Rom. Marcus schien bereits darauf vorbereitet zu sein, war diese Frage, auch bei einem ersten Wiedersehen, für Imbrex karriereorientierte Denkweise nahezu unausweichlich.


    "Oh...entschuldige, ich habe mich wohl etwas unklar ausgedrückt. Ich beabsichtige sehr wohl direkt bei den nächsten Wahlen zu kandidieren, da ich mir den Einstieg in den Cursus Honorum als oberste Priorität gesetzt habe. Problem war wohl der falsche Ausdruck. Allerdings will ich langfristig auch eine richtige Arbeit ausüben, um mir für die Kandidatur essentielle Kursteilnahmen an der Schola zu ermöglichen."


    Natürlich würde Publius kein Amt im Cultus des Geldes wegen annehmen, was er im Folgenden herausstellen wollte. Davon hatte ein Patrizier nämlich normalerweise genug.


    "Ich stimme aus dem genannten Grund und einem weiteren, nämlich meine Ehrehrbietung vor den Göttern und meinen Glauben an deren Willen durchaus mit dir überein. Ich würde ein Amt in der religio langfristig durchaus präferieren, da ich eine ausgleichende Nebentätigkeit zu meinem Bestrebungen im Cursus Honorum suche. Es wäre mir eine Ehre in das Collegium Septemvirorum aufgenommen zu werden, könnte mir alternativ aber auch eine Tätigkeit als Quindecemvir sehr gut vorstellen.


    Das nächste Thema, das von Corvinus angesprochen wurde, war nun die Mitgliedschaft bei den Saliern. Publius wusste, dass es als Patrizier seine Pflicht war eine der beiden Societates beizuwohnen und hatte sich deshalb bereits Gedanken darüber gemacht. Die Salii Palatini schienen ihm in seinen Augen sinnvoller, da er sich später gut vorstellen konnte auch Erfahrungen im Militär zu machen.


    "Ich bin sowieso dazu geneigt, den palatinischen Saliern beizutreten. Ich werde mich diesbezüglich mit meinem Bruder und Avianus absprechen", äußerte er sich ohne große Umschweife zu diesem Thema.

    Für Publius stellten die Saturnalien eine exzellente Möglichkeit dar, weitere Teile des römischen Zweiges kennenzulernen oder wiederzusehen. Den Tag hatte Imbrex damit verbracht sich in Rom zu orientieren, einem Opfer beizuwohnen und seinen Einzug in der Villa Aurelia zu beenden. Auch wenn Publius kein Mensch war, der solche arbeitsfreien Tage das ganze Jahr über herbeisehnte, war es doch erfrischend, vor allem in Bezug auf seine Gesundheit, einen Abend ruhig und im Kreise der Familie zu verbringen. Seine Hustenreize waren der Familie bisher, Fortuna sei Dank, verborgen geblieben. Im Allgemeinen hatte ihn seine andauernde Krankheit in den letzten Tagen verschont.


    Damit, dass die Sklaven an diesem Tage frei hatten und sich jeglicher Arbeit entziehen konnten, hatte sich Publius noch nie anfreunden können. Doch es handelte sich um eine Tradition, der er sich schon aus Gründen der Pietät keinesfalls öffentlich entgegenstellen würde. Er hatte sich also daran gewöhnt, dass Klienten des Hauses die Vorbereitungen übernahmen. Solange ihm keine Hausarbeit zufallen würde, war er sowieso zufrieden.


    Als er das triclinium betrat, sah er einem prächtig geschmückten, aber noch recht leeren Raum entgegen. Nur einer hatte sich bisher eingefunden, den er nach wenigen Sekunden als Aurelius Ursus identfizieren konnte. Ursus war wohl einer der wenigen, an den sich Publius aus seiner Kindheit noch erinnern konnte, weil er ihn öfter als ein-, zweimal gesehen hatte. Mit einem leichten Lächeln näherte sich Publius seinem Verwandten, der ihn offensichtlich noch nicht entdeckt hatte und mit dem Rücken zu ihm stand.


