Beiträge von Aurelia Flora

    Auch Septima erlag den Verlockungen eines Bades in der Therme und sie schaffte es glatt ganze zwei Stunden für die Schönheitspflege heraus zu schlagen. Mit einem wohligen Seufzer ließ sie sich auf eine der anderen Klinen nieder. „Wir werden die zwei Stunden sicherlich zu genießen wissen“, grinste sie verschmitzt. Lysandra würde sie einmal kräftig massieren müssen um die Verspannungen zu lösen, welche die Reise verursacht hatte. Sie freute sich ebenso wie Septima und Serrana auf ein langes ausgiebiges Bad. Doch erst einmal genoss sie den kurzen Imbiss, damit die Soldaten Zeit hatten, die Therme für die Damen zu räumen. Lange musste sie nicht darauf warten, erstaunlich schnell wurden sie darüber unterrichtet, dass die Thermen, samt Sklavinnen bereit für sie waren. Mit einer fließenden Bewegung kam sie wieder auf die Beine. Sie bewegte sich wesentlich eleganter und leichter, als die beiden Schwangeren.

    Kaum verschwand Faustina wieder hinter ihrem Vorhang, zog sich auch Flora eilig wieder zurück und befreite sich von dem Stück Stoff, welches ein Kleid darstellen sollte, aber ihrem Geschmack nach zu freizügig war. So abenteuerlustig sie auch war, sie würde kein Kleid tragen, in dem ihr Körper allen Blicken ausgesetzt war. Sie könnte ebenso gut nackt gehen, das hätte wohl einen ähnlichen skandalösen Effekt. Aus diesem Grund zeigte sie sich nicht einmal ihrer Freundin. Stattdessen schlüpfte sie eilig in ihre eigenen Kleider. Das weiße reichte sie der Sklavin und andere jedoch würde sie kaufen.
    Als sie hörte was der Meister für seine Werke verlangte, wurde ihr etwas flau im Magen. So viel Geld für das bisschen Stoff? Aber sie wollte unbedingt zumindest eine seiner Kreationen besitzen. Selbst Faustina war etwas um die Nase blass geworden.
    „Ich nehme dieses Kleid. Lass es zur Villa Aurelia liefern!“ wie sie den Gallier an. Dieser nickte eifrig. „Noch heute!“ versicherte er.


    Wenig später hatten sie dann auch das Geschäft hinter sich gelassen. „Er versteht sein Handwerk, ist aber ein fürchterlich aufgeblasener Gockel“ Wenig später verabschiedeten sie sich dann auch, gaben sich aber vorher das Versprechen, sich bald wieder zu sehen.

    Verschlafen blinzelte Flora gegen die Morgensonne. Lysandra hatte sie recht unsanft aus den Träumen gerissen und als sie fest stellte, wie früh sie an diesem Morgen geweckt worden war, hatte sie nach der Sklavin mit Kissen geworfen. Flora war ein Morgenmuffel und sie konnte es nicht fassten, dass sie wegen eines Appells einfach aus dem Bett geschmissen wurde. Nur weil die Soldaten schon im Morgengrauen auf den Beinen waren, hieß dies noch lange nicht, dass sie es ihnen gleich tun sollte. „Das willst du dir sicherlich nicht entgehen lassen, Flora!“ Lysandra war unerbittlich und klaute ihr neben den Kissen auch die Decke und sogar anschließend das Laken, als sie versuchte sich darin einzuwickeln. Ein unzufriedenes Brummen gab die Aurelia von sich, während sie das Gesicht in die Matratze drückte. „Wenn es nötig ist, kippe ich kaltes Wasser über dir aus!“ man mochte meinen, dass die Sklavin so gar keinen Respekt vor ihrer Herrin hatte. Aber sie kannte Flora nur zu gut, wenn man diese aus dem Bett bekommen wollte, war jedes Mittel und jede Drohung recht.
    Flora gab einen resignierten Seufzer von sich. Lysandra ließ ihr keine Wahl. Schon fast willenlos ließ sie sich ankleiden und hübsch herrichten. Sie bekam sogar noch einen Becher Saft in die Hände gedrückt.


    Und nur wenig später, stand sie dann in dem Grüppchen um Septima herum und beobachtete fasziniert, aber immer noch müde, den Aufmarsch der Soldaten. Ein beeindruckendes Bild bot sich ihr. Fünftausend Männer in Rüstung und mit glänzenden Schilden. Es folgte eine sehr kurze Ansprache und anschließend war es schon vorbei. Und dafür hatte Lysandra sie aus dem Bett geschmissen?
    Erst einen Augenblick später realisierte Flora, dass Septima etwas gesagt hatte. Zustimmend nickte sie nur. Um diese Uhrzeit war sie keine Freundin der großen Worte.

