Beiträge von Aurelia Flora

    Cimons Lebensgeschichte nahm sie reichlich mit und führte ihr wieder einmal vor Augen, wie behütet sie aufgewachsen war. Ihre Mutter hatte zwar auch immer wieder Sklaven bestrafen müssen, doch nie vor den Augen ihrer Töchter. Auch hatte sie immer auf unnötige Grausamkeit verzichtet.
    Der Nubier hatte seine weiche warme Hand auf ihre gelegt. Sie konnte die Schwielen spüren, ehe sie sich wieder zurück zog. Auch innerlich ging sie ein wenig auf Abstand.
    Irgendwie kam sie sich dumm vor, dass sie bisher immer so naiv gewesen war. Leise seufzte sie. Ihr fehlten die Worte und alles was sie sagen könnte, klang in ihre eigenen Ohren dumm. Lieber schwieg sie da einen Moment. Natürlich hatte sie immer gewusst, dass die Welt nicht einfach in Gut und Böse eingeteilt war, aber sie war bisher niemandem begegnet, dem ein solches Unrecht widerfahren war. Vor allem stellte er ihre Welt auf den Kopf. Er war ein Sklave, nach den Gesetzen nicht mehr wert wie eine teure Vase, aber in ihren Augen war ein Mensch, mit Gefühlen und Sorgen, von daher Unrecht, dass man ihn so gequält hatte. Aber ein Herr durfte mit seinem Sklaven machen was er wollte. Wieder zog sie ihre Unterlippe zwischen die Zähne und versuchte ihre Gedanken und Gefühle zu ordnen.
    Seine leisen Worte rissen sie aus ihren Grübeleien und sie sah ihm nun direkt in die Augen. Grau und tief und mehr. „Du hast es verdient, dass du anständig behandelt wirst“, sagte sie. Ihre Stimme war nicht mehr wie ein Flüstern. Plötzlich wollte sie ihn wieder berühren, sich vergewissern, ob dies alles wirklich war. Es war, als wäre sie in einem Traum gefangen…
    Es raschelte und mit einem lauten *miau* sprang eine Katze aus einem Gebüsch. Etwas verwirrt starrte sie dem hinter her. Der Moment war verflogen.

    Für einen Augenblick glaubte sie, dass ihre Frage viel zu persönlich gewesen war. Das er ihr nichts erzählen würde. Sie konnte das dies durchaus verstehen, er hatte vieles furchtbares erlebt und nun sollte er es noch einmal durchleben. Nur weil sie neugierig war. Verlegen und beschämt zu gleich senkte sie den Blick auf ihre Hände. Sie hätte nicht Fragen sollen, es gab Dinge die fragte man einfach nicht, sondern man sah höflich darüber hinweg. Gerade als sie den Mund öffnete um sich für ihre unbedachten Worte zu entschuldigen, da fing er schon an zu erzählen. Den Blick den er ihr kurz zuwarf, bekam sie nicht mit, ihre Finger hatten für einen kleinen Moment eine unglaubliche Faszination gehabt.
    Da sie ihn nicht verschrecken wollte, nickte sie nur leicht, als er unsicher nachfragte, ob sie wirklich seine Geschichte hören wollte. Sie hob den Kopf wieder und versuchte ihm mit einem Lächeln Mut zu machen. Doch es verschwand, nicht nur wegen seiner Miene, sondern auch wegen den Worten. Diesmal sah er sie nicht an, sondern redete vielmehr mit seinen eigenen Händen. Sie biss sich auf die Unterlippe, anscheinend riss ihre Frage alte Wunden auf. Er klang zwar distanziert, aber die Anspannung konnte sie sehen und auch fühlen. Bedrückt, wegen seiner Geschichte senkte sie nun selbst wieder den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. Es war nicht Rechtens gewesen, wie Atonis Cimon behandelt hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Nubier jemals aufmüpfig gewesen war, das passte nicht zu ihm. Also war er einfach nur aus Grausamkeit gequält worden und das war Unfair. Flora hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitsinn. Es gab durchaus Sklaven, die eine harte Strafe verdient hatten, aber einen Menschen nur aus Freude und Sadismus zu quälen war grausam… Sie wünschte Antonis die Pest an den Hals und das seine Seele auf Ewig in den Feuern der Unterwelt dieselben Qualen erleiden musste, die auch Cimon erfahren hatte. Es überraschte sie, dass sie so viel Wut für einen Menschen verspüren konnte, den sie nicht einmal kannte. Ebenso wünschte sie dem Sklavenhändler, der Cimon verkauft hatte, das Schlimmste an den Hals.


    Ohne dass sie wirklich wusste, was sie tat, streckte sie die Hand nach Cimon aus und strich ihm sacht über den Arm. Eine tröstende Geste und irgendwie steckte noch mehr dahinter. „Es war nicht fair wie man dich behandelt hat. Einen Menschen aus Grausamkeit zu quälen zeugt nicht gerade von Verstand. Das hattest du alles nicht verdient“, sagte sie leise und strich ihm kurz und federleicht über den Arm. Schließlich zog sie ihre Hand wieder langsam zurück. Sie verstummte, wiel sie nicht wusste, was sie sagen sollte.