    "Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier als einzigen treffen würde, Titus."

    Ohne große Umschweife betrat Imbrex nach Avianus' Ruf das cubiculum und positionierte sich unweit des Eingangs. Seine Gesichtszüge blieben zunächst neutral, da er nicht wusste inwieweit Tiberius ihn noch in Erinnerung hatte beziehungsweise von seiner Ankunft gehört hatte. Er blickte sich einen Bruchteil einer Sekunde im Raum um, ehe sein Blick auf den Stapel Papyrus auf Avianus' Schreibtisch und schlussendlich wieder zum Quaestor selbst fiel.


    "Salve, Tiberius. Ich bin Publius...Publius Aurelius Imbrex, ein Verwandter aus Sardinien und vor wenigen Tagen nach Rom gekommen. Ich habe eine Frage in Bezug auf die Salii palatini, da ich erfahren habe, dass du dieser Vereinigung als Magister vorstehst. Ich hoffe ich störe dich nicht?"


    Dem Schreibtisch nach zu urteilen störte Publius sehr wohl, allerdings wusste er, dass der Aurelier die Arbeit verschieben würde. Somit war seine Frage rein rhetorischer Natur.

    Vom Sklaven, der von ägyptischer Herkunft zu sein schien und aufgrund seiner Sprache im ersten Moment etwas merkwürdig, gar komisch wirkte, wurde er langsam ins Atrium des Hauses geführt. Während Nakhti mit seinem Herren sprach, stand Publius wortwörtlich zwischen Tür und Angel und wartete darauf, dass er vom Sklaven weiter hineingeführt werden würde. Als Quarto dann sein Einverständnis gegeben hatte, strich sich Imbrex noch einmal durch sein gepflegtes, dunkles Haar und näherte sich dem Bruder des Imperators höchstpersönlich.


    "Salve, Senator."


    Imbrex deutete eine leichte Verneigung an. Er wusste, was sich gehörte und wie er ehrenvollen Würdeträgern seinen Respekt angemessen zollen konnte. Publius' Auftreten machte seine patrizische Herkunft aufgrund seines gepflegten Äußeren und seinen aristokratischen Gesichtszügen nahezu unverkennbar, wäre sein Name unbekannt gewesen.


    "Es ist mir eine Ehre, dass du dir für mich Zeit nimmst, Aelius Quarto", begann er das Gespräch zunächst neutral und wartete darauf, dass ihm der Senator einen Sitzplatz anbieten würde.

    Nach seinen Unterhaltungen mit Corvinus und Cotta war Imbrex in den folgenden Tagen zum Cubiculum seines Verwandten Avianus aufgebrochen, der seinen Informationen zufolge Magister der hiesigen Salii Palatini war. Auch wenn sich sein Bruder Appius derzeit noch als Sodalis der Salii Collini bezeichnen konnte, war Publius sehr wohl über dessen Absichten aufgeklärt die Societas zu wechseln. Offensichtlich waren vor einiger Zeit Differenzen mit einem Magister der collinischen Salier aufgetreten, was letztendlich zum überwiegenden Beitritt der Aurelier bei den palatinischen Saliern führte. Genaueres hatte er darüber allerdings noch nicht in Erfahrung bringen können. Feststand allerdings, dass er einen Beitritt bei den Palatini anstreben würde. Es war bereits dunkel und durch den Abendanbruch Ruhe in der Villa Aurelia eingekehrt, als Publius an Tiberius' Tür klopfte. Zu Avianus selbst hatte er bisher noch kein großes Verhältnis aufgebaut. Natürlich, er hatte ihn ein, zweimal gesehen, allerdings kannten sie sich noch nicht allzu gut, vordergründig bedingt durch Publius' lange Aufenthalte auf Sardinien und demzufolge auch durch Tiberius' Abstammung vom römischen Familienzweig.

    Nach seiner eingehenden Prüfung vor dem Palast durch die Praetorianer, wurde er zur Porta der Domus Aeliana geführt. Seine Sklaven mussten beim Palasteingang verbleiben, so meldete er sich persönlich mit einem begrüßenden Nicken beim Ianitor.