    Flora wollte in diesem Moment nur noch eines: Weg von hier, ehe sie wieder irgendeine Dummheit beging. Ehe sie vergaß wer sie war und wer er war. Es war ein Fehler gewesen, ein riesengroßer und sie hatte eigentlich nicht vor ihn zu wiederholen. Weshalb sie auch wieder versuchte Abstand zwischen sich und Cimon zu bringen. Seine Nähe ließ sie nicht klar denken. Auch schien das kleine Stimmchen namens Gewissen einfach zu verstummen. Flora versuchte seinem Blick auszuweichen. Sie wusste, dass sie schwach werden würde, wenn sich ihre Blicke kreuzen würden. Stattdessen suchte sie sich irgendeinen Punkt an einer Säule. Hauptsache etwas, dass sie nicht dazu brachte, ihm zu erliegen.


    Doch seine Hände auf ihren Schultern, vereitelten ihren Versuch Abstand zwischen sie zu bringen. Stattdessen blieb ihr nun gar nichts anderes mehr übrig, als den Blick zu heben. Warum konnte er einfach nicht sie gehen lassen? Es wäre besser für sie Beide, wenn er es einfach hinnahm, dass sie wütend und verletzt war. Zumindest wäre es dann für sie einfacher, sich gänzlich von ihm zu lösen. Um nicht gleich schwach zu werden, verschränkte sie die Arme vor der Brust und bohrte sich ganz leicht die Fingernägel in die Haut.
    Ihre Worte schienen ihn ehrlich getroffen zu haben und sofort beteuerte er, dass er ihr Geheimnis nicht ausgeplaudert hatte. Was hatte dann aber diese Szene im Garten zu bedeuten? Sie war sichtlich verwirrt. Hatte sie vielleicht einige Dinge falsch gedeutet? Leise seufzte sie tief und traurig. Selbst wenn sie etwas falsch verstanden hatte. Es durfte nicht sein und es lag an ihr, dies ein für alle Mal zu beenden. Auch wenn ihr dabei das Herz blutete. Sie nahm seine Hände und löste sie von ihren Schultern.


    „Ich weiß nicht, was du dir erhoffst“, ihre Stimme klang belegt. „Ich glaube dir, aber es kann und darf nichts zwischen uns geben!“ Sie versuchte entschlossen zu klingen. „Es tut mir leid!“ Sie drängelte sich an ihm vorbei und ergriff dann die Flucht. Sie ließ stehen, wohl wissend, dass sie einen Scherbenhaufen hinter sich zurück ließ. Flora hatte es nicht mal geschafft ihm in die Augen dabei zu sehen.

    Die beiden jungen Frauen verfielen in einen kleinen Kaufrausch. Diese Kleider mochten vielleicht nicht dem entsprechen, was die allgemeine Vorstellung der Matrone entsprach, aber wie Prisca zu ihr einmal meinte: Man musste einfach ein Kleid von Carolus im Schrank haben. Selbst wenn es nicht tragbar war. Es ging schlichtweg um das besitzen.
    Kaum war sie aus dem ersten Kleid draußen, wurde ihr das Nächste bereits unter die Nase gehalten. Ungefärbte Seide, so leicht, dass es schon durchsichtig wirkte. Es entsprach zwar mehr der römischen Mode und doch fühlte sich Flora, als wäre sie nackt. Im Gegensatz zu Faustina traute sie sich gar nicht hervor. Sie wagte es nur, als sie die Worte ihre Freundin vernahm, den Kopf zwischen den Vorhängen heraus zu strecken und Faustina mit großen Augen zu mustern. „Es steht dir… aber findest du es nicht ein bisschen freizügig?"
    Sie tastete derweil nach ihrer Tunika. Hoffentlich verlangte die Tiberier nicht, dass sie sich in diesem Fummel zeigte.