    Es war schon irgendwie seltsam. Sie saß mitten im Garten, zwischen den ersten Frühlingsknospen und im warmen Sonnenschein, nur wusste sie nicht was sie hier tat. Es war als befand sie sich mitten in einem Traum oder jedenfalls ganz weit weg. Es war nicht sie selbst, sondern eine andere Flora...


    „Willst du mir etwas über dich erzählen?“ fragte sie ihn dann rundheraus. „Ich mein du hat ja anscheinend viel erlebt und dahinter muss es eine Geschichte gegeben. Ich würde diese gern kennen“, erklärte sie dann recht schnell. „Du musst nicht. Also wenn es dir unangenehm ist brauchst du mir nichts erzählen!“ fügte sie dann hinzu.


    Sie war neugierig und wollte einfach einmal mehr über ihn erfahren und die Gelegenheit war günstig. Flora ließ ihm aber den Freiraum selbst zu entscheiden.

    Das ihr Umgang miteinander den Punkt überschritten hatte, dass man es noch als Herrin und Sklave bezeichnen konnte. Es war mehr und gefährlich, eigentlich nicht rechtens und widersprach gegen ihre Erziehung und ihre Erfahrungen. Aber sie konnte nicht anders, etwas an Cimon zog sie wie magisch an. Seine grauen Augen, dahinter lag mehr verborgen als nur Demut und Untergebenheit. Sie hatte das Gefühl, das Cimon sein wahres Wesen verbarg, aus Angst, dass man ihm diese letzte Zuflucht auch noch nehmen konnte. Sie wusste nicht, was sie sich davon versprach so mit ihm zusammen zu setzen. Aber sie hatte irgendwie das tiefe Bedürfnis ihm nahe zu sein. Sie musste an seinen von Narben übersäten Körper denken, an die Qualen die man ihm zugefügt hatte.


    Cimon brachte den Tisch und sie stellte das Tablett darauf ab. Das er sie als meine Herrin bezeichnet hatte, hinterließ in ihr ein warmes Gefühl. Damit sie nicht einen Fehler aus Leichtsinnigkeit beging, legte sie ihre Hände in den Schoss, brav gefaltet.
    „Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?“

    Sie wusste das Cimon sie nicht absichtlich erschrocken hatte. Er wollte nur zuvorkommend sein und sich nach ihren Wünschen erkundigen. Sie musste kichern, als er meinte, er würde das Glöckchen tragen, wenn sie ihm eines schenkte. Nur glaubte sie, das Titus es nicht so lustig finden würde, wenn sein Sklave auf Schritt und Tritt leise vor sich hin bimmelte. Lustig war es dennoch. Noch ehe sie auf ihren Scherz weiter eingehen konnte, war Cimon dann auch schon ihren Blicken entschwunden und eilte wohl Richtung Küche um ihre Wünsche zu erfüllen. Kurz war sie allein, allein mit ihren Gedanken und in dem leerem Garten. Eigentlich hatte sie ihm noch sagen wollen, dass er nicht sofort los laufen brauchte. Mit nachdenklichem Blick sah sie ihm nach. Ausnahmsweise war da einmal nicht die Verwirrung, sondern ein anderes Gefühl, ganz zart und zerbrechlich. Leise seufzte sie und schüttelte es ab, denn sie wusste es nicht zu bezeichnen. Wieder kam ihr ihr Traum in den Sinn, sie konnte sich erinnern, das Meer betrachtet zu haben. Grau und wild und irgendwie unerreichbar. Was war das nur? Doch noch ehe sie sich damit auseinander setzten konnte, kehrte Cimon auch schon wieder zurück. Er setzte sich neben sie und hielt ihr das Tablett hin. Kurz ließ sie ihren Blick durch den Garten schweifen und entdeckte ein niedriges Tischen bei einer anderen Bank. Kurzerhand nahm sie ihm das Tablett ab, dabei berührten ihre Hände seine. Ganz kurz. Zurück blieb ein prickeln. „Hol doch den Tisch herüber. Du musst dir nicht solche Umstände machen“, meinte sie und wunderte sich über sich selbst. Verdammt noch mal er war ein Sklave und sie behandelte ihn wie einen Gleichgestellten und wie mehr. Aber sie konnte nicht anders. Irgendwas in ihr sorgte dafür, dass sie sich ihm gegenüber nicht herablassend benahm, sondern ihn wie einen Freund sah. Doch das prickeln in ihren Fingerspitzen, welches ihr sogar einen kleinen Schauer über den Körper jagte, deutete an, dass da etwas war, was sie lieber nicht dulden sollte.

