Beiträge von Marcus Octavius Nauticus


    Logbuch des Kutters Socius, ANTE DIEM XVI KAL OCT DCCCLIV A.U.C. (16.9.2004/101 n.Chr.)


    Wir kartographierten heute weitere vier Inseln (Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge) sowie eine bislang nicht verzeichnete Bucht (Jadebusen) mit allen Wattfahrwassern. Auch die Mündung der Visurgis (Weser) wurde verzeichnet, jedoch erlaubte uns der Einbruch der dunkelheit keine weiteren Aufzeichnungen.


    Es gab keine weiteren Vorkomnisse, jedoch ist der Nordwind im Verlauf des Tages stürmisch geworden und nimmt ständig an Kraft zu. Daher gab ich Befehl, mit Kurs Nordwest zu rudern, bis wir in etwa Nördlich der Mündung der Amisia liegen.


    Manipulus Marcus Octavius Nauticus
    Kapitän der Socius

    Wir hatten zunächst das Watt hinter weiteren drei Inseln kartographiert. Inzwischen wusste ich auch, wie hoch die Flut stieg, so dass wir durch ausloten und vermessen jederzeit die Küstenlinie bei Ebbe und Flut unabhängig von der Tide heraus bekamen.
    Jetzt wollte ich nur noch die Seeseite der Inseln aufzeichnen. Wir fuhren aus dem Windschatten der ersten Insel heraus, und sofort schlug uns ein deutlich kräftigerer Wind entgegen. Auch die Wellen wurden schlagartig höher.


    "Sieht so aus, als würde ein Sturm aufziehen." bemerkte Marcellus, der gerade am Ruder stand.


    "Ja, sieht ganz so aus." sagte ich, während ich die frisch gezeichneten Karten unter Deck sicher verstaute. "Denkst du, wir kommen heute noch bis zur letzten Insel und vielleicht bis zur nächsten Flussmündung?"


    Marcellus zuckte mit den Schultern. "Schon möglich. Ehrlich gesagt, ich bin immer auf Flüssen gefahren. Ich kenne die See nicht."


    Ich dachte kurz nach. "Also gut, ich habe mich entschieden. Wir vervollständigen die Karten so weit wir heute kommen. Danach kehren wir um, wenn der Wind noch stärker wird."


    Marcellus nickte kurz, dann befestigte ich wieder einen Papyrus und kartographierte die Nordseite der Inseln.


    Logbuch des Kutters Socius, ANTE DIEM XVII KAL OCT DCCCLIV A.U.C. (15.9.2004/101 n.Chr.)


    Wir hielten uns östlich und kartographierten drei weitere Inseln (Juist, Buijse und Norderney) sowie den zugehörigen Küstenabschnitt. Auch dieses Mal verzeichneten wir das Gebiet sowohl bei Flut als auch bei Ebbe.


    Es gab keine besonderen Vorkomnisse, allerdings wird der Wind zunehmend stärker. Möglicherweise gibt es in den nächsten Tagen einen Sturm. Daher werde ich das Wetter weiterhin genauestens beobachten.


    Manipulus Marcus Octavius Nauticus
    Kapitän der Socius


    Logbuch des Kutters Socius, ANTE DIEM XVIII KAL OCT DCCCLIV A.U.C. (14.9.2004/101 n.Chr.)


    Wir haben heute den gesamten Mündungsbereich der Amisia, inklusive der Bucht (Dollart) und der beidseitig vom Fahrwasser der Amisia umspülten Insel (Borkum) sowohl bei Flut als auch bei Ebbe kartographiert.


    Der Wind frischte ein wenig auf, jedoch für uns ungefährlich. Wir ankern auf einer Sandbank südlich der Insel.


    Es gab keine besonderen Vorkomnisse.


    Manipulus Marcus Octavius Nauticus
    Kapitän der Socius

    Es war etwa zwei Stunden nach Mitternacht gewesen, als wir nahe einer Insel, die von den Friesen angeblich Borkum genannt wurde, im Fahrwasser der Amisia vor Anker gingen. Als es hell wurde, fuhren wir mit der langsam ankommenden Flut über das Watt, und ich verzeichnete möglichst genau die Küstenlinien bei Flut. Es blieb sogar genug Zeit, auch die erste östlich gelegene Insel mit zu kartographieren. Mittags segelten wir dann auf die Nordseite der Inseln, also auf die offene See, um auch diese Seite aufzuzeichnen.
    Der auf die offene See war wundervoll und der Wind frischte noch einmal auf.


    http://www-public.rz.uni-duess…1/rendered/high_sea_1.jpg


    Logbuch des Kutters Socius, ID SEP DCCCLIV A.U.C. (13.9.2004/101 n.Chr.)