    Sie konnte sehen, wie ihre Ablehnung ihn traf. Etwas das ihr sogar ein bisschen Befriedung verschaffte, denn er wusste gar nicht welchen Kummer er ihr bereitete hatte. Am härtesten hatte es sie getroffen, dass er sein Versprechen, welches er ihr gegeben hatte, gebrochen hatte. Schließlich hatte er ja mit seiner Eroberung angegeben. Das er sie damit in Teufelsküche brachte, schien ihm völlig egal zu sein.
    Zu ihrem bedauern schien ihre Mutter recht zu haben. Männer waren alle gleich, egal ob Bürger oder aber Sklave, es kam ihnen nur auf das Vergnügen an, die Konsequenzen trugen meist die Frauen. Dass sie sich überhaupt zu dieser Dummheit hatte hinreißen lassen bereute sie. Zumindest waren ihr die Augen geöffnet worden. Zwar auf eine sehr demütigende Weise, aber gerade noch rechtzeitig, auch wenn ihr Stolz ein wenig darunter gelitten hatte. Sie hatte sich nur wegen ihm nächtelang in den Schlaf geweint.
    Nur weg von hier, sie konnte seine Nähe nicht ertragen, sie wollte nicht seinen flehenden Blick sehen. Sie wollte ihn am liebsten nie wieder sehen.
    Doch er hielt sie auf, seine Hand auf ihrem Arm, löste einen kleinen wohligen Schauer aus und sie hatte alle Mühe die Gefühle der Sehnsucht und des Verlangens zu unterdrücken. Mühsam kämpfte sie um ihre Beherrschung. Er hatte ihre Gefühle verletzt und doch würde sie ihm am liebsten um den Hals fallen.


    Nur zu gern hätte sie ihm seine Worte geglaubt, aber es war nichts weiter als süße Lügen, um sie zu besänftigen. Das jedenfalls versuchte sie sich einzureden. Damit er nicht sehen konnte, was in ihr vorging drehte sie bewusst ihren Kopf weg. „Fass mich nicht an“, presste sie hervor. Es klang nicht so abweisend, wie sie hoffte. Es war eher ein kläglicher Versuch Abstand zwischen sie zu bringen. Sie war eben keine Eisprinzessin.
    Ihr Herzschmerz, ihre Sehnsucht und ihr Verlangen wandelten sich schließlich in Wut, als er so arglos tat und beteuerte, dass es etwas ganz Besonderes zwischen ihnen gab. Sie funkelte ihn an. „Etwas Besonderes?“ fauchte sie ihn an. „Das sagst du doch nur um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Für dich bin ich doch nur eine Kerbe in deinem Bettpfosten. Eine Eroberung mit der du vor anderen prahlen kannst. Hat dir Áedán auf die Schulter geklopft und bewundert, als du ihm von uns erzählt hast?“ Mit einem leichten Ruck befreite sie sich von seiner Hand.

    Anscheinend wollte nicht nur sie dieses Schnäppchen machen. Nur selten wurden gleich zwei Sklaven angeboten. Kurz nagte sie an ihrer Unterlippe, ehe sie sich einen Ruck gab und noch einmal ein Gebot abgab. „1200 Sesterzen!“ Höher würde sie nicht gehen. Zwar würden 600 Sesterzen pro Sklave immer noch günstig sein, aber da sie nicht wusste, ob sie da für Ramsch oder vielleicht für einen echten Glücksgriff bot, wollte sie nicht viel Geld für nutzlose dumme Gegenstände ausgeben. Dennoch es reizte sie und sie wollte auch nicht so schnell aufgeben. Es war wie mit einem Kleid, dass sie unbedingt haben wollte. Dann durfte sich nichts und niemand zwischen die Dinge stellen, die sie haben wollte. In mancher Hinsicht war sie dann doch ein verzogenes Mädchen. Wenn sie etwas wollte, dann bekam sie es auch meistens.

    Während ihr einer Begleiter sich nun wieder zurück durch die Menge kämpfte erklang nun aus der anderen Richtung ein Gebot. Flora wollte sich dieses Schnäppchen eigentlich nicht entgehen lassen und schon gar nicht von irgendwelchen Männern vor der Nase weg schnappen lassen. In ihren Augen ersteigerten die Männer zurzeit viel zu oft die Sklaven.


    „850 Sesterzen!“ erklang nun ihre Stimme wieder. Herausfordernd ließ sie ihren Blick über die Menge gleiten. Na wer wollte nun noch gegen sie bieten? Sie wollte diesen beiden Sklaven, selbst wenn sie nur nutzlos sein würden.