    "Salve. Ich bin Publius Aurelius Imbrex und habe einen Termin bei deinem Herren, Senator Aelius Quarto."


    Imbrex holte erneut die Einladung hervor und zeigte sie dem Haussklaven.

    Mit einem zustimmenden Nicken signalisierte Imbrex dem Praetorianer, dass dieser mit dem üblichen Prozedere fortschreiten konnte. Die Praetorianer waren treue Diener des Kaisers, weswegen er sich diesen von allen militärischen Einheiten wohl am wenigsten entgegenstellen würde.


    "Nur zu, Miles."


    Den Befehl bezüglich seiner Sklaven nahm Publius mit einem weiteren Nicken zur Kenntnis. Er ließ die Waffenkontrolle wortlos über sich ergehen und wartete dann darauf, dass ihm der Praetorianer den Weg deuten würde.

    Nach Publius' Anfrage und der positiven Rückmeldung seitens des Senators machte sich der Aurelier in Richtung des Palastes auf, um von Aelius Quarto im Hause der Aelier empfangen zu werden. Vor dem Praetorianer blieb er samt Geleit stehen und musterte diesen neutral. Vor einem Palastdiener würde er natürlich persönlich sprechen.


    "Salve, Miles. Mein Name ist Publius Aurelius Imbrex und ich bin hier um von Senator Aelius Quarto in der Domus Aeliana empfangen zu werden."


    Er deutete seinem Sklaven dem Praetorianer das Schriftstück zu überreichen.


    An
    Publius Aurelius Imbrex
    Villa Aurelia
    Roma


    Salve Publius Aurelius Imbrex!


    Ich danke Dir sehr für Deinen Brief und würde mich freuen, Dich in den kommenden Tagen in meinem Haus auf dem Palatin empfangen zu dürfen.
    Bitte führe dann dieses Schreiben mit Dir, damit Du es bei den praetorianischen Wachen des Palatium Augusti vorzeigen kannst. Sie werden Dir Einlass gewähren und Dich zu mir, zur domus Aeliana führen.


    Erwartungsvoll Deinem Besuch entgegen sehend,
    gez. Lucius Aelius Quarto



    ROMA - ANTE DIEM XII KAL IAN DCCCLX A.U.C.
    (21.12.2009/106 n.Chr.)

    Ad
    L. Aelius Quarto
    Domus Aeliana
    Roma, Italia


    Geschätzter Senator Quarto,


    ich gehe davon aus, dass dir mein Name bisher gänzlich unbekannt ist und du dich fragen wirst, was mich dazu veranlasst dir diese Zeilen zu schreiben. Zunächst möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Publius Aurelius Imbrex, Enkel des verstorbenen Senators Claudius Aurelius Crassus und Sohn des Decimus Aurelius Galerianus. Vor wenigen Tagen bin ich aus Corinthus nach Roma gereist, um in der Urbs Aeterna einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Meinem Stand und Status gerecht beabsichtige ich bei den kommenden Wahlen für den Cursus Honorum zu kandidieren und in die Fußstapfen meines Großvaters Claudius zu treten. Da es allerdings schwerlich für ein noch unbekanntes Gesicht wie mich sein wird, in das Amt eines Vigintivirs gewählt zu werden, bitte ich dich darum mich zu gegebenem Zeitpunkt zu empfangen, sofern es deine kostbare Zeit zulässt. Ich hoffe auf positive Rückmeldung und verbleibe mit respektvollen Grüßen.


    [Blockierte Grafik: http://img5.imageshack.us/img5/8791/unterschriftsiegel.png]


    ROMA- ANTE DIEM XIV KAL IAN DCCCLX A.U.C.
    (19.12.2009/106 n.Chr.)