    Während sie so ihr Beet betrachtete und überlegte, ob es sich lohnte Rosen zu züchten, drängten sich ihr ganz andere Bilder auf. Bilder die sie versuchte zu ignorieren, zu verdrängen und dann doch willkommen hieß. Cimon, wie er da stand, ohne Hemd, in diesem kleinen Waldstück, nachdem sie ihr unfreiwilliges Bad genommen hatte. Wie er sie mit Leichtigkeit einfach hoch hob. Obwohl sie in diesem Moment reichlich neben sich gestanden hatte, wusste sie immer noch, wie es sich angefühlt hatte. Ganz leicht schüttelte sie den Kopf, verscheuchte die Bilder, welche sie so sehr durcheinander brachten.
    Kurz verglich sie diese merkwürdigen Gefühle, mit der Schwärmerei für einen der Stallburschen im heimatlichen Terentum. Das war was anderes gewesen, stellte sie zu ihrer Überraschung fest. Was wohl daran lag, dass sie und Narcissa als begehrte Trophäe gegolten hatten und er versucht hatte eine von den Zwillingen in sein Bett zu locken, in dem er sie umgarnte und ihnen schmeichelte. Ihre Mutter hatte dem Ganzen dann ein Ende bereitet, als sie merkte, dass die Tugend ihrer Töchter in Gefahr war.
    Irgendwie war es aber mit Cimon anders, er war nicht aufdringlich oder hatte Hintergedanken, er war einfach… da. Leise seufzte sie und schürzte kurz die geschwungenen Lippen. Erschrocken zuckte sie zusammen, als dann Cimon hinter ihr auftauchte. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie nicht mehr allein war. Wo war er denn her gekommen, oder war er nur ein Trugbild ihrer Fantasie. Nein, das war er nicht, er stand leibhaftig vor ihr, den Blick gesenkt. Schließlich musste sie über sich selbst lachen.


    „Salve Cimon“, lächelte sie, über sich selbst amüsiert. „Seit wann schleichst du dich so an? Du hast mich erschreckt“, sagte sie, aber man hörte dass sie ganz und gar nicht wütend war oder verärgert. Sondern es mit Humor nahm. „Ich sollte dir ein Glöckchen um den Hals hängen, damit du dich in Zukunft nicht so anschleichen kannst“, scherzte sie. Warum nur verglich sie den Nubier in Gedanken mit einer großen geschmeidigen Katze? Und sie das arme kleine Vögelchen, welches er sich als Beute ausgesucht hatte? Sie war ja vielleicht albern. Kurz musterte sie ihn und stellte zu ihrer Freude fest, dass er das Tuch trug, das sie ihm geschenkt hatte.
    Ob er ihr etwas bringen konnte? „Saft und etwas Gebäck“, sagte sie dann. „Und wenn du magst, darfst du dich gern zu mir setzen!“

    Sonnenstrahlen,
    die den Winter vertreiben
    mit ihrem Licht
    die Farben des Frühlings
    zum Leuchten bringen
    öffne die Augen
    für das Leben
    für die Liebe
    für den Frühling in Dir

    [SIZE=7]Engelbert Schinkel[/SIZE]


    Neuerdings wurde sie nachts von merkwürdigen Träumen heimgesucht, deren Bedeutung sich ihr nicht eröffnete. Sie waren verwirrend und sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, was sie geträumt hatte, nur dass sie geträumt hatte. Sehnsucht spielte eine große Rolle, doch konnte sie nicht sagen, wonach sie sich sehnte. Um den Grübeleien endlich ein Ende zu bereiten, war sie in den Garten hinaus gegangen. Herrlicher Sonnenschein hieß sie willkommen. Anscheinend war der Winter vorbei, denn sie konnte die ersten kleinen Knospen erblicken und auch der Wind war nicht mehr so eisig. Sie streckte die Nase in den Wind und genoss die Wärme auf der Haut.
    „Domina“, erklang es hinter ihr. Lysandra eilte ihr hinter und reichte ihr eine warme pala. „Noch ist der Sommer nicht da! Nicht das du dich erkältest!“ sagte sie ermahnend. Sie seufzte und verkniff sich den Kommentar, dass sie sich wohl schon nicht erkälten wird. Schließlich hatte sie das Bad im eiskalten Bach unbeschadet überstanden, aber davon wusste die Sklavin nichts. Sonst hätte diese wohl vollkommen schockiert sich den armen Cimon zur Brust genommen und anschließend ihrer Mutter geschrieben und ihr erklärt, dass Rom nichts für sie war. Das galt es zu verhindern. Mit einem entnervten Blick nahm sie den wärmenden Stoff entgegen und legte ihn dann einfach auf eine Bank. Ehe die Sklavin protestieren konnte, setzte sie sich auf den Stoff und grinste frech.
    „Das ist unvernünftig“, klagte Lysandra und Flora grinste breit. „Mir geht es gut“, sagte sie mit leisem Nachdruck in der Stimme. „Du musst dich nicht aufführen wie eine Glucke!“ sagte sie. Lysandra schnappte beleidigt nach Luft, warf den Kopf in die Höhe und marschierte dann ins Haus. Erleichtert sah Flora ihr nach und schüttelte den Kopf. Manchmal führte sich die Sklavin auf wie ihre Mutter. Das war diese zum teil auch, hatte sie sich ja seit ihrer Geburt um sie gekümmert, dennoch ging ihr diese Fürsorge auf die Nerven. Da sie nun erst einmal allein war, ging sie zu ihrem Beet hinüber, dass sie erobert hatte und betrachtete mit kritischem Blick die frische Erde. Es würden wohl noch ein zwei Wochen vergehen, ehe auch hier sich die ersten Blüten zeigten.