    In Gedanken immer noch damit beschäftigt, wie man diesen beiden Barbaren nun ihre Sprach e beibringen konnte, erklang plötzlich irgendwo aus der Menge eine weiteres Gebot. Ganz leicht runzelte sie die Stirn. Kurz vor dem Ende der Versteigerung schien es doch noch einen weiteren Interessenten zu geben. Sogleich hob sie den Arm. „600 Sesterzen!“ rief sie und zischte dann einem ihrer Begleiter zu: „Kann einer von euch sehen, wer da Geboten hat?“ Sie selbst konnte ja nicht über die Menge blicken.
    Während der eine Germane die Leute um sie herum im Auge behielt, reckte sich der Andere und schüttelte den Kopf. „Schwer zu sagen, wer der andere Bieter ist, domina!“ „Dann geh und schau nach“, meinte sie etwas ungeduldig, sie wollte sich dieses Schnäppchen ganz bestimmt nicht vor der Nase wegschnappen lassen.
    Leise seufzte der Germane und dachte bei sich, dass alle Frauen dickköpfig sind. Er schob sich durch die vielen Leute in die Richtung in der er den Mann vermutete, der da gegen seine Herrin geboten hatte. Er war sich nicht sicher, welcher der Römer es gewesen war, aber er konnte schließlich ein alt bekanntes Gesicht erkennen. Der Germanicer hatte bei der letzten Versteigerung die Aurelia ziemlich verärgert. Er konnte sich noch gut daran erinnern, weil die Hölle anschließend in der Villa los war. Sie hatte wissen wollen, wer denn so leichtsinnig herum erzählt hatte, welchen Spitznamen die Zwillinge hatten. Am Ende war sie glücklicherweise zu dem Schluß gekommen, dass Germanicus Aculeo von ganz allein auf diesen Gedanken gekommen war.

    Während das Schlitzohr von Sklavenhändler noch weitere große Reden schwing und seine Ware anpries – nur mit mäßigen Erfolg an diesem Tage- überlegte sie sich bereits, wie man diesen beiden Barbaren ihre Sprache beibringen konnte. Und wer das konnte. Das Problem war, dass jeder dieser unzivilisierten Stämme eine ganz andere Sprache zu haben schien. „Was meint ihr?“, wandte sie sich nachdenklich an ihre beiden kräftigen germanischen Begleiter im Rücken. „Wer könnte den Beiden unsere Sprache beibringen?“ Die beiden Germanen tauschten fragenden Blick aus. „Áedán vielleicht, domina!“ „Nein, der ist doch an den Flavier gegangen…. Oder etwa nicht?“ Flora sah über ihre Schulter die beiden Männer an. „Sonst keiner?“ „Die meisten Sklaven der Gens stammen aus Griechenland oder Germanien. Von den westlichen Inseln bisher keiner… ich weiß nicht einmal woher Áedán genau stammt!“ Leise seufzte Flora. Da hatte sie wohl ein kleines Problem. Die Beiden schienen kein einziges Wort zu verstehen, dass um sie herum gesprochen wurde. Manchmal bot der Sklavenhändler nur Ramsch an. Aber vielleicht ließ sich aus diesem Ramsch noch etwas Gutes machen. Den Burschen konnte man sicherlich zum Leibwächter ausbilden lassen und die Frau würde mit etwas Glück eine geschickte Leibsklavin abgeben. Es gab da nur die sprachliche Hürde. Wie sie diese lösen sollten, wusste sie noch nicht. Sie konnte nur hoffen, dass die Beiden nicht Dumm waren und schnell lernten.
    Ihre Aufmerksamkeit richtete sie zunächst wieder zum Podest, drehte den Kopf aber dann in Richtung des Mädchens und der ältlichen Sklavin. Sie war an der Schwelle zur Frau, durchaus hübsch und Neugierig wie alle Mädchen in dem Alter. Die Sklavin schien nur wenig Verständnis dafür zu haben. Irgendwie kam ihr diese Szene bekannt vor. Sie fühlte sich an sich selbst erinnert und an Lysandra mit ihren unzähligen Ermahnungen, was sich für eine junge Frau geziemte und was nicht.

    Also, ich hab zwar auch mein Latinum in der Tasche, aber wirklich als Lateiner würde ich mich nicht bezeichnen. Ich bin froh, wenn ich die ein oder andere Übersetzung ohne Hilfe zu stande bekomme. Mich stört es nicht groß, dass es hier den ein oder anderen gramatikalischen Fehler gibt. Schließlich ist dies immer noch ein Rollenspiel und nicht die Referenz für Schullatein ;) Uns soll ja auch keiner Quellen verwenden. Von daher, sehe ich es nicht so eng. Solange man im groben weiß was gemeint ist und worauf man hinaus will, sollte man es ruhig so lassen. Hat ja bisher auch niemanden gestört.