    In der Nacht gab es keine besonderen Vorkomnisse.


    Wir haben bei Tagesanbruch die Anker gelichtet und seitdem weitere 25 Meilen auf der Amisia zurück gelegt. Unsere Position ist in etwa 75 Meilen nordöstlich von Colonia Ulpia Traiana. Der Fluss ist jetzt für größere Schiffe nicht mehr befahrbar, so dass die taktische Bedeutung als eher gering anzusehen ist. Unter Berücksichtigung der begrenzten Vorräte an Bord, gab ich Befehl, das Schiff zu wenden. Wir werden, auch bei Nacht, die Amisia wieder herab fahren und auf halber Strecke zwischen der Mündung in den Oceanus Germanicus und der bei Ebbe beidseitig von der Amisia umspülten Insel (Borkum) vor Anker gehen.


    Manipulus Marcus Octavius Nauticus
    Kapitän der Socius


    Logbuch des Kutters Socius, PRIDIE ID SEP DCCCLIV A.U.C. (12.9.2004/101 n.Chr.)


    Nachdem wir am gestrigen Abend in Colonia Ulpia Traiana abgelegt haben, sind wir ohne Unterbrechung gefahren. Gegen Mitternacht erreichten wir die Mündung des Rhenus in den Oceanus Germanicus und Neptun schenkte uns einen günstigen Westwind. Wir fuhren weiter gen Osten, bis wir heute Mittag die Mündung der Amisia erreichten. Wir folgten deren Verlauf, bis wir nach etwa 10 Meilen auf einen Nebenfluß stießen, der jedoch nicht allzu schiffbar erschien. Von dort aus fuhren wir weitere 15 Meilen bis Einbruch der Dunkelheit. Die Amisia war auf der gesamten Strecke von Sümpfen gesäumt. Vereinzelt konnten auf künstlichen Hügeln gelegene Häuser und Dörfer gesichtet werden.
    Wir ankern für die Nacht in der Mitte des Flusses und setzen morgen die Reise fort.


    Manipulus Marcus Octavius Nauticus
    Kapitän der Socius

    Wir hatten in etwa 25 Meilen auf der Amisia zurückgelegt und ich hatte alles sorgfältig kartographiert. Es war jetzt dunkel geworden und ich hatte befohlen, in der Mitte des Flusses zu ankern. Es würden immer zwei Männer Wache haben, damit uns niemand angreifen konnte. Immerhin waren wir nicht mehr auf römischem Gebiet. Ich trug die Ereignisse des heutigen Tages ins Logbuch ein.

    Wir hatten vielleicht zehn Meilen auf der Amisia zurück gelegt, als wir auf den ersten Nebenfluß trafen. Ich entschied allersings, dass er nicht von Bedeutung war, und so fuhren wir weiter. Die Amisisa machte zahlreiche Biegungen, und die Ufer waren sumpfig.
    Wir kamen nur langsam voran, weil ich eine sehr genaue Karte zeichnete. Vielleicht schafften wir fünf Meilen pro Stunde. Hin und wieder sahen wir ein paar Häuser auf einem künstlichen Hügel stehen. Das war auf jeden Fall eine interessante Art, dem Wasser zu trotzen.


    "Wir sind hier im Land der Friesen." kommentierte Marcellus "Sie nennen diese künstlichen Hügel Warften, und bei Sturm stehen sie wie kleine Inseln mitten im Wasser."


    "Wirklich interessant." erwiderte ich "Ich frage mich allerdings, warum sie keine Dämme bauen, so wie die Babylonier. Immerhin sollten sie doch genauso an Hochwasser gewöhnt sein... Naja, wahrscheinlich sind sie dafür zu primitiv."

    Sim-Off:

    Danke. Ich kann auch Landschaften erstellen. Dauert zwar etwas länger und bedarf noch der Übung, aber ich kann gerne mal ein paar germanische Landschaften versuchen. Hügel mit Wäldern, dazu vielleicht noch ein Fluß...


    Die Socius war die ganze Nacht hindurch unterwegs und auch schon den ganzen Tag. Bis zur Mündung der Amisia existierten noch Karten, und die stimmten weitestgehend. Kleinere Veränderungen der Küstenlinie zeichnete ich in die Karten ein. Aber jetzt ging es in die Amisia, und davon gab es kein Kartenmaterial.