    Anlässlich der kommenden Wahlen befand Imbrex es allmählich für wichtig sich mit den einflussreichsten Senatores der Urbs Aeterna bekannt zu machen. Von seinen Verwandten hatte sich Publius bereits über die herrschenden Verhältnisse in Rom aufklären lassen, wobei auch der Name Manius Tiberius Durus nicht an letzter Stelle gefallen war. Der derzeitige Consul war sicherlich ein guter Anhaltspunkt, um Publius' derzeitige, noch eher unbekannte Stellung zu brechen. Noch dazu handelte es sich um einen Tiberier, einen Patrizier. Und die waren nach Imbrex' Ansichten in Zeiten der vergrößerten Einflussnahme der Plebejer wichtige Verbündete. Einer seiner Sklaven trat an die Porta heran und kündigte seinen Herren an, während dieser sich einige Meter hinter ihm positioniert hatte.


    "Salve, Ianitor. Mein Herr, Publius Imbrex, aus dem patrizischen Geschlecht der Aurelier wünscht den ehrenwerten Consul und Senator Tiberius Durus zu sprechen. Hält er sich derzeit im Hause auf?"


    Die Höflichkeit war dem Sklaven antrainiert, fungierte er immerhin des öfteren als Ankündiger seiner Herren.

    Von der Eheschließung hatte er sicherlich im einen oder anderen Brief erfahren. Allerdings war er wohl zu sehr mit seiner Krankheit oder den Studien in Corinthus beschäftigt, als das er sich groß über die Familienverhältnisse in Rom Gedanken hätte machen können. Sicherlich war es wichtig über die Familie bescheid zu wissen, allerdings maß er dem bisher keine allzu große Wichtigkeit bei. Im Laufe der nächsten Wochen, die er hier verbringen würde, würde er sicherlich noch die ein oder andere familieninterne Gegebenheit zu Ohren bekommen. Apropos, wo blieb sein Anstand? Immerhin hatte er noch kein Wort über seinen weiteren Verbleib verloren.


    "Entschuldige meine Unhöflichkeit. Bei all den Neuigkeiten habe ich glatt vergessen dich zu fragen ob du etwas dagegen hast wenn ich die nächste Zeit hier in Rom verbleibe. Unter der Bedingung, dass du noch ein cubiculum für mich entbehren könntest?"


    Wahrscheinlich würde Marcus diese Frage für überflüssig halten, allerdings gehörte es zu Publius' Art sich nichts in Sachen Höflichkeit nachsagen lassen zu müssen. Er war ein Patrizier aus einem angesehenen Familienzweig seiner Gens und wollte auch dementsprechend angemessen auftreten. Die weiteren Familienneuigkeiten kommentierte Publius nicht weiter. Er zeigte über den Tod von Titus' Schwester seine aufrichtige Anteilnahme und wollte diese nicht in eine gespielte, gar überspitzte Trauer ausufern lassen. Auch die Neuigkeiten über seinen Vetter Orest nahm Imbrex ohne weitere Worte auf. Er würde zur späteren Stunde sicherlich noch Zeit finden die Betroffenen zu begrüßen und sich über ihren Status aufklären zu lassen.


    Corvinus' kleinem Fauxpas schenkte Imbrex keine weitere Aufmerksamkeit, angesichts der frohen Botschaft über seinen Bruder Appius. Er lächelte zufrieden. Wie lange hatte er seinen Bruder immerhin nicht mehr gesehen, zu dem er im Großen und Ganzen stets ein gutes Verhältnis pflegte.


    "Tatsächlich? Das freut mich. So wie ich Appius kenne, werde ich ihn später sicherlich noch zu Gesicht bekommen."


    Nach Imbrex' letzten Worten kehrte kurze Stille ein. Der junge Aurelius nahm einen Schluck vom Wein. Die übrigen Begrüßungsfloskeln waren von beiden Seiten anscheinend beendet worden, nun galt es sich über die wichtigeren Themen auszutauschen.


    "Marcus, du bist das Familienoberhaupt hier in Rom, deshalb halte ich es für richtig mit dir über meine zukünftigen Aufgaben und Pflichten in Rom zu sprechen. Ich denke es ist dir keine Überraschung wenn ich dir mitteile, dass ich in die Fußstapfen meines Großvaters Claudius treten will und beabsichtige bei den kommenden Wahlen für den Cursus Honorum zu kandidieren. Es gibt allerdings ein Problem."