    Wieder einmal hatte der alte Titus Tranquillus Ware anzubieten. Viele seiner Kunden fragten sich, woher er seine Sklaven bezog. Er hatte meist nur exquisite Ware im Angebot. Dunkle exotische Schönheiten aus Africa, seltene rothaarige Exemplare aus dem hohen Norden und muskulöse junge Männer die Adonis glatt den Rang ablaufen konnten. Es war immer etwas fürs Auge dabei, selten aber kluge Köpfe. Hinter der Schönheit verbarg sich meist der Makel der Dummheit. Ungebildet, ungehobelt und unfreundlich und doch gelang es dem Händler mit schönen Worten den Leuten das Geld für minderwertige Ware aus der Tasche zu ziehen. Eines war sicher, Titus Tranquillus verstand sein Handwerk.


    Neugierig geworden blieb Flora vor dem Podest stehen. Ihre grünen Augen musterten die beiden Sklaven eindringlich. Selten verkaufte das Schlitzohr zwei Sklaven auf einmal. Er war doch sonst so geschäftstüchtig. Er hätte für jeden Sklaven einzeln 500 Sesterzen verlangen können, doch er verkaufte sie als Pärchen. Ungewöhnlich und das weckte ihre Neugierde. Frau und Mann, wie es denn Anschein hatte, denn die Beiden hatten keine Ähnlichkeit miteinander. Ganz leicht legte sie den Kopf schief und runzelte die Stirn. Das der Mann anpacken konnte, war ihm anzusehen, doch dass er anscheinend kein Wort verstand bereitete ihr Sorge. Es würde mühselig werden den Sklaven Latein beizubringen. Lysandra würde es nicht können, diese war Griechin und stammte aus einem gänzlich anderen Teil der Welt. Dafür würde sich vielleicht einer der anderen Sklaven der Gens finden. Der ein oder andere Kelte oder Germane oder was auch immer die Beiden waren, würde ihnen schon beibringen können, was sie wissen mussten.
    Noch zögerte sie. Betrachtete immer noch die beiden Sklaven. Schließlich gab sie sich einen kleinen Ruck. Es wäre ein Schnäppchen. Sie konnte ihr Glück ja mal versuchen. „500 Sesterzen!“ erklang ihre Stimme. Ein paar Köpfe drehten sich zu ihr herum, nickten, murmelten und widmeten sich wieder den beiden Sklaven auf der Bühne. „Warum verkaufst du sie als Paar?“ stellte sie dann eine Frage an den Händler.

    Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus


    Flora entging es nicht, dass ihr Begleiter ganz leicht und auch ein wenig skeptisch die Stirn runzelte, als verkündet wurde, dass die Götter dem Veranstalter dieser Spiele und den Spielen an sich wohlgesonnen war. Sie ahnte, warum der Flavier so verhalten reagierte. Man hatte den Augur sicherlich gut dafür bezahlt, dass die Anzeichen positiv ausfallen würden. Es war nun einmal Gang und Gebe, dass man mit Geld sogar den Willen der Götter kaufen konnte. Offiziell würde es wohl niemand zugeben, aber es war allgemein bekannt. Von daher konnte sie verstehen, dass Flaccus ein paar Zweifel hegte. Trotz allem waren die Bewohner Roms damit zufrieden, jubelten und applaudierten. Die Menschen brauchten nun einmal etwas, dass sie von ihren alltäglichen Sorgen und Nöten ablenkte. Besonders in jenen Zeiten, wo die Götter den Menschen grollte.
    Ein leiser Schauer lief ihr über den Rücken. Noch war der Pax Deorum nicht wiederhergestellt. Noch waren die Götter nicht durch ein Sühneopfer besänftigt worden, wie vielen wohl diese Tatsachen in diesem Augenblick bewusst war? Wohl nur wenigen, denn die Menschen bekamen das was sie wollten, ein großes öffentliches Spektakel und die Versicherung, dass die Götter nicht grollten. Der Claudier streute dem Publikum absichtlich Sand in die Augen. Tatsache war und blieb: er war weder der erste, noch würde er der letzte Politiker sein, der wusste wie er den Pöbel für sich begeistern konnte.
    Entspannt lehnte sie sich ein wenig zurück. Ob nun die Götter diesen Spielen wohlgesonnen waren oder nicht, sie wollte diese Spiele genießen. Sollten die Götter erzürnt sein, dann würden diese sicherlich wissen, wie sie ihren Zorn Nachdruck verleihen konnten.