    Es war mondhelle Nacht, und wir hatten jetzt endlich die Mündung des Rhenus erreicht und fuhren auf See. Ich genoß das Bild der schier endlosen See vor uns. Der Mond spiegelte sich im Wasser, und ein paar Wolken zogen über den Himmel.


    http://www-public.rz.uni-duess…/rendered/sea_night_1.jpg


    Der Wind drehte auf West, und wir hatten somit ideale Segelbedingungen entlang der Küste, immer ostwärts.


    Sim-Off:

    Ich habe mal kurz ein passendes Bild gerendert. Musste mal ein neues "Spielzeug" ausprobieren ;)

    Die Besatzung war heute Nacht rechtzeitig zurück an Bord, so dass ich keine Disziplinarmaßnahmen ergreifen musste. Das war auch gut so. Morgens standen wir bei Sonnenaufgang auf and legten sofort ab, weil der Wind nachts auf Süd gedreht hatte, so dass wir den Rhenus hinab segeln konnten. Zusammen mit der Strömung waren wir wirklich schnell.
    Gegessen wurde ohne anzulegen, weil ich sehen wollte, wie schnell wir maximal vran kommen könnten. Und ich war beeindruckt. Es war jetzt früher Nachmittag, und wir waren von Colonia Agrippina bis Colonia Ulpia Traiana gekommen.


    "Leute, ich bin wirklich zufrieden. Wir werden hier kurz anlegen und die Vorräte aufstocken, danach geht es sofort weiter."sagte ich.
    "Wenn wir wieder ablegen, werden drei Wochen lang keinen Fuß mehr auf Land setzen. deshalb habt ihr eine Stunde Landgang."


    Die Besatzung murrte, aber ich gab ihnen ein Handzeichen, still zu sein. "Wem das nicht gefällt, der kann ja desertieren! Für den Rest gebe ich eine Runde in der Taverne, wenn wir zurück sind."


    Das hob die Stimmung.

    Wir hatten es doch tatsächlich bis Colonia Agrippina geschafft! An einem Tag! Allerdings um den Preis von sechs völlig erschöpften Nautae. Das letzte Stück der strecke war es außerdem bereits dunkel gewesen, und ich navigierte ausschließlich nach der Karte. Sandbänke sah man in der Dunkelheit sowieso viel zu spät, aber das in der Karte ausgewiesene Fahrwasser schien noch korrekt zu sein.
    Nachdem wir angelegt hatten, erlaubte ich den sechs Nautae drei Stunden Landgang. Ich drehte die Sanduhr um, als der letzte von Bord ging. Dann ging ich an die Steuerbord-Reling, die zum Fluß zeigte, und bat Marcellus zu mir.


    "Du wünschst, Kapitän?" fragte er.


    "Erstens, nenn mich nicht Kapitän." antwortete ich "Wir sind beide Manipuli, also können wir uns auch beide wie Kameraden unterhalten. Außerdem ist das nur ein Kutter. Aber das ist nicht der Grund, warum ich dich zu mir gebeten habe."


    Wir lehnten uns jetzt beide auf die reling und betrachteten den Rhenus, der in der Dunkelheit an uns vorbei floss.


    "Marcellus, ich werde dir jetzt unsere Mission erläutern." begann ich "Wir werden bis zur Mündung des Rhenus fahren. Von dort aus wenden wir uns nach Osten und folgen der Küste des Oceanus Germanicus (Nordsee). Wir werden den Verlauf der Küstenlinie exakt abfahren, damit ich alles kartographieren kann. Außerdem werden wir jeden schiffbaren Fluss, der östlich des Rhenus in den Oceanus germanicus mündet, genau verzeichnen. Das bedeutet, dass wir so lange dem Verlauf des Flusses folgen, bis er nicht mehr schiffbar ist."


    Marcellus nickte. "Dann werden wir die Amisisa (Ems) vermessen können und vermutlich auch die... wie heißt sie noch? Visurgis (Weser)? Obwohl ich nicht weiß, wie lang die ist. Danach dürften unsere Vorräte so weit aufgebraucht sein, dass wir umkehren müssen."


    "Gut zu wissen." meinte ich "Aber wahrscheinlich schaffen wir noch weniger, weil wir uns nicht mit Reisegeschwindigkeit fortbewegen können. Immerhin muss ich Karten anfertigen."


    Er nickte. "Dann fahren wir eben mehrmals."