    Man hätte erwarten können, dass Publius jetzt seine Krankheit anführen würde. Doch dem war nicht so. Es mangelte ihm an etwas ganz natürlichem.


    "Ich will mich zuvor in Rom etablieren, mich als nützlich erweisen. Ich dachte daran einen Posten in der Verwaltung oder im Cultus Deorum zu bekleiden, den ich auch während einer möglichen Amtszeit als Vigintivir ausfüllen könnte. Ich weiß, dass du als Pontifex gute Beziehungen zum Cultus hast und will dich deshalb fragen, ob du vielleicht einen konkreten Vorschlag für meine Vorstellungen hast?"


    Das Geld brauchte er wohl vor allem für die Kurse, die er vor den Wahlen noch abschließen wollte. Natürlich wusste er, dass seine Familie genug Geld hatte um Studiengebühren für zig Personen auszulegen, allerdings wollte er langfristig auf eigenen Füßen stehen und sich nicht bei der Familie durchschmuggeln.

    Dass Vera ganz nach Patrizierart keine Hilfe von Fremden annahm, bestätigte sich auch wieder in Lepidus' Vorschlag. Es wäre allerdings übertrieben zu sagen, dass Imbrex den Claudier gerne davor gewarnt hätte. Er sollte ruhig gegen die Wand laufen. Auszuschließen ist allerdings nicht, dass Publius Quintus positiver gegenüberstehen würde, wäre dieser nicht in einem solch ungünstigen Moment und auf diese Art und Weise erschienen. Überrascht aber gleichzeitig zufrieden über Veras unerwarteten Vorschlag wendete der Aurelius seinen Blick wieder zur Flavia.


    "Gerne."


    Natürlich würde er versuchen sie noch in ein kleines Gespräch einzubinden, doch würde er dafür noch warten, bis der Claudier in ausreichender Entfernung war um nicht mehr dazwischenfunken zu können. Publius hob seine rechte Hand leicht an und deutete in Richtung Sänfte. Das war das Zeichen, dass sie vorgehen sollte. Immerhin war der Markt noch genauso überfüllt wie vor dem Spektakel. Dementsprechend schwierig war es auch sich nebeneinander oder in größeren Gruppen einen Weg durch das Getummel zu bahnen. Die Sklaven, die sich bereits vor und hinter den beiden positioniert hatten, würden sich allerdings um den Pöbel kümmern.

    Distanziert warf Publius einen Seitenblick zu Quintus hinüber. Er ließ sich nicht anmerken, dass er unbegeistert über dasplötzliche Erscheinen des Claudiers war, wusste er immerhin noch nicht von welcher Abstammung er war. Würde es sich um einen einfachen Plebejer handeln würde Imbrex ihn wohl für sein unverschämtes Eingreifen vor aller Öffentlichkeit tadeln. Was fiel diesem Mann nur ein einfach dazwischenzufunken. Er hatte sich - natürlich mit großem Einfluss von Vera - eine gute Position erarbeitet, um mit der Flavia weiter ins Gespräch zu kommen. Um seine Stellung entsprechend zu unterstreichen wartete Imbrex ab bis sich Lepidus vorstellen würde. Währenddessen sah der Aurelier wieder zurück zu Vera, die sich ein Lachen nicht mehr verkneifen konnte.


    "Gute Frage", meinte der Aurelier neutral. "Der unverschämte Andere" hätte er beinahe gesagt. Naja, vielleicht würde es ja sogar noch amüsant werden. Eine kleine Konkurrenz konnte nicht schaden, unter der Bedingung dass Lepidus eine solche darstellte. So würde Imbrex nur noch verharrter darin sein seine vermeintlichen Ziele zu erreichen. Während er seine Zurückhaltung mit einem freundlichen, aber nicht aufdringlichen Lächeln in Richtung Vera wahrte, wartete er auf eine Erklärung des Claudiers.