    Ich träume jede Nacht.
    Jede Nacht derselbe Traum.
    Meine Gedanken kreisen,
    und ich träume und denke
    den ganzen Tag.
    Alles nur um festzustellen,
    dass meine Träume reine Illusionen sind.
    Illusionen, die vertrocknen wie Tränen,
    die irgendwann untergehen,
    in den Fluss meiner Träume.


    Sie stand auf Klippen, der Wind spielte an ihrem weißen Kleid und an ihren wilden Locken. Lockte sie und flüsterte ihr leise Versprechungen ins Ohr und weckte eine tiefe Sehnsucht. Weit unter ihr brandete das Meer gegen schroffe graue Felsen. Es war grau mit weißen Gischtkronen, wild und ungezähmt und gleichzeitig so unendlich traurig. Es erstreckte sich bis zum Horizont, füllte die Welt aus. Fern und nah zu gleich. Der Anblick des Meeres schnürte ihr die Kehle zu, sie spürte salzige Tränen auf ihren Wangen. Sie stand da, wie eine Statue, erfüllt von einer Sehnsucht die sie nicht bestimmen konnte. Warum? fragte sie sich und kannte doch nicht die Antwort. Sie wollte sich fallen lassen, dem drängendem Gefühl der Sehnsucht nachgeben und doch blieb sie wo sie war und starrte mit verschwommenem Blick auf die tanzenden Wellen. Nur langsam konnte sie ihren Blick heben und zum Himmel sehen. Wolken bleischwer türmten sich über ihr auf. Ganz sanft legte sich eine warme Hand auf ihre Schulter. Sie folgte der Bewegung und schmiegte sich an den vertraute Körper.
    „Du solltest hier nicht stehen... der Sturm wird bald herein brechen!“ „Ich weiß“, murmelte sie und konnte dennoch den Blick nicht abwenden. Die Sehnsucht war verschwunden, war dem Gefühl von Geborgenheit gewichen. Schweigend blieb sie stehen. „Ich liebe dich“, hauchte eine tiefe Stimme in den Wind. Nun gelang es ihr den Blick zu lösen, sie hob den Kopf und sah in tiefe graue Augen. Sie waren wie das Meer...


    Schwer lag die Nacht über Rom. In ihrem Zimmer drehte sich Flora unruhig in ihrem Bett herum. Seufzte einmal tief und glitt tiefer hinein in ihre Träume. Es heißt Träume spiegeln die Wahrheit wieder, zeigten die Dinge die man nicht sah, oder sehen wollte. Doch würde sie sich am Morgen nicht mehr daran erinnern. Nur das Gefühl der Sehnsucht würde dann wieder da sein und die Verwirrung....

    Leicht zuckte sie ratlos die Schultern, sie hatte keine Ahnung, warum Septima so abseits stand. Doch darüber konnte sie nicht weiter nachdenken, denn in diesem Augenblick wurden sie erkannt. Zunächst zeichnete sich Verwirrung auf ihren hübschen zarten Zügen ab, doch dann zeigte sie ein wunderbares Strahlen und ein herzliches Lächeln. „Du meine Güte“, murmelte sie und fand sich dann einen Augenblick später in einer herzlichen Umarmung wieder. „Das ist aber wirklich lang her, Publius!“ lächelte sie und konnte endlich sein Gesicht zuordnen. Irgendwie war es ihr peinlich das sie einen ihrer engsten Verwandten nicht erkannt hatte. Während Narcissa nun ein wenig von ihrer doch recht unbefangenen Seite zeigte, wurde sie etwas zurück haltender. Aufmerksam folgte sie dem Gespräch.


    In diesem Moment kam dann auch Septima dazu. „Salve!“ grüßte sie diese, herzlicher wie es ihre Schwester tat.

    Sie musste lachen, laut klar und befreiend. Dieses Lachen löste in ihr den letzten Rest der Anspannung und verscheuchte die verwirrenden Gedanken und Gefühle. Endlich, es fühlte sich wieder so an, als sei sie selbst und würde nicht als Beobachterin neben sich stehen und ihr Verhalten verwundert betrachten. Es tat gut und sie konnte das koboldhafte Grinsen nicht verstecken. „Mit uns war es noch nie langweilig“, stellte sie dann richtig und war froh zu ihrer älteren Schwester gegangen zu sein. Wahrscheinlich hatte sie sich einfach nur Unwohl gefühlt nach ihrem Ausflug, ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie patschnass geworden war und Cimon mehr oder weniger in Schwierigkeiten. Denn wäre ihr kleiner Unfall von jemandem entdeckt worden, dann hätte es jede Menge Ärger gegeben.