    Flaccus sprach dann die Gedanken aus, welche auch ihr durch den Kopf gespukt waren. Er hatte Recht, so einfach war das.
    Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf ihre Züge, als sie bemerkte mit welcher Faszination er den kultischen Handlungen unten im Rund der Arena folgte. Er war gänzlich gefesselt von den routinierten Handgriffen und den beeindruckenden Worten. Es schien fast so, als sei für ihn dieses große öffentliche Opfer von größerer Bedeutung, als die folgenden Spiele. Auch sie richtete erst einmal ihre Aufmerksamkeit auf den Enkel des Claudiers und den Priester. Erwartungsvolle Spannung lag über dem Amphitheater.

    Ein leichtes amüsiertes Grinsen zeigte sich auf ihren Zügen, als Sabina hinaus lief. Es schien fast so, als atmete nicht nur ihr Vater auf, sondern auch ihr Cousin. Froh darüber, dass das Mädchen erst einmal beschäftigt war. Kurz hatte sie sogar den Eindruck, dass beide Männer sich kurz fragten ob sie wirklich Kinder haben wollten. Dafür war es wohl nun auch schon zu spät, schließlich waren sowohl die Frau des Germanicers, als auch Septima hochschwanger. Es lag wohl einfach nur daran, dass das Mädchen die Nerven aller während der Reise ein wenig strapaziert hatte. Aber konnte man es ihr verdenken? Sie hatte sich sicherlich gelangweilt.


    Begeisterung zeichnete sich auf den Gesichtern der Frauen ab, als Ursus meinte er würde die Therme des Castellums für sie räumen lassen. Sie hatte keinerlei Bedenken dieses Luxus dann auch in vollen Zügen zu genießen. Ein schlechtes Gewissen würde sie auch nicht haben. Die Soldaten konnten es sicherlich verschmerzen den müden Reisenden ein wenig Entspannung zu gönnen.


    "Gegen ein Imbiss hätte ich nichts einzuwenden!"

    Erschrocken war Flora einfach auf der Stelle erstarrt. Wie lange hatte er schon dort gestanden und sie beobachtet? Ihre Hände klammerten sich um das Körbchen, welches dazu gedient hatte Rhea mit zu nehmen. Flora war ein wenig blass geworden und nun stand sie ihm Gegenüber und wusste nicht was sie sagen sollte. Er machte den Anfang, nervös und angespannt fragte er, ob er ihr etwas bringen konnte.
    Nach einem Moment des angespannten Schweigens fasste sie sich endlich. Sie machte einen Schritt zurück, als er sich ihr nähern wollte. „Nein, danke!“ erklärte sie ihm und setzte mühsam eine abweisende Miene auf. Sie versuchte es zu ignorieren, dass er sie flehend ansah. Doch sie hatte nicht vergessen, dass er wohl mit seiner Eroberung bei anderen Sklaven geprahlt hatte. Dass er sie damit, sollte jemals einer ihrer Verwandten davon Wind bekam, sie in Teufelsküche brachte. Ihre Miene verhärtete sich und sie machte einen entschlossenen Schritt an ihm vorbei. „Ich wüsste nicht, dass ich dir etwas zu sagen habe“, erklärte sie ihm eisig. Eilig brachte sie einige Schritte Abstand zwischen ihn und sich, ehe sie sich noch mal um drehte und ihn gekränkt ansah. „Meine Mutter hatte Recht. Ihr Männer wollt nur eines von uns Frauen. Du bildest anscheinend keine Ausnahme!“ Mehr hatte sie ihm nicht zu sagen. Er war nur ein Sklave, sie hatte ihn ungebührlich nah an sich heran gelassen. Es wurde Zeit, dass sie Abstand zwischen ihn und sich brachte. Nie wieder würde sie zulassen, dass er vergaß wo sein Platz war.

    Carolus mochte ein aufgeblasener selbstverliebter Narr sein, aber er verstand sein Handwerk. Selbst Faustina. welche noch skeptisch gewesen war, hatte er überzeugt. Sie sah hinreißend aus. Dieses Kleid schien auf sie gewartet zu haben. "Oh Faustina! Welch ein Traum! Die Männer werden dir zu Füßen liegen", rief Flora aus und klatschte in die Hände. Carolus war tatsächlich der Geheimtipp. Da sah man es ihm nach das er ungehobelt und arrogant war.


    Selbst der Meister nickte beeindruckt. "Ich hab mich in Dir getäuscht", gab er zu. "Du hast ein einzigartiges Verständnis für Mode. Ich habe ein Kleid, dass Deinen Vorstellungen sicherlich entspricht. Hast du schon einmal an gelb gedacht?" näselte er und scheuchte seine Sklavin wieder hinaus. Das arme Ding hetzte aus dem Raum, man konnte hören wie es im Nebenraum polterte. "Ach und bring noch das Kleid aus weißer Seide mit!" Einen Moment später hielt die Sklavin Faustina ein gelbes Kleid unter die Nase und Flora ein weißes mit goldener Stickerei. Carolus scheuchte sie wieder hinter die Vorhänge.

    Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus



    Flora belohnte Flaccus mit einem strahlendem Lächeln, als er ihr versicherte, dass er gern auf sie gewartet hätte. Noch mehr freute sie sich über das Kompliment, schließlich war die Kleiderfrage ein Kampf zwischen Herrin und Sklavin gewesen. Lysandra hätte sie am liebsten in ganz züchtigen Kleidern gesehen, während sie keinen Grund sah, sich in meterlangen Bahnen Stoff zu verstecken. Sie hatten ja einen Kompromiss gefunden und der Ärger über die altmodischen Vorstellungen der Sklavin war bereits vergessen, als sie ihr Zimmer verließ. Lysandra war ihrer Mutter zu ihrem Leidwesen manchmal viel zu ähnlich. Außerdem hegte sie ein bisschen den Verdacht, dass diese ihre Mutter darüber unterrichtete, was ihre Töchter so trieben. Sie konnte der Sklavin in vielen Dingen vertrauen, aber dennoch wusste ihre Mutter viel zu gut, was sich in Roma abspielte. Das war irgendwie ein bisschen unheimlich. Für den Moment verschwendete sie aber keinen Gedanken daran. Ihre Mutter war weit weg und sie wollte diesen Tag in vollen Zügen genießen. Die Aurelia hatte schließlich einen sehr netten Begleiter und die Spiele versprachen spannende Kurzweil.


    Es hatte durchaus seine Vorteile der Nobilitas anzugehören, der Luxus einer geräumigen Sänfte war dem Gedränge der Menschen welche zum Amphitheatrum drängten vorzuziehen. Sie schwebten förmlich durch die Menge. Die kräftigen Sklaven machten durchaus Eindruck, sie blieben unbehelligt und gelangten auf bequeme Weise zu ihrem Ziel. Ganz entspannt konnten sie ein wenig Plaudern, zunächst erst einmal nur über das gute Wetter, schließlich dann auch über ernsthaftere Themen.
    Als Flaccus meinte, sie wären da, warf sie einen neugierigen Blick hinaus und erblickte die imposanten Mauern des Gebäudes. Flora reichte dem Flavier die Hand, als er ihr hinaus half. Einen Augenblick später hatten sie dann auch ihre Plätze gefunden. Sklaven hatten bereits auf sie gewartet, mit Erfrischungen und Kissen. Gerade als der Claudier verkündete dass die Götter wohlgesinnt waren, ließen sie sich nieder. Ohrenbetäubender Jubel brandete auf und erstickte jedes Gespräch im Keim. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich zunächst erst einmal auf die Arena, den Göttern sollte geopfert werden.
    „Die Menschen scheinen Claudius Menecrates zu lieben. Er weiß sich zu inszenieren“, sagte sie in einer kurzen Pause zu Flaccus.

    Etwas steif und vorsichtig schlich Rhea durch das Peristylium. Dem Kätzchen jagte dieser fremde Ort mit den ungewohnten Gerüchen ein wenig Angst ein. Sie hielt sich in der Nähe ihrer Herrin auf und schlich vorsichtig um die Säulen, die Schwanzspitze zuckte dabei angespannt und ihre Ohren waren aufgestellt. Jedes Geräusch klang noch bedrohlich und ungewohnt. In der Villa Aurelia kannte sie ja jeden Winkel und auch die schönsten Sonnenplätze, aber das hier war neu und fremd. Rhea war froh dem Korb, in welchem sie die Reise überstanden hatte, entkommen zu sein. Endlich wieder bewegen und herum streifen. Aber diesen Ort kannte sie nicht und sie wusste auch nicht, welche Gefahren hier lauerten oder wo sie eine Schale Milch herbekam. Vorsichtig setzte sie eine Pfote vor die Andere, schnüffelte herum und betrachtete Aufmerksam ihre Umgebung.
    Es raschelte hinter ihr, das Fell gesträubt wirbelte sie herum und fauchte das Gebüsch an. Im nächsten Moment wurde aus dem aufgebrachten Fauchen ein tiefes Schnurren. Sie kannte den Kater, der sich an sie heran schlich. Es war einer ihrer Brüder. Spielerisch stürzte sie sich auf ihn, biss ihm ins Ohr und lieferte sich erst einmal einen kleinen Kampf um zu beweisen, dass sie nicht nur die hübschere war, sondern auch die Stärkere.