    Ich lachte und klopfte ihm auf die Schulter. "Guter Mann. Du kannst jetzt auch gehen. Wenn die anderen zurück sind, hast du noch eine weitere Stunde, aber dann will ich dich auch wieder an Bord sehen."


    "Kein Problem. Wenn du gestattest, Marcus, hau ich mich jetzt aufs Ohr."


    "Klar. Das macht die Sache sogar noch einfacher."


    Er ging unter Deck und ich betrachtete noch eine Weile den Fluss, ohne die Sanduhr aus den Augen zu lassen.

    Es ging zunächst den Rhenus hinunter. Ich verglich die existierenden Karten mit meinen Beobachtungen und aktualisierte den einen oder anderen leicht veränderten Uferabschnitt. Mittags legten wir kurz in Confluentes an und folgten dann weiter dem Strom. Ich war gewillt, meiner Besatzung noch kurze Pausen und Landgang zu gönnen, so lange wir auf römischem Gebiet waren. Später, im Germanengebiet, würden ich darauf achten, dass das Schiff stets so weit wie möglich vom Land entfernt vor Anker ginge.

    Am nächsten morgen, ich hatte bereits gefrühstückt, kam Marcellus mit dem Rest der Besatzung und einem Wagen voll mit Proviant.


    "Das sollte für drei Wochen reichen." meinte er.


    "Gut, verstaut alles." sagte ich. "Wir legen dann sofort ab."


    Nachdem wir alles verstaut hatten, legten wir ab. Der Wind kam unglücklicherweise aus Norden, so dass wir nicht segeln konnten, also mussten unsere Nautae rudern. Da wir mit der Strömung fuhren, kamen wir recht schnell voran.

    Ich ging zu den Mannschaftsquartieren und fragte nach der Besatzung der Socius. Es meldeten sich sieben Soldaten, sechs davon waren Nautae, nur der siebte war Manipulus wie ich. Er kam auf mich zu.


    "Und warum willst du das wissen, Kamerad?" fragte er.


    "Weil die Socius unter meinem Kommando eine Erkundungsfahrt machen wird." antwortete ich. "Kannst du dich morgen um Proviant kümmern? Ich werde Schreibzeug organisieren, damit ich alles kartographieren kann."


    "Kartographieren?" fragte er entsetzt. "Es gibt doch nur im Germanengebiet etwas zu kartographieren!"


    "Genau da geht es auch hin." antwortete ich. "Und da wir gerade dabei sind. Wie ist eigentlich dein Name?"


    "Marcellus." gab er kurz zurück. "Bis morgen Mittag werde ich das Schiff seeklar haben."


    Ich nickte. "Gut. Dann noch eine angenehme Nacht."


    "Bis morgen." gab er zurück.


    Ich verließ die Quartiere und ging ins Lager. Dort ließ ich einen Tisch, einen Stuhl und eine Truhe an Bord der Socius liefern. Die Truhe füllte ich dann mit Papyrus-Rollen, einer Kiste mit Schreibfedern und zwei Tintenfässern. Danach richtete ich meine Koje ein, schrieb einen kurzen Brief an meinen Pater familias, dass ich einige Zeit nicht erreichbar sein würde, und legte mich schlafen.

    Ich hatte soeben die Genehmigung des Proconsuls erhalten, mir ein Schiff, Besatzung und Proviant für eine Erkundungsfahrt entlang der germanischen Küste und der Flüsse östlich des Rhenus zu organisieren.
    Der erste Punkt war also ein Schiff. Ich ging in den Kriegshafen und schaute mir die Schiffe an. Es lagen einige Liburnen vor Anker, aber die waren zu groß für mein Vorhaben. Ich suchte nach etwas kleinerem. Da waren noch einige Beiboote, aber die waren zu klein. Ich wollte schon fast aufgeben, aber dann... das war es! Ein kleiner Kutter mit einem Mast und einem dreickigen Segel, vielleicht 12 Schritte lang.
    Ich ging zu dem Boot und betrachtete es näher. Es gab an Deck außer dem Steuerruder noch plätze für sechs Ruderer, drei an jeder Seite, sowie einen Raum unter Deck, der aber zu meinem Bedauern komplett leer war. Dennoch gefiel mir das Boot. Es war ideal für den Zweck der Mission.
    Als ich wieder von Bord ging, schaute ich auf den Bug, um den Namen zu lesen: Socius


    Gut, ein Schiff hatte ich jetzt also. Fehlte nur noch eine Besatzung und Proviant.