    „Mhm... ich weiß nicht. Vermutlich nur das Beste. Er würde niemals schlecht über uns reden oder über die Familie. Aber ich denke wir werden uns ein eigenes Bild machen müssen...“ Auch sie sah von einem Besuch der Villa Tiberia ab. Es gehörte sich nicht, da einfach anzuklopfen und eine wild fremde Frau zu verlangen. Selbst wenn sie die Verlobte ihres Bruders war. Wenn dann sollte alles seinen richtigen Gang haben. Manius sollte ihnen Arvinia vorstellen. Hoffentlich war es bald, sie war neugierig und wollte die Frau endlich kennen lernen. Dann würde sie das Gefühl haben Anteil an dem Leben ihres Bruders zu haben, derzeit kam sei sich etwas außen vor vor. Bisher hatte er wenig Zeit gehabt für seine Schwester und wirklich kennen gelernt hatten sie noch nicht. Doch seine Verpflichtungen gingen vor, sie würde sich gedulden. In dieser Hinsicht hatte ihre Mutter gute Arbeit geleistet bei der Erziehung ihrer Töchter. Trotz aller Schwächen konnten sie vorbildliche junge Aurelia sein: Zurückhaltend, höflich, still. Tugenden die Männer angeblich sich bei einer Frau wünschten. Das es nicht immer so war, glaubte sie zu wissen.


    Wie eine dunkle Wolke schoben sich die Vorwürfe über ihr Herz und sie musste trocken Schlucken. Sie wusste es doch. Das alles. Es war ein Fehler gewesen. Sie Leichtsinnig und Dumm. Entschlossen zuckte sie mit den Schultern. „Schon gut. Du hast ja recht“, seufzte sie und ließ sich streicheln. „Du machst dir doch nur Sorgen!“ Zustimmend nickte sie, als Narcissa meinte Cimon hätte gut auf sie aufgepasst. „Ich glaube für unsere Ausflüge ist er der beste Begleiter... er ist da, aber nicht aufdringlich und sehr nett.“ Wieder hatte sie das ild vor Augen, wie er halb bekleidet vor ihr stand. Wie seine dunkle Haut sich über starke Muskeln spannte.

    Oh ihr Götter, was mache ich hier? fragte sie sich in einer Mischung aus Verwirrung, Sehnsucht, Unsicherheit, Angst vor den eigenen Gefühlen und auch Verzweiflung. Das was hier geschah durfte nicht sein. Niemals! Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie musste hier fort und doch konnte sie nicht. Flora blieb wo sie war, den Blick fest auf den Boden gerichtet. So konnte sie nicht seine Sehnsucht sehen. Nicht mitbekommen, dass er sie am liebsten zurück in seine Arme gezogen hätte. nein! Nein! NEIN! redete sie sich beständig ein. Sie schluckte trocken. Mit Mühe konnte sie eine Maske der Beherrschung aufsetzen und den Blick heben.


    „Gute Nacht, Cimon“, sagte sie leise flüsternd. Nicht mehr als ein Säuseln im Wind. Dann lief sie davon, mitten hinein in die Nacht. Flüchtete vor sich selbst und den Dingen die sie nicht beeinflussen konnte. Durch den Garten, durch die Gänge der Villa, hinein in ihr Zimmer, wo sie die Tür hinter sich schloss und daran langsam hinab sank. Gänzlich verzweifelt und verwirrt bleib sie dort sitzen und starrte mit leerem Blick an die Wand. Irgendwann versteckte sie sich dann in ihrem Bett unter der Decke und fiel in einen unruhigen Schlaf.

    „Ich glaub kaum dass es eine Strafe ist. Eher so etwas wie eine Gabe… nur wozu sie nützlich sein soll, wird mir nicht ersichtlich“, grinste sie. „Wir waren immer brav“, protestierte sie dann scherzend. „Wir sind nur etwas tollpatschig!“ fügte sie hinzu. „Das ist etwas vollkommen anderes!“ fügte sie dann etwas vehementer zu ehe sie lachte. Irgendetwas hatten sich die Götter dabei gedacht, als sie diese beiden quirligen Schwestern schufen. Ihre Mutter hatte es nicht wirklich leicht mit ihnen gehabt, aber sie umso mehr geliebt.