    Lachend beobachtete Flora die beiden Katzen und kam dann wieder auf die Beine. Sie hätte nie gedacht, dass die kleinen Kätzchen, welche sie einst gefunden hatte, wirklich überleben würden. Alle fünf hatten überlebt und aus allen fünf waren Katzen mit seidigem Fell geworden. Rhea und Diana waren bei ihr und ihrer Schwester geblieben, die drei Jungs des Wurfes hatten hier ihr zu Hause gefunden. Cimon hatte sich ihrer angenommen.
    Einen ganz leicht bitteren Nachgeschmack hatte der Gedanken an den nubischen Sklaven. Sie hatte sich furchtbar in ihm getäuscht, aber wenigstens hatten es die Katzenkinder bei ihm gut. Den Liebeskummer wegen ihm hatte sie scheinbar überwunden. Sie war ihm erfolgreich aus dem Weg gegangen, während der Reise hatte sie ja genügend Unterhaltung gehabt und davor war er in der Villa von Ursus gewesen, während sie sich ja in der Familienvilla aufhielt. Sie gab sich alle Mühe ihn zu ignorieren. Nur ein dummer Sklave, der sie verleitet hatte zu vergessen, wer sie war. Ein furchtbarerer Fehler, den sie nicht zu wiederholen gedachte.
    Rhea schien sich bereits wohl zu fühlen, sie brauchte sich also keine Sorgen um ihr Kätzchen machen. Nun konnte sie sich dem Auspacken widmen. Sie drehte sich um und erstarrte. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sich Cimon an sie heran geschlichen hatte. Man konnte ihr ansehen, dass sie am Liebsten auf der Stelle verschwunden wäre.

    Mit leisem bedauern ließ sie Roma, die ewige Stadt erst einmal hinter sich. Nicht für lange, aber sie würde die lebendige Stadt sicherlich vermissen. Die Theater, ihre Freundinnen, ihre Schwester und auch die kleinen Ausflüge in die Stallungen der Factio Purpurea um mit einer Quadriga mitzufahren. Mantua würde für sie sicherlich auch das ein oder andere Abenteuer bereit halten, aber sie würde nun wohl weit aus mehr Aufmerksamkeit auf sich Ruhen haben. Mit Sicherheit hatte Ursus nicht so viel Zeit für sie, aber einer jungen Frau inmitten von Soldaten würde man sicherlich viel Beachtung schenken. Mehr wie ihr wohl lieb sein konnte.
    Die Reise an sich war nicht langweilig, die Gespräche der Frauen drehten sich um Mode, gesellschaftlichen Klatsch und Tratsch, die Geburten, Männer, Kinder, Poesie und Literatur. Auf diese Weise lernte sie Septima sehr gut kennen und auch gegen Iunia Serrana hegte sie Sympathie und ein wenig Achtung. Die Iunia war für ihr Alter erstaunlich reif. Flora kam sich dagegen ein wenig kindisch und albern vor. Besonders weil sie recht froh war, eben noch nicht verheiratet zu sein. Serrana wirkte so ernst und überzeugt von ihrem handeln. Dennoch hatten sie sich angefreundet und recht viele Späße miteinander gemacht.
    Dennoch war Flora ebenso erleichtert der enge der Kutsche zu entkommen wie alle Anderen. Die kleine Germanica Sabina durfte auch erst einmal dem Drang zu rennen und zu laufen nachgeben und verschwand fast augenblicklich, als ihr Vater ihr die Erlaubnis erteilte. Die Aurelia hatte festgestellt, dass das Mädchen ihren Vater um den Finger gewickelt hatte und so etwas wie Narrenfreiheit besaß. Wenn sie da an ihre Mutter dachte, erfasste sie ein wenig Wehmut. Dieses ungehörige Verhalten hätte sie nicht geduldet, aber dennoch Verständnis für die Bedürfnisse eines Kindes aufgebracht. Zu schade dass sie ihren eigenen Vater nicht wirklich kennen gelernt hatte. Er war für sie, ebenso wie ihr Bruder, nur so etwas wie ein fernes leuchtendes Vorbild.


    Staunend sah sie sich im Preatorium um, sie hätte nicht gedacht, dass es so viel Luxus innerhalb eines Castellums gab. Das war kein Haus, das war ein beeindruckender Palast. Die wachsamen Soldaten unterstrichen diesen Eindruck. Auch sie verspürte das Bedürfnis das Lager einmal zu erkunden. Dem Vorschlag zu einem Bad konnte sie nur zustimmen. „Ein Bad wäre wundervoll!“