    So oft hatten sie über dieses Thema schon geredet. Es war so leicht gewesen, einfach ein Pferd zu satteln und davon zu reiten. Ohne zurück zu Blicken. In eine andere Zukunft, die von Selbstbestimmung kündete. Doch was war sie schon, wenn sie vor dem flüchtete, was man von ihr erwartete, zwar Frei, aber einsam und Schutzlos. Sie hatten nie gelernt sich zu verteidigen, waren auf den Schutz anderer angewiesen. Der Name Aurelia bot keinen Schutz, wenn man in die Hände von wilden Straßenräubern geriet. Sie seufzte. Im Grunde gab es keine Fluchtmöglichkeit, höchstens in die eigene Welt. Die Welt der jungen Frauen war eben eingeschränkt, noch viele Generationen Frauen würde neidisch auf ihre Brüder und Männer, Väter und Onkel sehen, welche die Freiheit besaßen, selbst zu entscheiden.
    „Mhm… ich weiß nicht. Ich würde sie sehr gern kennen lernen. So bald wie möglich… aber auf der anderen Seite ist es Manius Aufgabe sie uns vorzustellen.“ Nachdenklich richtete sie ihren Blick auf die Wand. Was war aufdringlich, was war Höflichkeit, oftmals verschwammen die Grenzen dieser beiden Dinge.


    Narcissa fand es natürlich komisch, dass sie in den Bach gestürzt war. Und war typisch sie, sowas passierte immer ihr. Sie war für die Stürze zuständig, während Narcissa immer in den unmöglichsten Momenten rein platzte. „Mir geht’s doch gut!“ verteidigte sie sich. „Ich bin weder erkältet sonst irgendwie krank. Ich bin nur nass geworden!“ Sie klang wie ein schmollendes Kind. Und dann folgten die Vorwürfe. Sie zog den Kopf ein. Nun klang Narcissa ganz wie ihre Mutter.

    Was zum Henker tust du hier? fragte die kleine Stimme die sich Gewissen und Anstand nannte.Mutter würde dich einsperren, wenn sie dich so sähe und Cimon auspeitschen!Sie ist aber nicht hier! mischte sich eine zweites Stimmchen ein. Sie verkörperte die Sehnsüchte, das Drängen und all die Gefühle, die sie versuchte in einen kleinen Käfig zu sperren. Sie ist in Terentum. Sie kann dich nicht kontrollieren und auch sonst seid ihr Beide gerade allein! Allein, dieses Wort hätte sie wohl mit den Lippen nachgeformt, wenn sich nicht wieder der Anstand gemeldet hätte. Er ist ein Sklave und du eine Aurelia! das war schon fast ein Vernichtungsschlag, denn die Stimme ähnelte immer mehr der ihrer Mutter. Na und? Etwas Spaß ist jedem erlaubt! Aurelia! sagte der Anstand nachdrücklich, bissig. Das Streigespräch nahm sehr merkwürdige Formen an… Sie machte noch einen Schritt zurück und stieß mit der Ferse gegen den Eimer. Ehe sie stürzen konnte, hatte Cimon sie wieder an sich gezogen, hielt fest, aus Angst dass sie sich verletzten konnte. Flora war perplex, die Stimmen waren verstummt. Sie erstarrte, die Welt erstarrte, die Zeit blieb stehen. Ihr Herz flatterte und sie war gefangen von seinem Blick. Ein Herzschlag, noch ein zweiter… und der Anstand meldete sich zurück zu Wort. Wirst du wohl wieder auf Abstand gehen, wie es sich gehört? Sofort!!


    Irgendwie brachte sie ein etwas mühsam wirkendes Lächeln zu stande. Ganz sanft und vorsichtig befreite sie sich aus seinem Griff und seinem Blick. „Danke Cimon!“ sagte sie und vermied es in seine Augen zu sehen. Zu gefährlich, war es was sie darin erblickte. Es war wohl das Beste, wenn sie jetzt ging, ehe etwas geschah, das sie bereuen würde. Ehe sie womöglich einen großen Fehler machte oder die Kontrolle verlor.
    „Ich sollte zu Bett gehen“, sagte sie und doch blieb sie wie angewurzelt stehen.

    Kurz runzelte sie die Stirn, als Septima den Gruß nicht erwiderte und Narcissa hatte die Tiberia anscheinend nicht gesehen und warf ihr stattdessen einen leicht grimmigen Blick zu. Verdutzt sha sie ihre Schwester an, was hatte sie denn nun schon wieder falsch gemacht. Erst als sie merkte, dass ihre Schwester Cimon mit einem ziemlich finsteren Blick bedachte, ahnte sie, dass Narcissa glaubte, sie hätte ihm zu gewunken. „Da hinten ist Septima“, raunte sie ihrer Schwester zu um das Missverständnis sogleich aus dem Weg zu räumen. „Hinter dem großen Germanen“, fügte sie dann hinzu. Sie ließ ihren Blick wieder zurück zur Bühne gleiten und versuchte Cimon vollständig aus ihren Gedanken zu blicken.
    Bei den nächsten Worten ihrer Schwester horchte sie auf, Lysandra war tatsächlich oftmals überfordert. Besonders dann, wenn sie sich um Beide gleichzeitig kümmern musste. Oft genug halfen sich zwar die Zwillinge unter einander, aber das war kein adäquater Ersatz für eine geschickte Sklavin. Sie nickte zustimmend zu den Worten ihrer Schwester, konnte aber einen merkwürdigen Blick der eigenen Leibsklavin auffangen. Diese war doch nicht etwa eifersüchtig???

    Sie kicherte. „Nicht unbedingt unbeweglich wie ein Berg, aber durch aus Stur und mit einem Dickkopf ausgestattet“, erklärte sie lachend. „Natürlich würden wir ihn vorher fragen und uns nach ihm richten!“ erklärte sie, wobei sie schon jetzt wusste, dass sie Narcissa von ihrer Idee begeistern würde und dann würden sie gemeinsam mit ihr ihren Bruder schon zu überzeugen wissen. Aber das verriet sie nicht, das war eines der gut gehüteten Zwillingsgeheimnisse.


    Als Titus vom Schnee erzählte macht sie große Augen. „Geht man bei so viel Schnee überhaupt noch vor die Tür? Ich würde mich im Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen“, erklärte sie grinsend.

    Da sie sich auf ihre Stute konzentrierte sah sie nicht, wie er die Augen schloss und sich ihre Nähe bewusst machte. Das er ihren Duft nach Lavendel und Minze einzog und dass er sie berühren wollte, ihr nah sein wollte. Sie hatte selbst mit ihren Gefühlen zu kämpfen, weigerte sich daran zu denken, wie verwirrend und vertraut seine Nähe für sie war. Ihr Gespräch war so gar nicht wichtig... nur dass sie hier standen. Nur sie Beide... Sie schalt sich eine Närrin und doch wollte es nicht helfen, den Tumult der Gefühle zu unterdrücken. Das darf nicht sein. Niemals! Und auch diese Worte wollten nicht helfen. Sie weckten nur Sehnsüchte. Gefährliche Sehnsüchte.


    „In manchen Dingen beneide ich die Pferde. Sie wissen nicht was Verpflichtungen sind. Für sie zählt nur ein warmer Stall, eine große Weide und der Wind...“, sagte sie leise. Sie wusste nicht warum sie es ihm erzählte, nur dass sie es ihm erzählen wollte. Ihm ging es wohl ähnlich.


    Als sie gegen ihn stolperte, fing er sie automatisch auf, zog sie an sich und sie konnte nicht anders, als sich an ihn an zu schmiegen. Sie wollte seine Wäre spüren, seine Nähe genießen und da war wieder dieses verräterische mehr. Stärker und drängender. Nun musste sie ihm doch in die Augen sehen, konnte nicht länger den grauen Augen ausweichen. Zögernd löste sie sich vor ihm und schüttelte wie im Traum den Kopf.


    „Schon gut. Das konntest du nicht vorhersehen...“, sagte sie leise. Sie waren sich zu nahe, gefährlich nahe. Etwas zu hektisch brachte sie einen Schritt Abstand zwischen sie.

    Sie ist so berauschend schö…, war sie gemeint? Nein, das konnte nicht sein. Er meinte Nada oder eine Sklavin oder jemand anderes, aber nicht si selbst. Sie konnte und wollte diesen Gedanken nicht zulassen. Er barg so viel Gefahr. Die Schwache Mauer aus Selbstbeherrschung, welche sie zum Schutz ihres eigenen zerbrechlichen Herzens aufgebaut hatte, zerbröckelte. Stück für Stück. Winzige Risse durchzogen den Schutzwall und würden bei einem Wort einer Geste zum Einsturz dieses fragilen Schutzes führen. Noch ein Stück tiefer zog sie sich in sich selbst zurück, mied seinen Blick und streichelte dafür ihre Stute.


    Nenn mich nicht Herrin, schrie es in ihr. Er sollte sie Flora nennen. Das klang vertrauter. Aber er durfte nicht. Egal wie sehr sie sich danach verzehrte.


    „Schade, dass es Arbo nicht besser geht. Er sollte vorerst nicht raus, sonst könnte es schlimmer werden!“ Pferde waren ein sicheres Thema. Unverfänglich und bot Schutz vor den gefährlichen Gedanken. Nur um sich selbst zu beschäftigten begann sie das Fell von Nada zu Bürsten. Mit langen geraden strichen.
    Endlich sagte er ihren Namen. Ein Zittern durchlief ihren Körper, teils aus Anspannung, teils aus Freude und doch durfte er es nicht.


    „Nada geht es gut. Sie vermisst nur die Weiden in Terentum. Dort hatte sie mehr platz gehabt!“ Immer noch wich sie aus, seinen Augen, seiner Nähe. Nicht mehr wie eine Armeslänge trennte sie.
    Nada senkte den Kopf und schnupperte an ihrer Kleidung, in der Hoffnung dass sie noch einen Apfel vor ihr versteckt hielt. Dabei stupste die Stute sie etwas kräftiger an und sie machte einen Schritt zur Seite, direkt gegen Cimon…

    Was tat sie nur hier. Sie musste sich bemerkbar machen, denn sonst würde sie wohl Dinge zu hören bekamen, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren und gleichzeitig sehnte sie sich danach. Das er mehr sagte. Sie gefällt mir, in diesem Moment wünschte sie sich, dass er von ihr sprach. Nur von ihr. Aber das war nicht richtig. Er war ein Sklave! Sie eine Herrin! Das durfte nicht sein. Niemals! Dieser kleine Kampf zerriss ihr schon fast das Herz. Sie benahm sich wie eine Närrin. Sie sollte fortlaufen und besser in dem Glauben Leben, dass er von jemandem anderen sprach. Von einer Sklavin, am besten ebenso schwarz wie Ebenholz wie er. Das wäre besser. Für sie Beide. Sie bildete es sich nur ein. Erschrocken über diesen Kampf der Gefühle erstarrte sie vollkommen. Was tat sie hier? Woher kamen diese Gedanken und Gefühle? So fremd und doch vertraut…. Sie schluckte. Sie sollte gehen. JETZT! Doch sie blieb, wie versteinert. Sie senkte den Blick, betrachtete ihre Sandallen und das Stroh unter ihren Füßen. Ein Herzschlag verging. Noch ein zweiter. Immer noch rührte sie sich nicht. Machte sich weder bemerkbar, noch entschwand sie in die junge Nacht… Oh, ihr Götter! Ihr seid grausam! Sie biss sich auf die Lippen und strafte sich innerlich. Da sie bleiben wollte, sollte sie sich bemerkbar machen und ihm nicht zeigen, dass sie ihn belauscht hatte. Lieber so tun, als sein nichts geschehen. Selbst wenn du leidest mein Kind, darfst du es niemals zeigen. Eine römische Frau trägt den Kopf Stolz erhoben und nimmt das Schicksal so wie es kommt. Wir können eh nichts daran ändern. Eine Weisheit ihrer Mutter die sie sich nun zu Herzen nahm. Flora verdrängte die tosenden Gefühle, den Sturm der Emotionen und trat dann entschlossen einen Schritt vor.


    „Guten Abend Cimon“, sagte sie freundlich, aber etwas kühl. Distanziert, weil sie schon zu viel zugelassen hat. „Geht es Arbo besser?“ fragte sie und klang unbeschwert. Sie nahm einen Apfel aus der Kiste und hielt ihn Nada zur Begrüßung unter die Nase. Sacht streichelte sie über das samtweiche Fell. „Hat Titus schon gesagt, wann er Arbo aufs Land bringen lässt?“ fragte sie dann, das Gesicht leicht abgewandt, damit er nicht die verräterischen Gefühle erkennen konnte. Nada stupste sie an, wollte noch einen Apfel. „Einer reicht, meine Schöne!“ ermahnte sie das Tier leise. Mit etwas Glück würde er sie mit Narcissa verwechseln... aber das wollte sie nicht. Er sollte sie sehen und nicht Narcissa.

    Nada begrüßte sie, als diese sie witterte und dann auch entdeckte. Leicht Vorwurfsvoll, da sie nicht sofort zu ihr eilte und sie mit Streicheleinheiten oder Äpfeln oder anderen leckeren Dingen verwöhnte, sondern wie angewurzelt an Ort und Stelle stand. Ihr Blick ruhte noch immer auf Cimon. Sie konnte nicht anders, sie wollte einfach nur da stehen und ihn beobachten. Sehen wie er war, wenn er einmal er selbst sein konnte. Keine Verpflichtung, keine Sorgen er könnte sich falsch verhalten. Eigentlich war das nicht Recht, sich auf diese Weise einen Blick auf den wahren Cimon zu erhaschen. Aber sie konnte nicht anders, sie musste aus unerfindlichen Gründen hier stehen und ihn beobachten.


    Ein leises Lächeln legte sich auf ihre Züge, als sie zuhörte, wie er mit Arvo sprach. Anscheinend vertraute auch er dem Pferd seine Sorgen an, so wie sie es bei Nada tat. Einfach weil von dem Tier ein Verständnis ausging, dass den Menschen oftmals fehlte. Ruhe und Kraft… Etwas das sie auch in ihm sehen konnte und ein kleiner Teil sehnte sich danach. Jeden Tag ein wenig mehr. Eigentlich hatte sie ihm aus dem Weg gehen wollen, aber zwangsläufig lief man sich dann doch über den Weg. Die Villa war eben nicht so groß. Jedenfalls dann nicht, wenn man jemandem ausweichen wollte.


    Lautlos lehnte sie ihren Kopf gegen die Tür und beobachtete ihn schweigend, sogar ein wenig Sehnsüchtig. Ihr stockte der Atem als er weitersprach. Sie biss sich auf die Lippen, sie belauschte ihn, das war ja nun wirklich nicht fair. Doch sie wusste nicht, wie sie sich bemerkbar machen sollte… Außerdem wollte sie mehr wissen. Was meinte er?